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polirilcke KELtfAsu. Die Wirre« in Ruhland. * Nack einer Berechnung des Semftwo wer den 25 Millionen Rubel nötig sein, um der von der Hungersnot betroffenen Gegend zu Hilfe, zu kommen. * In Moskau ist der Plan eines Atten tats entdeckt worden, die Kreml-Zitadelle in die Luft zu sprengen. Die Polizei fand einen unterirdischen Gang unter dem Kreml, der in das Flüßchen Neglinka ausmündete, außerdem unter dem kaiserlichen Palais, in dem der Generalgouverneur wohnt, einen bedeutenden Vorrat von Dynamit, zwei starke elektrische Batterien, Leitungsdrähte und dergleichen mehr. * Am 27. Januar wurde Graf Fred von der Wengs Lambsdorff, Besitzer des Gutes Bre- silgen in Kurland, zwei Werst von seinem Gute auf der Fahrt nach Tuckum ermordet. Er war zur Besichtigung des Gutes, das er schon im Dezember verlassen hatte, hinaus gefahren. Der in seiner Begleitung befindliche Baron Karl Roenne, Bevollmächtigter von Kaiwen. wurde schwer verwundet. Der unbe kannte Täter ist entkommen. "Der ehemalige Odessaer Stadt hauptmann Neidhard, dem die Ver anlassung zu den Odessaer Schreckens- tagen zur Last gelegt wird, traf in Peters burg ein, um sich bei der Regierung zu ver antworten. Deutschland. * Für die Vermähluugsfeier des Prinzen Eitel Friedrich, die am 27. Februar d., dem Tage der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares, in Berlin stattfinden wird, ist vorläufig folgendes Programm festgesetzt worden: 2t. Februar, Einzug der Herzogin- Braut, Familientafel; 25. Februar, Kirchengang deS Brautpaares im Dom; 26. Februar, Empfang der Deputationen, Galatafel im Schloß und Galaoper, 27. Februar, Trauung in der Schloßkapelle und Hochzeitsmahl. "Der StaatSminister von Hessen, Rothe, ist am Montag an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 66 Jahren gestorben. Rothe war früher Kreisrat in Offenbach, später Provinzialdirektor in Mainz und seit 1898 Staatsminister in Hessen. * Die verbündeten Regierungen haben sich dahin geeinigt, die Schwurgerichte in ihrer bisherigen Verfassung beizubehalten und die Berufung einznführen. *Jn Reichstagskreisen verlautet angeblich, daß die Reichstagsdiäten in der Form eines Pauschale in Höhe von 3000 Mk. pro Kopf für die Session gewährt werden sollen, von dem für den Abwesenheitstag ein ent sprechender Abzug gemacht werden soll. Die Vorlage soll für die laufende Session noch rückwirkend in Kraft treten; die Mit glieder des Reichstags, die gleichzeitig andern politischen Körperschaften angehören und als solche zum Diätenbezug berechtigt sind, erhalten für die Zeit der Reichstagstagung nur Reichs- diätsn. *Jm ostafrikanischen Schutzge biet haben sich die Häuptlinge einiger auf rührerischer Stämme ergeben. Öft»rreich-U«gar«. "Die Versuche, zwischen Osterreich- Ungarn und Serbien zu einem friedlichen Abkommen zu gelangen, werden unter der Hand noch immer fortgetzt, obwohl diese Bestrebungen durch die hochtrabende Sprache in den amtlichen Kundgebungen Serbiens sehr erschwert werden. England. * Die englischen Wahlen find nun mehr beendet. Vorbehaltlich kleiner, für daS Gesamtergebnis unwesentlicher Verschiebungen bei der amtlichen Schlußfeststellung find ge wählt worden: 387 Liberale, 43 Arbeiter, 84 Nationalisten und 155 Unionisten (Kon servative). Frankreich. "In Misfiessy bei Toulon brach unter den Soldaten des 8. Kolonial - Infanterie Regiments eine Meuterei aus. Eine An zahl mit Arrest bestrafter Leute verbarrikadierte sich in den Zellen und erwiderte dis Er mahnungen des Obersten mit Beschimpfungen Der Oberst ließ die Türen sprengen und die Meuterer gefesselt nach den Kasematten der be nachbarten Forts bringen. Dänemark. * König Christian von Dänemark, der Patriarch unter den europäischen Herrschern, ist, 83Jahre alt, am Montag nachmittag plötz lich gestorben. Er hatte sich, nachdem er noch Audienzen erteilt, um V-4 Uhr zum Schlum mer niedergelegt. Wenige Minuten später trat seine Tochter, die Kaiserin-Mutter von Rußland ins Zimmer, um nach dem Vater zu sehen, der fich jetzt leidend zu fühlen erklärte, und noch ehe die Kaiserin Hilfe herbeirufen konnte, sanft und ohne Todeskampf verschied. Sein Sohn hat unter dem Namen Friedrich VIII. den Thron bestiegen. Kaiser Wilhelm wird der Beisetzung des Verstorbenen persönlich beiwohnen. Der neue König ist 1843 geboren und wird am 3. Juni das 63. Lebensjahr vollenden. * König Eduard wird wegen Krankheit den Bei setzungSfeierlichk eiten für König Christian fernbleiben. Ob der Zar kommen kann, steht noch nicht fest. Der neue König Friedrich vili. zeigt in einer Proklamation seine Thronfolge an. Spanien. * Der Ehekontrakt zwischen KönigAlfons und der Prinzessin Ena von Battenberg wird Ende Februar ober Anfang März in London unterzeichnet werden. Die Hochzeit wird voraussichtlich im April stattfindeu. * Dis Marokko-Konferenz, die bis her einen so glatten Verlauf genommen hat, stößt bei Beratung der Zoll- und Steuer- fragen auf größere Schwierigkeiten, als es bei der Angelegenheit des Waffenschmuggels der Fall war. Störend wirken offenbar auch die Nachrichten über neue Unruhen in Marokko selbst, dis immer schlimmer lauten. — Der frühere Bandit, dann Gouverneur Raisuli ist in Ungenade gefallen. Der Sultan hat auf seinen Kopf den Preis von 150 000 Pesetas gesetzt. "Der Vorschlag Deutschlands, einer neu tralen Macht die Polizei in Marokko zu übertragen, hat dis Unterstützung Amerikas, Österreichs und Italiens und wird von Ruß land nicht bekämpft. Die neutrale Macht dürfte Holland oder die Schweiz sein. (Vorher hieß es: Italien ) Amerika. "Der Krisgsminister in Washington unter breitete dem Kongreß eine Vorlage, worin die Schaffung einer aus gedienten Leuten be stehenden Reserve von 50000 Mann für das stehende Heer und die Trennung von Fuß- und Feldartillerie gefordert wird. Die Feld artillerie soll in 6 Regimenter zu 6 Batterien formiert werden. "Fünfundzwanzig Diplomaten überreichten Castro eine Note, in der es heißt, sie könnten das Vorgehen des Präsidenten gegen den französischen Geschäftsträger nicht billigen. Dieser sei bei seiner Austreibung noch Diplomat und nicht Privatbürger gewesen. Klus ciem Keickstage. Der Reichstag beendigte am Montag die erste Lesung der Novelle zum Gesetz über den UnttrstützungS- wohnfitz. Von sozialdemokratischer und freisinniger Seite wurde der Entwurf als ein Geschenk an die Agrarier bezeichnet. Die Abgg. Schickert (kons.), Kamp streik.) und Wolff (wirtsch. Vgg.) sowie Staatssekretär Graf PosadowSky traten diesen An griffen entgegen und legten dar, daß die stärkere Belastung der ArbeitSgemeinde und die Herabsetzung des Lebensalters und des Aufenthalts für die Er werbung deS UntcrstützungSwohnsitzeS der Gerechtig keit und Billigkeit entspreche und nicht bloß den Landexistenzen, sondern auch den kleinen und mittleren Städten zugute komme. Der Entwurf ging an eine Kommission. Dann wurde die Vorlage über die Hilfskassen, die dem allgemeinen Privatverficherungs- gesetz unterworfen werden sollen, beraten. Redner des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Frei sinnigen erklärten fich gegen den Entwurf, well.eS mit den Schwindelkafsen auch die soliden freien Hilfskaffen unmöglich machen würde. Staatssekretär Graf PosadowSky bestritt die Begründung dieser Befürchtung. Am Dienstag wird der Gesetzentwurf betr. die Grenzberichtigung mehrerer Reichstag S- Wahlkreise debattelos in dritter Lesung ange nommen. Die erste Lesung des Gesetzentwurfs über die Hilfskassen wird fortgesetzt. Abg. Becker- Hessen (nat.-lib.): Auch wir haben das größte Bedenken gegen den Gesetzentwurf. Graf PosadowSky hatte nur in Aussicht gestellt, gegen die Schwindelkafsen vorzugehen; jetzt geht man aber auch «egen die gut geleiteten Hilfskaffen vor. Gegen die Sckwindelkafsen reichen die bestehenden gesetz lichen Bestimmungen vollständig aus, wenn nur die Kontrolle eine schärfere ist; dagegen wird die Unter stellung unter das AufsichiSamt eine ganze Anzahl guter Hilfskassen zum Eingehen bringen. Würde man fich aber darauf beschränken, neugegründete Htlfskassen unter das Verstchsrungsamt zu stellen, so würden meine politischen Freunde hierfür sofort zu haben sein. Ich möchte noch anfragen, ob auch der Reservefonds der Hilfskassen nach den Grund sätzen der VerficherungSgesetzgebung behandelt wer den soll. Direktor im Rsichsamt des Innern Caspar verteidigt die Vorlage. Die Regierung denkt durch aus nicht daran, die Hilfskaffen, die sich bewährt haben, zu unterdrücken. Die Selbstverwaltung dieser Kassen wird durch die Unterstellung unter das PrivatbersicherungSamt nur gestärkt werden; dieses Amt hat sich in der Praxis so duldsam bewährt, daß ihm sogar deswegen schon Vorwürfe gemacht worden find. Hoffentlich wird in der Kommission eine Verständigung erzielt. Abg. v. Brockhausen (kons.) hält den von der Regierung vorgcschlagencn Weg zur Abstellung der unleugbar bestehenden Mißstände im Hilfskaffen» wesen für den geeigneten und ist für Überweisung der Vorlage an eine bierzehngliedrige Kommission. Geheimrat Iaub weist auf die Vorteile hin, die in mannigfacher Weise den Hilfskaffen aus der Unterstellung unter das PrivatberficherungSgesetz er wachsen würden. Abg. Schrader (frs. Vgg.): Mit der Be kämpfung der Schwindelklaffen sind wir einver standen, aber das PrivatberficherungSgesetz ist un geeignet zur Anwendung auf die freien Hilfskaffen, die sich als notwendig erwiesen haben und daher erhallen bleiben wüsten. Redner spricht sich für KommisfionSberatung auS. Abg. Schack (Antff.): Vorläufig und vor der Reform des KrankenkastengesctzeS sind die Hilfskaste« eine Notwendigkeit, weil sie für gewisse Kreise die einzige Möglichkeit bilden, fich überhaupt gegen Krankheit zu versichern. Auch ersetzen sie vielen Handlungsgehilfen die Ortskrankenkassen, denen fie mit Rücksicht auf ihre sozialdemokratische Leitung häufig nicht beitreten wollen. Eine Herabsetzung der VerwaltungSkosten ist durch die Unterstellung unter daS Aufstchtsamt kaum zu erwarten; existieren doch unter den Augen deS AufsichtSamtS Versicherungs gesellschaften, die ganz "enorme VerwaltungSkosten i« Vergleich zu ihren Leistungen haben. Abg. Stadthagen (soz.): Seit Jahrzehnte« wird in der sozialdemokratischen Presse ein Kampf gegen die Schwindelkafsen geführt, aber die Behörde« find weit entfernt davon, die Schwindelkassen zu unter drücken. Wenn in Hamburg die Schwindel-kaffen verhütet werden konnten, warum ist cS denn in Preußen unmög lich, den Schwindelkafsen den LebenSfaden abzu- schneiden? Die sozialdemokratische Presse muß doch > das Recht haben, den Schwindel Schwinde! z« nennen, aber sie Lat dabei von den Behörden immer ' nur den Schutz gesunden, daß sie verfolgt wurde, s denn in wiederholten Fällen find die sozialdemo- § kratischen Redakteure weoen Beleidigung der Unter nehmer der Schwindeltaffen verurteilt worden. ES sind sechs Dutzend Schwindelkaffen namhaft gemacht worden, aber davon spricht die Begründung mit keine« Worte. Die Begründung bringt kein Material bei, woran man eine Schwindelkaffe erkennt. ES gibt doch aber eine ganze Reihe objektiver Punkte, an denen man den Schwindel erkennen kann. Unter de« Unternehmern der Schwinbelkasien befindet fich auch eine Reihe ehemaliger Offiziere. Die GejchästS- . führer dieser Schwindelkaffen verstehen eS meisterlich, unter sich zu bleiben. Die Generalveesamirlunge« werden ganz versteckt und unauffällig, in anständige« Blättern überhaupt nicht, bekannt gemacht, und dan« finden sich von Tausenden von Mitgliedern, die die Kaffe zählt, vielleicht einhalbes oder ein ganzes Hundert > zusammen, und diese beschließen dann, was der Vorstand will. Wenn nun gar, wie soeben der Kommissar in Aussicht stellte, die Möglichkeit ge schaffen wird, die Generalversammlung in da- Ausland zu verlegen, dann ist ja dem Schwinds noch mehr Tür und Tor geöffnet. Die Kranken kaffen wirken segensreich, und fie tragen den größte« Teil der Armenlast, den eiaentlich die Herren Bourgeois zu tragen hätten. Wir werden die Vor lage als unbrauchbare Schülerarbcit einfach ab lehnen (Vizepräsident Graf Stolberg rügt den Aus druck „unbrauchbare Schülerarbcit"), eventuell aber halten wir für durchaus zweckmäßig, sie in der Kommisfion für die Versicherungsverträge zu er örtern. Abg. Meier-Jobst (fress.Vp.): Etwa 20000 > Ziegler find in blühenden Hilfskaffen versichert, über die bisher keine Klage laut geworden ist. Es gäbe kein besseres Mittel, diese Ziegler, deren Kaffe eine« Reservefonds von etwa 250 000 Mk. hat, in die Arme der Sozialdemokratie zu treiben, als diese Vorlage. Auch ich wünsche, daß diese Vorlage nicht Gesetz wird. Abg. GieSbertS (Zentr.): Die christlichen Vereine haben den Schwindel ganz ebenso bekämpft wie die Sozialdemokratie, aber auf anderem Wege. Die Mißstände beklagen wir alle mit der Regierung, nur die Art der Vorlage können wir nicht billige«. Ungesunde und betrügerische Gründungen wolle« auch wir verhindern und dahin wirken, daß die finanziellen Grundlagen neuer Gründungen genauer geprüft werden, um die Versicherten vor Schaden z« bewahren. Ich bleibe bei dem Vorschläge der Ein setzung einer besonderen Kommission. Staatssekretär Graf PosadowSky: Herr Stadthagen hat gefragt, warum wir nicht bereits 1876 in daS HilfSkaffeugesetz schärfere Bestimmungen ausgenommen haben. Die Gesetzgeber find eben nicht immer so weise, um gleich das Richtige z« finden. In welcher Form die Reform der Kranken- verficherungSgesetzs erfolgen wird, wird die Zukunst lehren. Damit schließt die Debatte. Die Vorlage geht an eine besondere Kommisfion von 14 Mitgliedern. K Vie Ssuern-Srunbiläe. 16) Erzählung aus d. bayrischen Bergen v. M. Neal. (Fortsetzung-, Vroni reichte dem Mädchen die Hand. „Wia guat und brav du bist viel leicht wär' a mit dir beffa d'rau g'wen wia mit mir," sagte fie sinnend. „Ned net so daher, Vroni. Ihr paßt's z'samm und so soll 's aa sein. I, — i will mi na an enkan Glück mitfreu'n." Die BLrenwirtin konnte nicht anders, fie zog Traudl an fich und küßte fie. „Und daß d' fiehchst, daß ma ausrichti is," fuhr das Mädchen fort, „laß i an Vatern so lang koa Ruah, bis a dir und an Friedl w:eda gut werd. Wenn's i eabm sag', na mat a's aa, denn er iS bloß z'weg'n meins so wild." „Armes Kind," dachte Vroni, „wenn du wüßtest ." Dann ging sie an den Tisch und machte Lickt. Das Gewitter hatte fich an den Bergen entlang gerogen, das Blitzen und Donnern war schon schwächer geworden, da gegen rauschte ein starker Regen nieder, der dis Luft kühlte und den Pflanzen Erfrischung brachte. „Willst ma a G'Migkeit erweisen?" begann Vroni wieder, nachdem fie fürsorglich vor das Lickr einen Leinen grünen Pappeudeckelschirm gestellt hatte. „Mit Freuden," entgegnete Traudl, „für di tua i alles, denn i tua's dann ja aa für eahm." Vroni ärgerte fich einen Moment über diese Äußerung, dann ober unterdrückte fie diese Regung der Eifersucht. „Willst mi net auf a paar Stund' in der Srankenwach ablös'n, — i muaß haami schaug'n, und a bißl a Ruah brauchst i aa." Traudls Augen leuchteten auf, an seinem Bett fitzen, ihn ein paar Stunden pflegen dürfen, konnte es für fie etwas Schöneres, Begehrens werteres geben? „Ja, aba uatSrli," antwortete fie, „leg di ruhig nieda, es toll rahm an nix fehlen. Und alles g'schiehcht in dein'm Noma," setzte fie hinzu. Aus Bronis Seele war jeder Groll ge schwunden. Sie zeigte Traudl das, was fie zn tun habe, und dann schlich fie zur Tür hinaus, die beiden Menschen allein lassend, deren Liebeshoffen so rasch durch ihr rauhes Eingreifen vernichtet worden war. Als Traudl allein war, zog fie vorsichtig einen welken Buschen Alpenrosen hervor, in dem ein Edelweiß fleckte, und legte ihn xa Füßen des Kranken auf die Decke. D e Blumen hatte er ihr damals auf dem Geiger stein ans Mieder gesteckt. Sie gab fie ihm heute zurück, zum Zeichen, daß fie damit auf jeden Anspruch verzichte. „Nimm's Wieda z'ruck," sagte fie leise, „i hab' entsagt, weil i woaß, daß dir d' Vroni mehra is. Mit dene Lleamln, an denen mei' Herzbluat hängt, und die i mit meine Träna begofs'n hab', bist Wieda frei. Und es schien ihr, a's nicke ihr der Kranke zu, als fühle er, daß ihre Liebe die größere, erhabene« sei. — Unterdessen war Vroni zu Hause ange kommen. Nachdem fie noch einiges in der Botschaft geordnet und den einzelnen Dienst boten ihre Obliegenheiten eingeschärst hatte, ging fie zu Bett und versank alsbald in einen bleiernen Schlaf. Die Natur hatte auch von ihr, der Starken, ihr Recht gefordert. Einer aber fand keinen Schlaf — der Gunthererbauer. Seit man Gottfried sterbend in sein Haus gebracht hatte, war seine Ruhe dahin. Erwas schien ihn zu bedrücken. Scheuen Blickes schlich er im Hof umher, kein« Arbeit ging ihm mehr aus der Hand. Sprach ihn einer an, dann schrak er zusammen, als ob er etwas zu fürchten hätte. Gestern war Berg- lechner zum Guutherer gekommen, um neue Recherchen einzuziehen. Als er den Gendarmen ans das Haus zukommen sah, üb erstes ein Zittern seinen ganzen Körper. „Vata", haOe Traudl dem Gunthrrer zuge- rufsn, „da Schandarm k'rmml scho Wieda zu uns!" Der Bauer konnte zuerst kein Wort heraus- bringen. Ihm war's, als säße etwas Schweres auf der Brust, daß er kaum atmen konnte. „Was is di denn?" fragte Traudl besorgt. „Du bist ja pöN vaichrocka!" „Weil ma sein Fried' net kr'agt mit dera dumma G''ckichl'," erwidere Guntherer, der seins Selbstbeherrschung einigermaßen wieder- aewonnen hatte. „D' Sckandarm laas'n oun 's Hans nieda. Was geht's denn mi an!" „Geh' Ba^a, da Gvit-ried is do der' Der- wanota, wenn er aa an mir net schö' g'handelt hat, i hab' eahm's vazieh'n, schau, 's Herz laßt I sich halt net kommandieren, dös tuat, was S tuan muß." Guntherer konnte nicht aussprechen, waS ihm auf der Zange lag. Er durfte ihr ja nicht sagen, daß es fich ja gar nicht um fie handelte, daß er nur an fich selbst dachte. Me recht hatte Traudl: 's Herz laßt fich halt net kom mandieren. „I bätt'n net 'rei lassen soll'n, dös war 'S oanzig Richtige g'wen", erwiderte er daun, „na hätt' i jetzt net die Scherereien und dös G'laufl So liegt der da drob'n und fie, fie ". Er schloß unwillkürlich die Augen, um das Bild, das fich ihm zeigte, zu ver scheuchen. Unterdessen war der Berglechner in daS Zimmer getreten. „Grüaß Gott beinand." Guntherer brummte etwas vor fich hin, während Traudl dem Gendarmen einen freund lichen Gruß entbot. „Grüaß Gott, Herr Kommandant. WaS bring« S' denn neues?" „Nix Guats!" erwiderte Berglechner. Guntherer horchte ans. „I muß di halt scho' Wieda plag'n. Gnu- tbererhckbauer, woast, aba da is wx -'wollen. Den richtigen Täter, der den Mordversuch an Gottfried Hornung beganga hat, hab'n ma halt no ner!" „I hab g'moant, an Lenzer Sepp habt's i« Verdacht?" an wartete Guntherer mit einem lauernden Blick auf den Gendarmen. „Ja, dös is eben," sagte Berglechner achsel- zuckend. „Die Verdachtsmomente waren gra-