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aus Chemnitz anwesend waren, singen diese, vb es wahr sei, das; hier den gefangenen Franzosen Liebesgaben zu- gesteckt wttrdcn, das; man von den Nothosen seine Kinder führen lasse, das; manche Weiber wie toll wären, sobald die Franzmänner in Sicht kommen usw. In Chemnitz erzähle man cs so. Die Frankenberger mutzten unter Erröten zugcstehen: leider I Berlin. Eine Versammlung der Vertreter des Brau gewerbes aus allen Teilen Deutschlands trat am Sonn abend hier zusammen, um zu der Absicht des Bundes rats, die Bicrproduktion einzuschränkcn, Stellung zu nehmen. Prag. Ein merkwürdiger Fall von Kriegspsychose hat sich hier zngetragen. Die 67 Jahre alte Witwe Stolz hat sich mit ihren im Alter von 2'1 und 66 Jahren stehenden Tächtern in der gemeinsamen Wohnung ein- geschlosscn und verbarrikadiert. Die Frauen haben sich auf sechs Monate mit allen nur denkbaren Lebensmitteln versehen und sich zu Bett gelegt, um den Krieg zu ver schlafen. Da sie seit über zwei Wochen die Wohnung nicht mehr verliehen, erstatteten Nachbarn Anzeige bei der Polizei. Als Beamte in das Zimmer eindrangen, wurden sie unter grotzem Geschrei hinausgewiesen; die Frauen riesen, man solle sie in Nuhe lassen und sich nicht um sie kümmern, da sie mit allem Nötigen versorgt seien. Da Gesahr nicht vorlag, mutzte die Polizei un verrichteter Sache wieder abziehen. Sofia. Eine geheimnisvolle Tat beunruhigt Gesell schaft und Negierung in Sofia. Eine Bombe siel mitten in die Maskensreude der vornehmen Welt der bulgarischen Hauptstadt. Wer war der Täter, wer sollte getroffen werden, was war der Zweck des schaurigen Verbrechens? Vergebens stellen sich Behörden und Volk immer wieder dieselben Fragen. Mit gewohnter balkanischer Unge heuerlichkeit hat sich die Sache zugetragen. Ein Unbe kannter hat unbemerkt die Füllung einer verschlossenen Tür entfernt und durch das so entstandene Loch eine Bombe geworfen. Und diese explodierte gerade in der Nähe der Plätze, die Angehörige der leitenden politischen Persönlichkeiten Bulgariens eingenommen hatten, wovon mehrere getötet wurden. Am Montag hat das Leichen begängnis der beiden Opfer des Attentats im Munizipal kasino, der Tochter des gegenwärtigen Krlcgsminislers Fidschosf und des Sohnes des früheren Kricgsmlnistcrs Bojadschcw im Beisein des Königs und der Königin stattgcsunden. Ein zahlreiches Publikum folgte dem Lcichenzuge. Zwei weitere Opfer des Attentats sind ihren Verletzungen erlegen. Die Zahl der Getöteten wird sich wahrscheinlich auf sechs erhöhen. Briisscl. Der neue portugiesische Ministerpräsident General Pimenta de Castro erklärte beim Empfang der Vertreter der Lissaboner Presse: Portugal werde weder an dem europäischen Feldzuge, noch an dem Kriege in Aegypten teilnehmen, sondern in Eintracht mit dem all gemeinen Volkswillen neutral bleiben. Auch der Präsi dent der Republik, Don Manuel di Arriaga, weigert sich ganz entschieden, sich von England in den Weltkrieg hineinzerren zu lassen. Vermischtes. — So mutz cö kouuucu! Der Greizer Ztg. wird ge schrieben: In Zwickau kam cs dieser Tage in dem dicht- gefüllten Wagen einer Elektrischen zwischen den Insassen zu einer Unterhaltung. Natürlich über den Krieg. Eine Frau, wie es deren leider auch noch, aber hoffentlich nur vereinzelt gibt, äutzerte in leichtfertiger Weise: „Mir ist es ganz egal, wenn auch der Krieg noch Jahre dauert." Da erhob sich aus dem Gedränge ein Feldgrauer, ging ruhig und ohne ein Wvrt zu verlieren aus die Frau zu, versetzte ihr ein paar tüchtige Ohrfeigen und setzte sich ebenso ruhig wieder aus seinen Platz Die Frau lief in höchster Empörung zum Schaffner und verlangte Beistand gegen den Soldaten. Der Schaffner aber öffnete die Türe, lief; halten und ersuchte die Beleidigte, sosort aus zusteigen. Unter Hurra- und Bravorufen der Insassen mutzte sie dem sehr dringenden Ersuchen des Beamten Folge leisten, und sie verschwand schleunigst in einer Nebenstratze. Neutralität und Sympathie. Wir Schweizer seien nicht neutral Beim großen Völkerkriege, Es freue uns ein jedes mal Wenn Deutschland wieder siege — So schleudert man uns ins Gesicht, Doch dieser Vorwurf schmerzt uns nicht. Wir Schweizer find zu jeder Zeit Friedfertig und bescheiden; Auch sind wir immerfort bereit Zu lindern fremde Leiden. Doch frei bleibt, wir verleugnen's nie, Des Schweizervolkcs Sympathie. Denn wenn ein Christenvolk aus Trutz Mit Heiden sich verbündet Und dann aus purem Eigennutz Der Vettern Freundschaft kündet, Gewitz, dem Volke schenken nie Wir Schweizer uns're Sympathie. Und wo ein Volk, das Wind gesät, Aus tausend Wunden blutet, Darauf im Sturme untergcht, Vom Elend überflutet, Da ist das Mitleid Christenpflicht Doch Sympathie gebührt ihm nicht. Doch wenn ein Volk wie Deutschland heut' Der Feinde sich erwehret, Der ganzen Welt die Stirne beut, Doch Menschlichkeit noch ehret, Fürwahr, dem Volk entziehen nie Wir Schweizer uns're Sympathie. Es ist ja schlictzlich einerlei, Mit wem wir sympathicren, Weil ja die Völker nicht dabei Gewinnen, noch verlieren. Die Schweiz bleibt doch in diesem Fall Im Völkerkriege ganz neutral. E. H. am Schw. — Dic Ucbcrraschung drö Knlidwchniunincs. Er war freudig hinausgezogen, als ihn sein König rief, nach einem kurzen Abschied von seiner Frau, die er in der Neichshauptstadt zurücklassen mutzte. Pünktlich kamen seine Feldpostbriefe in das kleine Heim, jedesmal wallte es Heitz in ihm auf, wenn er an die Heimat dachte. Und einmal meinte es das Glück besonders gut mit ihm, er bekam ein Kommando nach Berlin! Er schrieb nicht seiner Frau, es sollte eine freudige Ucbcrraschung werden. Und nun stand er vor seiner Wohnung, das Namenschild glänzte ihm wie früher entgegen. Traut schlug die Glocke an. Schlürfende Schritte kamen ihm entgegen, im nächsten Augenblick würde ihm seine Frau am Halse hängen. Da öfsnet ein fremder Mann die Tür und die verlegen hinzukommendc Frau erklärt, "das; sie sich einen Schlasburschen hätte nehmen müssen, jetzt Im Kriege Der Landwehrmann aber hat nach dem Patrouillengehen eine gute Witterung in der Nase und bald hat er es raus: der „Schlnsbursche" ist der Liebste seiner Frau! Das gab erst mal einen „Sturmangriff" auf den Feind und zuletzt wurden Verstärkungen von der nahen Polizei wache hinzugezogen, die den feindlichen „Ersatzmann" sestnahmen. Die Ueberraschung der Beteiligten wurde aber noch gröber, als man in ihm einen mit Zuchthaus vorbestraften Einbrecher feststelltc, der sich in der Wohnung der ungetreuen Ehehälste ein regelrechtes Diebeslager eingerichtet hatte. — Dic Pariser „Humanitä" erzählt diese hübsche Geschichte: Der Soldat L. vom 146. Linienregiment erhielt in der Schlachtlinie die Ausforderung einer Bank, eine geschuldete Summe zu bezahlen. Er antwortete mit nachstehendem geistreichen Bries: „Da ich immer meinen Verpflichtungen nachgekommen bin, halte ich den Betrag dieses Wechsels zu ihrer Verfügung. Sie haben also nur Ihren Kassenboten in die von meiner Kompagnie besetzten Schützengräben zu schicken. Der Weg ist ziemlich gefährlich und die Deutschen sind gute Schützen. Ich gebe also Ihrem Kassenboten den Nat, seinen Zweispitz (in Frankreich tragen die Kassenboten diese historische Kopfbedeckung) im nächsten Dorf zu lassen, um nicht für einen General in Gala-Uniform gehalten zu werden." — Wer hat das Telephon erfunden? Tausende werden aus diese Frage antworten: Edison! Ein ganz kleiner Kreis wird sagen : Graham Bell. Und nicht zehn Menschen wissen cs, daß Philipp Neis, ein kleiner deutscher Natur wissenschaftler, das Telephon schon 1860 konstruierte und ihm auch diesen Namen gab. Zur Verbesserung und zur praktischen Ausgestaltung seines Apparates fehlten ihm die Mittel, fehlte ihm die Muse denn niemand glaubte an ihn. Als Graham Bell seine Erfindung ver besserte, als Edison sie zur vollen Höhe brachte, setzte man Philipp Reis dort, wo er als erster das Telephon konstruierte und anwendete, In Gelnhausen bei Homburg- ein Denkmal. Und solcher Sühnedenkmäler gibt es gar viele in der Welt! Standcömutliche Nachrichten bon Schandau. Geburten: W. A. Piesold, Schneider in Schandau, eine Tochter. Eheschliest» ngcn : Heinrich Emil Vetter, Maurer, jetzt Reservist der 1. Ersatz-Kompagnie des 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 in Kamenz, mit der iedigen Haustochter Emma Ottilie Dünnebier in Ostrau. Stcrbefnlle: Jobnuua Eleonore vertu. Richter geb Aicrig, Hausbesitzerin in Postelwitz, 84 Jahre alt. Ernst Moritz Meisel, Privatus in Rathmannsdorf, 60 Jahre alt. Auguste Anna verw. Heinze geb. Günther, ohne Berns, wohnhaft in Schandau, 68Jahre alt. Frida Minna verw. Hering geb. Klnge, Arbeiterin in Schmilka, 35 Jahre alt. Kirchliche WachrichLen. Pnrochie Schandau. Sonnabend, den 20. Febr., vormittags 10 Uhr Beichte und Abendmahlsscier, Herr Pastor Grünberg. Pnrochie NeinhnrdtSdors. ' Sonnabend, den 20. Febr., um 12 Uhr Wochen kommunion In Neinhardtsdors. Marktpreise. Pirna, 13. Febr. Weizen, weist, 00,00—00,00 Mk. per 50 Kilogr.— Roggen, 00,00—00,00 Mk. per 50 Kilogr. — Gerste, 00,00-00,00 Mk. per 50 Kilogr. - Hafer, 00,00-00,00 Mk. per 50 Kilogr. — Butter, 3,20—3,40 Mk. per 1 Kilogr. — Stroh, 1,30-2,20 Mk. per 50 Kilogr. — Heu, 4,80-5,00 Mk. per 50 Kilogr. — Kartoffeln, 4,00—4,50 Mk. per 50 Kilogr. „Gott meiner Väter," jammerte der Kornblum, „mit solachenc Verbrecher hob jach ma eingelassen!" — Da trat der Wirt auf ihn zu und sagte energisch: „Herr Kornblum, jach dulde Kane Zmadeitigkeiten In mci Lokal!" „Wenn nix Ionteff wär," antwortete dieser, „kriegeten Se a Petsch. Nahel!" rief er seiner Frau zu, „sog wos jach bin for a rabiater Mensch." Die Nahel sah Ihn mitleidig an und sagte: „Nebbich!" „Gerazt bin jach a Tiger" renommierte der Korn blum weiter. „A Kcnnixtiger," bestätigte seine Frau. „Wenn er gerazt wird, er kenn nix!" — „Se werden Ihnen noch großes Lad erleben," höhnte der Schlesinger, doch Mendel Kornblum drehte ihm den Nücken und verschwand Im Spielzimmer. Ein vornehm ausschender alter Herr ließ sich an dem Tische der Damen nieder. „Nuuiüov ^ontaino," sagte er mit leichter Verbeugung. Der Nappaport stieß mich In dic Seite und flüsterte: „Denn kenn jach, wie er noch Moritz Wasserstrahl gehaßen Hot." „Dos is noch gor nix," mengte sich der aufhorchende Wirt ins Gespräch. „Jach hob ihn schon gekeMt als Molsche Pischer." — „Schlesinger," sagte der alte Herr händereibend, „ich finde es etwas kalt im Saal." „A Wärmflaschen werden Se sech noch mitnehmen Ins Krematorium," gab Schlesinger ärgerlich zurück. „Ibrigens, vier geschlagene Stunden sannen Se bei an Kaffee im Spielzimmer gesessen. Jach will Se nix drängen, Gott behiete, oba vielleicht hoben Se vergessen, daß Se noch eppcs mcchten." — In demselben Augenblicke schritt ein Herr an uns vorbei. Der Schlesinger sprang zur Seite und grüßte ehrerbietig. „Dos wor der Dokter Pinkus, Professor as orientalische Sprachen in Lemberg," sagte der Wirt mit wichtiger Miene. „Kunststück!" meinte der Nappaport geringschätzig. „Dos verstehn Se nix, Se Chamer!" wies ihn der Schlesinger zurecht. Der Witzbold war inzwischen zu den Schüttelreimen übergegangen und deklamierte mit lauter Stimme: „Ach, wenn jach doch de Saharct Statt meiner alten Sarah Haiti" — Aus dem Spielzimmer drang wüster Lärm. „Se hoben ma besaibelt, Se Ganeff!" „Haßt a Lhuzbc! Aner dem mit vier Tarock in der Vorhand da Pagat obgefongt wird, is a blceder Kerl!" „Se Schwindler, Se Berrieger, der Schlag soll Se treffen!" „De Gall soll Ihnen platzen!" „Tanzen soll'n Se missen, borfuß af Glosschcrbcn!" „Nicbiseln soll'n Ihnen wachsen af da Nos und Stana im Bauch!" „Handeln soll'n Se missen in Afrika mit Schlittschuh und am Nordpol mit Schwimmhoisen!" „A Million soll'n Se erben in österreichische Siedbohn- AKtten!" „Oba meine Herren, dos is doch ka Grund zen streiten," beschwichtigte der Wirt. „Er soll sech zerickholten!" „Jach holt ma zerick, holten Se sech zerick! Wer gibt Korten?" „Se geben." — Gerade uns gegenüber saßen zwei ältere Herren. Dem einen perlten die Schweißtropfen von der Stirne. „Wie gesagt, Herr Eckstein," klagte er, „vor acht Wochen is mei Frau leberleidend noch Karlsbad gefahren und gestern leider lebend wiedergekcmmen." — „Mei asrichtigstes Beilad, Herr Löwy," meinte der Eckstein. Mir wurde es etwas schwummerig zu Mute. „He, Kellner, zahlen!" rief ich dem Dovidl zu. „Wos hoben Se?" fragte er. „Sechs Glas Bier," antwortete ich. „Sechs Glos macht ans vierzig," sagte der Dovidl. „Eins zwanzig," verbesserte ich ihn. „Is ach recht," war seine Entgegnung. „Sechs Glos Bier Hot er," schrie der Rappaport verwundert. „Haßt a Verschwendung!" — „Tja, lieber Freund, jeder ist ein Narr in seiner Art. Aus Wiedersehen!" „Jach begleit Ihnen," sagte der Rappaport. Im Vorraum blieb er stehen, verabschiedete sich gleichfalls und als ich die Treppe hinunterstieg sang er mir halb laut nach: „Eni, cui, eni, Schicker is da Goi, Schicker is er Saufen mist er Weil er is a Goi!" — Was er damit andeutcn wollte ist mir unverständlich.