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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 07.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192108073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19210807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19210807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-07
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Monat
1921-08
-
Jahr
1921
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ein MnfchendarMer MtttM -tüttges. «ährend des Krieges wurde ihm wiederholt Undankbarkeit und Ge hässigkeit gegen Deutschland, dem er so viel zu verdanken hatte, vorgeworfen. Er hat aber entschieden bestritten, sich jemals an irgendeiner Deutschenhetze beteiligt zu haben, und behauptete, daß er bei verschiedenen Gelegen- heilen sehr energisch für das deutsche Voll eingetreten sei. Der große Sängersmann soll angeblich ein Ver mögen von nahezu vier Milliarden Mark hinterlassen haben. Daß er gewaltige Phantastische Honorare bezog, war bekannt. Er lebte zwar auf sehr großem Fuße, be- saß aber eine gute geschäftsmännische Ader, die ihn be fähigte, sein Vermögen geschickt anzulegen. Obwohl er es eigentlich gar nicht nötig hatte, war Caruso einer groß- zügigen Reklame nicht abhold. Sein Impresario setzte, um ihn immer interessanter zu machen, von Zeit zu Zeit die tollsten Gerüchte über ihn in die Welt, und er war auf dem Gebiete der Marktschreierei und des Tamlam schlagens den beiden größten Reklamehelden unserer Zeit, Sara Bernhardt und Gabriele dÄnnunzio, durchaus ebenbürtig. Nah und Fern. o Deutsche Ärzte im Auslande. Die Berliner Medizi nische Gesellschaft beantragte kürzlich bei der Reichsregie rung, der spanischen Regierung die Bereitwilligkeit zu einem Abkommen für gegenseitige Anerkennung der ärzt lichen Approbation kundzugeben. Die Deutsche Medizi nische Wochenschrift regt jetzt ähnliche Verhandlungen mit . allen Ländern, in denen die Niederlassung deutscher Ärzte als zweckmäßig in Bettacht kommt, an. O Born Blitz getötet. Während' eines schweren Ge- Witters wurde in Berlin ein Ehepaar auf der Straße vor den Augen seiner Kinder vom Blitz getroffen. Die Mutter ivar sofort tot, der Vater ist auf einer Körperseite voll- j ständig gelähmt worden. O Nordische Messe in Kiel. Gleichzeitig mit der Kieler Herbstwoche für Kunst- und Wissenschaft (9.—18. Sep tember) wird zum erstenmal eine große Messe für In dustrie, Handwerk und Handel veranstaltet werden, die sich auf die Tage vom 1S.—18. September erstrecken wird. Die > drei Hauptgebtete der VrwerbSbetättgung innerhalb der j Provinz Schleswig-Holstein, Schiffahrt, Fischerei und ; Landwirtschaft, sollen ihr das Gepräge geben. O Opiumhöhlen in Hamburg. Der Hamburger Poli zei ist es gelungen, zwei Opiumhöhlen in dem in der Neu stadt gelegenen sogenannten Chinesenvtertel auf die Spur zu kommen. Opiumpfeifen, Opiumlampen und reichliche Opiummengen wurden beschlagnahmt, und die Inhaber der Lokale dem Gericht übergeben. O Immer neue Waldbrände. Bei Köslin sind 35V Morgen Wald niedergebrannt. Der Schaden beziffert sich auf einige Millionen. Die Rauchentwicklung war so stark, daß die Städte Belgard und Schivelbein in dichte Rauch wollen eingehüllt waren. — Im Staatsforst Schweinitz bei Magdeburg brach ein Waldbrand aus, dessen Ent stehen durch Geschosse der Reichswehrartillerie verschuldet worden sein soll. Dem Brande fielen rund SOO Morgen Waldbestand zum Opfer. O Verhaftung eines amerikanischen Chemikers. Vor einigen Wochen versuchte ein amerikanischer Chemiker durch Bestechung von einem Chemiker der Badischen Anilin- und Sodafbrik Fabrikgeheimnisse zu erforschen. Der deutsche Chemiker gab seiner Firma Kenntnis davon, und es gelang jetzt, den amerikanischen Chemiker zu ver haften. O Wieder eine Bergewalttgung im besetzten Gebiet. Zwischen Brücken und Birkenfeld wurde eine junge Dame aus Birkenfeld von zwei Madagassen überfallen, verge waltigt und schwer mißhandelt. O Großfeuer. Ein Großfeuer suchte die Fabrikanlagen der Glashüttenwerre Hirsch, Janke u. Co. A.-G. in Weiß wasser in der Oberlausitz heim. Die Packschuppen, die gefüllten Lagerräume, Stallungen und andere Nebenge bäude wurden vernichtet. O Opfer der Berge. Bei der Besteigung der Drei- juppenspitze in Tirol ist die Stadtratsgatttn Eugenie Rösch aus Deutschland abgestürzt. Im mittleren Furcht horn erlitt der Regierungsbaurat Johann Krieg aus Offenburg (Baden) durch Absturz den Tod. Vermißt werden drei Innsbrucker Touristen, die eine Tour ins Aarwendel zur Erkletterung des Kraxmarer Kar (Mälzer- Wand) unternommen hatten. Im Wechselspiel des Lebens. Roman von Konrad Remling. 21 Trotz der kühlen Ironie, die sie in ihre Worte zn legen suchte, zitterte sie doch bei dem Gedanken, Gehrmann könnte sie in irgend eitler Weise kompromitiert habe,». Frau Helene triumphierte: „Ich danke Dir, mein Kind. Mehr wollte ich nicht wisset«. Ich denke, diese Antwort wird ' auch Deinem Papa genügen." Der Bankdirektor, der mehr Herz alS Frau und Tochter zu haben schien, war peinlich berührt durch die oberflächliche Art, in der die beide«« diese Angelegenheit behandelten. Ehe er jedoch etwas erwidern konnte, klingelte es, und das Mädchen meldete Herr«« Paul Gehrmann. „In de,« Salon, Martha!" befahl Frau Helene mit einer gleichgültigen Handbewegung; darauf schickte sie sich an, mit Hilde das Zimmer zu verlassen, wurde aber vou dem Bank direktor znrückgehalten: „Ich verstehe nicht, Helene," seine Stimme klang ziemlich erregt, „Du beliebst die ganze Ange legenheit mit ein paar kurzen und nichtssagenden Worten abzuNiu und überläßt mir das Weitere, ohne — ja, wie soll ich sagener wandte sich an seine Tochter — „Hast Du Herrn Gehrmann irgendwelche Avancen gemacht?" „Nicht, daß ich wüßte, Papa." Hildes Augen flackerten unruhig; daß war aber auch das einzige, womit sie ihr schlechtes Gewissen verriet. Da kam ihr die Mutter zu Hilfe: „Du fragst so sonderbar, lieber Karl, wie ich Hilde kenne, hat sie selbstverständlich gar nicht daran gedacht." Ter Bankdirektor sah einen Augenblick nachdenklich zu Boden, dann streifte er Frau und Tochter mit einem kurzen Blick und sagte: „Nun — ich muß gestehen, daß ich eS mei- nerseits gar nicht so sonderbar finde»» würde." „So?" ein langer, gedehnter To,«, und dann ein kühler, abweisender Blick, „ich nahm allerdings bisher an, daß wir un- einen Schwiegersohn in anderen Kreisen suchen würden." Direktor Schultz überlegte abermals: in» Grunde hatte seine Frau recht; Hilde konnte andere Ansprüche machen; vor r l!.m aber war diese Aneeinattdersetzttng mit Fran und Toch- O Die Nonne. Nach Schätzung des tschechischen Land- wtrtschaftsministeriums beträgt der in den Wäldern der Tschechoslowakei durch die Nonne angerichtete Schaden bereits anderthalb Milliarden Kronen. Bet den unzuläng- liehen Abwehrmaßnahmen und der Vermehrungsfähigkeit des Schmetterlings dürfte mit einer starken Erhöhung dieser Zahl zu rechnen sein. O Internationaler Augenärztekongretz. In Wien tagte der Internationale Kongreß der Augenärzte, zu den» neben zahlreichen österreichischen Ärzten die bekannteste»» Augen ärzte Deutschlands, Ungarns, Italiens, der Schweiz, Dänemarks, Spaniens, Nord- und Südamerikas, Bra siliens, Japans, Australiens, Indiens usw. erschienen waren. England, Frankreich und Belgien waren auf dem Kongreß nicht vertreten. O Schließung der Marienbader Spielklubs. In Ma rienbad gehen Äe Behörden energisch gegen das gewerbs mäßige Hasardspiel vor. Mehr als 50 Personen, die sich als Bankhalter, Croupiers und Geldwechsler in den zahl losen Winkelbanken und Spielsälen des Weltbades be tätigt hatten, sind ausgewiesen worden. Das Vorgehen der Behörden hatte zur Folge, daß alle Spielklubs ge schloffen wurden. , O Umlaufe beschlagnahmter deutscher Dampfer. Die leiden früheren Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm ll." und „Kronprinzessin Cecilie" sollen jetzt die Namen „Präsident Harding" und „Präsident Jackson" erhalten. Rach der Beschlagnahme durch die Vereinigten Staaten erhielten diese Dampfer, die während des Krieges als Transportschiffe benutzt wurden, die Namen „Agamemnon" und „Mount Vemon". O Diebe im Gute des Grafen Haeseler. In einer der letzten Nächte drangen Diebe in den Speisesaal des Schlosses Harnekop bei Sternebeck ein, das Eigentum des - verstorbenen Generalfeldmarschalls Grafen v. Haeseler ! war und sich jetzt im Besitze seines Erben, des Majors ! von Schoenermarck, befindet. Obwohl zwölf Dienstboten im Schloß angestellt sind, wurde der Diebstahl erst in der Frühe bemerkt. O Drcilrnndcrijahrfeier der Universität Straßburg In ; Frankfurt a. M. fand bei sehr starker Beteiligung der aka- § demischen Kreise eine Gedenkfeier zur Erinnerung an die i vor 300 Jahren erfolgte Gründung der Straßburger Uni- i versität statt. Es befinden sich an der Frankfurter Uni versität eine große Anzahl von ehemaligen Straßburger Korporationen und Straßburger Universttätsprofefforen. O Einbrecher in Friedrlchsruh. Einbrecher drangen diese» Tage in das Mausoleum des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh ein, nachdem sie mehrere Etsenstäbe eines Fensters durchsägt hatten. Wahrscheinlich hatten sie es auf die silbernen Kränze abgesehen, die jedoch anderweitig untergebracht sind. O Das größte Schiff der deutschen Handelsflotte. Der Dampfer „Cap Polonia" der Hamburg-Südamerika- Dam pfschiffahrts-A.-G. ist aus England in seinen Hei matshafen Hamburg zurückgekehrt, nachdem er von seiner Reederei zurückgekauft worden ist. Tausende vom Ham burgern erwarteten die Rückkehr des nunmehr größten Schiffes der deutschen Handelsflotte. Der Dampfer wurde sogleich auf die Werft von Blohm u. Voß gebracht, um umaebaut und wieder instand gesetzt zu werden. O Großseuer. In Besigheim (Württemberg) brach tn der Nähe des Rathauses Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit ausbreitete und in kurzer Zeit ein ganzes Stadtviertel einäscherte. Es brannten insgesamt acht Wohnhäuser und vier Scheunen nieder. Der Schaden be läuft sich auf eine Million Mark. O SittttchkeitSverbrechen belgischer Soldaten. In Duisburg wurde ein Mädchen von belgischen Soldatrn vergewaltigt. Dies ist der vierte Fall von Notzucht innerhalb weniger Tage. O Flugzeuglandung auf dem Montblanc. Der Flieger Durafeur, der am 30. Juli um 6 Uhr morgens von Lau- fanne aufstieg, ist in einer Höhe von 4810 Metern auf dem Montblanc gelandet. O Beanstandete Postkarten. Die luxemburgische Post verwaltung teilt mit, daß die bisher nicht beanstandeten Postkarten aus Deutschland, deren Größe die für den Weltpostverkehr vorgeschriebenen Abmessungen von 14:9 Zentimeter überschreitet, vom 6. August ab durch die luxemburgischen Postanstalten als Briefe behandelt und demgemäß mit Nachschußgebühren belegt werden. O Die Wiederausfuhr eingeftthrter Geldbeträge. Vik halbamtlich mttgeteitt wird, können nach den geltenden Be« stimmungen durch Deutschland reisende Personen die ein« geführten Geldbeträge auf Gmnd vom Srenzüber« gangsamt ausgestellter Bescheinigung Innerhalb vie, Wochen tn gleicher Währung oder Form, z. B. Schecks, Wechsel und sonstige Anweisungen, wieder ausführen Reisenden, die bet der Einreise verabsäumen, sich diese Be scheinigung ausstellen zu lassen, erwachsen Weiterungen und Nachteile, wenn sie die mitgebrachten Beträge bei der Ausreise ganz oder teilweise ausführen wollen. lD Briefmarkenhandel der Post. Die jeweils gültigen Postwertzeichen werden von jetzt ab von der Markenver kaufsstelle beim Postamt in Berlin C. 2 vorrätig gehalten und verschickt. Die Bestellungen müssen schriftlich an die Verkaufsstelle gerichtet werden. Dabet ist anzugeben, ob die Zusendung als gewöhnlicher, als Einschretb- oder als Wertbrief und unter welcher Wertangabe gewünscht wird. Der Kostenbetrag kann eingesandt oder durch Postscheck konto Berlin Nr. 14 210 überwiesen werden, sonst wird Nachnahme erhoben. Außer dem Nennwert wird etn Auf geld bet Bestellungen bis zu 10 Mark von 1 Mark erhoben, bis 20 Mark ein solches von 2 Mark, bis 50 Mark von 4 Mark, bis 100 Mark von 6 Mark, bis 200 Mark von 8 Mark, bis 500 Mark von 10 Mark, bis 1000 Mark von 20 Mark. Die Marken werden auch abgestempelt, was für jede Sendung 1 Mark kostet. Der Verkauf von geschlosse nen Sätzen wird besonders bekanntgegeben. Bunte Tages-Ehrontk. Kassel. Die Versammlung der Verband-Vertreter der Gabelsbergerschen Schule sprach sich in einer Entschließung für die Einführung einer Einheitsstenographie auS. Brüssel. Am 1. August wurden in den Kreisen Eupen und Malmedy die belgischen Briefmarken eingeführt. Rom. Prinz Mar von Sachsen, Profkssor an der katho lischen Universität Freiburg, wurde anläßlich seines 25jährigei» Priesterjubiläums zum Hausprälaten des Papstes ernauu». Arbeiter un- Angestellte. Rostock. (Landarbeiterbewegung.) Aus Schwerin wird gemeldet, daß nach Abbruch der Verhand lungen- im Ministerium tn einer Versammlung der Ver treter der Landarbeiterschaftz der Kreis- und Ortsgruppen führer mit überwältigender Mehrheit beschlossen wurde, beim Zentralvorstand die Zustimmung zum Streik zu be antragen. Lille. (AllgemeineStreikgefahrin Nord- frank reich.) In den hiesigen Webereien, in Marais- de-Lomme sowie in den Webereien von Canteleu brachen Teilstreiks aus. Sobald die Unternehmer eine Lohn herabsetzung ankündigten, haben die Arbeiter die Fabriken verlassen. In Roubaix—Tourcoing ist der Bauarbeiter- streik allgemein, in Bousbecque breitet er sich aus und auch in Halluin streiken viele Arbeiter. Schließlich sind tn Wervicq und Commines ebenfalls wegen Lohnherab setzungen Streiks ausgebrochen. Aus dem Gerichtssaal. § Der Miesbacher Anzeiger unter Anklage, vor demi Volksgericht tn München hatte sich der Redakteur de- Mies bacher Anzeigers, Eck, wegen Aufforderung zum Morde zu verantworten. Er hatte geschrieben, daß es ein gute- Werk wäre, wenn man den nächstbesten Münchener Mllchhändler, der hinausfahre, um den Milchpreis durch Überangebot in die Höhe zu treiben, von seinem Auto herunterschieße. Der Ange klagte wurde freigesprochen mit der Begründung, daß er seine Drohung nicht ernst gemeint habe, und daß auch keine be stimmte Berson sich bedroht fühlen konnte. 8 Eine Enkelin des Kaisers Franz Josef verurteilt. Die von ihrem Manne geschiedene Fümen Elisabeth Windisch-Graetz, eine Enkelin des verstorbenen Kaisers Franz Josef von Öster reich, die Tochter des Kronprinzen Rudolf von Österreich, der auf so tragische Weise umS Leben gekommen ist, wurde von dem Gericht tn Baden bei Wien wegen Ehrenbeleidigung zu einer Geldstrafe von 30000 Kronen oder fünf Tagen Arrest verurteilt. Sie hatte dem Anwalt ihres früheren Gemahl-, als er eines TageS im Schloß Schönau erschien, um einer Amts handlung — es handelte sich um die Wegbringung der Kinder des Fürstenpaares — beizuwohnen, zugerufen: „Mit so einem Schwein spreche ich nicht!" Die Fürstin erklärte vor Gericht, daß der Rechtsanwalt mit einer Reitpeitsche in- Schloß ge kommen sei. Der Kläger gab dies zu, behauptete jedoch, die Reitpeitsche bei sich geführt zu haben, weil im Schloß bissige Hunde wären. Da die Fürstin sich weigerte, eine Ehren erklärung abzugeben, wurde sie verurteilt. ter schon deshalb zwecklos, weil Hilde ja jedes Jutereffe für den Bewerber ablenguete. Er zögerte noch einen Augenblick, dann verließ er ohne ein weiteres Wort daS Zimmer und ging in den Salon hinüber. „Guten Tag, lieber Herr Gehrmann!" Er nickte frenndlich »nid reichte den, Besucher mit einem liebenswürdigen Lächeln die Hand, um schon dadurch daß Unangenehme und Peinliche, das er ihn« zu sagen hatte, nach Möglichkeit zu mildern. Paul Gehrmann verbeugte sich sehr tief und förmlich und versuchte sogar, das Lächeln zu erwidern, ohne daß eS ihn» doch gelang, seine starke innere Erregung dahinter zu ver berge»«. „Sie haben meinen Brief erhalte«», Herr Direktor?" fragte er nun. „Jawohl — gewiß," der Direktor fühlte sich nun doch recht unbehaglich und begann nach Worte»» zu suche», mit deuen er das „Nein" umkleide»» konnte, fand aber schließlich doch nichts anderes, als die bei einer solchen Gelegeuheit üblichen, nichtssagenden Phrasen, „ich möchte vou voruherein betonen, Herr Gehrmann, daß ich Sie als Mensch und als Geschäfts mann achte und schätze. Die Form, in der Sie Ihre Werbung aussprechen, hat mir gefallen und entspricht durchanS dem Bilde, daß ich mir bisher von Ihrem Wesen und Charakter gemacht habe. Ich wollte nnr, ich könnte Ihnen so kurz und knapp darauf autworteu." Paul Gehrmann hob de»» Kopf, ohne jedoch etwa- zi» er widern; sein Herz klopfte hörbar, und er hörte deutlich das Pochen deS Blutes in de,« Schläfen. „Ich muß nämlich zunächst bemerken," fuhr der Bank- direktor fort, „daß meine Tochter durch Ihre»» Antrag voll komme,» überrascht ist, ich meine, daß sie völlig unvorbereitet ist und kei»»en Augenblick daran gedacht hat, Sie könnte»» ihr mit »«deren als lediglich freundschaftlichen Gefühle»» gegeu- übertreten." — Der Direktor schwieg, als erwarte er eine Entgegnung, da diese aber nicht erfolgte, fuhr er fort: „Sie haben sich, wie ich soeben von Hilde höre, noch nicht — wie sagt man doch? —noch nicht „erklärt" — und Sie werden mirzngeben, daß dies eine ungewöhnliche Art ist, mißver- stehen Sie mich nicht, Herr Gehrmann: der gerade Weg. den Sie gewählt haben, gefällt mir, nur müssen Sie bedenken, daß meine Tochter völlig ahmmgSloS ist." „Hat Fräulein Hilde Ihnen das selbst gesagt?" Paul schien plötzlich jede Verlegenheit überwunden zu haben: seine Worte klangen ruhig und sicher, und eS lag ein leiser Zweifel in der Frage. „Gewiß. Woher sollte ich eS sonst wissen?" „DaS ist nicht möglich!" Paul wurde plötzlich erregt. „Erlaube»« Sie, Herr Gehrman»« ich —" „Fräulein Hilde mußte das wissen, oder doch wenigsten- ahnen," eine starke Erregung hatte sich seiner beinächtigt, „er ist unmöglich, daß sie sich nicht mehr erinnern sollte, den»» sie selbst hat —" er brach plötzlich ab. „Nun, Herr Gehrmann, weshalb sprechen Sie nicht wei ter?" Da faßte Pan! sich wieder. In ruhigere«» Tone fuhr er fort: „Herr Direktor! Würde»« Sie gestatten, daß ich mit Fräulein Hilde eii« paar Worte allein spreche?" Der Bankdirektor zögerte: „Lieber Herr Gehrmann," sagte er endlich langsam, „ich habe selbstverständlich nicht- dage gen, daß Sie meine Tochter selbst noch einmal fragen, ich möchte jedoch nur bemerken, daß auch meine Frau Ihnen — oder ich will besser sagen, Ihrem Anträge — nicht die — Sympathien eutgegenbriilgt, die Sie vielleicht erwartet haben — mit Recht erwartet haben, möchte ich hinznfügen, denn ich «viederhole, daß Sie mir als Mensch und als Freund unseres Hauses stets sympathisch und willkommen geweseu sind." Paul sah einen Augenblick nachdenklich zu Boden und entgegnete dann mit heiserer Stimme und in» bittersten Tone: „Ich verstehe, Herr Direktor: ich bin Ihne»« zu gering ich habe weder einen vornehmen Namen noch Rang oder Ti tel. Ich hätte alles reiflicher überlege«» sollen, da«»»» hätte i§ mir diese Demütigung erspart." Dem Bankdirektor wurde die Sache Immer unbequemer: trotzdem fuhr er begütigend fort: „Nicht doch, Herr Gehr mann! Wie kann mm« so empfindlich sein! Sie wissen doch, »vie sehr ich Ihre»« Charakter, Ihre unbedingte Zuverlässigkeit nud Ihre Geschäftstüchtigkeit schätze. Nein, -sie tun mir wirk« lich unrecht." -53 20
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