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02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-19140705023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-1914070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-1914070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-05
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- 02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
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Produktion sowie die Gaserzeugung und die Verwendung des Gases, ferner die der übrigen industriellen Gasarten bis zur Luftschiffahrt. Zugleich findet eine Versammlung der deutschen Gas« und Wasserfächmänner statt. o Eigenartiger Selbstmord. Ein verheirateter Arbeiter in Bürstadt fertigte in einer Wirtschaft sein Testament zu gunsten seines Bruders an. Er ließ sämtliche Gäste als Zeugen unterschreiben, ging dann fort und ließ sich von dem Schnellzug Mannheim -Frankfurt den Kopf abfahren. Unglückliche Eheverhältnisse brachten den Mann zu diesem Entschluß. T Beulenpest in Nordamerika. In New-Orleans und Galveston sind zwei Fälle von Beulenpest festgestellt worden. Ein ganzes Stadtviertel von New-Orleans steht unter Quarantäne. Mit der Ausrottung der Ratten, den gefährlichsten Trägern der Seuche, hat man begonnen. Galveston zahlt zwanzig Pfennig pro Ratte. Die beiden Häfen stehen unter strengster Quarantäne für Schiffe aus Westindien. — Sonnenflccke» «nd Sonncufystemc. In Kaffe! verstarb der Privatgelebrte Ernst Stephani, der sich auf dem Gebiet der Sonnenforschung besondere Verdienste erworben hat. Durch tägliche photographische Aufnahmen gelang es ihm im vorigen Jahre, eine bis dahin unbekannte Periode von Sonnenflecken zu entdecken. Hierauf gestützt, entwickelte be kanntlich der Schriftsteller Johannes Schlaf phantastische Hnpothesen, die unsere ganze Lehre vom Sonnensnstem uni- werfen sollten. Diesen ist aber der Entdecker selbst ent- aeaentreten. 4 Die deutsche Grenze von französischen Fliegern über- flogen. Zwei französische Flieger haben bei Diedenhofen die deutsche Grenze überflogen. Der eine Apparat überflog den Grenzort Lommertngen, machte dann eine Schwenkung und kehrte nach Frankreich zurück. Der zweite Flieger ging über Fentsch-Hayingen und kehrte über Crusnes wieder nach Frankreich zurück. Uber diesen Zwischenfall m eme Nntprsnchuna seitens der deutschen Behörden eingelettet G diene Felduniformen tn Preuße». Die preußische Heeresverwaltung kündigt jetzt an, daß für die ganze Armee ein neuer einheitlicher Grundstoff zu den Hosen für Offiziere und Mannschaften eingeführt werden soll. Der sowohl für die Kriegs- wie für die Friedensbekleidung bestimmte Stoff wird einen grauen Farbenton haben, der von dem der bis herigen Kriegsbekleidung abweicht. Auch das feldgraue Rocktuch erhält einen etwas andern Ton. Das Kriegs. Ministerium erstrebt bei dieser Gelegenheit die Beseitigung der den bisherigen Stoffen anhaftenden Mängel. Farben proben der neuen Tuche werden in etwa vier Wochen beim Bekleidungsamt des Gardekorps zu haben sein. München, 3. Juli. Infolge schwerer Blitzschläge ent standen mehrfach Brände. Im Jsartalbahnhof wurde die große Betriebswerkstätte mit allen Einrichtungen und Vor- räten eingeäschert. Kalisch, 3. Juli. In dem benachbarten Szczypiorno wurden große Zollunterschleife entdeckt. Der Staat ist um fünf Millionen Rubel geschädigt. Pari-, 3. Juli. Auf die Frau des bekannten Chirurgen Doyen wurde ein Revolverattentat verübt, als sie mit ihrem Automobil durch das Boulogner Wäldchen fuhr. Die drei Kugeln gingen fehl. Stuttgart, 3. Juli. In Württemberg hat der Webr- beitrag rund 30 Millionen Mark ergeben, wovon 13 Mil lionen allein auf Stuttgart entfallen. Paris, 3. Juli. Der Kreditausschuß der Kammer hat den Kreditentwurf von 2 Millionen Frank für die amtliche Teilnahme Frankreichs an der Weltausstellung in San Franzisko angenommen. Parts, 8. Juli. Der Schwurgerichtspräsident Abanel wird im Saint Lazare-Gefängnis mit Frau Caillaux daS übliche Personalienverhör vornehmen. Gleichzeitig wird Frau Caillaux die Entscheidung der Anklagekammer sowie die Anklageschrift übermittelt werden, auf Grund deren sie vor das Schwurgericht verwiesen wurde. Veracruz, 3. Juli. Deutsche, die aus Mexiko City hier eingetroffen sind, sagen auS, der deutsche Gesandte habe seinen Landsleuten geraten, für acht Tage Nahrungsmittel etnzukaufen, diese in einem weit vom Zentrum der Stadt entfernten Hause aufzustapeln und sich zur Verteidigung vorzubereiten. Bukarest, 3.Juli. Fünfzig Freiwillige für Albanien sind unter Führung von drei rumänischen Reserveoffizieren heute nach Albanien abgegangen. -Lus dem Gericktslaak 8 Prozeß Rosa Luxemburg wieder vertagt. Der Prozeß gegen Rosa Luxemburg wegen Beleidigung der deutschen Armee ist zum zweitenmal der Vertagung verfallen. Der Staatsanwalt teilte mit, daß nach seinem beim preußischen Kriegsminister esngereichten Ersuchen ihm der Bescheid ge worden sei. daß die Akten, die sich auf die von der Ver teidigung gestellten Beweisanträge beziehen, noch nicht ein Der Kerr von Imhoff. Roman von M. Weidenau 47 „Du willst Dich also töten?" fragte Gabriele, die laut los eingetreten war, mit seltsamem Klange in der Stimme und die Augen fest ans sein erblaßtes Antlitz gerichtet. „Ja," kam eS mit kalter Ruhe, entschlossen von den Lip- pen deS jungen Edelmanns und seine Hand umspannte fester die Waffe; „ja, ich will meinem Leben ein Ende machen, da auch unsere Liebe aufgehört hat, zu bestehen. Laß mich sterben, damit Du von einem Unwürdigen befreit wirst." „Lege den Revolver weg! Hörst Du? Du sollst Dich nicht töten, damit ich unserem'Svhne nicht einst sagen muß, sein Vater habe als Selbstmörder geendet," rief sie dem Gatten im befehlenden Ton zu. Arnold willfahrte ihrem Wunsche; sein Antlitz war farb los und unbewegt und nur um die Lippen flog ein nervöses Zucke». „Höre mich an, Arnold!" nahm die junge Frau aufs neue das Wort. „Ich habe diese letzten Stunden viel und schwer ge litten und habe die Empfindung, als müßte ich ersticke». Ich frage Dich jetzt nur ein«: Warm» jagst Du diesen Elenden nicht zum Hanse hinaus? Und warum bebst Du, der doch niemals Furcht empfand, vor diesen, Menschen schen zurück? Sage mir, Deinem Weibe, die volle Wahrheit! Du hast offen bar ein Geheimnis mit ihm; bist Du ihm vielleicht für ir gend etwas Dank schuldig, hat er Dich einmal auS einer dro hende» Gefahr gerettet ? So sprich doch I Rechtfertige Deine heutige, nur »»verständliche Handlungsweise. Du kannst nn- möglich eme Schlechtigkeit begangen haben, Dii, ein Imhoff, dessen Ahne» tadellose Edelmänner, echte Kavaliere gewesen sind Mein Gott, Du schweigst noch immer? Ich habe ja nur Dich — Dich und unser Kind. Ich will Dich nicht ver lieren ! Bei dem Andenken an Deine Eltern, bei der Liebe zu unsern, Sohne — bei unserer Liebe beschwöre ich Dich, Ar nold, rede endlich!" „Zweifellos stammt das Geheimnis, daSDich mit diesem Manne verbindet, aus der Vergangenheit, hat als Ursache eine Jngendlorheit, ist daher etwas, das gut gemacht werden kann! Schioöre mir, daß alles dies sich ereignet hat, bevor Du mich gegangen seien. Die Ermittlungen bezüglich der von der Verteidigung unter Beweis gestellten Mißhandlungsfälle seien bisher ergebnislos gewesen. Der Kriegsminister hat mitgeteilt, daß er die noch nicht abgeurteilten Fälle dem zuständigen Kriegsgericht zur Aburteilung überwiesen habe, soweit die Verjährung noch nicht eingetreten war. Die An geklagte und ihre Verteidiger protestierten ohne Erfolg gegen die Vertagung, die auf eine Verschiebung der Sache hinaus laufe. Der Verteidigung wurde vom Gerichtshof auf- gegeben, ihr Tatsachenmaterial sobald und so vollständig wie möglich dem Gericht und der Staatsanwaltschaft zugänglich -u machen. 8 Ei» Opfer des Wettleidenschaft. Wie in einer Schwur gerichtsverhandlung zu Wilsdruff festgestellt wurde, ist der dortige Ratsregistrator Clemens Engelmann, der während der verflossenen sechs Jahre Unterschlagungen in Höhe von 26 000 bis 30 000 Mark begangen hatte, durch seine Wcttlust auf die schiefe Ebene geraten. Er wurde zu zweieinviertel Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. DaS Reuommter <-Sparkassenbuch. In Zwickau hatte der Bergarbeiter Max Drechsel wegen Urkundenfälschung zu verantworten. Um seiner Braut gegenüber als spar samer Mensch zu erscheinen, hatte er Eintragungen in ein Sparkaffenbuch gemacht, ohne Einzahlungen geleistet zu haben. Das Gericht sprach den Angeklagten frei, weil er seine Braut nicht in vermögensrechtlicher Hinsicht habe täuschen wollen. 8 Bouillonwürfel ohne Bouillon. Die Nahrungsmittel fälscher haben sich mit Eifer auf die jetzt so beliebten Bouillonwürfel geworfen. In Berlin haben sich die Gerichte vielfach mit Fälschungen auf diesem Gebiet beschäftigt. Dieser Tage war die Fabrikantin Frau Hirschfeld angeklagt. Nach dem Gutachten des Regierungsrats Professor Juckenack bestanden die von ihr zum Preise von 6 Mark pro Tausend an Kolonialwarenhändler vertriebenen Bouillonwürfel in der Hauptsache aus Salz. Der Bouillongeschmack und die „Fettaugen" wurden durch Rindertalg, Kalbsfett, Sellerie, Zucker und Würze erzielt. Angeblich waren die Würfel aber aus „garantiert feinster Hühnerbouillon" hergestellt. Das Urteil lautete auf 60 Mark Geldstrafe. Zu der gleichen Strafe wurde ein Fabrikant Küster verurteilt, der aus ähn liche Weile „feinste Kraftbouillonwürfel" bergestellt batte. 8 Ein I8jähriger Spion. Vor dem Reichsgericht in Leipzig hatte sich am Freitag ein erst 18 Jahre alter Fran zose ngmens Hausse aus Jarville wegen Spionage zu ver antworten. In einer Zeit der Stellenlosigkeit hat er sich nach Metz begeben und sich in den Besitz von Geheim schriften, Zeichnungen und Plänen gesetzt. Das Gericht verurteilte ihn auf Grund des neuen Spionagegesetzes zu drei Jahren Gefängnis. Strafverschärfend war, daß er versucht hatte, einen Offizier zu betäuben, um zu den ge wünschten Papieren zu gelangen. Vor dem Zuchthaus hat ihn nur seine große Jugend bewahrt. 8 Jahre Zuchthaus. In Chemnitz wurde der Monteur Twardy aus Käfertal bei Mannheim wegen mehrerer Ein brüche zu 3Vr Jahren Zuchthaus verurteilt, nachdem er bereits wegen anderer zahlreicher schwerer Einbrüche und Diebstähle tn Frankfurt, Magdeburg, Würzburg usw. 86 Jahre Zuchthaus erhalten hat. Da er noch vor mehreren weiteren Gerichten abgeurteilt werden soll, dürften die 100 Jahre Zuchthaus wohl voll werden. Kunte Leitung. Der Veteran von Gravelotte. Eine besondere Ehrung wurde dem soeben verstorbenen Wegewart Anweiler in Nußloch bei Heidelberg zuteil, der 1870 bei den Mülhausener schwarzen Dragonern den Todesritt von Gravelotte mitgemacht hatte. Zufälligerweise hatte seine alte Schwadron am Beerdigungstage auf einem Übungs^ ritt in Nußloch Quartier bezogen. Der Rittmeister ließ, als er vom Tode des alten Veteranen hörte, durch seine Abteilung die militärischen Ehren beim Begräbnis er weisen. Von der ganzen Schwadron waren 1870 nur 17 Mann vom Todesritt bei Gravelotte zurückgekehrt. Ei» Vorkämpfer der Blindenerziehnug. In London starb der blinde Direktor der Normalschule für Blinde in Norwood, Sir Francis I. Campbell. Er hatte als ein jähriger Knabe das Augenlicht verloren. Erwachsen, widmete er sich ganz dem Studium der Blindenerziehung und gründete die oben erwähnte Musteranstalt, die er 40 Jahre hindurch geleitet hat. Der blinde Campbell war auch ein tüchtiger Alpinist. 1880 bestieg er den Mont blanc. Von» Mädchen zum Jungen. Auf einem Standes amt Nord-Berlins ereignete sich der seltene Fall einer Änderung der Geschlechtsmatrikel. >Ein von einem jungen Ehepaar im März dieses JahreS als Mädchen an gemeldeter Erstling entpuppte sich plötzlich als ein richtiger Junge. Durch richterliche Anordnung wurde im Anschluß an ein ausführliches ärztliches Gutachten die Um- icyrewung der bisherigen Käthe tn einen Kurt vor genommen. Neueste Spiele im Wassersport. Daß der Sommer an den Flüssen und Seen ein fröhliches Treiben weckt, ist allbekannt. In Amerika hat man den schon bestehenden Wasserspielen ein neues angereiht. Kleine Motorboote schießen über die Wasserfläche und ziehen, etwa 10 bis 16 Meter hinter sich, ein schmales Brett an einer Leine nach. Am oberen Rande sind zwei Löcher, in denen die „Schleppseile" befestigt sind. Sie sind am Motorboot an gekoppelt. Eine lange Tauschlinge, die der Wassergleiter gleichsam als Zügel, als „Steuer" in der Hand hält, ge währt Halt. Wenn das Motorboot mit voller Kraft vor wärts schießt, zieht es das Brett, auf dem der Wasser gleiter steht, pfeilschnell hinter sich her, das Brett richtet sich halb ans, und nun ist es die Kunst deS Wassergleiters, seine Stellung zu verteidigen, das „Steuer" zu führen, nicht zu schwankeil und hinter dem Motorboot her stehend über die Fluten hinzuschießen. Verliert der Wasserfahrer aber das Gleichgewicht und fällt in die nasse Flut, dann darf er für Spott nicht sorgen. Othellos Hosenboden. Ein niedliches Geschichtchen wird aus Petersburg berichtet. Die erste Liebhaberin eines dortigen Sommertheaters hat eine riesige, auf den Mann dressierte Dogge zum ständigen, treuen Begleiter. Der Hund geht mit seiner Herrin auch abends stets ins Theater und wartet geduldig in der Garderobe, biß die Vorstellung zu Ende ist. Neulich wurde Othello gegeben, mit der Herrin des Hundes in der Rolle der Desdemona. Als gerade Othello über die ächzende und stöhnende Desdemona gebeugt ist, stürzt plötzlich der Hund, der die Stimme seiner Herrin erkannt hatte aus der versehentlich offen gebliebenen Garderobentür, ist mit einem gewaltigen Satz auf der Bühne und packt den schwarzen Mann, der feiner Gebieterin zu Leibe gehen will, an der Rückseite. Othellos Hosenboden und auch die Haut darunter gingen dabei in Fetzen. Die Vorstellung mußte abgebrochen werden und Othello will Desdemona auf Schadenersatz verklagen. Der Goldschatz des Zigeunerkönigs. Unter den „nicht wünschenswerten" Personen, denen in letzter Zeit die Erlaubnis, amerikanischen Boden zu betreten, besagt ! worden ist, befand sich auch ein „König". Nikolaus ! Cluron, König der Zigeuner, war mit einer recht zahl- ! reichen Familie nach Amerika gekommen. Als die Ein wanderungsbeamten ihm bedeuteten, daß er nicht landen dürfe und wieder umkehren müsse, knöpfte er seine Weste auf und präsentierte einen Gürtel, der aus Goldstücken ! aller Länder und aller Zeiten zusammengesetzt war: man sah da englische Sterlings, französische Louis, ungarische Dukaten usw. Nachdem die Beamten den kostbaren Leib gurt bewundert hatten, rief König Nikolans drei seiner Söhne, und es begann eine neue Gurtbesichtigung, denn die drei jungen Zigeunerprinzen hatten genau solche Gürtel wie ihr königlicher Vater. Mit dieser Schau stellung aber war es noch lange nicht getan, und König Nikolaus ließ einen seiner Koffer bringen und entnahm ihm zahlreiche Säckchen mit Goldmünzen, die er auf den Tisch stellte, auf daß der Einwandernngsinspektor und seine Leute sich an all der Pracht sattsähen: es waren nämlich in den Säckchen nicht weniger als etwa 500 000 Mark in Gold verstaut. Der Zigennerkönig wies endlich noch auf die goldenen Knöpfe seiner Weste und auf den goldenen Griff seines Spnzierstockes, den er als Symbol semer Macht bezeichnete, hin. Die Einwanderungsbeamten ließen sich jedoch durch den Glanz nicht umstimmen: „Lie Nepublick wüßte nicht, was sie mit Ihnen und Ihren: Golde anfangen sollte", erklärte der Einwanderungs- inspektor. Als sie hörten, daß sie umkehren müßten, be gannen die 38 Mitglieder der königlichen Famile laut zu weinen und die rächenden Blitze Deolas, des geheimnis vollen Gottes der Zigeuner, auf das ungastliche Land d r Bankers berabzuwünschen. . . Tttelfncht der Amerikaner. Kein anderer als der Staatssekretär Bryan hat sich über die Titelsucht seiner Landsleute in recht scharfer Art ausgelassen. Bryan hielt bekanntlich überall im Dollarlande Wandervorträge über allerlei Themata. So sprach er auch in der Bundeshaupt stadt Washington in einer Gesellschaft über die Titelsucht seiner lieben Mitbürger und gab folgende Fälle zuni Besten: Ein Kaufmann, der eine Generalswitwe geheiratet hatte, nannte sich seit dieser Zeit „General", da er diese» Titel erheiratet habe. Ein anderer General war eigent lich nur — „General"-Agent einer Handelsfirma. Wieder ein anderer führte stolz den Richtertitel, weil er Ziel- „Richter" beim Pferderennen war. — Das sind krasse Fälle, aber Bryan muß ia wohl Bescheid wissen. kenne» gelernt hast! Siehst D» denn nicht, wie ich leide, »nd willst Du mich nicht durch ein einziges Wort von meinen Leideil erlösen?" „Gabriele, auch ich leide," entgegnete Imhoff, durch ihre Stimme, ihre flehenden Blicke namenlos erschüttert; „aber sprechen kann ich nicht. Es gibt im Leben eines Mannes s Dinge, die — die, kurz, ich kann von dieser Sache, von meinem Verhältnis zu Brandt, nicht sprechen, weil ich Dich liebe und diese Liebe nm keine» Preis der Welt schänden will." „Und wenn ich durch einen Znfall hinter Dein Geheimnis gekommen wäre?" fragte die junge Fra», ihren Gatten, dessen Gestalt ein Zitter,: durchlief, scharf beobachtend. „Siehst Du, ich kenne es, Dein Geheimnis." Damit zog j sie Brandts Karten, die sie früher znsammengesncht hatte,! ans der Tasche und hielt sie Arnold hin. „Da schau — das sind die Karten, die dieser Heuchler bei sich getragen nnd verloren hat! Ich habe sie durchsticht, sie sind bezeichnet; Brandt ist ei» Falschspieler nnd, da Ihr Jugendfreunde seid, bist Du es vermutlich auch." Mit Eutrüstung fuhr Imhoff auf. „Nein, Gabriele, das nicht! Ich schwöre es Dir bei un serm Kinde, bei allem, was heilig, darin irrst Du." Wie er so vor ihr stand, stolz aufgerichtet und mit zorn funkelnden Auge», kehrte das alte Vertraue:: zu ihm iu ihr Herz zurück; sie fühlte unwiderstehlich, daß er die vollste Wahr heit gesprochen hatte, fragte sich aber eben darum von neuem, ob eS etwas noch Schlimmeres gebe:: komtte, das sie vou ihrem Gatten trennen müßte. > Arnold von Imhoff nahm jetzt abermals das Wort und . seine Stimme hatte einen traurigen Klang: „O, Gabriele, eS gibt Verbrechen, die kein Richter bestraft, die die Gesellschaft i sogar entschuldigt, weit davon entfernt, den, der sie begeht, zu verdammen, die jedoch ein ehrliches, rechtschaffenes Denken und Fühlen niemals verzeihen kann." DaS Antlitz der jungen Frau verfinsterte sich und sie trat einen Schritt von ihrem Gemahle zurück. „Und eiueS solchen — Verbrechens hast Du Dich schuldig gemacht?" fragte sie, ihn ernst anblickeud. Ohne zu antworten, senkte Imhoff nnr den Kopf tief auf die Brust. „Gegen wen?" kam es jetzt wie ein Hauch von den Lip pen der jungen Frau, die zu ahneu anfiug, daß ihr Gatte etwas begangen haben müsse, das nur ihr gegenüber zur In famie wurde. Sie wiederholte, jetzt wieder in fast befehlen dem Ton, die Frage, und Imhoff, der, als sie zwar ernst, doch liebevoll mit ihn: gesprochen, schon nahe daran gewesen, ihr alles zu gestehen, hüllte sich aufs neue ii: Schweigen. „Du siehst, daß es besser gewesen wäre, mich sterbe:: zu lasse::," war seine eiuzrge Antwort. „Und ich wiederhole Dir, daß Di: Dich nicht töte» darfst — um unsres Kindes willen, nnd um seinetwillen — verstehe mich wohl — bin ich auch entschlossen, noch ferner mit Dir unter einen: Dache zu bleiben, aber," — sie machte, tief ans atmend, eine Panse, um dann mit fester Stimme hinzuzu- fügen, „ich werde in Zukunft nnr den: Namen nach Dein -- Weib sein." „Nein, nein! Das wäre zu hart, eine Grausamkeit, die ich nicht ertragen könnte," brnnste er auf. „Ich sollte wie ein Fremder neben Dir leben? Nein, nein — unmöglich! Das wäre ich nicht iu: stände." „Und doch wirst Du es über Dich gewinueu müssen. Erin nere Dich, was zwischen uns steht! Und noch eins fordere ich von Dir — wir werden Wien verlassen." „Und wohin sollen wir denn gehen?" „Vergißt Du, daß Schloß Imhoff uns gehört?" „Du hast recht, wir wolle» in meine Heimat gehen und ich überlasse es Dir, alles nach Deinen Wünschen zu ord ne::," entgegnete er resigniert und wandte sich mit einen: schmerzlichen Blick auf sie ab, nur ar: seinem Arbeitstisrb Platz zu nehmen, während Gabriele langsam das Gemach verließ. — ! Die junge Frau flüchtete sich mit ihren: großen Herzeleid, ihren: bitteren Kummer und ihrer grausamen Enttäuschung an das Bettchen ihres Kindes, wo sie, das Antlitz mit beiden Händen verhüllend, über ihr Schicksal nachdachte und sich bemühte, einige Klarheit iu ihre verwirrten Gedanken zu brin ge». Die eine Frage, welch' dunkles Geheimnis das Leben ihres Gemahls beflecke und sie von ihm trenne, stand in Flammenschrift vor ihrer Seele. 213.20
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