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Allgemeiner Anzeiger : 13.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190601135
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060113
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-13
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.01.1906
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politische kunälchau. Die Wirre« i« Rußland. * über die Verhaftung der Nevo - lutionLre veröffentlicht dierusfische Regierung folgende Kundmachung: Wir können versichern, daß die Verhaftungen nur den Zweck hatten von den Revolutionären geplante Attentate au die friedliche Bevölkerung zu verhüten. Bei den Verhaftungen find Sprengstoffe in solchen Mengen gefunden worden, daß sie hingereicht hätten, Tausende von Personen zu töten und ganze Städte zu zerstören. Was die sogenannte Grausamkeit der Truppen betrifft, so mußten infolge des unmenschlichen Vorgehens der Revolutionäre gegen die treuen Diener der Monarchie strenge Maßregeln ergriffen werden. *Die Lage in Moskau muß auch jetzt noch nach der Niederwerfung des blutigen Aufstandes als recht unerfreulich bezeichnet werden. Die Folgen des Aufruhrs lasten schwer über der unglücklichen Stadt. Durch den Eisenbahnstreik, das monatelange Stockm von Handel und Verkehr, das Ruhen aller gewinnbringenden Tätipkeit und endlich durch die plan- und ziellosen Plünderungen der revo lutionären Banden herrscht Not und Teuerung in der Bevölkerung. Nahrungsmittel find furchtbar teuer und das russische Weihnachts fest wurde in sehr gedrückter Stimmung be gangen. * Infolge des energischen Vorgehens der Truppen in Rostow am Don flüchteten die Aufständischen in der Nacht unter Zurücklassung der Waffen aus ihren befestigten Stellungen Das Leben in der Stadt beginnt wieder normal zu werden. *Die,KSln. Ztg/ erhält eine Zuschrift aus Odessa, wonach ein Viertel der zur Unter stützung der schwer geschädigten jüdischen Bevölkerung aus dem Auslande einge laufenen namhaften Summen zur Bewaffnung der Mitglieder des sozial-revolutionären Vereins „Bund" und zur Anfertigung von Bomben verwendet würden. Der Gewährsmann der .Köln. Ztg.' mahnt namentlich die deutschen Spender, vorsichtig zu sein und nur solchen Komitees Gelder zu senden, die sie jenem Zwecke zuführen, für den fie bestimmt find. * Die Lage in den Ostseeprovinzen wird der Regierung noch schwere Aufgaben » stellen, da die revolutionären Elemente augen scheinlich die Herrschaft haben. So erfährt die .Nowoje Wremja' auS Libau, daß das . sogenannte vereinigte sozialistische Komitee den Börsenausschuß und die Stadtduma aufgefordert habe, die für den Unterhalt der darbenden Arbeiter nötigen Summen anzuweisen, widrigen falls die Fabriken demoliert und einge äschert werden. "Die reichsdeutsche Kolonie in Riga hat, nachdem mit dem Dampfer „Wolga" insgesamt 1047 Personen, darunter 803 Reichs- deutsche, aus Riga befördert worden find, durch den kaiserl. Konsul dem Reichskanzler Fürsten Bülow ihren Dank für die geleistete Hilfe über mitteln lassen. * * * DMtschlaxd. * Der Kaiser hütet infolge einer leichten Erkältung das Zimmer. Doch finden die regelmäßigen Vorträge statt. "Die Ernennung des bisherigen Kolonial- direktors Dr. Stübel zum Gesandten in Christiania soll nach der »Deutsch. Tagesztg/ beschlossene Sache sein. Die Ver öffentlichung der Berufung würde bereits erfolgt sein, wenn nicht die in einem Nachtragsetat geforderten Ausgaben für die Gesandtschaft der Genehmigung des Reichstages bedürften. * Unterstaatssekretär Max v. Schraut in Straßburg, der seit 1887 Leiter der reichs ländischen Staatssinanzen war, ist am Montag früh plötzlich gestorben. * Das deutsche Weißbuch über Marokko ist am Montag veröffentlicht worden. Es gibt zahlreiche Dokumente über das angebliche internationale Mandat des französischen Gesandten Saint Renö, bespricht die Unannehmbarkeit des französischen Reform programms für Deutschland und legt schließlich die Grundzüge der deutschen Marokkopolitik dar. * Aus Bundesratskreisen verlautet, baß de^ sich ursprünglich von seilen einiger Einzsl- staaten gegen die Einfühnmg einer ReichS- erbschaftssteuer geltend gemachte, nicht unbeträchtliche Widerspruch — die Gmnde hier für find bekannt — einer andern Stimmung namentlich auch aus einem wichtigen Gesichts punkte inzwischen gewichen ist. Man sagt sich nämlich: die Einführung einer Reichserbschafts steuer werde dazu beitragen, die noch imm^r hier und da in nicht geringem Maße vorhandene Neigung abzuschwächen, bei Heranziehung großer Vermögen und Einnahmen zur Einkommensteuer Angaben zu machen, die der tatsächlichen Lage der Verhältnisse nicht entsprechen. * Die erste Konferenz gemeinnütziger neutraler Rechtsauskunftsstellen wurde am 5. d. in Magdeburg eröffnet. Von den Städten waren Berlin, Bremen, Frank furt a. M., Lübeck, Dessau, Erfurt. Mül- Hausen i. E. und viele andre durch 32 Per sonen vertreten. Oberregierungsrat Neumann als Vertreter des Preuß. Handelsministeriums sprach sich dahin aus, daß die öffentlichen Rechtsauskunftsstellen für Orte mit starker Jndustriebevölkerung im Ministerium längst als soziales Bedürfnis erkannt seien, und daß der Staat darum demnächst Mittel bereitstellen werde, die kommunalen Bestrebungen auf diesem Gebiete zu fördern. ÖKerrsich-Ung «r«. "Die erschütterte Stellung des österreichisch-ungarischen Ministers des Außem Goluchowski sucht man von Ungarn aus zu stützen. Man spricht nämlich von seinem Sturze wie von einer vollendeten Tatsache. So erreichen die um Andrassy ihr Ziel gewiß nicht. Und wenn fie es erreichten, würden fie enttäuscht. Man mag dem Grafen Goluchowski nachsagen, was man will, aber niemals griff er über seine Zuständigkeit hinaus. Ja gerade das könnte man ihm zum Vorwurf machen, gewiß aber nicht das Gegenteil. Frankreich. "In der französischen Presse wird das deutsche Weißbuch über die Marokko-An gelegenheit mit Anerkennung besprochen. "Der Berliner Berichterstatter des »Petit Parifien' charakterisiert das deutsche Weißbuch als wichtige Ergänzung des sranzö ischen Gelbbuchs und findet es besonders nichtig, hervorzuheben, daß nach dem Berichte >es deutschen Vertreters in Fes, Deutschland ich im guten Glauben befinden mußte, >aß die Instruktion Delcaffös an Taillandier tatsächlich auf ein französisches Protektorat über Marokko hinausliefe. Im großen ganzen habe man den Eindruck, daß Deutschland an dem guten Glauben der gegenwärtigen französischen Regierung nicht zweifle. » "Nach der offiziellen Zusammenstellung der Senatswahlen entfallen 70 Kandidaten auf den Block (Republikaner und Linke) und 32 auf die Ovpofition, die 12 gemäßigte Republikaner, 15 Monarchisten und 5 Nationa listen umfaßt. Der Block hat nach Angabe seiner Parteiorgane drei Mandate gewonnen. Bemerkenswert ist» daß die sozialistische Partei, die im Senat bisher nicht vertreten war, den Radikalen zwei Mandate abgenommen hat, und zwar Marseille, wo der frühere Bürgermeister Flessisres und das Departement Hörault, wo der Generalrat Delhon gewählt wurde. * Zum Präsidenten der französischen Depu tiertenkammer wurde Do um er mit 18 Stimmen Masorirät wiedergewählt, ebenso die bisherigen Vizepräsidenten. Die geringe Mehrheit zeigt, daß Doumer bei der in nächster Woche fiattfindenden Wahl zum Präsidenten der Republik, bei der der Senat mitwählt, keine Aussicht hat. Er will deshalb seine Kandidatur zugunsten Falliöres zurückziehen. *Jn den Wandelgängen der Kammer ver lautet, in einer Versammlung der Linken sei beschlossen worden, iür dis Präsidentenwahl Doumer einen Gegenkandidaten in der Person Sarriens entgegenzustellen. Die Demokraten seren auf der Versammlung nicht vertreten gewesen. Gkßiand. * König Eduard unterzeichnete Montag nach mittag in einer KromaMtzung die Proklamation, durch die das Parlament aufgelöst wird. Im Anschluß daran wurden die Par- lamentswahlbefehle an die Wahlvorsteher aus gegeben. Spanien. *Die Dauer der Konferenz in Algeciras wird auf mindestens sechs Wochen geschätzt. Deutscher Aeicbstag. Am 9. d. steht auf der Tagesordnung die erste Beratung der Reichsfinanzreform und der neuen Steuergesetze. Präsident Graf Ballestrem wünscht den Kollegen ein glückliches neues Fahr. Reichsschatzsekretär Frh. v. Stengel: Ich werde mich auf kurze Bemerkungen beschränken, da ich bereits in meiner EtatSrede da? Wichtigste gesagt habe. Ich kann nur bitten, daß die Gesetze möglichst rasch in die Kommission verwiesen werden. Den Herren, die so liebenswürdig waren, mir in Briefen und Karten neue Steuerborschläge zu unterbreiten, (Große Heiterkeit), spreche ich an dieser Stelle meinen tiefgefühlten Dank aus. (Erneute große Heiterkeit.) Ich kann nur bitten, daß keine der Parteien, denen es um eine Verständigung zu tun ist, sich schon jetzt definitiv gegen eine der vorgeschlagenen Steuern erklärt. Das würde die Verständigung sehr erschweren. Abg. Speck (Ztr.): In der Tat hängt die Zu kunft des Reiches von dem Schicksal der Reichs finanzreform ab. Das Mißverhältnis zwischen Ein nahmen und Ausgaben ist nicht zu leugnen; die Negierung malt aber je nach Bedarf grau in grau, wie jetzt, oder rosig, wie beim Flottengesetz von 1900. Die jetzige Zeit, in der die wichtigsten Lebensmittel versteuert find, ist besonders ungünstig ür die Einführung neuer Steuern, über den Mehr» iedarf von 1907 hat die Budgetkommisston, über den Mehrbedarf der folgenden Jahre eine besondere Kommission zu beraten. Wir wollen keine Mark mehr an neuen Steuern ausgeben, als unbedingt gebraucht wird. Ebenfalls halten wir an dem 8 6 ,-s Flottengesetzes fest, der eine stärkere Belastung von Gegenständen des Massenkonsums für die nächsten Jahre ausschließt. Die vorgeschlagenen Verkehrssteuern schädigen das gesamte wirtschaftliche Leben weit mehr, als sie der Neichskasse nützen. Einer Erhöhung der Tabaksteuer konnten wir nur zustimmen, wenn eine Abstufung nach dem Werte möglich war. Das ist aber technisch unmöglich. Auch gegen eine allgemeine Erhöhung der Brau steuer haben wir die schwersten Bedenken. Die Erbschaftssteuer müßte an erster statt an letzter Stelle stehen. Verfassungsmäßig kommen ja die direkten Steuern den Einzelstaaten zu; aber die sittliche Berechtigung des Reiches, diese Steuern zu erhöhen, läßt sich nicht bestretten. Zu befürchten 'Leut zu erwartenden Ertrage in Ertrage in gar keinem Verhältnis Mit der Erbschaftssteuer sind wir! stehen würde. aber trän Liel klag Hai LoU Erha in L dem böhm geM Hoth zu kolb« der brait Sch! gehr nun Ver> wer! beftc Frü das recht halb Beil täte, fchlo sich über auf Massenbedarfsartikel. Unbedingt müssen die Matrikularbeiträae aufrechterhalten werden, well der nach der Vorlage in Aussicht genommene Ertrag ist ein lächerlich geringer. Wir sind dafür, daß die Erbschaftssteuer progressiv gestaltet wird, und daß die fürstlichen Familien mit unter dieses Gesetz fallen. Die Swenkunaen unter Lebenden müssen natürlich auch unter dsS G'setz fallen. Abg. Büsing (nat.-ltb ): Meine Fraktion be hält sich die definitive Entscheidung in allen Einzel heiten für später vor. Ied'nfall« muß die bisherige Defizit- und Pumpwirtschafl aufhören, und cs muß ganze Arbeit gemacht werden. Eine planmäßige Reichsschnld ist eine alte Forderung unsrer Fraktion, s Die Regierung will uns zwar das Recht, Ver-' besserungSvorschläge zu machen, lassen, verlangt aber Kei Strafe des Scheiterns der ganzen Vorlage, daß wir nicht die eine Steuer annehmen und die andre ablehnen. ES ist ein unbilliges Anfinnen an den Reichstag, diese neuen Steuern als einheitliche- Ganze zu behandeln; cS widerspricht sogar die Ver fassung. Redner wendet sich gegen Abschaffung, einer Einschränkung des Systems der Matrikular- beiträge.— Der Biersteuer stehe ich persönlich freund lich gegenübe-. Dern in Süddeuischland ist daS Bier trotz der höheren Biersteuer doch billiger und bisser, als in Norddeutschland. Bei der Tabaksteuer scheint mir der richtige Zeitpunkt verpaßt zu sein, ohne sehr beträchtliche Schädigung der berechtigten Inter essen ist eine Änderung der Rohtabakbestcuerung nicht möglich. Einverstanden sind wir mit der Zigaretten« steuer, sowie mit der Erhöhung der Zolls auf Jmvorten. Die Verkehrssteuern lehnen wir ab mit Ausnahme der Fahrkartensteuer. Mir wenigsten- will eine nicht zu hohe Besteuerung des R-isen- noch rmmerhin erträglich erscheinen. Der Fahr kartensteuertarif müßte kilomctri'ch berechnet weiden, dagegen müßte die 4. Klasse ganz frei bleiben. Mit der Automobilsteuer sind wir grundsätzlich einver standen. Vielleicht könnte man sie auch aus Kraft fahrzeuge auf dem Wasser ausdehnen. Für die QuittungSsteuer sind wir nickt zu haben. Sie be deutet eine Erschwerung des Verkehrs, die zu dem Von unci fern Sine Riesenarbeit ist dieser Tage in der Regulierung der Unterelbe vollendet worden, die ' im Jahre 1897 begonnen wurde. Die Unter- elbe hat nunmehr von Hamburg bis unterhalb der Lühe, in der Nähe von Brunshausen, eine auf 10 Meter bei mittlerem Wafferftand aus getiefte Fahrwafferriune erhalten, die eine Nindestbreite von 200 Meter besitzt. Es können also nunmehr die größten Schiffe mit 33 Fuß Tiefgang, ohne zu leichtern, in den Hamburger Hafen gelangen. Durch die Breite des Fahrwassers ist auch die größtmöglichste Sicherheit gegen Zusammenstöße im Fahrwasser geschaffen, so daß sich die zahlreichen Zusam- - menstöße auf der Elbe vermindern werden. grundsätzlich einverstanden. Die große Mehrheit meiner politischen Freunde wünscht sogar noch einen i wetteren Ausbau dieser Steuer, vor allem ihre Ausdehnung auf Deszendenten und Ehegatten, aber! mit der Maßgabe, daß ErbanfSlle bis zu 30000 s Mark frei bleiben. Hierauf wird die Weiterberatung vertagt. sonst für daS Budgetbewilligungsrecht des Reichs tages gar kein Raum mehr bleibt und jede Garantie für Sparsamkeit im Reiche fortfällt. Wir biete der Regierung zur Verständigung über die Steuer Vorlagen die Hand, werden uns aber durch kein Ultimatum daran hindern lassen, jede einzelne dieser Vorlagen zu prüfen. Abg. Singer (soz.): Gleich dem Zentrum lehneu auch wir jede Beschränkung der Matcikularbeiträge ab, weil sie das einzige Mittel find, die Einzel staaten zur Sparsamkeit zu mahnen. Im übrigen möchte ich nur den Wunsch aussprechen, daß die vom Vorredner geäußerte Absicht, nur da- unbe dingte Notwendige zu bewilligen, auch in der Kommission vorhalten möge. In der Kommission kommt'? ja Leim Zentrum meist anders als vorher angekündigt wird. Annehmbar ist für unS auS dem ganzen Stsuerbukeit nur die Erbschaftssteuer. Wir halten es für möglich und für erwünscht, durch die Erbschaftssteuer in Verbindung mit einer Reichs- etnkommen- und Vermögenssteuer die gesanuen in direkten Steuern auf notwendige Lebensmittel- und Vmbrauch-gegcnstände zu beseitigen. Jedenfalls werden wir in der Kommission eine Erhöhung der Erträge der Erbschaftssteuer durchzusetzen suchen; Vor früh Was aeri< Neu der über ring eine von Bahi auch Jmy Ären der < ihren dar nickt nicht fie di das straß gelan Such mmg die L Stad wo f aben! hoste nie st zu, st die § wobst Die t Tiere sinkst sondi Daw das von Krän ans, -Wölf raten ihner fünf Weir ist nur, daß das mobile Kapital sich der Steuer --c leichter entziehe als daS immobile, und daß die vor- gesehene Eidesleistung der Erben zu häufigen Mein- eiben führen wird. Trotzdem ist die Erbschaftssteuer, auch die für die Deszendenten, besser a(S alle Steuer« M0M auf Massenbedarfsartikel. Unbedingt müssen die Mts O Oie Kauern-LruiibNäe. 10s Erzählung MS d. bayrischen Bergen v. M. Ne «l. tF-risetzung.) Von den stellen Wänden herab schossen wlld und brausend die Wasser, die bei ihrem Absturz über die Felsen weiß wie Milch in tausend Atome zerstäubten, um sich dann von neuem zum Sprung in die Tiefe zu sammel». Der feine, rieselige Regen, der an den Gräsern und Blumen schwere Tropfen bildete, hatte eine starke Abkühlung gebracht. Die schmutzige Straße entlang schritt dicht in einen Havelock gehüllt Gottfried gegen den .grauen Bären" zu. Guntherer hatte ihn, wie so ost schon, als Vermittler zu Vroni gesandt, um fie an ihr Versprechen zu mahnen, denn fest er seinen Zweck erreicht hatte und daS schöne Weib samt ihrem großen Hof so gut wie sein war, hatte ihn eine unbezähmbare Leidenschaft erfaßt, die mit jedem Tage wuchs, den er ihr fernbleiben mußte, und die immer von neuem aufgestachelt wmde durch das Gespötts seiner Freunde und Nachbarn, die ihn bereits den ewigen Hochzeiter hießen. „Jatzt reißt ma endli d' Geduld," sagte er zu Gottfried, .i hab's satt, mi no längs von der Bärenwirtin an der Nas'n rumführen zu lassen." „Ich glaube eS dir," antwortete schmunzelnd der junge Mann, „es muß schon sehr fad sein, wenn man hungrig vor einem gedeckten Tisch steht und nicht essen darf." Diese Worte brachten Guntherer erst recht «ms dem Häuschen. .D'rum muaß a End' hergeh'n," rief der Bauer, ,i will mei Recht! Dös was ma ver sprochen hat, muaß ma halten, denn jetzt erst woaß , wie gern i d' Vroni hab', und desz'weg'n denk i gar net d'ran, auf fie zu Verzicht'«!" .DaS finde ich begreiflich, sieh' nur zu, daß sich nicht ein andrer an den gedeckten Tilch setzt und dir daS wegißt, waS für dich bestimmt war," erwiderte Gottfried. .Ich könnte das keinem Übel nehmen!" Guntherer fuhr auf, als ob ihn eine Tarantel gestochen hätte. „Aba i! Herrgott, i rat koan, mir ins Gäu z'geh'n, i müßt net, was i tat. Friedl, döS gab a Unglück!" Guntherer war dunkelrot im Gesicht ge worden, er schnappte nach Luft und schlug mit den Händen herum, als wolle er sich eines entsetzlichen Gedankens erwehren. Traudl suchte ihren Vater zu beruhigen und machte Gottfried gleichzeitig ein Zeichen, doch zu schweigen. „Geh', Bata, wer werd' denn von der Vroni so schlecht denken, — fie hat's halt immer no' net überwund'n, dös vom Ringkampf. Und du muaßt an Vata net solchen« Sach'n vor- red'n, Friedl!" Diesem aber machte eS Spaß, seinen Onkel zu necken. „Schau, schau, eifersüchtig bist du, eifer süchtig wie ein Junger I" lachte Gottfried. „No hab i koan Grund," rief Guntherer, „aber der mir an Grund gibt, der hat's mit'n Gunthererbauer zu tuan, der sich vor koan sürchi' l" „Na, beruhige dich Mr," erwiderte der junge! Mann, „eS nimmt dir keiner die Vroni weg, wer könnte sich auch mit dem ersten Bauern im Ort messen wollen?" „Dös' moan i aa, und d'rum vasteh' i net, daß fie fi' immer weigert, die Mein' -'werden. Verspielt hai's, mit dem muaß fie fi' jatzt do endli abfinden, einz'wenden hat's gegen mich aa nix, i fiehch d'rum gar net ei', was no' im Weg steh'n soll, daß ma unS kopulier'n lass'n. I bitt di deshalb, geh jatzt zu ihr und sag ihr, wiaS iS. I lass' mi nimma länga hin- halt'». Am nächsten Sonntag wird aufboten und vierzehn Täg späta iS Hochzeit. So is b'stimmt, und wenn's damit net einvastand'n is, na bat fie fi's selba zuaz'schreib'n, wenn s' ganze Dorf gegen sich hat. Und daß dös g'schiehcht, dasüc wollt i schon sorg'n. So, jatzt lauf in 'n »grauen Bären" Md wenn's ja sagt, na' schickst um, daß i nachkimm. Mach dei Sach guat, du woaßt, es is aa zu dein'm Vorteil!" „Mein Vorteil hat damit nichts zu schaffen," warf Gottfried kurz hin. „Aber deine Interessen will ich nach Kräften vertreten." Traudl warf ihrem Bräutigam einen vor wurfsvollen Blick zu. Wie merkwürdig er in der letzten Zeit war. Nicht ein Wort verlor er über das, was für fie doch daS Nächstliegende war, über ihr G ück» ihre Zukunft. Wie gleich gültig, fast barich war er mit ihr, die doch mit jeder Faser ihres Herzen? an ihm hing. „Na, z' veracht'» is 's net, wenn i da mei Kind anvsrtrau, Friedl, wenn i da mein'n Hof überlaß, i moan', um dös kannst ma scho' was z'liab tuan." Gottfried schlüpfte schweigend in seinen Have lock, setzte seinen Hut auf Md verließ mit eine« „du sollst mit mir zufrieden sein!" daS HauS, ohne Traudl auch nur die Hand zum Abschied zu reichen. „Vata," schluchzte daS Mädchen jetzt, all ste allein waren, ,i glaub, da Friedl mag «i nimma l" „Unsinn," brummte Guntherer, „wenn ma* enk Frauenzimma net imma hofiert und mit enk charmiert, na' is glei Feuer im Haus. S» dumm is da Friedl net, daß a di auSlaßt!" Damit wandte sich der Bauer zur Tür Md verließ das Zimmer. Traudl aber kauerte sich in eine Ecke und weinte bitterlich. Ms Gottfried auf der vom Regen durch weichten Straße dahinschritt, fühlte er sich er leichtert. Die Atmosphäre in seines Onkels Hau» schien ihm unerträglich. War eS seine Schuld, daß ihm Traudl jetzt, wo er Vroni gesehen, wo er fie, wen» auch als Gegner, in seinen Armen gehalten hatte, fest an sich gedrückt, Leib an Leib, daß er die Körperwärme deutlich durchfühve, weniger begehrenswert erschien? Kann man sich in seinen Gefühlen nicht auch irren? Und war jener unglückselige Vorfall auf dem Geigel stein nicht die Verlanlafsung, ihn in seine» Jruum zu bestärken? Unwillkürlich sah er Traudl vor sich, wie sie leblos, mit blutleere» Gesicht, zwischen den Alpenrosensträuchern lag, und Mitleid überkam ihn. DaS war es, Mit leid hatte er für Liebe gehalten. Dann aber erinnerte er sich an jene Stunden, wo er mit ihr durch die Felder und Berge streifte, wie übe! köm nich war durc Zwl ihm reick Wir wie Mm war betrl eins man däm Seh seit Woll eing mact Asch Als' höh- grüf das erlai die dich wird ihm
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