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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 26.01.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192101268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19210126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19210126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-01
- Tag 1921-01-26
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Monat
1921-01
-
Jahr
1921
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s Geitchensan-. X Schmere Niederlage Ser griechische« Armee. Rach einer «etdnng aus Konstantinopel find über 2000 Ver- wundeie von der griechischen Armee in Kleinafien in Kon stantinopel eingetroffen. Es bestätigt sich, daß die griechi- schenTruppen in Kleinasien schwere Verluste erlitten haben. Man glaubt, daß der Zusammenbruch der griechi sche« Offensive in Anatolien den Obersten Rat der Alliier- ten in Paris zweifellos zu einer Revision des Friedens- Vertrages von Sevres veranlassen wird. In dieser Re vision sieht man das einzig wirksame Mittel, um die Kemalisten zufriedenzustellen, die sich sonst mit den Bolsche- wisteu verbinden und Kleinasien nicht mehr zur Ruhe tSMMeN lasten würden. Avs In» und Ausland. Berlin. Der interimistische deutsche Geschäftsträger in Bukarest, Wirklicher LegationSrat Freytag, wird sich in den nächsten Tagen aus seinen Posten begeben. Rotterdam. Nach hier eingetroffenen Berichten ist in Ha vanna ein Negerousstand ausgebrochcn. Die Negierung hat Truppen ausgesandt, um den Aufstand zu unterdrücken. Auf der ganzen Insel ist der Kriegszustand verkündet. Madrid. Ein Dekret erhebt die spanische Legation in Brüssel zum Range einer Botschaft und ernennt den Mar- qnts von Villalobar zum Botschafter. Washington. Der Senat hat sich grundsätzlich für die Zurückziehung der amerikanischen Besatzungstrup pen in Deutschland im Laufe dieses Jahres ausgesprochen. Ziffern aus der Kriegsentschädigung. Eine unendliche Liste. Die sogenannte Wiedergnimachuugskommission der Entente veröffentlicht folgenden Bericht über die Liefe rungen Deutschlands bis zum 31. Dezember 1920: Die Lieferungen auf das Reparationskonto betrugen bis zum 31. Dezember 1920: Kohlen (Koks und Braun kohlen inbegriffen und gleichwertig berechnet) 17 318 840 Tonnen; Ammoniak-Sulfat 19 000 Tonnen; Dampfer, Segler, Fischerboote 2 034 729 Bruttotonnen, Flußschiffe nebst Material dazu 38 730 Tonnen, Tiere 360 000 Stück; Sämereien 6 M2 558 Kilogramm; rollendes Mate- ria: Lokomotiven 4571, Waggons 129 555, Lastwagen 50M; fe ste s E i sen b a h n m a te r ia l 140 000 Tonnen; landwirtschaftliches Material 131 505 Tonnen (Maschinen und Geräte); Farbstoffe 10787827 Kilo gramm; pharmazeutische Produkte 57 823 Kilogramm; Unterseekabel: Emden—Vigo, Emden—Brest, Emden —Teneriffa, Emden—Azoren (1 und 2), Azoren—New- york (1 und 2), Teneriffa—Monrovia, Monrovia—Lome, Lome—Duala, Monrovia—Pernambuco, Konstantinopel —Konstanza, Jap—Schanghai, Jap—Guam, Jap— Menado. Außer den Deutschland gulzuschreibenden Lieferungen bestimmt Artikel 238 des Friedensvertrages, daß Deutsch land verpflichtet ist, zurückzuerstatten Gegenstände jeder Art, Wertpapiere und Gelder, die weggenommen, beschlag nahmt oder sequestriert worden sind, falls es möglich ist, diese zu identifizieren, seies auf deutschem Gebiete oder im Gebiete der Alliierten. Diese Rückerstattung identifi- zierter Gegenstände ist durchaus zu unterscheiden von den oben angeführten Lieferungen; Artikel 253 des Vertrages setzt fest, daß deren Wert nicht aus das Reparationskonto Deutschlands gebucht werden darf. Die Kommission stellte bis zum 31. Dezember 1920 folgende Rückerstattungen für Frankreich und Belgien fest: an landwirtschaftlichen Ma schinen: 13 560; Material für die Industrie: 271207; rollendes Material: Lokomotiven: 407; Waggons: 18 928. Andere Güter sind gleichfalls zurückerstattet worden, wie Wertpapiere, eine gewisse Menge Mobiliar und Kunst- gegenstände. Deutscher Reichstag. * 6L Berlin, 24. Januar. Die schwache Besetzung des Hauses dauert an. Den ersten Puntt der heutigen Tagesordnung bildete die Fortsetzung der Interpellation der Unabhängigen wegen Ausnahme der diplo matischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Rußland, die in voriger Woche abgebrochen worden war. Als erster Redner nahm das Wort Abg v. Kemnitz (D. Volksp.), der sich mit dem Grundgedanken der Interpellation einverstanden er klärte und bedauerte, daß wlr die Bahnen der Bismarckschcn Russenpolitik verkästen haben Deutschlands und Rußlands Interessen, führte der Redner weiter aus, lausen parallel, aber das alte Rußland besteht nicht mehr. Der Bolschewismus ist allerdings äußerlich kein Grund, nicht mit ihm zu verhandeln, aber der Bolschewismus will unter allen Umständen seine Segnungen auch anderen Ländern aufzwingen und nach Lenins eigenen Worten die Weltrevolution berbeiführen. So lange diese Tatsache besteht, ist zwischen uns kem Verhandeln möglich. Dazu kommt, daß niemand verlangen kann, daß wir Waren nach Rußland schicken, solange keine Gewähr für Gegen leistung besteht. Hier ertönte von der äußersten Linken her lebhafter Widerspruch, woraus der Redner bemerkte, er habe nichts dagegen, wenn die gesamten Kommunisten und Unab hängigen nach ihrem geliebten Moskau auSwanderten. Mit der Einleitung der Vorarbeiten zur Wiederaufnahme der Beziehun gen zu einem bürgerlichen Rußland, dessen Wiedererstehen binnen kurzem zu erwarten sei, sei er einverstanden. Aber dieses bürgerliche Rußland würde zunächst aus sehr schwachen Füßen stehen, da erst nach Beseitigung des Bolschewismus sich die Größe der Trümmerstätte in vollem Umfange übersehen ließe. Abg. Gothein (Dem.) erwiderte dem Vorredner, Fürst Bis marck habe vor allem auf englische Freundschaft Gewicht gelegt. Rußland sei für ihn erst in zweiter Linie gekommen. Die Idee von dem künftigen Verhältnisse zu einem bürgerlichen Zu kunstsrußland erscheine stark illusorisch. Die Frage der Sühne des Mordes an unserm Gesandten, des Grafen Mirbach, dürste nicht immer hindernd zwischen uns 7Md Rußland stehen. Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern müßten wieder ausgenommen werden. Aber der Gesandte Rußlands müßte verpflichtet sein, sich nicht in unsere Verhält nisse einzumischen, sonst müsse ihm der Stuhl vor die Tür ge setzt werden. , Der Redner übte dann eingehende Kritik an der Kohlen. Industrie und der Eisenindustrie Rußlands, die er als völlig daniederliegend schilderte. Das Eisenbahnwesen Rußlands versage vollkommen Der Abg. Crispien habe erklärt, Rußland kann alles gebrauchen, womit aber will Rußland bezahlen? Mit dem seit fünf Jahren lagernden Weizen dürfte nicht mehr viel anzusangen sein. Auch die Wollevorräte sind unwesentlich, desgleichen Häute und Felle nach den eigenen Zugeständnissen der Sowjetregieruna. Es bleibt also nur Geldzahlung, und Gold ist auch in Rußland knapp. Trotz alledem, schloß der Red ner, müßte versucht werden, die diplomatischen und wirtschaft lichen Beziehungen zu Rußland wieder auszunehmen. Abg. Frau Zetkin (Komm.) befürwortete ein Schutz- und Lrutzbündnis zwischen Deutschland und Räterußland und be merkte weiter, die Politik der jetzigen Negierung stehe, wie die aller früheren Regierungen im Zeichen des Wortes: „Es wird forigewurschtest". Auch die sozialistische Koalitionsregierung fei eine kapitalistische gewesen. Die Russenpolitik der Regie rung richtet sich nach den Wünschen der Entente, wenn sie sich auch viel darauf einbildet, sich an der Blockade Rußlands inchi beteiligt zu haben. Aber die ganze Randstaatenpolilik und die Vehanbküng -e- vperettenhauptmanns SkuropadSki sind De» zeichnend für die Regierungspolitik. Schließlich wandte sich die Rednerin gegen die Unabhängigen und hielt ihnen ihre antibolschewistische Agitation vor. Hieraus sprach noch der Abg Dr. Breitfcheid (U. Soz.), der sich namentlich gegen die Haltung der Deutschnationalen in der Frage der gegen Rußland zu beobachtenden Politik kehrte. Gtudentennot. In unseren Universitäten und Hochschulen wimmelt es mehr als jemals früher von jungem arbeitsfrohen Volk, beiderlei Geschlechts natürlich. Denn auch in den Städten der Wissenschaft hat der Grundsatz der Gleichberechtigung endgültig über die früheren Einschränkungen und Grenz ziehungen triumphiert. Aber so munter unsere Jugend sich gibt, im Bannkreis ihrer Hörsäle und Kliniken, ihrer Laboratorien und Seminare, so groß ist das Elend, das sie dem Auge des Unbeteiligten geschickt zu verbergen weiß. Man braucht bloß von der Tatsache auszugehen, daß in Berlin z. B. heutzutage kein Student seine notwendigsten Lebensbedürfnisse mit weniger als 600 Mark bestreiten kann, während er in der guten alten Zeit mit 100 Mark schon ganz gut auskam, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob es in der akademischen Wett Deutschlands wohl überall so aussieht, wie es sein sollte. Von der Not, die hier besteht, werden natürlich nicht bloß die eigentlichen Universitätsstädte betroffen. Denn unser gelehrter Nachwuchs strömt von überall her, vom Lande, von den kleinen Städten an den mit Hochschulen ausgerüsteten Plätzen zusammen. Mag es hier und da auch Abstufungen geben in der Lebenshaltung der verschie denen Bevölkerungsteile, Abstufungen auch in der Fähig keit, die Schwierigkeiten der studierenden Söhne und Töchter von den Elternhäusern her zu mildern, die Anforde rungen der Universitätsstädte selber bleiben immer noch groß genug, um in jedem Falle als eine schlimme Notlage empfunden zu werden. Man hat schon des öfteren davon gehört, wie durch private Entschlüsse oder auch durch öffentliche Organisationen Anstrengungen gemacht werden, den Studenten wenigstens in der Wohnungsfrage oder in der Beköstigung Erleichterung zu verschaffen. Alles das ist aber nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, da ja leider die Preisentwicklung nach oben noch immer nicht zum Stillstand gekommen ist. Zur Ehre unserer Studentenschaft aber kann und muß es gesagt werden, daß ihre Rührigkeit, ihre Lebenskraft unter allen diesen widrigen äußeren Verhältnissen nur gewachsen ist. Davon spricht allein schon die Tatsache, daß sie von der Möglichkeit, sich die Vorlesungsgebühren stunden zu lassen bis zum eigenen Erwerb, bis zur selbständigen Berufs ausübung, nur einen sehr geringen Gebrauch machen, keinesfalls in dem Umfange, der auch nur der zahlen mäßigen Zunahme der Studierenden in den Jahren seit dem Kriege entspräche. Ebenso wenig drängen sie sich zu den^Stipendien, die ja immer noch in ziemlich großer Zahl vergeben werden. Sie ziehen es vor, durch eigene Arbeit neben dem Studium, das eifriger als je zuvor betrieben wird, sich so viel Geld zu verdienen, daß sie sich einiger maßen durchs Leben schlagen können. Dabei scheuen sie vor keiner Arbeit, sei sie auch noch so anstrengend, so mechanisch, zurück. Sie fragen nicht einmal, ob sie des Tages oder des Nachts zu leisten ist, sie opfern ihre Ferien, ihre Erholung, sie verzichten auf Muße und Vergnügungen, nur um sich selbst helfen zu können, soweit man dazu heute überhaupt imstande ist. Und wenn es noch schlimmer mit uns Deutschen kommen sollte, als wir es jetzt schon er tragen müssen, unsere studentische Jugend wird den Mut nicht sinken lassen. Auf einen Schlag allerdings waren sie nicht gefaßt: daß jetzt auch noch der Vater Staat kommen und ihnen die Studiengelder um rund den fünffachen Betrag erhöhen würde. Aber es ist wirklich so. Der Staat will darauf bestehen, daß die Studenten ihm einen größeren Anteil an den Selbstkosten für den Unterhalt der Universitäten abgeben müsssn, entsprechend den etwa auf das 24fache gestiegenen Preises, aus denen ihr Gesamtaufwand sich zusammensetzt. Selbstverständlich läßt sich diese Forde rung rein rechnerisch durchaus begründen; nur eins bleibt bei ihr leider vollkommen unberücksichtigt: der seelische, der moralische, der intellektuelle Druck, der damit auf das Auf wärtsstreben, auf das Vorwärtskommen unserer Jugend gelegt wird. Mit dem Rechenstift allein sollte man gerade in Fragen, an denen unsere Söhne und Töchter in erster Reihe beteiligt sind, nicht arbeiten, schon aus dem Grunde nicht, weil auf diefe Weise die innere Annährung der neuen Generation an die neuen Zustände in Deutschland gewiß nicht gefördert wird. Säckkilcke unä kokale Mitteilungen. Naunhof, den 25 Januar 1921. Merkblatt für den LS Januar. Sonnenaufgang 7" ii Mondaufgang 8" N. Sonnenuntergang 4" II Monduntergang 8" B. 1781 Dichter Ludwig Achim o. Arnim geb. — 1823 Mediziner Edward Jenner, Entdecker der Schutzpockenimpfung, gest. lZ Waifenfürsorge. Die Waifennot ist in schnellem Wachsen und greift mehr und mehr auch in die Schichten des Mittelstandes hinein. Wie der Reichsverband für Waifenfürsorge (Deutsche Reichsfechtschule) mitteilt, sind ihm in letzter Zett zahlreiche Aufnahmegesuche sür Waisen zugegangen. Durch Vermehrung der Besetzungsstellen konnten diese Aufnahmegesuche aus allen Gauen Deutsch lands berücksichtigt werden. Die Unterhaltskosten für die Kinder sind aber angesichts der herrschenden Teuerung der art gestiegen, daß die großen und in der jetzigen Zeit be sonders wichtigen Aufgaben zum Besten der verwaisten hilfsbedürftigen Jugend nur dann erfüllt werden können, wenn jeder Waisenfreund dies Werk der Deutschen Reichs- sechtschule tatkräftig unterstützt. Die Reichswaisenhäuser stehen unter der Leitung von pädagogisch durchgebildeten Hausvätern und nehmen Kinder vom 6. bis 14. Lebens jahre ohne Unterschied der Konfession auf. lü Mutz etwas aus der Schaufensterauslage verkauft werden? Mit dieser für die ganze deutsche Geschäftswelt wichtigen Frage beschäftigte sich ein Berliner Schöffen gericht in einer Verhandlung gegen einen Schuhhäudler. Bei ihm wollte ein Käufer für sein zweijähriges Kind ein Paar Stiefel haben, das im Schaufenster stand. Die Herausgabe der Schuhe wurde mit der Begründung ver weigert, daß man den ganzen Erker ausräumen müsse, um der Ware habhaft zu werden. Die Folge war, daß der Schuhhändler wegen Verkaufsverweigerung einen Straf befehl über 100 Mark erhielt. Das Gericht erkannte auf 50 Mark Geldstrafe. Der Ladeninhaber sei verpflichtet, die Ware aus dem Schaufenster herauszugeben. Es sei eine alte Erfahrung, daß vielfach Waren nur als Lockmittel ausgestellt würden, und daß nur ein Stück der Ware im Geschäft vorhanden sei. Wenn der Angeklagte behauptete. er habe die Schuhe nicht herausholen kennen, so HSite er sich einen Apparat zum Heretnschaffen besorgen können. X Nausshost Der während der Kriegszeit stillgelegke Gasthof .zum qoldnen Stern", weicher durch Kauf im Jahre 1918 in die Sünde des jetzigen Besitzers, Serrn Rob. Teubner, über- gegangen, wird am l. Februar abermals seinen Besitzer wechseln. Aus Gsfvndheiisrückstchien Hai Kerr Teubner durch Tausch «inen kleineren Gasihausbeirieb in Gerickshain übernommen. Aus diesem Anlaß veranstaltet er vor seinem Wegzuge morgen Mittwoch abend ein Abschieds-Konzert, ausges. von der ges. Stadikopelle mit ' a ausfolgendem Ball und ladet hierzu Freunde und Ghnner von Naunhof und Umgegend ein. Es ist unverkennbar, daß Ketr Teubner diesem Etablissement zu neuem Ansehen und flotten Betrieb verholfen Kat. Für Neurenovlerung der Lokalitäten sowie Verabreichung guter Speisen und Getränke hat dieser Sorge getragen und sich einen Stamm fleißiger Gäste und Vereine gesichert. Es ist wohl zu erwarten, daß ein großer Teil der Bewohnerschaft die alte liedge wonnene Gaststätte noch einmal aussuchen wird und dem rührigen Besitzer dyrch recht guten Besuch an diesem Konzertabend, wozu ein besonders auserlesenes Programm der Stodtkapelle vorgesehen ist, Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringi. — Naunhof. Die von der Ortsgruppe der Deutsch- DemokrakischenPartel veranstaltete Gedächtnisfeier der Reichs» gründung gestaltete sich zu einer schlicht stimmungsvollen Festlichkeit. Fahnen, Gewinde und Bildnisse großer Deutscher schmückten den Saal des Rotenburger Erkers. Nach einleitender Musik und einem Goetheschen Leitoers brachte Kerr Walter Röder den von uns beretts veröffentlichten Dietrichschen Prolog mtt schöner Begeisterung zu äußerst wirkungsvollem Vortrag. Dem Sprecher wurde reicher Bei- lall zu teil. Kerr General-Sekretär Ehrich aus Leipzig ergriff hierauf dos Wort zu seiner an markanten Aussprüchen reichen Rede. Leider können wir aus Raummangel auf den wertvollen Inhalt nicht näher eingehen, obwohl die allem Parteigezänk abgewandle Kaltung weiteste Verbreitung rechtfertigen würde. Ernste geschichtliche Rück blicke auf die Entwicklung des Reichs wechselten mit der Darlegung der Bestrebungen, die unserer gegenwärtigen und kommenden Politik zu Grunde liegen müssen. Nichts von dem Uederschwang sonstiger patriotischen Festreden störte den tiesen Eindruck der von echt vater ländischer Gesinnung gelragenen Würdigung deutschen Wesens, aus dem uns die Befreiung von den unerfüllbaren Bestimmungen des Knechischastsvertrogs erblühen wird. Diese Koffnung kam auch in dem allgemeinen Gesang des Liedes .Deutschland über alles", das stehend von den Anwesenden angesttmmt wurde zum Ausdruck. Im weiteren Verlauf wurde der Abend durch eine Reihe wertvoller Klavier-, Violin- und Gesangsvorträge verschönt. Der schlichte Charakter der Feier blieb bis zum Schluß glücklich gewahrt, sodaß sich die Teilnehmer gern der Stunden erinnern werden. - j- Am l. März t92l werden die Bestimmungen über die Aus gabe von Arbeiterrückfahrkarten geändert. Die neuen Be stimmungen sehen in der Kauptsache neben einer Erweiterung des Kreises der Bezugsberechtigten erhöhte Preise vor. Nähere Auskunst erteilen die Elationen. - j- Die Konsum- u. Spargenossenschaft für Wurzen und Umgegend hat im ersten Kalbjahr ihres 16. Geschäftsjahres einen lebhaften Aufschwung in Bezug auf Umsatz und Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Der Umsatz im ersten Kalbjahr betrug 4 932 380 Mark gegen 1 863 430 Mk. in der gleichen Zeit des vorhergegangenen Jahres, oder 3 068 950 Mk. mehr. 434 Mitglieder sind im Halden Jahre in die Genossenschaft neu eingetreten. Die Genossenschaft unterhält gegenwärtig 12 Worenadgabestellen, die Eröffnung einer wetteren ist in den nächsten Wochen in Wermsdorf geplant. Durch die Geldentwertung macht sich die Erhöhung der eigenen Betriebs- kapttalten notwendlg. Die Verwaltung hat beschlossen, Spareinlagen mit fünfjähriger Kündigung und mit süns Prozent verzinsdar anzu- nehmen. Diese günstige Kapitalanlage wird ein Ansporn an die Mitglieder sein, ihre gesamten Spareinlagen in der Genossenschaft anzulegen. Die im Februar stattfindende Generalversammlung wirb den Mitgliedern weitere Vorschläge zur Erhöhung des eigenen Betriebskapitals unterbreiten. - j- Zum Verbal der Schlachtfeste. Das Wirtschaftsmlnisterium schreibt: Einige Zeitungen bezweifeln die Zweckmäßigkeit der durch dos Landeslebensmitleiamt versüglen Untersagung der Schlachtfeste und ähnlicher Veranstaltungen. Diese Untersagung hat sich als im Interesse der Bevölkerung unumgänglich nölig herousgestellt. Nach Aushebung der Zwangswirtschaft für Fleisch bestehen die noch ver bleibenden Aufgaben der Regierung vor allem darin, einmal daraus kinzuwirken, daß die verfügbaren Fleischmengen möglichst breiten Kreisen der Bevölkerung zugesührt werden und andererseits etn über mäßiges Anschwellen der Preise zu verhüten. Beide Bemühungen aber werden durch Schlachtfeste und Veranstaltungen, die den gleichen Zwecken dienen, wie sie sich auch nennen mögen, gefährdet. Die Gastwirte, die zu solchen Zwecken Schweine auskausen, zahlen jeden Preis, überbieten sich gegenseitig und treiben die ohnehin schon be denklich hohen Schweinepreise und damit die Fleischpreise überhaupt in die Köhe. Eine ständig zunehmende Anzahl von Schweinen wird auf diese Weise nicht so sehr der Ernährung als der Schlemmerei und Völlerei zugesührt. Das aber glaubte die Regierung hier in Sachsen, wo die Bevölkerung bei den Verhältnissen des Landes ohnehin schwerer zu Kämpfen hat als anderswo, nicht ruhig ansehen zu können. - j- Kalte Füße. Wer hätte nicht schon über kalte Füße geklagt oder Klagen hören I Besonders beim Schlafengehen können kalte Füße zur Pein werden. Die Ursache kalter Füße kann mancherlei Art sein: nervöse Zustände, Blutarmut, zu vieles Sitzen bei geistiger Arbeit, zu enges Schuhwerk usw. Man muß darnach trachten, diese Ursachen hinwegzuräumen. Die besten Mittel sind gymnastische Uebungen, Massagen, tüchtige Bewegung durch längeres Marschieren usw. Kierbei tritt die Keilwirkung freilich nur erst nach und nach ein. und so kommt man immer wieder aus das altbewährte Kaus- mtttel der Fußbäder zurück. Noch viel wirksamer als das einsache Baden der Füße in warmem Wasser find die Wechselbäder, die nicht genug empfohlen werden können. Es gehören hierzu zwei Foß- wannen; die eine mtt Wasser von etwa 34—36 Grad Reaumur, die andere mit solchem von 15—l8 Grad Temperatur. Zunächst dodct man die Füße in dem warmen Wasser drei Minuten lang, hiernach in dem kalten Wasser — das ober keineswegs kalt empfunden wird — nur eine Minute lang. Die Prozedur wird zwei- bis dreimal wiederholt, danach frotttert man die Füße trocken, zieht trockene, möglichst wollene Strümpfe und warme Schuhe an und geht einige Minuten umher oder legt sich sogleich zu Bett. Die Wtrkung-ist sehr viel nachhaltiger, als diejenige einfacher Fußbäder. In neuerer Zeit werden auch Fußdampsbäder sehr empfohlen, die allerdings eine reichliche halbe Stunde erfordern. Bei chronisch kalten Füßen hat man damit ausgezeichnete Erfolge erzielt. . -j- Gegen die Sozialisierung. Im Februar soll in Dk^den eine große Versammlung von 58 deutschen Arbeitgeber- und Arbeit- nehmerverbänden abgeholten werden, um gegen die Sozialisierung und ähnliche Bestrebungen Einspruch zu erheben. - j- Die Zahl der Scheidungsklagen in Deutschland hat eine sehr bedenkliche Köhe und ist immer noch im Steigen begriffen. Fast möchte man an dem bekannten Wort »Jung gesreit, hat niemand gereut" irre werden, und das Loblied auf die Genügsamkeit der jungen Paare, die willig alle Einschränkungen auf sich nehmen, ist leider oft nicht gerechtfertigt. Der Sturm auf die Wohnungsämter Ist tn häufigen Fällen übereilt, das Paradies der Flitterwochen wird zur Kölle, bevor sie noch vorüber find. Zu verkennen Ist nicht, daß die heutige Geldrotrtschast in den jungen Frauen vielfach ganz falsche Vorstellungen davon erweckt, was heute zum Kaushott gehört und wtevtel man ausgeben darf. Und dann die mangelnde praktische Erfahrung, deren Besitz heute mehr wert ist, als eine gute Mttgtst. - f- Garnisonorle im Wehrkreis IV. Nachdem die Reichswehr auf 100000 Monn verringert worden ist, hat auch eine neue Ein teilung der Garnisonorte im Wehrkreis IV stattstnden müssen. Garni sonorte sind nunmehr Dresden, Bautzen, Löbau, Großenhain, Meißen, Freiberg, Frankenberg, Döbeln, Grimma, Leipzig, Torgau. Dessau, Zerbst, Magdeburg, Kalberstadt, Quedlinburg und Stendal. Die Neubelegung der Orte mit Militär ist beretts durchgesührt. Als Truppenübungsplätze bleiben nur Königsbrück und Attengrabvw be stehen. In Zeithain Ist nur «in Dtvistons-Zeugamt. Auf der Festung Königsttin befindet sich ein Soldatengrnesungshetm und eine Wacht- kompagnt«.
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