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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger SSuftr. SamAe»g»h«Uag< Sachs. Landeszeitung Fernsprecher Ar.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannshai«, Fuchshain, Groh- und Kleinfteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt,Pomhen, Seiferishain, Sommerfeld, Staudtnih, Threna re. Nr. 92. Sonntag, den 3. August 1919. 30. Jahrgang. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petltzetle 25 Pfg., auswärts 30 Pfg. Amtlicher Teil 50 Psg. Reklamezeile 60 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen dis 10 Uhr vorm. Im Fall, hwm »n-a», «nt», «u-spmung, M°schM«,bn,ch. B.M^stdn.n, kn d« Dn.ch.rU °d.r unser« ha, der B.,.^.r ^nen An peuch au, N^run, der ad« Ra.jah.ua, d« D^ug,pr^. Amtliches. Polizei-Verordnung über den Arveiierfchutz ans Bauten. Aus Grund von 8 140 Absatz 2 des Allgemeinen Bat^esetz« und Z 31 Absatz 1 der Ausführungsverordnung zu demfeldea ordnet die unterzeichnete Amtshauptmaanschast als Baupolizeibehörde für ihren Bezirk hiermit an, daß ») bet Kochbauten dann, wenn einschließlich de« Poliere «d Lehrlinge mehr als 3 Personen gleichzeitig auf dem Baue beschäftigt sind, b) bei den von Unternehmern ausgesührten Tiefbaulen aber dann, wenn an einer bestimmten Stelle des Baues mehr al» drei Personen länger als eine Woche hindurch gleichzeitig beschäftigt werden, von jetzt ab die nachstehenden Vorschriften gelten. I. Während der ganzen Dauer des Baues müssen für die dabei beschäftigten Arbeiter zur Unterkunft bei ungünstiger Witterung und in den Ruhepausen besondere Räume vorhanden sein. 1. Jeder solche Raum mutz eine mittlere Köhe von mindestens 2,20 m im Lichten haben und für jeden dauernd beschäftigten Arbeiter eine Fläche von mindestens 0,75 am enthalten. 2. Der Fußboden des Raumes mutz fest, trocken, dicht und eben hergestellt werden und ist stets rein zu halten. Gewachsener oder aufgesüttter Erdfutzboden ist mindestens mit Brettern dicht zu belegen. 3. Dach und Wände des Raumes sind wetlerdtcht herzustellen, das Dach in der Reget mit Dachpappe zu decken. 4. Der Raum mutz eine gut verschließbare Tür Haden und ist durch verschließbare und zu vffnende Fenster zu erhellen. 5. Dom 15. Oktober bis zum 15. März ist der Raum heizbar zu machen. 6. Für die dauernd beim Bau« beschäftigte» Arbeiter sind im Unterkunstsraume Sitzplätze zu beschaffen, Waschgeschtrr und Spucknäpfe auszuftellen sowie Vorrichtungen zum Wärmen der Speisen zu treffen und verschließbar« Kleiderablagen oorzusehen. 7. In dem Raume muß ein wetterdtchter, aber jedermann leicht zugänglicher Kasten mit Verbandsstoffen vorhanden sein. 8. Baumaterialien irgend welcher Art dürfen in dem Raume nicht aufbewahrt werden. 9. Bei Tiefbauten müssen die Unterkunftsräume so liegen, daß keines Arbeiters Beschäftigungsort weiter als 750 m entfernt ist. 10. Bereitet in dicht bebauten Ortsteilen die Herstellung besonderer Unterkunftsräume unverhältnismäßige Schwierigkeiten, so kann auch in anderer Weise für di« nötige Unterkunft gesorgt werden. Aus Schankwirtschaften dürfen die Arbeiter nicht verwiesen werden. II. Bei Kochbauten, und auf besonderes Verlangen der Amtrhaupt- monnschajt auch bei Tiefbautrn, müssen für die dauernd beschäftigten Arbeiter während der ganzen Bauzeit Aborte vorhanden sein. 1. Die einzelnen Abottsttze find in Dach und Wänden wetterfest herzustellen, auch voneinander und nach außenhin — nötigen falls durch Blenden vor den Türen — gegen jeden Einblick abzuschUehen. 2. Werden mehr als 3 Arbeiterinnen dauernd beschäftigt, so ist für sie ein besonderer, vom Männeraborte gänzlich getrennter, durch Aufschrift bezeichneter Abort herzustellen. 3. Es ist mindestens 1 Abortsttz für je 25 Personen zu beschaffen. 4. Jeder Adortsitz muß bis auf den erforderlichen Ausschnitt vollständig bedeckt sein. 5. Neben den Aborien ist ein besonderes, wetterfestes und gegen Einblick nach allen Seiten geschütztes Pissoir in genügender Größe herzustellen. 6. Aborte und Pissoir sind nicht in durchlässige Gruben zu ent leeren, sondern an eine öffentliche Entwässerungsanlage oorschriftsgemäß anzuschließen; ist das nicht tunlich, so ist unter jedem Abortsitze und am Ausflusse des Pissoirs eine wasserdichte Tonne auszustellen, die ie nach Bedarf fortgeschaffl und durch eine leere mit Kalkanstrich desinfizierte Tonne ersetzt werden muß. III. Stuckateur-, Putzer- und Töpferarbeiten dürfen in Neubauten vom 15. November bis zum 15. März nur dann ausgeführt werben, wenn die Räume, worin gearbeitet wird, durch — nach Befinden vorläufig anzubringende — Türen und Fenster verschlossen find. IV. In Räumen, wo offene Koksseuer brennen, darf nicht gearbeitet werden; solche Räume müssen*gegen andere, in denen gearbeitet wird, dicht abgeschlossen und dürfen nur vorübergehend von den die Koks- Körbe beaufsichtigenden Personen betreten werden. V. Arbeiterinnen dürfen nur auf solchen Gerüsten beschäftigt werden, deren Stockwerke durchaus dicht mit Brettern belegt und unterein ander nicht durch Lettern, sondern durch schiefe Ebenen verbunden sind. VI. Dor Beginn des eigentlichen Baues muh außer den Unterkunfts räumen und Aborten auch die Versorgung der Arbeiter mit Trink- wasser durch einen .fertigen, von der Ardortanlag« mindestens 10 m entfernten Brunnen oder durch eine gute Wasserleitung beschafft fein. VII. Die Durchführung der vorstehenden Bestimmungen wird nach 8 140 Absatz 2 des Allgemeinen Bauaesetzes durch Androhung Md Vollstreckung von Geldstrafen bis zu 1000 Mark ober von Kaftstrasen bis zu 6 Wochen oder durch Verhängung des Bauverdote, erfolgen. G r«m m o, 19. Juli 1919. Sau 818». Die Amtshauptmanufchast. Der Arbeitetest. Es besteht Anlaß darauf btnzuweifen, daß feder Arbeitgeber, welcher Kriegegefangn» beschäftigt, sofort dem Kriegsgefangenen lager Chemnitz mikzuteiien hat, wenn ein Kriegsgefangener seine Arbeitsstelle verläßt. Desgleichen darf ein Arbeitgeber «toen Kriegs gefangenen nicht ohne Mitwirkung des Lagers i» Beschäftigung Arbeitgeber, welche Kriegsgefangene unberechtigterweise beschäftigen, haben die Genehmigung hierzu unverzüglich nachträglich » tw einzuholen. Wer gegen diese Bestimmungen verstößt, ist nach Befinden haftbar für den Schaden, der durch die nicht genügende Kontrolle des Gefangenen etwa entsteht. Die Ortsdehörden werden angewiesen, die Nummern der in der Gemeinde beschäftigten Kriegsgefangenen am 1. und 15. jeden Monats dem Lager mitzutettrn. Die Einlieferung des Lagergeldes durch die Arbeitgeber Hal zu'er^olgen^ 1919 beim Gefangenenlager Chemnitz Grimm a, 28. Juli 1919. o Die Amtshauptmannschaft. Kartoffeln. Für die Woche vom 4. bis 9. d. M. werden auf jede Karloffelmar.de 5 Pfund Frühkartoffeln zum Preise von IS Pf. das Pfund bet den bekannt«, 3 Verkaufsstellen abgegeben. Die Kartoffeln treffen Vsruusftchtlich Mittwoch ein. Naunhof, am 2. August 1919. Der Bürgermeister Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. VepeilisbanftDarmliofm Daunkot Aredll-GewShrung. Diskontierung Md SinzieyMg so» Wechsel« Md Schecks. Scheck- und Giro-Verkehr. Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapiere». Fem<pmd«44. StschaskM: IS—I Uhr. L^pjlg Nr. UNU. Meine Zeitung für eilige Leser. * Der amerikanische Senat begann mit der Beratung deS Srtedensvei träges. * Die Gefamtkosten de« WelMege« belaufen sich nach einer Mitteilung de« fraasUischen Kmanzmimster« auf 1008 Milliarden. * In England ist der Frieben-vertrag nunmehr endgültig ratfiziert worden. * Die deutschen Vertreter in Versailles protestierten gegen die Abgabe der Milchkühe an Frankreich. * Der N.-V. ist ein neue« Gesetz gegen die Kapitalflucht in« Ausland rugegangen. * In Bulgarien rechnet stündlich mit der Ausrustmg der Räterepublik nach vngarnchem Muster. * Der gesamte deutsch« Flugpostdienst ist wegen Mangel an Betriebsstoffen eingestellt worven. Ltmfktrzhöffnungen. ES ist noch eiv bchchen arg hergegangen in Mim« während der letzten Tag«; da- sind Fleberer scher morgen, um dir nach einer derartigen Umwälzung, wie wir ste erlebt haben, kein Batt herumkomm^ Nun will man „wirklich" an die Arbeit. Der neu« Verein von 60 Mil lionen Deutscher hat sich leine Satzungen gegeben, die Verfassung der deutschen Republik ist unter Dach und Fach. Damit, so denkt man. ist alle- in Ordnung. Bon den Bänken der Unabhängigen härt man Ge lächter. Diese VerMung werde kein lange- Leben haben. Ein« neue Revolution werbe sehr bald mit ihr wieder aufräumen. Daß an neue« Umsturz nicht nur gedacht, sondern daß er ernsthaft vorbereitet wird, da- bestätigen alle Nach richten der politischen Polizei. Der Leier wundert sich vielleicht. Politische Polizei? Die ist doch abgeschafftl Gewiß, der frühere Polizeipräsident von Berlin. Eichhorn, hat bei Amtsantritt sofort erklärt, in einer proletarischen Republik brauche man eine solche Einrichtung nicht. Die ganze Abteilung wurde dem Namen nach aufgelöst. Man fragte die Beamten, wer in deu Ruhestand treten wolle, worauf die meisten erklärten, weiterarbeiten W wollen. Man brachte st« in anderen Abteilungen unter. Di« Hilfs kräfte aber, die sogenannten Bigtstnsten und Spitzel, wurden den Einwohnermeldeämtern und andere« Behörden über wiesen. Was nachblieb, wurde in einer Abteilung »zur Überwachung von Verbrechern" zusammengefaßt. Aber e- erwieS sich bald, daß da- Verbrechertum ungeheuer grob war. Die alte politische Polizei wurde sogar noch ver- größert, die Vigilanten kehrten wieder. Heute ist die Ab teilung größer al- jemals der Geheimdienst der Republik Venedig oder eine- andereu Staate-, von dem tue Ge schichte un» die besondere Ausbildung der politischen Polizei überliefert ^»t. Die Angestellten dieser Abteilung haben im «ufttage der neuen deutschen Republik insbesondere alle- zu über wachen, was mit dem Umsturz zu tun hat. Sie melden, baß der Anhang der Unabhängigen in letzter Zeit stark Mückgehe. Dagegen wachse die Schar dtt Somnmnisien, Epa^akisteu, Bolichewisten, Anarchisten. ES finden häufig Verhaftung«« statt, mau heftet st ch au die SAlen aller Verschwörer, «S fehlt in ihren Reihe« auch nicht an Ver- rätern. die um Geld alles preisliche«. Es ist dem? der polizeilichen Jagd so weit, daß die neuen Umstürzler in keinem Lokal Berlins mehr eine Zustrmmenkunft abzu halten wagen. Trotzdem erreicht die jeweilige Parole alle Anhänger. Im Treptower Park oder im Friedrichshain oder sonstwo fitzt ein harmloser Spaziergänger auf einer Bank oder schlendert an einem bestimmten Baum vorbei. Ihn streift fast ein anderer, dem er etwas zuraunt; eine halbe Stunde später wieder einer, dann noch einer und so fort. Schließ lich ist, wenn auch unter großem Zeitaufwand, die Parole durch. Soviel politische Polizei aber hat man im ganzen Reiche nicht, um einen derartigen Verkehr der Anhänger der nächsten Revolution verhindern zu können. Noch rechnet das dunkle Treiben mit längeren Zeit räumen, nicht mit einem unmittelbaren Ausbruch der Revolution. Augenblicklich läßt sich nichts machen, weil die »Noskegarde" zu stark ist, weil das Militär jeden Aufruhr niederschlagen kann. Aber im Friedensvertrage haben wir unS ja zu einem Abbau der Wehrmacht von bisher rund 700000 auf nur 100000 Mann verpflichten müssen, und nach Durchführung der Maßregel ist dem Deutschen Reiche, auch das steht in dem Vertrag, nur die Zahl von 84000 Militärgewehren als Besitz gestalte!. Da verfügen die Kommunisten ja schon heute über weit mehr in allen ihrm Verstecken. Sie rechnen damit, daß von den . zur Entlassung kommenden rund 600000 Mann nur ein kleiner Teil mit Hilfe deS StaateS in einem auskömmlichen Beruf untergebracht werden kann, daß die Mehrzahl in ihrer Unzufriedenheit zu einem beguemen Objekt der Ver hetzung werden wird. Noch mehr blühe der Weizen, sobald erst die 800000 Gefangenen, wohl im Laufe des Spätherbstes, nach Deutschland kämen. Unter ihnen befänden sich viele Überläufer, denen das »Vaterland" schon während de- Krieges sehr gleichgültig gewesen sei; unter ihnen werde man eine Unmenge Rekruten für die nächste Revolution werben können. Die rechte Zeit dafür werde der kommend« Winter fein, denn da werde die Not groß werden. Vor allem die Kohlennot werde un- ruinieren. Dazu käme, während wir bisher noch ganz in Ruhe gelassen wurden, da der Friede ja noch nicht ratifiziert sei, dann auch der Beginn der Tributzahlungen an die Entente. Das Reichs- notopfer werde nicht die deutsche Regierung in die Hände bekommen, sondern der Feind; und die deutsche Regierung werde sehr bald gezwungen j«in, ihre Zahlungen, auch die von Pensionen und Gehältern, etnzustellen. So reife denn die Saat für die große Umwälzung. Alles das, auch die Einzelheiten des AktionsplaneS, hat die heute riesenhafte Organisation der politischen Polizei sestgestellt und mit Belegen zur Hand. Die regie renden Männer sind durch sie über die Umsturzhoffnungen genau unterrichtet worden. Es gibt also für unsere Politiker Sorgen, die in keiner Zeitung stehen und in keinem Parlament besprochen worden sind, die aber alle anderen Sorgen noch überragen. Unter diesen Umständen erscheint den Eingeweihten alles das, worum man sich jetzt in Weimar gestritten bat, nahezu als belanglos. Diese Gefahr wird auch nicht dadurch beschworen, daß wir jetzt schöne Verfaffungsparagraphen haben und eine Flagge für die Seeschiffe, die wir einmal bauen wollen. Flaggen. Weißbücher, Parteiprogramme und alle diese Dinge sind nicht so wichtig, als Toten, die dem Umsturz feine Hoffnungen benehmen. Wir müllen wirklich an die Arbeit. Eine -weite Revolutioy könnte unser Volk nicht mehr überstehen; oder aber, es erstünde aus ihr, wie einst in Frankreich, ein Napoleon, und ein Säbelregiment machte allem ein Ende, was man heute noch als Errungen schaft bezeichnet. Es gibt manchen, der sich danach sehnt. Es gibt viele, denen alle» recht ist, wenn nur die Ordnung kommt. Und schließlich würde eine »Restauration", eine Wiederher stellung vielleicht, ebenso willenlos ausgenommen werden, wie es der Revolution, dem Umsturz, geschah. Die Zwick mühle ist da. Nun muß die Regierung handeln. Vor läufig wird noch geredet, vorläufig plakatiert man Reder» und druckt Weißbücher.Oe/EmcA«. politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Gegmi bk Abgabe der Milchkühe an Frankreich. Von den deutschen Vertretern in Versailles wurde zu der Frage der Lieferung von Milchkühen ausgeführt, daß eS nicht die Absicht der Entente sein könne, auch noch nach dem Krieg die deutschen Kinder durch Entziehung von Milch zu schwächen. Es wurde darauf hingewiesen, daß sich auch bei der Entente selbst gegen die Lieferung von Milchkühen Bedenken erhoben hätten, wie insbesondere au- einer Rede von Lord Cecil im englischen Unterhause hervorgehe. Die deutschen Delegierten erklärten, sie ver trauten fest darauf, baß die Entente Deutschland die Lieferung von Milchkühen auS den deutschen Beständen erlassen werde. Ste würden sich dieser Lieferung nur fügen, wenn sie von der Entente tatsächlich dazu ge zwungen werden sEen. Der Vertreter der Entente be- histt sich «ine Antwort auf diese Erklärung vor. * La» Letetz gegen bi« Kapitalflucht ifl der National- Versammlung zugesanaen. Danach dürfen auf Reicks-