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Nachrichten für Naunhof : 17.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191912170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19191217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19191217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-17
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 17.12.1919
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gedltck soll die VerfaffungSänberung so weltgehend sei«. Irland auf Grund Ler neuen Verfassung vollständig^ SelWbestimmungsreckt und eigene Verwaltung bekommt. El« RMe VÄichaMcher «ud «EörtA^r Borbebalte werd«, jedoch getroffen, um Rese Selhständtgkett von eng- lisch« Satte ^Lntrolli«,«* «u V«ne«. M-am. X »vierzehn TabeSurteile. Im Terroristenprozeß hat der Gerichtshof gegen vierzehn Angeklagte das Todes« urteil ausgesprochen, unter anderem gegen Joief Cserny wegen Anstiftung zum Morde in sieben Fällen, gegen Gabriel C^omor wegen vierfachen Mordes, gegen Franz Kakas, Geza Neumayer und Martin Loescher wegen drei fachen Mordes, gegen Alexander Pap und Tibor Bonghati wegen Anstiftung zum Morde in je drei Fällen. Den Verurteilten wurden außerdem noch Lauch. Der- gewottigung, Hehlerei und dergleichen nachgewieseu. Die übrigen Angeklagten wurden zu Kerkerstrafen verurteilt. Stus Za. und Ausland. B<rU». Nach einer Züricher Meldung wurde das deutsch, s chweizertsche Wirtschaftsabkommen vom 12. Juni 1918. das Ende November adgelaufen war. einst« weilen bis Ende dieses Jahres verlängert, damit inzwischen ein neues Abkommen vereinbart werden kann. Washington. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat beschlossen, den Alliierten einen Aufschub der Zahlung der dreijährigen Zinsen für zwei Milliarden Pfund Sterling zu bewMigW. die sie thnen während des Krieges geliehen bat. . Aas deutsch«« Dokumente«. Weitere Nanddemerknnge« Wilhelms Rl« Von ausschlaggebender Bedeutung war vor Kriegs ausbruch natürlich die Haltung Ruhlands. Tinerie t- wußte man, daß sich Rußland als unbedingter Schutzherr aller slawischen Staaten betrachtete, glaubte aber trotzdem nicht, Lab ihm und besonders dem Zaren die Rolle liegen wurde, Lie Mörder von Serajewo zu decken. Einen Ein« blick in diese Ding« gewähren zwei längere Depeschen dsS PeterSbu^er Botschafters an den Kanzler und des dortigen Militärbevollmächtisten an den Kaiser. Beide sind wiederum mit uuten angesügten Randbemerkungen Wilhelms II. versehen. Österreich, Serbien und Rußland. Am 26. Juli 1914 buchtet unser Petersburger Bot schaft folgendes an den Kanzler: »Der gegenwärtigen Situation widmet die heutige »Nowoje Wremja* drei Artikel. Der erste, die »Öster reichische Depesche" überschriebene Artik« sucht die in der österreichischen Note enthaltenen Hinweise auf die ver brecherische Tätigkeit serbischer Offiziere und Beamter zu diskreditiere« und vergleicht ste mit dem Friedjung« Prozeß. DaS Vorgehen Österreichs beweise nur «ins. nämlich bi« Absicht, Serbien zu vernichten. Wetter keil t es dann, Österreich werde sich ohne daS Einverständnis Deutschlands nie dazu entschließen, eine neue und öffent lich« Verletzung beS Völkerrechts zu begehen. Der deutsche Kaiser brauche nm zwei Worte zu sagen') und Österreich werd« seine Rot« zurücknehmen. Dem Kaiser sei bekannt'), daß Rußland Serbien mit seiner ganzen militärischen Macht unterstützen werde, daß der Überfall auf Serbien den Krieg mit Rußland bedeut«, sowie, daß Deutschland und Frankreich dann in den Krieg hinringezogen werden würden. Die moralische Verantwortung für die drohende Vernichtung der europäischen Zivilisation falle auf Deutsch land und seinen erhabenen Führer.* ff Nein, das war mir nicht bekannt! Ich konnte nicht voraussetzen, daß der Zar sich auf fetten von Banditen und KönigsmSrderst stellen würde, selbst auf die Gefahr bin einen Europ. Krieg zu entfesseln. Einer solchen Mentalität 8t «in Germane unfähig, die ist Slawisch oder Lateinisch. „Die slawischen Brüder." Der Petersburger deutsche Militärbevollmächtigte v. CheliuS meldet am 28. Juli 1914 durch daS Auswärtige Amt an den Kaiser: »Fürst Trudetzkoi aus der Umgebung des Kaisers äußerte sich heute zu mir wie folgt: Nachdem nunmehr die Antwort Serbiens veröffentlicht ist, muß man den guten Willen Serbien- anerkennen'), den Wünschen Öster reichs voll und ganz nachzukommen, sonst hätte Serbien nicht in so freundnachbarlichem Ton die unerhört scharfe Note Österreich- beantwortet, sondern sie einfach . . . Die beiden strittigen Punkte konnte Serbien nicht einfach an nehmen ohn» Gefahr einer Revolution und will ste einem Schiedsspruch') unterbreiten. Dies ist durchaus loyal, und Österreich würde eine schwere Verantwortung') auf sich nehme«, durch eine Richtanerkennung dieser Haltung Ser bien- «inen europäischen Konflitt heraufzudeschwören. AlS ich erwiderte, di« Verantwortung fiele auf Rußland'), welche doch außerhalb des Konfliktes stände, jagte Fürst Lrubetzloi: Wir lieben die Serben gar nicht, aber sie find unsere slawischen') StammeSgenoffen und wir können unsere Brüder') nicht im Stiche lasten, wenn «S ihnen schlecht geht. Österreich kann ste vernichten, und lms können wir nicht zugeben. Ich erwiderte, daß Osterrenh keinen Strich Landes erwerben, sondern nur Ruhe vor ihnen haben wolle. Er antwortete, Krieg ist Krieg, und die Übermacht Österreichs kann es zermalmen, wa- nach her kommt, ist noch nicht abzusehen. Wir hoffen bestimmt, daß es nicht zu dem furchtbaren, auiomatiich folgenden Zusammenstoß der Großmächte kommen wird, wobei Ozeane von Blut vergossen werden, sondern glauben, daß der Deutsche Kaiser dem verbündeten Österreich einen wohlmeinenden Rat geben wird, den Vogen nicht zu üver- spannenff, den guten Willen Serbien- mit den gegebenen Versprechungen anzuerkennen und die Mächte oder den Haager Schiedsspruch') die strittigen Punkte entscheiden zu lasten. Die politische Leitung in Osterrrich bedürfe deS Rate-, denn der Kaiser sei zu alt, um solchen Moment noch klar zu beurteilen, der Thronfolger zu unerfahren, und Graf Berchtold- Schwäche habe man hier in Peters burg zur Genüge kennengelernt. Er fügte noch hinzu: Der gröber« Freundschaftsdienst ist oftmals der gute Rat, eine Sache nicht zu tun. Die Rückkehr Ihres Kaisers hat un- alle sehr beruhigt, denn wir vertrauen Sr. M. und wollen keinen Krieg, auch Kaiser Nikolaus nicht. LS wäre gut, wenn sich die beiden Monarchen einmal tele graphisch verständigen'). Dies ist die Ansicht eines der einflußreichsten Männer des Hauptquartiers und wohl die Ansicht der ganzen Umgeburyz. ff das war«zu «wart«« ') kann fichOsterretch nicht darauf «inlaffen ff das ist die Sorg«, di« »ich «füllte nach Durchlesung der Serbischen Antwort ff richtig ff Königs- und Fürftenmörder! H das find Phrasen um die Verantwortung auf »ich ab- zukckteben das l^me ich ab! ff Blödsinn ff ist «rjalgt! Ob «ine Verständigung «folgt, W mir zweifelhaft Mstre Vatataaot. , - Ein englisches Urteil. - Der »Economist*, das bekannte Londoner Finanzblatt, veröffentlicht aus der Feder, seines Berliner Bericht« erstatt«- eine Betrachtrmg über unser Währnngselend, die uns zwar rückt gercLe Ikues erzählt, zwischen den Zeilen ab« dock allerlei beachtenswerte Wncke gibt. Zu. berücksiMhgan iL daß der Aufsatz Mitte NoomGer ge schrieben ist, daß die hier geschilderten Verhältnisse also inzwischen noch ärger geworden sitG. Man liest da: »Die ganze deutsche Presse dektäfiigt sich mit dem Sturz der Mark und der Wirkung, die er aus den Abfluß der Reste des deutsm« Nationalosmögens auSütt. Vor allem erregt man sich üb« den Warenverkauf 1«S Ausland zu Preisen, die lächerlich nt-dria sind, wenn man sie in Gold umrechnet. Man «kennt, daß Deutschland dem Ruin entgegengeht. wenn eS wettmhtn UsslandSomre« mit Marken bezahlt, di« weniger als ein Achtel ihres Goldwertes haben, noch dazu mit der Verpflichtung, diele Marken eines Tages in Gold einzulösen, und gleichzeitig hochwertige Warrn dem Ausland zu einem Preise verkauft, der ein Drittel oder ein Viertel ihres WÄtmarktvreiie» beträgt So stellt sich oder die Lag« dar. Der Gegensatz zwischen der niedrigen Kaufkraft der Mark im Ausland und ihrer hohen Kaufkraft hier im Inland erzeugt ftltsame wirtschaftliche Zustände, die man am besten an Beispielen belichten kann. Ein Isländer kann heute in Berlin für weniger als ein Viertel der Summe leben, die er in England nötig hat. In runden Zahlen rechne ich, daß die Preise in Deutschland auf das Drei- bis Vierfache deS Friedensstandes gestiegen sind, in England nur auf das Zwei- einhalbfache. Da man aber für ein Pfund Sterling, das im Frieden nur 2V Mark wert svar, beute 1S0 Mark erhält, kann man in Berlin mehr als viermal billiger leben als in London. Was Wunder, daß Berlin jetzt von Ausländern überflutet wird, namentlich vcki russischen Flüchtlingen, di« nach Stock holm oder Kopenhagen entwischten mit soviel Geld in d« Tasche, um ein Jahr lang zu leben, und die sich in Deutsch land in der Lage sehen, mit demftlbm Geld vier Jahre oder länger auszukommen! Und da ganz Nordeuropa entdeckt hat, daß die deutsche Währung in gar keinem Verhältnis mehr zu den deutschen Warenpreisen siebt, so strömt alles hierher zu sammen und kaust, wa- e» kmn." Der Artiketschreiber be spricht dann eingehend die iür Deutsche unerschwinglich hohen Preise all« Waren, die umgekehrt iür die Ausländer durch die Valutadtfferenz geradezu lächerlich billig sind, und führt fort, indem er sagt: »Das ist natürlich etue ganz unhaltbare Lage. Sie müßte gebessert werden durch ein starke« Ansteigen der deutschen Mark: da aber Deutschland nicht in großem Maß stabe ausfübren kann und die Mark noch immer über die Grenze geschmuggelt wird, so vollzieht sich der Ausgleich durch ein scharfes und ständiges Anziehen all« Preise. Das ist für die Deutschen natürlich die schlechteste Lösuna: es zwingt sie zu ständigen Erhöhungen der Löhne und Gehälter, wodurch dte Mark wieder dauernd auf ihrem tiefen Stande gehalten, ja noch weiter entwertet wird. Doch sie fällt so schnell, daß selbst dn verwegenste Preissteigerer nicht mehr milkommen kann: darum sinken die Preise d« Gebrauchs waren, in Gold aereckmet. immer noch; in den zehn Tagen, dte ich hier bin, ist alle- für mich merklich billiger geworden. Und so strömt man überall her „zu» deutschen Ausverkauf". Kunstwerke verschwinden. Die Läden in der Wtlhelmstraße, Lützowstraße, Kleiststraße find belagert von skandinavischen Kunsthäüdlern, die alles so billig finden — obwohl dle deutschen Verkäufer die Preise um viele hundert Prozent er höbt haben —, daß st« mit verbundenen Augen kaufen. Das Ganze ist eine der seltsamsten Erscheinungen im Wirtschafts leben und eine sonderbare Umkehrung der Verhältnisse, wie sie kur» nach der russischen Revolution bestanden." AlS der englische Verfasser dieses schrieb, war das englisch« Pfund gleich 160 Mark während es heute schon rund 200 Mark kostet. Eine Mark---82 Pfennig! Don anderer Sette wird zu dem gleichen traurigen Kapitel geschrieben: »Die deutsche Mark gilt im neutralen Ausland« nur noch 82 Pfennige; wenn der Ausländer also mit 85 Mark In der Tasche, in ausländischer Währung, herkonuni. kann er für 1000 Mark dafür kaufe«. Die Folge davon ist der große Ausverkauf allen deutschen Besitzes. Ganze Warenlager verschwinden. Man kann schon beute in ganz Berlin keinen Eimer auS weißem Steingut fürs Schlafzimmer erhalten, weder in Sonder- geschälten noch in Warenhäusern. Ebenso steht es mit zahlreichen andern Gegenständen des täglichen Bedarf-.* Strafanträge im Münchener Prozeß. s München, 18. Dez. In der heutigen Schlußsitzung der Verhandlung gegen de« Attentäter Ltnbner und seine Mitangeklagten beantragte der erste Staatsanwalt Hahn gegen Lindner wegen Mord versuchs auf Au« 10 Jahre Zuchthaus und wegen des ver suchten Totschlags auf Maior Gareis 12 Jahre Zuckt- hauS, zusammen eine Zuchthausstrafe von 1S Jahren. Dte Anklage wegen Tötung des Abgeordneten Osel lten oer Staatsanwalt fallen, weil Oiel von der Tribüne aus er schaffen worden ist. Gegen den Angeklagten Frisch beantragte der Staatsanwalt wegen Verbrechens der Beihilfe zum Tot- schlagöoerfuch, begangen an dem Minister Au«, 6 Jahre Zuäst bau-, gegen den Angeklagten Merkert wegen Be- günstipung 6 Monate Gefängnis und gegen den Angeklagte« Schlund wegen des gleichen Vergehens 10 Monate Ge» üngnis. Ache« und Arbeitslosigkeit. Die fetzig« Lage und dte Aussichten der Zukunft. Di« wirtschaftlich« Lage des deutschen Volkes erscheint nach wie vor düster, doch z«igen sich vereinzelt« Lichtblicke. Wir entnehmen den Mittelungen deS Statistischen Reichs- amte- einige Einzelheit««. Dir Arbeitslosigkeit hat noch etwas -ugenommen. Nach des Feststellungen von 32 Fachoerbänden mit zu sammen -'/.Million««Mitgliedern waren unter diesen im Oktober d. I. rund 111000 oder A6 2 arbeitslos. Im Monat September betrug die Prozentzahl der Arbeits losen nur 2L 2. Vergleiche mit früheren Jahren lassen sich nicht gut anstellen, da damal-, zum Beispiel im Jahre 1VLS, dem letzten Jahre vor dem Kriege, die Verbä«de nur die Hälfte der heutigen Mitgli«der zähl hatten und die Zahl der Arbeitslosen wahr scheinlich im Verhältnis gröber erschien al- ste wirklich war. Auf die Geschleckter verteilt sich die ArbeitSlostgkett so, daß ste bei den Männern größer ist al- bei den Frauen, Auf der einen Seite Lat der Streik in der Metallindustrie und dte Wing« Bautäti, Hie BefleEmg im Spinns stüHungSberechttgten Ard viele Angaben, so daß man für Lie MMNeft-tU «iD» Sich«»- tagen kasn. Beachtenswert find die Ansprüche, die an Ne Sp«- kaffen gestellt werben. Bei etwa 200 westfälisch«, Spar kassen zum Beispiel wurden im Monat Oktober 152 Mil lionen Mark mehr abgehoben als eingezahlt, im September war die Mehrauszahlung nur 32 Millionen gewesen, und im August waren sogar 43 Millionen mehr eingezahlt als zurückverlangt worden. Interessante Einblicke in die Verhältnisse gewähren die Berichte der Arbeitsnachweise- Im ganzen kamen auf 100 offene Stellen 150 Meldungen von Stellungfuchenden. Am tchlttmusten lag «s im Bergbau, wo sich auf 100 offene Stellen nur 60 Männer meldeten. Arbeitskräfte fehlen auch in der Landwirtschaft, in der Industrie der Steine und Erde«, im Holzgewerbe. Dagegen herrscht im Hcmdel ein mächtiges Überangebot von Arbeitskräften; auf 100 offene Stellen melden sich 430 Männer und 290 Frauen. Überangebot herrscht auch noch im Spinnstoffgewerbe, rcker nicht mehr so stark wie früher. Bessern tvnar« sich unsere Verhältnisse «ur, wenn die bestich« Arbeit ergiebiger wird. . Vorläufig steht «S noch so, daß zahlreiche Arbeiter, die etwa in den Aufstellungen der Krankenkaffen als »Beschäftigte* aufgeführt werden, in Wahrheit wegen Kohlen- und Rohstoffmangels nicht voll oder gar nicht beschäftigt sind. Im Oktober d. IS. wurden in Oberschlesien und im Ruhrgebiet täglich 80 000 Tonnen Steinkohlen, 8900 Tonnen Roheisen und 17000 Tonnen Stahl weniger erzeugt als im Vorjahr. Infolge des Bergarbeiterstreiks hat Deutschland sechs Millionen Tonn«, Kohft «ingebüßt, die unS jetst ebenso dringend fehlen wie die nicht rechtzeitig geborgenen, vom Frost vernichteten Kartoffeln und Rübe«. Ein Lichtblick ist die wachsende Zahl wichtiger Tatif- abschlüfse zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, u. a. im Steinkoblenbau des Ruhrgebiets und im mitteldeutschen Braunkohlenbau. Es bleibt zu hoffen, daß die Verträge eingehakten werden und dadurch eine stetige Arbeit in dem Gewerbezweige verbürgen, der zurzeit der allerwichtgstze ist. »l. Ein kommunistischer Gkooi chinesischer Goldgräber. Da» Urbild des Bolschewismus. Selbst von dem schreckenerregenden Bolschewismus gilt Ben Akibas Wort: „Es ist alles schon dageweien!* Nicht die große französische Revolution bildet eine Parallele zu den grausamen Staatsumwäkzungen, wie sie Lenin, Trotzki und Bela Kbun in die Wege zu leiten suchten, denn die entsetzliche Geschichtsepoche, die mit dem Jahre 1789 begann, hat noch nichts von kommrmistiscken Tendenz«, gewußt. DaS Urbild des Bolschewismus ist oielmehr im östlichen Asien zu suchen. Tatsächlich ist bas heutig« Rußland, soweit es der Diktatur der Roten Garde unter steht, in größerem Ausmaß eine vollkommene Wieder holung der Republik Chetuga, die in der Mitte deS 19. Jahrhunderts von Chungusen in d« Mandschurei er richtet wurde. Zu jener Zeit hatten chinesische Kaufleute auf einer Handelsreise drei sehr goldreiche Minenfelder in der nörd lichen Mandschurei entdeckt, von denen eines an der Chetuga, einem Nebenfluß d«S Amur, gelegen war. Sofort nahm die Pekinger Regierung daS Monopol der Ausbeutung der reichen Goldlaser fijr sich» i« Anspruch und warb Bergleute an, um irr «m rMr unwirtlichen Gebieten des Nordens di« Schätze zu heben. Viele dieser Angeworbenen konnten jedoch den Versuchungen deS Goldes nicht widerstehen und flüchteten mit den von ihnen geförderten Schätzen in die umliegenden Gebirge und Wälder. Nun entschloß fick die chinesische Regierung, Ele mente, die sie gern loswerden wollte, zur Arbeit in die Bergwerke zu schicken, so daß Bettler, Landstreicher und verurteilte Verbrecker den Ersatz für die Geflüchteten bildeten. Auch von diesen Verbrechern vrErtten noch viele die inzwischen entstandenen Niederlassungen der Deserteure, die mit ihren Goldklumpen mlSgeristen waren, während die Moral der eigentlichen BeWleute immer tiefer sank. Mit der Zeit gaben fick dk Niederlassungen sowohl der in die nähere Umgebung Geflüchteten wie der noch in den Bergwerken arbeitenden Leute Verfassungen, in die die Reste alter chinesischer Geheimgesellschakten verwoben wurden. Die Oberhäupter dieser wilden Kolonien hatten die Verpflicht«-, sowohl das Lebe» jedes einzelnen zu schützen als auch für die Regelung der MM Lebens unterhalt der Gemeinschaft notwendigen Dinge zu sorgen. Besonders interrffant ist beute eine Betrachtung der kleinen Republik Chetuga, di« auf den Goldfeldern leibst entstanden war. Denn man kann sie al- daS erste voll kommen kommunistische Staatsgebilde anfprechen. Hier war der einzelne tatsächlich nur noch ein jedem andern gleichwertiger Zähler in der Gesamtsumme. Restlos ge hörte alles allen: die Arbeitsmittel fowodl wie der Ertrag der Arbeit jed«S einzelnen. ES gab kein Recht, auf Grund besten man Eigentümer auch nur ö«S kleinsten Teilchens einer Goldmine hätte werd«, könne«, und es gM alS Verbrechen, der Gemeinschaft auch nur einen Bruckteil der ihr gehörigen Arbei -zeit zu entwenden. Die Arbeit der republikanischen Untxrtanen wurde durch Kreditscheine entlohnt, gegen die man alles, was zu dem dortigen primitive« Leben erforderlich war, auS den Staatsfpeickern eintausch«, konnte. 'Arbeits scheue verloren jeden Anspruch aut Unterstützung. Barmherzig!ett war etwa- Unbekannt«-; durch Krankheit arbeitsunfähig gewordene Menschen lab«, fick mitleidlos dem Hungertod« au-gesetzt. Zwar durfte man fick wohl Kreditscheine sparen, dock nur krnerhalb d«S Zeitraumes eines Jahres, da ihre Gültigkeit sich nicht auf ein« längere Dauer erstreckte. Regiert wurde die'eS Staatswesen durch einen Ausschuß von fünfundzwanzig, durch allgemeines, gleiche- Wahlrecht gewählten Männern, die ihrerseits wieder zwei Präsidenten und zwei Richter irnanntrn. über bedeutende juristische Kenntnisse brauchte« diese nicht zu verfügen, denn so gut wie alle Verbrechen und Ver gehen wurden mit dem Tod« geahndet. Die eigentliche Verwaltung wurde von.drei Beamten gAeitet: der erste war für die Versorgung der Slaat-soetcher mit Lebens mitteln und Werkzeugen verantwortlich, der zweite leitete die Oberaufsicht der Minepausbeutung, und dem dritten lag die Regelung der Ausfuhr d«S gewönne«« Gelder nach China, Sibirien u«d Korea ob. Dieser Kommunistenstaal hat niemals mehr als 30000 Einwohner gehabt. Jedoch sammelten sich t« Lauft der Zeit im Umkreis der Republik Lhatn-a Scharen oo« Flüchtlingen au» d«, Goldminen an, die -«nein«
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