Suche löschen...
Nachrichten für Naunhof : 07.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191912072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19191207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19191207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-07
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 07.12.1919
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage zu den Bachrichten für Naunhof. Ar.148. ^!!IM II!!,...ME» UI!» MDi«e Jett««- für ettsge lefer. * Bon Mäudtger Stell« wird Mmewet. daß Li« deutsch-» Dokumente Über den Kriegsausbruch am 10. Dezember er scheinen. * Die bayerische Regierung bat ihren Wtdustand gegen den Übergang ihrer *Babnen an da- vietch zum 1. April iVV> autsegeden. * Die bayerischen Gesandtschaften in Dresden «nü Stutt- errrt sind ausgehoveu worden. * Im wetteren Verlauf Le» Moatoünrcrrefies wurdo Od-yst Reinhard vernomlnen. * Der LmUche Wetc^M bester orrbapk bat tast sein aayMs Vermüsen von 48 MWoaea tür stt«Äm1«Wtzuoge» Ms- ^ebrauckr. * Die rMsche Horvietregieruns HM d« in Berlin in Schutzhaft sitzenden Radek zu ihrem LeMet« i» Utlo»L «- nonni. * Bei den «emeinbievabien in Norwegen erlitten di« Sozial' demonalk» ei»^ se^vere Mederiase. AuftaU -u L« großen iS festes. Die «eistev liscken Gegenden hschalon leit» in »immer- für den Nikolausta« und WS W«ihnach<»fcht, vüo» 4-bt vor dem Genuß ihrer Güßigdfit«- ihre» Wohig«schma« di« Herbheit der Baluta m Men. »üfl» -umal sind so etwa- wte Raritäten ««vordem «nd M GelbenheitSwert muh mit diversen werden. Die Schäle« d natürlich dabei, aber gibt «S Leute, die sich heute auch, schon üb« Ä freuen, denn mau Lam» sie MlS -Ä-tgad< an U den Qien Kecken und dadurch vieMcht eisLihch«, Menschen bereiten ja einander so «er» Uei»e F«uü»n! In Len KriegSjahmn, als selbS solch« LleluiB-iten wie Obst, Auckerwaren uüd dergleichen nickt erhält lick .waren, hat die ickLne Gelegenbeit sum Scheuhen wie so manch« andere unbeachtet bleiben müssen. In diesem Jahre aber find die Schaufenster zum erflemual wieder voll, und wüßte man nickt, baß die Leiten sich geändert haben, »m Mangel an Waren ließe nicht» davon «rennen. Dir Täuschung hält jedoch nur so lang« M, als man Lie Preis« nickt beachtet. Kut »«an das aber, so merkt «an schweren Herzen», Laß Ler MittekfiandSmeniL auf di« Freude, anderen Freude zu bereiten, wird verzichten Bankrott im Mekaüarbetterverband. DaS Vermögen von 40 Millionen ausgedraucht. An Dresden fand eine Versammlung der Bezirks» und BetriebS-funktionäre LeS MetallarbeiterverbarcheS statt. Dabei ging ein Geheimzirkular der VerbandSlettung an die Bezirksleitungen und die Bezirk-Verwaltungen von Hand zu Hand, welche» die Bankrotterklärung der neuen .unabhängigen* VerbanbSleitung in aller Form zum AuL- druck bringt. Wie bekannt, ist da» 40 Millionen Mark betragende Oesamtvermögen LeS MetaüarbeiterverbandeS in drei Wochen nahezu aufgebraucht worden. Der Vor stand schreibt dazu in dem Zirkulär: .Die zurzeit schwebenden Streik» haben die Mittel de» Verbandes außerordentlich stark in Anspruch genommen, und e» muß deshalb den Mitgliedschaften Au Klärung über deren Um fang gegeben werben, damit fie sich bei der Vorbereitung weiterer Löbnbewegungen danach richten und fich nicht dem irrigen Glauben hingeben, als ob die Mittel des Ber- b<«des geradezu unerschöpflich seien.* Der Vorstand gibt dann bekannt, daß bi» vor ftrrzrm iri 23 Orten rund 225000 Mitglieder streikten, und daß diese Streiks wöchentlich allein 5 Millionen 6Ü0000 Mark kosteten. Davon bezog allein die Zahlstelle Berlin mit über 200000 Beteiligten einen wöchentliche« Zuschuß von rund tünf Millionen Mark, im ganzen 22 Millionen Mark. Der Vorstand schreibt weiter: „Diese Bewegungen Haden die Mittel des Ver bandes schon derart in Anspruch genommen, daß die Durchführung weiterer Lohnbewegungen vermittels Arbeits einstellung nicht mehr erfolgen kann. Eine weitere Steige rung der Ziffer der am Streik beteiligten Mitglieder ist mit den Interessen des Verbände« nicht mehr vereinbar. Aus dieser Situation ergibt fich mit zwingender Not wendigkeit, daß bei allen weiteren Lohnbewegungen darauf geiehen werden muß, baß diese möglichst auf dem Ver handlungswege dnrchgeführt werden. Zum Schluß warnt der Vorstand vor der Aufstellung unerfüllbarer Forde rungen, wie Abschaffung der Akkordarbeit, Wirtschafts beihilfe ufiv. Dee Vorstand droht schließlich an, daß bei nicht ordnungsmäßig durchgeführten Lohnbewegungen dir Unterstützung entzogen werden wird. Der SlbärckAOpoet aus dem Büttttum. Allgemeine Amnestie. Der Abtransport der Truppen aus dem Baltikum vollzieht fich ohne Störung, über die weitere Behan-Ling der Angelegenheit machte der Oberpräfident Winnig folgend« Mitteilungen: Den Truppen wird u. a. -nr Kenntnis gebracht, daß dir ReichSreglerung vonmSstchttich von einer Bestrafung wegen Nichtbefokgung der erlassen«« Rückkehr-eseble ab- sehen werd«. ' Sir sei bereit, den zurückkehrenden Herres- angehörigen nach erfolgter DemMkifferung La» Demobtl- mackungSgeld und einen Entlassung-anzug zu gewähren. Der Oberpräfident haße ferner bei der ReichSregierung die Einlösung de» al» Lösung gegebenen Bermondtgelde» befürwortet. Die Entscheidung der ReichSregierung werde von dem Verhalten Ler Truppen abhängig. Oberpräfident Winnig äußerte fich Wetter dahin, daß die lettisch« Kriegs erklärung nicht etwa auf die leichte Schulter zu nehmen sei, zumal Gerüchte im Umlauf seien, baß die EtsuUcke Regierung dem lettischen Beispiel folgen ««de. ES sei immerhin möglich, daß fich lettisch-Manische Lomd«» w einzelne Lrupprntekle auf ostpreußilcheS ««Litt begeben, wa» die ohnehin schon äußerst schmierige Loge Ostpreußens aufS äußerste verschlimmern «Orde. LnttLlüüe-ur M- wehr leien noch nicht gefaßt. . Ma« «mm ma« «ch schenken? Die urwrichwtnottchen ,kde4m»u Luf«mcht»»LettO«'. Sonntag, den 7. Dezember 1919. 30. Jahrgang. , „> I , Einkommen eines normalen MittekeuroväerS. Tin Paar Handschuhe, ein Fläschcken Parfüm, eine Krawatte, ein Karton Seife, ein Karton Briefpapier und wie alle die Dinge heißen, die als unverbindliche Aufmerksamkeiten ohne besondere Anstrengung geschenkt werden konnten, sind alle zu Wertgegenständen geworden. Nicht einmal di« in d«n letzten Iah««« so gern geschenkten und mit Be geisterung ausgenommenen LebenSmitt«! können diesmal- iür den edlen Zweck herangezogen werden, denn Eier- und Butterpreife haben eine derart irrsinnige Höhe erreicht, daß fi« fast schon mit -en Preisen für Brillanten wett eifern. Wer unter solchen Verhältnissen die -Freude am Schenken nicht verliert, muß schon ein hartgesottener MeuschenbeglÄker sein. Wie abrr kann er seiner Leiden- schäft frLurn, ohne fich dabei zu ruinieren? Vielleicht 1 Lunte man aU Kleinigkeit zehn Briefmarken nach dem neuen PosttcE schmren ober einen Bleistift oder ein Dutzend «ht« Stahlfedern, aste» Ding«, die man jetzt auch schon sehr anständig bezahlen mutz. Die unschein baren Gachrn, brren Einkauf früher keine nennenswerte Ausgabe bedeutete, eignen fich überhaupt ganz ausge zeichnet eck» Mine- AusmerksamkeitSgeschenk, daS zu nichts verpflichtet. Die Spule Garn ist zu diesem Ehrenamt gekommen, und aufgeklärt« Leute, die über den Aber glauben erhaben find. Laß Nadeln, -die Freundschaft zer stechen", schenke» vielleicht rin Sortiment von Näh- und Stecknadel», sicherlich ein praktisches und gar nicht einmal so billig«« Geschenk. Die winzigen Unentbehrlichkeiten deS AÜtagS find plötzlich durch ihre Wertstejgerung Gegenstände brr Aufmerksamtett geworden und zugleich jener * Aufmerksamkeiten", die erfreuen sollen. Bezirkstag in Grimma. An dem am 1. Dezember 19tS im Sitzungssaals des amtshaupt- ««mschastlichen Dienslgeblkides' adgetzattenen 1. Bezirkstage «och der Neuwahl aahmen sSmtlicke 40 Abgeordnete teil.. Amishoupk- mau« Lor-rai- begrStzte die Versammlung, «läuterte kurz die ihr gesetzlick übertragenen Aufgaben und sprach di« Hoffnung auf «in gedeihliches Wirken zu« glichen des Bszlrksverdenkss aus. Er siegt sodann die ordnungs» und fristgemäße Mnborufuno und die Beschütz- fähigkett der Versammlung fest. Abgeordneter Pilker-Dorsdorf, der zur Geschäftsordnung, an» Wort bat. bsmikraelie den Beschluß des Bezirksausschusses über seins Zuständigkeit zur Entschließung aut die Gründe, die der als Abgeordneter gewäbpe Gutsbes. Vietze in Groh- bardau sÜr die Mederlegung seines Abries vorgebrackt hat, sowie weiter Über Ken Eintritt de» Gem.-Vorst. Schmidt in Otterwisch an Stelle Rietzes. Rack «in« Aussprache beschloß dl« Versammlung einstinnnhg. Lie Gründe für Wedarleauno des Amts durch den Abas- ordnet«« Vietze «ch ihrerseits amckrückttch anzuerkennen und sich damit einverstanden zu erklären, daß der an seiner Stelle einberufene Gem.^vory. Schmidt-Otterwisch als Abgeordneter an der Bezirks- Versammlung keilnehme. Alsdann wurden durch Zuruf — wider spruchslos — Altkerauksbesitzer Domherr Dr. von .Mbel-Sacklendorf als Vorsitzender und FilialtttlerMucker.Wurzen als stellv. Vorsitzender der Bezirksversammtung gewählt. Den Vorsitz übernahm sodann d« neuqewählte Vorsitzende, der dt» V«sammkung begrüßte, seinen Donk kür di« einmütig« Wahl «siprock, dem Amtshauptimmne und seinen Vorgängern im Amie kür ihre kür den Bezirk oerttrastoalle Täiigkeik dankte und die Hoffnung auf verständksvoves Zusammen- wirken aller BtzkeMgken zum Segen des Bezirksoerbandes aussprock. Di« hierauf ersolyenbe Reuwohk der Bezirk-mrsschutzmitglieder ergab als gewShtt die Herren Kommerz.-Bat Baeßler-Wurzen, Ritterguts- besttzer Meite-MSakenz, Siadkrat Gey-Grimma. Slodtverordnetenvor- steher Ltndner.Lotditz, Gem.-Vorstand Popp-Zlckakraß. Soniumv«. eins-Gaschästes^er Vn<tckSscksl^Ltm««Ä, Bürgermeister Shmidt- vrimma »ad G««Mch»itsb»o«1er, Skaktverordneten-Vizevorsteker Sckreirxr-Wnrz«,. Als Witqiied in den Sreisausscbuh wurde ein stimmig Büroermeister Dr. E«etz»n wieder und als sein Stellvertreter ebenkells einstimmig Stad trat Ssy-Grimma v«u gewählt. Die Wohl von DertwuensniSmunm kn die Ausschüsse zur Wahl der Schöffen und der cks Geschworene vorzuschlagenden Personen in -en Amts- gerichksbeztrtzen Bad Laustch, Colditz, Grimma und Wurzen wurde ovf Antrag des Bürgermeisters Dr. Seetzrn von der Dagesordnung obgesetzt and di« »eiteren Vorschläge den zu bildenden Ausschüßen ützäMssen. Vach Vortrog desRmtsbavpimanns und Aussprache darüber wurde einstimmig beschloßen, dle Amtshauptmannschast zur Bestreitung «m Ausgeck«! »us Ker Bezirkskoße — »orbsholllick der Feststellung des Laushottpkanes auf l920 — zu ermächttaen. Als Vertreter in den Vorstand des Verbandes der Bezirksverbände Sackkens wurden durck Zuruf die Abgeordneten Dorn-Kühnitzsch und Gey-Grimma, al« Stellvertreter die Abgeordneten Scharrnbeck- und Leller.Wurzen einstimmig gewählt. Endlich wurde einem Anträge des Amtshaupk- manns auf Bttkung »»» Ausschüßen -ur V-neiung unü Vereinfachung der Geschäftsführung M-efliMmt und beschloßen, zunächst einen Ge- schästsordnungsousMuß zu wählen. Auf Ankrog des Abgeordneten Muck« wurde kte Zahl der ordenkttcken Mitglieder dieles Ausschußes auf 6 festgesetzt. Durch Zuruf wurden in diesen Ausschuß gewählt ak» Mitglied« der Vorsitzende der Bezirksversommkvng und die Adg«»»h«ten Gey. Dr. Ketzlsr-Nenbau, Piller-Borsdorf. Rehm- Brandis und Bürgermeister Schmidt-Grimma, sowie al« Stellnertreter dl« Abgeordneten Bvrn-Süknltzsch. Lindner^olditz. Rawm-Wüalenz. Scharrnbeck und S-reibtt-Wurze« und E-legel-Beucha. Ein Antrag de« Abgeordneten Dr. Kehler-Nerchau, Schreibgelegenheit beim Bezirkstage Mr Verfügung zu stellen, wurde dem zu bildenden GeschäftsordnnngSEschaß zur Behan-King überwiesen. Am Schlüße der Sitzung statten die Abgeordneten AL»ch»r unk Gckarrnbsch-Wur.zen veigchk-m« von ihre« Fraktionen vvrbereitek «nteäge auf die Ikige-Okhiwng Ker nächsten Sitzung zu setzen. D« «mtstzaupknonn wies kurz daraus hi«, dah Lurch kie GÄLäfisorknung kasür ä» sorgen sein werde, daß olle zur Behandlung in der Bezirk-versammlung bestimmten Gegenstände ei« asgemeßene Frist zuvor eingereichk werden Müßten, damit dl« Amtshauptmannschast kn der Loge sei. sie sachg«mSß und erschöpfen- zu beantworten. Er schloß hieran die Vffte, Lie AMptte-er der Vezkcksverkammkung möchten ihm rsfigkeit Mcht a^ durch die Sitzungen erschöpft ansehen, sondern die Amts- hauptmomschaff auch semst üb« all« für sie wichtig«« Dorkvmumifle t» MeMe. insbetsnke« üb« k dar Snkske^ng degrißs«« Wißuer- Whckntffe unk MiWürmMNgen, rechtzeitig auf dem Soufmken erhält«». - - Vas Men- am GMeven Horn. -- LL4« Folgen Ler B^etzung durch di« Entente-Truopen. — später -«r Fri«L« noch immer «^cht » türr Mlu-en Türkei noch Üüsicher- berrscken würde. Das Wieberauf- Mm 80. Ottoder 1918 ist auf der^Jnsel LemvoS der MaffavstiNsfimd zwischen den Alliierten und dem Osma nischen Reiche unterzeichnet worden. Am 20. Oktober 4V1V waren es Mttf §Dhre, daß die »Goeßeu* und die ,Breslau-*, -i« am Lage Eher der Türkei nominell ver- kaust wurde» «ava«, einig« russische Schiffe, die vor dem BoSpüru» kruugstn, ückarstel«» und io die Türkei in den WÄtkrigg verwickrttsn. Leide Mak, iowM am : 80. Oktober 1S14 als auch am 30. Oktober 1918, flaggte » Konfiantinsvel, Las «rsUtmal auf Befehl dar Regierung, , das zwrtt«mckf fLeuoMiu, Mail jeder alaudte, «un bald leben vsn Handel und Verkehr ist unmöglich, die Rückkehr zum normalen Leben und zu normalen Preisen ebenso. Besonders unter der ungeheuren Teuerung, so schreibt ein. holländischer Berichterstatter, leidet die ganze Be völkerung ungemein. ES ist nur dem Mangel an Zu- sammengebSrigkeitsfühl zuzutchrelben, daß daS ganze Volk n cht in off«nem Aufruhr gegen die schändliche Art, in der es von einer Bande von Schiebern und Wucherern aus gesogen wir-, Stellung nimmt. AlS nach dem Sturze der jungtürkischen Herrschaft durch bi« wieder geöffiieten Häfen Waren aller Art »ach Konstantinopel Hamen und das Konsortium der Vampyre in aller Eile die unermeß lichen aufgestapelten Vorräte loszuwerden versuchte, fielen die Preise der meisten Artikel ansehnlich. Als fich aber herausstellt«, daß die neue Regierung fick um die Ver sorgung ber Hauptstadt und ihres Hinterlandes nicht kümmerte und die Alliierten, obwohl fie fich als Vögte in Konstantinopel aufspielten, dieser Sacke ebenso wenig Auf merksamkeit schenkten, faßten die Wucherer wieder Mut und begannen ihr verderbliches Hcmdwerk aufS neue. Dadurch ist Konstantinopel gegenwärtig wieder die kost- spiellgfk Stabt Europas, in der das Leben so unerschwing lich teuer tst, Laß selbst diese von Natur aus genügsame Bevölkerung trotz Ler mmvterbrockenen Erhöhung der Ge hälter und Löhne nicht mehr weiß, wie sie sich die unbe dingt «otwmL'gen L^berrKmtttel beschaffen soll. DaS türkische Geld hat natürlich an Kaufkraft ver loren. DaS türkische Papierfund besitzt bloß ein Viertel des Werte» -es Pfunds vor dem Kriege, aber selbst wen« man Aefe Geldentwertung, die Erhöhung der Frachtpreis«, der sonstigen Gestehungskosten und der Steuern in Betracht zieht, wäre nur eise zehnfache Steigerung der Preise, wie sie vor dem Kriege galten, gerechtfertigt. Alles ist aber jetzt mindestens fünfzigmal, vieles sogar hundert- bi tansendmal teurer als im Jahre 1914, jedoch nicht w«gen I Mangels an Waren, denn alle Geschäfte find voll ! gefüllt, und die Einfuhr hat einen solchen Umfang I angenommen, daß die Zollmagazine nicht mehr auSreichen und di« Güter auf den Kais und Leichterschiffen Wind und Wetter ausgesetzt find. Zu diesen Zuständen haben die fremden Besatzungstruppen viel beigetragen. Gegenwärtig befind«» fich in Konstantinopel und in den umliegenden Ortschafftn 10 000 Mann Franzosen, Engländer, Italiener und Griechen mit der entsprechenden Zahl Offiziere. Ferner liegen im Haien ein halbes Dutzend großer und verschiedene Dutzend kleinerer Kriegsschiffe. Die zahl reichen Stäbe dieser Truppen und tue Offiziere, von denen viele ihre Familien nach Konstantinopel haben kommen lassen, find in der Stadt untergebcacht, in der schon wegen der entsetzlichen Brände der letzten Jahre und LrS Zu- strömen- zahlloser Flüchtlinge au- MdrMcmd drückende Wohnungsnot herrscht. Mr einheimische Bevölkerung kann die Mi^reiie einfach nicht mehr bezahlen. Emen Begriff von den in Konstantinopel üblichen Preisen geben nachstehende Prei-staffelungen, wobei darauf hing«oiMn sei, daß der Piaster heute auf dem Wett mar kt ungefähr der österreichischen Krone entspricht: DaS graubraun« Volksbrot kostet 18A» Piaster da» Kilogramm (vor dem Krieg« V Master), das weiße Luxusbrot 24 Master (1 Piaster), Milch 40 Piaster (3) für den Liter, Butter 320 (23), OchsenSeiich 60 (5), Hammelfleich 80 (3), Kaffee 70 (8), Lee 400—800 (30—100). In einem Speise- Haufe fünften Range» verlangt man für eine Speisenfolge, bestehend aus Suppe, „Vorspeise* («in paar Radieschen!), Fleisch mit Gemüse, Früchte und Kaffee 8- Piaster. In "einem guten Restarttant in Pera aber kosten: Suppe 20 Piaster (1), zwei Eier 25 Piaster (5), gebackener Fisch 40 Piaster (6), türkischer Käse 25 Piaster (1V-), türkischer Lrffee 12 Plast« (1) usw. Das frierende und finstere Paris. (Die müde Untergrundbahn. — Kein GaS in den Wohnungen., — Ausschaltung des elektrischen Lichts. Las tägliche Kohlendefiztt. . Mtt Ler Brennstoffversorgung steht eS auch in der »Lichtstabl* Paris sehr schlimm aus. Jetzt, da der Winter unerwartet früh hereingebrochen ist unb oaS Thermometer morgens regelmäßig unter Null steht, kann man bei teinem einzigen Kohlenhändler ein Stückchen Kohle bekommen, und sMst LaS Holz, daS die Gemeinde in großen Mengen zur Verfügung gestellt bat, verschwindet, sobald e» bei den BrennstoffhändLer« angelangt ist. Zahlreiche beunruhigende Anzeichen künden die drohende Brennstoffnot an. Die Pariser Untergrundbahn, di« ^Mötropolittnn*, führt immer langsamer und unregel- «Mörser. ,Es find nicht genug Kohl«n vorhanden, und die geifinge Menge, die wir hccken,' so schreibt ein Boulevardblatt, »ist von schlechtester Qualität. In unsern Küchen strömt La» Gas stets langsamer und spärlicher aus -en Öffnung« Ler Kochmaschinen, und man sagt un- fast höhnisch: Seid froh, daß ihr überhaupt noch etwas habt, Len« di« Gasanstalten besitzen keme Kohlenomräte und können jed« Tag gezwungen s«in, den Betrüb ganz em- zustelle», wü eS berettS i» einigen Prooincstädten ge schehen ist. Kmmr hat man sein elektrisches Lickt aurge- dreht, so verlöschen die Birnen, denn aus Sparrücknchten laßt man Paris einige Sttmden nach Anbruch der Dämme- run» im Dunkel» sitzen, und wer nicht Latür gesorgt hat, daß seine alte Petroleumlampe wieder in Ordnung ist, oder daß Kerzen im Hans« sind, kann, anstatt -u arbeiten. Über seine Sünden nachdenken.* . Die Kohleunot' führ« die „Fachleute" auf«v« Gründe zurück, auf die uns«rügende Produktion und Lie Transport- iüise. Für den normten Verbrauch benötigt Pari- 7000 Tonnen Steinkohle täglich, ohne die GaS- und Elektrizitäts werke, die diMl^ Menge verschlingen. Mit 14000 Tonnen täglich k«m may auskommen, wen» Lie Verhält nisse normal sind. Las heißt, wenn man im Sommer die «rlorLer Uchen Vorräte aufgekauft hat, um eiu etwaiges Defizit LU-zMÜ«. Aber jetzt gibt eS keine Vorräte. Die Streik- m Fran-reich und tu England, sowie die Verwüstung zahlreicher Bergwerke in Nordfrank«ich find dü Ursache, daß kein akerner Vorrat angelegt werden konnte. So lebt man jetzt in Paris von «n«u Tage auf Len ordern. Dazu kommt noch. Laß die Steinkohle, die iu ansehnlich« Mengen in Le Havre und iu Rouen lagert, nicht nach Paris gab sacht »itL. Die' Schiffer wollen fie nicht verladen, weil sie an kostbareren Gittern, wie Kaffee, Lucker und Lergleichen, m-dr vardien«!. Im Enenbahnbetrieb aber herricht «ne solche Verwirrung, Hatz man sich berMS ängstlich fragt, ob man nicht eines Tage», wie in Deutschland. Len Personenverkehr mer.de
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)