Volltext Seite (XML)
Sunt« Leitung. Deutsche Liebe — deutsche Hiebe. Kie geringe Achtung der Druckfehlerteufel selbst vor der ernstesten Lage der Völker hat, davon weiß der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" ein Beispiel zu erzählen. „Zeigt ihnen das durch deutsche Liebe von ganz besonderer Art", stand nämlich in dem in Holland eingetroffenen Wolff-Telegramm, das den bekannten Tagesbefehl des bayerischen Kronprinzen wiedergab, worin die Engländer die ärgsten Feinde der Deutschen genannt und der Aufmerksamkeit der deutschen Soldaten besonders empfohlen werden. Der Ausdruck ganz besonderer Liebe befremdete natürlich in einem soldatischen Tagesbefehl, dessen Inhalt ja auch dem ein fachsten Verstand begreiflich sein soll. Als nun später die deutschen Zeitungen Holland erreichten, zeigte es sich, daß der Kronprinz allerdings nicht diese Form angewandt hatte, denn da stand nicht Liebe, sondern — Hiebe. Wie Lille besetzt wurde. Die Festung Lille ist, wie seinerzeit gemeldet wurde, ohne größere Schwierigkeiten von den Deutschen besetzt worden. Der Besetzung der Stadt ging der überaus kühne, wagemutige Patrouillenritt des Rittmeisters Fürsten Karl Wrede voraus; die Be deutung dieses Rittes in militärischer Hinsicht ist durch nachstehenden Tagesbefehl der bayerischen Kavallerie- Division gewürdigt worden: „Rittmeister Fürst Wrede hat sich durch einen kühnen Patrouillenritt in die noch vom Gegner besetzte Festung Lille besonders ausgezeichnet. Er hat durch sein kühnes Vorgehen gegen die Festung, über deren Besatzung keine Klarheit herrschte, der Kavallerie- Division die Möglichkeit gegeben, dagegen vorzugehen. Ich spreche ihm hiermit meine vollste Anerkennung aus. v. Stetten, Generalleutnant." Auf Grund der Fest stellungen des Fürsten Wrede, daß Lille keine Besatzung besaß und auch die Außenwerke der Festung nicht armiert waren, rückten am andern Tage deutsche Truppen in Lille ein, hatten dort jedoch verschiedene Straßenkämpfe gegen Zivilisten, vermutlich versprengte Soldaten, die sich in Zivilkleider gesteckt hatten, zu bestehen. Da in den folgenden Tagen von den Franzosen wieder Truppenteile nach Lille dirigiert wurden, dauerte es noch einige Tage, bis die Festung endgültig von den Deutschen besetzt werden konnte. Das Mutterherz. . . Ein österreichischer Offizier, der an der serbischen Grenze steht, schildert in einem Brief folgende Episode: Bei meinem Truppendivisionskommando erschien dieser Tage plötzlich eine alte Bäuerin, die von Szegedin aus nach endlosen Tagesmärschen im Regen die aufgeweichten Straßen entlang gewandert war, uni ihrem achtzehnjährigen Sohn, der als Freiwilliger bei einem ungarischen Infanterie-Regiment steht, persönlich Winter wäsche zu bringen. Unzähligemal war sie unterwegs an gehalten worden, immer wieder aber hatten sich gutherzige Menschen gefunden, die ihr forthalfen und den Weg wiesen. Bei der Truppe endlich angelangt, wollte man sie nicht zu ihrem Sohn lassen, bis ihre Bitte dem Divisionär, einem Feldmarschalleutnant, vorgebracht wurde. Gerührt über so viel Mutterliebe, ließ der Kommandant den jungen Krieger holen, und es spielte sich nun eine innige L-zene des Wiedersehens ab. Die brave Mutter wurde nun von den Offizieren reich beschenkt, und befriedigt trat sie den Rückweg an. Foxl in der Front. „Lumpi", ein stichelhaariger, weißer Foxterrier mit einem schwarzen Augenfleck, Eigen tum eines seit August im Felde stehenden österreichischen Offiziers, hat schon neunzehn kleinere und größere Gefechte mitgemacht und kam immer heil davon. In einem Feld postbrief des Offiziers an seine Mutter, den die Kieler Zeitung mitteilt, sind „Lumpi" auch einige Zeilen ge widmet. Es heißt dort: . . Und noch einiges von unserm Lumpi. Schießen verträgt er von den Manövern her, das weißt Du, aber als zum erstenmal russische Grüße zu uns herübergeflogen kamen, wurde Lumpi nervös. Überall mochte er zugleich sein und scharren, was da wohl in den Ackerfurchen hinter uns sich gerührt habe; denn wo so ein Kügelchen einschlug, gab's eine kleine Staubwolke. Lumpi scharrte, daß die Erde nur so herumflog, denn auf geworfene Steine „fliegt" er. Weiß von Farbe konnte man Lumpi wohl schon nicht mehr nennen, immerhin bot er aber noch ein Zielobjekt für unsere „Freunde" gegenüber. Jetzt hat diesem Übelstand einer aus der Mannschaft abgeholfen, indem er Lumpi eine Art 'Futteral aus einem hasenfarbenen russischen Soldalenmantel zusammenschneiderte. Ja, man hat sogar ein Stückchen Schokolade an Lumpi geopfert und aus dieser Brühe eine Farbe bereitet und Kopf und Füße unseresjtreuen Begleiters braun gefärbt. Schade nur um das schöne schwarze Monokel, aber Lumpi ist jetzt für die Herren Russen ganz unsichtbar. Was mich wundert, ist, daß Lumpi noch nicht in Gefangenschaft geraten ist. Jüngst war er einen ganzen Tag abwesend ..." Gin Triumph der deutschen Industrie. Der „New Bork Herald" vom 6. Oktober schreibt: Der Dampfer „Matanzas" der Ward Line kam gestern in Newyork an, und wenn er den Hafen wieder verläßt, wird es nicht in fernem regelmäßigen Dienst sein, sondern auf einer Hilfs mission für die Farbenfabrikanten dieses Landes. Wenn es einen Fabrikationszwerg gibt, in dem Deutschland so ziemlich ein tatsächliches Monopol hat, so ist es die Her stellung von Farbstoffen, und der Krieg hat eure ernste Unterbrechung der regelmäßigen Zufuhren nach hier ge bracht. So ernst sind die Folgen solcher Hungersnot, daß die Chemiker dieses Landes sich vereinigten und einen Preis auslobten für denjenigen Amerikaner, der Methoden angeben könne für die Herstellung von Anilinfarben in den Vereinigten Staaten. Bis so weit ist aber keine Lösung dieses Problems erfolgt, und in ihrer Verlegen heit haben etrvL zwölf der leitenden Männer der chemischen Industrie dieses Landes, unter der Führung von Hermann A. Metz, eine Abordnung nach Washington geschickt; und infolge ihrer Bemühungen haben die kriegführenden Staaten die Erlaubnis gegeben, daß ein bestimmtes Quantum Farbstoffe von Deutschland über Holland aus geführt werden dürfe. Um diese Materialien hierher zubringen, ist der Dampfer „Matanzas" gemietet worden. Er wird morgen direkt von hier nach Rotterdam abgehen mit Wasserballast. Der Aufenthalt dort wird hauptsächlich davon abhängen, wieviel Zeit er zum Laden gebraucht, nachdem die Farbstoffe über die Grenze gekommen sind. Sobald er beladen ist, wird der Dampfer nach Newyork segeln, und es wird angenommen, daß er etwa illOO Tonnen Farbstoffe bringen wird. Meltbranä. — Gereimte Zeitbilder. — Im Sturm rast durch die Länder Der Tod in schäumender Wut, Die Flüsse, die Täler und Berge Erröten vor Feuer und Blut. In allen Welten erschüttert Das Kriegegeschrei die Luft, Der Schoß der bebenden Erde Wird eine gewaltige Gruft. Da ist kein Volk, das fletschend Den Fluch des Krieges begehrt, Doch alle narren gewappnet, Die Faust am wachenden Schwert. Und tausend Rätsel schwirren Alltäglich von Land zu Land: Wer schleudert die nächste Fackel, Wo flackert der nächste Brand? Wann zahlen die stillen Chinesen Dem frechen Japan die Schuld? Und die Vereinigten Staaten, Bewahren sie ewig Geduld? Was bergen Rumänen und Griech 'u lind was die Bulgaren im Sinn? Wohin strebt Portugals Ohnmacht, Italiens Stärke — wohin? Soll unter dem Himmel nur her Granate und Schrapnell? Wird diese herrliche Erde Ein einziger Tränenauell? Und alle Wunder des Geistes Verweh'n wie ein Traum, wie ein Wahn --- Und das hat mit seiner Habgier Old Albion getan. / Hindenburg-Märchen. Eine Hindenburg-Spende war von mehreren Herren aus Danzig zu den Truppen des Generalobersten o. Hindenburg gebracht worden. Die Herren erhielten von ihm eine Einladung zu Tisch. Etwa 40 Herren nahmen an der Tafel teil. Ein gemeinsamer großer Raum ist als Kantine eingerichtet, in dem der General mit seiner Umgebung sowie einige Offiziere speisen. Es gibt nur eine Hauptmahlzeit. In der Regel ist dies 8 Uhr abends. Mittags gibt es nur ein Früh stück. Wer dienstfrei ist, erscheint pünktlich, alle übrigen erscheinen zwanglos. Das Essen ist denkbar einfach. Es gab einen einzigen Gang, und zwar Huhn mit Reis, dazu ein einziges Schüsselchen Kompott, das nur für Herrn o. Hindenburg und seine Umgebung bestimmt war. Die Unterhaltung war angeregt und interessant, wenngleich über deren Inhalt aus begreiflichen Gründen wenig ge sagt werden kann. Der Generaloberst sah frisch und ge sund aus. Er ist eine kernige echte Soldatengestalt, er grautes, aber volles Haar umrandet seinen Kopf mit energischen Zügen. Alle Gerüchte, daß Herr v. Hinden burg unter bedenklichen Krankheitserscheinnnaen in seiden habe, sind falsch. Herzlich lachte er Über die Leute, die ihm ein Gallensteinleiden zuschreiben. Er bat die Herren, doch diese Gerüchte, die ihm ein Leiden zufchreiben, aus der Welt zu schaffen. Nicht weniger als 82 Mittel gegen Gallenstein habe man ihm schon empfohlen, dock könne er ne nicht anwenden, weil er nichts spüre. Kein Wort sei daran wahr, daß er nicht zu Pferde steigen könne. Er ist von gutem Humor und eine gut gebaute Prachtgestalt. Herr v. Hindenburg erwähnte, er könne sich vor Zu- s t-riften nicht retten, die ihm Vorschläge für die Krieg führung machten. Jemand habe ihm einen Plan gesandt, ivie die Russen zu schlagen seien, und er recht bald nach Petersburg gelangen könne. Freilich könne er von diesen MSnen keinen Gebrauch machen, da er seine eigenen schon fertig habe. Eine KriegSerinnerung an Courrieres. Westlich und südwestlich von Lille nach Bethune und Lens dehnt sich ein Jndustriebezirk, der an den westfälischen erinnert. Fabriken und Zechen, lange Häuserreihen, die nicht er» kennen lasten, wo die Grenzen der Gemeinden sind, folgen sich dort ununterbrochen und stellen schwere Hindernisse kür Truppenbewegungen dar, geben aber auch dem Ver teidiger Gelegenheit, hartnäckigen Widerstand zu leisten. Als die Operationen hier begannen, nahm vielfach die fanatisierte Arbeiterbevölkerung am Kampfe teil und be schwor dadurch die gerechte Strafe herauf. Ihr sind auch die Anlagen der Gesellschaft der Bergwerke von Courrieres zum Opfer gefallen, wo seinerzeit bei dem furchtbaren Grubenunglück die Rettungsmannschaften der Gelsen kirchener Bergwerksgesellschaft ihr Leben aufs Spiel setzten, um die gefährdeten französischen Berufsgenossen zu befreien. Aus ihnen hatte die Bevölkerung auf deutsche Reiter geschossen, und sie mußten zerstört werden. Es war einmal . . . Ein paar Märchen aus der allerneuesten Zeit erzählt eine Newyorker Zeitung: „Es war einmal eine Festung und die hieß Antwerpen „Es war einmal eine Londoner Zeitung und die schrieb die Wahrheit ..." — „In einem schönen großen Lande lebte einmal ein Kaiser, dessen Wunsch es war, die Be völkerung glücklich zu sehen, weshalb er ihr mit allen Mitteln den Frieden erhielt. Zu diesem Kaiser kamen im Jahre 1915 der Zar von Rußland, der König von Belgien, der König von England und der Präsident von Frankreich zu Besuch. Und er begrüßte sie aufs herz lichste, umarmte und küßte sie." — „Es waren einmal drei britische Kreuzer und ein deutsches Unterseeboot... es waren einmal drei britische Kreuzer." — „Es war einmal eine Tante aus Essen, von der niemand etwas wußte, und als man eines Tages allerlei wunderbare Geschichten von ihr erzählte, sagten ein paar Leute: „Wir glauben nicht an sie." Als jedoch die Tante ihnen einen Besuch machte, da haben sie an sie glauben müssen." Der schönste Traum. Ein bayerischer Militärarzt schreibt in einem Feldpostbrief: Im Lazarett zu C. lag ein schwer verletzter Opernsänger im Prioatzimmer. Ich war die letzte Nacht bei ihm und fragte ihn, dem der rechte Fuß amputiert war, ob er noch einen Wunsch habe. Da sagte er mit traurigem Lächeln: Einmal noch möchte ich auf der Bühne stehen und meine Töne hinausschmettern in den weiten Raum; dann setzte er unvermittelt hinzu: Einmal möchte ich meine Lieblingsrolle hören, — und da summte er die Arie „Wie eiskalt ist dein Händchen" (Boheme). Ich sagte ihm: „Vielleicht kann ich es" und sang ihm diese Arie vor. Da sagte er tiefbewegt: „Ich danke Ihnen tausendmal, denn ich habe eben den schönsten Traum meines Lebens wieder geträumt" . . . Mrchennachrichten Raunhof. Dienstag, ven 10. Nov. abends 8 Uhr: Arbeitsstunde Mittwoch, den tl. Nov., abends Uhr: KricgSbetstundc finit AbendmahlSlcier. DonncrSlag, den 12. Nov., abends '/.O Uhr: Possuncnstundc. Beucha. Mittwoch, den 1.1. Nov., abends v,8 Uhr: Kriegsbetstundc Zweenfurth. Donnerstag, o. 12. Nov- abends 'F8 Uhr: Kriegsbe stunde Spielplan der Leipziger Theater. Battenberg-Theater. Mittwoch' Der Weg zum Herzen. Lustspiel in 4 Aufzügen Donnerstag: Barjüstige Fräulein. Lustspiel in 4 Auszügen. Neues Theater. Mittwoch: Undine. Donnerstag : Die Näubcr. Altes Theater. Mittwoch: Glaube und Heimat. Donnerstag: Gcfchlosscn. Neues Operetten-Theater. Mittwoch: Die Försterchristcl. Donnerstag: Baron Trencl Im Battenberg-Theater beginnen die Borstellungen um s/,9 Uhr Im Neuen Theater um 7 Uhr- Im Alten Theater um 8 Uhr. Im Neuen Operetten-Theater um 8 Uhr. Verantwortlich siir die Redaktion: Robert Günz, Naunhof. Holwn Xvbvn verdient ^8 für Männer und Frauen durch Verkauf gerade in Kriegszeiren leicht absetzbarer Artikel. Verlangen Sie Angebot von V. 81oUv L vo., Vrosüov, 8trMeuvr 81r. 26. MM. MMckM Annahmestelle Naunhof Grimmaerstraße 22, I. L »»kr verkauft Me-Schokolade Ä in großer Auswahl, st Loldmsnn, Naunhof, Markt. Schühendund Naunhof u. Umg. Nächsten Freitag abend '/zN Uhr «M- Versammlung 8 Uhr Borstandssitzung. Es wird gebeten vollzählig zu er scheinen. v V. Nächsten Donnerstag Monats-Versammlung. iiLnkeis BleichSoda kürcken kisusnutS. Morgen Mittwoch Slhlchtfeß. Ott» Naunhof. ILUZL — LL LL -L L rck-llicks! Varl SvdumLiw I«arkt4 ^UbI»Oss ^srl<14 ' no Zprvviwlunäe trgliek voew. g I Hin. ketiis 8preoti8tiinä«. ;; ösbkmckIg.v.Kktsgsn-Mgliock. ' Man zu kaufen gesucht. Offert, mit vlvll Preis u. „Ofen" a. d. Exp. d. Bl. National- Krawatten zu haben bei 8erw.08kknok,BL'iUu. WMM Zur Nachsendung an unsere Soldaten im Felde empfehle ich ff. Tafel-Schokolade zum Esten. Feldpostbriefe ea. LSo Gramm brutto einschließlich Porto Mk. 1,00, bei Selbstvcrsendung ohne Pvrio 80 Pfg-, so lange der Vorrat reicht in meiner Filiale Naunhof, Markt 4 DrcSden-N. 1T WtenkMenU«,?