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Z Sonntag, den 18. November 1917 28. Jahrgang Nr. 136 Amtliches 4 2801 u. darüber. 1 i?- - einmal, als Clemenceau Des auf Mittwoch, den 21. November fallenden Bußtages wegen und aus Gründen der schwierigen Herstellung der Zeitung erscheinen in nächster Woche nur Mei An-gaben und zwar Dienstag und Gonnabend zur gewohnten Stunde. Die Geschäftsstelle. Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis vierteljährl. 1 Mk. 75 Psg., monatl. 60 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2 MH Asnzeigenpreis: die fünfgespaltene Korpuszeile 15 Pfg., auswärts 20 Psg. Amtlicher Teil 40 Psg. Neklamezeile 40 Psg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmanmchai«, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Ä Minna Schirach, Bahnhofstraße 18 vörm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 1101 bis 1700 Vie ynevensseynsucht der Völker knüpft an die Er- eignifse und den Wandel der Dinge in den letzten Tagen neue Hoffnungen und Erwartungen. Da- fei also aus gesprochen und man braucht weder der Hoffnung zarte» Bertha Wiegner, Langestraße 54 vorm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 2201 bis 2800 Die abzugebende Menge und der Preis werden in den Verkaufsräumen der Händler jedesmal bekannt gegeben. Weitere Bekanntmachungen, namentlich die allwöchentliche Veröffentlichung finden nicht mehr statt. Naunhof, am 17. November 1917. Der Bürgermeister. (1901 bis 1909) Ministerpräsident war, die Leitung der äußeren Angelegenheiten innehatte, da ist ferner Klotz, der schon mehrfach Finanzminister war und auch jetzt daS peinliche Geschäft übernehmen soll, die französische Anleihewirtschaft mit dem Aussehen ge- sunder Finanzoperationen zu umkleiden. Und neben Augagneur (Kolonien) und Doumer (Marine) wird der Name JounartS als Minister für das Flugwesen genannt, desselben Jonnart, Ler als Kommissar der Entente daS unglückselige Griechenland mit eiserner Gewalt zur Auf gabe der Neutralität zwang. Endlich findet sich auch Pams auf der Ministerlifte. ES ist eine besondere Bos heit Clemenceaus, diesen Mann zu präsentieren, der be kanntlich bei der letzten Präsidentenwahl der Gegen kandidat PoincareS und der Kandidat Clemenceaus und leoyatteS Bild von diesem Manne im Gerste entwerfen zu könrren. Solche Typen und Charaktere gedeihen aber jetzt in den von den sogenannten RaSkolniky bewohnten Gegenden Rußlands. Trotz dem großen Einflüsse, dessen er sich allem Anscheine nach bei den breiteren Schichten deS russischen Volkes erfreut, ist er doch nicht- weniger al- Demagoge, nichts weniger als ein Mensch, der nach Augen blickserfolgen hascht, und man würde ihm sehr unrecht tun, wenn man ihn in einem Atem mit den am Horizonte der russischen Öffentlichkeit gegenwärtig auftauchenden Tageshelden nennen, und diesen an die Seite stellen wollte. Seit der Zeit vor den RevolutionSjahren 1905 bis 1906, als er zuerst daS Banner deS MaximaliS- mus erhob und gegen Plechanow einen erbitterten Feldzug eröffnete, bis in den jetzigen Augenblick hinein, ist er sich in seinem sozialistischen Programm und seinen revolutionären Forderungen vollständig treu ge blieben. Es ist dies genau derselbe Lenin, alS den man ihn von jeher kannte, und die Erfahrungen deS Weltkriege-, an denen so viele Geister irre geworden find, haben seine Anschauungen in nicht- ändern können. Seinem äußerlichen Erscheinen nach ist Lenin jener großrussische TypuS, wie man ihm in Kn Gegenden des zentralen Rußland so häufig begeg net, von jenem geradlinigen und kräftigen Auftreten, da- den großrussischen Bauern zum Unterschiede von den etwas non chalanten und behäbigen Manieren deS russischen Adligen so prägnant charakterisiert. Die unentwegte Gradlinigkeit im Denken und daS unbeirrbare LoSgehen auf LaS ein mal ins Auge gefaßte gesellschaftliche Ziel, die, muß man sagen, mit einem etwas engem Gesichtskreis und einem einseitig orientierten Verstände in Ler Regel verbunden sind, hat im übrigen Lenin mit allen echten Revolution-- männern au- der früheren Epoche deS vorrevolutionären Rußland- gemein. Und das ist es, wa-den Massen immer wieder imponieren muß, jenen breiten Massen deS Volle-, die in der Praxi- des unmittelbaren Lebens so wankel- nlütig und opportunistisch sind, in Wort und Schrift jedoch die Würze, prägnante Formel und die radikale Lösung lieben. TrotzkyS geistige Physiognomie hingegen zeigt bei all besten zur Schau getragenem extrem-revolutionären Ge bühren keineswegs solche ausgeprägten revolutionären Züge, eben weil er sich leichter von der augenblicklichen Strömung tragen läßt, weil er mehr auf die Masten ein- gestellt, deren Neigungen und Wünschen gefügiger und daher auch weniger individuell in seinem gesellschaftlichen Denken und Fühlen ist. E» fehlt ihm die revolutionäre Eigenbrödelet, die den Grundzug deS Leninschen Charakters auSmacht, und aus der alle Vorzüge, wie alle Fehler in der Persönlichkeit LeninS fließen. Er ist temperament voller, beweglicher, geschmeidiger und besitzt in hohem Grade alle jene »demokratischen* Tugenden, die den Dema gogen zum Unterschiede von dem Manne der Überzeugung kennzeichnen. Clemenceau Ministerpräsident. Ei» Kabinett ohne Sozialisten. Genf, 16. November. 1701 ,, 2200 601 1100 Friedens- und Giegerwillen. sAm Wochenschluß.) Die Friedenssehnsucht der Völker Die Heerscharen der verbündeten Mittelmächte fällen Schlag um Schlag die Feinde mit gewaltigen Streichen, die deutsche Panzerfaust macht Weltgeschichte mit dem Schwerte der Gerechtigkeit, Zeitentwicklungen tragen da- Chaos innerer Zerfleischung in die Reihen der Gegner — und da bläst dieser und jener immer wieder Friedens schalmeien, die von den Feinden alS Zeichen der Schwäch« und Entmutigung gedeutet und verwertet werden. Butterverkauf. Der Verkauf der Butter findet bis auf weiteres jeden Mom tag für die jeweils laufende Woche nach den auf den Speisefett- Karten gedrückten Nummern statt, und zwar bet Anna Haase, Langestraße 9 vorm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 1 bis 600 vepeinsbankstaunkofin üaunßof Kredil-Gewährung. Diskontierung und Einziehung von Wechseln und Schecks. Scheck- und Giro-Verkehr. Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren. Fernsprecher 44. Geschäftszeit: l0—l Uhr. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 1078?. 11 « 1 Süchs. Landeszeitung Serufprecher Ne. > Auf Warendezugsmarke L Nr. 11 der roten Karle werden vvm 22. bis mit 26. November 125 A Maisgrietz für 12 Pfg. abgegeben. Gleichzeitig kommen auf Nr. 9 der Brotaufstrichbezugsmarke 250 g Marmelade sür 140, 100, 93 und 65 Pfg. das Pfd. zur Ausgabe. Abgabe an Kändler bei den Warenverteilungsstellen: 20. November. Gefäße find mitzubringen. Grimma, 16. November 1917. Der Bezirksoerband der Königlichen Amtshauptmannschast. Warenoberverteilungsstelle: C. A. Rost. Bücklinge das Stück zu 15 Psg. werden in den einschlägigen Geschäften von heute ap auf Gemeindelebensmtttelkarte Marke 14 verkauft. Abgegeben wird auf den Kopf der Bevölkerung 1 Stück. Naunhof, am 16. November 1917. Der Bürgermeister. Nachrichten für Naunhof Gemach, deutscher Leser! Es liegt unS fern, so grobe Schnitzer zu machen. Die Kniffe und Pfiffe angelsächsischer und keltischer Verwirrungsdiplomatie find aber nachgerade wirkungslos, ihr Salz ist dumm geworden. EL verfängt nichts mehr. Die Augen der Neutralen sehen klar un klarer und selbst die Völker unsrer Widersacher beginnen in dem rosenroten Dunst Ler falschen Gläser Umrisse der Wirklichkeit zu erkennen, die ihnen die Pulse stocken macht. Man reißt die Brille herab und steht neben dem Friedens willen des deutschen Volkes einen Siegerwillen stehen, der die Welt mit einer Großtat nach der andern erfüllt. Man sieht unser Schwert mit ungebrochener Kraft arbeiten, — man sieht mit Entsetzen die Zeit für unS arbeiten, just umgekehrt wie man es sich gedacht und ausgeklügelt hat. Entbehrung, Not, Aufruhr nicht bei unS unter dem Drucke eines würgenden Teufels — sondern drüben bei den andern, bei den Verbündeten Ler Zerschmetterungs- Politiker und ihre- geschäft-hungrigen Anhang». Die Friedenssehnsucht der Völker knüpft an die Er- Amtlicher Anzeiger SSustr. SoimtassbeUags Vlülenblüttchen im Emporsprießen zu knicken noch die gute Flinte mit dem Strohhalm zu vertauschen, um schillernde Seifenblasen steigen zu lasten. Der in Schärfe und Kühle Umschau hallende Verstand wird durch daS ruhige Kraft- bewußtfein nicht verhindert, ein neue- Tempo der Ent wicklung in die Rechnung einzustellen. Die Geschwindig keit, mit der das Weltgeschehen jenen abschließenden Er eignissen zutreibt, für die wir gerüstet sein müssen, hat sich in der ablaufenden Woche namhaft erhöht. Wir können über kurz oder lang vor der Ansage der Stunde stehen, in der deS Deutschen Reiches und Volkes Zukunft neu zu verankern ist. Sie muß un- finden in voller Wappnung des Geistes und Hand in Hand, nach der militärischen und nationalen Geschlossenheit. Wie steht es darum? Neuer Burgfrieden in einer ganzen Reihe innerpoli tischer Fragen ist vereinbart — die parlamentaristerte Re gierung ist daran, sich auszuwirken — die Parteien be schränken sich Ruhe wird meist gehalten. Bleiben die Kriegsziele! Soll man sagen: der Kampf um diese Ziele? Das äußere Bild ist das der sich fliehenden Pole, der unüberbrückbaren Gegensätze. ES gibt aber Kämpfe, die sich selbst aufzehren, auseinanderstrebendes Fliehen endet in zusammenwirkendem Beharren. Die Kugeln deS Regulators treibt die Spannung um so weiter auseinander, je mächtiger der Dampfdruck ist, der sie kreisen läßt, sie finden sich in der Ruhelage durch das Schwer gewicht ihres Inhalts. Die Wuchtwirkung der nationalen Erfordernisse wird auch in dem Kräfte spiel, daS sich an die Begriffe Verständigungsfrieden und Schwertfrieden knüpft, schließlich eine Ruhelage de- Gleichgewichts herbeisühren, die offenbaren wird, daß der wirkliche Abstand der beiden Austastungen voneinander durchaus innerhalb der Grenzen liegt, die ein Zusammen kommen nicht ausschließen. Tritt die Erkenntnis hinzu, daß beiderseits vielfach der Fehler gemacht wird, sich auf starre Formeln festzulegen, so wird die dem Heile deS Reiche- allein dienliche Kraftlinie der Mitte sich um so sicherer durchsetzen. Ein Frieden, der niemand vergewaltigt, der dem Ideale allgemeiner Völkeroersöhnung nachstrebt, die keinen anderen Kampf kennt alS den Wettbewerb um die Güter einer hohen und feinen Kultur — wo in der Welt hat die ganze VolkSerziehung solchem Gebanken eine trefflichere Stätte bereitet, als bei der Nation der Deutschen? Ein Frieden, der unsere Zukunft sicherstem, der den gewaltigen Blutopfern ent spricht, die der Überfall einer halben Wett auf unS ge fordert hat, der mit der Vorstellung deS Siegespreises vereinbar ist, die sich auf den Ruhm unserer Waffen auf baut — wo ist der Richter der Weltgeschichte, der solchem Ansprüche in- Wort fallen will? Das eine wie daS andere lebt in der Brust eines jeden Vaterlandsfreunde- und ver antwortungsbewußten Staatsbürgers. Dazu mutz sich aber da» Dritte mit steigender Kraft durchsetzen, und daS ist daS verbindende, daS ist die volle Wertung deS Faktors, den für alle unsere Bestrebungen und für unsere letzten Entschlüsse die tatsächlich« Gestaltung der Kriegslage dar stellt. Dieser bewegliche Faktor — dem Genius unsere» Hindenburg sei in glühender Bewunderung verdankt, daß der Ausschlag stets nach unserer Gunstseite erfolgt — Mer bewegliche Faktor muß auch jenen Pro grammen hüben und drüben die Elastizität geben, die uns au» der Gefahr der gegenseitigen Entfremdung oder Verbitterung heraus und auf eine beiderseits gern und gut zu tragende Verständigungslinie hinüberführt. Alte ErfahrungSweiSheit lehrt, daß keine Sache so schlecht ausgeht, wie man befürchtet, und keine so günstig, wie man hofft. DaS kann man sich auch daun sagen lassen, wenn die Morgenröte einer Weltenwende aufsteigt und die Volksregel sich hausbacken ausnimmt gegenüber dem Auf gebot deS ganzen Arsenals der zünftigen diplomatischen Kunst und Fähigkeit der Kulturvölker mehrerer Kontinente. Die nüchterne Logik und die gebotene Disziplin der Er wartungen brauchen aber die Unerbittlichkeit, mit der daS Deutsche Reich seine Stellung dort nehmen wird, wohin eS der hohe sittliche Ernst seiner Bürger und die Unbesieg barkeit seiner Truppen weist, ganz und gar nicht abzu- mindern. Darin finde sich jeder mit jedem zusammen. Lenin uni» Trohly. Lbarakterbilber eine- Eingeweihten. über die beiden Männer, von denen der erstere jetzt al» russischer Ministerpräsident und der andere al» Minister de» Äußeren zeichnet, erhalten wir von einem gelegent lichen Mitarbeiter nachstehend« Charakter schilderung. Vie ist um so beachtenswerter, al» der Autor in seiner Studentenzeit di« neuen Machthaber Rußland» persönlich ge kannt hat. Lenin ist der TypuS de- verbohrten russischen Sektierer-, -er sich in seinen paar Grundsätzen für alle Ewigkeit festgebiffen hat, der da» kleinste Tüpfelchen seine» GlaubenSbekenntnifseS bis -um äußersten verfechten und von der einmal eingefchlagenen Richtung um keine Haare-breite abweichen wird. Man muß sich in Lie Zeiten deS glauben-- starken Mittelalter» zurückoersetzen, um ettl mehr ober minder Kabinettsbildung be traut. Offenbar waren diejenigen im Recht, die behaupteten, Cle menceau habe immer seine Mitarbeiterliste in der Tasche, wenn eine stürmische, für die Regierung heikle Sitzung in der Kam mer zu erwarten sei. In der Tat konnte Clemenceau unmittel bar nach seiner Be rufung bereits die neueMinisterliste vor» legen, die alle Namen seiner Freunde und Anhänger enthält. Da ist Michon, der schon Der 76jährige Clemenceau ist nun nach langem Warten dock noch einmal an das Ziel seiner heißesten Wünsche gelangt. Präsident Poincars hat den „Tiger" mit der 11 , 1 „