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Allgemeiner Metzer. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des' allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterbaltungSblatteS" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« l Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exll. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszsile 10 Pfg,, sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen nutzer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zettungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Vzii Uhr, für die Sonnabend.Nummer bi» Freitag vormittag »/.11 Uhr einznsenden. Schrillleitung, Nruck und Verlag von N. Schurig, Drelnig Mittwoch den tl. Juli 1906. Sir. 55, 16. Jahrgang. Oertlickes und Sächsisches. Bretnig. Am Sonntag hielt der hiesige Turnverein im Gasthof zur grünen Aue ein ^ommerfest ab, welche Gelegenheit er benutzte, seinen bisherigen Borsitzenden Herrn Arthur Mbler für dessen i» diesem Jahre vollendete jährige Tätigkeit als Vorsteher zu ehren auszuzeichuen. Der zweite Vorsitzende M in seiner Rede hervor, daß mit 70 Mit« gliedern der Jubilar die Leitung übernommen Me und derselbe mit Stolz und Genugtuung M den Entwickelungsgang des Vereins, der Mt weit über 200 Mitglieder zähle, blicken Ane. Ferner erinnerte er an den Bau der Turnhalle und deren Weihe, welch beides in ^esen Zeitabschnitt gefallen sei. Mit Gesang ^te sie Ueberreichung de» Geschenkes, be Reno in einem Stammseibel mit Widmung, den Gefeierten. Sichtlich überrascht, nahm ^selbe sofort das Wort, um seinen Dank für die M gewordene ehrende Auszeichnung abzu- lMen und wünschte, daß der Verein auch ^»erhin wachsen, blühen und gedeihen möge. heiteres Turnerlied, untermischt mit ^nzert-Vorträgen, erschallte dann und gegen " Uhr fand oie kleine Feier ihren Abschluß. .Bretnig. Bet dec am Montag stattge- »udenen Pferdevormusterung kamen aus uw Orte 48 Pferde zur Vorführung, von ^Uen 41 (4 Reit- und 37 Zugpferde) für ^»brauchbar, 3 vorübergehend und 4 als ^Uernd kriegsunbrauchbar befunden wurden. -Bretnig. Der Handwerkerverein beab> ^igt, am nächsten Sonntag die Dresdener ^Wgewerbe > Ausstellung zu besuchen. Für diejenigen, deren Anmeldung zur Teilnahme dieser Exkursion noch nicht erfolgt ist, ist morgen Donnerstag abend Zeit gelassen, ier beim Vorsitzenden tun zu können, kramenz, 9. Juli. Der Verband der ^elsoerger Ltenographenvereine der nord- Ältlichen Oberlausitz und des Rödertales hielt . gestrigen Sonntag in Königsbrück seinen ^«jährigen Verbandsrag ab. Die Verhand- 'dugen begannen um 3 Uhr nachmittags mit Mem Preisschreiben in 3 Abteilungen — 60 8V Silben, 80 bis 120 Silben, 120 bis -"0 Silben. Zu Preisrichtern wurden ge- Mit die Herren Hübschmann < Königsbrück, ^s>Rammenau und Koch-Großröhrsdorf, iu-h dem PreiSschreiben wuroe die Verband- ?Ug fortgesetzt, in deren Verlauf dem Gadels- iger Slenographenverein zu Kamenz zum Uen Male VerbandSvocsitz übertragen ^?de. Etwa gegen 6 Uhr wurde der offi Teil des Verdandstages beschloffen und ^ gesellige Teil mit einem Spaziergang die Stadt begonnen. Bald darauf fanden ih, d>e Teilnehmer und ein reicher Damenflor Aii^ihützenhause ein, wo bei Gesangsvorträgen, t>e,» Elchen und einem Tänzchen die Zeit rasch sodaß eigentlich im schönsten Augen- tz„d Abschied genommen werden mußte. Die der aus,Rammenau, Großröhrsdorf, *uitz, Königsbrück und Kamenz erschienenen in ^"ossen war so zahlreich, daß der zuerst bim genommene Raum nicht ausreichte kam- offiziellen Verhandlungen im Rathaus- - .adgehaiten werden mußten. In unserm Sachsenlande gibt Anfänge de» 20. Jahrhundert» noch «sie j/die uns lebhaft an die gute Suu ""l. "Innern, da es noch keine Eisenbahn he>w j i- »u Häslich, Post Bisch« kiiie » ' "^4'niltag» gegen 5 und 6 Uhr z»r A Reichenbach bei Königsbrück so gelangt dieselbe auf dem Wege über Arnsdorf, Klotzsche am andern Tage nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr nach Königs brück. Am Vormittag des dritten Tages end- lich erhält sie der Empfänger. Und dabei sind die beiden Orte Häslich und Reichenbach nur 2 Lm von einander entfernt I Zittau, 5. Juli. Ein kurze« aber hef tiges Gewitter, begleitet von einem wolken bruchartigen, strichweise mit Hagel vermischten Regenguß, entlud sich gestern gegen 4 Uhr nachmittags über die hiesige Stadt. Fast un aufhörlich zuckten die Blitze und rollte der Donner. In Dittelsdorf und Rosenthal hat der Blitz gezündet und Brandschaden angsrichtet Auf der Schießwiese richteten Srurm und Regen viel Schaden an. In den Pfefferkuchen- Zelten hatte der eindringende Regen fast alle ausgelegten Süßigkeiten verdorben. Von der Schankwirtschaft des Brauers Lippitsch aus Zittau war da» Dach dc» Vorbaues vollstän dig abgehoben und die große Plane total zer rissen worden; auch das Holzgestell wurde zertrümmert. Den grüßten Schaden erlitt aber der Schuhmachermeister Tilgner aus Zittau, dessen Bierzelt völlig dem Erdboden gleich gemacht wurde. Tilgner beziffert seinen Schaden auf 500—600 Mk. Arg gehaust hat das Wetter auch im großen Schützenzelt. Von dem Mittelbau über dem Tanzplan ist die Plandecke zum größten Teile in Stücke zerrissen, so daß die Stützbalken frei in die Luft ragten und der Sturzregen sich auf das Parkett des Tanzbodens ergoß. Aus den Zelten flüchteten die anwesenden Personen trotz des strömenden Regen» ins Freie, fürchtend, die Bauten könnten zusammenstürzen. — Vom Massenmörder Dittrich. Der Lederarbeiter Dittrich hat bis jetzt, wie die Dresdner Kriminalpolizei meldet, 10 Mord taten zugestanden. Für da» Dresdner Gericht kommt nur da» an der geschiedenen Frau Opitz in Gohrisch bei Königstein verübte Ver brechen in Frage. In den nächsten Tagen wird Dittrich nach Dresden gebracht und dann auf 6 Wochen in die Jrrenstation der Straf anstalt Waldheim geschafft werden. Es er scheint überhaupt fraglich, ob da» Hauptver- fahren gegen ihn überhaupt eröffnet werden wirb. Viel wahrscheinlicher ist, daß Dittrich wegen Geisteskrankheit dauernd in einer Irren anstalt untergebracht werben wird. Struppen, 7. Juli. Ein gräßliche» Bild arger Verwüstung hat in vergangener Nacht der hiesige Dorfbach geschaffen. Durch den am gestrigen Abend niedergegangenen starken Regen schwoll der Bach so hoch an, daß Gefahr drohte und wurde gegen 9 Uhr die hiesige freiwillige Feuerwehr alarmiert, um im niederen Dorfe an gefährdeten Stellen ,eim Ausräumen zu helfen. Die ganze Dorf- traße war hoch mit Wasser überflutet und irohten verschiedene Brücken und Gebäude einzustürzen. Nachdem gegen 12 Uhr da» Wasser immer noch wuchs, stürzten denn auch vier große steinerne gewölbte Brücken in sich zusammen. Am meisten wurde die Hausbe itzerin Frau Böhme betroffen, von deren Wohnhaus die Hintere Hälfte sowie das Schuppengebäude weggeriffen wurden. Einem Besitzer wurde ein schönes, neues Bienenhaus mit vielen Völkern entführt. Die ganze Dorsstraße hat sehr gelitten, außer den starken Ausspülungen an vielen Stellen sind große Ufermauern mit langen Straßenteilen und ^en daran stehenden Bäumen gänzlich wegge- cifsen. Auch die Telephonleitung ward durch Wegspülen der Pfähle unterbrochen. Die Wafferhöhe war eine bedeutend höhere als im August de» Jahre» 1897. Klein-Cotta, 7. Juli. Ein Hoch wasser am Berge, wie e» noch nie zu verzeich neu war, hat gestern in den Nachmittags- und Äbendsiunoen hier gewütet. Um 4 Uhr fing ein Gewitterregen an, welcher nach und nach immer heftiger wurde, um ^z8 Uhr konnten die Dorfgräden das Wasser nicht mehr fassen; die ganze Dorfstraße sah aus wie ein reißender Lach. Hierdurch sind nun metertiefe Gräben und Löcher gerissen worden. Die ganze Straße ist aus längere Zeit eine Strecke von 500 m gänzlich unfahrbar. Die im Dorfe befind lichen Teiche wurden versandet. Es ist hier so etwas noch nicht erlebt worden. Das 97er Hochwasser kann mit dem jetzigen nicht verglichen werden. Viele Besitzer mußten nachts ihr Vieh au» den Ställen in» Trockene bringen, da das Wasser von hinten in die Ställe eindrang — Erd- und Felssturz an der Dresden- Bodenbacher Eisenbahnlinie. Eine gleiche Katastrophe wie im Jahre 1887 hat jetzt die Eisenbahnlinie Dresden-Bodenbach bei Ober. Vogelgesang am sogen. Fächelsgraben betroffen. Dort toste am Freitag gegen abend das Wasser in ungeheuren Fällen herab, bis kurz nach 12 Uhr die Katastrophe eintrat. Auf der Höhe der Halde am Bahndamm lösten sich die Massen, Bäume und Strauchwerk in die Tiefe führend, die sich zwischen Bahndamm und Felsenwand resp. Halde befindet. Das Wasser kam schließlich in solchen Mengen, daß der seitwärts des Graben» befindliche Durchlaß durch den Bahndamm sich verstopfte und die Mulde sich ausfüllte. Zunächst drangen die Wassermassen nach dem Gebäude der Bahn meisterei, den Garten überschwemmend, und flossen dann über oie Gleise nach der Elbe. Der Wasserdruck stieg aber bald, die zu Tal stürzenden Erd- und Felsenmassen füllten dir Mulde vollends aus und nun begann das Zerstörungswerk am Bahndamm von öden. In kurzer Zeit brach der Damm durch und wurde das Steinmaterial unter den Schienen und Schwellen fortgeriffen, sodaß dieselben auf eine Länge von 20 Meter frei in dec Luft hingen. Unfahrbar gemacht waren die Gleise durch Verschiebung aus eine Länge von etwa 120 Meter. Rechts und link« des Bahn dammes türmte sich bi» in die Elbe hinein eine fast 100 Meter breite Schutthalde, welche viele Tausende Kubikmeter Horzeln, Sand- und Geröllmassen enthält. Der Berg- und Haldenrutsch halte auch eine Zerstörung zweier Gebäude zur Folge. Zuerst wurde das Ende der 90er Jahre neuerbaute kleine massive Schuppengedäude des Herrn Pompach wegge riffen und ist von demselben keine Spur vor handen. Dann prallten die Waffermaffen an da» Wohnhaus, unterwühlten den Grund und veranlaßten so auch den teilweisen Einsturz dieses Gebäudes. Im Schuppen befanden sich sechs noch am Strick gefesselte Ziegen, die dabei umkamen. Personen sind glücklicher Weise nicht verletzt, dagegen viel Hausgerät und Futtervorräte demoliert und fortge schwemmt. — Wie aus Zeithain berichtet wird, ist auf dem dortigen Truppenübungsplätze durch die am Freitag niedergegangenen Regenmaflen auch eine eigenartige Situation geschaffen worden, da an manchen Stellen sich förmliche Seen bildeten und die Pferds oft bis ans Knie im Wasser standen. Leipzig, 8. Juli. Au» dem Aussehen erregenden Prozeß gegen die Artistin Funke aus Zwenkau, oie von ihrem Geliebten, dem Referendar a. D. Lorenz aus Zwickau, zum Meineid verleitet wurde, geht hervor, daß die unglückliche Frau, die sich trotz ihrer schweren Verfehlung Sympathie zu erringen weiß, zu dem Verbrechen durch die frivole und laxe Anschauung ihres Geliebten über die Heilig keit des Eides getrieben worden ist. Dieser hatte ihr erklärt: „Der Eid ist nur eine Formsache. Für gebildete Leute bedeutet er gar nichts, er ist nur für Spießbürger und dazu da, die kleinen Leute zur Wahrheit zu bringen." Ihre Bedenken, den Eid zu leisten, bezeichnet er als höchst kindisch, und nahm sie sogar vor der Eidesleistung in eine Straf, kammecsitzung mit, damit sie sehe, daß eine Eidesleistung nicht so schlimm sei, und damit sie sich daran gewöhne. Und al» sie nach Ableistung des falschen Schwures Gewissens bisse bekam, suchte Lorenz sie mit den Worten zu beruhigen: „Der Eid bedeutet für höhere Geister gar nicht» und ist nur für die Dum« men da." Da» Gericht ahndete denn auch die verbrecherische Verleitung zum Meineid mit einer Zuchthausstrafe von 4 Jahren 3 Monaten, während das unglückliche Weib, das in tiefer Reue seine Schuld eingestanden hatte, mit 1*/z Jahre Zuchthaus davon kam. — Eine folgenschwere Wette. Man sollte es kaum für möglich halten, daß gebildete Frauen au» achtbaren Familien auf den Ein fall kommen können, miteinander zu wetten, wer von ihnen beiden einen Ladendiebstahl begehen könne, ohne dabei gefaßt zu werden. Und doch hatte sich am Mittwoch da» Leip ziger Schöffengericht mit diesem Fall zu be schäftigen in einer Verhandlung gegen eine Buchhänolersehefrau und eine Oberpostsekre tärsehefrau. Am 22. März erschienen zwei elegant gekleidete Damen in der Konditorei B. in der Wintergartelistrabe und fragten nach allerlei guten Sachen. Den Verkäufer innen fiel dabei das eigentümliche Benehmen der beiden Kundinnen auf, und al» die eine Verkäuferin plötzlich den Arm der einen Frau festhielt, stellte es sich heraus, daß die Damen zwei Tafeln Schokolade eskamotiert hatten. Da man in dem Glauben war, e» mit zwei gewerbs- und gewohnheitsmäßigen Ladendieb innen zu tun zu haben, ließ man einen Schutz mann holen, der die Damen mit zur Polizei- wache nahm. In dem mit ihnen angestellten Verhör gaben sie zu, versucht zu Haden, einige Süßigkeiten ohne Bezahlung mitzunehmen, sie hätten so miteinander gewettet, wenn man ihnen Zeit gelaffen hätte, würden sie oie Schokolade ohne Sträuben bezahlt Haven- Um ihre Namen gefragt, machten sie allerlei halt lose Angaben. Es hat eine halbe Stunde gedaucrt, ehe ihre Persönlichkeiten festgestellt werden konnten. Der Richter verurteilte sie wegen Diebstahls zu drei Tagen Gefängnis und 10 Mk., bezüglich zu zwei Tagen Gesang« uis und 5 Mk. Geldstrafe. — Bei Gelegenheit der Vorberatung de» Heimatsfestes in Ännaberg hat man einige direkte Nachkommen der Barbara Uttmann ermittelt. Es sind dies Hauptmann von Utt mann in Wolfenbüttel und Frau Stiftsoberin Barbara von Uttmann in Wiesbaden. Sie wurden von der Stadt zu dem Sonntag in 14 Tagen statlfindenden H^imatsfest elnge» laden. Chemnitz. Der berüchtigte Wilddieb und Einbrecher Friedrich Mar Schönfeld, ist cn Grillenberg bei Tharandt verhaftet worden.