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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger siir die Ortschaiten Breinig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und UNgegenL. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vtxteljührlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Roten in« Haus 1 Marl 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltsne Korpuszeils 10 Pfg., sowie Bestellungen auf dr« All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser, sämtlichen Zeitungrboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebersinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */»11 Uhr einzusendon. Schrist!eiir:ng, Nruck unö Verlag von N. SlHuvig, Breinig. 1«. Jahrgang Sonnabend den !ü. März 1906. Ar. 20. LertltckeS und EäckklscheS Bretnig. Au« hiesigem Orte gelangten am Mittwoch 37Militärpflichtige zur Gestellung, von denen 6 für tauglich befunden, 4 der Ersatzrcserve und 3 dem Landsturm zuge wiesen, sowie die übrigen 24 auf 1 Jahr zurückgestellt wurden. Bretnig. Der Meißner Hochland Turn gau halt morgen Sonntag in Schmölln seinen diesjährigen Gautag ab Pulsnitz. Einem bedauerlichen Un glücksfalle ist am Montag abend gegen halb acht Uhr hier ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der 38jährige Schneidermeister Schafer aus Großröhrsdorf benutzte von Oberlichtenau tue Omnibus-Fahrpost Königs brück Pulsnitz. Da dieselbe besetzt war, nahm Schäfer neben dem Kutscher Platz. Am Endziele — der hiesigen Post — ange. kommen, stürzte Genannter beim Absteigen vom Kutscherplatze so unglücklich auf die Bordkante des Fußweges, daß er bewußtlos liegen blieb. Er hatte sich dabei am Kopfe nur eine unbedeutende, nicht blutende Wunde Mgerogen und wurde darauf von Mitgliedern der Sanitätskolonne in das hiesige Kranken- hau» gebracht. Ohne jedoch das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, ist der Beklagens werte an den Folgen einer Gehirnerschütter ung in der folgenden Nacht verstorben Schäfer war verheiratet, aber kinderlos. Königsbrück. Die reitende Abteilung de» 12. Feldartillerie-Regiments begeht am l. Mai ihr hundertjähriges Bestehen. An meldungen zur Teilnahme werden bis späte testen» 1. April erbeten. Bischofswerda, 7. März. In dem früher Ranstschen Steinbruch aus dem Gold dacher Berge verunglückte heute vormittag ber 19 Jahre alte Steinarbeiter Hartmann aus Rammenau dadurch, daß derselbe zwischen die Puffer zweier Lowrys kam und dadurch eine Quetschung der rechten Schulter erlitt. Der Verletzte wurde nach dem hiesigen Stadt krankenhause überführt. — Der Stadt Bautzen ist ihr Kavallerie- Regiment nunmehr sicher. Infolge einer ge wißen Beunruhigung, welche m dieser Frage in letzter Zeit in der dasigen Bürgerschaft platzgegriffen, hat Herr Landtag»abgeordueter Hartmann Se. Exzellenz ben Herrn Kriegs minister über die Angelegenheit persönlich interpelliert und darüber mündlich und schrifl lich nachstehenden Bescheid erhalten: Die Ab sichten der Militärverwaltung hinsichtlich der Garnuonieruug ein-s Kavallerie-Regiments m Bautzen haben sich in keiner Weise geän dert. Das Regiment soll am 1. Oktober ^lO in Bautzen aufgestellt werden. Sofern gesetzgebenden Körperschaften des Reiches Mitt.l für die Errichtung Acs bereits veranschlagten Kavalleue-Kasernements be willigen, was wohl erhofft werden darf, sollen bie Bauten mit Beginn des Rechnungsjahres 1906, d. i. am 1. April d. I., ausgenommen und bis zur Formierung de« Regiments zu Ende geführt werden. Zittau Der Spar-- und Vorschußver ein der Zittauer Volksschullehrrr beschloß ein stimmig eine anläßlich der Unterschlagungen dec Kassierers zugunsten dieses Verein» ver anstaltete Sammlung abzulehnen unter be- souderxr Anerkennung de« Wohlwollens, das oer. Veclustträg-rn durch die veranstaltete Sammlung entgegengebracht worden ist. Auch eim: -r-b rordentliche Beihilfe aus der Stadt kasse wurde nicht gewünscht. — Eine Kindesaussetzung. In dem Restau rant „Stadt Bautzen" in Löbau zechten am Sonntag abend mehrere unbekannte Gäste und ließen beim Weggehen ein größeres Paket liegen, welches, nachdem es bemerkt worden, bei näherer Prüfung als Inhalt ein — lebendes Kind ergab. Die betreffenden Gäste konnten bisher nicht ermittelt werden. Möglicherweise verknüpfen vsrwandschaftliche Banke Findling und Wirt, dessen einer Sohn in Schlesien ein „Verhältnis" besitzen soll. Dresden. Wegen Zweikampfs mit tödlichen Waffen hatte sich vor dem Kriegs gericht der 3 Division Nr. 32 der 1872 zu Bautzen geborene GerichtSassessor und Leut nant der Landwehr 1. Aufgebots Karl Julius Oswald Heerklotz aus dem Landwehrbszir! Freiberg zu verantworten. Nach der Anklage hat Heerklotz am 4. November v. I. mit einem Studenten der Bergakademie in Frei berg unter Beobachtung der üblichen standes- mäßigen Formen ein Pistolenduell ausgesoch- ten, zu dessen Bedingung einmaliger Kugel wechsel gehörte. Ueber den Ausgang des Zweikampfes verlautet nichts. Der Ange klagte, der beim 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 (Bautzen) gedient hat, war geständig und führte als Ursache des Duells an, daß tags zuvor sein Gegner in einem Restaurant auf ihn zugekommen wäre und ihm Vorhalt ungen gemacht hätte wegen einiger angeblicher Aeußcrungen, die er über ihn getan haben sollte. Als der Angeklagte darauf fragte, was es für Bemerkungen gewesen sein sollten, wußte der Akademiker nichts anzugeben. Beim Verlassen des Lokals hat er dann aber von dem Studenten einen Schlag erhalten. Heerklotz hat darauf dis Ange- legenheit sofort dem Ehrenrate unterbreitet. Die nur wenige Minuten währende Ver» Handlung endete mit der Verurteilung des Angeklagten zu drei Monaten Festungshaft, der zulässigen Mindeststrafe, indem das Ge richt zur Begründung bemerkte, der Ange klagte habe sich als Offizier in einer gewissen Zwangslage befunden und zu dem Zweikampf nicht den geringsten Anlaß gegeben. — Bedeutungsvolle Worte waren es, welche jetzt anläßlich des Besuches Sr. Majestät des König» von Württemberg am sächsischen Hofe bei dem Galadiner im Residenzschlosse zu Dresden gewechselt wurden. Herzlich hieß König Friedrich August seinen hohen Gast willkommen und betonte alsdann, wie unge mein wichtig in diesen Tagen politisch hoher Erregung es fei, daß die deutschen Bundes- sürsten es beweisen und bestätigen, wie fest und treu ihre Freundschaft zu einander ist. Eins alte, aus blutgetränkten Schlachtfeldern begründete Waffenbrüderschaft, bei der die Namen Villiers und Champigny stets unver gessen bleiben, verbinde dis Armeen Sachsens und Württembergs. — Der König von Württemberg versicherte hierauf, vaß er mit wahrer Freuds und mit Glück die hochpatrioti schen Worte gehört Hube, die König Friedrich August an ihn richtete. Die innige, treue Bundesfreundschaft der deutschen Fürsten sei die festeste Bürgschaft -dafür, daß auch in schweren Zeiten, vor welchen uns Gott be wahren möge, immer ein fester Hort an den Thronen Deutschlands zu finden ist für rechte Sitte und Ordnung. In treuer Hingebung an das große deutsche Vaterland fühlen wir un« alle geeint. Weit über Sachsens Grenzen hinaus dürften diese Worte der beiden Mo narchen den freudigsten Widerhall finden. — Konkurs mit Ueberschußmasse. Nicht häufig dürfte es Vorkommen, daß nach Aus schüttung der Masse bei einem Konkurse auch noch für den Gemeinschuldner eine hübsche Summe abfällt. In dem in Freiberg soeben beendeten Konkurse über das Vermögen des Kaufmanns Hermann Heinrich Voigt betrug die Teilungsmasse 68 104,07 Mark, der 65 227,15 Mark Forderungen gegenüberstan den, sodaß dem Schuldner noch ein Massen überschuß von 2876,92 Mark zufällt. — Die Klage des früheren Polizeiinspek tors Schulze in Meißen gegen dis Stadt Meißen auf Gewährung von Pension wird demnächst das Oberverwaltungsgericht be schäftigen. Die Kreishauptmannschaft hatte auf Abweisung der Klage erkannt. Schulze betreibt jetzt in Dresden ein Detekiivbureau und hat angeblich bei der Flucht der Pciu- z ssin Louise von Koburg mitgewirkt. — Eine Kindesmörderin ist in Plauen auf eigentümliche Weise dazu veranlaßt worden, das Geständnis ihrer Schuld abzulegen. Ein vor ungefähr drei Jahren bei dem damaligen Vereinsgartenwirt Herrn Bach in Schleiz tätig gewesenes Dienstmädchen aus Markneu kirchen hat während ihrer Dienstzeit ein Kind geboren, es durch Ertränken in einem mit Wasser gefüllten Eimer getötet und hieraus unweit oes Schleizer Vereinsgartens einge- graben. Das betreffende, zuletzt in Plauen im Vogtlands aufhältlich gewesene Mädchen hat sich, dem Triebe der Mitglieder einer religiösen Sekte, welcher sie angehörte, fol gend, vor einigen Tagen in Schleiz dem Ge- richte gestellt und ein umfassendes Geständnis abgelegt. Am Sonnabend fanden nun Nach, grabungen an dem bezeichneten Orte statt, welche denn auch Knochenüberreste des Kindes zutage förderten. Die Täterin befindet sich in Gerichtsgewahrsam — Nicht geringe Bedeutung wird dem Entschluß der Fleischer Innung in Plauen im Vogtlands beigemessen, ihren großen Bedarf an Schlachtschweinen nicht mehr durch Ver mittelung der Zwischenhändler zu decken, sondern :m großen und direkt einzukaufen. Es wurde ofort genügendes Kapital hinterlegt und zwei Vertreter der Innung reisten nach Berlin, um den Massenankauf zu regeln. Veranlaßt wurde dar Vorgehen der Innung durch das Verlangen der Händler, daß die Fleische: vorn Montag ab das volle Lebendgewicht, ohne Abzug der Tara bezahlen und das Risiko ür alle Beanstandungen übernehmen sollen. — Ein altes Lehnsrecht steht den Grasen zu Wildenfels an dis Gemeinde Wildenfels zu. Die GsmeindeschmieSe ist seit Jahr hunderten verpflichtet, jährlich 13 Schock Spindnägel an die Grafen zu Wildenfels un entgeltlich zu liefern. Dies ist seit 183, unterblieben. Das Gräfl. Rentamt fordert dafür auf 70 Jahre je 3 Mack 25 Pfg. Er satz. Die Geineinde will nun seststellen lassen, ob die aus der Ritterzeit stammende Ver pflichtung noch zu Recht besteht. Den Grafe , von Wildenfels steht auch das Lehnrecht an den Gotteswald zu Lößnitz zu. Der Stabt rat zu Lößnitz muß seit Jahrhunderten, am Michaelistags vor Sonnenaufgang einen alten Silbergroschen als Lehusansrkrnnung dem Grafen von Wildenfels überreichen. — Eine Verstoßene. Was ein Mensch ausmhalten vermag, das zeigte sich am Sonn- tag früh m Oelsnitz i. V., als ein Hausbe» sitzer auf dem Oderboden seines Hauses eine Frauensperson in einen Winkel gekauert schlafend fand. ' Da« Mädchen, Laura Köhler mit Ramen, 26 Jahre alt und aus Mark neukirchen stammend, war am 24. Februar aus dem WaldHeimer Zuchthause nach Ver büßung von 1 Jahr 8 Monaten Strafe ent lassen worden und hatte sich, da ihr nirgends, nicht einmal bei ihren Eltern, Unterkunft gewährt wurde, am 27. Februar auf den er wähnten Hausboden geschlichen und hat sich dort volle hundert Stunden ohne jedwede Nahrung aufgehalten. — Gegen die Anstchtspostkartensteuer. Aus Leipzig, 6. März, schreibt man: Eine stark besuchte Versammlung der Leipziger Papier» und Schreibwarenhändler nahm eine Reso lution gegen die geplante Ansichtspostkarten besteuerung an, in der unter anderem darauf Hingeiviesen wird, daß das finanzielle Ergeb nis der Steuer sehr problematisch wäre, da die deutsche Reichöpost durch den Rückgang des Verkaufs der Ansichtspostkarten eine schwere Einbuße erleiden würde. — Die Landergrenze im Kochofen. In dem in der Amtshauptmannschaft Glauchau belegenen Dorfe Wickersdorf geht die Grenze mitten durch ein Haus und sogar durch den Ofen, so daß es öfters vorkommt, daß in der Kochmaschine der Kaffee im Altenburgischen uns die Kartoffeln daneben auf sächsischer Seite gekocht werden. In einem Nachbardorfe durchsqneidet die Grenze einen Kuhstall, so daß die Kühe, während sie auf sächsischem Gebiete stehen, ihr Futter im Altenburgischen zu sich nehmen. Die vergangene Zeit mit ihren vielen Privilegien und Rechten liefert noch viel mehr Komisches. So kamen früher in Waldsachsen, wenn dort die Schornsteine gefegt wurden, oft nicht weniger als fünf verschiedene Schornsteinfeger aus Altenburg, Schmölln, Meerane, Crimmitschau und Zwickau zusammen, um ihres Dienstes zu walten. — In einem Garten zu Bernsdorf wurden am Sonnabendabend die Leichen des Finanz« wachaufsehers Franz Fiala und der Gast wirtsgattin Agnes Winter aufgefunden. Die Toten wiesen Schußwunden aus, die ihnen scheinbar von einer dritten Person beigebracht worden sind. Bei den Leichen wurde kein« Schußwaffe vorgefunden. — Die Berufsfeuerwehr ist für Zwickau am vergangenen Sonnabend ins Leben ge» rufen worden. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Max Willy, S. des Arbeiter» Max Alwin Wsnot 256k. — Paul Willy, S. des Fabrikarbeiters August Paul Boden 132. Aufgebote: Kastellan Friedrich Otto Schilde in Dresden und Selma Aurelie verw. Nestler 77 b. — Maschinenschlosser Julius Friedrich Wilhelm Seelig in Kamenz und Anna Marie Thiele 82. — Hufschmied E-.ül Joseph Tiegel in Potschappel uno Hulda Meta Keyn 23. Eheschließungen: Kaufmann Johannes Georg Leopold Gebler 183 d mit Ida Emma M yer 87. — Maschinenschlosser Max Georg Neumann aus Dresden mit Hulda Marlha Schurig 103 b. Todesfälle: Jnvaiidenrentner Anton Ditt rich, Ehemann 295, 59 I. 8 M. 24 T. alt. — Altersrentnerin Karoline Wilhelmine verw. Prescher geb. Hennig 248 d, 74 I. 8 M. 3 T. alt. — Außerdem ein uneheliches Mädchen.