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02-Ausgabe Nachrichten für Naunhof : 27.05.1917
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-19170527024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-1917052702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-1917052702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-27
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
- Titel
- 02-Ausgabe Nachrichten für Naunhof : 27.05.1917
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Dpe hält. Venn' die großen Mafien Wagen in den eiMelnen Wahlkreisen dir anderen Parteien, die über einen kleineren Wähleranhang verfugen, allemal aus dem Felde. Da- erscheint nach dem Grundsatz, daß die Kopfzahl- stärke allein entscheidet, nur recht und billig. Die Sache kann aber auch ander- angesehen werden. Durch da- Übergewicht „der Wähler zu Hauf- kann die Volks vertretung eine Zusammensetzung erhalten, die der im Lande vorhandenen starken Parteiströmungen nur mangel haft, unter Umständen überhaupt nicht Rechnung trägt. Die wichtigsten Landesinteressen bleiben im Parlament vielleicht nur deshalb unvertreten, weil die zu ihrer Wahr nehmung besonders geeigneten Männer ihrer Überzeugung nach Parteien anyehören, deren Wähleraufgebot in den einzelnen Wahlkreisen gegen die Übermacht der zusammen geballten Gegner vergebens ankämpft. Solche Beispiele einer einseitigen Vorherrschaft bestimmter Parteirichtungen bieten die Großstädte und Jndustriereviere, in denen be deutende Erwerbskreise und Berufsstände im Wahlkampf gegen Massenbataillone unterliegen. Solche Beschwerden werden aber auch aus anderen, nicht großstädtischen Wahl kreisen erhoben, in denen diese oder jene Parteirichtung überwiegt. Der Grundgedanke der Verhältniswahl ist nun, den Minderheitsparteien einen Weg zu erschließen, auf dem sie sich bei geeigneter Zusammenfassung ihrer Kräfte durch setzen können. Voraussetzung hierzu ist, daß die Reichs- tagswahlen nicht mehr in den einzelne Wahlkreisen, sondern in größeren Bezirken, die aus der Zusammen legung mehrerer benachbarter Wahlkreise gebildet werden, erfolgen, also etwa für Groß-Berlin oder den Umkreis einer ganzen Provinz als einheitliches Wahlterritorium. Natürlich werden die für jede Partei abgegebenen Stimmen aus dem ganzen Wahlgebiet zusammengezählt und die ver fügbaren Reichstagsmandate verhältnismäßig verteilt. Den Minoritäten eröffnet sich dadurch die Aussicht, sich besser als bisher zur Geltung zu bringen, indem sie die zer streuten Fähnlein zu einer geschlossenen Heerschau ver einigen. Der Gedanke klingt ohne nähere Überlegung an nehmbar, seine Ausführung aber stößt auf so viel praktische Schwierigkeiten, daß die Verhältniswahl bisher auf deutschem Boden nur in sehr beschränktem Umfange (teil weise in Württemberg) Anwendung gefunden hat. Die Zersplitterung der Wahlstimmen erweist sich bei der Ver hältniswahl als noch verhängnisvoller wie bei dem be stehenden Wahlverfahren und die Anforderungen an die Parteidisziplin müßten gesteigert werden. Je breiter die Wahl veranlagt wird, um so größer die Ver wirrung der Wähler. Um daS krafieste Beispiel her auszugreifen, stelle man sich vor, daß die Verhältnis wahl ohne Rücksicht auf alle bisherigen territorialen Ab grenzungen für daS ganz« Reich einheitlich durchgeführt werden soll. Eine Partei wie die Sozialdemokratie, die überall auf Gefolgschaft rechnen kann, wäre solchenfalls genötigt, eine Liste von 397 Reichstagskandidaten in Um lauf zu setzen, mit der Weisung an ihre Wähler, je einen Namen wie bisher auf dem Stimmzettel zu verzeichnen. Wäre es nicht denkbar, daß alle Mannen dieser Partei einen besonders angesehenen Führer wählen? Dieser hätte den Triumph, mit ein paar Millionen Stimmen gewählt zu sein, aber als einsam ragende Größe. Derartige Ergebnisse könnten sich ebenso für andere Par teien ergeben. Zwar hat man vorgeschlagen, daß die Stimmen nicht auf bestimmte Namen, sondern lediglich für diese oder jene Partei abgegeben werden, so daß die Parteileitung nach dem Wahlergebnis die auf ihren Anteil entfallenden Mandate von sich aus mit Männern ihrer Auswahl zu besetzen hätte. Den Wählern wird man jedoch schlechterdings nicht zumuten dürfen, daß sie anstatt Persönlichkeiten zu ihren Vertrauensmännern zu berufen, nur ihre Parteizugehörigkeit dem Stimmzettel offenbaren. Man braucht nicht hinzuzufügen, daß eine andere Idee gleichfalls in den Sumpf führt, nämlich von allen Wählern alle 397 Kandidaten verzeichnen zu lassen und alsdann die Höchstzahl der Stimmen zu berücksichtigen. Verhältniswahlen von so grotesker Verstiegenheit Oer Kuf äer 8eknkuckt. Pfingsterzählung von Käte Lukowski. Die schöne, elegante Hilde Mewes ließ den kleinen, zierlichen Schuh geschickt auf der Spitze des Fußes tanzen und gähnte dabei herzhaft auf. .Langweilig . . ." Und griff lässig nach den goldhellen Krumen des feinen Zwie backs, die auf dem weißen Damasttuch zerstreut lagen, und bombardierte gegen den wilden Wein, auf dessen zart grünen Blättern kleine Fliegen geschäftig hin und her krochen. Hilde Mewes hatte wirklich durch den großen, heiligen Krieg viel verlorent Ihr Vater arbeitete seit seinem Aus bruch mit fieberhafter Pflichttreue im Roten Kreuz, weil er zu alt und gebrechlich war. um noch das Schwert in der Front zu führen. Die feine, zarle Mutter war seit drei Jahren tot, und Großmama — hielt zündende Vor- träge über die Kochkunst in der Kriegszeit. WaS blieb ihr aber zu tun übrig? Überall drängten sich die Helferinnen zu dem Werk der Liebe und Barmherzigkeit. Sie hätte nur dieser oder jener Eifrigen ein sehnlichst erstrebtes Plätzchen fort genommen. Und so ungesällig war sie eben nicht! Hier im Hause gab es auch nichts für sie zu tun. Die beiden Dienstboten arbeiteten seit einem Jahrzehnt ruhig und gleichmäßig nebeneinander hin, und würden einfach den Kopf geschüttelt haben, wenn die schöne, elegante Hilde sich plötzlich in ihre Angelegenheiten eingemischt hätte. Also ... Liebesgaben mochte sie auch nicht mehr packen. Ein mal hatte sie es versucht. Ein großes, feines Paket an einen ihr bekannten Offizier zur beliebigen Verteilung gesandt. Es war nur ein Mißgriff gewesen. Voll komischen Entsetzens hatte er ihr den Empfang bestätigt: zNun hat mit den Ihren jeder meiner Leute sechs Paar Pulswärmer/ Da war es doch ein Wahnsinn, noch mehr zu stricken und zu senden. J«n was batte sie denn nun aber verloren? Nun, sehr viel! Die bunte, anregende Geselligkeit in ihres Vaters Hause — das Heer der Courmacher — die Schar der Freundinnen! — Sie stand jetzt ganz allein. Und es gab nichts für sie zu schaffen, keinen Platz auszufüllen, der etwa leer gewesen wäre. Und es war doch Maienzeit und die Bäume triebM Knospen, und die Kastanien steckten die weißen, lichten Kerzen an. Und auch in ihrer jungen Seele schlummerte eine Sehnsucht, über welche sie sich keine Rechenschaft zu geben vermochte. — Nun war in drei Tagen daL Fest der Pfingsten erreicht. Davor graute eS Hilde Mewes. An diesem Tage hatte nämlich, seitdem sie erwachsen war, allemal eine entzückende Partie stattgefunden. O, war daS herrlich gewesent Vater hatte ein paar Wagen bestellt, und darauf war daS junge Volk — die Fr«mdimvm, sie und die Breburger Husm^n — m den Mr. Gerard, dl Berlin. Haft drillien m LazarlHen und hei den Nrmeeführern und Führern der Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutsche» Kronprinz. Feindliche und aus verbreiten Meldung« Belgiens bei den B weise geöffnet w« Generalgouverneurs. Von Anfang bis Die .Nowoje W wurde — am 2S. Apr Wilhelm im Oder! habe. Der Kaiser s« haben, dem „mächtig. Hieb -u versetzen ' : Rußlands zu tragen. Von Anfang bis Belgisch-russi Amtlich wir Atlantischen Ozea Reg.-To. Unter Anzahl bewaffnet« Rußland; von ein wurden mit ein« italienische Regier Der Che Ei« evglisö Die Admirals portdampfer„Tra torpediert wurde. 373 Mannschaften, offizier und neun Da«»? Nach erfolgr« ist der große Dc Lloyd, der zu Kri den Hafen von Ai Der 8185-Tonn Lloyd befand sich werven. Uber sein bei Erwähnung der am 9. Oktober 1914 Antwerpen befindlii sind mit einer ÄuSn, unbrauchbar gemaä „Gneisenau" des N friectens Nach holländi Quelle stammen, Präsident Asquith bewegung in Engl« Rußlands Friedens muß, um Rußland Von Amerika erb ringe Leistungen s von Englands Voi erheische. — In V< ein Diplomatenwecs klein« kriegopol Wie«, 25. Mal wird demnächst unt freigegeben werden. Rom, 2S. Mai. JahreSklasse 1896 erst am 1. Oktober c Boston, 25. Mo U-BooteS auf de« Washington, 25 runa von Schiffen, Krebst von 2 Milltai der^ Rom« „Tie werden do glauben wollen ; un weil es Ihre Host und Ihr Vertraue,» schüttern wird! Abe, spät ist, daß Tie sich Margarete zuckte neu? Äar e8 doch dem Vorhaben des doch, worauf hätten uen? Die Frau lachte, komme, über Ihre Ai Nun, daS ist meine HeirotSantrag Eener sich so verhalt?" „Ich — ich geb« begreif« nicht, daß Jk außer den Nächstbete' vo» diesen hat ganz ; kann ich glauben, daß „Lasten wir daS dere sie; „und im i schweigen kann. Ti von wem ich n»ein« „Aber waS ven heilen zu interessiere! stehe." „Ich sogt« Ihne« Schicksal bewahren m will ganz ehrlich sein, uninteressant. Wen« zu schützen, so will tä schm räche«, der mir« bat! Hären Eie mein rische Arbeiten i zu überwachen, sehentlich und v fliegt, so ist na« die Neutralität , Zeitung, die oors jede Grenzverletz» willig und verbr« führen. Nun wünschte er sich voll glühenden Verlangens sein junges Weib herbei, und daS stille, erschütterte Mädchen sagte wie im Traum: „Sie hat just so weiche Hände gehabt, wie das gnädige Fräulein, und die Stimme war ebenso — so klingend, und ich denke, wenn er das gnädige Fräulein hören würde, dann müßte er denken, sie wär's — seine Frau!" Es war jo natürlich eine ganz dumme Rede. Und Hilde Mewes tat auch, alS hätte sie überhaupt kauni gehört. Als aber ein neuer Tag kam und das Pfingstfest brachte, und das stille Mädchen wiederum berichtete: ,Heute muß es noch mit ihm zu Ende gehen. Und seine sunge Frau kann doch nicht kommen, sie erwartet ja ihr erstes Kindchen! Aber er weiß das nicht mehr so genau und schreit nach ihr." Da gab sich Hilde MeweS einen Ruck und sagte leise und scheu: „Marie, ich möchte schon zu ihm; aber nicht wahr, wir halten es geheim." So kam Hilde Mewes in das grobe, herrlich ein gerichtete Lazarett, in dem die blinden Soldaten sterben wollten. Und sie stand, erschüttert und benommen von dem bleichen, edlen, jungen Gesicht, und wagte sich nicht näher, und hörte doch mit einem zunehmenden Zittern den Ruf der Sehnsucht aus dem bleichen Männermund — und stand plötzlich an seinem Lager und legte ihre Hände auf die seinen un- duldete seinen fieberheißen Druck. Und hörte zum erstenmal, wie Liebe — tut. „. ... Du — du — hast immer geopfert — warst immer mein Glück ... Ich danke dir. du . . . du . . ." Dann röchelte er auf — aber ihre Hände ließ er nicht. Und sie stand stumm und bezwungen — und zerschlagen von der Größe dieser Liebe, und fühlte den Tod und fühlte doch daS flutende Leben in sich. Und sank in die Knie und betete am Sterbelager dieses ihr bis dahin gänzlich Unbekannten, und schämte sich in ganz brennendem Weh, daß sie so lange blind und taub ihren Weg gegangen war. Und richtete ihre Blicke gen Himmel und erflehte Kraft für daS, waS sie zu tun vorhatte. Ja, waS war dies denn nur? Wirr und krauS schossen ihre Gedanken vorläufig noch hinter der weißen, glatten Stirn hin und her. Aber ihre junge, erschütterte Seele fühlte schon, daß sich einer daraus zum Licht Heroorringen würde. „Helfen — helfen — wo es nottut! Liebe schütten, überall, damit «S ein Pfingsten geben kann, daS alles Nichtige verklärt und veredelt." Und der blinde, tote Held, dem sie ein letztes großes Glück gegeben hatte, weil sie die weichen Hände seiner geliebten jimgen Frau und ihre süße Stimme besaß, stand als Geist auf dem Wege, den sie gehen wollte, und lächelte ihr zu. Da fand sie an diesem Men Festtage auf ihrem öden Lebenswege einen leuchtenden, weitgeöffneten Himmel . . . nahen Wald gefahren. Wie ein Märchen mutete sie diese Erinnerung an. Jetzt war das alle- verweht. Niemand redete von einem Vergnügen. Niemand klagte über stille Zeit. Jeder hatte nur denselben großen, heißen Wunsch: Frieden — Frieden! — Hilde Mewes hatte noch keine heiße, tiefe Liebe gehabt. Ihr gefielen sämtliche Husaren der benachbarten Garnison ausgezeichnet. Sie wußte darum auch niemand, für den sie besonders gezittert hätte. Jedem einzelnen wünschte sie ein Heimkommen — und es war Loch nicht mehr möglich. Viele von ihnen ruhten schon irgendwo. Sie schauderte zusammen. Die blanken, goldigen Krumen entsanken ihrer Rechten. Wie entsetzlich war das alles, wie aussichtslos das Grübeln über Ende und Glück. — Glück, gab es das überhaupt? War es nicht alles Einbildung, Langeweile, Überdruß? Sie glaubte nicht mehr an Seligkeiten, seit dem sich seit langen Monaten in ihrem Leben nicht daS geringste ereignet hatte. Keiner der lustigen Husaren hatte ihr jemals geschrieben, keiner davon gesagt, daß er Sehn sucht nach ihr empfinde. Und so viele hatten doch in stillen Stunden oder in den matterleuchteten Wintergärten nach einem wilden Tanz ihr Wundersames in das Ohr geflüstert. Warum waren sie jetzt plötzlich so schweigsam geworden? Oft genug hatte sie sich bereits die Frage vorgelegt. Und war zuerst in ihrem Herzen ein Ver wundern darüber gewesen, so lebte jetzt seit langem eine starre Verbitterung in ihr, daß man fie so schnell ver gessen Sonnte. Sie wußte sich keinen Grund dafür! Und ward müde und blaß über allem Müßiggang, und gähute weiter und saß mit hochgezogenen Knien fröstelnd über die feine Stickerei geneigt, die doch nicht den geringsten höheren Zweck hatte. Oft genug beneidete sie das stille, ernste Stuben mädchen. Die hatte einen Bruder draußen. Sie erzählte zuweilen von ihm. Jung, tapfer, stark, froh war er hinaus gezogen, von seinem jungen Weibe fort in den Kampf- Und jetü wußte sie seit Wochen nichts von ihm. Und sie warteten und spähten in den Verlustlisten, und die stille Minna lief jeden Sonntag in daS prachtvoll eingerichtete städtische Lazarett und erkundigte sich, ob er nicht vielleicht unter den eingelieferten Verwundeten sei. Man lächelte bereits über sie. Es war ihr zur fixen Idee geworden. Aber eines TageS lächelte man nicht mehr. Da kam sie und sagte mit fliegendem Atem, baß wirklich ihr Bruder dort liege und — sterben wolle. Auch von seinem heißen, letzten Wunsch redete fie, kaum ver ständlich, aber doch so lange und so jammervoll, bis Hilde MeweS alles begriff: er war als Blinder au- dem Westen zurückgekommen. Und seine innere Verletzung, die er «chnvem noch erhalten, würbe seinen huldigen Tob herber- können selbstverständlich nicht ist Betracht kommen. Den schlimmsten Entartungen wird vovgebeugt, wenn, wir bereit- erwähnt, die künftigen Wahlbeziicke nur auS einige« Dahl- kreisen in übersichtlicher Gesamtlage gebildet werden. Aber auch daS sind Pläne, die noch einer lang« Ausreifung be dürfen. Die jetzige Reichstagsmehrheit läßt sich vorerst am Wunsche gmügen, daß bei Gelegenheft der beabsichtigten Neueinteilung einiger zu riesenhafter Größe ausge wachsenen Wahlkreise das Prinzip der Verhältnis- wähl gewissermaßen al» Probepfeil angewandt wird. Die brauchbarste Methode zur Verwirklichung Le an fie ergangenen Ansuchens wird die Regierung erst noch zu ermitteln haben. Es muß dahingestellt bleiben, ob der Versuch glückt. Die Lösung der Frage ist gewiß schwierig, stellt aber auch gewisse Vorteile in Aussicht. Nicht nur ist die Minderheit aus einer bisweilen ohm mächtigen Lag« emvorgehoben worden, dem politischen Leben würde auch eine lebhaftere Färbung zuteil werden, wenn die Wähler aller Parteirichtungen zu reger Be tätigung aufgerufen werden, unter Hinweis auf die neuen Möglichkeiten wahlrechtlichen Aufsteigens. Der Krieg. Nach dem Scheitern der groß« Offensive, die den Durchbruch bringen sollte, begnügen sich Engländer und Franzosen mit Teiloorstößen, die sieftäglich an verschiedenen Stellen der Front unternehmen. Unsere Verteidigung wird mit jedem Tage mehr aktiv, so daß die Aussichten der Feinde immer mehr schwinden. Damit ist nicht gesagt, daß sie nicht noch einmal ihre Kräfte zu gemeinsamer An strengung zusammenfassen. Die Entwicklung muß abgewartet werden. Oer ckeMkcke Generalktabsbepickt. ' Großes Hauptquartier, 25. Mai. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgrupp« Srouprinz Rupprecht. Im Wytschaete- Abschnitte und nordöstlich von Armentisres stießen nach starker Feuerwirkung englische Erkundungsabteilungen vor; sie wurden im Nahkampf zurückgeworfen. — An der ArtoiS-Front nahm abends da- Feuer zu; vornehmlich nordwestlich von Lens und bei Bullecouri. Bei Loos drangen englische Kräfte in unseren vordersten Grabrn, aus dem fie durch Gegenstoß vertrieben wurden. An einer räumlich begrenzten Stelle wird noch gekämpft. — Nord westlich von Bullecourt sind Vorstöße mehrerer englischer Kompagnien vor unserer Stellung gescheitert. Heeresgruppe Deutscher Kronpri»z. Nördlich von Craonelle und westlich der Straße Corbeny—Pontaoert brachen abends nach lebhaftem Feuer einsetzende Teil angriff« der Franzosen verlustreich zusammen. — I« der westlichen Champagne war die Kampftätigkeit der Ar tillerie gesteigert. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Keine wesentlichen Ereignisse. Der gestrige Tag kostet« die Gegner 10 Flugzeuge, die im Luftkampf und durch Abwehrgeschütze zum Absturz ge bracht wurden. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der «aeedouischeu Front ist die Lage unverändert. Der Erste Generalguartiermeister Ludendorff. * Wie», 25. Mai. Der amtliche Heeresbericht meldet, daß die österreichisch-ungarischen Truppen auch dem er neuten Ansturm der Italiener am Jsonzo standhielten. Der Feind erlitt schwere Verluste. Auch auf der Karst- Hochfläche brachen alle Angriffsversuch« der Italiener blutig zusammen. Am 20. Mai 100 italienische Offiziere und 4600 Mann gefangengenommen. Der Kaiser Sei ve« Kämpfer« a» der Westfront. Seine Majestät der Kaiser hat im Laufe der Woche die an der Westfront kämpfenden Truppen besucht. Er weilte bei zahlreichen an den Schlachten bei ArraS, an der Aisne und in der Champagne teilnehmenden Truppen, Gautsch« Maßnahmen -ege» Mißbrauch feindlicher Lazarettschiff». Nmtzchem die deutsch« Regierung Ende Januar d. I. den SamÜ -um groben Teil für Lazarettschiffe der Engländer und Franzose« sperre» mußte, weil diese unter der Flagge de- Roten Kreuzes Kampftruppen und Munition beför derten, ist jetzt diese Maßregel auch auf das Mittelmeer ausgedehnt worden. Auch dort operiert der Feind mit falschen Lazarettschiffen, die nach einer neuen Denkschrift der deutschen Regierung unverhohlen zu kriegerischen Zwecken gebraucht werden, wofür vollgültige Beweise oor- liegen. Die deutsche Regierung sieht sich deshalb ge zwungen, den Verkehr der feindlichen Lazarettschiffe in dem als Sperrgebiet bezeichneten Teile des Mittelmeeres, nnd zwar grundsätzlich mit Einschluß der Fahrrinne für Griechenland, mit allen Kräften zu verhindern. Sollten daher in diesem Seegebiet nach einer angemessenen Frist noch feindliche Lazarettschiffe angetroffen werden, so würden die deutschen Seestreitkräfte sie gleichfalls als kriegführende ansehen und ohne weitere- sngr«ifen. Der Lazarettschiff- Verkehr in der griechischen Fahrrinne wird nur unter ganz bestimmten Vorschriften, nach dem Hafen Kalamada gestattet. LeppeUn-Angpiff auf Englanck. Amtlich wird gemeldet: Eines unserer Marineluftschiff geschwader unter Führung des Korvettenkapitäns Straffer bat in der Nacht vom 23. zum 24. Mai die befestigten Plätze Süd-Englands: London, Sherneß, Harwich und Norwich mit Erfolg angegriffen. Alle Luftschiffe sind troß der vervollkommneten feindlichen Abwehrmaßnahmen ohne Verluste und ohne Beschädigungen zurückgekehrt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Der deutsche Luftangriff auf Ismail. Der „Times"-Korrespondent in Odessa meldet über den Luftangriff deutscher Flieger auf die russische Stadt Ismail an der Donau: Die Anzahl der Toten und Ver wundeten beträgt hundert. Es wurden so viele Menschen getroffen, weil der Angriff morgens um 7 Ukr stattfand, zu einer Zeit also, wo viele Personen sich bereits auf den Straßen befanden. Sieben Flugzeuge nahten sich geräusch los und warfen Bomben auf den Hafen und die Stadt selbst. Eine heftige Panik griff um sich. Der Material schaden, der angerichtet wurde, sei jedoch nicht bedeutend. Bombenabwurf auf Pruntrut. Am 24. April gegen 9 Uhr abends hat ein unbe kannter Flieger auf die Stadt Pruntrut Bomben ge worfen, die zwar keine Menschrnverluste, aber bedeutenden Sachschaden verursachten. Die deutsche Gesandtschaft in Bern teilte der Schweizer Regierung alsbald mit, daß kein deutsches Flugzeug in Frage käme. Am 6. Mai wurde daher auf Grund der angestellten Untersuchung be kanntgegeben, daß her Schuldige ein Franzose sei. Bon unterrichteter Seite wird dazu bemerkt: Die schweizerische Presse ist aus diesem Anlaß sehr erregt. Die Angriffe, die fie aber gegen Deutschland gerichtet hat, wüsten entschieden zurückgewiesen werden. Nachdem der französische Gesandte die Entschuldigung seines Lande- ausgesprochen hatte, die Schulüfrage also einwandfrei ge- klärt war, äußerten sich mehrere Zeitungen dahin, daß die Nachricht, ein Franzose sei der Täter gewesen, ihnen ein Gefühl der Erleichterung bereitet habe. Wir haben kein Recht, dagegen Einspruch zu erheben, daß ein grober Teil der Schweizer Presse mit seiner Zuneigung durchaus auf Seiten Frank reichs steht und daraus kein Hehl macht. Aber wir müssen uns auf das schärfste dagegen verwahren, daß diese Zuneigung zu Angriffen gegen uns führt. Die deutschen Flieger wären gewiß selbst am meisten zufrieden, wenn fie sich weit von der Schweizer Grenze entfernt halten könnten. Aber die Tatsache, daß die Franzosen fortgesetzt in nächster Nähe der Schweizer Grenze militä-
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