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politische kunälchau. Die Wirre« i« Ruhlaud. * Unser Neujahrsfest, daS allerdings für Rußland bei dessen nachhinkendem Kalender ein solches nicht ist, hat für Moskau die anscheinend letzten Verzweiflungskümpfe der unterliegenden Aufständischen gebracht. Die Artille, ie verrichtete dabei eine furchtbare Blutarbeit. * Offenbar unberechtigt zeigt sich die Regie- rung sehr hoffnungssroh; kaum daß sich die trostlosen Zustande in Moskau ein wenig und wer weiß, auf wie lange Zeit gebessert haben. Die halbamtliche Petersburger Tele- grophenagentur meldet von unbedingt zuständiger Seite: „Die revolutionSreBewegung in Rußland kann gegenwärtig als gebrochen angesehen werden. Der völlige Zusammenbruch des Aufstandes ist die Frage einiger Wochen. Die revolutionäre Bewegung ist vor der Gewalt zurückgewichen, noch mehr aber hat sie sich in den Augen der Bevölkerung in Mißkredit gesetzt." * In Riga herrscht der lettische Terroris mus. Am Freitag find aus Riga Privat meldungen eingegangen, denen zufolge dort ein heftiger Straßenkampf stattgefunden bat. Die Aufständischen sollen einen großen Teil der Stadt, die Stadtduma, einige Re gierungsgebäude und den Bahnhof in Besitz genommen haben. Der Telegraph ist zerstört. * Die revolutionäre Bewegung im Zuge der Jekaterin-Bahn konzentriert sich auf die Stadt Bachmut. Die Stationen längs der Bahnlinien find in den Händen der Ausrührer, denen sich die Landleute aus mehreren nahe der Bahn gelegenen Dörfern angeschlostsn haben, über Bachmut ist der Belagerungs zustand verhängt und General Sandetzky ist zum Gouverneur ernannt worden. — Bei Lublin wurde eine Eisenbahnbrücke mittels Dynamit in die Lust gesprengt. * Die nach den Ostseeprovinzen ent sandte militärische Expedition unter dem Ober befehl des Generalmajors Orlow ist eben im Begriff, sich mit den inzwischen nachgekommenen Truppen des Wilnaer Militärbezirks zu ver einigen, um dann den Feldzugsplan gegen die Aufständischen in den Ostseeprovinzen auszu- sühren. Gleichzeitig werden auch einige Schiffe der Baltischen Flotte und die in Kronstadt untätig liegenden Schiffs mit ausgesuchter Mannschaft versehen, um im gegebenen Augen blick sofort nach den Ostseeprovinzen abzugehen. Unterdessen aber suchen die revolutionären Elemente möglichst, glatte Arbeit zu machen. So durchzieht eine starke, gut bewaffnete esthnische Bande den Revaler Bezirk, plündert fast alle Güter, raubt Waffen und Geld und nimmt die Gutsbesitzer gefangen. Auf diese Weise find bie Güter Koil, Sallentak, Haggut, Turgel, Tois, Anoval und andre völlig zerstört worden. * * Deutschland. * Der Kaiser ernannte bei der Parole ausgabe am Neujahrstage den Generalleutnant v. Moltke anstelle des zurücktretenden General obersten v. Schlieffen zum Chef des großen Generalstabes der Armee. * Das Befinden desGroßherzogsvon Baden ist befriedigend. Seit Freitag ist ein gleichmäßiger Rückgang der Krankheitserschei nungen, sowohl des Katarrhs wie des Fiebers, zu beobachten. *Die Prinzessin Ena von Batten berg, von der behauptet wird, daß sie sich mit dem König AlfonS von Spanien vermählen wird, ist jüngst mit ihrer Mutter nach Rom ge reist, um zur römisch-katholischen Konfession überzutreten. *über die Einziehung von Vermögen Ein geborener im südwestafrikanischen Schutzgebiet wird im .Reichsanz/ eine kaiserliche Verordnung vom 26. Dezember 1905 veröffentlicht. * In den letzten zehn Jahren haben sich die Spareinlagen der preußischen Spar kassen von rund vier auf nicht ganz acht Milliarden vermehrt, und zwar war ihre Zu nahme am Ende des genannten Zeitraumes am bedeutendsten; während sie in den Jabren 1896 und 1897 nur 310,12 und 312,49 Mill, betrug, stieg sie im Jahre 1903 auf 502,23 und im Jahre 1900 auf 531,99 Mill. Mk. * Den deutschen Flüchtlingen aus Rußland, die in Deutschland Unterkunft finden können, werden auf Anordnung des Eisenbahn- Ministers freie Fahrkarten verabreicht. Frankreich. * Den Ortsbehörden ist seitens der Regierung die Weisung zugegangen, die Wahllisten sobald als möglich aufzustellen. Generalstabschef Graf Moltke. *Die französischen Kardinäle haben dem Papst ihren Beschluß angezeigt, der Trennung von Kirche und Staat keinen Widerstand zu leisten. England. *Die Londoner ,Pall Mall Gazette' be hauptet, englischen amtlichen Kreisen sei die Nachricht zugegangen, Kaiser Wilhelm habe bei der unlängst dem Perfischen Prinzen Schua es Saltaneh gewährten Audienz sehr deutlich den Wunsch von besonderen Konzessionen für den deutschen Handel in Persien zu erkennen gegeben. Der Prinz habe sehr vor sichtig geantwortet, zumal der Zweck seiner Mission wesentlich darin bestanden habe, dem Kaiser im Namen des Schahs zu erklären, daß deutsche Handelsunternehmungen in Pcrfisn will kommen geheißen weiden, besonderer Erleich- terungen also schon deshalb nicht bedürfen würden. — Es handelt sich hierbei wiederum um einen Putschversuch der deutschfeindlichen Partei in England. Belgien. 4»* Das Abkommen zwischen der Prinzessin Luise von Koburg und dem Prinzen Philipp ist auf Grund der Initiative des Kö nigs Leopold zustande gekommen. Es heißt, daß demnächst eine Zusammenkunft der Prinzessin mit ihrem Vater stattstndcn wird. Die Prinzessin erklärt sich durch das Abkommen für befriedigt. Spante«. * Nun ist dochMo nteroRios endgültig zum Vertreter Spaniens aus der Konferenz von Algeciras, die am 16. Januar 1906 zufammentreten wird, erwählt worden. Montero Rios wird auch die Leitung der Konferenz übernehmen, als Vertreter des Landes, in dem diese stattfindet. Die wiederholten Angriffe seitens verschiedener Deputierten der Opposition hatten bisher Montero Rios veranlaßt, die Ver tretung in Algeciras abzulehnen. Ohne Zweifel ist es auf wiederholte Bitten des Minister präsidenten zurückzuführen, daß Montero Rios, der im vergangenen Frühjahre alle Verhand lungen mit den europäischen Mächten geleitet hat, fiL doch noch zur Annahme des Auftrages entschlossen hat. Die ganze spanische Presse, besonders bie ministerielle, tritt dafür ein, daß die Angriffe gegen Montero Rios unterlassen werden, um der Autorität seiner Vertretung keinen Abbruch zu tun. Portugal. * Der König von Portugal wird dem König non Spanien in der zweiten Hälfte des Monats Januar in Madrid einen Besuch abstatten und dasrlbst etwa eine Woche verweilen. Afrika. *Der Algerier Bu Mzian, dessen Verhaftung durch die m aro kk an is ch e n Be hörden vor einigen Monaten ernste Zwistigkeiten zwischen Marokko und Frankreich verursacht hatte, ist neuerdings festgenommen worden, dies- mal jedocb auf Veranlassung des franzö sischen Konsuls in Fes. Japan. "über die Hungersnot in Japan wird aus Tokio berichtet, daß nach der Er klärung des ausländischen Komitees, welches sich zur Unterstützung der von der Hungersnot betroffenen Bevölkerung gebUdet hat, an nähernd drei Millionen Menschen in den drei Nordprovinzen von schwerster Hungersnot bedroht find. Es wird erklärt, daß. wenn nicht zureichende Maßnahmen ge troffen werden, die Hungersnot mehr Menschen leben kosten werde als der Krieg mit Rußland. Die Regierung trifft an Ort und Stelle Vor kehrungen. Angesichts der großen Zahl der von der Hungersnot Betroffenen vermag man einer Regierungserklärung schwer zuzustimmen, die besagt, daß die Hungersnot nicht so ernst sei, daß NuSlandshilfe nötig wäre. Die Hungersnot ist mehr als ernstlich, sie ist kritisch. Es scheint, daß die Regierung von falschem Nationalstolz beeinflußt ist. Spiessrutenlaufen. d. Aus Moskau schickt Perceval Gibbon dem .Evening Standard' wieder eine Skizze, in der er eine furchtbare Szene, deren Augen zeuge er war, schildert. „Der Pöbel wurde zerstreut," schrieb der Polizeichef, als er seinen Bericht über die Tagesereignisse in den Straßen Moskaus aufsetzte. Diese Floskel ist ein bequemer Ausdruck, der von den Beamten jetzt viel angewandt wird. Als nun die Menge zerstreut und das Echo der Pferdehufe auf den Steinen verhallt war, als das Schreien nach gelassen hatte und die Blutflecke mit Sand bestreut waren, da trieb man die kleine Gruppe von Gefangenen nach dem nahen Polizeihof. Die Leute waren ganz willkürlich von der Menge abgeschnitten worden; die Polizei hatte sie ergriffen, wie fie sie gerade bekamen, Männer und Frauen, und da die eigentlichen Aufrührer und Steinwerfer sich um die rote Fahne in der Mitte der Straße geschart hatten, während die Polizisten ihren Streif zug an den Rinnsteinen entlang ausführten, so war es wahrscheinlich, daß keiner der Ge fangenen an dem Aufruhr wirklich beteiligt ge wesen war. Es waren bloße Zuschauer; ich konnte das genau so gut beobachten wie die Polizisten. Nun aber wurden fie von den Be waffneten und Berittenen eingsschlossen und wie eine Herde auf den Hof getrieben. Hinter ihnen schlossen sich die großen Tore, und die Beamten konnten fie genau beobachten. Mehrere Frauen und Mädchen, die unter ihnen waren, wurden auf Befehl eines Offiziers mit Fußtritten wieder vom Hofe auf die Straße getrieben. Schreiend stürzten fie hinaus, aber zweifellos schätzten fie sich glücklich, so leicht, nur mit einigen Beulen davongekommen zu sein. Dann wandte sich die Aufmerksamkeit der Beamten den Männern zu, das Tor zu dem inneren Hofe wurde aufgemacht, und Soldaten, Polizisten, Gefangenwärter und alle die andern, die hier des Zaren Rock trugen, eilten herbei, um den Sport mitzumachen. Die Ge fangenen sollten Spießruten laufen, und bald standen die Beamten in zwei Reihen von der Tür bis zur Mitte Les inneren Hofes, jeder mit einem Stock, einer Pritsche, einem Säbel oder etwas ähnlichem bewaffnet. Auch Dworniks, die Türhüter des Stadtviertels, standen in den Reihen, die meisten mit hölzernen Spaten ausgerüstet. Sie drängten sich zu ihren Plätzen, und wie Knaben, die auf den Be ginn des Spieles warten, reckten fie er wartungsvoll den Hals vor und schrien den Dragonern zu, fie sollten schnell das erste Opfer herbeischaffen. Die Dragoner waren auch nicht faul. Zwei von ihnen zogen aus dem kleinen Haufen zitternder Männer einen älteren Mann, der zurückwich und sich sträubte; aber als einer mit einer schrecklichen Lederpeitsche hinter ihn trat, sprang er schreiend vor. Im nächsten Augenblick stießen fie den schwankenden Mann in die Gasse, die von den Peinigern gebildet war, und mit fröhlichem Eifer und aufgeregt handhabten diese ihre Marterwerkzeuge. Ein Hieb von einem flachen Kavalleriesäbel schleuderte den Halbbewußtlosen zu einer Gruppe mit Peitschen, sich krümmend vor Schmerzen wand er sich hindurch — ich mußte mich abwenden. Ich hörte aber das Klatschen der Spaten und Stöcke, ich hörte auch das laute Schreien des Opfers, das dann all- mählig verstummte, als der Mann in den in neren Hof geworfen wurde. So behandelten die Dragoner alle, bis fie für das Leichen- oder das Krankenhaus reif waren. . . Das alles sah ich am Hellen Tage in der Stadt Moskau mit meinen eignen Bugen, und ich habe mit Dutzenden von Leuten gesprochen, die es gleich falls gesehen haben, und auch nutz solchen, die die Tortur des Spießrutenlaufens überstanden haben, sodaß ich annehmen muß, daß die Szene, die ich mit zwei andern Zeuge« sah, nicht vereinzelt dasteht, sondern ein üblicher Brauch ist. Selbstverständlich ist dieses Verfahren un gesetzlich; aber das Gesetz legt jetzt in Rußland nur den Schwachen Schranken auf. Infolge der Unruhen im ganzen Reiche find alle Macht haber, die für die Ruhe zu sorgen haben, mit besonderer Gewalt ausgestattet. So find in Moskau die Straßen mit Patrouillen besetzt, deren Hauptwaffen die mit Blei gefüllten Na gaiken find. Eine solche Patrouille zog an einem Somtag der vorigen Woche Lew Prechesensky-Boulevard entlang, auf dem eine Menge Leute ruhig ihres Weges gingen. Ohne im geringsten herausgesordert zu sein, ritt einer der Dragoner aus das Trottoir in eine Gruppe ruhig dastehender Frauen hinein und schlug die eine von ihnen mit Peitschenhieben zu Boden. Nach dieser Tat ritt er hinüber auf die andre Seite der Straße und schlug mit seiner Peitsche einer kleinen Putzmacherin über die Augen, sodaß fie geblendet, halbtot liegen blieb. Ms er zu seinen Gefährten zurückgekeyrt war, brachen alle drei in ein Lachen aus und ritten weiter, da sich jetzt Männer ansammelten. Gewalt tätigkeiten und Bedrückung auf der einen Seite, wilde und leidenschaftliche Rache auf der andern — ist diesem Kreislauf bewegt sich heute das Leben in Rußland. A Vie Kruern-örunbUäe. Sj Erzählung au» d. bayrischen Bergen v. M. Neal. (S«tsktz>mg.> „Dös glaub i," begann jetzt seinerseits Guntherer, der darauf brannte, anS Ziel zu kommen. „De Arm schaug an und die Muskeln... und Knochen hat a wia a Ries'!" „Auf dös kommt's aa uet allemal an," ent gegnete Veronika mit unverkennbarer Gering schätzung, „eS fiehcht mancher stärker auS als er is, und wenn'S d'rauf ankimmt, wirst 'n a WeibatS um." „Du scheinst in meine Kraft nicht viel Ver trauen zu haben, Broni," meinte Gottfried, der sich über den Ton der Bärenwirtin ärgerte. „I woaß ja net," gab Veronika ironisch zurück, „du magst ja stark sein, aber an Beweis hab' i net!" „Aba i!" rief jetzt Guntherer, „i hab' an Beweis davon. Und dir wird er na glei an Beweis liefern, Bärenwirtin l Erinnerst di no, was d' damals g'sagt hast, als d' mi ab« g'wiesen hast? I hab' ma's g'nau g'mirkt! Siehchst, hast d' g'sagt, i komm' da sogar ent gegen und nimm aa an Stellvertreter an, dm du stellst . . . wenn mi der niederzwingt, wer' i dei Weibl Hast dös g'sagt oder net?" Bei der Bärenwirtin zogen sich bei diesen Worten Falten auf der Stirn zusammen. Sie fühlte, daß jetzt für fie die Entscheidung ge kommen fei. „DöS hab i g'sagt," antwortete fie trotzig, den Blicken Go^tteds ausweichend. „Guat, heut bw i nun kemma, di beim Wort z'nehma l I bab an Stellvertreter mit bracht, . . . da is a!" Dabei wies Guntherer auf Gottfried. „I frag di jetzt, willst mei Weib wer'n oder laßt aS auf'n Kampf an- kemma, der ja do zu deine Ungunsten aus fallt ?" „Oho l" rief Veronika ärgerlich, „dös möchtt i do erst abwarten!" „Aber Onkel, laß doch die Sache auf sich beruhen. Du wirst doch nicht verlangen, daß ich meiner Beschützerin von der Kiesgrube viel leicht im Jux ein Leids zufüge . . . Das könnte ich mir mein Lebtag nicht vergeben!" Wie fie diese Herausforderung reizte. Sie betrachtete Gottfried spöttisch von oben bis unten. Wie verhältnismäßig zart er war, er blieb, was den Körperbau anlangt, weit Wnter den Stärksten deS ganzen Sacharanger Tales zurück, und Veronika hatte doch fie alle über wunden. Wie sollte also er. . . „Ra, g'scheh'n tat mir so arg viel kaum, i glaub' eher, daß umkehrt aa g'fohren war. Wennst sonst koa Sorg hast, als um mi, na kannst -'frieden sein!" Veronika hatte rasch, voll Erregung ge sprochen. Es zuckte ihr in allen Fingern. „Wer der Stärkere is, wer' ma ja sehg'n," sagt« Guntherer, „i wett' mein' Hof, daz d' döSmal au den Unrecht'n kimmft!" Veronika lachte gerade heraus, aber ihr Lachen klang nicht echt. „I frag di nur, obst du ihn als mein' Stellvertreter anerkennst. Mei'n Hof gegen den dein!" „Einverstanden!" rief Veronika heiser vor Wut. „I laß ma net nachsag'n, daß i dem Kampf mit so an Studeuterl ausg'wichen bin. Kannst ma leid tuan, arms Bürschel!" Die Bärenwirtin war aufgeftanden. Sie überragte die beiden Männer, die sich jetzt gleichfalls erhoben hatten, fast um Kopfeslänge. „Dein Bedauern, Vroni, brauch ich nicht," rief Gottfried, der gleichfalls erregt wurde, „das Bedauern ist ganz auf meiner Seite I" „Bravo, Friedl!" schrie Guntherer, „dös ließ i mir net g'fallen. Zeig, daß d' a Schneid hast!" „Mit der Schneid iS net tan," erwiderte Veronika, „aber dös, was du kannst, Guntherer- bauer, kann i aa. Hsf gegen Hof, und wer's Wirtshaus kriegt, muatz d' Wirtin als D'reingab nehm«. Is koana z'neid'n drum!" „Soll a Wort sein!" schrie Guntherer, der sich endlich vor der Erfüllung seines heißesten Wunsches gestellt sah. „Ma an Zeugen müaß ma bei dem Handel aa hab'n, daum's hintennach, wennst besiegt bist, koan Zweifel gibt! Is denn niemand da, der an Zeugen machen könnt?" Der Lenzer Sepp erschien, als habe er nur des Rufes geharrt, unter der Tür und sagte: „I Lin Zeug', was g'wetr't habt's!" Dann verschwand er, trank feinen Schnaps aus und stürzte aus der Wirtsstube. „Abg'macht!" erwiderte Guntherer, „und jetzt los!" Veronika wußte, daß der Sepp alles auf bieten würde, die Dorsbcwohner von Sacharang so schnell als möglich von dem wichtigen Er eignis in Kenntnis zu setzen. Sie brannte des halb vor Begierde, ihrem Lordeerkranz ein neuer, glänzendes Blatt einznfügen. „I bin bereit," sagte sie lächelnd, nachdem sie mit einemmal ihre Ruhe und Überlegung wieder gefunden hatte. „Soll denn aus diesem Unsinn wirklich Erntt gemacht werden?" fragte Gottfried. „Wir machen uns ja zum Gespött aller vernünftige» Menschen." „WaS, hast der' Schneid verloren?" schrie Gumberer, und sich zu ihm beugend, flüstert» er: „Und Traudl?" Das genügte Gottfried. „Ich babe meine Schneid durchaus nicht verloren. Wenn du auf den schlechten Witz ein- gehen willst, Bärenwirtin, ich bin dabei, aber ich verwahre mich gegen alle Vorwürfe, werm dir zu weh geschieht!" „Küwm're di um dei' eig'ne Person. D« Bader wohnt Net weit von da!" Mit diesen höhnischen Worten war di« Bärenwirtin mitten in die Stube gegangen, hatte die Röcke hinaufgeschürzt und die Schuh« ausgezogen. So erwartete fie in heraus fordernder Stellung ihren Gegner. GottfriÄ» zauderte noch einen Moment, dann aber warf er seine Joppe ab und schickte sich mit dem Ausruf: .Wirrt', Hexe, der Spaß soll dich reuen!" an, Veronika zu unterlaufen. Diese aber folgte jeder seiner Bewegungen, de» jungen Mann fest im Auge behaltend, stets bcrett, einen etwaigen Angriff zu Parieren. So waren sich die beiden bereits auf Armesling« nahegerückt, während Guntherer schweigend bei seite stand.