Volltext Seite (XML)
Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Jllustr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Re.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. EiiHcnil wochentila) üreiului: Dienslag, Donnerstag und Sonnabend, abends ü Uyr. Bezugspreis mit der Ikusir. Sonntagsbeilage vierteljährlich k. 75 Pjg., durch die Post bezogen t Mk. 90 Psg. Anzeigenpreis: die fiinfgespallene Korpuszeile 15 Psg. Amtlicher Teil sechsgespallene Zeile 20 Psg. Reklamezeile 30 Psg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Nr. 77. ! Mittwoch, 4. Juli 1917. 28 Jahrgang. Amtliches. Bekanntmachung über die Meldepflicht bei Verwendung feuergefährlicher und explosiver Stoffe. Zwecks Verhütung von Bränden und sonstigen Un glücksfällen, die sich bei der Verwendung feuergefährlicher oder explosiver Stosse ereignen können, wird nachstehende Bekanntmachung erlassen. Die Bekanntmachung ergeht auf Grund des § 4 des Gesetzes über den Belagerungs zustand vom 4. Juni 1851. Zuwiderhandlungen gegen die im Folgenden geregelte Meldepflicht werden nach den bestehenden Strafgesetzen geahndet. 8 1. Wer Sprengstoffe irgendwelcher Art, die für Heeres- zwecke in Betracht kommen können, herstellt, verarbeitet oder verwendet, oder wer derartige Sprengstoffe auf Lager hat» ist verpflichtet, hierüber der Kriegsamtstelle Leipzig bis zum 10. 7. 17. Meldung zu erstatten. Treten erst nach Inkrafttreten dieser Bekanntmachung die Voraussetzungen der Meldepflicht ein, so hat die Meldung binnen 10 Tagen nach ihrem Eintritt zu erfolgen. Als Verarbeitung ist namentlich die Füllung von Geschossen und Zündern jeder Art anzusehen. 8 2. Der gleichen Meldepflicht unterliegt, wer Benzin, Benzol, Petroleum, Azetylen oder andere leicht entzünd liche chemische oder mineralische Stoffe, die für Heeres- zwecke in Betracht kommen können, herstellt, verarbeitet oder verwendet, oder derartige Stoffe auf Lager hat. 8 3. Zur Meldung verpflichtet sind natürliche und juristische Personen, Gesellschaften und Firmen, mit Ausnahme der staatlichen Munitions-Werkstätten. 8 4. Die Meldungen, sowie alle auf vorstehende Bekannt machung bezüglichen Anfragen sind an die Kriegsamt stelle Leipzig (Referat II) zu richten. 8 5. Die Bekanntmachung tritt am Tage der Veröffent lichung in Kraft. Leipzig, den 28. Juni 1917. Der kommandierende General. v. Schweinitz. Nachdruck erwünscht. Auf Warenbezugsmarke v Nr. 9 werden vom 5. bis mit 9. Juli 150 8 Weizengrieß für 9 Psg. abgegeben. Abgabe an Kändler bei den Warenvertetlungsstellen: Mittwoch, 4. Juli. Grimma, 30. Juni 1917. 3555 b. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amishauptmann. Frühdruschkommandos. Die Bezahlung und Berpstegung der militärischen Früh- druschkommandös hat in folgender Weise zu geschehen: t. Als Entschädigung für die Kilseleistung sind vom Landwirte 5 Mk. siir jede Tonne ausgedroschenen Getreides zu entrichten. Die Bezahlung ist an die Keeresoerwaltung (Truppenteile) zu bewirken, die ihrerseits die Entlohnung der Mannschaften übernimmt. 2. Die Verpflegung der Arbeitskommandos liegt den Arbeit gebern ob. Sie erholten dafür von dem Kolonnenführer täglich 2 Mk. für jeden Mann. Ist der Arbeitgeber nicht im Besitze der nötigen Verpflegungsmittel, so kann er diese gegen Bezahlung vom Truppenteile beziehen. 3. Die Transportkosten sowie die Kosten der Unterkunft trägt die Heeresverwaltung. Letztere sind von den Gemeinden auf Grund des Kricgsleistungsgefetzcs anzusordern. Grimma, 29. Juni 1917. 2b9 Ur. Die Kriegswirtschaftsstelle im Bezirksverbande der Kgl. Amtshauptmannschaft. I. A. Assessor Dr. Benecke. Schrotungsverbot. Bis zum Erlasse von weiteren Aussührungsbestimmungen zur Reichsgetroideordnung ist das Schroten ^Quetschen) von Roggen, Weizen, Kaser und Gerste alter oder neuer Ernte in Mühlen aller Art, einschließlich der Schrotmühlen, nur mit besonderer, schriftlich einzuholcnder Genehmigung deS Bezirks« verbände- zulässig. Zuwiderhandlungen sind nach 8 79 der Reichsgetreideordnung v. 21. 6. 1917 mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu fünfzigtausend Mark oder mit einer dieser Strafen zu bestrafen. Grimma, 2. Juli 1917. 3893 t.. Der Bezirksverband der Königlichen Amtshauptmannschaft: Geh. Reg.-Rat v. Bose, Amtshauptmann. Kartoffel - Versorgung. Nachdem die Karioffelvorräte der Stadt aufgebraucht sind, werden die städtischen Kartoffelkarten auch für den Bezug von Mehl oder Brot oder Kartoffelflocken oder Kariosfelwalzmehl gültig erklärt. Auf einen Wochenab schnitt der Kartoffelkarte dürfen entnommen werden ent weder 1 Pfund Schwarzbrot oder 300 ß Mehl oder O/r Pfund Kartoffelflocken oder N/2 Pfund Kartosfelwalzmehl. Die für Schwerarbeiter auf die doppelte Kartoffel menge gültig gemachten Karkoffelkartenabschnitte gelten über die doppelte Menge. Es ist unzulässig, auf einen Abschnitt Kartoffeln oder Kartoffelerzeugnisse und zugleich Mehl oder Brot zu geben. Anspruch aus Zuweisung von Kartosselflocken oder Kartosfelwalzmehl besteht nicht. Brot und Mehl werden durch die hiesigen Bäcker oder Mehlkleinhändler abgegeben. Karloffelflocken oder Karlofselwalzmehl werden bei Karl Adler, Garteustraße 20 und dem Konsumverein, Markt 9 verkauft. Naunhof, am 3. Juli 1917. Der Bürgermeister. Wild Verkauf. Bei Oswald Ströller, hier, Oststraße 2, kommt von jetzt an je nach Eintreffen Wild, zunächst Reh, zu dem gesetzlichen Höchstpreise zum Verkauf. Die Abgabe er folgt auf den Abschnitt 7 der Gemeindelebensmittelkarte. Abgegeben werden auf die Karten 1 Pfund, 8 2 Pfund, L 3 Pfund. Außerdem sind Reichsfleischmarken abzugeben. Naunhof, am 3. Juli 1917. Der Bürgermeister. Mmcine OMrMcnNffk Grmm-Knd. Sonntag, den IS. Juli IVI7, nachmittag- 4 Uhr soll im »Goldenen Löwen" in Grimma eine Ausschußsihung stattfinden, zu der die Herren Mitglieder des Ausschusses und des Vorstandes hierdurch eingeladen werden. Tagesordnung: 1. Iahresrechnung 1916. 2. Beitritt zu den von den Krankenkassen-Hauptverbänden ab geschlossenen Vereinbarungen über die Durchführungen der §8 219, 220, 222, Reichsversicherungsordnung. Naunhof, am 2. Juli 1917. Der Vorsitzende des Borstandes. Willer. UMM lkl WckM UsM in NmR läßlick Lin- unä stückrakl ungen: Verzinsung 4° ,. Lei V, jäkrUcker ffünäigungskrist 4'/, "/g. Qrökers Linlsxon del lsnx. ^uaUlguns Koders 2ln»ratre. c>e8C>iLN87«-lt: 9—l Ukr. pvstsekeekkonto: l.elprlx !^r. 10783. Vie rusNIcke Offensive. Zweimal hat unsere oberste Heeresleitung in ihren Berichten der letzten Tage auf die Dinge vorbereitet, die nun eingetreten sind: daß »auf den wachsenden Druck der übrigen Entente-Mächte hin" die Gefechtstätigkeit der Russen in Ostgalizien den Eindruck beabsichtigter An griffe zu machen beginne, und baß »dem Drängen der führenden Entente-Mächte" die russische Regierung sich nicht hat entziehen können und einen Teil des Heeres -um Angriff bewogen hat. Unsere Ostfront, die seit Monaten in den Berichten mit wenigen Worten abgetan werden konnte, nimmt nun wieder einen breiteren Raum in Anspruch und beginnt sich in ihre altbekannten Abschnitte zu gliedern: die Front deS Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern marschiert, wie in der glor reichen Kriegsgeschichte deS vorigen JahreS, an der Spitze der Tagesmeldungen, und in dem letzten Bericht unserer Verbündeten ist bereits von der .Abwehrschlacht" di« Rede, die bei der Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm im vollen Gange sei. Vorläufig haben die An greifer sich mühelos davon überzeugen können, daß bei den Deutschen auch an der Ostfront immer noch alles in bester Ordnung ist, daß also, wer vom Frieden redet, damit noch lange nicht in den Verdacht der Schwäche geraten darf. Aber sie haben eS nicht anders gewollt — so werden sie denn für ihre Schwäche den gewissenlosen Verführern im eigenen Lande wie den Sendlingen aus England und Frankreich und Amerika gegenüber blutige Buße zahlen müssen. Wer nicht hören will, muß fühlen. Es paßt zum Ganzen dieses tragischen Schauspiels, das der russischen Revolution sehr bald eine unerwartete Wendung geben kann, daß der Angriff in der deutlich er kennbaren Absicht erfolgt, den Durchbruch auf Lemberg zu erzwingen. Also nicht die Vertreibung des Feindes vom russischen Boden ist es, die den Drahtziehern dieser neuen Offensive am Herzen liegt, sondern die Eroberung der Hauptstadt des galizischen Kronlandes, die der Zar schon einmal in seine Gewalt gebracht hatte. Gelänge eS aber mals, bis zu ihr oorzudringen, dann könnte man von Petersburg her die Einwirkungen auf die Neugestaltung der polnischen Frage ungemein verstärken, und man würde sich zweifellos einbilden, der Widerstandsfähigkeit der Donaumonarchie damit einen schweren Schlag versetzt zu haben. Die Richtung der neuen Angriffstätigkeit des russischen Heeres weist also genau die gleichen Ziele auf, wie sie von der durch die Revolution ent wurzelten imperialistischen Politik der Zarenregierungen mit leidenschaftlicher Beharrlichkeit verfolgt wurden. Läßt das russische Volk sich auf dieser Bahn weiter vorwärts drängen, dann wird eS bald auch im Innern die Zustände wiederkehren sehen, die es nach dem Sturze des Absolutis mus für immer beseitigt zu haben glaubte, und die Demo kratie, die jetzt von Wilson und Lloyd George, von Ribot und Sonnino mit Worten so überaus liebevoll ge streichelt wird, wird entweder trauernd ihr Haupt verhüllen oder zu neuen Gewaltsamkeiten schreiten müssen — wenn sie dann dazu noch die Macht haben sollte. Sie glauben, die Herren vom Arbeiter- und Soldatenrat, die Revolution zu retten, indem sie sich nun zum vierten Mal auf die Schlachtbank treiben lasten, und schaufeln ihr doch mit eigenen Händen das Grab, in dem alle die schönen Hoffnungen des russischen Volkes, die Himmel- stürmenden Ideale seiner besten Söhne vielleicht für immer verschwinden werden. Sie lassen sich einreden, der Sache der Freiheit zu dienen, indem sie er neut zu den Waffen greifen, und würden doch nur der von ihnen selbst eben erst noch kräftig gegeißelten, „usurpatorischen Politik" der angelsächsischen Kapitalisten klassen zu weiterer Ausbreitung verhelfen, wenn sie Erfolg hätten. Man sieht: dieser Revolution fehlt die unerläß liche Vorbedingung jedes dauerhaften Sieges, die geistige Befreiung. Die Opfer des Zarismus find jetzt den nackten Machtinteressen fremder Gewalthaber zum Opfer gefallen. Der Tausch wird das russische Volk wahrhaftig nicht glücklich machen! Wenn die Erkenntnis der furchtbaren Täuschung kommen wird, wird es zur Umkehr wahrscheinlich zu spät sein. Denn für Rußland liegen die Dinge besonders klar: wenn es das Kriegsglück diesmal nicht wenden kann, dann hat es einen Winter zu gewärtigen, den es schwerlich wird überstehen können. Die Landbestellung ist weit hinter den schon ziemlich verminderten-Leistungen des Vorjahres zurückgeblieben, und wer über den Tag hinaus zu denken vermag, ist schon heute voller Sorgen wegen der Volksernährung im nächsten Erntejahr. Zu Mitte Oktober ist überdies die gesetzgebende Versammlung einberufen worden: vorher wird die Wahl agitation das weite Reich bis in seinen Tiefen aufwühlen, und nachher wird erst der eigentliche Kampf um die Neu gestaltung der politischen und sozialen Verhältnisse, vor allem aber um die Bodenverteilung in voller Schärfe ent brennen. Wenn die Kraft des Volkes, statt sich auf diese Riejenaufgaben mit einiger Sammlung vorbereiten zu können, wiederum auf den blutgetränkten Schlachtfeldern Galiziens und Wolhyniens dahinströmen soll, dann ist das Ende der russischen Selbstbefreiung unschwer vorauszusehen. Auch die Verführer in den Entente ländern sind sich darüber natürlich durchaus im klaren; aber was liegt ihnen an Rußland, an der Menschheit, an Freiheit und Frieden, die der Arbeiter- und Soldatenrat fortdauernd im Munde führt, wenn sie nicht über Deutsch land triumphieren können. Sie wissen, was sie tun; von den Verführten kann man das vielleicht nicht behaupten. Aber wie alle Schuld sich auf Erden rächt, so werden auch die gegenwärtigen russischen Machthaber ihre Leichtgläubigkeit zu verantworten haben. Jeden Anspruch auf Schonung und Rücksicht haben sie jedenfalls, soweit er überhaupt bestanden hat, von nun cm verwirkt. Da eS ihr Wille ist, daß die Kanonen entscheiden sollen, so werden die deutschen Geschütze ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben. * Mer befabl den Küssen äas Vorgehen? Daß die neue russische Offensive direkt auf das Ver langen der Entente geschah, wird durch ein Reuterielegramm deutlich bekanntaeaeben. DaS Telegramm sagt: