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Verwundeten zur Verfügung gestellt hatte, von einer russischen Granate zerrissen. Er und sein treuer vier beiniger Freund hatten manche Glanzleistung hinter sich. Einmal hatten sie nach Erstürmung einer Höhe am Lysa- paß nach einem äußerst anstrengenden Ausstieg und mehr als 24 stündigem Aufenthalt in Eis und Schnee bei über 26 Grad Kälte eine ganze Nacht hindurch das schwierige Gelände abgesucht und elf Verwundete, die, zum Teil leicht verletzt, abseits zusammengebrochen und bei der eisigen Kälte unbedingt dem weihen Tod der Berge ver fallen wären, gerettet. Nach dem Tode seines Herrn sand sich „Liesel", der stete Begleiter des Verstorbenen, gleichfalls erheblich verletzt, gänzlich verstört und traurig bei der Leiche ein. Da mit dem sonst so munteren Tier absolut nichts mehr anzusangen war, muhte es zurück- geschickt werden. Eine französische Kompanie, die sich als gefangen ge meldet. Tin sächsischer Pionierosfizicr schreibt von der französisch-belgischen Grenze: Unsere spahhastcn Kriegs- erlebnisse haben wir auch hinter der Front. Ich höre da zufällig aus dem Telegraphen-Bureau ein blutrünstiges Telegramm, das; nach Gerüchten eine französische Kom panie sich bei S. aufhalten soll usw. Einige Tage später kam ich zufällig hin und erkundigte mich bei dem dortigen Stationsbcamten, einem Gefreiten darüber. Nach seinem Bericht war tatsächlich am Nachmittage vorher die Kompanie dort einmarschiert, um sich gefangen zu geben. Es waren 3 Offiziere und 238 Mann, die seit ungefähr 2 bis 3 Monaten in Erdhöhlen im Walde gehaust hatten und von den Bewohnern verpflegt worden waren; dann scheint es ihnen doch zu kalt geworden zu sein, oder den Einwohnern ist vielleicht der Spaß nach und nach zu teuer geworden, so das; der Aufenthalt verraten wurde, woraus die Kompanie einen Angriff nicht erst abwartete, sondern sich lieber freiwillig ergab. Wenn die Leute Schneid gehabt Hütten, so hätten sie eine ganze Menge Schaden anrichten können, denn dicht bei ihrem Lager vorbei führt eine Bahn, aus der ziemlich viele Truppen befördert wurden. Eine Stunde hinter der Front. Es ist wunderbar, wie unsere Feldgrauen die größten Mühseligkeiten er tragen und selbst in unmittelbarer Nähe des weiten Blach- seldes ihren zähen Humor behalten. Da hatten sie einmal, nur eine Knappe Stunde hinter der Front, ein großes Fußballwettspiel inszeniert, und Soldaten gingen mit großen Plakaten Uber den Schultern hin und her, um zum Besuch einzuladen. Alle Militärpersonen haben freien Eintritt und können sich hinter den Absperrgrenzen an den Baracken ausstellen, hieß es. Damen bezahlen dafür doppelt. Ein jeder, der dieses las, mußte natürlich lachen und solgte der Einladung. Da gerade ein herrlicher Frühlingstag war, konnte man bei diesem Wettspiel einige Hunderte von unseren Feldgrauen zählen. Etwa 30 bis 40 Sachsen hatten sich den Spott gemacht und Zivil kleider angezogen, die Hälste natürlich als Frauen und Mädchen; es war wie bei einem Maskenball. Die Musikkapelle war auch in Zivilkleidern und war mit Mundharmonikas, Grammophontrichtern, Blechstürzen, Trommeln und Trompeten ausgerüstet. Obwohl die Musik geradezu höllenmäßig war, hatten sich doch eine Menge Offiziere eingesundcn, die fleißig photographische Ausnahmen machten. Und zwischendurch knallten die französischen Mörser . . . Wie ein Ungar die Negimentssahne rettete. Unter den österreichisch-ungarischen Gefangenen, die in Kiew inter niert sind, befindet sich auch, wie der Petersburger Korre spondent des „Corriere" zu melden weiß, ein leicht an der Hand verwundeter ungarischer Infanterist, der zur Behandlung in eines der Lazarette der Stadt eingeliesert worden war. Auf die Aufforderung sich zu entkleiden, um die Wäsche zu wechseln, weigerte sich der Ungar mit der Erklärung, daß er seine Sachen anbehalten wolle und er leistete auch den Krankenwärtern, die ihn aus- ziehen wollten, lebhaften Widerstand, so daß cs jedem klar war, das; hier ein Geheimnis mit im Spiel war. Was konnte der Soldat so Kostbares verbergen, das er den Blicken des Sanitätspersonals in keinem Falle preisgebcn wollte? Als man ihm mit Gewalt die Sache» auszog, brach er in Tränen aus. Da sah man mit Staunen, daß er das Fahnentuch der Fahne des zweiten Houoed- Insanterie-Regiments fest um den Leib gewickelt hatte. Auf Befrage« erklärte er, er habe durch diese List ver hüten wollen, daß die Fahne seines Regiments in Feindes hand satte. Die russischen Offiziere bezeugten dem Sol daten in herzlichen Worten ihre Achtung und versprachen, daß man nach dem Friedensschlus; nicht verfehlen würde, seine brave Tat zur Kenntnis der österreichisch-ungarischen Negierung zu bringen. Vermischtes. — Dcr Extrakglbsbralen dcr Münchener HosbriiuhlniS- kellncrinncn. Ein 18jähriger Handelsschiffmatrose aus Mühlhausen hatte sich bei Kriegsausbruch als Freiwilli ger zur Marine gemeldet, wurde aber, weil dcr Bedarf schon gedeckt war, abgewicscn. Gleichwohl spielte er in Leipzig und Hamburg den Maschinenmaat S. M. S. „Göben". Die Uniform hatte er durch Aufnähen dcr Gradabzeichen geändert. In Hamburg trieb er sich in dieser Uniform mehrere Wochen herum, kaufte sich ein Eisernes Kreuz und trug es neben einer anderen ebenfalls gekauften Ordensauszcichnug. Er fertigte sich einen falschen Urlaubsschein an, zeigte ihn am Bahnhosschalter in Hamburg vor und erschlich sich sreie Lisenbahnfahrt nach München. Hier wurde er von einem Herrn ins Hosbräuhaus eingeladen, bewirtet und beschenkt. Seine Erzählungen von dem Durchbruch der „Göben" bei Messina begeisterten die Hosbräuhauskellnerinnen derartig, das; sie eine Sammlung veranstalteten und dem ordens geschmückten Maschinenmaat mit einer extra großen Por tion Kalbsbraten Übergaben. Einige Tage lebte er aus Kosten eines Münchners, dann ging er zum türkischen Generalkonsul und bat und erhielt eine Gcldgabe von 20 Mark und Liebesgaben. Bald darauf wurde der Schwindler verhaftet. Nun hat ihn dle Münchner Straf kammer zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, die Hos bräuhauskellnerinnen aber trauern um den Extrakalbs- bratcn — — — — Wenn mau das Geld dertrinken wollte. In der „Liller Kriegszeitung" rechnet ein Bayer seinen Kameraden den Ertrag der letzten Kriegsanleihe in Bier um: Also sagen wir, das Glas kostet 20 Pfennige. Dann geben die 0 Milliarden und 60 Millionen Mk. 46 300 000 000 Glas Bier! Jetzt setze ich mich mit Eurer kriegsstarken Kompanie von 250 Mann Tag und Nacht hin, und wir trinken das aus. Wir wollen uns Zeit nehmen. Jeder trinkt ein Glas in der Viertelstunde. Also 250 Mann 250 Glas in der Viertelstunde, die Kompanie 1000 Glas in einer Stunde. Dann brauchen wir: 45 300 000 Stunden zum Trinken, das sind 1887 500 Tage oder, das Jahr zu 365> Tagen gerechnet, 5171 Jahre und 85 Tage. Das ist also die Zeit von Beginn unserer Zeitrechnung, Christi Geburt, etwa zweizweidrittel mal. Jungens, wird Euch das nicht doch ein bißchen lang? Ihr könnt ja was vertragen, ich auch, aber — ich mach' da erst gar nicht mit und will Euch einen Vorschlag machen: Wir wollen doch lieber dem deutschen Vaterlande das Geld lassen! Standesamtliche Nachrichten bon Schandau. Geburten: P. G. Böhme, Postschaffner in Ostran, eine Tochter. O. E. Pönicke, Hutmacher in Schandau, eine Tochter. M. A. Körner, Postdircktor in Schandau, eine Tochter. E. Kiprh, Blumcnfabrikaut i» Schaudau, eine Tochter. G. DnbclowSki, Stadt- und Knrmnsikdircktor in Schandau, einen Sohn. G. O. Schöps, Schiffer in Ostran, eine Tochter. H. O. Hempel, Mühlen-, arbciter in Nathmannsdorf, eine Tochter. M. O. Richter, Maschinist in Postctwih, einen Sohn. G. B. Arnold, Schiffer in Ostran, einen Soh». M. N. Richter, Hoteldicner in Wcndischfahre, einen Sohn. O. M. Schwarz, Schiffsstcnermann in Postelwitz, einen Sohn. — Hierüber eine uneheliche Geburt. Aufgebote: Karl Ernst Hohlfeld, Waldarbeiter in Postcl- witz, mit Emma Lanra verw. Hähnel geb. Grübner, Blumeu- arbciterin in Postelwitz. Eheschließungen: Gnstav HanS Prcnßc, Kandidat des höheren SchnlamIS in Wcndischsähic, mit Ebarlotte Franziska Lucia Maric Witt in Höfchen bei Nicolaiken. St er besät le: Wolfgang Eberhard Grumbt, Sohu deS Tischler« Ernst Pant Grnmbt in Schandau, 13 Jahre alt. Willi Haus Scheffler, Sobn des Arbeiters Karl Heinrich Scheffler in Rathmannsdorf, 1 Jahr alt. Anna Emilie Bertha FajcrSki geb. Lehner, wohnhaft in Schandau, 72 Jahre alt. Literarisches. Die Aufgaben, die der Krieg den Kinderschutz, bestrebungen in Sachsen stellt, werden in dcr neuesten Rum- wer (2!Y dcr „Dresdner HanSfrnn" eingehend besprochen. Recht hübsch lesen sich auch die Skizzen vom westlichen Kriegsschauplatz vou dem Dresdner Schauspieler Hngo Hubatsch, z. I. im Felde. Probcunmmcrn dcr „Dresdner Hausfrau" versendet ans Wunsch kostenlos die Geschäftsstelle in DrcSdcn-A., Maricnstrastc 13. Unser täglich Brat gib uns heute. In diesen Tagen haben wir wieder gelernt, daß die vierte Bitte nicht nmsonst ihren Platz im Gebet des Herrn hat. Wir haben das Brot nnd damit den Landmann, dcr den Acker baut, wieder schätzen gelernt nnd interes sieren uns wieder für den Werdegang dieses kostbaren NahrnngS- mittels. Eine treffliche Schilderung hiervon gibt Agnes Harder in Heft 14 dcr Garlcnlanbe. Acht malerische Aufnahmen sind dem Artikel beigesügt. — Hans Dominik veröffentlicht in demselben Heft eine interessante Plaudern über den Minenkricg, die treffend schliesst: „Znm bösen englischen Spiel haben wir noch viel bösere Minen gemacht." Die 38. Kriegsnummcr deS im Verlag von P. Feßler, Dresden, erscheinenden ,,Talonblatt", Moderne illustrierte Wochenschrift, bringt — wie auch ihre Vorgängerinnen — einen reichen Bilderschatz an» dem Wcltbrand in scharfem, sauberem Druck. Interessante Abhandlungen, n. a. eine mit Illustrationen versehene Erzählung „Aus dcr Karnwancustrnßc", welche uns nach dem dritten Kriegsschauplatz, dem Orient, führt, vcrpoll- ständigcn den Inhalt. — Jedes Heft kostet nnr 25 Pfg. nnd ist in jeder Bnchhandlnng zn haben. Für Inserate welche am Erscheinungstage nach 10 Ahr vormittags eingehen, übernehmen wir keine Garantie für das Erscheinen in «»fliegender Nummer. Große Inserate spätestens am Tage vorher erbeten. Für Fehler telephonisch aufgegcbener Inserate tragen wir keine Ver antwortung. Platzvorschristen werden nach Möglichkeit berücksichtigt; Garantie können wir nicht übernehmen. Kleine Inserate bitten wir bei Ausgabe zu bezahlen. Miim d" MMn WjtiiW". Volksbücherei Ausgabe jeden Freitag zwischen 4 und ö Uhr. Enthält eine reiche Auswahl von Werken unterhaltenden nnd be lehrenden Inhalts der bekanntesten nnd beliebtesten Antoren. pirsch-, Reh-, Kalb-, Schaf-, Ziegen- nnd Zickclfelle sowie Rind- und 4c Nosjhäute kanft die Rohleder-Handlung E. Hammer, Kirchstr. 27. Nenkel'L Meick - 8062 "3 «2 M. Lar! Schiwek rill canüerversicherungsanstak M künstlichen Labnerratr, sowie ru — Krankenkassen rngelassen.— UÄtl- IVia86ii ins n Wa80ii- MLZOtliNKN „i.inljknii", bcstcrHcißwringcr n. Ersatzwalzen bei Max MvävI, gegenüber dem Postamt. Air machen alle Selbstabholer dcr „Sächsischen Elbzcitnng" üsraul aufmerksam, daß wir nur gegen Vorzeigung der Nummcrukartc Zeitungen verabfolgen können, da uns sonst jede llebcrsicht fehlt. Bcrlng der „Siichs. Elbzeitttlm". Persil Oss selbsttätige Waschmittel für l»sibwsscke!