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Nachrichten für Naunhof : 15.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191908153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-08
- Tag 1919-08-15
-
Monat
1919-08
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 15.08.1919
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— Pilzadnormitäten wurden in Laucha gefunden, und zwar ein Riesen-Butterpilz, der L'/, Mund wiegt. 20 om hoch tp und 30 cm Durchmesser aufweist. Aus Altenburg wird von einem Sadichtspilz berichtet, der 9 Pfund schwer war. — Das Leisniger Tageblatt schreibt: In den Sälen unserer Stadt und auf dem Lande steht man überall di« schon vor dem Kriege angebrachten und mit großen Leitern gedruckten Plakate mit der Aufschrift: „Schiebe- und Wackelkänze, sowie alle anstoßer- regenden Tänze find polizeilich verboten. Und doch mutz man einmal einen Blick in unser« Tanzsäie tun. Geradezu empörend ist es, wenn man dos Tanzen unserer heutigen Jugend steht. Aber nicht nur allein dies«, auch tn reiferem Alter stehende suchen ihre Freude und ihren Genuß in den gemeinsten und anstößigsten Tänzen. Von einem .Wackel- und Schiebetanz" kann gar nicht mehr die Rede sein, wenn man sehen muß, wie sich Damen, mit dem Rücken bald das Parkett berührend, nur so über den Saal hinwegschleisen lassen. Dieses unästhetische Gebühren muh Empörung Hervorrufen und,. abgesehen von einem Teil sich anständig bewegender Leute greift diese Art und Weise des Tanzens immer weiter um sich. Diesem gemeinen Tanzen muß jetzt ein Ende gemacht werden. Wo bleibt die Saalpolizei in unserer Stadt und verschiedentlich auch aus dem Lande, die hier energisch etnschreiten müßte? — In Naunhof ist es nicht anders, man läßt eben die Sittenlosigkeit etnreißen. — Gschatz. Die Gassperre mußte in den letzten Tagen mehr mals erweitert werden, da alle Bemühungen, Gaskohlen zu erhalten, erfolglos blieben. Wenn keine Kohlen eingehen, so kann von An- sang dieser Woche ab nur noch kurze Zeit in den Abendstunden Gas abgegeben und in wenigen Tagen muß das Gaswerk dann ganz geschlossen werden. — rMttwetda. Die Stadtverordneten haben die Erhöhung des Wohnungsgeldes der Realschullehrer um 50 Prozent adgelehnt. — Zschopau. Weil sie dl? Verantwortung für die jetzige Finanzgebahrung nicht mehr tragen können, haben hier fünf Stadt- räte ihre Aemter niedergelegt. — Chemnitz, l3. Aug. Leute herrschte hier anläßlich der Beerdigung der Opfer der Unruhen Arbeitsruhe. Die allgemeine Lage ist ruhig. — Chemnitz. Vor Beginn der letzten Ratssitzung gedachte Oberbürgermeister Dr. Kübschmann der beklagenswerten Ereignisse vom 8. d. M.. in dem er u. a. solgendes aussührte: Wir wollen heute nicht anklagen und richten, wir fragen nicht nach Schuld oder Nichtschuld. Wenn doch das Blut, dos geflossen ist, alle, die sich gegen sätzlich und feindlich gegenüberslehen, statt sich noch weiter vonein- ander zu entfernen, wieder zusammensühren wollte, wenn doch der Parteihaß und die Parleileiöenschast odlassen wollten, die Massen weiter zu erregen! Das äußere Unglück unseres Volkes ist so groß, daß wir alles Trennende zurückstellen müßten, datz wir die gemein same Not gemeinsam tragen und uns die Künde reichen sollten, um wieder aufzubauen, was zerstört ist. — Dresden. Eine Gefahr sür die Volksernähru^ bilden di« umfangreichen Felddiebstähle, bei denen außerordentlich große Men gen unreifer Früchte vernichtet werden. So sind, wie wir erfahren, auch in der weiteren Umgebung von Dresden wiederum beträchtliche Flächen halbreifer Kartoffeln vernichtet. Auch die Getreidefelder sind vielfach stark beraubt. Einen ausreichenden Flurschutz gibt es nicht, da nach den Friedensbedingungen unsere Militärmacht so verringert ist, daß sie den Flurschutz nicht übernehmen kann und die Einwohner wehren, besonders auf dem flachen Lande, vielfach noch nicht organi siert sind. Den Bauern selbst ist es unmöglich, bki der gegenwärtigen schweren und lang dauernden Arbeit auch noch des Nachts in den Feldern zu wachen. Oft fallen ganze organisierte Banden diese an und ein Lntgegentreten ist lebensgefährlich. Die Regierung sucht jetzt durch die neugedildeten Gendormeriekorps zu Helsen, ober ihre Zahl ist viel zu klein, um überall ihren Zweck wirklich zu erfüllen. — Airchberg. Eine Zahnuntersuchung der Schulkinder hatte ein recht betrübendes Ergebnis. Don 988 zahnärztlich untersuchten hiesigen Schulkindern hatten noch nicht »0 ein ganz gesundes Gebiß. — Oberlungwitz. An der Geflügelcholera sind einem hiesigen Geflügelhalter 30 Enten und 20 Kühner verendet, wodurch ihm ein Schaden von über 2000 Mark erwachsen ist. — Falkenau. Ein erschütternder Fall von Mutterliebe. In Falkenau-Rittlitz starb dieser Tage die Glasmalerswilwe Antonte Schäfer. Sie war zum Skelett abgemagert, da sie in dem Wahne lebte, sie müsse so wenig als möglich essen, damit auch sür ihre im Kriege vermieten beiden Söhne bet deren Keimkehr etwas verbliebe. — Rathewalde. Kier Hot sich eine Einwohnerwehr gebildet. Dieselbe übt auf ihren Patrouillenzügen den Flurschutz mit aus und führt dabet einen Polizeihund mit sich. Für jede Festnahme eines Diebes ist eine Prämie ausgeworsen. — Plauen. Mangel an Keizmaterial tn Verbindung mit sinn loser Zerstörungswut Haden es mit sich gebracht, daß von den zahl reichen Ruhebänken im hiesigen schönen Stadtwalde mehr als hundert schwer beschädigt oder entfernt worden sind. — Schneeberg. Am 13. August erfüllten sich 200 Jahre, daß die Stadt Schneeberg durch ein Branüunglück fast vollkommen zer stört wurde. Nicht weniger als 372 bewohnte Bürgerhäuser, dazu 3t Äommunalgebäude, darunter Kospitalkirche, Rathaus, Kospital, Schulen usw. fielen dem gefräßigen Element zum Opfer. — In Zittau veranstalteten am Dienstag die Mehrheitssozia- listen und die Unabhängigen eine große Kundgebung gegen die unzu längliche Lebensmittelversorgung von Zittau-Stadl und -Land. Tau- sende von Arbeitern nahmen daran teil, die dem Oberbürgermeister Dr. Külz folgende Forderungen überreichten: 1. Sorge sür genügend genießbare Nahrungsmittel (kein Dörrgemüse, kein Walzmehl, kein Suppenmehl), 2. Rationierung sämtlicher Nahrungsmittel, 3. Ge rechte Zuweisung der Fette, besonders der Butter, 4. Kerabsetzung der hohen Gemüsepreise der Zittauer Gärtner, 5. Gerechte Verteilung der so notwendigen Kohlen usw. - Altenburg. Die .Altenburger Landeszeilung' schreibt: In üblem Geruch — das müssen wir leider aussprechen — steht das hier liegende Reichsmilitär wegen seiner Autos. Einen Gestank, wie ihn diese Gefährte verbreiten, kannte man hier früher nicht. Ganz in graublaue, stinkende Wolken gehüllt, kommen die Wagen mit dem blauen Wimpel herangesaust und unternehmen ihre Gasangriffe auf den harmlosen Bürger. Mag augenblicklich auch der Betriebsstoff schlecht sein, ein geschickter Fahrer kann Loch viel zur Verhinderung solchen Gestanks tun. „ * Neustadt. Einem hiesigen Ehepaare wurde ein Kind männ lichen Geschlechts geboren, dem beide Beine dis an den Rumpf fehlen. Sonst ist das Kind gesund und gut entwickelt. — Eisenberg. Ein Gang in die wundervolle Natur zeigt ein eigenartiges Bild. Aus vielen Feldern leuchten Plakattafeln mit der Inschrift: .Kier liegen Selbstschüsse", welch letztere die Grundbesitzer zur Verhütung der jetzt zahlreich vorkommenden Felddiebstähle ge legt Haden. Die Gemeinde Friedrichstanneck stellt alle, die eines Felddiebstahles überführt werden, an den Pranger durch Anschlag an die Gemetndetafel. — Münchenbernsdorf. Eine ruchlose Tat, die strenge Sühne fordert, verübten Rohlinge, indem sie dem alleinstehenden armen Leineweber Albin Zaumseil das Kartoffelfeld vollständig verwüsteten. (Für solch erbärmliches Pack müßte die Prügelstrafe eingesührt werden). Zw. Ztg. — Friedrichroda. Nichts ist mehr sicher. Das Bahnhofsge bäude in Reinhardsbrunn wurde von Dieben heimgesucht; es wurde das dort liegende Gepäck beraubt, wodurch die Eisenbahn etwa 20000 Mk. Schadest'erlitten hat. Rah und Fern. o Die Barfreimachung von Postsendungen wird im Reichspostgebiet demnächst eingesührt werden. Unter Barfreimachung versteht man die Entrichtung der Post gebühr in Geld, statt des Aufkleben- der Postmarke. Bereits vor dem Kriege war dieses Verfahren bei drei Berliner Postämtern für Massensendungen eingeführt. Die jetzt für das ganze Reichspostgebiet angekündigte Barfreimachung dürfte ebenfalls nur für Massensendungen zur Anwendung kommen. o Schwere Brandkatastrophe in Köln. In einem Schuppen des ehemaligen Nahkampsmitteldepots in Köln- Poll, in dem Arbeiter mit dem Verladen von Rauchminen beschäftigt waren, brach Großfeuer aus, wobei zahlreiche Personen getötet wurden. Elf Leichen wurden von der Feuerwehr geborgen, weitere Tote sollen unter den Trümmern liegen. Unter den Opfern befinden sich auch zwei englische Soldaten, die auf Wachtposten standen. Das Feuer ist vermutlich durch Selbstentzündung der Rauchminen entstanden. Der Schaden ist außerordent lich groß. O Die Frau als Organist. In neuerer Zeit haben sich Frauen mehrfach dem Studium des Orgelspiels zu gewandt und sich bei den Kuchenbehörden um Organisten posten beworben. Das Magdeburgische Konsistorium hat nun die Pfarreien angewiesen, das Freiwerden von O^ganistenstellen dem Konsistorium anzuzeigen. Es sollen dann bei der Besetzung der Posten die weiblichen Bewerber in gleichem Maße wie die männlichen Berück sichtigung finden. 0 Die Opfer der Kieler Explosion. Nach den bis herigen Feststellungen sind durch die Explosion auf der Reichswerft in Kiel acht Personen getötet worden, ebenso viel werden vermißt, und man befürchtet, daß auch diese den Tod gefunden haben. Der materielle Schaden wird auf drei bis vier Millionen Mark geschätzt. s Goldfnnd bei der Bergung eines Dampfers. Bei der Bergung des englischen Postdampfers „Laurentic", der während des U-Boot-Krieges an der irischen Küste ver senkt wurde, fand man Goldstäbe im Werte von über j eine Million Pfund Sterling. V Nene Heilquellen in Homburg. Aus Homburg vor der Höhe wird gemeldet: Der Wünschelrutenforscher Otto Edler v. Gräeoe hat hier in einer Tiefe von 50 Metern eine soolhaltige Thermalquelle von mehr als 40 Grad Wärme entdeckt. Eine zweite Therme entdeckte er im Elisabethbrunnen und eine Erzader beim Kaiser brunnen. s Das Vermögen des Exzaren Ferdinand von Bulgarien. Nach Londoner Zeitungsmeldungen belaufen sich die auf englischen Banken konfiszierten Kapitalien des früheren Königs von Bulgarien auf über 400 ( 00 Pfund. Trotz dieses Verlustes soll das Vermögen Ferdinands noch immer mehr als 150 Millionen Mark betragen. — Das Sächsische VandeKlebeasmittelaml ist bei dem Reichs«» nöhrungs-Amt dahin vorstellig geworden, schleunigst reichlicher« Lebensmltlel, besonders Kar löffeln, nach Sachsen gelangen zu lassen, La d>« Stimmung der Lrbelterbevölkerung zu neuen De- fürchlungen Anlaß gibt. - Die Chemnitzer Krawalle scheinen nur der Anfang zu weiteren Unruhen gewesen zu sein. Man ist der Meinung, daß die Reich-verwaltung die schlechten Ernährungsver- hällnisse in Sachsen sehr unterschätzt. , — Die mangelhafte Lebensmillellieserung Sachsens ist ost genug schon bitter beklagt worden, aber alle Klagen haben nichts genützt und Sachsen ttt als Zuschußland ost genug da» Stteskind des Reiches geblieben. Wie wir oben berichten, hat sich dos sächsische Lebensmittelamt an das Reichserpährungsamt gewendet und eine bester« Versorgung von Lebensmitteln für die sächsische Bevölkerung gefordert. Es wäre wahrscheinlich an der Zeit, daß die Reichsstelle sich endlich einmal die Versorgung Sachsens mit Lebensmitteln besser angelegen sein ließ, als bisher, und zwar möglichst bald, ehe auch in bisher ruhigen Städten sich der Unmut der Bevölkerung in Lebens- mitteldenwnstrationen Lust zu machen sucht. — Eine eigene Art, das Geld jetzt einigermaßen sicher anzu- legen, scheint der Ankauf von Läufern zu sein, bet denen der Der- Kaufspreis in keinem Verhältnis zum Lerstellungspreis steht. Eine Verzinsung ist da natürlich unmöglich. Diese Verkäufe find wohl nur als geeignete Kopitalsonlage gedacht, deren einzige Folge nur unerhörte Mietsteigerungen sind. So ist z. B. durch den Verkauf eines Kaufes in Lößnitz die Miete einer Wohnung von 280 aus über 400 Mark gestiegen. Im Sinne des großen Bodenresormers Adolf Damaschke, der mit seinen Ideen jedem Arbeiter ein eigen Keim ermöglichen wollte, ist das wohl keinesfalls, aber auch kein Zeichen vom Anbrechen des Sozialismus, denn in der Regel sind es Großkapitolisten, die Kaus um Kaus aufkaufen, um ihre Gelder, vielleicht Krtegsgewinne, nur unlerzubringen. Gibt es denn kein Mittel, um dieses Auskausen halber Ortschaften durch Kapitalisten und die dadurch heroorgerufenen unerhörten Mietsteigerungen zu v-rhindern? — Veränderte Behördenbezeichnung. Nach dem Uebergangs- gesetz für das Dolksschulwesen, das om 25. Juli tn Kraft getreten ist, führen die bisherigen Bezirksschutinspektidnen die Bezeichnung Äezilksschuiomt, die bisherigen Bezirksschutinspckioren die Bezeich nung Bezirksschulrat. — Am zweiten Verhandlungstage der außerordentlichen Landes oersammlung der sächsischen Unabhängigen sprach Lipinski über die Regierungsbildung, Seger über das Rätesvstem und Schulze- Dresden über das Gemeindeprogramm. Lipinskis Reserat, das auf den Gegensatz zwischen U. S. P. und Mehrheilsfozialismus aus führlich einging, ersorderte das meiste Interesse. Er kam zu der Folgerung, daß trotz der Notwendigkeit der Einheitsfront der Arbeiter klasse ein Zusammenarbeiten mit den Rechtssozialisten ausgeschlossen sei, solange diese ihre Gewaltpolitik gegen die Arbeiter sortsetzten und sich nicht vorbehaltlos zur Durchführung des Sozialismus be kennen würden. In einer Entschließung, die der Landesoorstand annahm, wurde dies ausdrücklich feftgelegt. Gleichzeitig wurden eine Anzahl Forderungen in ihr erhoben, deren restlose Anerkennung durch Lie Rechlssozialisten die Vorbedingung für eine gemeinsame Regierungsbildung sein soll. So wird u. a. die Parität beider Gruppen in der Besetzung der Ministerstellen verlangt unter Aus- schlutz bürgerlicher Vertreter. Alle Reichswehrtruppen sollen aus Sachsen entfernt und eine Volkswehr von der klassendewußten Ar beiterschaft gebildet werden. Di« Funktionen der Ardeiterräts als Organe der Selbstverwaltung der Gemeinden und der Betriebsräte als Kilssmtllel der Vergesellschaftung der Produktion und des Warenaustausches sollen gesetzlich geregelt werden. Eine planmäßige Vergesellschaftung der Wirtschaft noch sozialistischen Grundsätzen muß schleunigst begonnen und energisch sortgeführt werden u. a. m. — Das Ende der 50-Pfennigscheine. Endlich soll nun auch im neuen Deutschen Reiche mit dem kleinen Geld aufgeräumt wer den. Es sollen sür mehrere Millionen Mark 50 Pfennigstücke, jedenfalls aus Aluminium oder Zink, geprägt werden. Den 50 Pfennig- scheinen wird niemand eine Träne nachweinen. Sie sind zurzeit meistens in einem geradezu gräßlichen Zustande. Nicht viel bester ist es mit drn Ein- und Zweimarkschemen. — Die Jagdkarten aus das Jahr 1919/20 werden jetzt aus- gegeben. Sie sind von grau-blauer Farbe. — Ministerpräsident Gradnauer Hot an General Müller, den Kommandeur der Grenzjäger-Brigad« Nr. 37, ein Telegramm gerichtet, in dem er namens der Regierung die Verluste der Truppe bei den Zusammenstößen in Chemnitz aufs schmerzlichste beklagt und tiefem pfundenes Beileid ausdrückt. Dann heißt es wörtlich weiter: Leider befinden sich manche Kreis« der Bevölkerung in der falschen Auffassung, als seien unsere Reichswehrkameraden Gegner des arbeitenden Volkes. Das Gegenteil hiervon ist wahr. Die Reichswehr ist ein Teil des arbeitenden Volkes und nur dazu bestimmt, die öffekiltche Ruhe zu sichern, die unerläßlich ist, wenn unser ttes darniederliegendes Wirt schaftsleben wieder gesunden soll. — Für di« vertriebenen Ausländsdeutschen gingen der Rück- wandererhtlfe in Leipzig als Volksspende bisher 6977125 Mk. ein. Es wird um weitere Beiträge nach Leipzig, Windmühlenstraße 18 gebeten. — Am 10. August ist der Pfarrer von Belgershain und Threna, Kerr Gottlob Samuel Baltzer noch längeren schweren Leiden gestorben. — In den Grimmo'schen Nachrichten zeigen fortgesetzt eine große Anzahl von Gutsbesitzern der Amtshauptmannschaft Grimma an, daß fie aus ihren Grundstücken Fußangeln und Selbstschüsse ge- legt haben. Roman von Nina Meyke. 25 lauf' davon, ich halt« eS nicht aus ohne Sie ' ule, sei vernünftig!" suchte ElliS daS treue Ge< Ich überlasse doch beide» Dir und bin überzeugt, Du wirst bieten! nicht vermissen?" „Gern fort — „Die Gräfin isi eine entzückende Fran, der man gut sein noch Freude, und sehnt sich nach nicht», als nach R-che — muß," erwiderte ElliS, ohne sich zu besinnen. „Was für gü- Ruhe!" iige, schöne, ich möchte sagen, junge Auge,» diese Frau noch Die letzten Worte verklangen im Nebenraum Elli» horchte immer hat!" nock eine Weile auf das leise Hüsteln des DaterS, auf daS „Junge Augen!" nickte Graf Wittgenstein sinnend. „Du Knarren des alten SofaS, auf deiner gewöhnlich sein Mit- l eobachtest scharf, Mädchen! Die Augen der Komtesse Helgen! tagsscbläfchen abznhalten pflegte, und schlich sich auf den alle» gerade so gut wie ich selbst machen I" „Jawoll, das schon, gnä' Fräulein! Aber der Herr ist man immer so kribbelig, dem kann ich nichts recht machen." „ES wird schon gehen, Jule! Du mußt Geduld haben und bedenken, daß der Vater krank ist! Geh' jetzt in die Küche und sorge dafür, daß der Vater, wenn er aufwacht, seilten Kaffe« hat." Jul« folgte leise seufzend und ächzend der Weisung. Kam- teste Elli» aber stand mit ineinander geschlungenen Händen noch lange mitten im Zimmer und blickte mit weitgeöffnelen Augen auf den gepackten Koffer., Es war still, so still, daß sind unverändert geblieben und anch in dem Gesicht der Gräfin s Zehenspitzell in die Küche, um Jule zu beauftragen, den alt- Manen wiederzufinden, über die scheint selbst daS Alter seine modischen Lederkoffer, der, seit Jahren vergessen, in irgend Macht verloren zu haben. Sie gefällt Dir also?" einem Winkel des staubigen Bodenraumes liegen mußte, ber- „Kann e» ander» sein und wünschtest Du da» Gegenteil, unterzuschaffen. - J"le schlug ein über das andere Mal die Hände zusammen, al» fie iah, daß EUlS allen ErntteS ihre „Ich war überzeugt, daß sich Deine Sympathie dieser wenigen Abseligkei^ des sou- Frau schnell zuwenden würde. Morgen also hältst Du Deuten derbaren MobelS verschwinden ließ. . . _ . Einzug auf Schloß Plaueu." ' -N«, so etwas l Ach men, Je, nne wird es denn nun aber ° 2 .si. ' r .. sem ohne gnä Fräulem!" schluchzte sie Ul ihre buntqemurfelte „Läßt Du mich auch gern fort, Vater? Wirst Du mich - - - - - » - beiden alte», Lent« in der Eoiaecke früherer Zeit gedachten, deckte ElliS in demselben Zimmer geräuschlos de«» Tisch. Di« Stunden, die Gräfin Planen im Kreise der kleine»» Familie verkrachte, vergingen wie im Fülge, und al» sie sich endlich verabschiedete, fühlte sie sich so glücklich-befriedigt, wie seit lange nicht. Graf Wittgenstein ließ e» sich nicht nehmen, seinen Gast Kis an die Treppe zu begleiten. Al» er zurückkehrte, fand er « am Fenster stehen und auf die Straße hinunterspähend. „Nun, Elli», bist Dr» mit dem heutigen Tage zufrieden?" 'ragte er und kegte beide Hände auf ihr« Schultern, um ihr est in di« Angell zu sehen. Knfsteigende Rührung drohte die Worte auf seiner Zunge zu ersticken. ES war ilun fast lieb, daß Gräfin Plauen die TSckler sofort in Beschlag nahm, um ihr in Herzlichell Worten für die Bereitwilligkeit zu danken, mit der -sie auf ihren Be such eingiug; dadurch sand er Zeit, seilte eigene Bewegung zu bewältigen. „E» ist allo abgemacht, morgen reisen wir!* klang Grä fin Planen» Stimme zu ihm herüber. „AbgemachtI" wiederholte er mechanisch und ärgerte sich sofort über den müden Ton seiner Stimme. Wa» zum Kuckuck war denn das mit ihm? Wünschte er etwa nicht da» Glück seine» einzigen Kindes, daS mit dem Hiersein dieser Frau eng verknüpft war? Der letzte Schatten verschwand von seiner Stirn und in seinen müden Augen leuchtete ein Fttnke früherer Energie. zu machen. „Dl, inst seltsame Fragen, Kind! Diese Trennung „Abgemacht!" wiederholte er noch einmal mit fester M »«Deinem Glück nöt^ Stimme und bot der Gräfin seine abgemagerte Hand. »Ickflüsterte Ellt» und gebe Ihnen mein Kind und bin im voran» überzeugt, daß schwAte den dunklen Kopf mr ine Schulter de» Grafen. e» sich gerade so wohl unter Ihrem Dache, wie unti^ den, wünschen. Bleibe lange, bleibe auf ihres schlichten Vaterhaus-« fühlen wird. Und mm, «lliS. i Hm«! Schloß Plauen soll Drr eme Hennat werden, wenn 'orge für «ine kleine Erfrischung! Unser lieber Gast wird nach ! einmal — mcht mehr dm der Fahrt durch herbstliches Unwetter einfache Gastfrennd- „Vater, Du sollst »licht so sprechen, ich kann das nicht hö- schäft gewiß Nicht verschmähen. Dart ich bitten, teure Fr«un- ren! Du mußt noch lange leben, für mich, zu meinem Glück!" bin?" Galant bot er der Gräfin den Arin, und während die! s- sie ihren eigenen Herzschlag zu hören meinte. Nur manchmal fuhr ein Windstoß klagend am Hause vorüber, oder die alte Wetterfahne bewegte sich kreischend in ihren rostigen Angeln. — Ob ek den Vater wohl wecken würde? — Vorsichtig schlich sie sich an die Tür und lauschte, aber da drinnen blieb alle» still. -- Sie sah nach der Uhr. Drei Uhr erst. Der kurze, trübe Herbsttag neigte sich schon zu Ende. Licht mochte ElliS Dein Glück liegt in der Zukunft, ich aber gehöre der Ver gangenheit! Ich habe mein Teil an Glück und Schmerz au» der Brust de» Lebens getrunken, e» hat mir nicht» mehr zu „Warum sprichst Dn so, Vater! Fühlst Du Dich kränker?" „Nein, Kind! Ganz im Gegenteil, ich fühle mich sehr wohl. Ich möchte, datz Du Dich an den Gedanken, dieser ersten Tren nung folg« bald ein« andere, längere, gewöhnst, datz Dn mit ihm rechnen lernst. Doch nun gehe, »nein Liebling, und triff Deinr Vorbereitungen zur morgigen Reise. Ich werde unter« rruve P-rolnag n«»gre »np »won zu vnoe. monne vuis dessen «in willig zu ruhen versuchen. Die Eindrücke de» heuti-: nicht anzünden, der Vater schlief gewiß »roch ein Stündchen, gen Tage», witangenehmer Natur sie auch waren, haben mich da wollt« sie die ZÄt b«nutz«n, um von Frau Hermsen Ab- angegriffen. Ja, ja. da» Alter! L» verträgt wt^er Dchmer»' s<Ad -u nehMb 848,20 § Schürze. „Ich r ^misten?" wiederholte Graf Wittgenstein schtzpf zu beruhigen. „Fortlaufen dcnfst Du nicht. Was sollte und wandte sich ab, um ein paar Schritte durch daS Zimmer aus dem Aapa werden und auS der ganzen Wirtschaft?
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