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4 Dkk Hosrat. <Fvnsey»ng.) Roman von I e a n B e r r d. sNachdr. verboicn.i Der Diener kehrte zurück, brachte fünf Gläser und ent. korkte den mitgebrachten Pommery, dann entfernte er sich schweigsam. Man nahm Platz an dem kleinen Tisch des Zim mers und stieß an; dann sagte Graf Edwin lachend: „Ihr Vertreter Marokkos bei cler llonferenz in Algeciras. Der alte Mohamed el Torres und Mohamed cl Molri. Ivohnt künf tig hier im unteren Stock in meinem Palais, und ich kämme zuweilen zu Euch her unter, rvenn Ihr Gesellschaft gebt, und im Som mer habt Ihr das Gut „Wa- rona", das Eleonorens Papa Euch gibt. Denn ein Hans müßt Ihr machen, das versteht sich." Dis Berührung dieser Gutsange legenheit verstimmte die Ex zellenz Mama: „Was das Gut be trifft, halte ich die Uebergabe nicht nötig; die jungen Leute brauchen doch kein großes Haus zu machen. Uebrigens ist es bekannt, daß uns dis Hypothek von Warona gekündigt ist. Die Rückzahlung der Hypothek verbietet sich von selbst, mithin muß das Gut Per kin rulMcber Stullent -Us Opfer <ter „fMvearzen S»näe". kaust tverden." „Muß nicht, ist zu schön, zu gut dazu," be- merkte Graf Vesan, „die Hypothek übernehme rch; Exzellenz ist mit mir schon einverstanden —" „Ich bitte aber, Onkel, wozu das alles? Wozu der Auf wand? Ich bin vorläufig uur Adjutant, also —" „Vorläufig ja, doch von morgen an bist Du Hofmarschall, ha, ha, freilich nur dem Titel nach, aber gleichviel —" Der Minister erhob sich zeremoniös und fragte ernst: „We. hat Ihnen das gesagt, Exzellenz? Was frage ich? Es kann's außer mir nur Hoheit wissen — und Prinz Albrecht Alexander. Der Prinz war sicher hier bei Ihnen!" „Also ist es wahr?" riefen Mutter und Tochter wie ans einem Munde. „Freilich, morgen steht die Ernennung in der Staats zeitung," bemerkte Gawindt ärgerlich. Am wenigsten begriff Ferdinand die Sache, die ihn so nahe anging und so völlig überraschte: „Soll denn jetzt schon ein Hofstaat gebildet werden?" „Möglich, aber nicht wahrscheinlich," brummte der Minister, „das Ganze ist eine Laune oder eine kluge Schiebung des Ba rons v. Eder. Aber haltet reinen Mund darüber, ich will nichts gesagt haben —" „Nein, Exzellenz," nahm Graf Edwin das Wort, „eine Schiebung des Barons ist weder diese noch seine eigene Er nennung. Der Baron ist kein Streber, sondern ein sehr un eigennütziger Freund der Weisheit und Wahrheit. Wenn er ein Streber wäre, könnte er heute Hostheater-Jntendant sein; er hat die Ehre abgelehnt —" „Der Baron, es mag ja sein, daß ich mich in ihm täusche, aber ich glaube, mein künftiger Schwiegersohn ist nur so schnell Hofmarschall geworden, damit die Ernenung des Barons nicht so auffällt —" „Ja, was ist denn dieser Baron geworden, lieber Papa?" „Hofrat im persönlichen Dienst und Sold des Prinzen Albrecht Alexander, Hoheit —" Lkineken »ls Minen Arbeiter in Süllakrika. „So, nun ja, Hoheit hatten schon in Berlin immer Heim lichkeiten mit dem Baron." „Das kann auch nur in H . . . päsfieren," lachte Graf Ed- Win, „daß man über so eine Beförderung selbst eine Verlobung vergißt. Also Prosit! Und nun ein Vorschlag! Wir begeben uns alle nach den: Festsaale zurück, unsere Abwesenheit fällt sonst zu sehr auf. Lassen wir uns nichts merken, daß wir etwas wissen, morgen mag dann H . . . doppelt erstaunen." „Das wird das beste sein," meinte der Minister schmollend, „es kommt bei dem Klatsch ohnehin nichts heraus." „Tanzt, Kinder," sagte Graf Edwin, „so viel Ihr Lust habt! Exzellenz Mama, darf ich meinen Arm anbieten?" „O, sehr gütig, also Sie wollen die Hypothek übernehmen? Nein, ich kann an so viel Glück noch gar nicht glauben." Der Minister ging hinter den beiden Paaren drein und brummte: „Gerade die Ruhigen, die Kalten, das sind die ärgsten Streber." 5. Das war nun alles vorüber, die Ernennungen, die Audienzen, die Besuche bei den ersten Hofbeamten, der Abschieds besuch bei Besau, die Unterredung mit Trael und Oseumann, der Ansturm Neugieriger, die sich alle plötzlich als Freunde vor stellten, die Aufsehen erregende Verlobung Ferdinands mit Eleonore, kurz, alles, was an H. . . . erinnerte, lag in nebel grauer Ferne, so daß man es gar für einen Traum halten