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Kachnchten fürNaunhos M Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Sllustr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Rr.S für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannshain, Fuchsharn, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Dhrena re. EriHeint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis mit der Illustr. Sonntagsbeilage vierteljährlich 1 MN. 75 Pjg., durch die Post bezogen 1 Mk. 90 Psg. Anzeigenpreis: die fiinfgespaltene Korpuszeile 15 Pfg. Amtlicher Teil sechsgespaltene Zeile 20 Psg. Reklamezetle 30 Psg. Beilagegebiihr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Nr. 99. Freitag, 24. August 1917. 28 Jahrgang. Amtliches. Selitfening der ASHrmittelkartkN für Kranke, Säuglinge, Schwangere und Stillende mit je 150 Zr Griest und 2 Paketen Keks in der Zeit vom 30. August bis mit 2. September. Karteninhaber haben bis zum 25. August bei einem von der Gemeinde angegebenen Kändler oder einer Apotheke einen Be- skellabschnitt (ohne Rücksicht auf die darauf befindliche Nummer) ab- lrennen zu lassen. Die Kändler bezw. Apotheken liefern die Abschnitte bis zum 27. August ab. Die Ausgabe an die Kändler erfolgt am 29. August. Grimma, 22. August 1917. 4620 l.. Der Bezirksverband der Königlichen Arntshauptnrannfchaft. Geh. Reg.-Rat v. Dose, Amkshauptmann. Bei der langen Dauer des Krieges sind die Vorräte an Stoffen sür neue Kleidungsstücke sehr zusammengeschmolzen, so daß die Bewirtschafkuna der getragenen Kleidungs- und Wäschestücke und Schuhwaren für die Versorgung der Bevölkerung täglich größere Bedeutung gewinnt. Es ergeht deshalb erneut an Jedermann die dringende Mahnung, jedes nur irgendwie entbehrliche getragene Kleidungsstück an eine der Annahmestellen abzuliesern, damit es dort ausgebesserk und sodann der bedürftigen Bevölkerung wieder zu geführt werden kann. Altkleider-Annahmeftellen befinden sich in den acht Städten des Bezirks und in der Landgemeinde Borsdorf. Grimma, 17. August 1917. 8skl. 233. Die Bekleidungsstelle im Bezirksverbande der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Heringsverkauf. In den hiesigen Handelsgeschäften kommen von Freitaq, den 24 d. M. ab Salzheringe für 65 H das Stück auf die Abschnitte 10 der Gemeindelebens mittelkarte zum Verkauf. Abgegeben werden auf die Karten (V 1 Stück, 6 2 Stück, 0 3 Stück. Es kann jetzt nur ein Teil der Karten beliefert werden. Der Rest wird bei der nächsten Verteilung be rücksichtigt. Naunhof, am 22. August 1917. Der Bürgermeister. Annahme von Metallgegevsiänden. Die Annahme von Einrichtungsgegenständen aus Kupfer, Messing, Rotguß, Tombak und Bronze, sowie von Aluminium- und Zinngegenständen und Altmetall findet Montag, den 27. August 1SI7 nachmittags von L bis 4 Uhr im Rathaussaale zu Naunhof statt. Naunhof, am 22. August 1917. Der Bürgermeister. Fahrradbereifungen. Die Annahme von Fahrradbereifungen findet Montag, den 27. Augnst d. I. nachmittags L Uhr im Rathaussaale zu Naunhof statt. Naunhof, am 22. August 1917. Der Bürgermeister. Ansteckende Krankheiten. Die Anzeigepslicht bei ansteckenden Krankheiten ist bis aus weiteres auch für Ruhr- (Dysenterie) und ruhr verdächtige Wälle angeordnet worden. Es sind daher alle hier vorkommenden Krankheitsfälle und verdächtige Fälle von Ruhr im Meldeamtzimmer des Rathauses anzumelden. Naunhof, am 22. August 1917. Der Bürgermeister. Der einheitliche plan. Die zweite Rede, mit der der neue Kanzler im Hauptausschuß des Reichstags vor die Öffentlichkeit ge treten ist, zeichnet sich ebenso wie die erste durch wohl tuende Schlichtheit des Ausdrucks und Klarheit der vor getragenen Gedankengänge aus. Herr Dr. Michaelis verzichtet auf jede Art von künstlicher Stimmungs mache, eine Fertigkeit, in der die führenden Männer unserer Feinde ihm unentwegt mit schlechtem Beispiel vorangehen Ihm kommt es nur auf die Sache an, deren Güte er vertraut und zu der er die wahnwitzigen Raubpläne der Entente in wirkungsvollen Gegensatz stellt: Hier, bei uns nichts als Selbstverteidigung, als Behaup tung dessen, was unser war und ist, als Sicherung unserer freien Fortexistenz. Dort, bei England und Frankreich, bei Rußland und Italien, nichts als Plünderung und Eroberung, als Aufteilung und Weltherrschaft. Dies- mal kam Rußland an die Reihe mit -er langen Liste seiner mehr oder weniger geheimen Kriegsziele, als da sind: Konstantinopel mit dem europäischen Ufer der Meerengen, der südliche Teil von Thracien, die Inseln des Marmarameeres, ferner Jmbros und Tenedos und noch einiges vom kleinasiatischen Besitze der Türkei dazu. Das war bloß der Anfang. Dann wuchs der Appetit, und die für die Befreiung der Völker kämpfende Zarenregierung nahm auch noch die armenischen Wilajets Trapezunt und Kurdistan für sich in Anspruch — alles unter den herzlichsten Segenssprüchen seiner ebenso uneigennützigen Bundesgenossen im Westen. Von dem Osmanenreich sollte schließlich kein Fetzen übrigbleiben, alles, Syrien und Palästina, Arabien und die heiligen Stätten des Islam, alles sollte in dem unergründlichen Rachen unserer Feinde verschwinden. Es mag ihnen etwas peinlich sein, von de m obersten deutschen Reichsbeamten jetzt so unbarmherzig im den Pranger -gestellt zu werden, aber auf diese Weise erfährt die Welt wenigstens mit aller nur wünschenswerten Klarheit, wie die Dinge beschaffen sind, die der Papst nun endlich wieder zum Frieden wenden möchte — und wer die längsten Schritte zu machen hätte, um den Anschluß an eine solche Neuorientierung der Völker zu gewinnen. Wir haben jedenfalls vor der Öffentlichkeit nichts zu verbergen, wir haben deshalb Ent hüllungen der Art, wie der Kanzler sie nun schon zum zweiten Male dem Urteile der Welt unterbreitet hat, nicht zu fürchten. Aber die Entlarvung unserer eroberungs- und zer schmetterungslustigen Feinde — dieser seit drei Jahren mit Unfruchtbarkeit geschlagenen Tragikomödie zweiter Teil — bildete nur die eine Hälfte des Programms, das der Reichskanzler sich diesmal gestellt hatte. Er baute seine ganze Rede auf einer ungemein eindrucksvollen Schilde rung unserer militärischen Lage auf, wie er sie von Hindenburg und Ludendorff erhalten hatte. Unsere Herzen dürfen höher schlagen vor stolzer Freude über die Riekensumme glänzender Leistungen, die dem Volk in Waffen hier von maßgebendster Stelle durch bloße An einanderreihung unumstößlicher Tatsachen bescheinigt werden. Heute wie am ersten Tage dieses Krieges stehen wir kampf bereit und siegesgewiß einer Welt von Feinden gegenüber, die sich in der Zwischenzeit schier bis zur Unmöglichkeit erweitert und immer wieder erweitert hat. Wir diktieren ihnen die militärischen Gesetze, und so sehr sie auch ihre Anstrengungen häufen, um uns wenigstens an der einen oder der anderen Front zu bewältigen, es will ihnen nicht gelingen. »So günstig wie nie zuvor" — in diese Worte faßt die Oberste Heeresleitung ihr Urteil über unsere Lage zusammen; ein einstimmiger Jubelruf aus dem Volk sollte und müßte eigentlich die Antwort auf diese knappe Feststellung sein. Jedenfalls: sie ist die eherne Grundlage für unser Auftreten in der Welt, für die Art und Weise, in der wir abseits von den Schlachtfeldern mit unseren Feinden zu verkehren haben; sei es, daß sie selbst mit Friedenswünschen heroortreten sollten, sei es, daß zu päpstlichen Friedensbriefen Stellung zu nehmen ist. Der Kanzler hat es an freundlicher Anerkennung für die wohlmeinenden Absichten des Vatikans nicht fehlen lassen, ist aber über diese Selbstverständlichkeit kaum hinausgegangen. Nur darauf legte er noch besonderen Nachdruck, daß die Mittelmächte an der Entstehung dieses neuesten Friedensvorschlages völlig unbeteiligt sind. Die Hauptsache ist und bleibt ihm, daß auf unserer Seite nicht nur in politischer Beziehung, sondern auch bei allen kriege rischen Maßnahmen völlige Einheitlichkeit besteht, im Gegensatz zu dem Verhältnis bei unseren Feinden. Und das ist natürlich kein Zufall. Bei uns läßt sich der ein heitliche Plan immer wiederherstellen und durch führen, weil wir mit unseren treuen Bundesgenossen durch Gemeinsamkeit der Interessen zusammengeführt und zusammengehalten werden. Bei unseren Gegnern ist er ein Ding der Unmöglichkeit, weil nur Zwang und Druck, nur Raubsucht und Verblendung sie in ein Lager gepfercht haben. Man hört ordentlich die Maschine ihrer welt- un wannenden Koalition stöhnen und ächzen bei der un- g:-euren Arbeit, die sie zu bewältigen hat. Noch ist es bisher gelungen, die Risse und Sprünge, die es dabet schon so oft gegeben hat, immer wieder notdürftig auSzubessern, aber der reibungslose Zu sammenklang aller Maschinenteile, wie er die geradezu märchenhaften Leistungen unseres Bundes auszeichnet, ist nicht zu erzielen. Das ist das Geheimnis unserer Erfolge. Wir können es ruhig der Öffentlichkeit preisgeben, denn die Raubgesellschaft, mit der wir zu tun haben, wird uns in der geschloffenen Einheitlichkeit unserer Kraftentfaltung niemals erreichen. Wer aber so gestellt ist, draußen an den Fronten und drinnen in der Heimat, der braucht sich wahrlich keine Vorschriften darüber machen zu lassen, wie er sein Haus jetzt und in Zukunft zu bestellen hat. Der Reichskanzler fand die einmütige Zustimmung des Hauptausschusses, als er es ablehnte, sich über Friedensbedingungen im einzelnen zu äußern; die Welt sieht augenblicklich nicht danach auS, als ob es einen Zweck hätte, damit viel Zeit zu verlieren. Hoffentlich hält auch der Reichstag an dieser Überzeugung fest. Je weniger jetzt geredet wird, desto eher werden wir zum Ziele kommen. * Der l^anrler im k)LuplsusscduV. Berlin, 21. August. Abgeordnete aller Parteien hatten sich tn großer Zahl heute zur ersten Sitzung des ReichStagSharMtauschuffeS nach den Sommerferien eingefunden. Die neuen Mit glieder der Regierung waren vollzählig anwesend. Bon dem konservativen Führer Graf Westarp wurde der Reichskanzler, der in Zivil war, kurz nach zwei Uhr in den Saal geführt. Der stellvertretende Vorsitzende deS Ausschusses, der sozialdemokratische Abg. Dr. Sübekum, eröffnete die Sitzung mit einem warmherzigen Nachruf auf den ver storbenen Abg. Bassermann und würdigte ferner die Verdienste des durch eine Ernennung zum preußischen Justizminister ausgeschiedenen bisherigen Vorsitzenden Dr. Spahn. Auf Vorschlag des sozialistischen Abg. Ebert wurde für Dr. Spahn der Abg. Fehrenbach vom Zentrum einstimmig zum Vorsitzenden des Ausschusses ge wählt und nahm Lie Wahl mit der Bitte um allseitige Unterstützung an. Dann nahm das Wort l^eickskanrier vr. Mckrelis: Seine erste Aufgabe sei gewesen, die Beziehungen zu den Verbündeten zu pflegen und zu befestigen. Leider sei dies mit der Türkei und mit Bulgarien bisher nur schrift lich möglich gewesen. Dagegen hätten mit dem Grafen Ezernin wiederholt Aussprachen stattfinden können, bei denen sich volles gegenseitiges Vertrauen für die weitere gemeinsame Arbeit ergeben habe. Das Bündnis mit Osterreich-Ungarn stehe so fest wie je. Seit dem letzten Beisammensein des Reichstages habe sich die Zahl unserer Feinde um drei vermehrt: Siam, Liberia und China. Ein Grund zur Feindschaft gegen uns habe bei diesen Staaten nicht vorgelegen, sie haben vielmehr unter dem Druck der Entente gehandelt. In militärischer Be ziehung arbeiten die Mittelmächte nach einem einheitlichen Plan. Der Kanzler brachte ein Telegramm der Obersten Heeresleitung über die gegenwärtige militärische Lage zur Verlesung. In dem Telegramm wird die Wirkung deS U-Bootkrieges auf Lie Front heroorgeboben und dem Ver trauen Ausdruck gegeben über die günstige Lage im Westen, ferner der Genugtuung über die Erfolge im Osten. Not sei jetzt die treueste Pflichterfüllung an jeder Stelle. Am Beginn deS vierten KriegSjahreS steht Deutschland so günstig da wie nie, und das gilt auch von den Leistungen zur See. Gleichwohl zeige sich nirgends bei Len Feinden irgendwelche Friedensgeneigtheit. Der Kanzler erinnerte an seine Enthüllungen über die Kriegsziele Frankreichs, die von England unterstützt worden sind. Man sei sich jetzt auch klar über die Absichten unserer übrigen Feinde. Er ging im einzelnen ein auf die Abmachungen, die unsere Feinde im Frühjahr 1915 und späterhin getroffen haben, und zählte auf, was sich die Ententemächte dabet gegen seitig zugesichert haben. Uber die Abmachungen, die dabei mit Italien getroffen worben seien, werde das Material noch weiter vervollständigt. Solange unsere Feinde an diesem Vernichtungswillen festhalten, sei an ein Friedensangebot unsererseits nicht zu denken. Darin sei die ganze deutsche Presse einig. DaS sei auch festzustellen bei unserer Stellungnahme zur Papstnote. Der Kanzler gab den Inhalt der Note wieder, zu der wir ohne Anhörung unserer Bundesgenoffen un- nicht endgültig entscheiden können. Eine Verständigung mit den Bundesgenossen aber sei trotz Beschleunigung bisher nicht möglich gewesen. Er müsse sich daher auf allgemeine Bemer kungen beschränken: Wir haben keinerlei Einfluß auf den Schritt deS Papstes gehabt. Das ist die nackte Wahr heit und liegt auch in unserer Lage begründet. Jeden ehrlich gemeinten Versuch dem Frieden näher zu kommen, be grüßen wir sympathisch und nehmen diese Ehrlichkeit auch beim Papste ohne weitere- an. Obwohl die Note von unS nicht veranlaßt worden ist, begrüßen wir die Bemühungen des Papstes, dem Weltkrieg ein Ende zu machen, mit Sympathie. Vor einer materiellen Stellungnahme zum Inhalt der Papstnote verspricht der Kanzler enge Fühlung nahme mit dem Hauptausschuß. Eine kurze Aussprache der Parteien schloß sich an die Kanzlerrede. Die Sozialdemokraten