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Nachrichten für Naunhof und Umgegend (Albrechtshain, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmmmshaiu, Fuchshain, Groß- und Kletnsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pontßea, Mandtnitz, Lhrena ns» ) Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschast Grimma und des Stadtrales zu Naunhof. : Erscheint wöchentlich S malt Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, »ach«. 4 Utz»*! «nzeigenpreise r Die 6gespaltene Korposzeile S0 Pfg.» auswärts 75 Pfa. Dmt-^ i für den folgenden Tag. vetngspretA t Monatlich Mk. 3.—, '/.jährlich Mk. s.—, i H ! licher Tel! Mk. I so. Reklomezeile Mk. 1.20. Beilogegebühr pro Hundert Mt. 2.—. r : du^ch die Post bezogen einschl. der Postgebühren Ml». S.7S. Im Falle höherer r IM» : Ann»öme 6er Anzeigen dis spätestens lo Uhr vormittags des Erscheinungstag«»,! ; Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher r r größer? noch früher. — Alle Anzeigen-Vermütlungen nehmen Aufträge entgegen. — r : keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises, r ! Bestellungen werden von den Austrägern oder in der Geschäftsstelle angenommen, ! Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: Gü r» ck Eule.^Ha»rnbr»f bei Leipzig. Markt 2. Nummer 38 Donnerstag, den 31. März 1921 I II z Zur gefl. Beachtung! a ü Vie näctiliö Nummer 9er „Nsclmcklen Mr Nsunkof" K ersckeinl Z 8onngben9, 9en 2. Npril ii « si — « MKMISirRKMMIIKISKSIKttRMKSMriM Nttch dem Aeste. Wenn es auf Ostern ging, dann hatten wir in der Vor kriegszeit nicht nur ein starkes Bündel von Hoffnungen, sondern noch mehr fertige Pläne in der Tafche, wie diese Erwartungen in Taten umgesetzt werden sollten. Und ffe wurden verwirklicht, trotzdem das Geschrei von internationalen Schwierigkeiten mit jedem Jahre stärker wurde. Trotz aller Besorgnis wurden es „fette Jahre" für den deutschen Nährstand und feine Arbeiter, bis es dann 1914 vorbei war. Das war vor sieben Jahren, und heute, zum Frühling 1921, liegen sieben magere Notjahre hinter uns. Daß nun sieben fette Jahre kommen könnten, ist eine zu verwegene Hoffnung, aber eine beffere Zeit wäre trotz aller Wetterwolken, die auch jetzt noch bestehen, möglich. Wenn allerdings die Unruhen im eigenen Lande überhand nehmen wie gegenwärtig, so ist auf eine- beffere Zeit nicht zu rechnen. Nachstehend geben wir einen Bericht über die gegen wärtige Aufruhrbewegung. » * * * Oer Aufruhr in Vachfen. In Dresden hat gestern eine erhöhte AgitMon zum Generalstreik und zum Kampfe eingesetzt, nachdem bereits das kommunistische „Volksblalt" in Dresden am Sonnabend ganz eindeutig an die Arbeiter die Aufforderung gerichtet hatte: »Nimm dein Gewehr und komm!- In dieser Stunde findet unter freiem Kimmel eine grobe Kshversammlung statt. Am späten Nachmittag sind in Keidenau bei Dresden sämtliche Be triebe slillgelegt worden. Um 2 Uhr hatten die Kommunisten Versammlungen abgehalten, worauf sie in die einzelnen Betriebe zogen und die Arbeit, r zum Verlaffen der Betriebe zwangen. Dort, wo in Erwartung unruhiger Vorgänge die Fabrikgrund- stücke abgeschlossen waren, wurden die Tore eingeschlagen, wo- ! rauf die Arbeiter zum Verlaffen der Arbeitsstätten gezwungen wurden. Wie von dem Leipz. Tagebl. gemeldet wird, erfolgte die Verhaftung der 93 Mitglieder des kommunistischen Aktions ausschusses in der Nacht aus Dienstag in mehreren Lokalen der Stadt, in denen geheime Versammlungen stattsanden. Unter den Festgenommenen befinden sich vierzehn Frauen. Die Lage in Leipzig. Der von den Kommunisten proklamierte Generalstreik ist hier bisher so gut wie nicht in Erscheinung getreten. Soweit bekannt ist, ist es nur in ganz wenigen Betrieben zu Arbeits- einstellungen gekommen und auch dort nur unter dem Druck der Kommunisten, die diese Betriebe beseht hakten und die Arbeiter nicht hinein liehen. Sonst wird überall gearbeitet. Die Eisen bahnarbeiter haben den Streik abgelehnt. Leipzig, 29. März. Zwecks Sicherstellung der Wasser. Versorgung für die Stadt Leipzig hat die Sipo die Wasserwerke Canewttz und Wasewitz bei Wurzen besetzt. Aufrufe an die Leipziger Arbeitet. Der Bezirksvorstand der U. S. P. D. Leipzig und das Gewerkschaflskariell Leipzig wenden sich mit einem Aufruf an die Leipziger Arbeiterschaft und die Arbeitslosen. Der Aufruf wendet sich zunächst gegen die polizeilichen und militärischen Maßnahmen Hörsing? und fährt dann fort: Ebenso entschieden verurteilen wir aber das sinnlose putschistische Vorgehen der Kommunistischen Partei, die in unverantwortlicher Weise die Arbeiterschaft in unheilvolle Aktionen zu treiben versucht und nicht davor zurückscheut, die besonnenen Elemente der Arbeiterschaft durch Terror für ihre abenteuerlichen Pläne zu gewinnen. Dieses Tun stärkt nur die Reaktion und zersplittert und schwächt die Arbeiterschaft. Der von Kommunisten beschlossene Generalstreik hat für Leipzigs Arbeiterschaft keine Gültigkeit! Die Leipziger Ar- beiterschaft tritt nur dann in den Generalstreik, wenn sie es in den Gewerkschaften und in der Unabhängigen Sozial demokratischen Partei selbst beschließt. Allen Versuchen, etwa mit terroristischen Mitteln den Generalstreik zu erzwingen, wird die Arbeiterschaft deshalb energisch und mit allen zweck dienlichen Mitteln entgegentreten. Im Betriebe der »Leipziger Volkszeitung" wurde, wie diese mitteilk, von einigen Kommunisten eine Abstimmung über den Generalstreik beantragt. Obwohl in der Debatte nur ein Kommunist sprach, der den Generalstreik empfahl, stimmten für seinen Antrag nur vier Personen. Kämpfe mit Kommunisten bei Leipzig. Leiv zig,'29. März. In dem Vorort Mölkau hatten sich vorgestern bewaffnete Kommunisten angesammelt, darauf wurden 100 SicherbeltSpolizeimannschaften nach Mölkau entsandt; es kam zu einem Gefecht, bei dem die Kommunisten 1 Toten und 1 Verwundeten hatten, bei letzterem wurde eine Liste von Personen gefunden, die an der Bewegung beteiligt sind und die in der vorvergangenen Nacht verhaftet wurden. Kämpfe bei Gröber-. Leipzig, 29. März. In Gröbers ist der Dahnhof von roten Truppen besetzt. Seit heute mittag sind Kämpfe mit herangerückten Polizeitruppen im Gange. Der Eisenbahnverkehr zwischen Leipzig und Halle ist eingestellt. Verschärfte Lage in Dresden. Dresden, 29. März. Die Kommunisten haben auch den Beschluh gefotzt, den Eisenbahnern die Stillegung der Eisen- bahnbskriebe zu diktieren. Für den Fall, datz die Eisenbahner ihrer Parole nicht Folge leisten wollen, haben sie mit Sprengung der Etsenbahnkörper und Brücken gedroht. Generalstreik in Weißenfels und Vnhl. Weißenfels, 29 März. Hier ruhen alle Betriebe. Im Weißenfels-Zeitzer Braunkohlenbezirk wird dagegen gearbeitet. Subl (Tbür.j, 29. März. Heute vormittag wurde hier mit überwiegender Mehrheit der Generalstreik beschlossen. Alle Betriebe ruhen, die Zeitungen können von morgen ab nicht erscheinen. Gotha, 29. März. In Gotha herrscht noch General streik. Alle Betriebe ruhen, auch das Elektrizitätswerk. Am Sonnabend nachmittag haben die Kommunisten 31 G»fangene aus dem kiesigen Landgerichtsgefängnis befreit. Kalle o. S., 29. März. Der Generalstreik, der am Sonnabend hier ausgebrochen ist, zeigt am heutigen Dienstag keine Veränderung. Es wird nicht in allen Betrieben gestreikt. So arbeiten u. a. die Kallesche Maschinenfabrik, die Etsenbahn- hauptwerkstäiten, die Zeitungen und die städtischen Betriebe mit Ausnahme der Arbeiter des Kochbauamtes. Erfurt, 29. März. Eine Bande Hot hier eine Reihe von Geschäften geplündert und die Stadkkaffe beraubt. Dor der eintreffenden Schutzpolizei verlieh sie auf Autos unter Mit nahme des Bürgermeisters und zweier weiteren Geiseln die Stadt. Die verfolgende Schutzpolizei erreichte die Bande. Bei dem sich entwickelnden Feuergefecht!wurden zwei Geiseln verwundet. Eine Anzahl Kommunisten, darunter ihr Führer Straube, fielen. Berlin, 29. März. Der Eisenbahnverkehr von Berlin nach Süddeutschland und Südwestdeutschland erleidet durch die kommunistischen Unruhen im mitteldeutschen Gebiet arge Stö rungen. Hamburg, 29. März. Die Arbeit auf der Deutschen Werst wurde in vollem Umfange wieder ausgenommen. Ueber die Wiederaufnahme der Arbeit auf der Vulkanwerft und bei Blohm L Voß sind noch keinerlei Verhandlungen gepflogen worden. Dortmund, 29. März. Die Stadt ruhig. Fast alle Betriebe haben die Arbeit wieder ausgenommen. Unter den gestern hier festgrnommenen Kommunisten befindet sich auch der Kommunistenführer Meinberg. Esten, 29. März. Die Konferenz des kommunistisch- unionistischen Aktionsausschusses, die von 120 Schachtontagen mit 394 Delegierten beschickt worden war, beschloß die Pro klamation des Generalstreiks in Rheinland und Westfalen, und forderte die Regierung auf, sämtliches Militär und die Sipo zu entwaffnen. Esten, 29. März. Keute wurde hier der Ausnahmezu stand verhängt. München, 29. März. Die Kommunisten hatten für Ostersonnabend nicht nur in München, sondern in ganz Bayern einen Generalstreik herbeiführen wollen. Der Generalstreik kam nicht einmal im kleinsten Umfange zut Auswirkung. Die bayerische Arbeiterschaft scheint vom Kommunistenfieber gründ lich geheilt zu sein. „Los von Europa!" Die künftige Rolle Amerikas ist eine Frage, die nunmehr seit Jahren ununterbrochen die Welt bewegt, ohne doch bisher eine klare Lösung gefunden zu haben. Be sonders lebhaft ist die künftige Gestaltung des politischen und wirtschaftlichen Verhältnisses der alten und der neuen 32. Jahrgang Welt nach- dem Abschluß des Weltkrieges in Deutschland erörtert worden. Enttäuschter Glaube und unbegründete Hoffnungen haben bei uns eine gewisse Nervosität hervor gerufen. Wer in unseren Nöten keine Rettung mehr sah, der blickte erwartungsvoll nach dem Lande der unbegrenz ten Möglichkeiten, denn Ame ika mußte ja helfen! Aber die Union enttäuschte. Statt endlich als der langersehnte Ordner Europas in dessen politischen und wirtschaftlichen Nöten aufzutreten, zeigte das amtliche Amerika ein immer deutlicher werdendes Bestreben, sich von dem vulkanisch er zitternden Boden der alten Welt zu entfernen. Immer lauter ertönte der Ruf: Los von Europa. Amerika hat mit sich selbst genug zu tun, es gedenkt nach seinem Eingreifen in den Weltkrieg nunmehr Europa gegenüber den aufmerk samen Beobachter zu spielen und sich auf sich selbst zurück zuziehen. Den letzten Zweifel über die Stellung der amerika nischen Regteruna zu den europäischen Fragen behob der neue Präsident Harding in seiner Antrittsbotschast, indem er davon sprach, die materiellen und moralischen Fort schritte der Vereinigten Staaten hätten die Weisheit der von den Vätern überkommenen Politik erwiesen, sich nicht in die Angelegenheiten der Alten Welt verwickeln zu lassen. An einer anderen Stelle der Botschaft hieß es aber: „Die wirt schaftlichen Beziehungen stellen ein enges Band dar, ohne daß man sich dessen recht bewußt wird. Wir müssen uns klar werden, daß die wirtschaftlichen Bande die engste Ver bindung zwischen den Völkern bilden und daß niemand nehmen kann, der nicht auch gibt." Die Wahrheit der hier wiedergegebenen Ansicht wird heute nach den Erfahrungen während des Weltkrieges, vor allem aber während der gegenwärtigen Krisis der Weltwirtschaft niemand leugnen wollen. Diese Erkenntnis läßt sich aber mit dem oben an gedeuteten Grundsatz der Nichteinmischung in europäische Angelegenheiten nicht vereinbaren. Hier liegt unbedingt ein Denkfehler vor. Staatspolitik und Wirtschaftsleben sind untrennbar miteinander verbunden. Fragen zu wollen, was von beiden das Wichtigste darstellt, ob die Politik die Wirtschaft oder die Wirtschaft die Politik maßgebend be einflusse, erscheint genau so nutzbringend wie die berühmte Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst auf der Welt ge wesen sei! Bildet die Wett heute auf wirtschaftlichem Gebiet ein einheitliches, wenn auch noch lose gefügtes Ganzes, aus dem niemand ohne schwere Nachteile auch für alle übrigen ausgeschlossen werden kann, so kann man sie nicht in staats politischer Hinsicht in eine Anzahl nebeneinander herleben der Staaten auflösen. Wie stark das politisch sich selbst ge nügen wollende Amerika hrit Europa wirtschaftlich verbun den ist, zeigt die tiefgreifende Krisis des amerikanischen Wirtschaftslebens der letzten Monate. Herrscht in Europa Ruhe und Ordnung, so wirkt das auch auf die wirtschaft lichen Verhältnisse der neuen Welt günstig zurück; wird die Wirtschaft des europäischen Weltteils dagegen wie in unse ren Tagen unablässig durch politische Spannungen beun ruhigt, so verspürt dieUnion ebenfalls ihr zugemessenes Teil von der Unruhe. Dazu kommt noch als besonderes Mo ment der Umstand, daß die Staaten Europas dem Welt bankier jenseits des großen Wassers über 20 Milliarden Dollar schulden, eine Summe, die in Zukunft eher größer als kleiner werden wird! Dazu gesellen sich wettere Geld aufnahmen z. B. europäischer Städte. Es wäre aber das erste Mal in der Wett, daß ein Gläubiger sich nicht sehr eifrig um das Wohlergehen seines Schuldners bekümmert. So wird sich für Amerika früher oder später die Notwen digkeit herausstellen, seine politische Zurückhaltung gegen über Europa aufzugeben. Es bildet politisch und wirt schaftlich ein Glied der Wettpolitik wie der Weltwirtschaft und wird sich mit den europäischen Dingen praktisch aus- einandersetzeu müssen. politisch« Rundschau. Deutsch«« Reich. Anzeige gegen den Münchener Polizeipräsidenten. Wie man aus München meldet, ist bei der Reichsan waltschaft in Leipzig und bei der Staatsanwaltschaft in München aus parlamentarischen Kreisen eine Anzeige gegen den Münchener Polizeipräsidenten Pöhner wegen Begünstigung im Amte eingelaufen. Es dürfte sich um Beziehungen des Polizeipräsidenten zu dem wegen Hoch verrats verfolgten Kapitän Ehrhardt handeln. Ms Zeugen werden genannt: Der Landeshauptmann der bayerischen Einwohnerwehr Forstrat Escherich und der Ministerpräsi dent Dr. v. Kahr. Finauzminister v. Rheinbaben gestorben. In Düsseldorf ist der frühere preußische Minister und nachherige Oberpräsident der Rheinprovinz Freiherr von Rheinbabeu infolge Herzschlages gestorben. Freiherr von Rheinbaben stammte aus einem alten Adelsgeschlecht, das dem preußischen Staate zahlreiche Staatsmänner und Di plomaten geschenkt hatte. Freiherr von Rheinbaben hat ein Atter von 66 Jahren erreicht. Rußland. X Reue Aufstände gegen die Sowjets. Die Einwohner schaft von Kasan hat sich infolge der Meldungen über den Ausstand in Petersburg gegen die Sowjetherrschaft er hoben. Die Gefängnisse wurden gestürmt und die poli tischen Gefangenen befreit. Das Gebäude der außer-