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verändert. Man erfährt nur, bah mehrere Mitglieder der Mehrheitsparteien eine Unterredung mit dem Chef deS Zivilkabinetts Herrn von Valentini hatten. Dabei dürfte die Lage erörtert worden sein und man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß auch der Kaiser nunmehr über die Anschauungen innerhalb der Reichstagsmehrheit unter richtet worden ist. Sicherem Vernehmen nach find die Mehrheitsparteien einig darin, daß ein Kanzlerwechsel unvermeidlich ist. Natürlich hört man allenthalben Vermutungen über die Person des etwa in Frage kommenden Nachfolgers, ohne daß auch nur einigermaßen sichere Anzeichen dafür vorhanden wären, wer den Posten nunmehr übernehmen soll. Gerüchtweise verlautet, daß die Mehrheitsparteien übereingekommen sind, von sich aus dem Kaiser keine Vor schläge zu machen, dagegen ist in der Besprechung immer klarer der Wunsch zum Ausdruck gekommen, daß der Kaiser eine Regelung treffen möge, die Aussicht hat bis zum Friedensschluß zu dauern. Unter den verschiedenen Namen, die als Nachfolger des Reichskanzlers in den letzten Tagen genannt wurden, spielte auch der des Reichsschatzsekretärs eine Rolle. Dazu weiß der „Tag" zu berichten, daß Graf Roedern nicht kandidiert. Der Reichsschatzsekretär dürfte der Meinung sein, daß ein Wechsel in seinem Amte an gesichts der großen Aufgaben, die ihm obliegen, jetzt im vaterländischen Interesse nicht dienlich wäre. * Wenn man von einer bevorstehenden Lösung der Krise spricht, darf nicht übersehen werden, daß dec Kaiser das Abschiedsgesuch des Staatssekretärs des Reichsmarine amtes v. Capelle abgelehnt hat. Daraus wollen ge wisse Kreise entnehmen, daß die Umgebung des Kaisers an eine Lösung der Krise glaubt, die allen leitenden Männern das Verbleiben in ihren Ämtern möglich macht. Diese Auffassung scheint auch ihre Bestätigung in einem Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler zu finden, in dem in Vollziehung der gesetzgeberischen Beschlüsse die Errichtung eines Reichswirtschaftsamtes bestimmt und zugleich eine Anzahl von Ernennungen bekannteogeben werde. Danach hat der Kaiser den Staatsminister Dr. Helfferich unter Belassung in seinem Amte als Stellvertreter des Reichskanzlers von der Stellung als Staatssekretär des Innern entbunden, den Unterstaatssekretär Wirk!. Geh. Rat Max Wallraf zum Staatssekretär des Innern, den Unterstaatssekretär Wirk!. Geh. Nat Dr. Rudolf Schwand er zum Staatssekretär des Reichswirtschastsamts, den Direktor im Reichsschatzamt Schiffer zum Unterstaatssekretär und den Geh. Oberregierungsrat Gold kühle auS dem Mini sterium der öffentlichen Arbeiten -um Direktor im Reichs- schatzamt ernannt. politische Rundschau. Deutsches Reich. * In einer Unterredung, die er vor feiner Abreise von Budapest hatte, erklärte sich der Staatssekretär Dr. v. Kühl mann gegen den Wirtschaftskrieg nach dem Kriege. Er führte aus, Deutschland stehe auf dem Standpunkte, und er wisse sich in dieser Hinsicht eins mit der Leitung der österreichisch-ungarischen Monarchie, daß ein Wirtschafts krieg nach dem Kriege als völlig ausgeschlossen zu be trachten sei. Es müsse alles versucht werden, um die alten Verbindungen nach dem Kriege möglichst wieder herzu stellen und ein wirtschaftliches Verhältnis der Staaten zu ermöglichen. 4- Von gutunterrichteter Seite wird gemeldet, Kaiser Wilhelm habe beim Abschied von Konstantinopel den Sultan eingeladen, Berlin zu besuchen, was auch dem deutschen Volke große Freude bereiten würde. Der Sultan darf, wenn er deS Deutschen Reiches Hauptstadt besucht, des herzlichsten Empfanges sicher sein. Deutschland weiß eS zu schätzen, wie treu und tapfer die Türkei jederzeit die Waffenbrüderschaft mit Deutschland und den anderen Verbündeten gehalten hat. * In der bayerischen Abgeordnetenkammer äußerte sich Ministerpräsident Gras Hertling über die politische Lage in längerer Rede. Er führte u. a. aus, daß wir dem Frieden noch immer um keinen Schritt näher gekommen seien. England' wolle unter allen Umständen unseren Handel vernichten. Frankreich wolle Elsaß-Lothringen Demgegenüber müssen wir daran festhalten, daß bei aller Jriedensbereitschaft kein Fuß breit deutschen Bodens preis- gegeben werden dürfe. Durch Schuld der Entente gewinnt der Krieg mehr und mehr den Charakter eines Ringens zwischen Amerika und Europa. Wir dürfen dem Aus gang des Kampfes mit Zuversicht entgegensehen. Zur Neuorientierung in Bayern führt Graf Hertling aus, daß die Regierung eS als ihre wichtigste Aufgabe betrachte, die Verwaltung und die Gesetzgebung berechtigten Ansprüchen der Zeit anzupassen. Dementsprechend werde der Kammer ein Gesetzentwurf über die Veränderung der Zusammen setzung der ersten Kammer zugehen. Einigkeit ist das Gebot der Stunde, so schloß der Ministerpräsident. Aus In» und Ausland. Berlin, 24. Okt. General Achmed Jzet Pascha, der Höchstkommandierende der türkischen Armee, ist in Berlin ein getroffen. Berlin, 24. Okt. Heute ist hier eine deutsch-polnische Bereinigung gegründet worden. München, 24. Ott. Wie verlautet, steht die Einbringung einer Vorlage betreffend die Neueinteilung der Wahl kreise in Bayern in Aussicht. Wien, 24. Okt. Der von der Regierung beantragte Neun- Milltarden-Kriegskredit wurde vom österreichischen Ab- geordnetenhause mit 227 gegen 170 Stimmen angenommen. Haag, 24. Okt. In verschiedenen Orten Vorderindiens fanden in den lebten Tagen lebhafte Kundgebungen für die indische Selbständigkeit statt, die von der indischen Hsmemle- Liga veranstaltet waren. Lugano, 24. Okt. Anfang Dezember wird im Vatikan ein Konsistorium stattfinden, in dem zwei italienische Kardinäle ernannt werden sollen. Washington, 24. Ott. Die Regierung bestimmt, daß das feindliche Eigentum bewacht werden soll. Die Vaterlaudspartei im Heidelberger Licht! Professoren der Heidelberger Universität veröffentlichen folgende Erklärung . Die unterzeichneten Mitglieder des Lehrkörpers der Universität Heidelberg fühlen sich zu -er Erklärung gezwungen, daß sie, ver schiedenen politischen Richtlinien angehörend, in der Gründung und in dem Programm der Deutschen Vaterlandsparkei eine Gefahr erblicken. Im Namen und im Programm dieser Partei wird der Anspruch ausgedrückt, einen besonders vaterländisch ge sinnten Teil des Volkes zu vertreten. In diesem Anspruch sehen wir eine Sprengung der Einheit, wie sie trotz der gegenwärtigen Streitigkeiten seit dem 4. August 1914 in dem geschlossenen Der- teidigungswillen des deutschen Volkes besteht, und eine Wieder- bAebung alter unheilvoller Kämpfe, deren Ueberwindung uns der Krieg bereits gebracht zu haben schien. Indem wir uns zugleich gegen jede Flaumacherei und Schwächung unseres Siegeswtllens wenden, bekennen wir uns zu der festen Zuversicht, daß Deutsch lands Machtmittel uns und unseren Kindern eine gesicherte Zukunft erkämpfen werden. Aber Einheitlichkeit der inneren Front bleibt eine unentbehrliche Voraussetzung des Erfolges. Wir kennen keine Daterlandspartei, sondern nur ein allen Parteien gemein sames Vaterland. gez.: Anschütz, Bartolomä, Boll, Braus, Buetschli, Curtius, Dibelius, Driesch. Fehr, Goldschmidt, Gothein, Gottlieb, Heinsheimer, Herbst, Hettner, Homburger, Jasberg, Klebs, Kümmel, v. Lilienthal, Neckel, Karl Neumann, Niebergall, Onken, Rickert, Salomon, Schrader, Seng, Thoma, Wagenmann, Max Weber, Wille. Die Schlacht bei Goiffons. Deutsche Truppen an der italienischen Front. Mitteilungen des Wolffschen Telegraphen-BureauS. Großes Hauptquartier, 24. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern drängten unsere Truppen durch Gegen angriff den Feind fast völlig aus dem in unserer Abwehr zone noch besetzten Streifen am Südrand des Houthoulster Waldes zurück; Gefangene bliebe» in unserer Hand. Im Kampfgelände von Draaibank bis Zandvoorde nahin nachmittags das Feuer wieder erheblich zu; neue Angriffe erfolgten nicht. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Die Franzosen begannen gestern in zwei Teilen einen großen Angriff am Chemin-des-Dames von dem Ailette-Grunde nördlich von Vauxaillon bis zur Hochfläche nördlich von Paissy (25 Kilometer). Die vormittags südlich de- Oise—NiSue-KanalS sich ent wickelnden Kämpfe führten zu schwerem, wechsclvollem Ringen zwischen der Ailette und den Höhen von Ostel. Der früinnorgenö gegen unsere durch 6tägiges heftigstes Feuer zerstörten Linien ««stürmende Feind fand starke» Wider stand und kam wegen schwerer Verluste nicht vorwärts. Erst einem späteren, nach »euer Feucrvorbcrcitung geführten und durch zahlreiche Panzerwagen unterstützten Stoß frischer franzö^schcr Kräfte von Westen her auf Allemant, von Süden auf Chaviguon gelang cs, in unsere Stellungen ein- zubrecheu uud bis zu diesen Dörfern vorzudringen. Da durch wurden die dazwischen liegende» Stellungen unhalt bar. Bei der Zurücknahme der Truppen aus den in der Front zähe gehaltenen Linien mußten auch vorgezogeue Batterien gesprengt und dem Feinde überlassen werden. Die Franzosen drängten scharf nach, doch wurde durch das Eingreife» unserer Reserven der feindliche Stotz südlich vou Pinon, bei Baudesfon und dem hart umkämpften Chavignon aufgrfangen; weitere Fortschritte blieben dem Gegner versagt. Die gleichzeitig auf der Hochfläche beiderseits des Ge höftes La Noyere (südlich von Filain) angesetzten Angriffe mehrerer französischer Divisionen scheiterten trotz wieder holtem Ansturms unter den schwersten Verlusten. — Abends schritt nach mehrstündigem Trommelfeuer der Feind zwischen Braye und Ailles zum Angriff. Zweimal stürmten dort seine Truppen tiefgegliedert vor. Im Abwehrfeuer und stellenweise im erbitterten Nahkampf brach an dieser Front der Stoß der Franzosen völlig zusammen. — In örtlichen Kämpfen fetzte sich die Schlacht bis tief in die Nacht fort; sie ist bisher nicht wiederaufgelebt. — Unsere Truppen haben sich heldenmütig geschlagen. — Auf dem östlichen Maas-Ufer spielten sich tagsüber südwestlich von Beaumont Grabenkümpfe ab. Östlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Lem Rigaischen Meerbusen und der Düna nahmen wir in den Nächten bis zum 22. 10. ohne Störung durch den Feind unsere in breiter Front vor die Haupt- siellung weit vorgeschobenen Sicherungstruppen zurück, die in erfolgreichen Gefechten den Russen den Einblick in unsere Aufstellung seit Anfang September verwehrt hatten. Macedonische Front. Lebhaftere Artillerietätigleit nur westlich des Chrida-Sees und vom Wardar bis Dojran, wo Vorstöße der Engländer abgewiesen wurden. Italienische Front. Die GefechtStätigkcit in Tirol, Kärnten und am Isonzo Ist merklich aufgclebt. Deutsche Artillerie hat in den Feuer- kampf eingegriffen, deutsche und österreichisch-ungarische In fanterie hat heute morgen bei Flitsch, Tolmei« und im Nord, teil der Hochfläche von Bainfizza die vordersten italienischen Stellungen genommen. Der Erste Generalqvartiermeister Ludendorff. * Wien, 24. Ott. Der amtliche Heeresbericht stimmt mit Bezug auf die Entwicklung auf dem italienischen Kriegsschauplatz mit dem deutschen Bericht überein und meldet weiter erfolgreiche Kämpfe in Albanien. Unsere tägliche A - Boot - Bente. Amtlich wird gemeldet: Neue U-Bootsersolge im Ärmelkanal und in der Nordsee: drei Dampfer und zwei Segler. Die drei mittelgroßen Dampfer, die alle beladen waren, wurden von einem U-Boot innerhalb 4Stunden aus drei gesicherten Geleitzügen herausgeschossen. Die versenkten beiden Segler hatten Grubenholz für England geladen. Der Chef des AdmiralstabeS der Marine. Die Festung Paris! Auf die Klagen des Pariser FunkspruchS über unsere Fliegerangriffe und auf die Behauptung, die französischen Angriffe auf deutsche Städte seien nur Vergeltungs maßregeln, antwortet ein Berliner Blatt, das öfter zu offiziösen Kundgebungen benutzt wird. Das Blatt weist darauf hin, daß wir lediglich Angriffe auf militärische Objekte deS Feindes unternehmen, während Frankreich durch Bombenabwurf auf Eifel- und Schwarzwälder Dörfer, auf Baden-Baden, Frankfurt, Tübingen und vor allem auf Karlsruhe längst daS Verbrechen auf sich lud, dessen eS unS jetzt zu be schuldigen wagt. DaS Blatt schließt: Aber für Frankreich gibt eS ein warnendes Menetekel. Nur 100 Kilometer vor unserer Front liegt die Festung Paris! Möge Frankreich sich nicht täuschen. Wir haben die Mittel in der Hand, für jedes HauS, daß in friedlichen deutschen Heimstätten durch französische Bomben stürzt, einen Straßenzug in der Festung Paris in Trümmer finken zu lassen. Frankreich mag daS Schicksal seiner Hauptstadt selbst bestimmen. Meine Kriegspost. Berlin, 24. Okt. Zum Gouverneur von Osel und den anderen von unS tm Rigaischen Meerbusen besetzten Inseln ist Generalleutnant Freiherr v. Seckendorfs ernannt worden. London, 24. Okt. Nach einer amtlichen Erklärung wurden bei dem letzten Luftangriff 24 Personen getötet und 56 ver wundet. Lin englischer Hilfskreuzer versenkt. Verlust eine- TorpedobootSzerstörerH. Die englische Admiralität gibt amtlich bekannt: Der Hilfskreuzer „Orama" (12S27 Br.-Reg.-To.) ist am IS. Oktober torpediert worden und gesunken. Menschen. Verluste find nicht eingetrcte«. Ein Torpedobootszerstörer ist infolge eine- Zusammenstöße» gesunken. 2 Offiziere uud 21 Mann wurde» gerettet. „Orama- gehörte der Orient-Schiffahrts-Gesellschaft in Glasgow und stand seit Kriegsbeginn im Dienste der englischen Kriegsflotte als Hilfskreuzer. Die „Orama* nahm am 14. März 1915 an dem völkerrechtswidrigen Überfall auf den deutschen kleinen Kreuzer „Dresden* in den chilenischen Gewässern teil. Die „Dresden" hatte da mals bei der Insel Juan Fernandoz etwa 500 Meter vom Lande Anker geworfen, um Reparaturen vorzunehmen. Während der Verhandlungen mit den chilenischen Behörden kam ein englisches Geschwader, bestehend aus den Kreuzern „Glasgow* und „Kent* und dem Hilfskreuzer „Orama*, Die englischen Schiffe eröffneten unter Bruch des Völker rechts sofort bas Feuer und vernichteten die „Dresden* deren Mannschaft an Land ging und das Schiff in die Luft sprengte. Die chilenische Regierung erhob seinerzeit zwar Protest gegen die Verletzung ihrer Hoheitsgewässer, doch hat man nie etwas von einer englischen Antwort gehört. Jetzt ist „Orama* dem rächenden Torpedo eines deutschen Kriegsschiffes zum Opfer gefallen. Hollands Kampf um die Neutralität. Haag, 24. Oktober. In der Zweiten Kammer gab der Minister des Aus wärtigen Loudon Auskunft über die Verhandlungen mit Deutschland und England betreffend die Durchfuhr von Kies usw. aus Deutschland nach Belgien. Er führte aus, daß von feiten der britischen Regierung kein Antrag gestellt worden sei, die Streitfrage einem Schiedsgericht zu unter werfen. Gegen einen derartigen Antrag würde die nieder ländische Regierung nichts einzuwenden haben, insofern damit bezweckt würde, mit Zustimmung der deutschen und der englischen Regierung die Frage, ob die betreffenden Transporte über niederländisches Gebiet als Transporte militärischer Vorräte anzusehen seien, einer internationalen schiedsgerichtlichen Kommission zur Beurteilung vorzu legen. Der Minister fuhr fort: Die britische Regierung hat nun gefordert, daß die niederländische Regierung die be treffende Durchfuhr ganz verhindern solle unter Strafe der Verweigerung der Benutzung der britischen Kabel durch den niederländischen Handel, die die britische Regierung als eine Vergünstigung bis auf Widerruf, gestattet habe. Gegen diese wenig wohlwollenden Versuche, Druck auf sie auszuüben, ist die niederländische Regierung durch Ver mittlung ihres Gesandten in London energisch aufgetreten, aber bisher ohne Erfolg. Die niederländische Regierung würde es als im Widerspruch zu ihrer Würde und auch im Widerspruch zu den Grundsätzen, an denen sie bei ihrem Verhältnis zu allen kriegführenden Parteien unerschütter lich festgehalten und sesthalten wird, erachten, wenn sie sich durch irgendeinen Druck von einer dieser Parteien von einer Verpflichtung abbringen ließe, die sie infolge von bestehenden Verträgen gegenüber einer anderen Partei zu erfüllen hat. Die Kammer spendete den letzten Worten des Ministers einmütig Beifall. Das niederländische Volk steht also in der entscheidenden Frage hinter seiner Re gierung. * Ein deutsch-holländischer Zwischenfall. Wolffs Telegraphisches Bureau hatte am 6. Oktober 1917 über den Zwischenfall in der Scheldemündung vom 25. September berichtet, in dessen Verlauf zwei deutsche Flugzeuge von holländischen Seestreitkräften festgehalten und zur Internierung eingeschleppt, außerdem ein deutscher Flieger schwer verwundet worden war. In den nieder ländischen Zeitungen ist hierauf am 10. Oktober eine Ent gegnung erfolgt, in der behauptet wird, der Zwischenfall h^be sich in holländischen Territorialgewässern abgespielt, und zwar sei das erste Flugzeug zweitausendneunhundert, das zweite dreitausendfünfhundert Meter innerhalb der Schelde angehalten worden. Zu dieser Darstellung ist zu bemerken, daß nach den Aussagen der deutschen Flieger das Flugzeug auf hoher See gelandet und dann infolge höherer Gewalt eine kurze Strecke in das als holländische Territorialgewässer beanspruchte Gebiet getrieben ist, und daß das zweite Flugzeug immer über oder auf hoher See blieb, insbesondere auch dann, als es von dem holländischen Marinefahrzeug beschossen wurde. Da der Kommandant des holländischen Torpedo- fabrzeugeS die gemeinsame Ortsfeststellung verweigerte, muß deutscherseits die absolute Genauigkeit der hollän dischen Ortsangaben entschieden bestritten und an der Richtigkeit der Angaben der deutschen Flieger festgehaltep werden. Keine Freiheit für Irland! Rotterdam, 24. Oktober. Die irische Frage war wieder einmal Gegenstand einer Unterbausdebatte, die der Jrenführer Redmond durch eine die Regierung tadelnde Interpellation über die irische Verwaltung veranlaßt hatte. Während der ehemalige Ministerpräsident Asquith im Namen der Liberalen aus führte, es sei Zeit, eine wirkliche Versöhnung mit Irland durch Gewährung der erstrebten Freiheit herbeizusühren, erklärte Ministerpräsident Lloyd George, es gebe drei Dinge, die die Regierung niemals in Irland zulassen werde: sie könne keine Aufhetzung zur Rebellion dulden. Vor achtzehn Monaten sei es Deutschland beinahe gelungen. Waffen für diesen Zweck in Irland zu landen. Es sei dies teilweise Bernstorffs Werk gewesen. Die Regierung kann auch keine Organisation zur Rebellion dulden. Drittens herrscht unter den Sinnfeinern die Forderung »ach vollkomme»er Uuabkängigkeit Irlands, aber unter keinen Umständen wird Großbritannien etwa- derartiges zulassen. Zum Schluffe versicherte der Premierminister, daß die Regierung ihren ganzen Einfluß ausbieten werde, um das Gesetz betreffend die Selbstverwaltung Irlands durchzu- fahren. Damit werde die Grundlage zur englisch-irischen