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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezug-Preis: Frei ins HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1-30 vierteljährlich. Mit einer vierseitiger« Verlag und Druck: Gü«z L Eule, Naunhof. Redaktion: ttutAUpjDuugeu: Für Inserenten der Amt-Hauptmann» schast Grimma 12 Pfg. die fünfge spaltene Zeile, an erst« Stelle und für Auswärtige 15 Pfg- Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittag? II Uhr am Tage deS Erscheinen-. Nr. 144. Freitag, den 4. Dezember 1914. 25. Jahrgang. Das Neueste von den Kriegsschauplätzen. Amtlich, Großes Hauptquartier, 3. Dezember vormittags. Auf beiden Kriegsschauplätzen hat sich nichts be sonderes ereignet. Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) Amtlich, Großes Hauptquartier, 3. Dez. Der Kaiser hatte gestern in Breslau eine Besprechung mit dem Oberst kommandierenden des österr.-ungar. Heeres S. K. und K. Hoheit dem Erzherzog Friedrich, der von S. K. und K. Hoheit dem Erzherzog Thronfolger Karl Franz Josef und dem Chef des Generalstabes General der Infanterie Freiherrn Conrad von Hötzendorf begleitet war. Später besuchte der Kaiser die Verwundeten in den Lazaretten der Stadt. Amtliches. Stadtgememderatssitzung Freitag, den 4. Dezember LSL4, abends 8 Uhr. Tages-Ordnung. l. Einladung zur Versammlung des Gemeindeversicherungs verbands. 2. Bewilligung des Beitrags zur Unterhaltung des Bades. 3. Anregung zur Kriegsversicherung der einberufenen städtischen Beamten und Arbeiter. 4. Mitteilung der Verordnung de- Kgl. Ministeriums des Innern über gesetzgeberische Maßnahmen f. d. Gemeindevertreterwahlen. 5. Gesuch um Umflurung von Waldwiesen grundstücken. 6. Polizeiliche Anordnung über die Benutzung der Wiesenstraße. 7. Entschließung über die künftige Unterhaltung d.BrandiserWegeS. 8. BeschleusungS-Angelegenheiten. 9. Haushaltoläne der kirchlichen Kassen. IO. Einkommensdeklaration der Stadtgemeinde. -- 11. Anstellung eines Hilfsarbeiters. l2. Gesuch um Erklärung der Stadtgemeinde über die Schleusen- Abnahme in der Lenaustraße. Tweite k^riegssitLung äes Keicksrags. 17/1. Berlin, 2. Dezember. Wäre beute ein Vertreter des Reuter-Bureaus vor dem Reicbstaasgebäude anwesend gewesen, er würde nach London depeschiert haben, daß in Berlin Revolution herrsche. So stürmisch ging es vor dem Portal 5 zu, von ivo aus man an das Billettschalter gelangt. Hunderte, Tausende harrten an der Pforte; Hunderte, Tausende mußten betrübt heimkehren. Denn die Einlaßkarten zu allen Tribünen waren längst restlos vergeben. Auch die Tribünen und Hoflogen waren schon lange vor Beginn der Sitzung gefüllt, überfüllt: auch die Ab geordneten waren schon vor 4 Uhr fast vollzählig er schienen. Den Platz des gefallenen sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Frank-Mannheim ziert ein Lorbeerkranz — eine Aufmerksamkeit, die der Reichstag dem Verstorbenen erwies. Die feldgraue Uniform ist auf allen Seiten des Hauses vertreten, von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken. Auch am Bundesratßtisch sieht man die Feldgrauen vertreten: der Reichskanzler und einer seiner Mitarbeiter sind in der Krtegsuniform erschienen. Um 4H, Uhr eröffnet Präsident Dr. Kaempf die Sitzung und gibt einen Rückblick über die Ereignisse zwischen der ersten Kriegssitzung am 4. August und der zweiten am heutigen Tage. Er spricht den Dank aus der Volksvertretung dem Heere und der Marine, den Höchsten und den Kleinsten unter denen, die da draußen für das Recht, die Ehre des deutschen Volkes kämpfen. Das Haus unterstreicht jedes Wort des Dankes und der Anerkennung durch lauten stürmischen Beifall. Zur Beratung steht der Nacktragsetat, durch den ein weiterer Kriegskredit von fünf Milliarden gefordert wird. Zu diesem Kredit nimmt als Erster das Wort Keickskanrler v. Kerkmann OollrveA: S. M. der Kaiser — so fängt der Kanzler an — der draußen bei der Armee ist, hat mich beauftragt, der deutschen Volksvertretung, mit der er sich in Sturm und Gefahr in gemeinsamer Sorge für das Wohl deS Vater landes bis zum Tode eins weiß, seine besten Wünsche und herzlichsten Grüße zu überbringen (Lebhafter Beifall) und zugleich in seinem Namen von dieser Stelle aus der ganzen Nation Dank zu sagen für die beispiellose Aufopferung und Hingabe, für die gewaltige Arbeit, die draußen und daheim von allen Schichten des Volkes ohne Unterschied geleistet worden ist und weiter geleistet wird. (Stürmischer Beifall.) Auch unsere Gedanken gelten zuerst dem Kaiser, der Armer der Marine: unseren Soldaten, die draußen auf dem Felde und auf hoher See für die Ehre und die Größe des Reiches kämpfen. (Großer Beifall.) Voller Stolz und mit felsenfestem Vertrauen blicken wir auf sie, blicken wir zugleich auf unsere österreichisch-ungarischen Waffen brüder, die treu mit uns vereint in glänzend bewährter Tapferkeit den großen Kampf kämpfen. (StürmnRer, anhaltender Beifall.) Stoch jüngst hat sich uns m dem uns aufgedrungenen Kampfe ein Bundesgenosse zugesellt, der da weiß, daß mit der Vernichtung des deutschen Reiches es auch mit seiner eigenen staat lichen Selbständigkeit zu Ende wäre. (Lebhafte Zu stimmung.) Wenn unsere Gegner auch noch so gewal tige Koalitionen gegen Sus aufgeboten haben, so werden sie hoffentlich erfahren müssen, daß der Arm unseres mutigen Verbündeten bis an die schwachen Stellen ihrer Weltmachtstellung heranreicht. (Großer Beifall.) Und nun richtet auch der Kanzler den Blick auf die Kriegsereignisse der letzten vier Monate: Trotz der un geheuren Übermacht unserer Feinde bat die unvergleichliche Tapferkeit unserer Truppen den Krieg in Feindesland ge tragen. Dort stehen wir stark und fest da und dürfen mit aller Zuversicht der Zukunft entgegensehen. (Stürmischer Bei fall.) Aber die Widerstandskraft des Feindes ist noch nicht gebrochen. Wir stehen nicht am Ende der Aufgabe. Die Nation wird mit demselben Heroismus, mit dem sie es bisher getan hat, sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigen, denn wir müssen und werden den Kampf bis zum guten Ende führen. Im weiteren Verlaus seiner Rede wies der Rerchs- kmzler nachdrücklich auf die Schuld Englands an dem gegenwärtigen Weltkriege hin, unter Zugrunde legung der ini Laufe der letzten Monate veröffentlichten Dokumente, und betonte, daß wir nach dem Friedens schluß Rechenschaft fordern würden für die kulturwidrige Behandlung der Deutschen im Auslande. Unsere Feinde werden Hetzt eingesehen haben, daß Deutschland sich nicht vernichten Läßt. Einstimmige Annahme der Regierungsvorlage. Aus dem Hause sprach nur noch als Vertreter der Sozialdemokratie der Abg. Haase-Königsberg, worauf die Regierungsvorlage aus Bewilligung eines weiteren Kriegs kredits von fünf Milliarden Mark einstimmig ange nommen wurde. Stach einem Schlußwort des Präsidenten vertagt sich das Haus aus den 2. März. Politische kunäschau. Veullckev Kelck. 4- Den französischen Verhaftungen harmloser Bürger im Elsaß setzen die deutschen Behörden entsprechende Gegenmaßregeln durch Inhaftnahme französischer Geiseln entgegen. Dieser Tage wurden aus dem französischen «tädtchen Cirey eine Anzahl von Geiseln über Saarburg nach Zabern gebracht: unter ihnen befindet sich neben dem Bürgermeister auch der Schloßherr von Schloß Ehatillon mir seiner Familie und sAner Dienerschaft. Diese haben sich in einem Hv^el eingemietet und dürfen sich völlig frei bis einer bestimmten Grenze bewegen. Die übrigen Gefangenen sind im Bezirksgefängnis untergebracht. ES ist den Franzosen nicht genug, durch die schmäh- lichcn Verurteilungen deutscher Arzte und Sauitäts» Personen der Welt ihren moralischen Tiefstand offenbart zu haben. Sie fahren in ihrem verbrecherischen Wahnsinn fort. Nach den Pariser Blättern sind in dem Prozeß gegen die deutschen Militärärzte und Pfleger und Pflege- rinne« weiter folgende Urteile ergangen: Die Arzte Rollin und Wolhart wegen Diebstahls einstimmig zu je einem Jahre Gefängnis. Die Pflegerinnen, denen u. a. die An eignung von Verbandzeug und Leinen für ihre Ver wundeten als Diebstahl gedeutet wurde, zu Strafen von einem bis drei Monaten. Die Pfleger, deren 11 frei gesprochen wurden, zu Strafen von einem Monat bis drei Jahren. — Es müßte jeder Begriff von irdischer und überirdischer Gerechtigkeit schwinden, wenn solche unter dem Deckmantel gerichtlichen Verfahrens geschehene Ver brechen ungeahndet blieben. Italien. x Wie in Italien die Öffentlichkeit langsam sich zur Aufklärung bekehrt und eine gerechtere Stellung zu den verwerflichen Unternehmungen des Dreiverbandes England-Frankreich-Rußland gewinnt, erhellt aus der folgenden Darstellung. Nach einer Meldung des arabischen Blattes „Msir" sollte der Negus von Abessinien oer englisch-ägyptischen Regierung 200 000 Mann zur Ver fügung gestellt haben. Zu dieser Meldung, die wohl nur ein Gerücht miedergibt und sich hinsichtlich der Zahl jeden falls einer ungeheuren Übertreibung schuldig macht, schreibt das römische Blatt „Vittoria": »Diese Art der europäischen Gesittung ist heute das Monopol des Dreiverbandes. Es bietet der Welt ein klägliches Schauspiel. Fort während ruft der Dreiverband Hilfstruppen aus allen Teilen der Welt herbei. Wie? 180 Millionen Russen, 40 Millionen Franzosen, 45 Millionen Engländer, ebenso viel Japaner, 6 Millionen Belgier und dazu die Serben und Montenegriner können mit 60 Millionen Deutschen und 50 Millionen Österreichern und Ungarn nicht fertig werden? 320 Millionen gegen 110 Millionen! Oer Krieg. Mit herzlicher Freude hat das deutsche Volk ver nommen, daß es der meisterlichen Heerführung im Osten nicht nur gelangen ist, alle russischen Umfassungspläne zu schanden zu machen, sondern auch trotz der ungeheueren Übermacht des Feindes die groß angelegte Angriffsbewe gung mit aller Kraft weiter durchzuführen. fortciauer äer Sntsckeiäungsscklackt in Polen. Gr. Hauptquartier, 2. 12. vorm. Im Westen wurden kleinere Borstöße des Feinde- abgewicsen. Im Argonner Walde wurde vom württem- bergischeu Infanterie Regiment Nr. ILO, dem Regiment Seiner Majestät deS Kaisers, ein starker Stützpunkt ge nommen; dabet wurden zwei Offiziere «nd annähernd 300 Mann zn Gefangenen gemacht. Nus Ostpreußen nichts Neues. — In Nordpolen nehmen die Kämpfe ihren normalen Fortgang. — In Südpolen wurden die feindlichen Angriffe zurückge- schlagcn. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. Oie I-age am r. Oeremben. (Von unserem ^.-Mitarbeiter.) Jetzt wissen mir genau, worauf sich die Vorschuß lorbeeren, die die englische Presse so überreichlich den russischen Strategen in Polen austeilte, stützten. Es war viel und es war zugleich wenig, was den Behauptungen, die deutschen Streitkräfte seien nach der Schlacht von Lodz von den Russen umklammert und vernichtet worden, tatsächlich zugrunde lag. Die herangeführten russischen Massen, die zu diesem Zweck angesetzt wurden, waren ge waltig, ihr Erfolg aber gering und schließlich in völligen Mißerfolg perkehrt. Die deutsche Heeresleitung verbreitet, anknüpfend an den russischen Generalstabsbericht vom 29. November, nunmehr völlige Klarheit über diese schon mehrere Tage zurückliegende Episode in den für die Deutschen so erfolgreichen Kämpfen bei Lodz, indem sie folgendes fest stellt: Die Teile der deutschen Kräfte, welche in der Gegend östlich Lodz gegen rechte Flanke und Rücken der Russen im Kampfe waren, wurden ihrerseits wieder durch starke, von Osten und Süden her oorgehende russische Kräfte im Rücken ernstlich bedroht. Die deutschen Truppen machten angesichts des vor ihrer Front stehenden Feindes kehrt und schlugen sich in dreitägigen, erbitterten Kämpfen durch den von den Russen bereits gebildeten Ring. Hierbei brachten sie noch 12 000 gefangene Russen und 25 eroberte Geschütze mit, ohne selbst auch nur ein Geschütz einzu büßen. Auch fast alle eigenen Verwundeten wurden mit- zurückgefübrt. Die Verluste waren nach Lage der Sache natürlich nicht leicht, aber durchaus keine „ungeheuren". Gewiß eine der schönsten Waffentaten des Feldzuges. Das Resultat der großen russischen Aktion war also auf die Verlustseite zu buchen. Nachdem das deutsche Zentrum zwischen Lodz und Lowicz oorgeworfen worden war, machten die Russen mit sehr starken Kräften einen Angriff auf denjenigen Punkt der deutschen Front, der am schwächsten war, nämlich auf den nunmehrigen linken Flügel. Gleichzeitig fielen sie mit erheblichen Verstärkungen vom Süden her den deutschen rechten Flügel westlich von Lodz an. Dieser Doppelangriff zwang die Deutschen, die bisher Angreifer gewesen waren, zu zeitweiliger Deoensioe, da das vorgeschobene deutsche Zentrum Gefahr lief,, um-