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Nachrichten für Naunhof und Umgegend (Albrechtshai», Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleiusteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudtnitz, Threna usw.) Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupkmannschaft Grimma und des Stadtrates zu Naunhof. : Anzeigenpreise r Die 6 gespaltene Korpuszeile 70 Psg., auswärts 80 Psg. Amt.; ' licher Teil Mk. 1.50. Reklamezeile Mk. 1.50. Beilagegedühr pro Kundert Mk. 2.—. r »Ml! : Annahme der Anzeigen bis spätestens >0 Uhr vormittags des Ericheinungstoges,: ; gröbere noch srüher, — Alle Anzeigen-Vcunittlungen nehmen Austräge entgegen. — ; : Bestellungen werden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen.: Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: bei Leipzig. Markt 2. Nummer 79 ' Mittwoch, den 29. Juni 192; 32. Jahrgang : Ersch-1« »Scheutltch » malr Dienstag. Donnerstag, Sonnabend, nachm. 4 Uhr; : für de» sotgend« Lag. Bezugspreisr Monatlich Mk. 3.—. '/.jährlich Mk. 9.—, : : ohne Ausira-rn, Post einschi. der Postgebühren Mk. 9.75. Im Falle höherer: : Gewalt. Krieg. Streik oder sonstiger Storungen des Betriebes, hat der Bezieher: : keinen Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises, r Amtttches Stadtgemeinderatssitzung Donnerstag, den 30. Juni 1921, abends 7 Uhr. Tagesordnung befindet sich im Aalhouse am Breil. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Reichspräsident Ebert ist von seiner Erholungsreise wieder in Berlin eingetroffen und hat die Geschäfte übernommen. * Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages ist zusammen- getreten und beschästigt sich mit der oberschlesischen Frage und mit den Sanktionen. * Zum neuen preußischen Gesandten in Mün^"n wurde Landrat Scheller aus dem preußischen Mim,,erium des Innern ernannt. * Der diesjährige Sozialdemokratische Parteitag ist aus Sonntag, 18. September, nach Görlitz einberusen. * Der deutsch-tschechoslowakische Handelsvertrag ist vom tschechischen Handelsminister Dr Hotoweh unterzeichnet worden. * Der Londoner „Daily Telegraph" meldet, daß Tschitsche rin den Kriegszustand zwischen Rußland und Japan erklärt habe. * In der italienischen Deputiertenkammer wurde ein gegen den Ministerpräsidenten Giolitti und den Außenminister Sforza gerichtetes Mißtrauensvotum der Sozialisten mit 234 gegen 200 Stimmen abgelehnt. Schluhvienst. ' Drahtnachrichten vom 28 Juni. Der RctchSlommiflar für die besetzten Gebiete. Berlin. Zu der Meldung, daß als Nachfolger des bisheri gen Reichskommissars für die besetzten Gebiete Fürst Hatzfeld in Aussicht genommen sei, verlautet von zuständiger Stelle, daß es sich mcht um den früheren deutschen Plebiszitkommissar Fürst Hatzfeld handelt, sondern um den Fürsten Hatzfeld-Wil- denburg, einen Sohn des früheren Botschafters in London. Fürst Hatzfeld-Wildenburg ist Rheinländer und aus Schloß Crotthoss bei Altenkirchen ansässig. Ablieferung deS letzten deutschen Luftschiffs. Berlin. Das Luftschiff .Bodensee* wird nach Italien ab- geliefert werden. Mit seiner Überführung in die Lustschiffhalle von Capciane bet Rom wird Deutschland kein Zeppelinluft- schtss mehr besitzen. . ... Aufgehobener Haftbefehl gegen Kasparek. Halle a. S. Der Haftbefehl gegen den unabhängigen Land- rat a. D. Kasparek ist vom außerordentlichen Gericht in Nord hausen aufgehoben worden, da der Verdacht, er sei an den Märzunruhen beteiligt gewesen, nach den neuen Zeugenver nehmungen nicht mehr besteht. Hölz vor sächsischen Richtern. " Leipzig. Der kommunistische Bandenführer Hölz wird wegen seiner im sächsischen Vogtlande begangenen Straftaten, namentlich wegen der Niederbrennung und Beraubung einer Anzahl Villen in Falkenstein, sich doch noch vor sächsischen Rich tern zu verantworten haben, und zwar sollen sämtliche ihm zur Last gelegten Verbrechen und Vergehen zusammenfassend vor einem Gerichte verhandelt werden. , AbgestürzteS Flugzeug. Dortmund. Das Luftfahrzeug „D. 18" der Deutschen Luft reederei stürzte auf dem Fluge von Dortmund nach Braun schweig in der Höhe der Gartenstadt ab. Der Führer und sein Begleiter wurden schwer verletzt. Das Flugzeug ist zertrüm mert. Anrerika hat zu viel Schiffe. BariS. Wie „Chicago Tribune" aus Newyork meldet, bat der Vorsitzende des Schifsahrtsamtes angekündigt, daß zum 1. L.'tober sämtliche Holzschiffe zerstört oder daß anderweitig über sie verfügt werden und daß alle anderen der Regierung gehörenden Schiffe an Private verlaust werden sollen. Er habe hinzngesügt, daß das Schissahrtsamt monatlich 16 Millio nen Dollar zusetze. ! Die Teschener Frage. Warschau. Der polnische Außenminister Skirmunt kiin- digte in seinem letzten Exposs den endgültigen polnischen Ver zicht in der Teschener Frage an. Warschau meint, damit Prag so viel zu bieten, daß man den Beginn einer allslawischen Verbrüderungsära erwarten können Wieder Revolution in Mexiko. Newyork. Nach amerikanischen Blätter steht Mexiko vor einer nenen revolutionären Krisis. Gegner des Präsidenten Obregon sollen eine halbe Million Dollar zu seiner Bekamp- fung ansgebracht haben. An der Spitze der Bewegung stehe General Pablo Gonzalez. Truppenzusammenziehungen und kleine Kämpfe hätten bereits begonnen. Persien gegen England. Teheran. Der Schah hat da- Parlament in Gegenwart deS diplomatischen Korps und hoher persischer Würdenträger feier lich eröffnet und dabei mitgeteilt, daß der Vertrag mit Eng- land gekündigt sei nnd hat zugleich von der Unterzeichnung eines Vertrages mit Afghanistan und Sowjetrußland Mittei lung gemacht. Ein Saarstaat? über den aufregenden Ereignissen der letzten Woche, über der Zrspitzuna der oberschlesischen Frage, dem drän genden Reparaiionsproblem und den innerpolitischen An gelegenheiten ist von der deutschen Öffentlichkeit kaum be achtet worden, daß der Völkerbundsrat in Genf vor wenigen Tagen Beschlüsse gefaßt hat, deren Ausführung eine Revision des Versailler Friedensvertrages bedeutet. Der Völkerbundsrat hatte sich mit den Beschwerden, die Deutschland gegen die Maßnahmen der im Sa ar ge bi et eingesetzten Verwaltungskommission erhoben hat, beschäftigt und hat dabei Gelegenheit genommen, ganz neue Gesichtspunkte in die Saarfrage hineiuzubringen. Er hatte den Präsidenten der Saarregierung, Herrn Raoul, zur Besprechung der Fragen nach Genf berufen und hat dann im besten Einvernehmen mit diesem Herrn die deutschen Beschwerden zurückgewiesen. Beachtens wert erscheint es, die „Gründe" zu betrachten, unter denen diese Zurückweisung vorgenommen wurde, und die ein so klares Licht über die „Unparteilichkeit" des Völkerbunds rates werfen, daß es deutlicher kaum beleuchtet werden . kann. ! Die von der Saarverwaltung zwangsweise verfügte , Einführung der Frankenwährung wurde, obgleich der Friedensvertrag vorschreibt, daß sie nur in Übereinstim mung mit dem Willen der Bevölkerung vorgenommen werden dürfe, damit gerechtfertigt, daß die Aufstellung von zwei Etats, den einen in Franks, den anderen in Mark, j allzuviel Arbeiten notwendig mache. Als hätte Deutsch land bei der Durchführung des Versailler Vertrages keine Arbeit aufnehmen müssen, und als gäbe ihm die Über nahme dieser Arbeit nicht ein Recht zu verlangen, daß auch i der Vertragsgegner seine Verpflichtungen erfülle! Dann ! wurde, trotzdem der Friedensvertrag bestimmt, daß nur eine örtliche Gendarmerie, gebildet aus Sgarbewohnern, im Saargebiet bestehen dürfe, das Vorhandensein einiger Tausend Franzosen neben dieser Gendarmerie damit ge rechtfertigt, daß die guten Arbeits- und Beschäftigungs- möglichketten in den Saarbergwerken die Bevölkerung ver hinderten, sich tu ausreichendem Umfange für die Polizei- gruppr zur Verfügung zu stellen! Und die deutschen Be schwerden über das Verhalten der französischen Soldaten gegen die deutschen Bewohner des Saargebietes lehnte man gar mit der Begründung ab, das französische Gericht habe nur in einem einzigen Falle gegen das Verhalten eines französischen Soldaten einzugreifen brauchen. Aus den Gedanken, daß hieraus Schlüsse auf die Art und Weise i I der „Objektivität" des Gerichts eher als auf das gute Ver halten der französischen Truppen zu ziehen seien, kam man in Genf natürlich nicht. Aber schließlich wurde noch eine Entscheidung getrof fen, die die anderen durch ihre Bedeutung wie durch die Sorglosigkeit, mit der sich der Völkerbundsrat zugunsten der französischen Besatzungsmacht des Saargebietes über die Bestimmungen des Friedensvertrages hinwegsetzt, in den Schatten stellt. Im Friedensvertrag nämlich ist vor gesehen, daß nach 15jähriger Besatzung die Saarbewohner selbst durch Volksabstimmung darüber entscheiden, ob sie ihr Land aus dem Rahmen des Reiches herauslösen oder , darin belassen wollen. Bis dahin sollte eine als neutral § gedachte Verwaltungsbehörde die Angelegenheiten des Ge- vieles erledigen, das solange natürlich noch zum Reiche ge- i hört, denn von der Errichtung eines selbständigen Saar staates ist im Friedensvertrage keine Rede. Ihn zu be gründen hat sich der Völkerbundsrat in Genf Vorbehalten, j Er hat ein „Saarbürgerrecht" zusammenkonstruiert, nach ! dem als Saarbürger zu gelten Haven alle, deren Eltern j oder die selbst im Saargebiet geboren wurden, alle, die ihren Wohnsitz am 11. November 1918 im Saarland hat ten, und schließlich alle, die drei Jahre lang im Saarlande wohnen. Damit ist eine Verschärfung des Versailler Frie densvertrages eingetreten, auf Beschluß einer Institution eingetreten, die Wert darauf legt, sich als objektiv oder neutral zu bezeichnen. Denn, wenn es „Saarbürger" gibt, so. muß es natürlich auch einen Staat geben, dem diese ! Bürger angehören, einen Saarstaat. Seine Errichtung ist i ein offenbarer Verstoß gegen die klaren Bestimmungen des Friedensvertrages und die deutsche Regierung dürfte deshalb, sobald ihr amtlich die Genfer Beschlüsse mttgeteilt sind, Anlaß nehmen, ihren Einspruch zu erheben. Welchen Erfolg er aber bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands haben wird, darüber darf man sich nach den geschilderten Proben von der Urteilsfähigkeit des Völkerbundsrates kei nem Zweifel hingeben. Lloyd George und de Valero. Neueste Entwicklung der irischen Frage. Ein auffallender Schritt Lloyd Georges wird aus London gemeldet. Er hat an den Präsidenten der irischen Repnblik de Valera eiw-Schreiben gerichtet, in dem de Valero und seine Parteigenossen unter Gewährung freien Geleites'eingeladen werden, nach London zu kommen, um dort mit dem Premierminister von Nordirland, Sir James Craio, jede Möglichkeit einer Lösung der irischen Frage zu prüfen. Das Schreiben fügt hinzu, die britische Regie- ' rung sei von dem heißen Wunsche beseelt, den verderblichen Streit zu beenden, der jahrhundertelang die Beziehungen zwischen den beiden Ländern England und Irland ver- i bittert, die in nachbarlicher Harmonie leben sollten, und ! deren Zusammenarbeiten so bedeutungsvoll sein würde ! nicht nnr für das britische Reich, sondern auch für die ge- samle Menschheit. In irischen Kreisen ist man keineswegs entzückt über diesen Sirenensang; man meint, die jahrhundertelange Verbitterung, von der Lloyd George so rührend spricht, sei Schuld Englands, und man glaubt nicht, daß England sich jetzt ändern werde, nachdem es das 500 Jahre lang nicht getan habe. Zum mindesten erwartet man, daß Prä sident de Valero über Lloyd Georges Friedensangebot keine Entscheidung fällen wird, bevor er mit den Sinnfein- vertretern die Sachlage beraten hat und zu einem gemein samen Beschluß gekommen ist. Die Stimmung in Slnn- feinerkreisen scheint durchaus nicht überwältigend günstig für den Vorschlag zu sein. Es soll jetzt das südirische Par lament zusammentreten, aber von den 28 Mitgliedern werden wohl nur vier zugegen sein. Die übrigen befinden sich im Gefängnis oder auf der Flucht. Eine Maffenver- fammlung von Sinnfeinern fand in London auf dem Trafalgar Square statt. Es wurde gegen die irische Politik der englischen Regierung heftig protestiert und Lloyd Georges Brief wurde als ein Versuch bezeich net, die fehlgeschlagene Politik der starken Faust vor den Augen der zivilisierten Welt reinzuwaschen, bevor im Juli das längstbefohlene militärische Blutbad beginne. In einem Telegramm aus Dublin weist der „Daily Herold" darauf hin, daß de Valera keineswegs den Vor schlag zu einer gemeinsamen Konferenz annehmen könne. Er würde, wenn er sich mit Sir James Craig an den Ver- lungstisch setzte, dessen Autorität als Präsident von Nord irland anerkennen. In Wirklichkeit hat de Valera bei der letzten Wahl 77 Prozent aller Stimmen auf sich als republi kanischer Führer vereinigt, während 80 Prozent aller Stimmen gegen eine Teilung des Landes in Nord- und Süd-West waren. Den Teilnehmern an der irischen Konferenz, zu der Lloyd George geladen hat, wird freies Geleit zugestchert. Es heißt, daß General Smuts nicht ruhte, bis diese Einladung erging. Denn was nach Ablehnung dieser Ein ladung erfolgen wird, wird nicht viel weniger als ein irischer Massenmord sein. 200000 Mann eng- ltscher Soldaten stehen in Irland bereit, die letzten Flämm- chen irischen Nattonalbewußtseins unter ihre Stiefel zu treten. Sie werden das um fo lieber tun, wenn Irland die großmütig angeborene Hand der Versöhnung zurück gestoßen hat. Damit ist nämlich dann der Völkermord vor dem Tribunal des Völkerbundes usw. gerechtfertigt. politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Auflösung des Selbstschutzes. Die formellen Bekanntmachungen der ReichSregkerung über die Auflösung der Einwohnerwehren in Bayern, der Orts- und Grenzwehren in Ostpreußen und der Organi sation Escherich betonen, daß die im Ultimatum sür die Auflösung gestellte Frist am 30. Juni abläuft. Die Ein tragung im Register ist von Amts wegen zu löschen. Die Beteiligung an den aufgelösten Organisationen ist straf bar. Personen, die sich an einer der aufgelösten Orga- nisationen als Mitglieder beteiligen, werden mit Geld strafe bis zu 50 000 Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Festung bis zu gleicher Dauer bestraft. Tie Kosten der Rheinbesatzung. Gegenwärtig werden von Sachverständigen der ver bündeten Regierungen die Kosten der Besatzuugsarmeen im Rheinlande geprüft. Die Angelegenheit soll demnächst in London bei der Zusammenkunft der alliierten Finanz minister geregelt werden. In Belgien soll man der An sicht sein, namentlich die Unterhaltungskosten für die eng lischen Soldaten seien zu hoch und müßten herabgesetzt werden. — Der amerikanische Staatssekretär für Kriegs- angelegcnheiten, John Weeks, kündigte offiziell an, daß die amerikanische Rheinarmee am 1. Oktober von 12 000 aus 5500 Mann verringert werden solle. Diese Herab setzung sei durch Entscheidung des Kongresses bedingt, wo nach die Truppenzahl des amerikanischen Heeres auf 150 000 Mann herabzubringen sei. Handwerkertag in Hamburg. Der Nordwestdeutsche Handwerkertag hat unter Be teiligung von 30 000 Meistern in Hamburg eine Sitzung abgehalten, an die sich auch ein Demonstrattonszug an schloß. In der Delegiertenversammlung wurde das deutsche Handwerk aufgefordert, nur deutsche Waren und Halb- sabrikate zu kaufen und zuverkaufen. Feindbundwaren dür fen in keiner deutschen Handwerkswerkstatt zu finden sein. Der Nordwestdeutsche Handwerkertag hält ferner eine grundsätzliche Nachprüfung der gesamten Reichs- und Lan- dessteuergesetzgebung für unbedingt erforderlich, insbe sondere der Gewerbe- und Luxussteuer, um schwere volkswirtschaftliche Schädigungen, vor allem des Hand werks, zu verhindern. Weitere Entschließungen richteten sich gegen das Pfuschertum, das Wandergewerbe, das Vorgunwesen, die städtischen Regiebetriebe. Die öffent liche Handwerkerversammlung erhob Protest gegen das angekündigte wirtschafts- und steuerpolitische Programm zur Durchführung des Ultimatums vom 10. Mai. Das Handwerk sei voll bereit, an der Erfüllung der Bedin gungen, soweit es in seinen Kräften steht, mitzuarbeiten. Es wehre sich aber mit Entschiedenheit dagegen, daß in