Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderatzu Bretnig. Lokal-Anzeiger siir die Ortschailen Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und UmgeM». Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch unk Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung-blattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« I Mark 2V Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespalt.-ne Korpus,eile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei grögecen Aufträgen und W ederholungsu gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/,11 Uhr einzusenden. Rr. 56. OertttckeS und Sächsisches. Kamenz, 12. Juli. Herr Amtshaupt' mann Kammerherr v. Erdmannsdorff hier ist vom 1b. Juli bis 11. August beurlaubt Seine Vertretung während dieser Zeit ist Herrn Regierungsaffesfor Or.Richter bei der hie- W» Amtshauptmannschaft übertragen worden. -- Ueber die Verunglückung eines fach. Aschen Soldaten in Straßburg, des Sohnes de» Herrn Tischlermeister Thust in Gersdorf Kamenz, wird berichtet: Als bei dem Schwimmunterricht der Soldat Thust mit Äderen Schwimmschülern bereit» geschwommen Mle, gab der aufsichtsführende Offizier den "isehl, daß die nächsten Schüler an die Reihe mmmen sollten. Thust griff daher nach der ^Me, welche der Schwimmlehrer, ein älterer Soldat, in der Hand hielt, um sich daran ^porzuziehen. Dabei glitt die Leine dem Schwimmlehrer au» der Hand und fiel ins Yasser. Der Lehrer sprang sofort ins Wasser, vm T. herauszubringen, wobei beide unter« iMgen. Dem Schwimmlehrer ist es nachher Vater dem Wasser gelungen, sich von dem Untersinkenden freizumachen und die Bade- ansialt zu erreichen. T. sind daraufhin noch Schwimmeister und mehrere ständig bereit- Gehende Rettungsleute nachgesprungen. Es ^tlanz ihnen jedoch durch Tauchen nicht, ven Unlergegangenen zu finden, solange die Mög- "chkeit einer Wiederbelebung noch vorhanden ^ar. Erst nach zweistündigem Suchen ist die "eiche 50 Meter unterhalb der Badeanstalt vasgefunden worden. Es ist sofort eine kriegs gerichtliche Untersuchung »ingeleitet worden, Vm festzustellen, wen die Schuld an dem be- "agenöwerten Unzlücksfalle trifft. — (Wie man das Inkognito wahrt.) „Der König von Sachsen fährt, von Hamburg kom a>end, durch!", hieß es dieser Tage in Magde burg. Da« war eine Kunde, die viele nach öe>n Bahnhof lockte. Der Zug fuhr ein. Drei Schutzleute nahmen, al« er hielt, vor dem Königlichen Salonwagen Posten. Reisende ölkgen aus und ein. Alles schob und drängte und her. Zur Reisezeit ist der Trubel U> doppelt und dreifach groß. Nur vor dem Königl. Wagen und um oie drei Schutzleute mute die Menge. Leute sammelten sich an. ^le alle gafften nach dem Königl. Salonwagen. »Daß sich Majestät auch gar nicht zeigt I" Ach hätte ihn gern einmal gesehen!" — „Nur Muld, er wird schon noch am Fenster er- ^inen." — „Vielleicht steigt er gar einmal „ — »I wol Ein König steigt doch nicht wenn der Zug einen so kurzen Aufeut- M hat. Was denken Sie denn!" Solche ^öen schwirrten hin und her. Und unter Spähenden und Plaudernden stand auch tz'Herr, die seidene Reisemütze auf dem Kopfe. schaute ebenfalls nach den großen Fenstern z 'Salonwagen. Sein Auge suchte ebenfalls kömg. „Einsteigen!" erscholl e« jetzt. »^Reisenden Een jetzt nach ihren Koupees. >?ch der fremde Herr mit der seidenen Reise- ^vtze stieg ein, und zwar in den Königlichen , vlvnwagen. Er war e» selbst, den sie alle h "frig gesucht hatten. Mitten unter ihnen er gestanden und sich selbst eifrig mit halfen, und so hatte er da« strengste Mognito bewahrt. Nun hatten die guten ha^Edurgcr König mitten unter sich ge und doch nicht gesehen. ^?"Vesden. Der Raubmörder Di'.trich Abt E? ^"Ntag früh in einem vorher bestellten »ab , v?" öwei Beamten der Berliner Krimi Polizei, nachdem die Voruntersuchung von Fchrittleitung, Druck und Verlag von A. LchUvlg, Bretnig Sonnabend den 14 Juli 1806. 16. Jahrgang. dem dortigen Untersuchungsrichter in Bezug aus die Morde Grabnick und Schurm am Sonnabend abgeschlossen worden ist, nach Drei- den zurücktransporliert. Wie erinnerlich, wurde Dittrich vor mehreren Monaten in Berlin wegen Fahrraddiebstahl« festgenommen und, da er früher für geisteskrank erklärt war, nach Herzberge geschafft. Unterdessen hatte man in Dresden Sachen ungehalten, die von der Schwester de» Dittrich verkauft waren. Es konnte dadurch bewiesen werden, daß dieser im Walde bei Königstein ein Ver brechen an einer Frau Opitz, die dabei ums Leben kam, au-geführt Halle. Er wurde darauf von sächsischen Kriminalbeamten aus Herzberge nach Dresden abgeholt und legte in der ersten Bestürzung ein umfassendes Geständnis ab, in dem er sich einer Anzahl Morde, darunter der bei Zeuthen an den Frauen Schurm und Graßnick verübten, beschuldigte. Nach einigen Tagen erklärte er seine Angaben für unwahr. Die Berliner Kriminalpolizei schickte im Ein verständnis mit der Dresdner Staatsanwalt schaft den Kommissar, der den Mord an der Frau Schurm bearbeitet hatte, nach Dresden. E» gelang auch, den Dittrich in Bezug auf die ZeuthenerMorde zu einem erneuten,ausführlichen Geständnis zu bringen, infolgedessen der Mör der nach Berlin geholt wurde Bei einem Lokaltermin hat er dann, wie Berliner Blätter berichten, sozusagen bewiesen, daß er die Mord taten begangen hat. Außerdem hat er vor dem Kommissar und später vor dem Unter suchungsrichter sechs in Oesterreich verübte Morde mit allen Einzelheiten eingeräuml. Dittrich soll nunmehr in Dresden erneut auf seinen Geisteszustand beobachtet werden. Von dem Resultat der Untersuchung wird das weitere Verfahren gegen ihn abhängen. Dresden, 12. Juli. Dec Umbau der Augustusbrücke beginnt bereits in diesem Herbste, und zwar soll zunächst mit der Errichtung der Jnterimsbrücken begonnen werden. Seitens des Rates war die Frage der Aufrechterhaltung des Straßenbahnverkehr« über die Jnterims brücken noch offen gelassen worden, doch hat der Rat nunmehr in seiner gestrigen Sitzung den Beschluß gefaßt, den Straßenbahnverkehr auch über die hölzernen Jnterimsbrücken zu führen. — Seins Frau erstochen hat in den Nach mittagsstunden des Sonntag« der Glasarbeiter Bergmann in Brand bei Freiberg. Nach einem Wortwechsel stieß er ihr ein Messer in die linke Brust. Der Messerheld wurde ver haftet, — Belohnte brave Frau. Am 28. Juni d. I. wurde die Bahnstrecke zwischen den Stationen Pockau-Lengefeld und Nennigmühle durch einen Wolkenbruch derart beschädigt, daß der Verkehr zeitweilig unterbrochen war. Die Ehefrau des dort postierten und zu jener Zeit abwesenden Bahnwärter» Morgenstern erkannte die Gefahr, die dem bald daraus fälligen Zuge an der Unfallstelle drohte; sie lief daher trotz schweren Regen- und Hagelwetters dem von Pockau bereit» abgegangenen Zuge entgegen und brachte ihn bei der Haltestelle Nennig mühle zum Halten, so daß die Gefahr glücklich abgewendet wurde. Die Kgl. Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen hat der braven Frau unter Anerkennung ihres auf opfernden Verhalten« eine Belohnung von 100 Mark bewilligt. Leipzig, 11. Juli. Wegen Mordver suchs und Freiheitsberaubung hatte das Schwurgericht Freiberg i. S. die Tischler meistersehefrau Marie Streller zu sechs Jahren Zuchthaus und Ehrverlust verurteilt. Die Angeklagte hatte im Jahre 1876 den Tischler meister Streller geheiratet, der aus erster Ehe eine Tochter Hedwig mitbrachte. Ueber 30 Jahre hindurch hat die Stiefmutter die selbe mit mangelhafter, schlechter Nahrung versehen, übermäßig zur Arbeit ««getrieben und in einem nicht heizbaren Badezimmer ein geschlossen gehalten. Die Nachbarn benach richtigten schließlich die Polizei und am 21, März d. I. wurde das Mädchen befreit. Es war bis zum Gerippe abgemagert und mußte in das Krankenhaus gebracht werden, wo es sich jetzt etwas erholt hat. Gegen da» Urteil hatte die Angeklagte Revision eingelegt, die eine Reihe von prozessualen Beschwerden er hob. Der 4. Strafsenat des Reichsgerichts hat jedoch die Revision als unbegründet an gesehen und verworfen. Leipzig. Ein folgenschwerer Einbruchs, diebstahl hat, wie da» „Leipz. Tagebl." meldet, Dienstag in früher Morgenstunde, zwischen 4 und 5 Uhr die Anwohner der Colonnadenstraße in Aufregung versetzt. Dort bemerkte Herr Casetier Wendisch, der dem Hause des Fleischer- Meisters Gustav Nietzschmann gegenüber wohnt, baß der Laden geöffnet war und ein Mann vor dem Laden „Schmiere" stand. Der Cafetier verließ durch einen Seitenausgang das Hau» und teilte dem in der Ellerstraße patrouillier, enden Schutzmann Schulze seine Wahrnehmung mit. Dieser nahm den Schutzmann Tag zur Hilse und begab sich mit ihm nach der Colon- nadenstraße. Jetzt gab der „Schmiere" stehende Mann dem im Nietzschmannschen Laden befind lichen zweiten Manne ein Zeichen und beioe entflohen durch die Colonnadenstraße nach dem Westplatze zu. An der Alexanderstraße drehte sich einer der beiden flüchtenden Männer um und gab auf die ihn verfolgenden Schutzleute mehrere Revolverschüsse ab. Einer davon traf den Schutzmann Tag und verwundete ihn schwer am Unterleib. Schutzmann Schulze setzte die Verfolgung der Flüchtlinge durch die Reichel- und Weststraße fort. Ihm hatten sich mehrere Passanten angeschloffen, darunter auch der Bäckermeister Ferl au» der Alexander- straße. Herr Ferl stand bei der Ausübung seines Berufe« inLederpantoffeln ohne Strümpfe. Er ließ die Pantoffeln stehen und eilte barfuß den beiden Männern nach Im Johannapark gelang es ihm, einen der beiden Männer, der sich in einem Gebüsch versteckt hatte und ein offenes Messer in der Hand hielt, zu Kellen. Dieser wurde festgenommen, während es seinem Komplizen gelang, nach dem Scheibenholz hin zu entkommen. Der Verhaftete gibt an, daß er 32 Jahre alt und der Schlosser Peter Jo hann Reetz aus Düsseldorf sei. Sein Genosse soll der Tischler Franz Becker aus Bochum sein. Den letzten Schuß gab der angebliche Becker in der Nähe de» Bismarckdenkmals ab Die Einbrecher sind unter Benutzung von Nachschlüsseln in den Nietzschmannschen Laden gelangt. Während der eine auf Ler Colon nadenstraße auspaßte, erbrach der andere die im Laden zu linker Hand befindliche Registrier kasse, und wuchtete mit einem Brecheisen vie Wechselkaffe, die sich rechts vom Laveneingang befindet, auf. Das Brecheisen ist am Tat orte zurückgelaffen worden. Im Privatkontor hinter dem Laden de» Herrn Nietzschmann steht ein Geldschrank, den der Einbrecher, offenbar weil er gestört wurde, unberührt ge laffen hat. Aus den beiden Ladenkaflen sind etwa 20 bis 30 Mark Kleingeld gestohlen worden. Der schwerverletzte Schutzmann ist am 11. d. M. gestorben. Wie nunmehr fest steht, ist der Mörder des Schutzmann» Tag der Schreiner Köhler, geboren am 6 Mai 1882 in Pötschköhmen, Krei» Gumbinnen. Köhler ist ein gefährlicher Einbrecher. Er war kürz lich in Bochum wegen Einbruchdtebstahl» fest genommen worden, alsbald aber wieder ent wichen. Darauf wurde er in Düsseldorf wiederum wegen Einbruchsdiebstahl verhaftet, entsprang aber aus dem dortigen Justizgefänz- nis. In seiner Begleitung befindet sich eine angebliche Schauspielerin Johanna Lange, ge boren am 21. Februar 1883 in Dortmund. Etwaige Wahrnehmungen bittet man schleunigst zur Kenntnis der Polizei zu bringen. — Rennfahrer Thaddäus Robl befindet sich im Krankenhause St. Iakob zu Leipzig in dauernder Besserung. Am Mittwoch früh wurde ihm der Kopfverband abgenommen. Die etwa 5 bi» 6 Zentimeter lange Wunde am Stirnbein ist vollständig vernarbt und wird jetzt nur noch durch ein Heftpflaster ge schützt. Herr Geh. Meoizinalrat Dr. Tren delenburg hat ferner den gebrochenen linken Fußknöchel de» Patienten in einen GipSver- dand gelegt. Diesen wird Robl noch 8 bi» 10 Tage tragen müssen. Wenn dann keine Komplikation mehr einlritt, wa» bei der kräftigen Natur Robl» glücklicherweise nicht zu erwarten ist, wird Robl da« Krankenhaus verlassen und sich zur Nachlur nach München in oie Pflege seiner Mutter begeben. — Ein Liebesdrama hat sich in der Nacht zum Montag in der Gemeinde Rosenthal bei Reichenberg i. B. abgespielt. Die Favrikar- beitertn Hermine Glaser jaus Nieverhanichen, ein 18jähriges, bildhübsches Mädchen, wurde auf dem Heimwege vom Tanzboden von einem 18jährlgen Kontoristen durch zwei Revolver- schliffe lebensgefährlich verletzt, weil sie die Liebesanträge des Genannten nicht erhörte. Kirchennachrichten für Bretnig. 5. Sonntag n. Trtn.: 8>/z Uhr: Predigt gottesdienst, Text: 1. Petri 3, 8—15, (Kol lekte für Zinnwald i- Erzgeb.) 11 Uhr: Unterredung mit oer neukonfir mierten männlichen Jugend. Nachm. 5 Uhr: Beichte und Abendmahl. Geboren: Dem Werksührer Gottfried Adolf Philipp eine Tochter. Getauft: Paul Oskar, Sohn de» Band- wever» Paul Rudolf Koch. — Martha Elsa, Tochter ve» Kabrikarb. Gustav Max Schöne. Getraut: Richard Karl Theodor Kiersch, Postaffistent in Dressen, mit Frl. Martha Rosa Gevler in Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Eleonore Margarete, T. d. Buchhalters Ernst Otto Max Behrisch Nr. 255 d. — Hildegart Eleonore, T. d. Möbel polierers Maximilian Hermann Schenk Nr. 77 g- — Frida Erna, T- d. Fabrikarb. Her mann Ernst Gretschel Nr. 125 m. — Walter Max, S. d. Fadrikarb. Friedrich Emil Schöne Nr. 227 e. Aufgebote: Feuerwerker Hermann Os kar Albrecht in Dresden und Elsa Manda Haufe Nr- 175. Eheschließungen: Fabrikarb. Albin Emil Boden Nr. 130 mit Martha Selma Brückner Nr. 214. Sterdefälls: Bruno Georg, S. d. Fabrikarb. Richard Bruno Hempel Nr. 273 e, 3 M. 26 T. alt. — Hermann Georg, S. d. Brauers Friedrich Eugen Perthm Nr. 77 g, 2 M. 6 T. alt.