Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 07.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190602076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060207
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-07
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.02.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
politische Kunälckau. Die Wirre« i« Rußland. 'Die Regierung hat nach Verhängung deS Belagerungszustandes über die zehn dem Generalgouvernem in Warschau unterstellten «sfischen Weichselprovinzen, über die drei russischen baltischen Provinzen (Kurland, Liv land, Esthland) und über die Stadt Kronstadt die Einfuhr jeder Art von Waffen, mit Ausnahme von Jagdwaffen, in die bezeichneten Gebiete verboten. — Ferner ist nach dem Großherzogtum Finnland die Einfuhr folgender Gegenstände verboten: Kanonen, Bomben, Granaten und andre Geschosse, Windbüchsen, Pulver, Nitroglyzerin und andre explosive Stoffe sowie Kriegsgewehre und Kartuschen. 'In Poltawa wurde der Erste Rat der Gouvernementsverwaltung Staatsrat Filonow durch Revolverschüffe getötet. Er hatte sich an der Spitze einer Kosakenobteilung durch besondere Grausamkeit bei Unterdrückung der Bauern unruhen in Sarotschinzi und Ustiwizi, Gouverne ment Poltawa, hervorgetan. Gegen ihn war die flammende Anklageschrift des Schriftstellers Korolenko gerichtet, die in ganz Rußlaud großes Aufsehen erregt hat. Der Älter ist ent kommen. * * * Deutschland. 'Der Gouverneur von Kamerun, v. Puttkam er, ist am 1. Februar in Berlin eingetroffen. "Den Vertrag über die Regulierung des Ober-Rheins haben nunmehr die Regierungen von Baden, Bayern und Elsaß- Lothringen unterschrieben. Hfterreich-Ungar» * Graf Julius Andrassh ist mit der Antwort der ungarischen Opposition an den Kaiser in Wien eingetroffen. War die Bot-" schäft der Krone — wie dies in KoalittouS- kreisen versichert wird — kein Ultimatum, dann ist auch die Antwort der Koalition kein solches, und es stehen dann weitere Ver handlungen zur Herbeiführung des momentan vielleicht noch nicht vorhandenen vollständigen Einvernehmens zu erwarten. Mit der Nennung der Persönlichkeiten, die ein Koalitionskabinett bilden sollen, hat es deshalb noch seine guten Wege. 'Die Sitzung des Reichsrats über das künftige Vereinsgesetz nahm einen sehr stürmisch-n Verlauf. Es wurde nach fünf stündiger Debatte mit 50 gegen 27 Stimmen beschlossen, den Studenten das Recht des Anschlusses an politische Vereine zu gewähren. Ferner wird auch denFrauendie Beteiligung an politischen Vereinen gestattet werden. Frankreich. * Über das Datum der Neuwahlen für die Deputiertenkammer wird in den republikanischen Gruppen der Kammer noch immer gestritten und es zeigt sich dabei eine schwer verständliche Nervosität. Die einen wären dafür, die jetzige Session möglichst ab zukürzen, außer dem Budget alle andre Arbeit für die nächste Legislatur zurückzulegen und die Wahlen auf den 8. und 22. April anzusetzen, während andre, zu denen Sarrien gehört, die Meinung vertreten, der erste Wahlgang könne nicht vor dem 29. stattfinden. Manche Radi kale, die Eile haben, verdenken es dem Ministerpräsidenten Rouvier und dem Minister des Innern Dubief, daß fie sich für die An gelegenheit gar nicht oder nur wenig zu inter essieren scheinen. Die ^Lanterne' ist darüber bitterböse und wittert dahinter irgend eine List. Sollte er die Absicht Haben, die Session hinaus zuziehen, um die Kirche in ihrem Kampfe mit der Republik weiterhin zu begünstigen? In diesem Falle täte die Delegation der Linken wohl daran, sich darüber klar zu werden, ob die Rep ublikaner den Wahlfeldzug unter einemKabinett Rouvier führen können. 'Die Angelegenheit der AuSkunftS- zettel im franzvfischen Heere, die früher so viel Siaub aufgewirbelt und ihrer Zeit den Anlaß zum Rücktritt des Kriegsministers Andrö gegeben hat, wird von neuem lebendig. Der nationalistische Deputierte Villeneuve hat seine bereits seit mehreren Monaten ausgesprochene Drohung wahr gemacht und die Veröffent lichung der zur Zeit Andiös von den Frei maurerlogen dem Kriegsministerium über gebenen Auskunftszettel über die der klerikalen und antirepublikanischen Gesinnung verdächtigen Offiziere wieder ausgenommen. Der ,Eclair? bringt eine Reihe von solchen Aus kunftszetteln, die ein Tapezierer, Obmann der Freimaurerloge in Soissons, angefertigt hat. Villeneuve hielt in Gemeinschaft mit dem Major Driant in Soissons eine nationalistische Ver sammlung ab, in der er die Zettel zur Ver lesung brachte. Er erklärte einem Bericht erstatter gegenüber, daß er sich gezwungen sehe, seine Waffen wieder hervorzuholen, wer Rouvier wieder alles ausbiete, um die nationa listische Opposition in der Kammer mundtot zu machen. Mali««. 'Das Ministerium Fortis ist gestürzt worden; die Rechte und die äußerste Linke hatten sich verbunden, so daß ein Ver trauensvotum für das Kabinett mit 33 Strumen Mehrheit ab gelehnt wurde. Der kommende Mann ist Sonnino. Dänemark. * König Friedrich von Dänemark ver fügte, daß aus Anlaß des Regierungswechsels in Heer und Flotte Begnadi gungen nach demselben Prinzip wie bei den bürgerlichen Verurteilten erfolgen sollen Spanien. 'Bei der Beratung des Steuerentwurss, den die letzte Vollversammlung der Marokko- Konferenz angenommen hat, erhoben die marokkanischen Vertreter zahlreiche Einwände und erklärten, daß fie den Entwurf der Ent scheidung des Sultans unterbreiten werden. Der Steuerentwurf schließt die von den marok kanischen Vertretern gemachten Vorschläge be treffend die Besteuerung von Post, Telegraph und Telephon aus. Balkanstaatem 'Zu den jüngsten blutigen Vorgängen bei denGemeindewahlenauf Kreta liegt von kretischer Seite folgende Darstellung vor: Ein italienischer Soldat hatte beim Wahlakt in Kampano einen Wähler zurückgestoßen und bieröei mit dem Bajonett tm Gesicht verletzt. Der Verwundete zog hierauf seinen Revolver und schoß den Soldaten nieder. Infolgedessen gab das italienische Militär Feuer, wobei zwei Kreter getötet, zwei schwer und vier leicht ver wundet wurden. Die Bevölkerung der Ort- Haft griff nun zu den Waffen und zwang die Italiener, Kampano zu räumen. Verstärkte italienische Truppen besetzten jedoch später abermals Kampano. — Auch in GeorgiupoliS, wo die Gemeindewahl gleichfalls vereitelt wurde, kam es zu Zusammenstößen zwischen Ein- heimischen und italienischen Truppen, weil die etzieren, als zwischen den Wählern ein Kampf entstand, in die Menge feuerten. 'Die Affäre der Zollunion zwischen Serbien und Bulgarien wird allem Anschein nach auch zu politischen Erörterungen unter den Signatarmachten deS Berliner Vertrages führen, da es sich darum handeln vird, festzustellen, ob Bulgarien nach den Be- timmungen deS Berliner Vertrages überhaupt zum Abschluß der Zollunion mit Serbien be- echtigt gewesen sei. Amerika. 'Venezuela macht in der Tat einen MoSilmachungSversuch, der aller- nngS merkwürdig genug ausfallen wird, da sie venezolanische Armee ... fast nur aus Offizieren besteht. Die Provinz Carakoba allein )er,ügt über 7000 Offiziere, die ein Siebentel »er ganzen Bevölkerung auSmachen. Von dielen Offizieren find 449 „Generale' und 627 „Obersten". Präsident Castro soll persönlich m den Kaiser Wilhelm appelliert haben, damit rieser interveniere, um die deutschen Interessen n Venezuela zu schützen. Er habe die gleiche Forderung an England gerichtet, daS fie jedoch wegen seines freundschaftlichen Verhältnisses mit Frankreich smAchlSwjesen habe. Man ist in New York vollständig überzeugt davon, daß Venezuela mit den nötigen Entschuldigungen und Erklärungen Frankreichs Forderungen an nehmen wird. Japan. * Die japanische Regierung hat für die Zu lassung von Ausländern nach Port Arthur und andern Orten, die dem General- gouvsrneur von Kwantung unterstellt find, folgende lustige Bestimmungen erlassen: Er laubnisscheine werden vom japanischen Kriegs minister ausgestellt und an Personen, die durch Vermittelung der betreffenden Missionen in Tokio darum nachsuchen, nach folgenden Grund sätzen verabfolgt: 1) Es werden nur Leute zu- getüssen, die ihnen gehörige Sachen holen wollen, um fie außer Landes zu schaffen. 2) Es find genaue Angaben zu machen über Ort und Zeit der Abreise und des Ortes, wo sich die fraglichen Sachen befinden, sowie über Art, Menge und Wert derselben. 3) Jeder Eigentümer darf nur einen Vertreter senden; find mehrere gemeinsame Eigentümer vor handen, so wird nur einer zugelaffen. 4) Ein Reisender darf von nicht mehr als drei Dienern begleitet sein. Deutscher Reichstag. Am 1. d. Seht auf der Tagesordnung die zweite Lesung des ReichStagSetatS, mit dem die zweite Etatsberatung überhaupt beginnt. Abg. Erzberger (Zentr.) wünscht ein General- Sachregister für die vom Reichstag seit 1867 be handelten Materien. Abg. Singer (soz.) teilt für die Besserstellung der Hilfskanzleidiener tm Sommer ein und fordert für die NeichStagSabgeordneten, deß ihnen das ,Reichsgesetzblatt', der,Reichsanzeiger' und die Reichs- tagSdrucksachen unentgeltlich und portofrei zugestellt würden. Abg. Müller» Sagan (frs. Vp.): Ich muß die musterhaften Leistungen deS BureauS anerkennen. Den Wünschen der Vorredner schließe ich mich an und füge die hinzu, im Haufe einige Ferndrucker auszustellen und während der Sitzungen kurze Berichte zu versenden. Abg. Arendt (fretk.) beschwert sich über das Esten tn der ReichStagSrestauration und das schlechte Bild der Wartburg im Lesezimmer. Abg. Schrader (frs. Vgg.) konstatiert mit großem Vergnügen, daß in dieser Frage jeder einzelne Redner sich die Wünsche aller anderen zu eigen ge macht habe. Eine so große Einmütigkeir im Reichs tag sei eine ebenso seltene wie erfreuliche Ersch-inung. Redner regt Besserstellung der amtlichen Steno graphen an. Abg. Graf Oriola (nat.-lib^: Warum hat daS preußische Abgeordnetenhaus einen Friseur und wir nicht? (Große Heiterkeit.) Präsident Graf Ballestrem: Die gegebenen Anregungen werden aufmerksam erwogen werden. Die Verhältnisse der HilfS-Kanzleidiener find erst im vorigen Jahre Verbeffert worden. Die zur Ver fügung stehenden UnterüützungSfonds werden voll ständig verausgabt. Die Anlage eines General- SachregisterS ist sehr schwer und langwierig. Die Einrichtung eines Ferndruckers muß ich mir erst einmal ansehen. Die Ausgabe kurzer Sitzungs berichte während der Sitzung wird kaum große Schwierigkeiten machen. Damit schließt die Debatte. Der Etat des Reichs- tage- wird genehmigt. ES folgt die zweite Lesung des Etats für bas Reichsamt des Innern, Titel „Gehalt deS Staatssekretärs Grafen PosadowSky." Abg. Trimborn (Zentr): Die wichtigste Lehre deS russisch-jap.mischm Krieges „ist die Forde rung nach einer guten Sozialpolitik. Ich befand mich neulich im Zuüande deS halb Wachens und halb Träumens — daS kann ja Vorkommen. Da stritten sich vor mir im Geiste die Staatssekretäre über die Bedeuiung ihrer Restarts. Und als Schluß des Streites klang mir der einmütige Ruf ins Ohr: „Graf im Bart, Ihr seid der Reichste I" Das Jahr 1905 war sozialpolitisch noch unfruchtbarer als sein Vorgänger. Dabei wäre eS endlich Zeit, daß etwa- geschieht für die Heimarbeiter, die Ausdehnung der krankenversicherung auf landwirtschaftliche Arbeiter und das Gesinde. Wie steht es mit dem Zehn- tundentag der Arbeiterinnen, mit der Vereinheit- ichung der Versicherur.gSgesetzgebung? Wo bleiben die unS so oft zugesagten ArbeitSkammern und die Ausdehnung der Kompetenz der Gewerbegerichte auf einen Zwang zur Schaffung von Tarifver trägen? EingeschUiNn sollte endlich werden gegen die Mißbräuche im AusbcrkaufSwesen, gegen die Konkurrenz der Gesänzntsarbeit und gegen die Not läge der Schreibgehilfen der Anwälte. Möge da« Jahr 1906 für die Sozialpolitik segensreich und «- tragSreich sein. Abg. Fischer (soz.): Der Abg. Trimborn iß nicht konsequent. Er ist zufrieden mit dem Ersol« der letzten Jahre und hat doch zahllose Fragen « das ReichSamt, die erkennen lassen, daß er mit vielem nicht zufrieden ist. Die .Soziale Praxi»', die doch nur von bürgerlichen Sozialpolitikern un terhalten wird, hat als Ergebnis des vorigen Jahre« festgestellt, daß die Sozialpolitik das Aschenbrödel der Politik gewesen ist. Anzustreben ist nicht der Zehnstunden-, sondern der Achtstundentag. Za ähnlich daS sozialpolitische Programm des Zentrum« unserem auch zu sein scheint, in den Einzelheiten beabsichtigt das Zentrum, den Unternehmer zu ent« lasten, während wir die Arbeiterklaffe Wirtschaft!^ besterstellen wollen. Wollten die Gewerbeinspektoren ihre Aufgabe erfülle!', dann müßten fie mit den Arbeiterorganisationen in Verbindung stehen. Nuä wir würden die Tarifgemeinschaften fördern. Not wendig aber ist, daß Tarife dann auch allgemein geachtet werden. Die Arbeiter, die in der RsichSdruckerei den Tarif durchführen wollten, sind entlassen worden. Die Reichsbetriebe sind keim Musterbetriebe. Ebensowenig die städtischen. Und die AufsichtSbeamten, die Gewerbe-Inspektoren, stehen fast auf demselben Boden, wie der Oberbürger meister von BrcSlau, der ohne Grund Arbeiter mit einem UriaSbricf entlassen hat. Die Zahl der Ge werbe-Inspektoren ist viel >u gering, ebenso auch die der weiblichen Assistenten. Frh. v. Nheinbaben ist der Nachfolger deS Polizeiministers von Puttkamer, der regelmäßig vom BundeSratStisthe ans mit gefälschten Zahlen operierte. Der unfähigste Mann, Sozial politik zu treiben, war Minister Möller. Die Sozialpolitik deS preußischen Staates wird durit die Tatsache beleuchtet, daß die Arbeiter im Ressori des Herrn v. Budde im Lohn innerhalb zwei Jahren nm ganze 10 Pfennig pro Tag gestiegen > find. Die preußische Eisenbahnverwaltung stellt lieber ausländische Arbeiter an, anstatt heimische, weil sie billiger sind. WaS Hilst angesichts dieser t Tatsachen die ganze Arbeit des Reichsamts de« Innern? Abg. Pauli- Potsdam (kons.): Wir warten immer noch auf eine Reform des Krankenkassenwesen« s und aus die Vereinheitlichung unsres gesamten sozialen Versicherungswesens, da die Verwaltung«' - kosten noch bedeutend zu hoch sind. Wir freuen unS, daß eine Vorlage über die W twen- und - Waisenversicherung in Vorbereitung ist. Die Kosten werden sich auf jährlich mindestens 175 Millionen belaufen. Wir werden aber nicht dafür zu haben . sein, daß die Beiträge zu diesen Kosten von dem ' Mittelstand und den Arbeitern getragen werden sollen; j sie sollen vielmehr den kräftigen Schultern der l wohlhabenden Bevölkerung anfcrlegt werden. Tarif- l Verträge kann auch ich nur durchaus empfehlen- l In der Frage deS Befähigungsnachweises kann i<b s als Abgeordneter so lange nicht dafür eintreten, wie i die gesetzliche Vertretung der Handwerker, die Hand werkerkammern, noch vollständig uneinig darüber sind. Etwas andres ist e» mit der Einführung de« sogen, kleinen Befähigungsnachweises, der vollständig berechtigt ist. Darauf vertagt sich daS Hau» bis zum S. d. Von uncl fern. Hohe Schule der Wechselreiterei. Dtt ; Anwalt der Baronin Königswarter bestreitet,-i daß der finanzielle Ruin des Herrn von Cramm« s Burgdorf durch die Gesälligkeitsakzepte, die ek der Baronin gegeben hat, entstanden sei und ' fährt dann fort: Hervorgehoben werden muß s noch, daß auch umgekehrt, was bis jetzt noch > nirgends erwähnt zu sein scheint, Herr v. CraM j im Laufe des JahreS 1905 von Frau v. Königs- Walter selbst aus eine Reihe von Akzepten Blaukowechselunterschriften aus Gefälligkeit er- ' halten und, soweit meine Mandantin vorläufig erfahren hat, zum Betrage von zusammen etwa 40 000 Mk. für sich begeben hat. Aus diesen Wechseln find von Frau Baronin v. Königs' Wärter in gleicher Höhe Gegenforderungen an die Konkursmasse auf Befreiung von den Ver bindlichkeiten daraus angemeldet. - Der„hoff«uugSvoNe"F«hrunternehm«r. Recht hoffnungsvoll klingen die Prospekte eines Berliner großen Fuhrgeschästs, die neuverlobten Paaren ins Haus geschickt werden. Nach einer Empfehlung der Equipagen zur Hochzeit heißt s eS: „Bei Bestellung des Brautwagens bei - meiner Firma liefert dieselbe den TaufwageN binnen Jahresfrist gratis.' Da fehlt nur noch der Garantieschein für die pünktliche Ankunft der zu taufenden Sprößlinge. O Vie Vauern-VrunkUcte. 17) Erzählung MS d. bayrischen Bergen v. M. Neal. (Fortsetzung.) Damit entfernte sich der Gendarm im Bewußt sein, seine Eigenschaft als Kriminalbeamter in glänzendem Lichte gezeigt zu haben. Kaum hatte er daS Zimmer verlaffen, alk Guntherer auf Traudl eindrang uud fie eine dumme Gans um die andre nannte. „WaS muaßt denn dem Greana alles auf d' Nas'n bind'n? Dö G'schicht' mit da Bären wirtin hätt'st gar net sag'« brauch'«, Schaf, dummes! Dös geht do^an Schandarm nfx an! Müaff'n ma denn in die Sach' 'neizog'n wer'n! Aba natürli', so an WeibatS liegt 'S Herz imma auf da Zung' und 'S Maulwerk geht wia a Mühlrad!" Traudl wußte nicht, wie ihr geschah. „I moanat, mir sollten alle dazu helfen, daß der schlechte Mensch, der an Friedl um- bringa hat woll'n, an Gssetz übaliefert wird." „Dö soll'n st'n nur selba suach'n," wütete Guntherer. „Sie san ja gar so gsscheit, de wer'n 's scho' 'rauSstnden, oda aa uet." Dieses Verhör war aber Guntherer doch auf die Nerven gefallen. Wie von etwas Unbestimmtem getrieben, ging er umher. Alle fühlten eS, mit dem Bauer war etwa- vor- gegangen, man wußte nur nicht, was ihn so auseinander gebracht hatte. Man schob eS auf das Vorkommnis zwischen Gottfried und der Traudl und auf die Nachwehen seiner Krank heit. Je mehr sich Guntherer aber beobachtet fühlte, desto unruhiger wurde er. Alles dieses überlegte er jetzt, als er schlaf los auf seinem Bett lag. Es war so dunkel, daß er kaum die Haud vor dem Gesicht sehen konnte. Nur das bläuliche Aufleuchten der Blitze, die daS sich beziehende Gewitter noch durch die Nacht sandte, erhellte ab und zu die kleine Sammer. Guntherer dacht« an den, der oben im Zimmer auf seinem Krcnckenlager stöhnte, und an fie, di« ihn während der ganzen Wochen über gepflegt hatte. Wenn er nun gestorben wäre! Dann vielleicht hätte fie nach Überwindung deS ersten Schmerz«- seine Bewerbung nicht zurückgewiesen. Warum hatte er in jener Nacht so schlecht getroffen l Hatte er das Schießen verlernt, er, der den Bogel im höchsten Fluge herunterhotte, hatte auf diese wenigen Schritt« dMS Herz eine» Menschen gefehlt. Aber sein« Hand hatte gezittert, als er ab drückte, der Atem war ihm schier vergangen. Er erinnerte sich genau daran, wie er auf Gottfried anleate, uud bann beim Abziehen deS Drücker- die Augen schloß. Und «nn sollte sein schlimmster Feind wieder gesund werde«, er sollte fie, nach der das Ver langen Vie em verzehrendes Feuer in seinem Iuuern brannte, als sein Weib heimführen. Er grub seinen Kopf in ohnmächtiger Wut iu die Kiffen, er hätte am liebste« gerade hinaus mögen. Wäre sein Anschlag nur ganz geglückt, da- war der einzige Wunsch, der ihn jetzt im Augenblick erfüllte. Dann war es ihm, als packte ihn eine eis kalte Hand an der Kehle und drückte fie immer mger zu. Und jemand flüsterte ihm inS Ohr: Mörder I Mörder! Immer eindringlicher, immer entsetzlicher. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Seine Glieder waren gelähmt. Wenn man ihn ent deckte. wenn man ihn festnahm — — und schaudernd «alle er sich weiter a«S, waS mit ihm geschehen würde. Und so verlebte er jede Nacht. Dieser Zu stand schien ihm unerträglich und wiederholt var er entschlossen, der Sache ein Ende zu machen uud sich selbst dem Gericht zu stellen, dann hätte er doch wenigsten» nachts Ruhe. Aber wenn eS Tag wurde, verließ ihn der Mut, der alte Trotz kam zum Vorschein. Diese furchtbaren Qualen verließen ihn lange nicht, bis sich endlich auch seiner der Schlaf erbarmte. Freilich ein gesunder, stärkender Schlaf war eS nicht, denn schwere Träume störten ihn, Träum«, di« ihn laut ausschreien ließen, die ihn in der sonderbarsten Vermischung die schrecklichsten Dinge erleben ließen. Er sah Gottfried, auS dessen Brust Blut rann, uttt einem Messer auf sein Bett zu- kommen, um sich an ihm zu rächen, dann wieder kamen die Gendarmen, um ihn inS Gefängnis abzuholen. Jetzt war eS ihm, als lohte der ganze Himmel in einer FeuerSglut, und dazu eiu Lärm, als sei der jüngste Tag angebrochen. Guntherer riß erschrocken die Augen auf. WaS war daS? Die Kammer war hell erleuchtet, als ob draußen ein großes Feuer brannte. Dabei ein Knistern und Knattern. Rasch sprang Guntherer vom Bett auf und stürzt« an da» Fenster. „Barmherziger Gott!" schrie er auf. Der ganz« Dachstuhl seines HauseS stm^ in Flammen. Nur mit der Hose bekleidet, eilte er auS der Kammer hinaus ins Freie, wo sich bereits ein« große Menschenmenge eingefunden hatte, di« dem Brande ratlos zusah. Die Feuergarben loderten zum nächtlich«« Himmel empor und sandten Tausende von kleinen Funken hinauf, als wollten fie dal Firmament mit neuen Sternen besäen. DaS HauS brannte an allen vier Ecke» Der Wind trieb die schwarzen Rauchwolke« langsam gegen die Berge. Guntherer war wie betäubt, er konnte nicht einen einzigen vernünftigen Gedanken fassen. Andre hatten unterdessen daS Vieh aut dem Stalle geführt. An den Kranken oben st« Zimmer und an Traudl dachte niemand. Jetzt rückte die Feuerwehr deS OrteS «, aber gegen die Gewalt deS FenerS, daS gierig weiter und weiter fraß, war fie machtlos. Schauerlich tönte daS Sturmläuten, in daS stch die dumpfen Töne deS FeuerhornS mischte» In wenigen Minuten war ganz Sacharaug auf den Beiney und nach dem Brandplatz geeilt, wo man mit den mangelhaften Lösch geräten sich darauf beschränken mußte, di« Nebengebäude zu schützen. Guntherer stieß plötzlich einen furchtbar«« Schrei auS. Ihm war Traudl eingefallen. „Mei' Kind, helst'S, mei Kind — — «S kimntt ja im Feuer um!" Wie ein Rasender wollte er in daS HauS eilen, aber mau hielt ihn «rück. ES war j«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)