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Nachrichten für Naunhof : 04.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191711046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19171104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19171104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-04
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 04.11.1917
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-erteilt, -ört einer Fäbrtk einen Bestick aLgestüttet. Ker dagegen aus nächst«: Nähe nicht nur einmal, sondern zu wiederholten Malen Einblick gewinnen durfte in die Arbeitsleistung vor allem unserer Kaiserin im Dienst der Fürsorge «m Verwundeten und Kranken, in der Anteil nahme am Ergehen der arbeitenden Bevölkerung, der weiß, daß es keine leichte Aufgabe ist, die selbstlose Pflichttreue hier unermüdlich ausübt. Die kürzlich stattgehabten Be suche der Kaiserin in mehreren Städten des Rheinlandes wurden von neuem ein beredtes Zeugnis für die ebenso körperlich anstrengende, wie seelisch hingebende Eindring lichkeit, mit der sich die Kaiserin dem widmet, was sie als ihre Pflicht als Landesmutter erkannt und vor sich ge stellt hat. Die ersten Besuche werden bereits zu früher Stunde angesetzt und dann geht es den ganzen Tag streng nach der Uhr, fast auf die Minute genau, damit das meist sehr reich haltige Programm auch innegehalten werden kann und denen, die auf ein Wort ihrer Landesherrin warten, keine Enttäuschung bereitet wird. Auch dort, wo die Kaiserin ihren ständigen Aufenthalt nimmt, wird unermüdlich ge- mLeitet, meistens schon von der Frühe an, und es kann vorkommen, daß noch am späten Abend einer der Herren zur Kaiserin befohlen wird, die eine ihr besonders am Herzen liegende Sache noch zu erledigen wünscht. Es sei kurz erwähnt, daß sich den Besuchsreisen mit ihrer mehr auf seelische Wirkung eingestellten Arbeitsleistung eine ins praktische Leben eingreifende Tätigkeit anschließt. An so manches Lager tritt nach Tagen und Wochen di« Freude in Gestalt der Erfüllung eines sehnlichen Wunsches, die die Kaiserin durch ihre persönliche Vermittlung ermög lichte. Zahllos sind die Anfragen und Erkundungen, die eingezogen werden und an die großen Verbände weiter gehen, die in direkter, ununterbrochener. Verbindung mit ihrer Protektorin stehen und um deren weite Arbeits gebiete sie sich mit nie erlahmendem Interesse kümmert und selbst bemüht. In wie starkem Maße sich der wohltätige Einfluß der Kaiserin in der Behandlung unserer Kriegsgefangenen in Feindesland bemerkbar gemacht hat, ist auch eine Tatsache, die viel zu wenig bekannt ist und doch geeignet scheint, in den beteiligten Schichten unseres Volkes das Gefühl der Dankbarkeit zu erwecken. Es liegt eben in der ganzen Natur, einmal der Kaiserin selbst, und dann auch der Ziele, die sie im stillen zähe verfolgt und glücklich erreicht, daß fie sich nicht mit grober Wichtigkeit an die Öffentlichkeit drängen wollen. Was da an Vorarbeit, an überwundenen Schwierigkeiten, an persönlicher Initiative und nimmer- müdem Interesse hinter den Tatsachen steht, die allein der breiten Masse bewußt und bekannt werden, das bleibt eben die geheime Kriegsdienstarbeit der Kaiserin. Rah und Fern. Eine Ausstellung des Durchhaltens. Am 11. No vember wird in Leipzig die „Erste große Bekleidung^- ausstellung Durchhalten" eröffnet; sie wird von der Kleider stelle der Stadt unter Mitwirkung namhafter Verbände und Firmen veranstaltet. Die Abteilung „Kleider" zeigt die Umarbeitung und Neuherrichtung getragener Kleider, die beste Verwendung der verbliebenen Reste und ihre Verwertung. Die zweite Abteilung behandelt das Gebiet der Schuhe, die dritte das der Verarbeitung. Zwei Sonder ausstellungen find betitelt „Werte aus Wertlosem" und „Durchhalten ohne Bezugsschein". 0 Schwere Sturmfluten an der Nordsee. Die Halligen und die Küsten Schleswigs werden zurzeit von heftigen Sturmfluten heimgesucht, die groben Schaden anrickten und den Verkehr der Inseln mit dem Festlands abschneiden. Der Nordstrander Seedeich wurde schwer beschädigt, alle Neuarbeiten sind von den Sturmfluten vernichtet worden. Die Halligen stehen zum Teil unter Wasser, die Brandung reißt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mit sich fort. Schwer bedroht find die Jischdampfer und Fischerboote, von denen einige mit verlorenen Masten und Ankern Not häfen aufsuchen mußten. Die Viehweiden find über schwemmt. Infolge der Sturmfluten sind auch wieder Minen ins Treiben gekommen, die neuerdings die Küsten bedrohen. o Ruffische Kriegsgefangene als Veranstalter eines Kirchenkonzerts. Das Kommando des Gefangenenlagers Salzwedel in der Altmark, in dem sich viele musikalische Ruffen befinden, bat Lem ukrainischen Musikoerein „Lyssenko", der sich dort gebildet hat, die Erlaubnis er teilt, am 4. November in der Salzwedeler Marienkirche ein Kirchenkonzert zum Besten der Kriegsfürsorge der Ge meinde Salzwedel zu veranstalten. Zum Vortrag gelangt deutsche Kirchenmusik. Der ßrbe von Auchenau. Roman von Herb ert von der Osten. 45 Die Luft in dem kleinen, überelcganten Raum erschien ihm seltsam schwer, erfüllt von irgend etwas Unfaßbarem, Dunkler,!, Unheimlichem, das sich mit dumpfem Druck auf seine Brust legte. Tas Hausmädchen'hatte sich lautlos zurückgezogen; er stand allein zwischen den zierlichen, gelbseidenen Sofas und Sesselchen, mit denen Lizzi ihren Salon geschmückt hatte. Don den Etageren starrten ihn die Porzellan-Schäfer und Marquisen mit ihren unbeweglichen Puppeuaugen an. Hasso kam es vor, als ob sich ihre Gesichter zu höhnischem Grinsen verzerrten. Nebenan war eS still geworden. Hasso hörte deutlich daS heftige Zuschlägen einer Lür und rasch sich entfernende Schritte. Sie strebten dem Kabinett des Hausherrn zu. ES war also wohl Schmidt gewesen, welch« der Familie eine seiner liebenswürdigen Szenen gemacht hatte. Vergeblich suchte Hasso sich durch den Gedanken zu beruhigen, daß es sich um Dinge gehandelt haben mochte, die ihn nicht im mindesten betrafen. Mit jeder Minute steigerte sich der Truck auf seiner Brust. Und jetzt vernahm er deutlich, wie Fried rich Karl sagte : „Bitte Du ihn, Anneliese; Dir wird er e8 nicht abschlagen." Instinktiv fühlte Hasso, daß man von ihm sprach. In lauten Schlägen hämmerte ihm daS Herz. Er wußte, jetzt kam das Unglück, dessen Nahe»» er die ganze Zeit hindurch emp funden hatte. „Dis gelbe Seide des Türvorhangs knisterte unter Anne liesens Hand; wie ein Schatten glitt das Mädchen über die Schwelle. ES dauerte lange, bis HaHs Anneliesens schluchzendes Gestammel verstehen tonnte. Endlich hatte er begriffen, waS sie von ihm verlangten. Er wurde blaß. Anneliesens angst volle Augen blickten scheu zu ihm auf. „Friedrich Karl will stch erschießen, wenn er das Geld nicht bekommt," weinte sie. „Ach, Hasso, wenn Du des Vaters Jammer mit angesehen hättest, als me n Schivager sich wei gerte, Friedrich Karl zu -elfen. Du tonntest gar nicht nein O Vom Deutschtum in Galizien. Zur Förderung und Pflege be- Deutschtums, zur Errichtung und Unterstützung von Schulen und landwirtschaftlichen Unterrichtskursen, zur Beihilfe und Beschleunigung beim Wiederaufbau zerstörter deutscher Siedelungen hat sich in Lemberg ein „Deutscher Verein zur Förderung kultureller und wirtschaftlicher Interessen deutscher Siedelungen in Galizien" gebildet. S Deutsche Hochschulkurse in Bukckrest. Vom 26. No vember ab findet in Bukarest im Auftrage der Militär verwaltung ein vierzehntägiger Hochschulkursus für alle studierenden Heeresangehörigen der verbündeten Mittel mächte im Bereich des Armeeoberkommandos Mackensen und der Militärverwaltung in Rumänien statt. Die Kurse, die völlig unentgeltlich abgehalten werden, umfassen das Gebiet der juristisch-staatswissenschaftlichen, der historisch- philologischen, der naturwissenschaftlich-mathematischen und der medizinischen Fakultät. Zugelassen zu den Kursen sind in erster Reihe Studierende, die aus dem Studium durch den Krieg herausgerissen worden sind, und vor 'Abschluß ihres Studiums daS Bedürfnis fühlen, ihre Kenntmffe wieder aufzufrischen, sowie Abiturienten, die im Begriff standen, ein Studium zu ergreifen. O Pastorinnen. Die theologische Fakultät der Univer sität Heidelberg hat einer Frau die Erlaubnis gegeben, den Titel eines Lizentiaten der Theologie zu erwerben. Den ersten weibflchen Geistlichen in Baden wird gleichfalls Heidelberg besitzen. Ein Fräulem Oberbach aus^Köln, das beide geistliche Prüfungen gemacht hat, ist vom Ober- kirchenrat als Seelsorgerin bestätigt worden; sie soll als solche in Kliniken mit vielen weiblichen Insassen wirken. o Eine Lawine von — Marmelade. In Mellungen bei Kassel ist eine von der dortigen Obstoerwertungs gesellschaft angelegte große Betonzistelne geplatzt, und ihr Inhalt, 160 Zentner Marmelade, aus 60 Zentnern Obst hergestellt, floß einen Berg hinunter und weiter durch einen Hohlweg in einen Garten. Den ganzen Sonntag über besuchten die Melsunger die Marmeladenlawme und ihr ZerstörungSroerk. Kriegsgefangene wurden damit be traut, die Marmelade mit Schippen zu bergen. S Selbstmord eines spanischen Malers. Wie auS Rom gemeldet wird, beging der dort lebende bekannte spanische Maler GalliegoS mit seinem Sohne Selbstmord. AuS hinterlassenen Papieren geht hervor, daß Not den Künstler zu der Tat getrieben hat. ! Vermischtes. Die Versammlung der Vögel. Jeden Mittwoch findet in Paris in der Louvrestraße eine Versammlung von Vögeln statt. Mittwoch wird nämlich in der in der genannten Straße gelegenen Handelsbörse der Getreide markt abgehalten. Beträchtliche Mengen Getreide werden bei solcher Gelegenheit verstreut und liegen auf dem Boden umher. Und die Vögel sind da und halten reiche Ernte. Das wäre nun weiter nicht wunderbar. Das Merkwürdige aber ist, daß die Vögel nicht warten, bis der Markt be ginnt. Sie kennen den Markttag ganz genau und haben sich richtig „ausgerechnet", wann er fällig ist. Sie sind infolgedessen schon sehr früh zur Stelle, und es sind nicht die Getreidehündler, die den Markt eröffnen, sondern die Spatzen und andere Bögel. Der Krieg ist, wie man sieht, ein vorzüglicher Lehrmeister: er hat nicht bloß die In telligenz der Menschen geweckt und zu staunenerregenden Taten befähigt, sondern auch die Tierwelt auf neue Gebiete der Selbstversorgung hingewiesen. Der grötzte Zündholztrust der Welt. In Schweden ist der größte Zündholztrust der Welt gegründet worden; er umfaßt alle Streichholzfabriken des Landes samt ihren Filialen in Norwegen, Rußland und England. Das Trust- kapital beträgt 40 Millionen Kronen, und der Waldbesitz deS Trusts umfaßt 176 000 Morgen. Die jährliche Pro duktion der schwedischen Fabriken des Trusts beträgt 4750 Millionen Schachteln. Der Trust verfügt über eine Arbeiterzahl von über 9000 Mann. Lebensmittelprcise einst und jetzt. Im „Figaro" liest man: Es sind jetzt gerade fünfzig Jahre her, daß in Paris unter dem Titel „An den Ufern des Rheins" ein mit zahlreichen praktischen Auskünften ausgestatteter Reiseführer erschien. In einer der Städte, in die der Führer seine Reisenden geleitete, gab es ein „Hotel de Paris", das folgendermaßen gekennzeichnet wurde: „Bequem, aber fast unerschwinglich teuer. Zimmer . . . 2,50 Frank; Frühstück... 3 Frank mit Wein; Essen ... 5 Frank mit Wein. Mahlzeiten nach der Karte. Die Preise für die auf der Karte verzeichneten Gerichte sagen. Es ist ja auch zu grausam, daß sie ihn fallen lassen wollen, gerade jetzt, da ihm sein Glück so nahe ist, da er für immer gerettet sein könnte." Die Borzimmerglocke gellte durch die stille Wohnung. „DaS ist Schulze mit dein Wechsel," schrie Anneliese auf. Ihre Glieder flogen wie im Fieber. Sie stürzte an dem Verlobten vorüber und ritz die Tür deS Nebenzimmers auf. „Friedrich Karl, erschieße Dich nicht; denke an den Vater," jammerte sie an deS Bruders Halse. Friedrich Karl trat, sie fest am Arme haltend, auf Hasso zu. „Muß ich eS?" fragte er heiser. „Nur wenn ich es auS Deinem eigenen Munde höre, kann ich eS glauben, daß Du mir diesen kleinen Freundschaftsdienst versagst." Sein Blick bohrte stch in das bleiche Gesicht des jungen Vetters, während er mit abgebrochenen, sich überstürzenden Worten weiter sprach: „Natalie Kronheim hat sich mit mir gestern abend schon verlobt; aber ihr Vater ist furchtbar mißtrauisch. Ich mußte ihm versichern, daß ichkeiue Schulden hätte. Schlägt der Schulze jetzt Alarm, so geht die Verlobung zurück. Sonst ist die Hoch zeit in vier, spätestens acht Wochen, und dann bekomme ich ein großes Kapital ausgezahlt. Ain selben Tage noch, schwüre ich Dir, löse ich den Wechsel ein, und Schulze will sich schriftlich verpflichten, Dich bis dahin nicht zu drängen. Eine leere Form ist diese ganze Bürgschaftsgeschichte nur." „Aber ich habe dem Onkel mein Ehrenwort gegeben, keine Wechsel zn unterschreiben, weder für mich noch als eines ande ren Bürgen. Deshalb kann ich Dir nicht helfen," rief Hasso verzweifelt. „Wenn ich mein Wort bräche, würde der Onkel mich verachten." „An der Meinmig von Onkel HanS liegt Dir mehr als an dem Leben Deines Freundes?" fragte Friedrich Karl scharf. „Dagegen läßt stch daun allerdings nichts sagen. Ich kann Dir nur wünschen, daß Dich daSWohlwollen von Onkel HanS für das häßliche Gefühl, Deinen Freund in den Tod getrie ben zu haben, entschädigen möge. Bis zu dieser Stunde bildete ich mir nämlich ein, daß wir Freunde wären. Man lernt die Menschen ja erst kennen, wenn man ihre Hilfe braucht." Er drehte Hasso den Rücken und wandte stch der Tür zu. „Lebt wohl alle zusammen. In einer Stunde ist der Jammer für mich zu Ende." ' find fabelhaft hoch: so kosten zwei Hammelrippchen Mit' Kartoffeln nicht weniger als l,60 Frank/ Die Entrüstung deS Führers über diese beiden Rippchen mit Kartoffeln ist geeignet, uns mit tiefster Wehmut zu erfüllen. Heute würde man in Parts für denselben Preis kaum die Kar toffeln erhalten! s Die Geister prophezeien den Frieden. Ein Spirt. tistenblatt, das „Psychic Magazine" ist tn der Lage, den Frieden als „unmittelbar bevorstehend" zu prophezeien. Es schöpft diese Prophezeiung aus den Mitteilungen eines Mediums, das während eines Schlafzustandes Gelegen heit hatte, sich mit den Geistern hervorragender Strategen zu unterhalten. DaS Programm für den Kriegsherbst wurde folgendermaßen festgestellt: 21. September 1917: Offensiven, die für uns, ü. h. für die Alliierten, glücklich verlaufen. — 5. Oktober 1917: Starke und glückliche Kampf tätigkeit der Verbündeten. — 9. November 1917: Verlang samung, dann beinahe Stillstand der Kampftätigkeit. — 19. November 1917: Ende der Feindseligkeiten.... End gültiger Friedensschluß im Juni 1918. Da der erste Tetl des Programms, die Offensiven der Verbündeten, durchaus nicht so „glücklich" verlaufen ist, wie die verstorbenen Strategen es dem Medium verkündet haben, dürften auch die anderen Programmpunkte einigen Zweifeln begegnen. Amerikanisches Kriegsrezept. Ein neu gegründetes amerikanisches Blatt, das sich „Appeal to Reason" nennt, gibt seinen kriegstollen Landsleuten folgenden Rat: „Wenn ihr durchaus Krieg führen wollt, so grabt euch in eurem Garten einen Graben, füllt ihn bis zur Hälfte mit schmierigem Wasser, kriecht hinein, bleibt einen Tag oder auch zwei Tage darin, ohne zu essen, und srazt dann herum, ob jemand die Gewogenheit haben möchte, ein paar Revolverscküsse auf euch abzugeben. Dann wißt ihr ungefähr, was Krieg ist, und zudem habt ihr eurem Vater land einen Haufen Geld gespart." Eine andere ameri kanische Zeitung, die „Chicago Daily News", macht ein paar nüchterne Bemerkungen über die Kosten des Krieges, indem sie ihren Lesern zuruft: „Wenn die Völker ihre Kriege im voraus bezahlen müßten, würde das Reich des ewigen Friedens schon längst angebrochen sein!" Eine versiegende Erdgasquelle. Vor einigen Jahren war in ganz Deutschland die Rede von einer wunderbaren Erdgasquelle, die man bei Bohrungen auf der Gemarkung der Gemeinde Neuengamme in den Hamburger Vierlanden entdeckt hatte. Das auS der Erde hervorströmende Gas hatte sich damals an einer Lokomobile entzündet und bildete wochenlang eine haushohe Feuergarbe, die von nah und fern viele Besucher anlockte. Die Stadt Hamburg ging dann daran, das Gas zu fassen und zu Beleuchtungs- zwecken nutzbar zu machen. Da es mit 28 Atmosphären ausströmte, konnte es sehr gut verwendet werden. Es wurde mit anderem Gas gemischt und den angeschlossenen Betrieben und Häusern zugeleitet. Jetzt droht dieser Naturoorrat des Neuengammer Gases zu versiegen. Der Druck beträgt heute nur noch 2,6 Atmosphären. Dieser drohende Verlust ist in der jetzigen Zeit der Gas einschränkung für die Hamburger besonders fühlbar. Die von den deutschen Truppen besetzte Insel Dagö (auch Dago, Dagen oder Dagden genannt) rst von der Insel Osel nur durch eine schmale Meerenge, den Söla- sund, getrennt. Ihre Küsten sind durch Welleneinfpülung sehr zerrissen und überall von Untiefen, Sandbänken und kleinen Eilanden umgeben, wodurch die Schiffahrt in der Nähe ihrer Ufer sehr gefährlich wird. Auf der äußersten Spitze deS westlichen Vorgebirges, Dagerort genannt, steht des halb ein Leuchtturm. Die Insel ist zum größten Teil eben; an der Nordostküste und im Innern sind große Sümpfe, in denen man viele Wanderblöcke findet. Die 16000 Bewohner der Insel bestehen zu aus Esten, zu V. aus Schweden und Deutschen und leben von Ackerbau, Viehzucht, Fisch- und Robbenfang, Holzfällen, Kalkbrennen und einigem Handel, der sich in den beiden kleinen Hafen plätzen Hohenholm und Tiefenhafen konzentriert. Dagö wurde 1646 von Dänemark an Schweden und 1721 von Schweden an Rußland abgetreten. Aus dem Gerichtssaal. H Da» Verfahre» gegen Professor Henkel. I« dem Dtszipltnarstrafprozeß gegen den Jenaer Universitätsprofeß or und Direktor der dortigen Frauenklinik Dr. Max Henkel beantragte der Staatsanwalt Amtsentsetzung und Brrüb- schiedung vom Dienst, da Professor Henkel nicht mehr das Vertrauen besitze, um weiter an der Jenaer Frauenklinik wirken zu können. „Nein, nein, Du sollst nicht sterbeu," schluchzte Anneliese, deS Bruders Arm umklammernd. Er machte sich sanft von ihr frei. „Sei froh, daß Du mich loS wirst, Kleine. Ihr habt immer nur Sorgen durch mich gehabt; denn für ein armes Schlnckerdasein fehlte mir die Ber- aulatzuna. Vielleicht geht es Ench besser, wenn ich nicht mehr da bm. Lebe wohl I Vater." Etwas wie Reue sprach au« dem hübschen, leichtsinnigen Gesicht des Leutnants, als er stch über den alten Mann beugte, der wie gedankeuabwesend vor stch hinbrütete. DeS Sohnes Stimme weckte den Hauptmann auS der stummen Lethargie seines Jammers. Wie von einer plötzlichen Eingebung erfaßt, schnellte er empor und streckte die kalten, zitternden Hände nach Hasso auS: „Habe Mitleid mit mei nen grauen Haaren; laß mir mein Kind." Hasso riß den Kragen seiner Uniform ans. Ihm war's, als müsse er ersticken. Hilfesuchend flog sein Blick zu der Geliebten. „Anneliese, sag ihm doch, daß ich nicht kann." Aber Anneliese blieb stumm. Sie hob den Kopf nicht von deS Bruders Schulter, den sie noch immer umschlungen hielt. Leidenschaftlich« Qual sprach ans Hassos bleichen Zügen. „Macht mich nicht wahnsinnig," stöhnte er gefoltert auf. „Mein Leben wollte ich freudig für Euch zum Opfer brin gen; aber meine Ehre kann ich Euch nicht geben. Meine Ehr« ist das einzige, was ich habe." „Rette mir den Sohn," wimmerte der alte Hartenstein. ^Vater," rief Lizzi. Mit zornblitzenden Augen stand sie auf der Schwelle der Tür, di« sie hastig hinter sich zudrückte. Durch einen Griff zog sie den alten Mann zurück. „Cs ist gauz umsonst, daß Du Dich vor Hasso demütigst," schalt sie ihn. „Eher würde eur verprtlgelter Hund seinem Herrn den Bissen vom Mund« weg- reißen, als daß Hasso sich gegen den Onkel auflehnt." AuS dein blassen Gesicht des Jüugliugs wich jeder Schein von Farbe. Wie im Krampf zitterten feine Lippen. „Gut für Dich, daß Du eine Fran bist." „Ich möchte Dich doch bitten, mich nicht in meinem eige nen Hanse zu beschimpfen," sagte Lizzi kalt. „Daß Du Berlin verläßt, wird die Auflösung Deines Verlöbnisses mit Anne lies« sehr «rleichtern," fuhr fi« u»tbarmh«rzig fort. 382,20
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