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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Jlluftr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Nr. 8 für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmaunshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seisertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna rc. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis v,erteljährlich 1 Mark 50 Pfennige ausschließlich des Postbestellgeldes. Anzeigenpreis: die fünfgespattene Korpuszeile 12 Pfg. An erster Stelle und für außerhalb der Amtshauptm. Grimma 15 Pfg. Reklamezeile 30 Pfg. Bei Wiederholung Ermäßigung. Beilagegebühren nach Übereinkunft. Anzeigenannahme bis vorm. 10 Uhr. >»>» — .—— Druck und Verlag: Künz « Eule in Naunhof. — - - Nr. 38. Sonntag, den 1. April 1917. 28 Jahrgang. Amtliches. Alljährlich wird beim Bevorstehen der Konfir mation von hier aus die Erwartung ausgesprochen, daß die Konfirmanden ein mit dem Ernste der Ein segnung im Einklänge stehendes Betragen zeigen werden. Auch in diesem Jahre will ich diese Mahnung an die Konfirmanden nicht unterlassen. In großer, für unser Volk und Vaterland schwerer, aber auch herrlicher Zeit legen die diesjährigen Konfirmanden das Gelöbnis als Christen ab. Don vielen Konfirmanden wird der Vater beim Keere, vielleicht fern in Feindesland stehen. Dies werden sich die jungen Christen gegenwärtig halten und deshalb allerwärts von selbst eine Führung zeigen, wie sie dem Ernste der Zeit und der Bedeutung der Ein segnung voll entspricht. Eine besondere Bitte an die Eltern, insbesondere die Mütter, und an die sonstigen Angehörigen der Kon firmanden zur Ueberwachung der Neukonfirmierten wird kaum nötig sein. Die Schankwirte dürfen den Konfirmanden, die in der Zeit von ihrem Konfirmationstage bis zum 2. Osterfeiertage ohne Begleitung erwachsener Angehöriger ihre Räumlichkeiten besuchen, zur Vermeidung der in 8 135 H. O. vom 22. Oktober 1840 angedrohten Strafen geistige Getränke nicht verabfolgen. Grimma, 28. März 1917. 144 Ki. Amtshauptmaun v. Bose. VtzungSdericht. In der gestrigen 6. diesjährigen Sitzung ist folgen des beraten und beschlossen worden. 1. Die neugewählten Herren Stadtverordneten- Stellvertreter wurden begrüßt und in ihr Amt eingewiesen. 2. Für die durch den Krieg heimgesuchten Gemein den der Stadt und des Kreises Darkehmen und der Stadt Hohenstein in Ostpreußen wurde ein Betrag von 50 M. aus der Stadtkasse bewilligt. 3. Die Grasnutzung der alten Kiesgrube an der Melanchthonstratze wurde dem Hilfsschutzmann Orlop für das laufende Jahr für 16 M. pachtweise überlassen. Die Grasnutzung vor dem Turnplatz an der Schule erhält der Schulhausmann Schröter für 1 M. dieses Jahr pachtweise. 4. Von den vorhandenen Beständen und Rücklagen der Stadlgemeinde (Stammvermögen und freies Ver mögen) soll der Betrag von 50000 M. zur 6. Kriegs anleihe gezeichnet und die Eintragung in das Schuld buch beantragt werden. 5. Der Einbau des Brandiser Weges soll in der bereits beschlossenen Weise, also 4 m Fahrbahnbreite, erfolgen. Die Lieferung der erforderlichen Steine soll nochmals ausgeschrieben werden. 6. Der aufgestellte Entwurf zu einem Nachtrag zur Gemeiudesleuerordnung. der sich infolge Aenderung der 88 3 und 8 nölig macht, wurde in der vorgetragenen Weise gutgeheitzen. 7. Die Sparkassenrechnung auf das Jahr 1915 wurde richtiggesprochen. 8. Die Beschlüsse des Beschleusungsausschusses vom 29. d. M. wurden genehmigt. Sie betrafen u. a. eine Zuschrift der Firma Paul Schmidt Sohn wegen Aus führung der Schleusenarbeiten im sogenannten Tiefgebiet, ein Antwortschreiben des Herrn Dr. Heyd, die Rückgabe der Sicherheit an die Milchelbacherhütte wegen gelieferter Sinkkästen, die Planung der neuen Umleitung der Schleuse in der Parthenstraße, die Beschaffung eines Schlauch- schrünkchens und die Ablehnung einer Rechnung für Sand zum Bau des Weges iu der Kläranlage. 9. Der Stadtgemeinderat ist damit einverstanden, daß zurzeit wieder 5 Pfund Kartoffeln (für Schwerar beiter 7 Pfund) auf eine Marke gewährt werden müssen, da die Möhren und Rüben aufgebrauchl sind. Von der Bestellung einer Butteraufkäuferin für den Or! nahm man Kenntnis. Hierauf geheime Sitzung. Naunhof, am 3l. März 1917. Der Gtadtgemeinderat. Polizeistunde. Für die hiesigen Gast- und Schankwirtschaften ist die Polizeistunde jetzt wieder auf II Uhr abends festgesetzt worden. Naunhos, am 31. März 1917. Der Bür-erAeifter. SpeHefettverkanf. Der Berkaus für die Zeit vom 2. bis 8. April 1917 findet Montag, den L April 1917 nach den auf den Speisefettkarten gedruckten Nummern statt bei Anna Haase, Langestraße 9 vorm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 1 bis 600 „ 11 „ 1 » „ » 600 ,, 1100 Minna Schirach, Bahnhofstraße 18 vorm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 1101 bis 1700 „ 11 , 1 „ „ ,, „ 1701 ,, 2200 Bertha Wiegner, Langestraße 54 vorm. 9 bis 11 Uhr für Karten Nr. 2201 bis 2700 „ 11 ,, 1 „ „ ,, „ 2701 u. darüber. Die Inhaber der Karten Nummer 1 bis 1100 erhalten je50§ ausländisches Schweineschmalz, auf alle übrigen Karten werden je 50 § Butter gewährt. 1 Pfund Butter kostet 2 Mk. 55 Pfg. und 1 Pfund Schweineschmalz 4 Mk. — Pfg. Auf Speisefettkarten ohne Nummern darf nichts abgegeben werden. Die noch nicht nummerierten Karten find im Rathause (Meldeamtszimmer) vorzulegen. Naunhof, am 31. März 1917. Der Bürgermeister. Laterneuwärtergesuch. Zur Bedienung der einen Hälfte der hiesigen Straßen laternen wird baldigst ein Laternenwärter (oder Wärterin) ge sucht. Besoldung 400 Mk. jährlich. Gesuche sind bis zum 5. April d. I. hier anzubringen. Naunhof, am 31. März 1917. Der Bürgermeister. Das im Kahlschlage in Abteilung 5, an der Eisen bahn, aufbereitete kieferne Schlaareisig soll Mittwoch den 4. Avril von 10 Uhr ab an Ort und Stelle gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. König!. Forstrevierverwaltiing Naunhof, am 30. März 1917.' MttUmnndck.GchaMemdDemißtk,^ die AuskunfiS «ndOrtssteNen vom RotenKrenz: Auskunftsstelle vom Roten Kreuz in Dresden, Taschenberg 3, Nachrichtenstelle Mr Verluste im Felde, Leipzig, Auskunftsstelle vom Roten Kreuz Roßplatz 11, Kei * ,Mr1icber ftünctigunestnsl 4' z°/g. Crokers klnlseon dst lang. stLnUiAune Köbers 2kns»Ltre. OesektMsrvit: 9—1 postsckeekkonto: I.elprlx ^r. 107S3. Zur Konfirmation. s. e. k. Der Konsirmakionstag ist ein Vorfrühlingstag! Nicht weniger darf er bedeuten. Die SSmannsarbeit ist getan. Gutes, teures Golkeswork ist in der Konfirmationszeit in die Kerzen der jungen Men schenkinder gelegt worden. Der Geistliche und mit ihm das Elternhaus und die Kirchgemeinde stehen an dem braunen Saatfeld der Jugend. Wird sich das junge Grün aus der Saat erhebep? Werden die Hoffnungen sich erfüllen? Wird eine emporstrebende Kraft, ein geheimnisvolles Werden und Wachsen das Bild -er konfirmierten Jugend verschönen? So stehen die Erzieher wartend an dem wohlbestellten Ackerfeld. Eins ist nötig, eins vor allem, um den schlummernden Keim zu wecken. Sonne! Sonne, diese Lebenskraft, die unwiderstehlich pocht an den Schollen, die den Gotkeskeim umschließt, diese Wärmequelle, die die Widerstände besiegt und den eisigen Panzer der Verschlossenheit zer bricht. Sonne braucht unsere konfirmierte Jugend. „Der Jugend freund mutz Sonne geben! Der wachsen die gesunden Triebe zu." Darum gilt es für unsere Kirche: Gib deiner Jugend viel Sonne! Darum mutz, wer die Jugend lehrt, sie leiten und bestimmen will, eine sonnen - starke Persönlichkeit sein. Nach Sonne verlangt die Jugend in den Vereinen und Veranstaltungen, die für sie getroffen werden. Sonne qeben, heißt nichts anderes, als eine begeisterte liebesmächtige, an den Sieg des Guten gläubige, opferbereite, glutvolle Persönlichkeit sein. Dem Zauber einer für Gott begeisterten, die Seele suchenden, sür die höchsten Güter empfindende, selbstlose Führergestalt kann sich das Herz der Jugend nicht entziehen. Der Strahl der Freude erwärmt sie; die Kraft der Geschlossenheit und Entschlossenheit weckt ihren Mut; der Wille zu den höchsten Zielen wird sie begeistern. Es gibt aber keine Persönlichkeit, die in solchem Grade Sonnenkraft in sich trägt, als der lebendige Christus. Wie Er Heuke zu Seinem Wort sich bekennt, wie Er heute Menschen Kameradschaft hält, wie Er heute Quell der Liebe und weltüberwindenden Glaubens ist, wie Er Heuke in Geschehnissen und Wundern sein Reich baut, so spendet Er befreiendes Licht der Jugend. Sonne geben! Das ist die Forderung des Vorfrühlingstages, dessen Erscheinen die Äonfirmationsglocken eingeläutet haben. Aprilschauer unä l^enLkoffnung. tAm WochenschlußZ Noch jagt ein seltsamer Nachwinter mitten in den ersten Frühling hinein Schneeschauer und Frostüberfälle. Aber selbst bis in die Großstädte hinein beginnt es „grumelig" zu riechen, da Garten, Acker und Feld sich lockern unter dem Drängen der emporauellenden Keime. Ein paar Stunden am Tage zieht hin und wieder von einem blauen Himmel erste blasse Frühlingssonne ihr lebenweckendes Gold über Weide und Saat. Und der Frühling — .duldet nichts Weißes* Auch in der Politik wehen Aprilschauer und wagen sich Lenzhoffnungen hervor. Im Reichstag und in den beiden Kammern des preußischen Landtags hat es unge- wohnt scharfe Debatten über allerlei Zukunftsfragen gegeben. Ordnung und Freiheit in rechter Mischung zu vereinen — das ist die Aufgabe, das wird die Ausgabe des rechten Staats- und Volksmannes sein. Aus der Höhe leuchtet Bismarcks Antlitz gleichsam dazu hernieder. Am 1. April 1815 hatte ihn das Schicksal uns dereinst beschert. Ehe er am 31. Juli 1898 die Augen für immer schloß, hatte er den Wunsch ausgesprochen, zwanzig Jahre nach seinem Tode wieder auferstehen und in deutschen Landen umgehen zu können — zu sehen, .wie es geworden" sei. Am 31. Juli 1918 wäre dieser Tag da. Dann, so hoffen wir, würde der getreue Eckart, der Reichsschmied, der Alte vom Sachsenwalde ein über alle Feinde und Neider siegreiches Deutschland sehen und einen starken deutschen Frieden, der uns entschädigt für unerhörte Opfer an Blut, Kraft, Jugendhoffnung, Arbeit und Geld, einen Frieden, der den deutschen Boden in Europa und auch über See so ausbaut und sichert, daß wir aus eigener Kraft .nachwachsen* und uns yuswachsen können, unter den Bedingungen stärkster Sicherheit gegen feind lichen Überfall, unter der Voraussetzung wirtschaftlicher Befriedigung unserer Bedürfnisse aus eigenem Besitz; denn Groß- und Weltstaat wird in Zukunft nur dasjenige Land sein können, das aus Eigenem lebt und besonders für den Kriegsfall nicht gewaltsam getrennt werden kann von seiner industriellen -Urerzeuauna". Weithin leuchten von den Bismarcksäulen die Flammen durch das Land. In ihren Gluten mögen schmelzen die Ver härtungen und Abgestandenheiten einer national- und welt politisch überholten Zeit und mit ihren Rauchschwaden möge davonziehen, was nicht taugt für unsere Volks zukunft, die wir im denkbar größten Stil sichern und bauen müssen! Mut und Stärke, Leidenschaft und Besonnenheit, Unbedingtheit und Rücksichtnahme — alle beide sind auf ihrem Felde nötig. Fast einsam hat Bismarck zu Zeiten gekämpft gegen eine ganze Welt. Auch uns scheint das im denkbar erweitertsten Sinne des Wortes noch bevor- zustehen, wenn es wahr ist, daß Präsident Wilson am 2. April auf dem Kapitol zu Washington die Ausrufung des Kriegszustandes gegenüber Deutschland plane. Inzwischen hindert die Kampfkraft unserer Feinde die Vernichtungsarbeit unserer U-Boote und das Chaos in Rußland. Was würde ein Bismarck zu dieser Revo lution, zu diesem schlechterdings erbärmlichen Abgang Les Hauses Holstein-Gottorp-Romanow von der Weltbühne, von dem Arbeitsfelde des eingeborenen Eroberer-Staates seit Peter dem Großen sagen? Lier will sich die bedeutsamste Wandlung in der weltpolitischen Lage Deutschlands anspinnen. Da selbst ein Groß fürst Nikolai Nikolajewitsch scheinbar Wasser in den Adern hat und nichts weiter begehrt, als ein getreuer Knecht der revolutionären Regierung zu sein, da demgemäß also eine monarchistische Gegenrevolution immer unwahr scheinlicher wird, entsteht in der deutschen Oststanke mög licherweise eine Veränderung, die ein Entgelt und Gegen gewicht bietet für die gesteigerte Gefahr des anglo- sächsischen Kapitalismus, zu dem England und Nordamerika jetzt, wie es scheint, ihre Interessen aufs deutlichste und bewußteste zusammenfließen lassen wollen und den der Großadmiral v. Tirpitz soeben bei seinem Aufruf zur sechsten deutschen Kriegsanleihe als den Feind bezeichnet hat, der niedergerungen werden müsse im Interesse der Zuftintt. Aprilschauer und Lenzhoffnungen ziehen über das Feld, das soeben beginnt, sich in Weiß und Gelb frühlings mäßig zu besternen. Wir aber gedenken am ersten April Bismarcks, des Helden, dem wir Nachfolger starken deut schen Wollens wünschen bei Gestaltung der deutschen Frie- densbedingungen und dessen Heldenleistung uns vor jeder seiner Flammensäulen vor Augen tritt in den Worten des Gedächtnisses: „Deutschland erwacht — Grollend nach Westen entweicht die Nacht. Donner grollen ihr in das Ohr. Sieghafte Schmetter blitzen empor. Sturmwind, umspielt vom Morgenlicht, Leuchtet dem Helden vom Angesicht — Deutschland — erwacht!" Man zeichnet MMleihe Kl jekr Lank, Mitsesoffer- schast, Lfmkilse, Ltkn-rertchernn-heleSM Mnßilt.