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Nah und Kern. o Gi» Enkel Bismarck» gestorben. In einer Kieler Klinik ist Rittmeister Graf Christian zu Rantzau gestorben. Er folgte seinem erst Ende November Heimgegangenen Vater. Der Verstorbene stand im 87. LebenSjabre. Der Gräfin Marie zu Rantzau, der Tochter der dürsten Bis- marck, ist von ihren drei Söhnen nunmehr noch der jüngste, Graf Heinrich, geblieben. 0 Aufgedeckte Leben-mittelschiebungen. AuS Main wird berichtet: Die Biebricher Polizei deckte einen Zucker schleichhandel -wischen Wiesbaden und Rüdesheim auf und beschlagnahmte 30 Zentner Zucker, der als Wein deklariert war. — In Essen sind große, mit Kohlenschiebungen ver bundene Lebensmittelschiebungen von Beamten des Kohlen syndikats aufgedeckt worden. Ganze Eisenbahn-üge voll Lebensmittel wurden verschoben unter anderm zehntausend Zentner Zucker, 36 Waggon- Weißkohl und fünfhundert Doppelzentner Weizenmehl. o Emer, der an de» Speck gehe» soll. Im Pyritzer Kreisblatt findet sich folgende Anzeige: „Auf dem Wege von Pyritz bis zur Ziegelei Loewe braune Aktenmappe mit Geigennoten oerlorengegangen. Abzugeben gegen ein Pfund Speck oder Schinken bei ..." ES besteht wohl kein Zweifel, daß der ehrliche Finder an diesen Speck gehen wird. « I« Luftschiff von Pari- »ach Algier. Nach einer Meldung deS „Matin" stieg letzter Tage ein lenkbares Luftschiff in Paris auf und erreichte nach einer Fahrt von 11 Stunden ohne Unfall Algier. v Die Explosionskatastrophe i« Halifax. Nach einer Meldung der „Daily Mail" wird die Zahl der Toten in Von de« Kriegsschauplätzen. Amtlich, Großes Hauptquartier, 20. Dezember 1917. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Vie Stadt Dixmude lag zeitweilig unter lebhaftem Minenfeuer. Zwischen dem Kouthoulsier Walde und der Lys sowie südlich von der Skarp« am Nachmittage und Abend erhöhte Artillerietätigkeit: bei Lens heftige Mnenwerferkämpse. Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Herzog Albrecht. Beiderseits von Ornes und auf den Maoshvhen südwestlich von Lombres lebte das Artilleriefeuer vorübergehend aus. Oestlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Mazedonische Front. Am Wardar und zwischen Wardar und Doriansee war die Feuertätigkeik gesteigert Italienische Front: Mehrfache italienische Angriffe gegen die neugewonnenen Linien am Monte Pertica wurden abgewiesen. Ain Tomba-Rücken und an der Piava, zu beiden Seiten des Montello lebhafte Artilleriekümpse. Zwischen Brenta und Piave wurdenseit dem 1l. 12. an gefangenen Italienern 270 Offiziere und 8150 Mann eingedracht. Der Erste Geuerakguartiermeister Ludendorff. Halifax auf 2000 geschätzt. 27 Wagen mit Leichen find bereit- nach dem Leichenhause geschafft worden, und immer werden noch neue Leichen gefunden. Die genaue Anzahl der Toten wird nie festzustellen sein, da von ganzen Familien nur die verkohlten Überreste übriggeblieben sind. Die Obdachlosen leiden furchtbar unter der bitteren Kälte Die Wirkung der Explosion war derart, daß biS ans tzo englische Meilen Entfernung Lie Fensterscheiben zerstört wurden. T Papierverdrauchsetnschrankungo« t» Frankreich. Aus Paris wird gemeldet: Eine voM Ministerrat unter, zeichnete Gesetzesvorlage sieht folgende weitere Einschrän kungen im Papieroerbkauch vor: 1. Herabsetzung der periodisch erscheinenden Druckschriften um 50^; 2. Ver bot von Reklameplakaten und Katalogen: 8. da- Erscheinen neuer Zeitungen und Zeitschriften ist von der Genehmigung abhängig; 4. Plakate an Anschlagsäulen und Läden be dürfen amtlicher Genehmigung. Kirchennachrichten. Dom. IV. Advent. Naunhof. Vorm. '/,11 Uhr: Liturgischer Weihnachtsgottesdienst für minder und Ermachsen«. Uhr: Taufen. Klinga. Vorm Uhr: Liturgischer WeihnachtSgolteSdienst für Kinder und Erwachsene. Spielplan der Leipziger Theater. Neues Theater. Freitag 7 I hr: „Dame Kobold" Hierauf „Pierrot- erster Ball". Sonn« abwd 7 Uhr: „Der Freischütz". Altes Theater. Freitag 7'/, Uhr: „Die Stadt der Besessenen". Sonnabend 7'/, Uhr: „Wie eS Euch gefällt". Neues Operetten-Theater. Freitag 7'/, Uhr: „Die Landstreicher". Sonnabend 7^/, Uhr: „Eva" Druck und Audaktion : Robert Günz. — Verlag: Günz L Eule in Naunhof. Die Weihnachtsfeier UM- -er Kleinkinderbewahranstatt EttsabetlMft "MW findet nächste« Sonntag, den LS. d. M., nachmittags Punkt 4 Uhr im Saale Gasthaus „Stadt Leipzig" statt. Mitglieder, Freunde und Gönner der Anstalt find hierzu freundlichst eingeladen. Wie lisben einen ZeoÜen Posten blsujsdrskartsn sekr preiswert Kaulen können unö geben öie- 1 selben im Zanren unä einrelnen billigst ab. ^Ver sieb recbtreitiL einäeckt, kauft vorteilhaft. VÜNL u. Lulv. Di-Ul, kauft ru kövklllvn Preisen llÜÜtAvr, VaUstr. 42. Wegen Erkrankung für sofort »der fpüter nettes S-chen zu einzelner Dame gesucht. Zu melden bet Grimma, Leipzigerstr. SS. K. S. JilvlMtirdsoks. 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Aiillkestr. 22. 2 Do-pelfenßer (Bogensorm) 76x160 cm zu ver kaufen. 14 g.Lch,- Krikfmarkkn (bis 1914 verausgabte) kaust immer G. Iolig, Erdmannshain Nr. 12, t. Hin verwickelter Kalk. Roman von Jost Freiherr» von Steinach. 8 Nnd fort war er, während ihm die Gattin nur kopfschüt- telnd nachschaute und meinte: „Nun glaubt er wirklich, daß dieser junge Mann, weilerauch Satinar heißt, mit jenem Manne in Verbindung stehen könnte, von besten Existenz ich trotz Herrn MennierS Versicherungen durchaus noch nicht überzeugt bin." Magda schwieg ; st« war nicht nur von der Wahrheit je nes Berichtes überzeugt, sondern auch, falls eS sich um etwas Geistvolles, Scharfsinniges handel«, daß eS unweigerlich «in Träger des Namens Satinar gewesen sein wüst«. Unterdessen hatte sich der Geheimrat ra ch angekleidet und war in einem Tarameter zu dem Kommerzienrat gefahren, der eine Villa im Tiergarten bewohnte. Tr kannte ihn schon lange, war öfters nn Kafferhaufe mit ihm zusammengewesen und zweifelte nicht einen Augenblick, daß sein Besuch ihn zum Ziele führen werde. Leider traf er ihn aber nicht daheim, dagegen ließ ihn die Rätin, «ine hochgewachsene stattliche Dame, in den Salon bitten und fragte ihn nach dem Zweck seines ehrenvollen Besuches. „Ich kenne Sie schon gmr- genau vurch die Schilderungen Ihrer anmutigen Tochter, die uns hier im Hause allen cmS Herz gewachsen ist." „Verzeihen Sie, gnädige Frau, daß ich so mit der Tür ins Haue falle," entgegnete der Geheimrat zuvorkommend, „aber es gibt Verhältnisse im Leben, die eme rasche Erledigung zur Pflicht machen." „Mein Mann wird sicher tief bedauern, Ihren liebens würdigen Besuch verfehlt zn haben." „Ich bedaure ebenfalls, ihn nicht angetroffe« zu haben, aber vielleicht sind Sie selbst, gnädige Frau, in der Lag«, mir beizustehen." „Wen,i «8 in meinen Kräften steht," meinte sie etwas ver wundert, „so seien Sie versichert, daß ich mein Möglichstes tnn werde." „Also, dann zur Sache Meine Tochter erzählte mir, daß fie in Ihrem Hause eitlen jungen Mann namens Satinar kennen gelernt hab«." „Dak stimmt; eS ist dies ein Student der Jurisprudenz, d«n mem Sohn Walter, der das gleiche Studium ergriffen hat, bei uns einführte UebrigenS ein reizender junger Mann mit den feinsten Manieren, der bei unseren jungen Mädch«n allgemein gefallen hat, und dem «L in seinen Lebensverhält nissen nicht besonders gut gehen soll. Aber warum fragen Sie, Herr Geheimrat?" »Nun denn, kennen Sie zufällig di« Adresse dieses Herrn ?" „O ja," sagte die Rätin, über diese Fratze erstaunt, „wir haben den jungen Mann mehrer« Male schriftlich eing«laden, warten Sie einen Moment, er wohnte damals in einer Vor stadt, wohl im hohen Norden, ach, jetzt weiß ich «S, Linien straß 251. Aber warum, wenn ich fragen darf —" „Bitte, lasten Sie mich erst zu Ende kommen Wissen Sie vielleicht etwas Näheres bezüglich seiner Familie?" „Auch damit kann ich Ihnen dienen. Soviel lch weiß, hat er keine Mutt« mehr und wohnt mit seinem Bat« zusam men." „Aha, kein Zweifel, «ist'S?" frohlockte d« Geheimrat, d« sich vor Freude von seinem Sitz erhoben hatte. „Ja, ich begreife immer noch nicht —" „Sie sollen gleich befriedigt werden, gnädige Frau," sagte er, „wissen Sie etwa auch, was sein Bat« ist oder gewesen ist?" „Darüber kann ich Ihnen allerdings keine genaue Aus kunft gehen; mein Sohu Walter ließ nur einmal di« Bemer kung fallen, daß Herr Satinar früher in d« Schweiz ansässig gewesen sei." „Er ist'S, er ist's," ri«f der Rat wieder, daS mutzt« der Be treffende sein, da war jede Ungewißheit ausgeschlossen. „Und nun sollen Sie auch «fahren, gnädige Fra», allerdings unter dem Siegel der Berfchwiegenyeit, weshatv mich die Adresse dieses jungen ManneS so besonders interessiert." Und nun erzählte er ihr, was er vorhabe, in kurzen Wor ten, dann aber bat er um Entschuldigung und «hob sich, um sich so rasch wie möglich nach der Linienstratze zu begeben. Während ihm die Kommerzienrätin viel Glück für seine wei- teren Operationen wünschte, schritt er beseligt aus d«r Tür, um sich sofort wieder in eine Droschke zu setz«». D« Anfang war -«macht, und währ«nd er sich behaglich in die Kissen zurückgelehnt hatte, erschien vor seinem Geiste ein blaues, viereckiges, vergilbtes Stückchen Papier, er sah es schon wieder unter dem dicken Glas in seinem Bibliochekzim- mer, das er seit der Untersuchung seitens der Kriminalbeam ten nicht mehr betreten hatte; er sah sich wieder im Besitz die ses selteuen Schmucks, der ihm mehr wert war als alle Edel- steine nnd Perlen der Grde. Die Droschke fuhr die Linienstraße mit ihren altersge- schwürzten, unansehnlichen Hänsern entlang und hielt endlich vor einer hohen Mietskaserne. Der Geheimrat sprang wie ein Jüngling mit einem Satz heraus, zahlte und schritt auf die Haustür zu. Im Türrahmen stand ein altes, runzliges Weib in schlampiger Kleidung, die augenscheinlich sehr erstaunt schien, einen so fein gekleideten Herrn hier eintreten zn sehen. Sie schien auch gar keine Eile zu haben, um Platz zu machen, denn sie hielt wohl noch immer einen Irrtum nicht für ans« geschlossen. Der Geheimrat war jetzt nahe herangekommen und fragte sie höflich: „Ach, können Sie mir nicht sagen, ob hier uu Hause ein gewisser Herr Satinar wohnt?" „Satinar?" versetzte sie, indem ihre Allgen einen feindse ligen Ausdruck annahmen, „gewiß wohnt der Herr hier. Der noble Herr Habenichts!" fügte sie verbissen hinzu. „Wie? Was »leinen Sie damit? Hat er Ihnen etwas zu leide getan oder ist er sollst einem ans Ihrer Bekanntschaft zu nahe getreten?" Es freute ihn, hier auf so leichte Art allerlei Lebens um stände über den allem Anschein nach sonderbaren Kauz zu er fahren. „Zuleide getan?" lachte die Megäre höhnisch. „Na, das sollte ihm wohl nicht allzu gut bekommen. Nee, das ja nicht, aber er tut ja gerade, als wenn wir für ihn Luft wären, ja, so tut er. Mit niemand im Hause verkehrt er, läßt niemand in seine Wohnung, keiner weiß, wovon er lebt, und wie er noch die Mittel ausbringt, um seinen Sohn studieren zu lassen. Aber daS ist so einer,der immer nach oben hinaus will, wenn'S auch nicht ftmnal unten langt." „In welchen Stock wohnt «r denn?" fragt« Fabritius, für d«n jetzt jeder Zweifel auSgtfchloffen war. 242,20