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Nachrichten für Naunhof : 16.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191712164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19171216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19171216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-16
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 16.12.1917
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deutscher Mitkämpfer Dumstrey bereit» lange vor dem Kriege ausgesprochen haben; -er letztgenannte hatte sogar geradezu eine Karloffrlkur zu Entfettungszwecke« in Borschlas gebracht und vielfach mit Erfolg angewendet. Gehen wir nun auf bi« Betrachtung der einzelnen Krankheiten über, so zeigt sich, daß die Tode-fälle infolge rum Herzleiden um 25 Prozent -urückgegangen find, die an Arterienverkalkung um 10 Prozent, die Todesfälle infolge von Alkoholleiben um 70 Prozent. Die Geiste»- kranHeiten haben eine gewaltige Abnahme zu verzeichnen, auch die Sterblichkeit der Zuckerkranken ist zurückgegongen. Ein großes Gewicht bei all diesen erfreulichen Tatsachen ist gewiß dem Umstande zuzuschreiben, baß der Alkohol in unserem Volksleben jetzt lange nicht die Rolle spielt wie vordem, Fälle von Delirium kommen jetzt überhaupt nicht mehr vor. Bet den Frauen dürste dabei auch bedeutend mitsprechen, daß der Kaffeegenuß be deutend eingeschränkt werden mußte und allmählich ganz aufhörte. In Berlin ist merkwürdigerweise die Frauensterblichkeil während der letzten Jahre sich ziemlich gleich geblieben; die in der Tat vorgekommene Abnahme ist so gering, daß man daraus keine zuverlässigen all gemeinen Scklüsie ziehen kann. Dagegen zeigt z. B. auch dort die Sterblichkeit der Zuckerkranken eine deutliche und erhebliche Abnahme, von 467 Fällen im Jahre 1914 auf 331 im Jahre 1916, daS ist mehr als 25 <k. ES ergibt sich also, baß die erzwungene Einschränkung, so peinlich sie in ihren Begleiterscheinungen empfunden wird, un» doch im allgemeinen ganz wohl bekommt, und daß wir hinsichtlich unserer Volksgesundheit keine Besorg nisse zu haben brauchen. />. Aus dem Gericktsfaal. 8 Getreideschteber «nd Kries«wucherer. In der vor einem Jahr aufgedeckten großen westvreußischen Getreideschiebungs angelegenheit erledigte die Danziger Strafkammer nunmehr den vorletzten größeren Fall. Kaufmann Alfred Prantz aus Zoppot, der in einem Jahr durch große Umsätze ein Vermögen von mehreren hunderttausend Mark erworben batte, wurde zu 8000 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er große Mengen Saat- gerste zu Grütze verarbeitet und die zu Wucherpreisen verkauft hat. — Wegen KriegSwuchers mit Grütze, Graupe, Grieß verurteilte die Strafkammer Graudenz die Kaufleute Gebrüder David und Nathan Meyer auS Neuenburg zu je 88000 Mark Geldstrafe. Kaufmann Julius Lange-Tvendorf erhielt 5900 Mark Geldstrafe. § 87SVVV Mark Geldstrafe wegen Übermäßiger Preis« stetgerung. DaS Landgericht Posen verurteilte am 30. Juni 1917 den Kaufmann Leopold Kadenellenbogen in Ebarlotten- burg wegen übermäßiger Preissteigerung in mehr als SO Fällen, unbefugten Andels mit beschlagncchmter Gerste und Vergehens gegen Ve Verordnungen über Kraftfutter mittel sowie Ölfrüchte zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis und 875 020.M Mark Geldstrafe. Die vom Angeklagten beim Reichsgericht eingelegte Revision hatte nur insofern Erfolg, als daS Vordemrteil bezüglich eines den Kauf und Wieder verkauf rumänischer Kleie betreffenden Straffallt» aufgehoben und die Sache in diesem Umfange an die Vorinstanz zurück- verwiesen wurde. Im übrigen verwarf das Reichsgericht die Revision al» unbegründet. 8 Vertreter des Rote« Kreuze» al» Krteg»w«cherer. In Düsseldorf begann ein umfangreicher Prozeß wegen Krieg»- Wuchers gegen angesehene und weit über die Stadt Düffeldorf hinaus bekannte Persönlichkeiten. Unter der Anklage, in den drei ersten Krieasjahren in sehr vielen Fällen für Zigarren, Zigaretten und Tabak, die für da» Rote Kreuz bestimmt waren und den Soldaten im Felde zugute kommen sollten, Wucher« preise genommen zu haben, stehen der Spediteur Daniel», der Kommerzienrat Hermann Schoendorff, fein Bruder Kaufmann Albert Schoendorff und noch drei andere Personen vor Ge richt. Zu der Verhandlung, die mehrere Tage bauern wird, sind zahlreiche Zeugen geladen, darunter Träger bekannter Namen. Die Brüder Schoendorff, die al» Millionäre gellen, entfalteten bei Kriegsausbruch in Düffeldorf eine sehr rege Liebestätigkeit und sollen hierbei durchaus nickt ganz selbstlos gehandelt, sondern beträchtliche Gewinne in die eigene Lasche gesteckt haben. 8 Zweifaches Todesurteil. Da» Schwurgericht in Esten vrmrtelüe den belgischen Arbeiter Erdveldt un! den russigen Arbeiter Kobat, die den belgischen Arbeiter GeurtS ermordet Ä!,n'k d" Höbt o°i> 700 Mork beraub! Nah und Fern. o 5'Pfennig-Stücke a«S Eisen. Durch eit» Bundes- ratSverordnung wird der Reichskanzler ermächtigt, außer halb der durch das Münzgesetz oorgeschriebenen Grenz« weitere 5-Psennig-Stücke aus Eisen bis zur Höhe von zehn Millionen Mark Herstellen zu lassen. 0 Ein interessanter Lutherfund. Geheimrat Professor Ehwald in Gotha hat in der Bibliothek beS herzoglich« yothviichen Hause» ein sehr charakteristisches Gedicht Luthers auf Kurfürst Ftietstch den Weifen in nachgelassenen Papieren SpalattttS gefunden. (Spalatitt wat einer der eifrigsten Förderer der Reformation.) 0 Schiebungen mit Hafrrnährmitteln. Bei der bayeri schen Lebensmittelstelle G m.b.H. ist ein angestellter junger Kaufmann verhaftet worden, der Hafernäbrmtttel im Ge samtwerte von 17000 Mark nach Norddeutschland ver schoben hatte. Zwei Waggonladungen find in Chemnktz angehalten worden, nach einer dritten Sendung wird noch geforscht. Bei den Empfängern in Sachsen wurden noch weitere Mengen von Lebensrnitteln gefunden, die zweifellos auch von Schiebungen herrühren. 0 Staatssekretär Wallraf und die Tuberkulose« bckämpfuug. Am 12. Dezember bat der Staatssekretär deS Innern, Herr Wallraf, den Vorsitz des Deutschen Zentral-Komitee» zur Bekämpfung der Tuberkulose über nommen. 0 Hinrichtung einer Gattenmorderin. Die durch das Urteil des Stolper Schwurgerichts wegen Ermordung ihres Ehemarines zum Tode verurteilte Schafmeistersfrau Marte Lawrenz wurde in Stolp hingerichtet. 0 Dringende Warnung vor Weihnachtsreisen. Unter der Überschrift .Weihnachtsoerkehr 1917" erläßt die König liche Eisenbahndirektion folgende Bekanntmachung: .Loko motiven und Wagen werden für HeereSzwecke und zur Heranschaffung der Lebensmittel dringend, gebraucht. Sonderzüge für den Weihnacktsoerkehr werden nicht ge fahren: mit Zurückbleiben beim Reiseantritt oder unter wegs muß daher gerechnet werden. Alle nicht unbedingt nötigen Reisen müssen unterbleiben/ O Eine Mark-Stiftung zur Erziehung sitt ¬ lich gefährdeter Kinder. Die Witwe des Kaufmanns Schrader in Göttingen die seit SO Jahren in Meran in Tirol wohnt, hat ihre Vaterstadt zur Univessalerbin ihres Vermögens von mehr als 300000 Kronen ernannt. Die Stiftung soll zur Erziehung sittlich gefährdeter Kinder verwendet werden. In dieser Zeit gewiß ein sehr lobens werter Zweck. o Jsonzv'AuSstellung des k. u. k. Kriegspresseamtes in Berlin. In der Berliner König!. Akademie der Künste wird am 18. Dezember eine vom k. u. k. Krieg-presse- auartier veranstaltete Ausstellung eröffnet. Eine große Anzahl erster österreichischer und ungarischer Künstler ist hier mit etwa 300 Werken vertreten, die durchweg Motive aus den schweren Kämpfen am Jsonzo zur Darstellung bringen. V Mehlfchmuggel im — Postwagen. Auf seltsame Art bat, wie auS Prag gemeldet wird, der Disponent einer dortigen Gesellschaft Mehl auS der Stadt ausgeführt. Ec kleidete zwei seiner Angestellten in Posttutscheruni formen, verschaffte sich auf bisher noch nicht aufgeklärte Weise einen Postwagen und ließ dann große Mengen Mehl aus Prag ausführen. Wie verlautet, soll eS sich um Mehl mengen .im> Werte vG mehreren^hunderttausend Kronen handeln. 0 Schwerer Eiseubahuzufammeustost bei Düren. Am Bahnhof Düren im Rheinland fuhr bei dichtem Nebel ein aus Herbesthal kommender Schnellzug auf einen andern Zug, der zur Abfahrt bereitstand, auf. Die letzten zwei Wagen dieses ZugeS wurden vollständig zertrümmert. Et sind bisher 23 Tote festgestellt. Gegen 30 Fahrgäste und einige Eisenbahnbeamte wurden zum Teil schwer verletzt. Die Verletzten sind in Dürener Lazaretten und Kranken häusern untergebracht, über die Ursache des Unfalles ist die Unterfuchung eingeleitet. o „Vertrauen-Werte^ Beamte. Die groben Lebens mittelschiebungen in Essen (Ruhr), über die kürzlich be richtet wurde, ziehen immer weitere Kreise. Von amtlicher Seite wird noch mitgeteilt, daß auch Beamte des Kohlen- syndikatS daran beteiligt find. Diese haben sich sogar un lautere Machenschaften im Brennstoffoersand zuschulden kommen lassen. Soweit solche Fälle zur Kenntnis deS Vorstandes deS Kohlensyndikats gekommen find, wurden die betreffenden Beamten sofort entlassen. 0 Erschwerte Feuerbestattung. Ein Zentrumsantrag, der auf völlige Einstellung der Feuerbestattung absielte, wurde im bayerischen Krieg-Wirtschaftsausschuß mit der Änderung angenommen, daß die Belieferung von Kohlen für Krematorien eingestellt wird. Es bleibt aber die allerdings sehr erschwerte Möglichkeit der Holzfeuerung. o Die vierte Wageuklafse in Bayern. Wie der baye rische Verkehrsminister in der letzten Tagung des bäue rischen Landeseisenbahnrate» mitteilte, war die Einführung der vierten WageEaffe is Bayern erst für dte Zeit nach dem Kriege in Aussicht genommen. JnHlge der am 1. April 1918 enrtretenden Neuen PersonenverkehrSsteuer wird jedoch auf dem rechtsrheinischen Netz der bayerischen Staatseisenbahn die vierte Wagenklaffe bereits am 1. April eingeführt. Wagen vierter Klaffe werden nur in den Personenzügen verkehren. o Der Saarbrücker Postraub. Line überraschende Wendung ist in der Angelegenheit deS Saarbrücker Post raubes eingetreten. Postbeamte fanden beim Entleeren eines BriefsammelsackeS unter den Briefen zahlreiche kleinere Geldscheine und Tausendmarkschetne zu Hunderten. Beim ZusanMenzählen ergab sich den erstaunten Beamten die Summe von 303168 Mark. Offenbar von Reue er- faßt, hat der Posträuber etwa zwei Dritte» der entwen- beten Summe der geschädigten Postverwaltung zurück- erstattet. Es fehlen aber immer noch mehr als 200 000 Mark, für deren Herbeischaffung die ausgesetzte Belohnung von 5000 Märk bestehen bleibt. O Hochwasser tn Ostpreußen. Das durck die an haltend starken Stürme und Regengüsse verursachte Hock» wasser im Memeldelta bat viele Ställe unter Wasser ge» setzt, so daß das Vieh in vielen Fällen sogar in die Wohn räume gebracht werden mußte. Auch viele Wohnungen stehen unter Wasser. Der Fuhrwerkoerkehr auf den Land straßen und Landwegen ist unmöglich. Die Bevölkerung ist trotzdem bemüht, die eingemieteten Kartoffeln, die die Flut erreichte, zu retten. O Der neue Einheitsstiefel wird wesentlich verbessert werden. Es ist beschlossen worden, an Stelle der schmalen Ledereinfaffung, wie sie ursprünglich vorgesehen war, für den Vorderteil ein erheblich breiteres Lederblatt zu ver wenden. Die Preise der neuen Einheitsschuhe sollen be tragen: für ein Paar Volleder-Arbeitsschuhe 29,50 Mark, für ein Paar Oberlederschube mit Holzsohle 20,10 Mark. Für eine dritte Art, einen Schuh, der aus Stoff und dessen Sohle auS Holz besteht, ist der Preis noch nicht festgesetzt. Volks» und KrteüSwirtsckaft.^ Saatkartoffeln gehören nach einem Bescheid des Mi nisters der öffentlichen Arbeiten vom 27. November auf eine Eingabe der Kartoffelbaugesellschaft zur zweiten Klaffe der bet der Wagengestellung bevorzugt zu berücksichtigenden Güter. Für ihre Einreihung in die erste Klaffe dieser Güter (Speise kartoffeln, Gemüse, Vieh usw.) besteht ein dringendes Bedürfnis nach einer Mitteilung des Herrn Staatssekretär» des Kriegs- ernährungLamtS zurzeit noch nicht. 4t Handel mit Sämereien. Der Handel mit Serradella samen und ähnlichen Sämereien wird neuerdings vielfach nicht zu Saat«, sondern zu anderen Zwecken betrieben, welche die Sämereien ihrer eigentlichen Bestimmung entziehen. Diese mißbräuchliche Verwendung hat einen derartigen Umfang ge nommen, daß ihr entgegengetreten werden muß, um bei der ohnehin knappen Futtermitieiernte dieses Jahres das un bedingt nötige Saatgut in Futterkräutern und dergleichen für da» Jahr 1918 sicherzustellen. In dieser Erwägung hat der Staatssekretär des Kriegsernährungsamt- eine Verordnung erlassen, nach welcher Klee- und Grassamen, Samen von Futter rüben, Serradella und sonstigen Futterkräutern zu pudern al» zu Saatzwecken nur mit Genehm gung der Reichsfutterstelle abgesetzt oder verwendet werden darf. * ErnöhrunaS- und Wohlfahrtsfrageu bet der Pvst. Am 12. Dezember fand tm Reichs-Postamt unter Beteiligung eines Vertreters deS KrieasernährungSamtes eine Besprechung mit Vertretern der größeren Verbände der Reichs-Post« und Telegraphen-Beamten, Unterbeamten und Arbeiter statt bei der tn erster Linie Ernährungsfragen eingehend behandelt wurden. Dabei wurden auch die Maßnahmen erörtert, tue die Verwaltung zur Erleichterung der Lebenshaltung wrer Beamten, Unterbeamten und Arbeiter bereit» getroffen bat. Nach dem Ergebnis der Aussprache ist iy Aussicht genommen worden, bet den Ober-Postdirektionen W'N- Ichafts-AuSschüsse und bei den groben VerkehrSanstalten LebenSmittel-Ausschüffe aus den Kreisen der Beamten, Unter- beamten und Arbeiter einzurichten, deren Aufgabe eS sein soll, über den Stand der Lebensmittelfragen aufklärend zu wirken und die Beschaffung der notwendigen Lebensmittel zu vermitteln und zu fördern. Ferner wurden auch sonstige Kriegs« Wohlfahrtseinrichtungen der Reichs-Post- und Telegraphen- Verwaltung besprochen. Besonders wurden die Be- mühungen der Verwaltung anerkannt, den Bediensteten zu brauchbarem Schuhwerk zu verhelfen. Bet 23 Ober-Post- direktionen find bereit» besondere KriegSschuhmachereien ein gerichtet oder ihre Einrichtung ist tn die Wege geleitet worden. Bei ihnen können sich die Bediensteten ihr Schuhwerk zu an- gemessenen Preisen mit Elsatzsvhlen versehen und auch sonst instandsetzen lassen. Hin verwickelter Aall. Roman von Jost Freiherrn von Steinach. 6 Schließlich entfernte er sich mit dem Bemerken, daß die Polizei die Sache natürlich weiter verfolgen werde, daß noch Loge der Dinge aber wenig Hoffnung vorhanden sei, dem Verbrechen jemal» auf die Spur zu kommen. Da» waren wenig tröstliche Aussichten, und Fabritiu» be schloß, wenigsten- einen letzten Versuch zu machen, um sein sehnlichst vermißtes Kleinod wiederzuerlangen. Und so stand zwei Tage darauf an allen Litfaßsäulen eine polizeiliche Be- sanntmnchnng folgenden Inhalt»: Tansend Mark! Während des MonatS Juli ist in dem Hanse Tanentzienstraß« 19, erste Etage, während der Abwesenheit der Hetrschaften ein Ein bruch verübt worden und dabei eine wertvolle Briefmarke (sogenannte blaue Mattritine), Wert ungefähr 20000 bi» SOÖOO Mark, gestohlen worden. Wer diese Marke zurückbringt «der so eingehende Andeutungen zu machen vermag, daß da- dmch ihre Wiedererlangung herbeigeführt wird, erhält obige Belohnung. Meldungen sind zu richten an da» Kgl. Polizei präsidium zu Berlin. Berlin, den 13. September. Außerdem erging an alle Briefmarkenhändler, Briefmar- kenbörsen, Pfandleiher die Weisung, im Falle jemand eine derartige Marke zum Verkauf brächte, ihn unweigerlich sofort festzuhalten und der Behörde zu übergeben. Auf Kosten de» Geheimrats wurden schließlich noch ähnliche Anzeigen wie die obige in ollen großen auswärtigen Zeitnngen eingersickt, sowie die ausländischen Polizeibehörden von der Angelegen heit Lanachrichtigt. Einer plötzlichen Eingebnng folgend,«fragte Fabritius noch bei der angesehenen Firma in der Leipziger Straße an, die hauptsächlich eiserne Kassenschränk« und Tresors anfer tigte. Sr hatte damal» von einem ihrer Angestellten, einem Kunstschlosser, jene Stahlplatte nebst Verschluß Herstellen lassen un- wollte nun Nähere» über diesen Mann in Erfahrung bringen. Leider wurde ihm die Mitteilung, daß ihr früherer Angestellter, namens Rädert, feit zwei Jahren nicht mehr in ihrem Etablissement tätig sei, nachdem ihm seiner Zeit von »er Firm« van de Weyer im Kongostaat ein« glänzend do tierte Stellung angetragen worden sei. Ob er jetzt noch bei der Firma beschäftigt sei, wisse sie nicht. Bei allen Philatelisten und am meisten bei den näheren Bekannten der Geheimen PoitratS hatte diese Affäre natür lich daS größte Bedauern heroorgerufen. Man überschüttete ihn förmlich mit Kondolenzschreiben und Besuchen, hatte eine Unmenge von guten Ratschlägen bereit, von denen einer im mer einfältiger war al» der andere, und suchte mit Trost mrd freundlichem Zuspruch dem Bestohlenen zu Hilfe zu komme»», eine Hilfe, die er ziemlich schroff zurückwieS. Dem» für den Geheimrat gab es nur einen Trost, der in der Wiedererlan gung seiner'Marke bestanden hätte. Er betrauerte sie wie ein geliebtes Wesen, das ihm dnrch den Tod entrissen worden sei, er beweinte ihren Verlust, als sei damtt sein Glück auf dieser Welt zu Ende, mit einem Wort, er nahm sich die Sache sehr zu Herzeu nnd warf sich der Verzweiflung in die Arine. Ver geben» snchte ihu seine Tochter Mahda aufzicheitern, verge ben» machte ihin seine Gattin das Ungereimte seine» Tuns klar, um eii» Stückchen Papier solches Aufheben zu machen, und legte ihn» dar, daß mehrere ihrer Bekannten durch den neulichen Zusammenbruch eines hochangesehenen Bankhauses weit höhere Summen eiugebiißt hätten; das verfing nicht und seine stereotype Redensart war mir: „Ihr könnt Euch nicht in meine Lage hineinversetzen, Ihr versteht da» eben nicht!" Fast täglich erkundigte er sich bei der Kriminalpolizei, ob mau nicht irgend welche Spuren von dem Verbrechen entdeckt habe, aber seine Hoffnung wurde jedes Mal enttäuscht, und schließlich gab man ihm ziemlich unverblümt zu erkennen, daß er diese zwecklosen Besuch« emstelleu solle. So vergingen ungefähr vier Wochen, und die Nachricht ließ noch immer auf sich warten. LS war unterdessen Herbst geworden. Der Sturm rüttelte an den Fenstern und zerzauste die welken Blätter im Vorgarten nnd färbt« die Astern, die letzten, bram», bis auch die abstarben und zum Boden hernie- dersanken. Und noch immer nicht»! Kein Zeichen, keine Spur, keine Fährte, e» war zum Verzweifeln. Der Geheimrat sah allmäh lich ein, daß ihm die Polizei in diesem außergewöhnlichen Falle keine Hilfe bringen werde und könne. Wie so viele ge heimnisvoll« Mord«, di« die Bewohner der Hauptstadt Wo- —.... I—-— - > chen, Monate laug in fieberhafter Aufregung erhalten hatten niemals gesühnt wurden, während die Verbrecher sich irgend wo inS Fäustchen lachten und sich freuten, der Obrigkeit unt der menschlichen Gesellschaft ein Schnippchen geschlagen zu haben, so würde ivohl auch dieser Diebstahl niemals aufge klärt werden. Denn hier gab es ja auch nicht den geringsten Anhaltspunkt, au dem man sich festklammern, an dem man einsetzeu konnte. Eines Morgens lag auf dem Frühstiickstische eit, Brie' aus den, Auslände. In Gegenwart seiner Gattin und Mag das öffnete er ihn; jedenfalls von irgend eitlem Markellhänd ler, der ihm eine Offerte machen wollte. Doch nein! Der Schreiber eutpuppte sich als ein Fabrikant au« Reims, den er inehrere Jahre hindurch in Aix-le-Bains getroffen und mit dem er freundschaftlich verkehrt hatte. Der Betreffende, namens Meunier, schrieb lhm folgendes: „Monsieur, soeben bekomme ich durch Zufall ein mehrere Wochen altes Blatt des Figaro in die Hände und finde zu meinem Erstaunen eine Warnung vor Ankaltf einer gestohlenen Briefmarke, zugleich mit einer Belohnung im Falle der Auffindung derselben. Und als Un terzeichnung Ihren werten Namen, an dessen Identität ich umsoweniger zweifeln konnte, als Sie mir oft genug von Ihrer hervorragenden Saimnlung vorgeschwärmt hatten. So« fort stieg in mir der Gedanke auf, ob ich Ihnen nicht in ir gend einer Hinsicht nützen könnte, was ich nach den vielen mir von Ihnen erwiesenen Gefälligkeiten schuldig zn sein glaubte. Also vernehmen Sie! Vielleicht kann ich Ihnen einen Drenst erweisen, was mich unendlich freuen sollte. Vor unge fähr fünf Jahren riß meinem Schwager Herrn Boisson in Lyon ein Kassierer mit einer beträchtlichen Geldsumme ans, und trotzdem der Diebstahl sofort entdeckt wurde und der Tele graph nach allen Seiten spielte, war von dem Verbreche» nichts wahrzunehmen. Besonders hatte man nach den Hafen- städteu sein Augenmerk gerichtet, und es wäre ihm schwerlich möglich gewesen, auf dem Wasserwege zu entwischen. Naw kurzer Zeit aber fand man doch eine Spur: Sie führte „am Berlin. Sofort wurde die dortige Polizei benachrichtigt, sie erhielt da» Bild des Entflohenen und alle nur möglichen Merkmale geliefert; doch un,sonst, Ihrs Polizei, die sich ja wohl zu anderer Zeit als recht tüchtig erweisen mag, blieb in unserm Falle vhnmächtis." 242,20
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