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02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-19140705023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-1914070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-1914070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-05
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- 02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 05.07.1914
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Produktion sowie 1 des Gases, ferner bis zur Luftschiffs der deutschen Gas- 0 Eigenartiger in Bürstadt fertigt' gunsten seines Bri Zeugen unterschrei dem Schnellzug M Unglückliche Ehevei Entschluß. G Beulenpest i> Galveston sind z: worden. Ein ganz unter Quarantäne, gefährlichsten Träo Galveston zahlt zn Häsen stehen unter Westindien. — Sonnenficcken der Privatgelehrte der Sonnenforschu Durch tägliche phi im vorigen Jahre. Sonnenflecken zu ei kanntlich der Schr Hnpothesen, die un werfen sollten. D aeaentreten. Die deutsche < flogen. Zwei fron die deutsche Grenze den Grenzort Lomi und kehrte nach Fr> über Fentsch-Hayi» nach Frankreich zu lintprinchuna seitei H Neue Fetvun Heeresverwaltung l ein neuer einheitlick und Mannschaften die Kriegs« wie für wird einen grauen herigen Kriegsbekl Rocktuch erhält eil Ministerium erstreb! der den bisherigen proben der neuen Z Bekleidungsamt der München, 3. Ji standen mehrfach B große Betriebswerk räten eingeäschert. Kalisch, 3. Juli wurden große Zol um fünf Millionen Part-, 3. Juli. Doyen wurde ein ihrem Automobil d drei Kugeln gingen Stuttgart, 3. I beitrag rund 30 t lionen allein auf S Paris, 3. Juli, den Kreditentwurf Teilnahme Frankre Franzisko angenr Parts, 8. Juli wird im Saint Laz übliche Personalier Frau Caillaux die die Anklageschrift ü vor das Schwurger Veracruz, 3. I eingetroffen sind, sc seinen Landsleuten einzukaufen, diese entfernten Hause < vorzubereiten. Bukarest, 3. Ju! sind unter Führung heute nach Albaniei -Lu, 8 Prozeß Rosa L argen Rosa Luxeml Armee ist zum zwei Staatsanwalt teilte Kriegsminister ejng« worden sei, daß die teidigung gestellten Der s „Du willst Di los eingetreten w und die Augen se „Ja," kam es pen deS jungen Et die Waffe; „ja, i da auch unsere Li sterben, damit Du „Lege den Revi töten, bannt ich Vater habe als Z im befehlenden To Arnold willfak los und unbewegt gucken. „Höre mich an das Wort. „Ich ha litten und habe di frage Dich jetzt nu nicht zum Hause h niemals Furcht ei Sage mir, Deinem bar ein Geheimui gend etwas Dank henden Gefahr ge heutige, nur nnve> möglich eine Schlk dessen Ahne» lade sind Mein Gott, nur Dich — Dich lieren! Bei dem 2 zu unserm Sohne nold, rede endlich I „Zweifellos stc Manlie verbindet, Jngendtorheit, istl Schioöre mir, daß über dein Teppich verstreuten Karten und neuerdings packte sie ungeheure Angst, daß Arnold ain Ende doch mit jenem Elenden falsch gespielt haben könnte, nm sein Leben zn fristen. Wenn dies der Fall, dann konnte und mochte sie nicht mehr mit ihm leben, mußte eine Scheidung erfolgen! Eine Scheidung! Sie bebte vor dem Lärm, dein Skandal zurück, die eine solche stets mit sich bringen. Plötzlich schrie sie dnmpf ans: war es möglich, daß sie ganz ihr Kind vergessen konnte? Die Mntter war vor der tief verletzten Gattin zurückgetreten. „Mein teures Kind! Mein kleiner Lothar," flüsterte sie bewegt und eilte so schnell sie konnte, hinüber nach dem Kinderzimmer; ans dessen Schwelle blieb sie einen Moment zögernd stehen, und ihr Herz schlug schneller; neben dem Nettchen des um diese Nachmittagsstunde schlummernden Kindes saß, tief gebeugt und das Antlitz mit den Händen verhüllt, ihr Gemahl. Ohne Zweifel hatte er die Wärterin aus dem Zimmer geschickt, da diese nicht anwesend war. Arnold hatte seine Fran nicht kommen gehört und blickte verstört ans, als sie langsam an seine Seite trat. Ein furchtbarer Gedanke durchzuckte plötzlich ihren Geist und, dumpf aufstöhuend, preßte sie die Hände auf die Stirn. Arnold von Imhoff und Leo von Brandt waren Ju gendfreunde, Studiengenossen gewesen, und Brandt hatte nie ein größeres Vermögen besessen, Arnold das seine teils aus Leichtsinn, teils aus Unbesonnenheit verloren. Wovon mochten nun beide all die Jahre her gelebt haben? Vom Spiele? Mein Gott, wenn auch Arnold gespielt, wie Brandt es ohne Zweifel getan hatte und, wie die Karten es da nur zu deutlich bewiesen, es auch heute nach tat. Arnold, ihr geliebter Gatte, ein Spieler, vielleicht gar ein Falschspieler — entsetzlich, zu ungeheuerlich, um es zu glauben! Mit irren Blicken schaute die junge Frau um sich und ihr Auge fiel auf das große Bild ihres verstorbenen Vaters. „Mein Vater! Mein armer Vater!" kam es von ihren zuckepden Lippen. „Verzeihe, o, verzeihe! Ich, Deine Toch ter, der Du einst alles gewesen, habe beinahe aufgehört, an Dich zu denken. Dich zu lieben, so sehr nahm er mein gan zes Denken und Fühlen in Anspruch." Und im Geiste sah sie sich in jene stille, glückliche Zeit zurückversetzt, wo sie an der Seite ihres Vaters in dessen Ar beitszimmer saß, von ihm Unterricht und Belehrung empfan gend. Sie vermeinte seine liebe Stimme wieder zn verneh men, seine Liebkosungen zu fühlen und, in heiße Tränen ausbrechend, sank sie vor dem Bilde des teuren Dahiuge- schiedenen in die Knie; sie fühlte sich namenlos elend und voll aller Welt verlassen lind der Gedanke, daß Arnold, als er sich mit ihr vermählte, diesen Schritt nur als eine Spe kulationsehe betrachtet hatte, drohte ihr das Herz zu zer reißen, dieses Herz, das auch jetzt noch au dem Gatten hing, so daß sie dessen Vorgehen zu entschuldigen suchte. „Nein, nein," sagte fie mit leiser Stimme und noch auf den» Teppich kniend, „es ist undenkbar, daß mein Gatte ein solches Leben geführt, gespielt und vielleicht auch betrogen hätte wie dieser entsetzliche Mensch, dieser Brandt. Ohne Zwei- el besitzt dieser Erbärmliche, der sich in unser Haus einge- „Arnold!" Sich rasch zurückwendend, sah er sie ain Nettchen deS Kindes stehen. Hoch und stolz aufgerichtet, offenbar eine Er klärung von ihn» erwartend. Er aber konnte nicht sprechen lind ging, ihr nur einen seltsam verstörten Blick zuwersend, aus dem Gemach, mit dem Bewußtsein im Herzen, daß sein Glück vernichtet sei. In seinem Zimmer augelangt, sank er in einen Sessel; nnfähig eines klaren Gedankens, brütete er dnmpf vor sich hin. Er konnte sich nicht helfen, befand sich in den Händen dieser beiden Abenteurer, die zu jeder beliebigen Stunde sei ner Frau den ihn so schwer kompromittierenden Brief vor weisen konnten, um zu ihrem „Honorar" zu kommen. „Mein Gott, well» ich an diese Möglichkeit, an deren Fol gen dellte! Alles, alles würde aus sein, zwischen Gabriele nnd mir —" stöhnte er und starrte dann wie jemand, der je den Angeublick einen tödlichen Schlag erwartet, aufs neue vor sich hin. Plötzlich erhob er sich, machte einige rasche Schritte nach seinem Waffeuschrank und entnahm diesem einen Revolver. „Ich iveiß wohl, daß nur ein Feigling sich das Leben nimmt; nun wohl, da ich ein solcher Feigling bin, habe ich auch das Recht, mich zu töten," sagte er sich mit der kalten Ruhe eines festen Entschlusses. „Ja, ja — ich bin ein Feig- liug, der iveder den Mut hat, zn kämpfen, noch den, das Naheil der Katastrophe abznwarteu," fügte er ebenso ruhig hinzu. Ohne, daß seine Hand auch nur im mindesten gebebt Der Kerr von Imhoff Roman von M. Weidenan. Einen Moment begegneten sich die Angen der beiden Gatten, doch sprach keiiles von ihnen ein Wort; ja, Arnold glaubte in den Blicken seiner Frau Verachtung zn lesen. Ja, sie, die von einem edlen Vater in strengen Ehrbegriffen und Grundsätzen erzogene Frau aus dem Bürgerstaüde mußte ihn, deil Edelmauu, der es »licht gewagt hatte, die vo»» einem Elenden tödlich Beleidigte, zu verteidigen, verachten. Er fühlte, daß er in ihren Augen tief gesunken ivar und doch wußte er nicht, welchen Weg er einschlagen sollte, nm sich § , , „ . „ . „ zu rehabilitieren, ohne dabei die schreckliche Wahrheit, die > hätte, begann er die Waffe zu laden, als er seine»» Arin be ste zu Boden schmettern würde, zu verraten. > rührt fühlte. 213,20 drängt, uns so ehrliche Freundschaft geheuchelt hatte, irgend j „Du bist erschöpft, Du solltest Dich ausruhen, Gabriele," j eine Handhabe, die er nun gegen meinen Gatten ausnützt; sagte er mit leise bebender Stimme. 46 - gewiß, es kann nicht anders sein, denn ich vermag nicht Gabriele blieb stolz nnd kalt und erklärte dann, ohne zu glauben, daß Arnold mich nicht wirklich geliebt, daß er die Augen zn dem Gatten zu erheben, daß sie von heute mich schändlich hiutergiug, mein Gott, wenn ich davon Ge- an im Zimmer des Knaben schlafen werde, nm sich in Zu- wißheit erhielte, ich müßte wahnsinnig werden!" kunft ganz dessen Pflege und Erziehung zu widmen. Mühsam, weil total erschöpft von den Aufregungen, die Anwld von Imhoff verstand; ohne auch nur ein Wort diese letzte Stnnde ihr gebracht hatte, erhob sie sich undj der Entgegnung, erhob er sich und ging langsam nach den» wankte zu einem Sessel. Da fiel ihr Auge wieder auf d,e. ^«^"9 des Gemachs. Er hatte schon die Tür erreicht, als über den» Teooick verstreuten Kartei» und neuerdiuas nackte Gabriele laut seinen Namen rief. Ein Engländer — ganz gleich, ob es sich um ein männliches oder um ein weibliches Exemplar handelt — nimmt immer und überallhin sein Vaterland mit: es klebt ihm an den Schuhsohlen, wo immer er sich auch be finden mag. Die Amerikaner sind von ihrer Überlegen heit und Gottähnlichkeit mindestens ebenso sehr überzeugt wie ihre europäischen Vettern, und ihr Patriotismus ist ebenso groß, vielleicht sogar noch größer; sobald sie sich aber aus ihrer Heimat entfernen, zeigen sie ein geradezu außergewöhnliches Anpassungstalent, das ihnen selbst erst unterwegs zum Bewußtsein kommt, und sie fassen in dem Lande, in das sie verpflanzt worden sind, sofort Wurzel. Diese Kunst, sich in kurzer Zeit den Anforderungen eines neuer» Milieus und einer unbekannten Gesellschaft anzupasseu, erklärt die großer» Erfolge der Amerikanerinnen, die durch ihre Heirat und dank der Macht des Gottes Dollar berufen sind, in den vornehmsten Salons von London eine erste Rolle zu spielen. Nichts hat die Tochter eines Newyorker Großindustriellen oder eines Chicagoer Börsenmannes vorbereitet, die politische und gesellschaftliche Mission der Gattin eines englischen Peers, eines Mitgliedes des englischen Oberhauses zu er füllen. Sie muß für die Wiederwahl ihres Gatten wirken, kleine Reden halten, neue Krankenhaussäle ein weihen helfen, bei der Preisverteilung in Dorfschulen den Vorsitz führen, in Wohltätigkeitskonzerten singen und der „gute Engel" der Pächter ihres Gatten sein. Das alles will natürlich gelernt sein. Zunächst muß die junge Amerikanerin englisch so sprechen lernen, wie man es in der vornehmen Londoner Gesellschaft spricht. Es gibt gewisse Ausdrücke, die in Amerika in den besten Kreisen gebraucht werden, in England aber nur von ganz gewöhnlicher» Straßenmädchen in der» Mund genommen werden. Anderseits gibt es Ausdrücke, !die in den vor nehmsten Londoner Salons als einwandfrei gelten, während sie jenseits des Ozeans nicht einmal eine Fabrik arbeitern anzuwenden wagen würde. Eine neue britische Pairssrau muß aber nicht bloß die Sprechweise, die an den Usern der Themse Mode ist, lernen, sondern die Worte auch mit der einzigen richtigen Betonung aus sprechen und bis zu den geringsten Einzelheiten das Wesen, die Gesten, die Manieren, die in den vornehme»» Kreisen Brauch sind, sich anzueignen suchen. Sie stellt nie und nirgends Fragen, damit es nicht so aussehe, als ob nur sie das, was alle Welt weiß, nicht wisse; sie iveiß endlich ihrem Gesicht jene»» Ausdruck von Herablassung, de»» man in London seinen Untergebenen gegenüber an nimmt, aufzuprägen. Das alles lernt sich, wie gesagt, sehr schnell. Es gibt aber zwei Wissenschaften, die ein gründliches Studium erfordern. Vor ihrer Landung in England hat eine zur Würde einer britischen Peersgattin erhobene Amerikanerin keine Ahnung vom Sport und nichts als Geringschätzung für die Politik. In Amerika hat sie wohl die Tennis- und Golfregeln gelernt, sich auch wohl ein paar ober flächliche Kenntnisse auf dem Gebiete des Polospieles angeeignet, aber niemals erfahren, wie man einen Fasan tötet, was eine Fuchsjagd bedeutet, und wie man ein Rebhuhn von einem Moorhuhn unterscheidet. Jr» bezug auf Rennen ist sie noch weit ungebildeter. Vor ihrer Ankunft in England hat sie nie etwas von diesen Sachen gehört, und die berühmtesten Jockeis sind für sie voll ständig unbekannte Größen. Sie hat keine blasse Ahnung von dein Kalender der vornehmen Welt, in dem die Rennen zu Newmarket, Ascot, Epsom usw. als nationale Feiertaae rot anaestrichen sind . . . In den Vereinigten Staaten gilt in den Kreisen, ans welchen sich die Abkömmlinge der „historischsten" Fam lien Englands ihre Frauen holen, die Politik als ein wenig empfehlenswertes, wenn auch manchmal recht einträgliches Geschäft, das einer Frau der guten Gesellschaft keinerlei Interesse einflößen sollte. In England dagegen spielen alle Männer, die in der vornehmen Gesellschaft den Ton angeben, im Unter- oder Oberhause eine hervorragende Rolle. Die junge Amerikanerin, deren Eltern vielleicht einem Mitglieds des Repräsentantenhauses in Washington niemals ihr Haus geöffnet hätten, rechnet es sich, wem» fie in England Peersgattin geworden ist, zur Ehre ai», einen politischen Salon zu haben . . . Wie alle diese Wunder nach soIkurzer Zeit zustande- kommen, wie eine Amerikanerin, die nach England ver pflanzt wurde, es schon nach wenigen Wochen fertig bringt, sich mit einem Ministerpräsidenten über die schwierigsten politischen Fragen zu unterhalten und durch ihre Sachkenntnis in Sportdingen die ältesten Mitglieder des Jockeiklubs in Verlegenheit zu setzen, das ein Geheimnis, das bisher noch nicht ergründet ist . . . stak unä fern. o Wolkenbrüche am Niederrhein. Wie aus München- Gladbach gemeldet wird, brachte dort ein schweres Unwetter die höchste Regenmenge seit vierzig Jahren, nämlich fast 50 Millimeter Niederschlag. Mehrfach schlug der Blitz ein; die Straßen waren stellenweise fußhoch verschlammt. Durch Hagel wurden Felder und Gärten stark geschädigt. Jr» Wgnlo (Regierungsbezirk Düsseldorf) wurde von einer Windhose eine massive Scheune völlig zertrümmert. — Auch in Frankreich wurde durch Sturm und Hageljchlag großer Ernteschaden angerichtet. O Verbot der gefilmten Oberammergauer Pasfions- spiele. Eine französische Firma hatte die Oberammergauer Passionsspiele für den Film aufnehmen lassen und die Bildstreifen der Berliner Zensur zur Prüfung übergeben. Die Behörde hat aber den Film als zur öffentlichen Vor führung ungeeignet erklärt. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, daß biblische Stoffe für die Kinotheater nicht zu lässig sind. o Eine Zigeunerschlacht. In Liepgarden bei Ücker münde spielte sich eine blutige Schlacht zwischen zwei Zigeunerfamilien ab, die eines Mädchens wegen in Streit geraten waren. Es wurden etwa vierzig Schüsse ge- wechselt, durch die zwei Zigeuner sehr schwer, ein dritter und eine Zigeunerin leichter verletzt wurden. Ein fehl- gegangenes Geschoß traf eine völlig Unbeteiligte, die bet ihren Eltern zu Besuch weilende 22 jährige Frau Berger aus Berlin, während sie ahnungslos im Garten saß, in den Unterleib Md verletzte sie so schwer, daß sie in die Greifswalder Klinik gebracht werden mußte. Die Zigeuner bande ist flüchtig. O, Nacht»vaudler. Im Berliner Tiergarten wurde nn sonderbarer Nachtwandler angehalten und in Schutz- Haft genommen. Er ging, nur mit einem Nachthemd be- kleidet, »n den Anlagen spazieren. Wer der 40 bis ' 50 Jahre alte Mann ist, weiß man noch nicht. v Selbstmordversuch eines Zwölfjährigen. Weil er Strafe wegen Schwänzens der Schule fürchtete, suchte sich in Neukölln ein zwölfjähriger Gemeindescyüler das Leben zu nehmen. Vor den Augen seines neunjährigen Bruders schoß er sich aus dem Revolver seines Vaters eine Kugel in die rechte Schläfe. Er wurde schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht. T Ein verhängnisvoller Schreckschuß. Durch einen merkwürdigen Zufall büßte der Knecht des Pfarrers Stephan Dziurzynski in Krzywce Gorne bei Borszczow sein Leben ein. Der Pfarrer war späts abend mit seinen Pferden in den Pfarrhof zurückgekehrt und es fiel ihm auf, daß die Hunde ungewöhnlich unruhig »varen. Er beauftragte daher den Knecht, Nachschau zu halten, ob sich nicht vielleicht Diebe in den Pfarrhof eingeschlichen hätten. Statt jedoch im Pfarrhof nachzusehen, ging der Kutscher in den Garten, mährend der Pfarrer, ohne dies zu »vissen, sein Jagdgewehr nahm und in de»» Garten eine»» Schreckschuß abfeuerte, der den Knecht in den Kopf traf und auf der Stelle tötete. G Trennung einer fürstliche»» Ehe. Die unglückliche Ehe der russischen Großfürstin Maria Paulowna mit dem Prinzen Wilhelm von Schweden ist jetzt durch einen Ukas des Zaren endgültig gelöst worden. Der Prinzessin wird gestattet, eine neue Ehe einzugehen. Sie hat sich künftig Großfürstin Maria Pawlowna die Jüngere zu nennen. Vom Stockholmer Staatsrat war die Ehe bereits am 17. Mär» d I. kür aelnst erklärt S Ter Mord im Sprechzimmer. Die geheimnisvolle Ermordung einer Patientin in dem Sprechzimmer des Dr. Farman im englischen Seebad Freeport scheint eine Eifersuchtstat der Frau des Arztes zu sein. Diese hat vor mehreren Wochen ohne Wissen ihres Mannes von dessen Sprechzimmer aus ein Geheim-Mikrophon nach ihrem Schlafzimmer anlegen lassen, um die Gespräche des Arztes mit seiner» Patientinnen zu belauschen. Zeugen bestätigen, daß Frau Farman, kurz nachdem der Schuß gefallen war, in großer Aufregung in das Konsultations zimmer gestürzt sei, die erschossene Frau aufgehoben und ihr die Arine über der Brust gekreuzt habe. Frau Farman wurde von dem Polizeirichter einem langen Verhör unterworfen, der Richter erklärte jedoch, daß er von der Unschuld der Frau überzeugt sei. Diese wäre erst kurz vor dem Morde aus Newyork zurückgekehrt und hätte sich wegen Migräne zu Bett legen müssen. 0 Die deutsche Gasausstellung. In München wurde eine Ausstellung „Das Gas" veranstaltet. Sie zeigt in reicher Form die volkswirtschaftliche Bedeutung der Gas- Linien eingerichtet, in aller Herrgottsfrühe verkehren Wagen auf Strecken, die es gar nicht gibt, d. h. die sonst nur durch mehrfaches Umsteigen zu bewältigen waren, beispielsweise von Schöneberg und Lichterfelde nach dem stundenweit entfernten Stettiner Bahnhof. Noch deutlicher merkt natürlich den Reiseverkehr der jenige, der selbst »nitten drin ist. Stundenlang stehe»» die Leute an den Schaltern des Anhalter Bahnhofes, des Potsdamer Bahnhofes, um eine Karte zu bekommen. Die amtliche Auskunfts- und Fahrkartenausgabestelle, welche die Eisenbahnverwaltung für den ganzen Berliner Verkehr aut dem Potsdamer Bahnhof eingerichtet hat, wimmelt von Menschen, die mit dem Einsehen der Fahrpläne nicht genug haben, oder die sich in ihnen nicht zurecht finden, oder die irgendeine Extrawurst gebraten haben wollen, ein zujammengestelltes Fahrkartenheft, eine direkte Fahr karte nach einem Orte, wo der Schalter keinen Vordruck vorrätig hat, eine telegraphische Bestellung für einen An schluß, und was so alles bei dem sich immer mehr ver zweigenden Netze Vorkommen kann. Wer weitere Strecken fahren will, nach Italien, nach Moskau, nach Paris, bemüht sich natürlich um gute Plätze, eine Platzkarte, um den Schlafwagen. Da kann man nicht im letzten Augenblick verlangen, daß es klappt, man muß sich vormerken lassen. Wir werde»» immer inter nationaler. Früher ging man einfach an den Schatter und bekam sein „Billett", dann gab man sein Gepäck auf und stieg ein. Heute wendet sich der verständige Reisende zweckmäßig an eines der Reisebüros, die sich bei uns auf getan haben. Wie man auf die Agentur geht, um einen Platz auf dein Lloyddampfer „buchen" zu lassen, so macht man seine Bestellung für eine größere Eisenbahntour bei Stangen, bei Cook, bei der Schlafwagengesellschaft. Und trotzdem kann es einem passieren, daß schon die besseren Plätze besetzt sind. Dann erhält der Staunende die Mit teilung, daß daneben auch die großen Warenhäuser, die ja alles machen, auf dem Plan erschienen sind und schon Wochen vorher Plätze angemeldet haben! Viel Arger, viel Aufregung, viel Geschimpfe und Ge drängel — aber das gehört einmal dazu und gibt nachher eine romantische Erinnerung. Es war schon immer so, daß der etwas erzählen konnte, der eine Reise tut. Ein Tor ist, wer auf Reisen verlangt, daß alles sich um seine kleine Bequemlichkeit dreht; der einzelne ist eine Numnier, weiter nichts, und er kann nichts anderes sein. Schicke dich mit Humor in die neue Lage, und du wirst schließlich deine herzliche Freude an dem Trubel haben, es ist nur ein Übergang. Am Ende kommt ja doch jeder dahin, wohin er will, und jeder bekommt auch sein Gepäck wieder. Viel wichtiger erscheint nachher, daß er am Ort der Bestimmung auch gut unterkommt, denn da handelt es sich nicht um Tage, sondern um Wochen des Wohl befindens und der Erholung. Umgekehrt aber flutet auch der Fremdenstrom immer stärker nach Berlin, und auch in dieser Beziehung wird die Reichshauptstadt immer großzügiger, internationaler. Schon seit längerer Zeit, vielleicht zwei Jahren, haben wir Schutzleute, die der englischen Sprache mächtig sind, um den Engländern und Amerikanern besser Bescheid sagen zu können; sie trage»» am Ärmel eiugestickt englische und amerikanische Flaggen, damit sie sofort erkannt werden. Jetzt haben sich auch Auto-Chauffeure solche Abzeichen zu gelegt, und Fremdenführer (übrigens ein neuer Beruf für eine frühere Gelegenheitsleistung) sind dem Beispiel gefolgt. Unter den letzteren fallen besonders diejenigen auf, die Armbinden und schärpenähnliche Bänder mit russischer Inschrift tragen und den vielen Berlin besuchenden Moskowitern die Wege weisen wollen, zur Kunsh zum Geschäft, zum Vergnügen. Engttlcke Amerikanerinnen. (Ein Gesellschaftsbild.) OZ. London, Anfang Juli. In jüngster Zeit haben wieder mehrere Heiraten zwischen Angehörigen des englischen Hochadels und amerikanischen Milliardnärtöchtern stattgefunden m»d augen blicklich befindet sich der Sproß eines der ältesten und vornehmsten Geschlechter auf Reisen in der neuen Welt mit dem ausgesprochenen Zweck — wie in der Londoner Gesellschaft ganz offen erzählt wird — um sein Wappen schild mit frischem goldenen Überzug durch die Verbindung mit irgendeiner dollarschweren Amerikanerin zu versehen. Wie finden sich nun eigentlich die derart in Masse in englische Familien eingepflanzten Töchter des Sternen banners in die britischen Verhältnisse?
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