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Nachrichten für Naunhof : 21.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191703213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19170321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19170321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-21
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 21.03.1917
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wirken kann. Denn dieser war, öhn^ daß ein Dtuck der Endlichen Waffen vorlag, längst von der bratschen Heeresleitung geplant und war auch der Presse vor seinem Beginn in vertraulichen Besprechungen kundgegeben worden. Die Bewegung, ein Meisterstück Moderner Feldherrenkunst, ging, da sie völlig freiwillig erfolgte, auch ganz unbelästigt durch den Feind von stattet und wurde von diesem erst nachträglich bemerkt. Was aber überraschend für die Laienwelt sein könnte, daS ist der grobe Umfang, den nach den neuesten Veröffentlichungen unseres Generalstabes die deutsche Rückzugsbewegung genommen hat. Wer gerade hierin liegt ihre beste Stärke und Berechtigung. Sie bringt eine ganz neue Linienführung, die allen über flüssigen Ballast und schwache Stellen nach einem grobangelegten und folgerichtig durchgeführten Plan aufgidt zugunsten neuer, sorgsam vorbereiteter Stellungen, die der deutschen Heeresleitung die volle Überlegenheit sichern und mit geringen Kräften gehalten werden können. DaS Hindenburgsche strategische Prinzip: .Geringste Kraft - geringste Opfer- hat wie einst im Osten so jetzt un Westen seine geniale Offenbarung gefunden. Wem das nicht einleuchten will, wer glauben sollte,, daß Rückzug eben Rückzug und immer ein Zeichen von Schwäche sei, der mag sich auS der besten Quelle belehren lassen, die uns dafür zu Gebote steht, aus der Kritik unserer Feinde. Gewiß, im ersten Augenblick löste die überraschende Überlassung breiter Geländestreifen bei Engländern und Franzosen ein Triumphgefühl auS. Aber der Jubel wurde durch sachliche Überlegungen schnell gedämpft, verschwand und machte schließlich banger Sorge Platz. Mit unsäglichen Opfern, Zeit und Mühe hatten sich unsere Gegner auf eine neue große Offensive eingerichtet, ihre schwere Artillerie sachgemäß eingebaut, Munitionsdepots angelegt, Zufuhrstrcrßen und Gelände ge schaffen. Diese Riesenarbeit ist jetzt mit einem Schlage unnütz geworden. Unsere Feinde sehen sich gänzlich neuen Verhältnissen gegenüber und müssen mit allem von neuem beginnen. Ja, sie können noch nicht einmal mit ihren taktischen und strategischen Maßnahmen sofort einsetzen, denn erst heißt es, die unbekannten deutschen Stellungen zu erkunden, und unsere überlegenen Flieger machen ihnen das sicher nicht leicht. Dazu kommt, daß ihre Truppen, die in das neue Gelände oorzurücken gezwungen sind, statt der sorgsam ausgebauten Unterkünfte und Verpflegungsstationen ein ödes, aller natürlichen Hilfs quellen bares Gelände finden. Man begreift, wenn an gesichts dieses schlechten Tausches die englische Zeitschrift -Nation- vom 3. März in folgende bewegliche Klage aus bricht: Wir hatten es zu einem etwa halbkreisförmigen deutschen Vorsprung — Arras. Gommecourt—SaiÜn — gebracht, von dessen Raum ein beträchtlicher Tefl der Beschießung von vorn, von der Seite und von hinten ausgesetzt war. Bis jetzt haben die Deutschen nur die kleineren Vor sprünge an der offenen Flanke von Serre bis Gueudecourt ge räumt. Sollten sie sich aber entschließen, den ganzen Vorsprung zu räumen und auf die Linie Arras—Sailly zurückzugehen, so können wir nur annehmen, daß bessere Köpfe als je dort die Operationen leiten. Das Deutschland, das unter allen Opfern Combles, Thiepval, Pozieres usw. zu hallen beschloß, war ein viel schwächerer Gegner als dasjenige, das Stel lungen räumt, die nur mit unerschwingliche» LÄfern gehalten werden können. Das erstere war schwach und töricht: daS letztere ist klug und furchtbar. Hier sieht man deutlich die bange Furcht, daß Hindem bürg dem kleinen Anfang eine große zielbewußte rück wärtige Umgruppierung folgen lassen werde. Sie ist in zwischen vollzogen worden und nur zögernd wagt eS der Feind, in das ihm überlassene aller militärischen Vorteile systematisch beraubten Gelände nachzudringen. Unsere neuen Stellungen, deren Anlage in ruhiger monatelanger Vor arbeit erfolgt ist, bieten unseren Truppen die größte Sicher heit und leichteste Verteidigungsmöglichkeit. Durch die Ver kürzung der Front werden Truppenkörver frei, die zur Ent scheidung an jedem Orte eingesetzt werden können. Die bisherige Starrheit des uns im Westen aufgezwungemn Grabenkampfes ist gelockert, die völlige operative Freiheit und der Entschluß des Handelns unserer Heeresleitung zu rückgewonnen. Was Hindenburg unter solchen günstigen Bedingungen zu erreichen imstande ist, hat er im Osten glänzend bewiesen. Wir dürfen mit voller Zuversicht darauf vertrauen, daß auch seine neuen strategischen Maß nahmen im Westen die Grundlage zu neuen deutschen Siegen bilden werden. 9m geräumten Gebiet. Wie man erfährt, reicht in dem deutscherseits ge- röumteu Gebiet die malische Linie von Arras bis zur Im Schatten der Aeterpaulsfestung. Roman von Hermann Gerhardt. 6 In seinem Zimmer angelangt, fand Rittberg auf dein Tische einen Brief vor, von dem einzigen Wesen, das ihm verwandtschaftlich nahe stand, seiner «Schwester Margarete. Er erbrach ibn hastig und la«. Es war eine von den Epi stel», ivie sie Vie Frauen gern schreiben, ausführlich und voll unterhaltender Einzelheiten über Menschen und Vorkomm nisse. Keine Zeile verriet, daß die Schreiberin nicht immer ans Rosen wandelte; der Schluß aber kantete: »Also wird mir zum August wieder einmal der Stuhl vor die Tür ge setzt, liebster Werner! Ich kann eigentl h nicht umhin, die Existenz Vieser freundlichen Tante zu bedauern, die sich er boten hat, meine Schülerinnen für die Zett ihres Pariser Aufenthalts unter ihre Fittige zu nehmen.' Denn sonst hätte ich sie begleiten müssen und das hätte mir unbändigen Spatz gemacht! So aber bekomme ich nun ein „gu tes Zeugnis" und darf mich nach einer neuen Stellung um sehen, wozu ich bereits Schritt« getan habe. Weißt Du auch, daß ich gar nicht übel Lust hätte, nachs Petersburg zu gehen? Denke doch mal, mein alter Werner, wie herrlich das wäre, wenn ich in Deine Nähe käme, Du würdest mich von der Bahn abholen und wir könnten uns olle Augenblicke sehenl — Nun, das Träumen hat man ja auch umsonst. —- Pflege Dich nur recht, alter Junge und verlier Drin Her- nicht an die allerliebste Katia! Bon der mußt Du mir das nächste Mal noch viel erzählen. Für den Präfekt schwärme ich be reits, wie nett von ihm, Dich gleich auf Deinem Zimmer zu besuchen. Deine Beschreibung der eleganten Madam« und ihres Bruders mit den mandelförmigen Aug«n hat mir viel Spatz gemacht. Laß Dich nur von der ganzen Gesell schaft nicht zu arg verwöhnen l Und nun endlich Schluß, ich hatte ja eigentlich schon längst Lebewohl gesagt.* Aus dieser Antwort zu schließen, hatte Werner seiner Schwester gleichfalls mit rosafarbener Tinte geschrieben. Nachdem er geendet, versank er in tiefes Nachsinnen. Weshalb sollte es nicht möglich sein, für feine Schwester Straße von Hoye—DmienS, etwas nördlich der Ancre, in einer Länge von 7ö Kilometer, von dort bis zur AtSne die französische in einer Länge von SV Kilometer. Da- gibt eine Gesamtlänge der feindlichen Linien von 136 Kilometer, wobei aber nicht die Luftlinie, sondern die Ausdehnung der Front mit allen Einbuchtungen in Betracht kommt. Bei der Loslösung vom Feinde ist nicht ein einziges Geschütz oerlorengegangen und nur sehr wenige Gefangene sind eingebüßt worden. Ein Stellungs krieg besteht zurzeit auf der erwähnten Linie nicht mehr, wie schon aus der Verwendung der französischen Kavallerie spitzen hervorgeht, mit denen unsere Sicherungstruppen Gefechtsfühlung behalten. stak unä fern. O Tie Schulden ver Stadt Berlin. Im Rechnungs ausschuß der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde festgestellt, daß die Schulden der Stadt Berlin am 31. März 1916 sich auf rund 540,9 Millionen Mark beliefen. Das Aktivvermögen betrug zu derselben Zeit über eine Milliarde Mark. O Unbotmästigkeit französischer Kriegsgefangener Bei Hamburg weigerten sich dieser Tage französische Kriegsgefangene, einen Wagen, der nn Schnee stecken geblieben war, auszuschaufeln, mit der Erklärung, daß sie Feierabend hätten. In Erfurt mußte wegen Arbeitsver weigerung der Kriegsgefangenen die Müllabfuhr eine Woche lang unterbleiben. Hoffentlich wird mit den wider- fpenstigen Gefangenen so verfahren, daß sich ihre Wider setzlichkeit nicht wiederholt. o Tie Stadt Berlin «nd die Kriegsanleihe. Der Magistrat Berlin beschloß, für die städtische Sparkaffe zu der neuen Kriegsanleihe wiederum den Betrag von 60 Millionen Mark zu zeichnen. Zu den früheren Kriegs anleihen waren vom Magistrat für die Sparkaffe ins gesamt 233 Millionen Mark gezeichnet worden. s Das Honorar" der Schauspielerin. In einer größeren StM Mährens war bei einer Liebhaber- vorstellung eine beliebte Künstlerin aus Brünn als Gast aufgetreten. Als .Honorar- erhielt sie: 1'/, Kilo Butter, l Kilo Mohn, 6V Eier, 4 Kilo Mehl, 12 Würste, l Kilo Rauchfleisch, 2 Kilo Erbsen, einen halben Hirschschlegel, 20 Kilo Kartoffeln, l Kilo Linsen und ein weißes Brot. Die Künstlerin war mit diesen» Honorar sehr zufrieden. 0 Kriegstrauung »m Hause WittetSbach. In Bad Kreuth bei Tegernsee sand im engsten Familienkreise die KriegZtrauung des Herzogs Ludwig Wilhelm in Bayern mit der verwitweten Fürstin Eleonore zu Schönburg- Waldenburg, geborenen Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein und Berleberg, statt. Der Herzog ist der Bruder der Königin Elisabeth von Belgien. o LS Waggons Gemüse beschlagnahmt. Die Stadt Köln ließ 23 vom Vorgebirge kommende Waggons Gemüse, das zu Wucherpreisen nach Berlin und in die Industrie gebiete verkauft werden sollte, beschlagnahmen. Es wurden Preise von 50 bis 60 Mark für Spinat verlangt, während der Richtpreis etwa 25 Mark beträgt. Nn Mset ÄrieMltihe tei jeder Birk, AreMfMßeil- schtst, e-rrkße, LehnktMmsszestlWft, P-ßanM. j^eue Preise für Getreide und Viek. Die Beschlüsse des Bundesrats. Unter dem Vorsitz des Präsidenten im Kriegsernäh rungsamt haben die Minister der Bundesstaaten über Fragen der Kriegswirtschaft, das kommende Erntejahr und den zu beobachtenden Preis- und Wirtschaftsplan in diesen Tagen beraten. Nach Erledigung der Organisationsfrageu wurden die Preisvorschläge des Kriegsernährungsamts grundsätzlich genehmigt. Die Beschlüsse des Reichstags ausschusses für Bolksernährung wurden der Beratung mit zu Grunde gelegt. Dessen Wunsch nach möglichster Ver meidung einer Verteuerung des Brotpreises infolge Ser Erhöhung der Roggen- und Weizenpreise fand vielfach Zu stimmung. Die Verhandlungen über diesen Punkt werden fortgesetzt. Der Bundesrat nahm die Preisvorlage des Kriegsernährungsamts im wesentlichen ebenfalls unver ändert an. Rogge», Weizen tenrer, Hafer, Gerste billiger. . Der Preis für Roggen wird z. B. für den Berliner Bezirk <wf 270 Mark, der des Weizens auf 290 Mark flir die Tonne erhöbt. Die bisherigen Preisunterschiede zwischen dem Osten MG Westen bleiben wr diese struchtarten bestehen. MeHcker- unb Gerstepretse werden herabgesetzt und zwar der Preis des HaferS, der im vorigen Jahre 300 bWMO Mark, im kaufenden Jahre 300 Mark abfallend bis auf 270 Mark betrug, durchweg auf 270 Mark, der Preis der Gerste, die im vorigen Jahre bis 360 Mark und im laufenden Jahre, von geringeren Mengen billigerer Futtergerste abgesehen, zwischen 340 und 300 Mark kostete, gleichfalls durckwea auf 270 Mark unter Abstandnahme von Zuschlägen für Oualltätsgerste. Die Preise für Hülsen früchte und Ölfrüchte für das nächste Jahr bleiben wie bisher festgesetzt. Kartoffel«. Der Kartoffelprets, der im laufenden Jahr 4 bis 6 Mark, durchschnittlich etwa 4,60 Mark beträgt, soll auf 6 Mark er höht werden. Dem aus West- und Mitteldeutschland auch von städtischen Kreisen lebhaft geäußerten Wunsche entsprechend soll für Gegenden mit besonders hohen Friedenspreisen für Speisekartoffeln die Erhöhung des Preises bis höchstens auf 6 Mark durch Anordnung der Landeszentralbehörde oder der von ihr zu bezeichnenden Stelle gestattet werden. Der Herbst kartoffelpreis tritt statt wie bisher am 1. Oktober schon am 16. September anstelle des höheren Frühkartoffelpreises in Kraft und soll, um die Lieferung an die Bedarfsbezirke im Herbst möglichst zu steigern, zum Frühjahr nicht steigen, sondern das Jahr über unverändert bleiben. Für unverlesene Fabrik kartoffeln wird im Gegensatz zu dem laufenden Jahr ein der Höhe nach noch festzusetzender Preisaufschtag eintreten. Für Runkelrüben, Kohlrüben und Feldmöhren werden, um her Neigung, ihren Anbau anstelle des Kartoffel- und Zuckerrübenanbaues allzusehr zu steigern, entgegenzuwirken, erheblich niedrigere Höchstpreise wie bisher, nämlich 1,50 Mark (bisher 1,80 Mark) bezw. 1,76 Mark (bisher 2,60 Mark) und 2,60 Mark (bisher 4 Mark) für den Zentner festgesetzt. Liefe rungsverträge zu höheren Preisen über Kohlrüben sollen nicht mehr abgeschlossen werden. Der Präsident des Knegsernährungsamtes bleibt be rechtigt, soweit es zur zweckmäßigen Regelung der Ablieferungs- zeit nötig ist, zeitweilig Preiszu- und -abschläge in mäßiger Höbe für die Bodenerzeugniffe festzusetzen. Schlachtvieh billiger. Die Preise für Schlachtschweine betragen ab 1. Mai bis zu 60 Kilogramm .... 63—61 Mk. über 60-70 67—65 , „ 70-85 „ .... 67-75 „ . 86—100 72-80 „ Das bedeutet gegen früher eine Preisminderung von 20—25^. Infolge dieser Preissenkung ist im April auf ein starkes Angebot von Schweinen zu rechnen, das auch zur Verhinderung der Verfütterung von für Ernährungszwecke gebrauchten Bodenerzeugniffen erwünscht ist. Deshalb werden die Rindervreise nicht gleichzeitig, sondern erst zum 1. Juli gesenkt, um für die Monate Mai und Juni, wo wegen der Knappheit -an sonstigen Nahrungsmitteln, ebenso wie im April eine verstärkte Lieferung von Schlachtvieh nötig sein wird, ein ausreichendes Angebot zu sichern. Die Schlachtviehpreise betragen vom 1. Juli ab 1. für gering gemästete Rinder einschließlich Fressern (Klaffe L) 55 Mark. 2. ausgemästete Ochsen und Kühe über 7 Jahre, Bullen über 5 Jahre und abgefleischte Ochsen, Kühe, Bullen und Färsen jeden Alters (Klaffe 3) im Lebendge wichte von bis zu 5,5 Zentner 60 Mk. über 5.5 bis 7 68 . . 7 bis 8,5 72 , . 8,6 bis 10 76 „ . 10 bis 11,5 80 „ , 11,5 bis 85 „ 8. für ausgemöstete oder vollfleischige Ochsen und Kühe bis zu 7 Jahren, Bullen bis zu 5 Jahren und Färsen (Klaffe ^) 90 Mark. Die Preissenkung gegen früher beträgt rund 15"/«. Be sonderen Verhältnissen, vor allem in Bezirken mit kleinen aber fleischigen Viehschlägen soll durch entsprechend andere Abstufung der Gewichts- und Preisklassen Rechnung getragen werden. Die neue Preisregelung bringt der Landwirtschaft als Gesamtheit annähernd dieselben Einnahmen aus den abzu- liesernden Erzeugnissen wie bisher, bemerkt die amtliche Veröffentlichung dazu. Im einzelnen Betriebe bewirkt die Preisregelung, daß nicht wie bisher die Verfütterung, sondern die Ablieferung von Körnern und Kartoffeln für den menschlichen Genuß die günstigere Verwertung bringt und daß ferner das beste Futter und die beste Weide künftig weniger den Schlachttieren alS dem Milchvieh zu gewiesen werden. Freilich wird, um die bei der unver meidlichen Einschränkung der Erzeugung fetter Tiere be sonders nötig werdende Erzeugung von Milchfett zu fördern, der MilchpretS in -enjenigeu Bezirken, wo er zurzeit nachweisbar erheblich unter den Erzeugungskosten liegt, erhöht werden muffen, was aber nicht allgemein, sondern nur in den einzelnen Wirtschaftsgebieten nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse zu geschehen hat. «in passendes Engagement in Petersburg zu finden? Bejah doch der Präfekt «neu ebenso ausgedehnten, als einflußrei chen Bekanntenkreis. Der Gedanke ließ ihr» nicht mehr los und er beschloß, bei nächster Gelegenheit sei»» Anliegen vor zutragen. Und dann begann er sich ouSzumaleu, wie Margarete mit ihrem zurückhaltenden Wesen — ihr Humor und ihre natürliche Liebenswürdigkeit kamen da zur Geltung, wo sie Verständnis und Sympathie sand — sich in der eleganten Welt, die den Salon des Präfekten frequentierte, ausnehmen würde. Würde sie sich in den» Gcheinwesen, in der Ober flächlichkeit dieser Gesellschaft znrechtfinden? Unwillkürlich stellte er sie in Gedanken der PilsoutSky gegenüber und mußte lant lachen. »Aussen, Margarete besitzt ein entschiedenes Talent, mit Menschen umzugehen,- tröstete er sich. vor ihm auf dem Tische stand ihre Photographie; «r nahm sie auf und betrachtete st« mit zärtlichem Stolz. Wie schön sie war! Ihre klugen, ernsten Augen blickten ihn an, att ob sie etwas von ihm wollten. — Schon an einem der folgenden Tage fand sich der er wünschte Anlaß, mit dem Präfekten zu reden. ES war zum Schluß der Lesestnnde, und der Hausherr hatte sich auf ein viertelstündcheu bei den Damen im Teezimmer einge- funden. Kaum hatte Rittberg mit einigem Zagen seinen Wunsch vorgebracht, als Biruleff ihm lebhaft ins Wort iel: »DaS nenn« ich aber wirklich ein m«rkwürdigeS Zu- ammentreffen! Soeben hatte ich mir oorgenommen, Sie zu ragen, ob Eie mir nicht »»»eine Tochter empfehlen könnten. Die Klein« ist Pi viel sich selbst überlassen, und eS fehlt ihr an einer alrichalterigen Gefährtin? Meinen Sie nicht auch, Madame?" Bei dieser plötzlichen Anrede ging eine seltsame Verände rung in den Zügen der letzteren vor; st« hatte offenbar ei nen Schreck «rhalten, auf ven st« nicht vorbereitet aewefen. Aber fie faßte sich schnell: „Tie haben zweifellos recht, Monsieur. Gleich und gleich gesellt sich gern, ich selbst bin leider kein» anregende Gesellschafterin für unsere liebe Ka- ttal" „bi« flnß unvergleichlich, Madame, und wir alle möch- 1«n Sie nicht and«rS hab«»», als Sie sind," versetzte Bi- ruleff galant; „aber ich kann »mmöglich zugebeu, daß Zis meiner Tochter zitliebe Ihre Lebensgewohnheiten ändern, und aus dieser Erwägung ist mein Plan entstanden. Ich irre doch nicht," wandte er sich lachens an Rittberg, „in der Annahme, daß es sich um die junge Dame handelt, deren Bild auf Ihrem Schreibtisch steht ?" Rittberg bejahte, erstaunt, daß der Präfekt dasselbe bemerkt habe. „Aber verzeihe»» Sie," fuhr dieser fort, „ich habe Sie uoch nicht einmal gefragt, was Sie, und schließlich Ihr Fräulein Schwester selbst, zu meinem Vorschläge meinen? Sie ba- den ja mittlerweile etwas Zeit gehabt, sich über unsere Le bensweise ein Urteil zu bilden." Inzwischen war RittbergS Wynsch, die Schwester in seine Nähe zu bekommen, so lebhaft geworden, das, seine au- fänglichen Bedenken davon übertänbt wurden, und so sagte er denn freudig zu und erbot sich, sofort an Margarete zu schi e ben. 4. Kapitel. Wie v»ranSz»tsehen gewesen, machte sein ältester Zög ling dem nenen Lehrer einiges zn schaffen. Gleich das erste Mal, als die Knaben znr Stuuve erschienen, gab eS einen kleinen Tanz mit Mischa. Dieser hatte sich, als müsse es so sein, den bequemsten Stuhl herangeschoben und räkelte sich darin mit einer Miene, die zwischen Trotz und gemachter Gleichgültigkeit die Mitte hielt. Wortlos richtete Rittberg einen langen Blick ans ihn; eine ganze Weile hielt der Innge diese»» aus und erwiderte ihn mtt seinen scharfen, grauen Augen, deu Augen seines DaterS. Daun aber stieg ihm das hitzige Blut ir» die Schläfen und er wandte sich weg; wo rauf Rittberg mit langsamer ,»nd deutlicher Betonung sagte: „Mischa, ist Dir die deutsche Sprache geläufig genug, um zu verstehen, wa» ich sage?" „Ja, ja, wir beide wissen daS Deutsche ganz gut," warf Mania eifrig dazwischen. Rittberg hob die Hand. „Ich habe Deinen Bruder gefragt, nicht Dich. Nun, Mischa, ich warte auf Deine Antwort!" „Ja, ich habe gelernt — ich verstehe — ein wenig," klang e» -öaernd zurück. „Gut. Ehe »vir also au die Arbeit gehen, »nein Junge, stell« mal diesen Stuhl an feilten Platz zurück und nimm Dir der da, mit der geraden Lehne." 281
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