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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeindtrat zu Bretnig. Mal-Anzeiger snr die Ortschaften Bretnig, HanSwalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Abonnementsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten llnterhaltung«blatte«' A^eteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mari SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf d»n VH» ,-meinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtlichen Zeitungsioten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung«« gewckhvW wk Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag »/,11 Uhr, fLr die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einznsend«. SchristleUung, Vruck «nö Verlag von A. j?ttzurig, Breinig. Ar. 6. Sonnabend den 20. Januar 1906. 16. Jahrgang. F-allt«res Prästdent der franzSstfchen Republik. FallidreS ist zum Präsidenten der Republik gewählt mit 449 Stimmen gegen 371 Stimmen, die auf Doumer fielen. OertlickeS und «ää»sts<ber. Bretnig. Herr Pfarrer Neinmuth, welcher bekanntlich von der Gemeinde Benn dorf bei Frohburg als dortiger Pfarrer ge wählt worden ist, verläßt bereits am 5. Feb ruar d. I, unseren Ort. Am 11. Februar wird derselbe in der neuen Gemeinde in sein Amt eingewtesen. — Die Gesetzgebungs-Deputation der Zwei ten Kammer beantragt, die Kammer wolle be schließen, 1. wegen der in dem Aufsätze in Nr. 292 der Zeilschrift „Vollszertung für da« Muldenthal" vom 17. Dezember 1905 unter der Ueberschrist „Witte in Sachsen" enthaltenen Beleidigungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung — der Aufsatz stimmt mit dem dieselbe Ueberschrist tragenden Artikel in Nr. 290 der „Leipziger Volkszeitung" vom 15. Dezember 1905 wörtlich überein — die Ermächtigung zur Erhebung der öffentlichen Klage gegen die für jene Beleidigungen der Zweiten Kammer verantwortlichen Personen zu erteilen; 2. dem Königlichen Gesamt Ministerium ist von der Erteilung der Ec mächtigung zu der fraglichen Strafverfolgung durch dar Direktorium Mitteilung zu machen. — Da« letzte Vierteljahr der Schulzeit hat für viele Knaben und Mädchen begonnen. Reichlich elf Wochen noch, dann wird der Schultornister zum letzten Mal geschnallt und mir der schönsten Zeil des Ledens ist'« vorbei. Von traurigen Abschiedsgedankeu wollen aber Konfirmanden und Konfirmandinnen nichts wissen; sie freuen sich jetzt vielmehr, dem Schulzwangs bald entwachsen zu sein, glauben auch mitunter, das Lernen jetzt nicht mehr nötig zu haben, weil es mit der Schule doch bald vorbei sei. Doch ein- Lästigkeit im letzten Vierteljahr rächt sich oft gar sehr. Die Abgangszensur aus der Schule wird im späteren Leb.n häufig verlangt werden, und gar mancher junger Bp'sche hat sich diese schon durch mutwillige Streiche am Schluffe der Schulzeit verdorben. Die Neue nach Ostern kommt in der Regel zu spät; es dürfte daher oas Mahnwort an die Konfirmanden nicht unangebracht sein, gerade jetzt noch alle Kräfte zusammenzunehmen, um die in der Schule erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu bereichern und zu befestigen. Tute «chul- kentniffe sind unbezahlbar, zuviel kann man davon nicht bekommen. Großröhrsdorf. Am letzten Dienstag und Mittwoch feierte die hiesige Kantorei-Ge sellschaft im Mittelgasthof das Fest det 225- jährigen Bestehens der Kantorei. Kamenz, 19. Januar. Morgen Sonn abend treffen hier vom 1. Husaren-Regiment „König Albert" Nr. 18 aus Großenhain 4 Unteroffiziere und 18 Mann behufs Teil nahme an den Winterfelddienst.Hebungen des 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 ein. Das Kavallerie-Detachement verläßt die Garnison erst wieder am 30. Januar. Kamenz. Unterschlagung und Selbst mord. Der in den hiesigen Wollwerken, G. m. b. H./ beschäftigte 17jährige Kontorlehr- sing Petasch, welchem teilweise die Ablöhn, ung der Arbeiter oblag, verüble hierbei Un terschlagungen, dre sich einschließlich einer ihm übergebenen Summe zur Einzahlung bei der Post, welche er gleichfalls unterschlug, auf gegen 700 Mark belaufen. AI» die« entdeckt wurde, machte der junge Mensch durch Er hängen im Turmzimmer der Fabrik seinem Leben ein Ende. Bautzen, 19. Januar- Wie verlautet, ist am heutigen Tage die Hinrichtung des sechtfachen Mörders Linke aus Kamenz hier- selbst erfolgt. — Als Nachfolger de« derzeitigen sächsi schen Gesandten am Berliner Hofe, Grafen von Hohenthal und Bergen, der, wie gemel- det, nach Schluß der Session des sächsischen Landtage« die Leitunz de« sächsischen Staat« Ministeriums übernehmen wird, ist Graf Christoph Vitzthum von Eckstädt, zur Zeit Amt«hauptmann in Annaberg i. S., in Aus sicht genommen. AmtShauplmann Gras Vitz« thum von Eckstädt wurde am 14. Oktober 1863 in Dresden geboren und erhielt seine Erziehung am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden. Seit dem 13. Oktober 1891 ist Graf Vitzthum mit einer Tochter des Ber liner Malers Grafen Harrach vermählt. Der Armee gehört der neue sächsische Gesandte als Rittmeister der Reserve in der Uniform des Gardereiter Regiments an. Er ist ein Bruder des Präsidenten der Ersten Stände kammer Oderstmarschall Grafen Vitzthum. Mit dem Grafen Hohenthal steht er insofern in verwandtschaftlichen Beziehungen, als dieser eine Schwester des Amtshauptmann» Grafen Vitzthum von Eckstädt zur Gemahlin Hai. Dresden. Ein Revolverattentat ver suchte Montag früh der Kontorist Ernst Kühn auf den Direktor der Felsenkellrr-Brauerei Kämpfe, von dem er entlassen worden war. Ehe Kühne jedoch zum Abfeusrn des Revol vers kommen konnte,, wurde er festgenommen und der Polizei übs-liefert. Dresden. Der Chefredakteur eines hiesigen Blattes hatte mit dem Grasen Hohen thol in Berlin eine Unterredung, in welcher derselbe erklärte: „Seit lch Donnerstag bei Sr. Majestät war, habe ich kein Programm machen können. Daß die Wahlrechtsreform der erste Programmpunkt sein wird, steht fest- Wenn vor meinem Amtsantritt in dieser Richtung nichts mehr erfolgt (wa« ich nicht sagen kann), so wird e« meine erste Aufgabe sein, ein ncnes Gesetz für die Landtagswahlen der Kammer vorzulegen. Ich kann heute selbst noch nichts Näheres über die Wahl- rechlsvorschläge sagen, weil ich natürlich noch nicht an diese Arbeit gehen konnte, aber ich hoffe zuversichtlich, eine zufriedenstellende Lösung herbeizuführen. Bei meiner Audienz am Donnerstag betonte der König, daß die« die erste und wichtigste Aufgabe sei und daß er ihre baldige Erfüllung dringend wünsche." — Der neue Kommandeur de« Schützen- Regiment-. Au« Dresden wird geschrieben: Der Abteilungschef im Kriegsministerium, Oberst Horst Edler v. d. Planitz, wird der Nachfolger des verstorbenen Obersten v. Kos- poth al» Kommandeur des Schützen-(Füsilier)- Regiments »Prinz Georg" Nr. 108 werden und demnach die bisher mit seiner Stellung verknüpfte Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteur» der Jnfanterieschulen in andere Hände legen. — Selbstmord eine« Oberstleutnants a. D. Am Sonntag nachmittag 4*/, Uhr warf sich in der Nähe der Station Nöbdenitz der Oberstleutnant a. D. v. Bauer aus Dresden vor die Lokomotive des Zuge«. Er wurde überfahren und tödlich verletzt. Die Ursache d°» Selbstmorde» ist in Schwermut zu suchen. Riesa. Drei Berliner Familienväter machten am 24. November v. I. einen Aus flug nach Jakobsthal, von dem sie dieser Tage erst wieder zurückkehrten, obwohl man sonst in einem Tage bequem hin und zurück gelangen kann. Sie waren unterwegs unlieb sam aufgehalten worden, was aber nicht wei ter verwunderlich ist, wenn man erfährt, daß sie im Jakobtthaler Walde mittel» Frettchen auf wilde Kaninchen jagten und dabei da« Pech hatten, erwischt zu werden. Alle dr-r wurden an da« Amtsgericht Riesa abgeliefert. Dieser Tage durften sie nach der Heimat ab dampfen. Das Schöffengericht warf für jeden 14 Tage Gefängnis aus und betrachtete diese Strafe durch sie lange Untersuchungshaft als verbüßt. Die Frettchen mußten sie auch noch zurücklaffen. Döbeln, 16. Januar. Vom hiesigen Schöffengerichte wurde der Geschäftsführer Seiboth aus dem in vielen sächsischen Städten bekannten Zirkus Maximilian wegen schwerer Körperverletzung, begangen an dem Ring kämpfer Mißbach au« Roßwein, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der robuste Geschäfts führer hatte den Ringkämpfer, als dieser seine Gage verlangte, mit den Fäusten und mit einer Keule bearbeitet. — Beim Turnen stach sich ein Turner in Werdau den eisernen Turnstab in solcher Wucht in den Unterleib, daß derselbe vis an den Beckenknochen drang. Der Schwerver letzte wurde in eine Zwickauer Krankenanstalt gebracht. Eibenstock, 16. Januar. Seines Amtes enthoben wurde der hiesige Schutzmann H, weil er im Verdacht steht, al« Kranken- und Armrnhau«aufseher sich im Krankenhause an einer Patientin unsittlich vergangen zu haben. — Von der Lokomotive zermalt wurde am Dienstag abend in der 7. Stunde der gräß lich verstümmelte Leichnam eine- etwa 12- jährigen Knaben auf dem Geleise der Eisen bahnlinie Reichenbach-Eger auf Oelsnitzer F^uc anfgefunven, polizeilich aufgehoben und in dis städtische Leichenhalle geschafft. Die näheren Umstände deuten darauf hin, daß der Junge freiwillig den Tod gesucht hat. Der jugend lich: Selbstmörder heißt Paul Fickert; er be sucht die 2. Klaffe der 2. Bürgerschule in Oeirnitz und hatte am Sonntag 65 Pfennige gestohlen. Nach elterlicher Züchtigung und «-nuahnuug vertteß er seine Wohnung, Am Dienstag abend nahm er sich das Leben. — Einen Neherfall auf seine Frau führte kürzlich in Plauen i. V. in einem Laden ein Schirmfabrikant aus. Er hatte im Halb dunkel des Laden« seine Frau erwartet und feuerte ohne wettere» drei oder vier Schüsse aus einem Revolver auf seine Frau ab, ohne sie zu treffen, brachte sich dann auch einen Schuß in den linken Oberschenkel bei. Als dann soll der Mann seiner Frau nach dem Kopf getastet und die Schläfe gesucht haben. Er drückte den Revolver dabei noch zweimal ab, die Waffe versagte aber. Die zum Tode erschrockene Frau floh nach dem Klostermarkt. Der Attentäter wollte seiner Frau folgen, wurde aber von einem Lehrmädchen, das ihn am Rock festhielt, daran gehindert. Jetzt erst fielen die beiden letzten Schüsse, von denen der eine fehlging, während dec zweite den Mann ins Bein traf. Die Frau ist nur vurch Pulverkörner im Gesicht etwas verletzt aber nicht dauernd entstellt. Der Mann wurde von der Polizei nach der Wache ge bracht und dort zunächst ärztlich behandelt. Nach seiner Vernehmung wurde er mittel» Droschke in da» Krankenhau» gebracht. Der Mann, der offenbar nervös überreizt ist, will die Tat nur begangen haben, um seine Frau, an die er sein Geschäft verkauft hatte, zur Herautgabe eine» Geldbetrages zu veran- lassen; er habe seiner Forderung nur etwa« mehr Nachdruck, seine Frau aber nicht er schießen wollen. — Em große« Schadenfeuer zerstörte am Sonnabend in Wernr-grün bei Schönheide zehn Wirtschaftsgebäude der Brauerei von Männel. Der Schaden wird auf 100,000 Mark geschätzt. Es wird böswillige Brand stiftung angenommen. — Welche Schneemassen in den höheren Lagen vorhanden sind, geht, wie aus Ober wiesenthal berichtet wird, aus einem großen, geräumigen, in den Schnee getriebenen Tunnel an der Straße nach GotteSgab hervor. Der Schneetunnel ist als Restauration eingerichtet und wird vom Bergschlößchenwirt bewirt schaftet. Leipzig. Am Dienttag morgen wur den in ihrer in Leipzig-Connewitz gelegenen Wohnung die Ehefrau Schuhmann, Inhaberin einer Wäscherei, und ihre 20jähnge Tochter, durch Kohlenoxydga« vergiftet, leblos vor ihren Betten aufgefunden. Während die Mutter der Vergiftung bereit» erlegen war, gelang e», die Tochter durch sofort angestellte Rettungsversuche und durch Zuführung von Sauerstoff wieder ins Leben zu rufen. Doch ist ihr Zustano noch sehr bedenklich In dem schlecht schließenden alten Ofen fand man glimmende, mit Petroleum begossene Kohlen, wa» auf einen Unglücksfall schließen ließ. Da über auch auf den Dielen aut Petroleum getränkte Kohlen aurgestreut waren, erscheint die Annahme eine» Selbstmordes begründet, zumal die Familienverhältnisse — die Frau lebt von ibrem Ehemann, einem früheren Droschkenkutscher, getrennt und die Tochter gilt als geistesschwach — die denkbar trau rigsten sind — Der Professor als Bettler. Eine trau rige Geschichte spricht au» folgender Nachricht: Ein au» Rußland nach Deutschland zurückge- kehttrr D-utschec Professor Dr. phil. Neu meister, der in Rußland rn Privatdiensten ge standen haben will, wurde durch die Krimi nalpolizei in Eutin beim Betteln in Lehrer- wshnungen ^'.getroffen und zur H^fl gebracht. Der Bedauernswerte, der nach seiner An gabe sein ganzes Vermögen in Rußland ver loren hat, war völlig mittellos. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Paul Kurt, S. des Fabrikarbeiters Emil Max Körner 264. — Max Erwin, S. de» Tage« arbeiter» Gustav Avoli Hantsch 302e. — Armin Helmut, S. de» Ziegeldecker» Armin Martin Rseh 57 d. — Karl Ludwig, S. de« Fabrikarbeiters Ludwig Albrecht Burkhardt 314 l. — Ein unehelicher Knabe. Aufgebote: Kutscher Johann Fried rich Iuliu« Lucke 87 und Martha Emilie Winter 180. Eheschließungen: Architekt Louis Paul Dix in Düsseldorf mit Anna Friedr Gebler 102 c.