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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatte»" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« I Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. die 4gespaltsne Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag V«11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusenden -chriftleilung, Wruck und Verlag von N. Schurig, Drelnig Rl. 56. Sonnabend den 13. Juli 1907. " u. Jahrgang.' O-rtlich-S u«d Bretnig. Recht seltsame Tiere, vier Feuer-Salamander, sind vor kurzem Herrn Kaufmann Edwin Meißner von eivem Ver wandten zugesandt worden. Interessenten dürfte die Besichtigung dieser meist in der warmen Zone lebenden Tiere vom Genannten gern gestattet werden. Großröhrsdorf. Zu Ehren des nach 42jähriger Dienstzeit aus seinem Amte scheiden» den Herrn Postmeiüer» Richter von hier wurde am Mittwoch im Restaurant „zum Feldschlöß- chen" ein von mehreren Industriellen arran giertes Fest-Eflen veranstaltet. Großröhrsdorf. Der Tischler Rei nisch von hier, der bekanntlich nach Unter schlagung von Krankenkaffengeldern flüchtig wurde, ist vergangene Woche in seiner Be hausung hierselbst durch die Gendarmerie Brigade verhaftet und dem Amtsgericht Puls» nitz zugeführt worden. — Der Sächsische Elbgau-Sängerbund wird am 7. Deutschen Sängerbundesfest (27. bis 31. Juli) in Breslau mit 600 Sängern teil, nehmen. — Die Linde blüht und ihr würziger bal samischer Duft erfüllt die mit diesem echt deut schen Baume bepflanzten Plätze, Promenaden uno Alleen. Die Lindenblüte findet zu Heil zwecken ausgiebige Verwendung, der aus ihr bereitete Tee wirkt nicht nur bei Fieber be ruhigend, er ist ein billiges Familiengetränke. Blühende Lindenzweige verbessern die Luft in den Krankenzimmern. Den Imkern bedeutet eine Lindenblüte eine reiche Houigernte. Möge man beim Einsammeln der Lindenblüten Neste und Zweige nach Möglichkeit schonen. Kamenz, 9. Juli- Herr Amtshaupt- Mann von Erdmannsdorff ist vom 15. Juli bi» 11. August d. I. beurlaubt. Seine Ver tretung während dieser Zeit ist Herrn Regie- rungSaffessor Dr. Richter übertragen worden. Weißig. Am letzten Mittwoch fand die Sprengung der zur Weißiger Ritterguts- Brennerei gehörigen 30 Meter hohen Esse durch ein Pionierkommando de« Pionier- Bataillons, bestehend aus 3 Offizieren, 3 Unteroffizieren und 12 Mann, statt- Pabei war zu bewundern, daß die Effe genau auf die Stelle gefallen ist, wohin sie das Kommando haben wollte, gewiß ein Zeichen, daß die Pioniere die Effe genau in ihrer Gewalt hatten. — Dr. med. Riethus in Bautzen ist am Dienstag im Alter von noch nicht 34 Jahren gestorben. Während einer Erholung«reise in den Dolomiten hatte er sich eine Verletzung des Fußes zugezogen, au» welcher eine Blut vergiftung entstand. Hierzu ist dann noch eine Lungenentzündung getreten, welche den begab ten Arzt seinen Angehörigen und seinem Wirkungskreise jäh entrissen hat. — Der in Hörnitz bei Bautzen wohnhafte Hausbesitzer Kahlert begleitete am Sonntag nach 11 Uhr abend» einen Bekannten ein Stück die Straße entlang nach dem Breiten berg zu. Bald darauf wurde K. mit zer schmettertem Schädel tot aufgefunden. Jeden falls ist Kahlert auf dem Heimwege von rück wärts durch einen den Breitenberg herabfah renden Nadler umgefahren morden. An der Unfallstelle wurden ein gelber Strohhut, Glas, splitter von einer zerbrochenen Laterne und «in Laternendeckel gefunden. Es wurde auch gegen Mitternacht ein Raofagrer ohne Kopf bedeckung und ohne Licht von Hörnitz »ach Zittau fahrend beobachtet. Der Radler, der nicht erkannt werden konnte, dürfte bei dem Unfall ebenfalls Verletzungen davongetragen haben. — Soeben wird dazu gemeldet: Der Polizei selbst gestellt hat sich am Dienstag vormittag der Radfahrer, der in der Nacht zum Montag auf der Landstraße den Zimmer« mann Eduard Kahlert angcfahren hat und dadurch oen Tod Kahlert» verschuldet haben soll. Es handelt sich um den 39 Jahre alten Tischlergehilfen Adolf Grehl in Zittau, der übrigen» bestreitet, an dem verhängnisvollen Unglück Schuld zu haben. Er behauptet, er sei, von Hainewalde kommend, stets Vorschrift-- mäßig gefahren und habe auch eine brennende Laterne am Rade mitgeführt. Plötzlich habe er auf der Straße einen „dunklen Schatten" gesehen und sei in demselben Moment mit dem sich Überschlagenden Rade so heftig gestürzt, daß er eine blutende Kopfwunde erlitt. Nun will Grehl, wie er versicherte, absolut nicht bemerkt haben, daß jener „dunkle Schatten" ein Mensch war; er habe auch die Ursache des Sturzes nicht näher untersucht, sondern infolge der heftigen Schmerzen am Kopfe das Bestreben gehabt, so schnell wie möglich nach Zittau in seine Wohnung zu kommen. Zittau, 9. Juli. Infolge de« starken Regens brach das Dach de« Hauses de» Kam machers Gutsche an der Böhmischenstraße ein, so daß die Feuerwehr rettend und helfend ein« greifen mußte. — Absturz in der Sächsischen Schweiz. Als am Mittwoch mittag einige Touristen sich auf der Aussicht des „Wehlsteins" befanden, erschollen plötzlich au« der Tiefe de» Wehl. grundeS laute Hilferufe- Man gelangte mit großen Schwierigkeiten zu dem Rufenden und erfuhr von ihm, daß er mit einem Freunde auf dem Gansselsen gemalt hatte und dabei in die Tiefe gestürzt sei. Verletzungen hatte der Verunglückte, trotzdem er sich bei dem Sturze überschlug, nicht dovongetragen, weil da» dichte Gebüsch, in das er gefallen war, die Wucht des Falle» abgeschwächt hat. Dresden. Eine seltsame Gerichtsver handlung fand am Dien«tag vor der 4. Strafkammer de» hiesigen Landgerichts statt. Der in Loschwitz wohnende bekannte Kunst maler Theodor August Oehler hat eine bild schöne Dresdner Dame im „Adams" oder Eoakostüme lebensgroß in Oel zemalt und das Bild in seinem Atelier aufgehängt. Zwei al« Modelle engagierte Schulmädchen mußten das Gemälde anstaunen. Nach Ansicht des Dresdner Schöffengericht« machte sich der Künst ler dadurch der Nötigung schuldig und wurde zu 4 Wochen Gefängnis oerurieilt. Hierge gen legte der Maler Berufung ein, die am Dienstag verhandelt werden sollte. Die Ver- Handlung wurde aber vertagt, denn das Gericht beschloß, den Künstler — auf seinen Geistes zustand untersuchen zu lassen. — Die am Montag geschloffene Bäckerei- Ausstellung in Dresden hat zwar einen vollen moralischen Erfolg gebracht, das finanzielle Ergebnis dürfte aber wohl hinter den Erwar tungen zurückbleiben, da an einigen Aus. stellungStagen Regenwettec herrschte und in- folzedeffen der Besuch zu wünschen übrig ließ. Die aufgestellt gewesene Musterbäckerei der Dresdener Bäckerinnung hat in den zehn Tagen für 8000 Mark Backwaren umgesetzt. — Aerztlicher Konflikt in Dresden in Sicht. Die bei Ler Betriebrkrankenkaffe der Stadt Dresden angestellten Aerzte haben eine Ver- längerung der am 30. Juni abgelaufenen Verträge mit der Krankenkasse nunmehr defi nitiv abgelehnt. Sie verlangen von der Kasse eine Bezahlung nach den Mindestsätzen der ärztlichen Gedührentaxe. Außerdem stellen sie die Forderung der freien Aerztewahl so, wohl bei dieser Kaffe wie bei der Dienstboten« kcankenkaffe. — Dem in Wurzen ansässigen Schafzüchter Herrn Lenz au» Rußland wurden auf seiner Reise nach Deutschland während der Eisen bahnfahrt in Rußland von einem ruffischen Juden sämtliche Papiere, darunter ein Paß und über 14 000 Mark, meist in Wechseln und Papierrubelscheinen, gestohlen. Döbeln- Ein tragisches Schicksal hat die Tochter de» Stadtgutsbesitzer» Helbig be troffen. Im März dieses Jahres sollte die Hochzeit der jungen Dame mit einem Ober, leutnant stattfinden- Eine Woche vor dem Hochzeitstage erkrankte sie aber an einem Augenleiden, und bald darauf erblindete sie. Am Freitag mittag wurde die Beklagenswerte vom Tode ereilt. — In große Besorgnis ist in Miltitz eine angesehene Familie durch da« spurlose Ver schwinden ihrer Tochter versetzt worden. Die junge Dame, welche Braut ist und in gutem Einvernehmen mit ihrem Bräutigam steht, hatte sich am 26. vorigen Monats nach Meißen begeben, von wo aus sie nicht wieder zurückgekehrt ist. Eine halbe Stunde vor Abgang de« letzten Zuge«, welchen sie zur Heimfahrt benutzen konnte, ist sie noch gesehen morden. Jede weitere Spur fehlt. Daß da» Fräulein sich ein Leid zugefügt haben könnte, erscheint ausgeschlossen; eher aber kann angenommen werden, daß das Mädchen einem Unglück zum Opfer gefallen ist. — Ein schwerer Raubanfall wurde am Sonntag abend in der Hausflur de» Restau rants Wartburg in Reichenbach auf die dort bedienstete Kellnerin ausgeführt. Die Kellnerin wurde gegen 7 Uhr abends, als sie von oben aus ihrer Kammer kam, unten an der Treppe von einem Manne überfallen, am Halse ge- würgt und ihr unter Anwendung von Gewalt ein Portemonnaie mit 180 Mark in Gold, ihren Ersparnissen, au« der Kleidtasche und ca. 20 Mark in Silber, und Nickelgeld aus der Leder-Umhängetasche geraubt. Bel dem Ueberfall hatte der Täter ein offene, Messer in der Hand, da« später in der Hausflur ge funden wurde. Nach vollbrachter Tat entfloh der Räuber. Auf da« Hilsegeschrei der ihn verfolgenden Kellnerin kamen Leute hinzu, die sich an der Verfolgung beteiligten. Es gelang, den Menschen nach langer Jagd in einem Kornfelds an der Rotschauer Straße aufzu- spüreu und durch zwei Schutzmänner festzu nehmen. Da» geraubte Geld hatte er noch vollzählig bei sich. In dem Festgenommenen erkannte man den berüchtigten schwer vorbe straften Fabrikarbeiter Hermann Frommelt von dort. — Am Hellen Tage angefallen und beraubt, bin frecher Raubanfall wurde am Sonntag nachmittag auf dem Wirtschaftswege zwischen Seehausen und Wiederitzsch ausgeführt. Ging da ein Dienstmädchen harmlos seines Weges, al« ihr zwei Radfahrer entgegen kamen. Sie sprangen beide ad, grüßten e« höflich und fragten nach irgend einem Wege. Die Nicht«- ahnende gab auch den ausführlichen Bescheid. Da packte sie plötzlich einer der-„Herren" fest beim Arm und entriß ihr das Handtäschchen. Im Nu saßen die dreisten Burschen wieder in ihren Sätteln und sausten wie der Wind davon. Alles Rufen und Schreien half dem Mädchen nicht». E« war sein Täschchen und vor allem ein Portemonnaie mit 45 Mark, da» drin war, lo». — Ein nette« Bürschchen scheint ein 9jäh- riger Schulknabe au« Oberplanitz zu werden. Derselbe wurde am Freitag von seiner Mutter mit 3 Mk- zum Fleischer geschickt, um für 10 Vfg. Wurst zu holen. Anstatt diese« zu tun, ging der Junge nach Schedewitz und vernaschte einen Teil de» Gelbe«. Da» übrige verteilte er an andere Kinder. Am Sonnabend früh wurde er nun von einer in Schedewitz wohn« haften Bergarbeitertfrau im Hause auf der Treppe sitzend, woselbst er auch genächtigt hatte, gefunden und der Polizei übergeben. Leipzig. Die Stadt Leipzig soll nun mit aller Gewalt und Aufwendung großer Mittel zu einer Seestadt gemacht werden. Außer dem Projekt eines Elster-Saale-Kanal» von Leipzig nach Creypau ist nun auch der schon seit Jahrzehnten betriebene Plan, da» Ueberschwemmungs-Gebiet der Elster vor dem Frankfurter Tore in ein großes Wasserbassin für Sportzwecke nach Art und Größe de« Alsterdassin» in Hamburg umzuwandeln, allen Ernstes wieder ausgenommen worden. Die hiesigen Stadtverordneten, die sich am Donnerstag mit dieser kostspieligen Angelegen heit zu befassen hatten, beschlossen zunächst, daß wegen der künftigen Gestaltung de« er wähnten Wiesengeländes und Aufstellung eine» Bebauungsplanes ein engerer Wettbewerb unter anerkannten Stadtbaukünstlern au.ge« schrieben werden soll. Da« hier geplante Elsterbassin soll bei der Länge von etwa 2400 Metern eine Gesamtfläche von rund 36 Hektar umfassen. Leipzig, 10. Juli. Vom hiesigen Schwurgericht wurde heute der ehemalige Stadtkassierer Ernst Paul Grützmann wegen Unterschlagung von 136 S48 Mark städtischen Geldern zu fünf Jahren Gefängni« und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Kirchennachrichten von Bretnig. 7. Sonntag n. Trinitali«: 8 Uhr: Bricht« und Abendmahl. 8*/, Uhr: Predigtgottesdienst, Text: Apostelgeschichte 6, 8—15 und 7,55—59 11 Uhr: Kirchliche Unterredung mit der männlichen konfirmierten Jugend. Kollekte für den Bau einer Kapelle in der Volksheilstätte Albert«berg. Getauft: Gerda Elfriede, Tochter de« Kaufmannes Arno Theodor Horn. Getraut: Hermann Max Beyer, Muster zeichner in Großröhrsdorf mit Marie Elsa Boden von hier. Gestorben: Gottlieb Karl Anders, Zimmerer,^ 80 Jahre 23 Tage alt. — Max Erhard, Sohn des Schneidermeister» Alwin Max Hörnig, 2 Monate 1 Tag alt. Kirchennachrichlen von Großröhrsdorf. Geburten: Linda Margarete, T. de» Fabrikarbeiters Edwin Martin Schütze 57 i. — Iba Martha, T. de» Fabrikarbeiters Emil Clemens Berndt 145. — Rudolf Arthur, S. des Eisendrehers Edwin Rudolf Schöne 6 c. — Elisabeth Johanna, T. des Fabrikarbeiter« Edwin Alfred Ernst 221e. Aufgebote: Geschäftsgehilfe Alfred Max Martin Rasch 156 und Hedwig Anna Mende 174 a. Sterdefälle: Emma Pauline Müller geb, Damm, Ehefrau, 216 c, 50 I. 6 M- S T. alt- — Selma Olga, T. des Königl. Stca. ßenwärters Max Hermann Körner 208 f, 12 I. 5 M. 2 T. alt. Außerdem ein totgeborener Knabe.