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Im Son - Weichsel-Winkel und links der oberen Weichsel beginnen die Nüssen zu weichen. Oberste Heeresleitung. Grosses Hauptquartier, am 24. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz. Am Ostrande der Lorcttohöhc warfen wir den Feind aus einem von ihm vor einigen Tagen eroberten Grabenstück. Südlich von Souchez wurden die Kämpfe von uns erfolgreich fortgesetzt. Die Labyrinthstcllung südlich von Neuville wurde gegen einen nachts ansetzen- den starken Angriff im zähen Nahkampse gehalten. Auf den Maashöhen kam es zu weiteren erbitterten Zusammenstößen. Wir nahmen noch 150 Franzosen gefangen. Der Feind erlitt bei zwei sehlgeschlagenen Angriffen starke Verluste. Eine Unternehmung gegen die von uns genommene Höhe bei Ban de Sapt wiesen wir ab. Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich um 50. Oestlichcr Kriegsschauplatz. Nordöstlich Kurschauy ließe» die Russen bei einem von uns abgeschlagenen Angriffe über 100 Gefangene zurück. Am Omules führte ein deutscher Vorstoß zur Fortnahmc des Dorfes Kopaczqcka. In Polen südlich der Weichsel wurden mehrere feindliche Angriffe zum Scheitern gebracht. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armee des Generals v. Linsingen hat den Dnjcstr überschritten. Zwischen Halicz, das vom Feinde noch gehalten wird, und Zurawno stehen wir in heftigem Kampfe. Auf dem Norduser anschließend bis zur Gegend östlich von Lemberg und von Zolkiew wurde die Ver folgung fortgesetzt. Zwischen Rawaruska und dem Sau bei Ulanow hat sich nichts Wesentliches ereignet. Im San-Wcichscl- Winkel sind die Russen bis hinter den San-Abschnitt zuriikkgegangen. Aus dem linken Weichselufer, südlich von Ilza, weichen sie nach Norden zurück. Oberste Heeresleitung. Amtlicher österreichisch-ungarischer Kriegsbericht. tW. T. B.) Wien. Amtlich wird verlautbart den 24. Juni 1915 mittags: Russischer Kriegsschauplatz: Die allgemeine Lage in Ostgalizien hat sich nicht geändert. Oestlich und nordöstlich von Lemberg sind Kämpfe mit starken russi schen Nachhuten im Gange. Am oberen Dnjcstr wurden Nikolajow und Zydaczow genommen. Flußabwärts letzterer Stadt sind die verbündeten Truppen unter hcstigcn Kämpfen an mehreren Stellen auf das nördliche Dnjestr- User vorgedrungen. Zwischen Weichsel und San setzt der Feind den Rückzug fort. Nördlich der Weichsel wurden russische Nachhuten über die Kamienna zurück- geworsen. Ostrowicc und Sandomierz sind von unseren Truppen besetzt. Italienischer Kriegsschauplatz: An der Kärntner Grenze wurden beim Kl. Pal Angriffe starker italienischer Truppen abgewicsen. Sonst fanden an dieser Grenze und an jener von Tirol nur Geschützkämpse statt. Im Krn - Gebiete herrscht Ruhe. Am Isonzo heftiger Geschützkampf. Angriffe der Italiener bei Gradiska und Monsalcone scheiterten. Der Stellvertreter des Lhess des Generalstabes v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Gcncralfcldmarschall von Mackensen. Wie die „Danziger Ztg." zuverlässig erfährt, ist Generaloberst von Mackensen anläßlich der Siege in Galizien zum Generalseldmarschall ernannt worden. Ium Fall Lembergs. Berlin. Nach verschiedenen Morgenblättcrn machen sich die Folgen der Einnahme von Lemberg auch schon am Dnjestr bemerkbar. — Die Einnahme Lembergs macht in Frankreich und England einen niederschmetternden Ein druck. Man fürchtet vor allem den Einfluß aus die Balkanstaaten. Die „Times" glaubt, die Abrechnung mit den Zentralmächtcn werde bis zum nächsten Früh jahr verschoben werden. — Nach der „Voss. Ztg." leugnen die italienischen Blätter jede militärische Bedeutung des Falles von Lemberg und bezeichnen ihn als russisches Manöver. Der Nachfolger des Großfürsten Nikolai. Kopenhagen. Petrogradskuja Gazeta teilt mit, daß General Rußki, der allgemein als Nachfolger des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch gilt, nach Petersburg gekommen ist und sofort zum Zaren nach Zarskoje Selo berufen wurde. Der Uuterwasserkrieg. London. (Reuter.) Die Fischcr-Schonerbark „Lee" ist am Dienstag südöstlich von der Fair-Insel durch ein deutsches Unterseeboot versenkt worden. Der Besatzung wurden 15 Minuten Zeit gelassen, um in die Boote zu steigen. Drei Granaten wurden abgeschossen. DasSchiffsank aber erst, als es von einer Bombe getroffen wurde. Die Mannschast wurde zwei Stunden lang von dem Unter seeboot geschleppt. Da kam ein dänischer Dampfer, der sie aufnahm und nach Lerwick brachte. (W. T. B.l Kopenhagen. (Ritzau.) Die Besatzung des deutschen Fischdampsers, der von Skagener Fischern nach Skagen geschleppt wurde, hat erzählt, ciu englisches Unterseeboot habe von einer Flottille, die aus sieben Fisch dampfern bestand, drei bis vier Fischdampser versenkt. Die Besatzungen hätten reichlich Zeit erhalten, die Dampfer zu verlassen. London. (Reuter.) Der Panzerkreuzer „Roxburgh" ist am 20. Juni in der Nordsee von einem Torpedo ge troffen, aber nicht ernstlich beschädigt worden. Das Schiff konnte unter eigenem Dampf seine Fahrt sortsetzen. London, 25. Juni. Reuter meldet: Der Dampfer „Lama" hat die Besatzungen der Drifter (Segelfischer- booten mit Motoren) „Quietwatcr" aus Peterhead und „Diceroy" aus Aberdeen ausgenommen. Die gestern abend bei den Shctlandsinscln versenkt wurden. Sie meldeten, daß gleichzeitig süns andere Drifter versenkt wurden. Kampf zwischen „Seeadler" und „Haifisch". Berlin. Am 22. Mai wurde in der Ostsee ein russisches Unterseeboot, anscheinend vom Akula-Typ, durch ein deutsches Flugzeug 25 Seemeilen östlich von Gotland mit Bomben beworfen. Der Erfolg konnte damals nicht sestgcstcllt werden. Nunmehr wird von russischer Seite zugegeben, daß dieses Unterseeboot verloren gegangen ist. Rcuterschc Verdächtigung. Berlin. Durch Reuter ist am 18. Juni über Poldhu und in der Presse die Nachricht verbreitet wurden, dem Kapitänleutnant Hersing sei der hohe Orden „pour Io märito" als Belohnung sür die von ihm vollbrachte Ver senkung der „Lusitania" verliehen worden. Von unter richteter Seite wird hierzu mitgetcilt, daß Kapitän- lcutnaut Hersing diese hohe Auszeichnung sür Kriegsdienste erhalten habe, die mit der Vernichtung der „Lusitania" in keinem Zusammenhang stehcn. Sanitätspersonal- und Gefangenenaustausch. lW. T. B.> London, 24. Juni. Im Unterhaus«: erwiderte Lord Robert Cecil auf eine Anfrage: Ein Aus tausch von Sanitätspersonal und von dienstunfähigen Kriegsgefangenen sei mit der deutschen Negierung durch Vermittelung der amerikanischen Botschafter in London und Berlin vereinbart worden und werde zu Anfang der nächsten Woche ausgesührt werden. Die Schäden der Londoner Krawalle. Bei einer Verhandlung hat der Londoner Polizei- richrer gesagt, die jüngste deutschfeindlichen Ausschreitungen in London hätten der Nation eine DIcrtelniillion Pfund Sterling gekostet. Das Staunen über deutsche Artillerie. London. „Morningpost" meldet aus Petersburg vom 22. d. M.: die Macht der deutschen Artillerie bleibt erstaunlich. Es war zweifellos eine militärische Ueber- raschung, wie die deutsche Armee in ein paar Stunden 1000 Eisenbahnwagen Artillcriemunition verschießen, da bei die normale Tätigkeit der Artillerie wochenlang fort setzen und sich gelegentlich eine ähnliche, außerordentliche Verausgabung von Munition leisten konnte. Eine nccze französische Anleihe soll in Amerika in Höhe von 75 Millionen Dollars zum Ankauf von Schicßbedars aufgelegt werden. Das italienische Volk in Unwissenheit. Aus dem Wiener K. u. K. Kricgspresseguarticr wird gemeldet: Bei gefallenen italienischen Soldaten wurde ein Besehl vom 8. Juni 1915 des Zonenkommandos Carnia ausgefunden. Darin wurden die unterstehenden Kom mandos verständigt, daß die italienische Negierung „aus begreiflichen Gründen moralischer Natur" jeden Rücktrans port von Leichen Gefallener ins Hinterland strengstens verboten habe. Amerikanische Lieferungen. Die „Newyorker Times" meldet vom 21. Juni: Die Bethlehcm-Stecl-Conipani) stellt jetzt für die britische Re gierung 85 000 Geschosse täglich her. Die Gesamtausträge der britischen Negierung haben zurzeit einen Wert von 100 Mill. Doll. Die American Locomotiv Company hat bei dem Stahltrust 27 000 Tonnen Stabstahl zur zur Herstellung von Schrapnells und Brysanzgcschossen bestellt. Verstärkung der deutschen „U-Bootflottillc" im Marmarameer. Nach Meldungen, die in Athen cingetroffen sind, sind am 21. Juni mehrere deutsche Unterseeboote in das Marmarameer eingclausen. Politische Tagesübersicht. Das deutsche Organisationstalent. Berlin. Das dem deutschen Generalgouvernement in Belgien zugeteilte Gebiet von Maubeuge und Um gegend, das bisher zum Bereiche der Feldpost gehörte, ist neuerdings an das Postnetz der deutschen Post- und Telegraphen-Verwaltung in Belgien angeschlosscn worden. Das neu eröffnete Postamt in Maubeuge besorgt den Postdienst sür die Truppen und Behörden sowie für die Bevölkerung des französischen Gebietes von Maubeuge und Umgegend. Dieses Gebiet umfaßt außer Maubeuge noch 15 frühere französische Postorte. Jin Gebiete des Generalgouvernements haben weitere 17 frühere belgische Postämter den Betrieb wieder ausgenommen. Die Aufstandsbewegung in Rußland wächst. Bukarest. „Adverul" meldet die Ausdehnung der Moskauer Revolten aus ganz Mittelrußland. In Donetz und Kiew haben gleichfalls blutige Ausschreitungen statt gesunden, über die der russische Zensor nähere Einzelheiten unterdrückt. Der Rücktritt des russischen Ministers des Innern ist dem obengenannten Blatte zufolge durch Auf deckung von Millionenunterschlagungen bei der russischen „Kriegssürsvrge" veranlaßt. Es haben in Petersburg Verhaftungen von hohen Beamten stattgesunden. Wie wird's mit Rumänien? Die „Köln. Ztg." meldet aus Bukarest: Die Eroberung Lembergs erweckte bei allen besonnenenPolitikernNumäniens ein Gefühl tiefer Befriedigung. Die Anhänger des Dier- verbandcs sind in gedrückter Stimmung. 'Man erwartet jetzt eine Klärung der Lage Rumäniens gegenüber den Kriegführenden und eine Stellungnahme der Regierung in einem der Besiegung der Russen entsprechenden Sinne. Der Papst wird begeifert, weil er naturgemäß ein Freund des Friedens ist! (W. T. B.) Mailand. „Corrlerc de la Sera" behandelt in einem Leitartikel das päpstliche Interview in der Pariser „Libertä" und greift den Papst heftig an. Dabei ergibt sich, daß In dem von der italienischen Tclegraphenagentur verbreiteten Auszuge aus dem Interview die Italien betreffenden Aeußerungen des Papstes fehlen. Nach dem „Corriere" hat der Papst, indem er ausdrücklich erklärte, daß er allen seinen Frenden und den dem Vatikan nahestehenden Zeitungen Weisungen im neutralistischen Sinne gegeben habe, Uneinigkeit und Unruhe in das italienische Volk zu tragen versucht und gezeigt, daß keinerlei Interesse sür Italien in dem neu tralen Gedankenkreise des Oberhauptes der Katholiken existiere. Der Vatikan hat also, so schreibt „Corriere de la Sera" wörtlich, sich wie eine fremde Macht betragen und in gewissem Sinne wie eine feindliche. Weiterhin wendet sich das Blatt gegen dle Klagen des Papstes über die Verletzung des Briefgeheimnisses durch die italienische Zensur. Diese habe nämlich Briese an die päpstliche Poenitentiarie geöffnet. Um die Schwere dieses Vorwurfes im Sinne des Vatikans ermessen zu können, muß man bedenken, daß die an die Poenitentiarie gerichteten Schreiben vielfach Beichtgeheimnisse, vor allem geheime Dispense betreffen. Die Ocffnung dieser Briese durch Prosane erscheint also geeignet, das Vertrauen der Gläubigen zur katholischen Bußpraxis Im höchstem Blaße zu gefährden. Schließlich habe der Papst Befürchtungen wegen seiner Lage in Nom ausgesprochen, das ein stets brodelnder Hexenkessel sei. Er habe das italienische Volk das wetterwendischste Volk der Erde genannt, il piu mobilo popolo «Io In Pvrru. Von diesem Volke wisse man nicht, wie cs sich bei einem Siege oder wie bei einer Niederlage verhalten werde. Das Blatt erwartet bestimmt, daß der Papst diese Aeußerungen bald dementieren werde, sonst werde man ihn dazu zu zwingen wissen. Der Präsekt von Rom hat die Veröffentlichung des Intervieivs auch nur auszugsweise verboten. Der erkrankte Sultan. (W.T. B.) Konstantinopel, 24. Juni. Das Presscbureau übermittelte den Blättern folgenden, von gestern datierten Bericht des ersten Leibarztes des Sultans über die Krankheit des Herrschers: Da Se. Maj. der Kalif seit einiger Zeit an einem Blasenstein leidet, wurde infolge der von dem aus Berlin berufenen Prof. Dr. Israel und den behandelnden Acrztcn abgehaltenen Beratungen, deren Ergebnis in den am 20. und 22. Juni unterbreiteten ärztlichen Berichten dargelegt ist, einstimmig beschlossen, daß mit Gottes Hilse eine Operation vor genommen werden müsse. Diese Operation wird am Donnerstag stattfinden. — Eine weitere Meldung lautet: Die Operation des Sultans wurde heute vormittag mit vollem Erfolge vorgenommcn. Mangel an Farbstoffen in England. Kopenhagen. Nach der „Nationaltidende" erklärten die englischen Tuchhändler, es sei außerordentlich schwierig, englisches blaues Kammgarn zu erhalten. Ueberall sehle es in England jetzt an Farbstoffen, die man früher aus Deutschland erhielt. Nach den Aussagungen englischer Fabrikanten müsse man erwarten, daß die Lieferung nach einiger Zeit noch erheblich schwieriger werden würde. Jedenfalls sei von einem Tag zuin andern ein außer ordentliches Steigen der Preise bemerkbar. ß H Aus Stadt und Land. —* In Nr. 143 der „Sächsischen Staatszeitung" veröffentlichen die stellvertretenden Generalkommandos ein Verbot betr. die Veröffentlichung über die Gesamt verluste des deutschen Heeres, da eine solche nie genau sein kann und geeignet ist, Beunruhigung in der Be völkerung Hervorzurusen. —* Das 9. Stück vom Jahre 1915 des Verordnungs blattes des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums sür das Königreich Sachsen ist eingegangen und liegt für die Mitglieder der Kirchgemeinde Schandau auf dem Pfarramte zur Einsicht aus. —* Die Verlustliste Nr. 163 der Königlich Sächsischen Armee liegt bei uns aus. —* Eingliarticrung! Soldaten kommen! Ganz zapplig war das junge Volk und neugierigen Auges musterten die Einwohner die braunen, schwitzenden Gesichter der gestern mittag bei uns einmarschierenden Soldaten der 2. Kompanie der 103 er, welche einen Uebungs- marsch von ihrer Garnison Bischofswerda über Hohn stein nach hier unternommen hatten. Freundlich in ihren Quartieren ausgenommen, konnten sie sich dortselbst nach dem, bei der tropischen Hitze anstrengenden Marsche aus ruhen und laben. Am Nachmittag wurde in der Elbe zur Erfrischung ein gemeinsames Bad genommen. Dort sanden sich Wohltäter (Sommergäste), die dem Feld webel höhere Geldbeträge für die Mannschaften über mittelten, welche natürlich mit heißem Dank angenommen wurden. Um den Soldaten eine billige Dampferfahrt nach Wehlen zu bieten — befanden sich doch viele Männer unter diesen, denen eine solche etwas Neues war! — setzte man sich mit der Direktion der Dampsschiffahrts- gesellschast in Dresden in Verbindung, wodurch erzielt wurde, daß ihnen die Gesellschastssahrtenpreise zugesichert wurden. (Wie mitgeteilt wird, war von vielen Seiten ein größeres Entgegenkommen erwartet morden!) Daraus hat sich Herr Stadtrat Hauschild bei ihm gut bekannten Einwohnern bemüht, eine Summe zur Bestreitung der Fahrt zu sammeln, und es gelang ihm, 70 Mark zu- sammenzubringcn (Bravo!), die dem Feldwebel übermittelt wurden. Derselbe hat sie im Namen der Kompanie dankbarst entgegengenommen. Der Kompaniesührer hat sich extra schriftlich beim Vorsitzenden des Quartierausschusses bedankt. Heute früh war auf dem Marktplatze Auf-