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MW ÄMW 59. Jahrgang. Schandau, Donnerstag, den 28. Januar 1915. Nr. 11 Ministerium des Innern. Alle 14 Tage: Landtvirtsch. Beilage". Japanische Preßstimmen besagen: Einen empfindlichen Stoß hat das Prestige des weißen Mannes durch die Seeschlacht bei den Falklandinseln erlitten. Dor Beginn Entgegen dem englischen Admiralitätsbericht muß nach den uns gewordenen Mitteilungen von wohlunterrichteter Stelle aus die Angaben des amtlichen deutschen Berichtes htngewiesen und noch einmal scstgestellt werden, daß einer der englischen Schlachtkreuzer untergegangen ist. Eines unserer Torpedobotc hat ihn, der schon stark unter unserem Geschützseuer gelitten hatte und aus der Seite lag, durch zwei Torpedoschüsse zum Sinken gebracht. Diese Unstimmigkeit befremdet uns nicht, haben sich doch wiederholt die englischen Berichte als lückenhaft dann erwiesen, wenn es sich um englische Verluste handelte. Dort, wo diese aus den fernen Ozeanen etngetreten sind, ist dies mangels deutscher Nachrichtenverbindungen oder wegen des Unterganges unserer dabei beteiligten Schiffe erklärlich. Hier aber, wo viele Zeugen auf deutscher Seite vorhanden waren, sollte man derartige Entstellungen für ausgeschlossen halten. Der Untergang eines der englischen Schlachtkreuzer ist jedenfalls nicht nur durch die am Kampfe beteiligten Schiffe und das zum Schuß gelangte Torpedobot, sondern noch durch ein in der Nähe des Kampfplatzes befindliches deutsches Luftschiff einwandfrei sestgestellt worden. Wie nachträglich bekannt wird, sind in dem Geegefecht bei Helgoland anch zwei englische Torpedobote gesunken. Diese erfreuliche Nach richt brachte ein am Kampfe mit beteiligtes Luftschiff heim. Fernsprecher Nr. 22. Dir .Sächsischs Elbzcitung" erscheint Dienstag,DonnerS- tag und Sonnabend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt LagS vorher nachm. 4 Uhr. AbouncmcntS-PrcIs viertel- jährlich 1.50 Mk., 2monatlich 1 Mk., 1 monatlich 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Alle kaiserlich. Postanstaltcn, Postboten, sowie die Fcitnngsträgcr nehme» stets Bestellungen aus die „Sächsische Elbzcitung" an. Tägliche Noman-Bcilage. Sonnabends: „Illustriertes UnterhalwngSblatt". Amsterdam. „Nieuwes van den Dag" meldet aus London: Die Admiralität hat bekannt gegeben, daß sie das bewaffnete Handelsschiff „Biknor", das seit einigen Tagen vermißt wird, als mit Offizieren und Mannschaften untergegangen betrachten müsse. Einige Leichen und Wrackstiicke wurden an der nordirischen Küste angespült. Man vermutet, daß das Schiff während des letzten Sturmes untergegangen oder aus dem Kurs geraten und aus eine Mine gestoßen ist. Paris. Wie der „Temps" meldet, hat der Kriegs- ministec Millerand auf Ersuchen der Liga für Menschen rechte um Veröffentlichung amtlicher Verlustlisten geant wortet: Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung sei noch nicht gekommen, da die Regierung annehme, daß eine große Anzahl Soldaten gefallen sei, ohne daß hierüber volle Gewißheit bestehe. Viele seien zweifellos auch unter den Händen des Feindes gestorben, der nur mit großer Verspätung und wahrscheinlich ungenaue Nachrichten übermittele. Durch die Irrtümer könnten aber die Familien unnötig in Trauer versetzt werden. Sobald die Umstände es erlaubten, werde die Regierung Listen veröffentlichen. London. Die Admiralität meldet, daß der Angriff der deutschen Flotte in der Nordsee vereitelt worden sei. Der deutsche Kreuzer „Blücher" sei in den Grund ge bohrt und zwei andere deutsche Kreuzer seien schwer be schädigt worden. Kein englisches Schiff sei gesunken. Wien. Aus dem Kriegspressequartier berichten die Blätter übereinstimmend, daß das artilleristische Ueber- gewicht der Russen geschwunden sei. Die russische Offen sive in der Bukowina sei nach der Schlacht bei Iakobcni) eingestellt worden. Die Wiener „Allgemeine Zeitung" schreibt halbamtlich: Dänische und holländische Blätter berichten, daß sich mehrere russische Blätter mit dem Gedanken eines Sonderfriedens zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn beschäftigen, und zwar auf der Grund lage, daß Oesterreich - Ungarn an Rußland Ostgalizien abtreten soll, wogegen Rußland nichts gegen eine Ein verleibung Serbiens in die Habsburg - Monarchie ein wenden werde. Uns interessiert diese Nachricht lediglich insoweit, als daraus heroorgeht, daß in Rußland selbst bereits zahlreiche Stimmen für eine Preisgabe Serbiens sich erheben und man daraus entnehmen kann, daß Serbien von einer starken Partei in Rußland bereits fallen gelassen wird. Die anderen Ausführungen dieser russischen Zeitungen erübrigen sich wohl von selbst. Wien. Hiesige Blätter melden, daß die Russen das bei dem Rückzug in Skiernicwice befindliche Jagdschloß des Zaren ausplünderten. Sieben Kosaken sind deswegen von den Russen hingerichtet worden. Bukarest. „Rußkoje Slowo" meldet: In der Nähe des Baikalsees stieß ein Militärzug mit einem GUterzug zusammen, wobei vier Wagen des ersteren Zuges gänzlich zertrümmert, die meisten anderen schwer beschädigt wurden. 230 Soldaten des 26. Infanterie- Regiments fanden dabei den Tod aus der Stelle, von den zahlreichen Verwundeten sind noch 14 ihren Ver letzungen erlegen. Mailand. Nach dem Secolo hat Italien das Unterseebot 43, mit dem der Seeleutnant Belloni seiner zeit nach Korsika geflüchtet war, von Rußland käuflich erworben. Die Strafuntersuchung gegen Belloni und die Direktoren der Fiat - San - Giorgio - Gesellschaft dauert fort. Rotterdam. Eine Petersburger Depesche der „Morning Post" gibt in sauersüßer Weise zu, daß die Russen ihren Marsch nach Erzerum haben ausgeben müssen. Es ist, so wird weiter gesagt, unwahrscheinlich, daß die Russen vorläufig in der Richtung nach Erzerum weiter vorgehen werden. Amsterdam. Der in <2)>nuiden eingetroffene Fisch- dampser „Erika" berichtet, daß er 120 Meilen südwestlich von Helgoland in Sichtweite des Kampfes kam. Die Granaten und Geschosse der englischen Schlachtkreuzer regneten förmlich über das deutsche Geschwader, das das Feuer lebhaft erwiderte und dabei langsam aus Helgoland zurückging. Der Kapitän des Ftschdampfers sah den „Blücher" sinken und sah ebenfalls deutlich, daß zwei englische Kreuzer getroffen wurden, der eine im Hinter schiff, der andere in der Mitte beim Schornstein. Die Geschosse ließen ungeheure Wasser- und Dampssäulen aus der See aufsteigen. Tel.-Adr. Tlbzeitung. Anzeigen, bei der weiten Ver- brcitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mittwochs und Freitags bi» spätestens vormittags 9 tthr anfzilgcbcn. Preis für die 5 gespaltene Pctitzeilc oder deren Nanin 15 Pfg. (tabel larische und komplizierte An zeigen nach Ucbcrcinknnft). „Eingesandt" und „Reklame" 50 Pfg. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Insera. cn-An nUcst-llen- In Schandm, - Expedition Zankenstraße 134; in Dresden und Leipzig- die Annoncen-BnrcanS von Haasenstcin « Bögler, Invalidendank nnd Rudolf Mosse; iu Frankfurt a. M.: <9. L. Daube K Eo. - — Kriegsereignisse. Grohes Hauptquartier, den 26. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz. Der Feind nahm gestern wie gewöhnlich Middel- kerke und Westende Bad unter Artillerlefeuer. Eine größere Anzahl Einwohner ist durch dieses Feuer ge tötet und verletzt worden, darunter der Bürgermeister von Middelkerke. Unsere Verluste waren ganz gering. Beiderseits des Kanals La Bassöe griffen unsere Truppen die Stellungen der Engländer an. Während der Angriff nördlich des Kanals zwischen Givenzhy und Kanal wegen starker Flankierung nicht zur Wegnahme der englischen Stellungen führte, hatte der Angriff der Badenser südlich des Kanals vollen Erfolg. Hier wurden die englischen Stellungen in einer Frontbreite von 110« Metern überrannt, 2 starke Stützpunkte erobert, » Offiziere und IL« Mann gefangen genommen, 1 Geschütz nnd » Maschinen gewehre erbeutet. Die Engländer versuchten vergeb lich, die von uns für unsere Zwecke ausgebauten Stel lungen zurückzuerobern und wurden mit schweren Ver lusten zurückgeschlagen. Unsere Verluste sind verhält nismäßig gering. Aus den Höhen von Craonne südlich Laon fanden für unsere Truppen erfolgreiche Kämpfe statt. Am Südtetle der Vogesen wurden sämtliche Angriffe der Franzosen abgewiesen. Neber SV Gefangene fielen in unsere Hand. Oestlicher Kriegsschauplatz. Nördlich Gumbinnen griffen die Russen die Stellungen unserer Kavallerie erfolglos an. Aus der übrigen Front in Ostpreußen sanden heftige Artilleriekämpfe statt. Kleinere Gefechte nördlich Wlozlawek waren für uns erfolgreich. In Polen westlich der Weichsel und östlich der Pilica ereignete sich nichts von Bedeutung. Oberste Heeresleitung. Amtlicher Teil. ^erorünung, Sie Abgabe von Aeirenbrot betrettenü, vom 25. Januar 1915. Uebereinstimmende bedauerliche Ersahrungen in fast allen Teilen des Landes haben ergeben, daß die in 8 0 Absatz I der Verordnung cs un^ Bereitung von Backware vom 5. Januar 1915 für die Bäckereien und Konditoreien vorgeschriebene nächtliche Arbeitsruhe eine Vorräte nicht bewirkt hat, daß große Teile der Bevölkerung in völliger Verkennung der ernsten Beweggründe jener Vorschrift d e Oewö >n 0 0 > ' das hiernach zwar nicht mehr in den Morgenstunden, wohl aber in den Nachmittags- und Abendstunden srisch gebacken erhältlich ist, zu st o 0 lediglich des Wohlgeschmacks halber in erheblichem Maße zu verzehren. Das Ministerium des Innern sieht sich daher zum Schutze des allgemeinen Wohles, da^ dringend «ine sparsame Verwendung von Weizenmehl erheischt und durch die geschilderte Gebarung ernstlich gefährdet ist, veranlaßt, zu verordnen, was so g . Wcizenbrot darf im Laufe des Kalendertages, an dem es gebacken worden ist, aus de« Backereien und Konditoreien, anch wenn diese nur einen Nebcnbetrieb darstellen, nicht abgegeben werden. Inwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu Einhundert und fünfzig Mark oder mit Hast bestraft. Die Durchführung dieser Anordnung, die sofort in Kraft tritt, liegt in Städten mit Revidierter Städteordnung dem Stadtrate, in anderen Stödten dem Bürger meister, in Landgemeinden dem Gemeindevorstande ob. , r Das Ministerium des Innern behält sich, falls ein mit den Anforderungen des öffentlichen Wohles in der angedeutetcn Weise nicht mehr vercinbarlicher Kuchcngcnuß festzustellen wäre, vor, eine gleichartige Anordnung in Bezug auf die Abgabe von Kuchen zu erlassen. . r Zugleich nimmt das Ministerium des Innern diese Gelegenheit wahr, an alle Bevölkerungskreise die ernste Mahnung zu richten, wie mit Weizenbrote so auch mit Roggenbrote sparsam und haushälterisch umzugehen, nichts zu vergeuden und kein Stück ungenützt umkommen zu lassen. , An die Erzeuger des Brotgetreides aber ergeht auch an dieser Stelle die Mahnung, alles Brotkorn lediglich sür den menschlichen Genuß vorzubehalten und nichts davon an das Vieh zu verfüttern, wie ihnen das in der Verordnung des Bundesrats Uber das Verfüttern von Roggen, Weizen, Hafer, Mehl und Brot vom 2l. Januar 1915 (Neichsgesetzblatt Seite 27) unter Androhung nachdrücklicher Strafen zur Pflicht gemacht ist. m , Die Müller und Unternehmer von Betrieben, in denen Mehl verbacken und insbesondere Brot hergestellt wird, werden veranlaßt, die Vorschriften gewissenhaft zu beobachten und durchzusühren, die in den Verordnungen des Bundesrats über das Ausmahlen von Brotgetreide und über die Bereitung von Backware vom D 5. Januar 1915 getroffen sind. Dresden, den 25. Januar 1915. Amtsblatt sör ks MtWW, NichWe dc° ÄMrat pi s»ik für k» AMWkinimi D WOin. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Bereiter, Schandau. — Druck und Verlag: Legler Zcuucr Na ch f.