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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 27.02.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192102272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19210227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19210227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-27
-
Monat
1921-02
-
Jahr
1921
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BkbD und btt freien Berufe die nötigen Beziehungen tm Auslände zu verschaffen, ihnen Anstellungen unv Extstenz- mögsichketten in fremden Ländern zu eröffnen. Unabhängig davon arbeitet ein Universitätsdozent, Dr. Karl Ullmann, schon lange im stillen daran, die Ab-— Wanderung der geistigen Kräfte Österreichs, die daheim nicht leben können, zu erleichtern. Er ist jetzt an die Öffentlichkeit getreten und teilt mit, daß die Vereinigungen der Hochschullehrer, Ärzte, Schriftsteller, Künstler, Tech niker usw. sich seinem Vorgehen angeschlossen haben. Es haben Konferenzen mit den Ministerien für Inneres und Unterricht stattgefunden, ein Hosrat Monte! ist für die Idee gewonnen, der Rektor der Universität, Professor Dopsch, hat seine Unterstützung und Hilfe zugcsagt. Die Gründung eines Auslands-Instituts wird beabsichtigt, und die staat liche Stelle für Auswanderungswesen soll mit Hinblick auf den Zweck ausgebaut werden. So will also Österreich in bester Form alles tun, um seine geistigen Kräfte ins Ausland abzuschieben. Das ist ein Schritt, wie ihn nur die Verzweiflung diktieren kann. Unsere deutschen .Staatslenker sollten diese Sachlage als eine errate Warnung auffassen und retten, was noch zu retten ist. Auch bei. uns sehen sich viele, die durch ihre Kennt- nisie und Fähigkeiten irgendwo im Auslande ankommen können, unter der Hand um. Zu einer Organisation, wie mgn in Wien deren gleich zwei hat, ist es bei uns noch nicht gekommen, aber weny das geistige Proletariat länger so mit Füßen getreten wird, wie bisher, so ist das weitere nur eine Frage der Zeit. Dann gehen dem Deutschen Reiche gerade die Kräfte verloren, die wir für den Auf bau unseres neuen Wirtschaftslebens am allernotwendig- sten brauchen, und ihre bei uns erworbenen Fähigkeiten kommen den Feinden zugute, mit denen wir in wirtschaft lichen Wettbewerb treten müssen. Mag es ihnen aber draußen gut oder schlecht gehen, zuruckkehren werden sie nie, sie sind auf ewig verloren, wie schon in früheren trüben Zeiten fähige Köpfe aus Deutschland in fremdem Volkstum aufgingen, nachdem sie dort ihr Feld gefunden hatten. K. M. Graf Igor Tilinski. Ein -eheimniSvoller internationaler Hochstapler. In Bern sitzt. jetzt; im Gefängnis Graf Igor TistuM, eine .der glänzendsten Erscheinungen der inter nationalen. Lebewelt, die sich in der Schweiz von jeher ein Stelldichein gegeben haben. Kein Mensch will ihm die lumpigen 10 000 Franken Kaution borgen, für die man ihn einstweilen auf freien Fus; setzen würde. So ist sein Stern verblaßt. Was waren ihm sonst 10 000 Franken! Die^Schwindeleien des Herrn Grasen aus Rußland oder Polen (oder wo er sonst eigentlich her ist, denn sein wahrer Name ist noch nicht heraus) erinnern in ihrer Großartigkeit und verblüffenden Phantasie etwas an die kolossalen Erbschaften, die einstmals die berühmte Madame Humbert in Paris in Sicht hatte. Man höre, mit welcher Erzählung er zunächst auftrat: „Es war nach der Schlacht bei Mukden im Jahre 1905. Da trat an drei hohe russische Offiziere der Ver sucher? in Gestalt einer japanischen Bestechung heran. Sie sollten gewisse Pläne von der Bauart des russischen Pan- zerfchiffeL „Petropawlowsk", das in Port Arthur lag, pr^iGgebM und dafür 120 Millionen Yen (oder Rubel, was etwa dasselbe ist) erhalten. Nach langem patriotischen Zögern willigten die Herren ein, da ja doch nichts mehr zu retten war, und gaben die Pläne heraus, aber unter der Bedingung, Paß Japan entweder 10 Jahre lang keinen neuen Krieg führen dürfe, oder wenn doch, daß dieser Krieff siegreich sein müsse! Romantik. Also man einigte sich; -mi^ Hilfe dieses Verrates gelang es den Japanern, den -«Petropawlowsk" in die Luft zu sprengen, und die Folge,war die Übergabe von Port Arthur!" Jeher Satz ist ein vollständiger Unsinn. Wie kamen die-Mukdener Offiziere zur Kenntnis von diesen Manne- dingen? - War nicht Port Arthur überhaupt vor Mukden gefallen? Was hatte die Sprengung des einen Schiffes mit der Kapitulation der Festung zu tun? Was sollte die sonderbare Klausel? usw. Aber Graf Igor TilinSki vervollständigte seine Offenbarungen damit, daß er sich al^eurer der drei Helden zu erkennen gab. Das japanische Geld? habe er noch nicht erhalten, womit die Notwendigkeit deS Borgens für ihn erklärt war. Im Jahre 1912 erschien der Graf, dem in Rußland der Boden zu heiß geworden war, in Zürich. Er reiste dann nach London, um das japanische Schulddokument an sicherem Orte zu hinterlegen, und kam von dort mit einer Frau Schwenke zurück, der Frau eines Freundes. Da- Pärchen lebte vergnügt in einer gemieteten Pilla, bt- 1917 Herr Schwenke selbst aus London kam und seine Frau reklamierte. Ob es infolge der Auseinandersetzung, die bei so etwas üblich ist, Tag wurde über den Grafen? Das Unglück brach plötzlich herein. Graf Igor lebte als vornehmer Herr in den ersten Hotels der Schweiz, an ver schiedenen Orten, aber ohne Ahnung und Warnung wurde er ins Loch gesteckt. Man sollte es kaum für möglich hallen, daß auf einen solchen Rattenkönig von ausgekochtem Schwindel ein ver nünftiger Mensch herein.fallen könnte. Tatsache ist aber, daß der Graf Tilinski die ganze Zeit seit 1912 von Dar lehen gelebt und sehr gut gelebt hat, die er aus Grund des in London deponierten Dokuments von Privaten und so gar von Banken erhielt. Nun wäre ja, da die zehn Jahre um sind und die Einnahme von Tsingtau doch sicher ein siegreicher Krieg war, die mächtige Bestechnnassumme fällig, und Japan wird sich nicht lumpen lassen. Tie Gläubiger waren mit dem Hiutcrlegungsschein der japa nischen Schrift nicht mehr befriedigt. Ob sie die letzten sein werden von der Schar derer, die „nicht alle wird"? K. M. Nah und Fern.? o Änderung der Frachtbriefe. Die Güterwertversiche rung, die voraussichtlich in einiger Zeit von den Reichs eisenbahnen zur Einführung gelangt, wird wahrscheinlich einige Änderungen im Muster der Frachtbriefe und der Eisenbahnpaketkartcn erforderlich machet!. Tie Eisenbahn- Verwaltung empfiehlt daher den Verkehrtreibenden, die sich diese Frachtbriefe und Paketkarten selbst in größeren Mengen Herstellen lassen, die Drucklegung solcher Formu lare noch bis zum Jnftafttreten der zu erwartenden neuen Bestimmungen hinauszuschieben oder nur den Bedarf für die nächsten Monate zu decken. O Professor Hermann Vogel gestorben. Der Maler Professor Hermann Vogel, langjähriger Zeichner der „Fliegenden Blätter", ist auf seinem Landsitz Krebesvogtl im Vogtland, 65 Jahre alt, gestorben. Bekannt wurde er vor allem durch seine Märchen- und Sagenbilder, die er meist in selbstgedichteten Versen erklärte. O Trinkgeldannahme als Enttassungsgrund. Der Schlichtungsausschuß Groß-Berlin hat in einer Streitsache zweier Kellner gegen ein Kaffeehaus wegen Wiedereinstel lung und Entschädigung die fristlose Entlassung der bei den Kläger wegen Trinkgeldannahme für berechtigt er klärt. In deni .Kaffeehaus war als Zusatz zu dem allge mein gültigen Vertrag im Kaffeehausgewerbe die Bestim mung ausgenommen worden, daß das Trinkgeld durch den festen Wochenlohn endgültig abgeiüst sei, und daß sich die Kellner des Betriebes verpflichten, bei Strafe der fristlosen Entlassung keine Trinkgelder anzunehmen. O Kirchcnraub. In Wolgast wurde die Sakristei der katholischen Kirche erbrochen. Geraubt wurden Taber nakel, Speisekelch, Altarteppiche, Altardecken und Meßge wänder. Der Leuchter wurde zertrümmert, das Aller heiligste zerstört. O Handschristendiebstahl. Aus der Wiener Universitäts bibliothek, wo 48 Kisten mit alten Handschriften und wert vollen Büchern ausbewahrt waren, wurden sieben wert volle Unica (nur in einem Exemplar vorhandene Hand schriften) von unbekannten Tätern gestohlen. Die gestoh lenen Werke repräsentieren einen Millionenwert. O Studentenkrawall in Rom. Um gegen die Teuerung der Bücher zu demonstrieren, haben in Rom die Studenten die Buchhandlungen angegriffen und die Auslagen zer trümmert. Bei den Zusammenstößen mit der Polizei gab es mehrere Verletzte. Zahlreiche Demonstranten wurden verhaftet. O Brand in der .Kuppelkirche von Loreto. In der be rühmten Kathedrale von Loreto brach ein Braud aus. Der Madonnenaltar in der Mitte des Domes sowie das uralte wundertätige Madounenbild wurden von den Flammen zerstört; dagegen blieben die Wände der nach der Legende von Engeln durch die Lüfte getragenen Casa Santa, des heiligen Hauses, das Maria zu Nazareth bewohnt haben soll, unversehrt. Tas schwarze Madonuenbild, zu dem jährlich mehr als 50 900 Wallfahrer pilgerten, war (angeb lich vom Apostel Lukas) aus Zedernholz geschnitzt und mit Gold und Edelsteinen besetzt. O Ein neuer Mord in Berlin. Die Kapitalverbrechen häufen sich in Berlin seit einiger Zeit in geradezu er schreckender Weise. Das jüngste Opfer eines blutigen Ver brechens ist der ans Lodz gebürtige Schriftsteller und Übersetzer Theodor Körner, der in seinem Zimmer — er ivöhnte als »möblierter Herr* — von einem noch unbe kannten Manne erstochen und wahrscheinlich auch beraubt worden ist. O Mord im Gerichtssaal. Auf bestialische Weise hat im Leipziger Amtsgertchtsgebäude der Fleischermeister Richter die eigene Ehefrau ermordet. Die Eheleute waren erst ein Jahr verheiratet und lebten seit Anfang dieses Jahres getrennt. Nach einem auf Betreiben der Ehefrau abge haltenen Sühnetermin, bei dem eine Einigung nicht zu stande gekommen war, stach Richter nach einem kurzen Wortwechsel plötzlich mit einem Messer wie ein Wahn sinniger auf seine Ehefrau ein und verletzte sie durch zahl reiche Stiche in den Hals und die Brust tödlich. Die Er mordete war die vierte Frau des Täters, der bereits wegen Doppelehe und Körperverletzung vorbestraft ist. 5) Das Ende des Festes. Bei einer Festlichkeit in Dort mund gerieten zwei Parteien in Streit, in dessen Verlauf auch geschossen wurde. Dabei wurden eine Person getötet und fünf schwer verletzt. Die Polizei mußte mit blanker Waffe vorgehen, um die Kämpfenden ausetnanderzu bringen. Die Haupträdelsführer wurden verhaftet. O Schwere Straßenbahnkatastrophe. In Newyork stießen zwei Straßenbahnwagen zusammen. Durch den Anprall geriet ein Benzinbehälter, der sich in einem der Wagen be fand, in Flammen. Acht Personen, darunter mehrere Kinder, wurden gelötet; 25 Personen erlitten schwer« Brandwunden. HI Postalisches. In die zu^ Versendung von Schmuck sachen und kostbaren Gegenständen bestimmten Kästchen mit Wertangabe können fortan auch Gegenstände mit Handelswerl, deren Versendung in Warenproben der Weltpostvertrag verbietet, sowie zollpflichtige Gegenstände, deren Einlegung in Briefsendungen nach dem Weltpost vertrag nicht gestattet ist, ausgenommen werden. Die Post anstalten erteilen Auskunft, nach welchen Ländern Käst chen mit Wertangabe zugelassen sind. — Nach den an die Tschecho-Slowakei gefallenen Gebieten Ungarns werden Postanweisungen fortan wieder angenommen. Die Be dingungen sind dieselben wie für Postanweisungen nach der Tschecho-Slowakei. Nach den von Rumänien und Ser bien besetzten Gebieten und Orten Ungarns bleibt der Postanweisungsverkehr vorläufig auch weiterhin gesperrt. III Für die Umrechnung fremder Währungen bei der Be rechnung des Wechselstempels werden durch eine Verord nung des Neichsfinanzministers bis auf weiteres folgende Mittelwerte festgesetzt: 1 Pfund Sterling 210 M.; 1 fran zösischer Frank 3,80 M.; 1 belgischer Frank 4 M.; 1 schwei zerischer Frank 9 M.; 1 Lira 2 M.; 1 Peseta 7,80 M.; 1 Leu 0,55 M.; 1 finnische Mark 1,70 M.; 1 deutsch-öster reichische Krone 0,12 M.; 1 tschechische Krone 0,70 M.; 1 ungarische Krone 0,10 M.; 1 holländischer Gulden 19 M.; 1 schwedische Krone 12,50 M.; 1 dänische Krone 10 M.; 1 norwegische Krone 10 M.; 1 polnische Mark 0,07 M.; 1 türkischer Piaster 0,30 M.; 1 Peso (Gold) 50 M.; 1 Dol lar 55 M.; 1 mexikanischer Golddollar 28 M. Diese Ver ordnung tritt am 1. März 1921 in Kraft. Arbeiter und Angestellte. Berlin. (Die Strettigkei 1 en tn der Gchau - spielerwelt.) Der Reichstheaterrat teilt mit: „Der Reichstheaterrat hat in seiner Sitzung vom 18. Februar 1921 beschlossen, gegenüber den Anfeindungen, oie das Kartell- und Tarifwerk erfahren hat, an den Vereinba rungen festzuhalten, sie weiter auszubauen und ihnen mit aller Macht der Kartellierten Organisationen Wirkung zu verschaffen." Essen. (Beendigung des Straßenbahner streiks.) Der Streik der Straßenbahner des rheinisch westfälischen Industriegebietes ist beigelegt worden. Die Arbeit ist in allen Gebieten des Streikgebietes wieder aus genommen. Die Urabstimmung ergab eine große Mehr heit für die Wiederaufnahme der Arbeit. Erfurt. (Kein Straßenbahnverkehr.) Die Erfurter Straßenbahner stellten die Arbeit ein, so daß der Betrieb der Erfurter Straßenbahn ruht. Der Grund des Streiks besteht darin, daß die Straßenbahner den in den Tarifverhandlungen gefällten Schiedsspruch nicht aner kennen^ «trchenrsaryrichte». Dom. Oculi. — Feier für Innere Mission. Naunhof. Vorm. ' ,10 Uhr: Kindergottesdienst. Herr MifsionSdirektor Faust. Vorm. '/,U Uhr Gottesdienst. - Predigt desselben. Nachm.- 3 Uhr: Oeffentliche MiffionSversammlung im Gasthos zum Goldnen Stern. Bericht desselben. HtMifchte Koffinmgen. Roman von Ewald Ang. König. 33 „Ich finde hier einen mnkwiüdigen Empfang," erwiderte er, mährend er dem allen Maunc folgte. „Ich komme hierher, um mit Ihnen einige Worte zu plaudern —" „TaK können «vir nachher immer noch tim," unterbrach Franz ihn iu einem Ton, der offenbar ihn besänftigen sollte, „die Herrschaft geht vor, ich mußte Sie sofort anmelden, der Herr Varon darf nicht glauben, daß ich vorher —" „Nachher melde ich schwerlich noch Zeit haben, denn län ger mir eilte Stund» kann ich mich hier nicht aufhalleu!" „Ra, wenn Sie ein gutes Geschäft machen, hat ja der Zeitverlnst nichts zu bedeuten." Der Kannuerdieuer legte nach diesen Worten die Finger auf die Lippen und deutele auf die Türe deS Familienzim- mklS, die er gleich darauf öffnete und hinter dem einlretendeu Reffen wieder schloß. «Ich hoffe, er wird einen guten Eindruck auf den gnädi gen Herrn machen," sagte er leise, während er in sein Zimmer zurück lehrte, „das Geschäft wäre ihm^» gönnen, nud ich er fühle daun »uphl auch manches, »vas mir sonst verschwiegen bliebe." Und diesen Eindruck schien Max Friedeberg iu der Tat zu machen. Franz wnrde schon bald wieder ins Familieuzinnuer beschieden, er mußte dem Doktor anflischen, mit dem Baro- «esse Meta sich lebhaft unterhielt, während der alte Varon au seinem Schreibtisch saß und in vergilbten Papieren blät terte. Eilte Stunde war längst verstrichen, als der Rechtsanwalt in das Zimmer seines Onkels zmilckkchrle. „Run?" fragte der Kammerdiener erwartungsvoll. „Ha ben Sir den Auftrag erhalten?" «Jawohl," sagt» Friedeberg ernst, «und er wird nicht schwer auSzusiihren fein, wenn Varon Paul aufrichtig ist." „Ich traue seinem Diener nicht; der Bursche scheint mit allen Hunden gehetzt und ein schlechter Ratgeber zu sein. Nun, Vir. werden Ihn ja kennen lernen; könuen Sie ver hüten,? da- Varon Paul ihn mit hierher brmat, fo tun Siebes? v Der Rechtsanwalt hatte sein Portefeuille aus der Tasche geholt, er »ahn» einige Papiere heraus, die er sorgfältig prüfte. „Es ist alles in Ordnung," sagte er befriedigt, „ich kann noch meiner Rückkehr sofort beginnen. Manches in dem Be richt deS Herrn Barous ist mir unklar geblieben. Der älteste Sohu aus erster Ehe ist verschollen?" „Seit einigen Jahren, jawohl." „Der Herr Baron sagte mir, er habe sich gezwuugen gese hen, ihn zu enterben." „Auch daS ist richtig." „Was zwang ihn dazu?" „Hat der gnädige Herr ek Ihnen nicht gesagt?" „Nein." „Daun darf ich es Ihnen auch nicht sagen, Herr Doktor," erwiderte Franz achselzuckend, „die Geheimnisse der Herrschaft muß ich treulich hüten, Sie werden mir meine Weigerung nicht verübeln können." „Es ist »licht Neugier, was mich zu der Frage bewegt," sagte der Nechtsamvalt, „iu» eigenen Interesse des Herr»» BaronS möchte ich klar sehen, um ihn» guten Nat geben zu köuneu. Wenn mau einem Kinde die Rechte der Erstgeburt versagen will, so muß man dafür sehr triftige Gründe haben, die das Gesetz als solche anerkennt „Uud solche Gründe lager» hier vor," unterbrach der alte Mauu ihn ruhig, „Gründe, deren Giltigkeit niemand bestiei ten kann." „Vielleicht »ulr eine Mißheirat!" „Menn es nnr das gewesen wäre! Forschen Sie »licht weiter, Herr Doktor, ich darf Ihnen keinen Aufschluß gebe.», so lauge die Herrschaft es nicht getan hat. Baron Kurt hat sein mütterliches Erbe erhalten und dabei auf alle weiteren Erbrechte verzichten müssen. Darüber »st ein notarieller Akt aufgenolumen worden, und mit dem Rest seines Geldes hat der Enterbte Europa verlassen, um in einen» anderen Welt teile sein Glück zu versuchen. Seitdem ist er verschölle»»; aber wäre er es auch n-ht, für diese-Haus würde er ein Toter sei»! und bleibcu." „Und «tun ist B.uou Paul der einzige Erbe?" .Der einzig!" „Hin, wenn »mn Baron Paul ein bürgerliches Mädche» heirate,» wollte, was würde der alte Herr dazu sagen?" " „Um GotteSwillen, beabsichtigt er daS?" fragte der Kam. merdiener, iu dessen erbleichendem Gesicht die höchste Bestür zung sich spiegelte. Er ist vielleicht gar schon verlobt." „So viel ich «veiß, noch nicht, aber ich kenne eine junge Dame, die sich mit der Hoffnung trägt, Frau Baronin von Holbach zu werden. Sie ist aus einer ehrenhaften, bürgerlichen Familie; glauben Sie, daß der Herr Baratt Bertram seine Einwilligung geben würde?" „Niemals!" ö „Auch dann nicht, wenn Baron Paul nur unter dieser Be- ditigung —" „Nedei» Sie nicht von Bedingungen," sagte Franz mit einer abioehrenden Haudbewegnng, „Baron Bertram läßt sich keine Bedingungen oorschreiben, und von diesem Sohne am wenigsten. Wenn Sie jene Dame kennen, so raten Sie ihr, allen Hoffnungen zu entsagen und »richt zwischen Vater und Sohu zu treten; sie selbst würde dabei zu Gnmde gehen. Ba ron Paul wird nicht so töricht sein, den Zorn seines Baters heranSzufordern, überdies hat er sich schon bereit erklärt, um die Hand der Dame zu werbe»«, die er nach dein Wille» seine!« VaterS heiraten soll." „Wer ist diese Dame?" „Die Tochter eines GntSnachbaktz, Fräulein v. Sternberg Beide Väter wünschen die Verlobung, die Güter solle»» späte» vereinigt werden. Diesen» Wunsch gegenüber will die Liebelet mit einem bürgerlichen Mädchen wenig bedeuten." „Sie haben Recht," sagte FriedeberMedankenooll; Zch glaube rudessen nicht, daß im vorliegenden Fall vor» einer bloßen Liebelei die Rede sein darf. ES wäre nicht ehreilhast von feiten deS Herrn Barons, wenn er erneu» unbeschottemm Mädchen aus guter Familie del« Kopf »erdrehe» wollte, nur um 249 20 „Lieber Herr Doktor, nennen Sie es Liebelei oder ernste Verlobung, oder wie Sie wollen, ich gebe Ihne«» die Ver sicherung, daß unser gnädiger Herr niemals iu solche Mischel- rat einwilligen wird. .Hacon Paul hängt noch voi» seinen» Vater ab, der alt« Herr lau» «och l«chr lattge lebe»
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