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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Zlluftr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Ar. r für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. L r.cheinl wöchentlich dreimal: Dienslag, Donnerstag und Sonnabeno, abends 6 Uhr. Bezugspreis vierteljährl. 1 Mk. 75 Psg., monail. 60 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2 Mk Anzeigenpreis: die fünfgespaltene Äorpuszeile 15 Pfg.,> auswärts 20 Psg. Amtlicher Teil 40 Psg. Reklamezeile 40 Psg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Nr. 128. Mittwoch, den 31. Oktober 1917. 28. Jahrgang. Amtliches. In den nächsten Tagen werden die neuen Zuckerkarten mit Gültigkeitsdauer vom 1. November 1917 bis 12. Februar 1918 durch dw Gemeindebehörden ausgegeben werden. Sie lauten allgemein auf 5 Pfund. Jede versorgungsberech- tigte Person erhält eine Zuckerkarte; Kinder unter einem Jahre er hallen auch diesmal wieder zwei. Die Anmeldung bei den Kleinhändlern kann sofort nach der Ausgabe der Karten erfolgen. Die Karten dürfen aber im Klein handel nicht vor dem 1" November >917 beliefert werden- Eine Vorausbelieferung der erft später gültigen Pfundabschnitte ist unzulässig. Gastwirtschaften, Bäckereien, Apotheken usw. erhalten wieder ohne Antrag die ihrem Betriebsumfange entsprechende Menge Be zugskarten durch die Gemeindebehörden. Grimma, 27. Oktober 1917- 5253 b. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Brotstreckung mit Kartoffeln. Bei der Bereitung von Schwarzbrot sind nach Anordnung des Staatssekretärs des Kriegsernährungsamtes ab 1. November 1917 zu verwenden: > > 90 Gewichtsteile Roggenmehl und entweder 30 Gewichts teile gequetschte oder geriebene Kartoffeln oder 10 Ge wichtsteile Kartoffelflocken oder Kartoffelwalzmehl. Die Brotstrekung gilt auch für das Brot der Brot- selbstver sorger. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 50000 M. oder mit einer dieser Strafen bestraft. Grimma, 29. Oktober 1917. 742 b Qetr. Der Bezirksverband der Königlichen Ämlshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshaupkmonn. M KohknMItt mb KHtMtkkBtßtztt. Vom 2^. Oktober 1917 ab darf bis auf weiteres von fernerer Einlagerung von Kohlenrücklagen abgesehen werden. Soweit jedoch ohne besondere Erlaubnis die nach dieser Be kanntmachung zurückzulegenden Kvhlenmengen nicht voll aufgestapelk worden sind, sind die rückständigen Mengen noch nachzulagern. Zu widerhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 1500 M. oder mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft. Grimma, 25. Oktober 1917. ^o. 778 a. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauplmonn. Die Kohlenbedarssanmelduugen grotzqewerblicher Ver braucher, d. s. solche, die monatlich mehr als 10 t verbrauchen, sind in der Zeit vom 1.—5. November unter Verwendung ueuer Melde karten (mit blauem Aufdrucke) erneut zu erstatten. Die Meldekarten können vom Bezirksverbande der Königlichen Amtshauptmannschaft bezogen werden. ! Grimma, 25. Oktober 1917. Ko. 847. Der Bezirksverband der Königlichen Ämlshauptmannschaft Grimma. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. UMm les VeMM »sM in keM IZxliek kin- unä ffückradl ungen: VerrinZung 4°/». Kei V, jährlicher flünäigunL8kn8t 4'/, 6r6Lers kinlsxen bet tsns. ffünäieunL höhere Ttnasstrs. OesediMsreN: 10—I vbr. Pv8t8elieekkonto: I-elprix wr. W7SZ. Götterdämmerung. Tiefe Finsternis ist über das schöne Land Italien bereingebrochen. Die lebenspendende Sonne, ohne die seine von Mutter Natur verschwenderisch bedachten Be wohner nicht existieren können, hält sich hinter schwarzen Wolken verborgen, und Tag und Nacht sind nicht mehr zu unterscheiden. Der Anfang vom Ende scheint gekommen, der Untergang einer Welt, die das betörte Volk unter der Einwirkung gewissenloser Kriegshetzer sich in seiner Vor stellung aufgebaut und für die es willig Opfer auf Opfer gehäuft hat. Ein paar gewaltige Schläge des Feindes — und zwei italienische Armeen liegen zertrümmert am Boden, wanken und weichen, müssen die kargen Früchte eines zweiundeinhalbjährigen, äußerst ver lustreichen Feldzuges preisgeben und ihre Trümmer suchen das Heil in der Flucht, während die Verfolger auf lang gestreckter Front die Grenze überschreiten und sich mit harter Faust den Eintritt in die venezianische Tief ebene erzwungen haben. Gut 1V, Millionen Menschen hat Cadorna bis zum 1. Juli dieses JahreS in seinen elf Jsonzo-Schlachten liegen lassen, und 23 Milliarden hat sich Italien seinen »heiligen Egoismus* bis in diesen Herbst kosten lassen. Dafür hat eS jetzt eine Quittung erhalten, so blutig und so furchtbar in ihren unausbleiblichen Folgewirkungen, daß sie wohl nicht bloß eine erträumte, sondern auch eine wirkliche Welt zum Ein sturz bringen wird. Dem König und seinen leichtherzigen Ratgebern wird heute schon mn Zepter und Krone etwas bange geworben sein. Sie haben sich vom Volke vergöttern lassen, so lange das Glück der Waffen ihnen zu lächeln schien; jetzt ist unheilschwangere Dämmemng über sie herein gebrochen, und alles kann verloren sein, wenn nicht noch ein Wunder die Entwickelung aufhält, die mit so über wältigender Macht von den Bergen herabgestiegen ist. Ein Wunder freilich ist bei dieser neuesten Wendung der Kriegsereignisse im Spiel — aber es wirkt auf unserer Seite, nicht auf der italienischen. Wir haben schon viele Großtaten des deutschen Generalstabes und der verbündeten Heeresleitungen erlebt, seitdem Gott Mars die Ent scheidung über die Weltenschicksale in die Hand genommen hat. Was sich indessen in dieser letzten Oktoberwoche vor unseren erstaunten Augen abgespielt hat, das hätte man selbst nach den unerhörten Verwöhnungen in Ost und West für ganz unvorstellbar halten sollen. Wir sind, um nur bei den wechseloollen Kämpfen unserer Bundesgenossen zu verweilen, Zeugen dessen gewesen, wie Lemberg und Przemysl ver loren und wiedergewonnen wurden, wie Czernowitz dreimal von den Russen genommen und ihnen immer wieder entrissen, wie Kronstadt mit dem östlichen Sieben bürgen von den raffgierigen Rumänen »erobert*, bald aber wieder von dm frechen Eindringlingen befreit wurde. Wie aber jetzt die Hauptstadt des österreichisch-ungarischen Küstenlandes, das liebliche Görz, ihren recht mäßigen Herm und Gebieter wiebergefunden hat, das ist wirklich ein Wunderwerk vollendetster Kriegskunst. Diesmal hat unsere Heeresleitung nicht nur den eigenen Boden vom Feinde gesäubert, son dern zugleich so vernichtende Schläge gegen sein Feldheer geführt, daß es sich davon kaum wieder erholen wird. Niederlage häuft sich auf Niederlage, die Beute an Kriegs material und Gefangenen schwillt zu geradezu phan tastischen Massenrahlen an. Und das alles binnen wenigen Tagen. Kaum eirw Woche ist es her, daß die Geschütze vor Flitsch und Tolmein zu donnem angefangen haben, und heute bebt und zittert schon ganz Italien unter der Wucht des Stoßes, der eS ziel sicher getroffen hat. »Unsere Verfolgung ist vom Gebirge bis zum Meer in schnellem Fortschreiten* meldet der Abendbericht vom 28. Oktober, und wie die Armee des Generals Capello ist bereits auch diejenige des Herzogs von Aosta in die allgemeine Katastrophe hineingezogen. Viktor Emanuel aber ist in Rom eingetroffen, um dem Lande eine neue Regierung zu geben. So gut wie un- beachtet fährt er durch die Straßen der Hauptstadt. Bald wird wohl das Volk immer mehr Aufmerksamkeit für ihn erübrigen — wenn es erst den vollen Umfang der Niederlage erfahren hat, die Cadorna aus dem nach rückwärts verlegten Hauptquartier melden muß. Dann wird es wohl wieder einmal stürmische Tage geben in Rom, und nicht bloß in Rom, und wer als Retter diesem Lande kommen wird, das ruht heute noch in der Zeiten dunklem Schoße. Aber die Helden vom Sommer 1915, die so fröhlich alte Verträge brachen, die haben ausgespielt. Die Vergeltung ist auf dem Marsch, und die Abrechnung wird hoffentlich so gründlich ausfallen wie der Aderlaß, den das italienische Volk seiner treulosen Regierung zu danken hat. politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Zu einer außerordentlichen Kriegstagung trat der Deutsche (christlich-nationale) Arbeiterkongrest in Berlin zusammen. Den Vorsitz führte Generalsekretär Steger wald. In seiner Eröffnungsrede erklärte er, das Friedens gerede bringe uns dem Frieden um keinen Schritt näher. Man müsse den Krieg fortsetzen, bis der Vernichtungs- wille der Gegner gebrochen sei. Es wird mitgeteilt, daß der Kongreß gegen 1^ Millionen Arbeiter und An gestellte vertritt, von denen über 700 000 im Heere stehen. Dir Versammlung erhebt sich zum ehrenden Gedächtnis von 75 000 gefallenen Mitgliedern. Staats sekretär Dr. Schwanker sagt die Fortführung der Sozialpolitik zu. Die Regierung prüfe ernstlich, wie das Arbeiterrecht frei von unnötigen Hemmungen auszugestalten wäre, wie dem Arbeiter und Angestellten die Mitwirkung und Vertretung im Staatsleben zukommen könne, und wie die gesetzlichen Grundlagen ihrer Berufs- und Organi- sations«rbeit den Bedürfnissen der Zeit anzupassen sei. Generalmajor S cheüch sagte, der deutsche Arbeiter kämpfe jetzt für die Zukunft. Der konservative Abgeordnete Graf Westarp führte aus, seine Partei habe folgende Ziele: eine Arbeiterschaft, von Jugend auf gut durchgebildet, nach Menschenkraft geschützt vor Not, Sorge, bei Krankheit und Alter, feststehend auf ausreichender materieller Grundlage, teilnehmend an allen gemeinsamen Gütern der Kultur. -s - Die Sächsische Generaldirektion der Eisenbahnen wird vom 1. November d. IS. ab daS Rauchen in den Zügen vollständig untersagen. Ferner wird die Fortschrittliche Polkspartei zu Beginn des neuen sächsischen Landtages eine Interpellation wegen der SchnellzugSzuschläge und det VerkehrSbeschränkungen einbringen. OsterreichLlngam. X Im Finanzausschuß de- MaanatenbauseS erklärte Graf Hertling nicht viel Neigung verfpüren, sich auch noch eingehend mit der Frage zu beschäftigen, ob er wirklich notwendig war und ob nicht der zu so raschem Scheitern verurteilte Nachfolger des Herrn v. Bethmann Hollweg ein besseres LoS verdient hätte. Sentimentalitäten scheinen heutzutage auch im heimatlichen Volks- und Parteileben nicht mehr für angebracht zu gelten, man wirb sich dieser Entwickelung fügen müssen, mit dem Vorbehalt, daß in ruhigeren Zeiten vielleicht auch wieder bessere Sitten zurück kehren werden. Heute fühlt jedermann dringender als je die Ver pflichtung, den Blick vorwärts zu richten, ausschließlich vorwärts. Wer also wird dazu ausersehen sein, daS Steuerruder deS Reiches in die Hand zu nehmen, auf wen wird die Wahl des Kaisers fallen, wenn eS aitt. Sicher- gehabt,sich an den Gedanken / eines abermaligen Wechsels im Kanzleramtzu gewöhnen und wird infolgedessen Ministerpräsident Dr. Wekerle u. a., der Ausgleich mit Österreich fei von seinem Amtsvorgänger mit der öster reichischen Regierung auf 20 Jahre festgestellt worden, könne aber aus technischen Gründen heute nicht in Kraft gesetzt werden. Die Regierung plane daher ein Provi sorium hinsichtlich des Ausgleiches, wie des Privilegiums der Osterreich-ungarischen Bank, auf mindestens anderthalb Jahre schon wegen der einjährigen Kündigungsfrist der wichtigsten Verträge mit dem Auslande. Mit Deutschland seien gleichfalls Verhandlungen über einen einheitlichen Zolltarif und eine Freiliste im Zuge, aber noch nicht ab geschlossen. Dir Ansicht der Interessentenkreise darüber werde gehört werden. Großbritannien. X Die Aufruhrstimmung in Irland läßt fich kaum mehr zügeln. Die Grafschaft Karry steht schon völlig im Zeichen der Rebellion. Sir Casement ist der VolkSheld. Die Sinnfeiner sind völlig bereit, mit jedem Gegner Eng lands ein Bündnis gegen Groß-Britannien zu schließen. In der Hafenstadt Tralle macht man kein Hehl aus den freundschaftlichen Gefühlen für Deutschland. Die britischen Truppen werden überall in der Grafschaft boykottiert. Man weigert sich, ihnen Nahrungsmittel zu verkaufen und ihnen Unterkunft zu gewähren. Aus Zn» und Ausland. Berlin, 29. Okt. Nach dem .Vorm." batte der neue preußische Minister des Innern den Entwurf zu einer Wahl« rechtsvorlage bereits fertiggestellt. Er soll aber von anderer Selle abgelehnt worden sein. Rotterdam, 29. Okt. In Rotterdam liegende von Amerika vor dem Krieg in Deutschland gekaufte und bezahlte Waren im Werte von 300- bis 400090 Pfund Sterling sollen jetzt mit Genehmigung der englischen Regierung nach Amerika gebracht werden. Brüssel, 29. Okt. In Antwerpen fand eine große Friedensversammlung statt, in der der Abgeordnete August Tepns mit aller Schärfe gegen die im Auslande ver breiteten Gerüchte protestierte, daß daS belgische Volk eine Fortsetzung deS Krieges wünsche. Rotterdam, 29. Okt. Prinz Christian von Schleswig- Holstein, preußischer Generaloberst, ist gestern gestorben. Vern, 29. Ott. Die schweizerische'« Nationalrats- wählen haben am (Sonntag in der ganzen Schweiz ohne Zwilchenfall stattgefunden. Die radikaldemokrati che Regie rungspartei im Nationalrat behält eine grobe Mehrheit bei. Die sozialdemokratischen Stimmen haben in einzelnen städtischen Kreisen bedeutend zugenommen. Lugano, 29. Okt. Das neue italienische Ministerium wird von Orlando gebildet werden, der außer Carcano sämtliche Minister beibehält. Petersburg, 29. Ott. An Stelle General Alexejews, der abgelehnt hat, wird Prof. Golowin von der Petersburger Militärakademie Rußland auf der Pariser Alliiertenkonferenr vertreten. Madrid, 29. Ott. In unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß der König den Ministerpräsidenten Dato seine- un veränderten Vertrauens versichern werde. Hertling oder Bülow? Vermutungen vor der Entscheidung der KanzlerkrisiS. es. Berlin, 29. Oktober. Wir find in die zweite Woche nach der Rückkehr deS Kaiser- von seinen Besuchen in Sofia und Konstantinopel eingetreten, und noch harrt unsere innerpolitische Lage ihrer endgiltigen Klärung. Nur soviel scheint nach allem, was von ernsthaft verbürgter Seite erzählt wird, fest zustehen, daß Herr Dr. Michaelis angesichts der schroff ablehnenüenHaltung der Reichstagsmehrheit sein Abschiedsgesuch eingereicht und daß der Kaiser sich am Sonntag Nachmittag ent- schlossen hat, in den Rück- tritt des erst vor wenig mehr als drei Monaten er- . nannten sechsten Kanzlers zu willigen. Man hat Zeit