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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung SS»ftr. S<«nt«s»vettag^ Fernsprecher Nr.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshatn, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Erscheint wöchentlich dreimal: Dienslag, Donnerslag und Honnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis vierteljährlich 3 Mb., monatlich ft Mk., s urch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 3 Md. 20Pfg. Anzeigenpreis: die sechsgespallene Pekitzeile 25 Psg., auswärts 30 Psg. Amtlicher Teil 50 Psg. Reklamezeile 60 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vor». Im Fall« höherer Sewall, Krieg, Streik, Ausiperrung, Walchturndruch, Betriebsstörung Im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieserante« Hal der Bezieher keinen Bnpruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung d« Bezugspreises. 4tr. 88. Freitag, den 25. Juli 1919. 30. Jahrgang. Amtliches. Aus Anlab der bevorstehenden Ernte wird aus folgende Bestimmung der Verordnung des Retchsmtnisteriums für wirtschaftlich« Demobil machung vom 16. März 1919 zur Behebung des Arbettermangels in der Landwirtschaft hingewtefen: Arbeitgeber außerhalb der Land- und Forstwirtschaft dürfen bis auf weiteres Arbeitskräfte nicht einstellen, die bei Ausbruch des Krieges oder während desselben in der Land- und Forstwirtschaft tätig gewesen find: es sei denn, datz sie für land- und forstwirtschaftliche Arbeiten nicht mehr tauglich sind. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 3000 Mark bestraft. Grimma, 18. Juli 1919. 6 1322. Die Avttshauptmannschaft. Es besteht Anlab darauf hinzuweisen, dah die Arbeitszeit auch für Lehrlinge in den industriellen Betrieben 8 Stunden, in der Landwirtschaft, Gärtnerei und Forstwirtschaft bis zum 30. September 1919 10 Stunden beträgt. Grimma, 18. Juli 1919. Die Amtsha^tmannfchaft. AnWkBcht liri VtrSGnmg »l«l DMMik«, Werr»« und LkbensmitlchtMleii, iu denen »it Kart, Mehl «der Wer gehandelt wird. Auf Grund der Bekanntmachung des Wirtschaftsmtnisteriums vom 8. Juli 1919 wird folgendes ongeordnet: 1. Werden im Bezirke Grimmä Brotfabriken, Bäckereien oder Lebensmittelgeschäfte, in denen mit Brok, Mehl oder Zucker gehandelt wird, veräußert, so ist der Veräußerer verpflichtet, Tag und Stunde der Uedergade spätestens acht Tage vorher der Getretdegeschäftsstell« Grimma anzuzeigen. Zn der Anzeige hat der Beräuberer ausdrücklich zu bestätigen, daß keine Fehlmengen an Brot, Mehl oder Zucker vorhanden find, oder aber etwaige Fehlmengen aufzuklären. 2. Die Inhaber von Lebensmittelgeschäften, in denen der Klein verkauf von Zucker betrieben wird, Haden Listen zu führen, aus denen Name und Anschrift der Personen ersichtlich sein mutz, die ihre Zuckerkarte zur Belieferung ongemeldet haben. Grimma, 17. Juli 1919. 6etr. 1374. Der Bezirksverband der Amlshauptmannschast. Gerste neuer Ernte. Es wird darauf hingewtefen, daß von der setzt geernteten Gerste der Ernte 1919 noch keinerlei Mengen zur Derfütlerung und zum Verbrauch in der eigenen Wirtschaft freigegeben sind. Die Wühlen dürfen Gerste in keinem Falle verschroten oder vermahlen, dürsen sie auch nicht zur Verarbeitung annehmen. Zuwiderhandlungen werden gemäß 8 80 der Reichsgetreideordnung jür die Ernte 1919 bestraft. Außerdem wird gegen den Getreide- erbauer mit Entziehung der Selbstversorgung und gegen den Müller mit Schließung der Mühle für das lausende Ernlesahr vorgegangen werden. Grimma, 22. Juli 1919. 6str. 1464. Der WestfSchflsche Kommunalverband für den Bezirksverband Grimma. Ausgabe der Fleischbezugsausweise. Die Ausgabe der vom 4. August bis 26. Oktober gültigen Fleischbezugsauswetse findet Tonnabend, den 26. Juli 1919 im Rathausfaale für die Einwohner Naunhofs statt. Die Karten werden ausgegeben von S bis I« Uhr vormittags für die Einwohner der Badergasse, Bahnhofstraße, Bis- marckstraße, Brandiser Straße, Brette Straße, Lange Straße, Lutherstraße, Markt, Melanchthonstraße, von IV Uhr vormittags biS It Uhr vormittags für die Einwohner der Gartenstraße,Göthestraße, Grimmaer Straße, Großstetnberger Straße, Katnstraße, Klingaer Straße, Moltkefkraße, Mühlgasse, Nordstraße, Oststraße, Partyenstraße, Schillerstraße, Schloßstraße, von Uhr vormittags bis IL Uhr mittags für die Einwohner der Kaiser-Wilhelm-Straße, Körner- straße, Kurze Straße» König-Albert-Straße, Leipziger Straße, Schulstrahe, Waldstraße, Wasserwerk ! und H, Weststrabe, Wiesenstraße, WulJener Straße, selbständiger Gutsbezirk Staatsforstrevier Naunhof. Die Kaushaltungsvorstände werden aufgefordert, entweder selbst oder durch zuverlässige Personen, die Auskunft über die zur Kausyattung gehörigen Personen geben können, die Ausweise an der genannten Stelle zu entnehmen. Vorherige oder nachträgliche Abholung kann nicht stattfiuven. Naunhos, am 24. Juli 1919^ Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Hundesteuer. Nach 8 6 des Ortsgesetzes über die Erhebung einer Kunde steuer in Naunhof ist vom 10. Juli ab die zweite diesjährige Aufzeichnung der vorhandenen Kunde vorzunehmen. Bis spätestens den 31. Juli sind alle am 10. Juli über 6 Wochen alte Sunde, welche nicht mehr gesäugt werden, zu versteuern. Für versteuerte, im Laufe des Jahres von auswärts nach Naun hof gebrachte, sowie für junge nicht zu versteuernde Kunde, so fern Ke außerhalb der Gehöfte sich aushalten, ist bei der Armen- Kaste gegen eine Gebühr von 50 Pfennigen ein Steuerzeichen zu lösen. Kunde ohne gültige Steuermarke werden weggefangen, wenn sie außerhalb der Gehöfte getroffen werden. Die Besitzer solcher Kunde find, falls keine Steuerhinterziehung vorliegt, mit 3 Mk. — Pfg. zu bestrafen. Naunhof, am 22. Juli 1919. Der Stadtrat. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Wegeeinziehung. ' Der hiestge Stadtgemetnderat hat beantragt, den bei dem Flurstück 33 des Flurbuchs für Naunhof beginnenden, zwischen der Lange Straße und der Wiesenstraße hinführenden und aus der letzteren bei dem Flurstück 203 des Flurbuchs für Naunhof endigenden Teil des Fußweges Nr. 795 des Flurbuchs für Naunhof einzuziehen. Die Amtshauptmannschaft hat diese Einziehung genehmigt. Dieser an den Gärten hinter der Lange Straße hinführende Weg wird deshalb für den öffentlichen Verkehr nunmehr gesperrt. Der Weg gilt demnach als geschloffen. Nach 8 368,9 des Neichsstrasgesetzbuches wird mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Kast dis zu 14 Tagen bestraft, wer aus diesem Wege geht, fährt, reitet oder Vieh treibt. Naunhos, am 24. Juli 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichsregierung hat in Pari» erneut auf beschleunigte Freigabe unserer Kriegsgefangenen gedrängt. * Die Deutsch-demokratische Partei bat beschlossen, vor den Wahlen einen neuen Parteitag ab-uhalten. * DaS gesamte polnische Kabinett bat seine Demission ein- gereicht. * In der Nationalversammlung legten der Ministerpräsident und der Minister de- Äußern in ausführlichen Reden das Programm der Regierung dar. „ * Infolge der Negerhetze ist über Washington der Be lagerungszustand verhängt worden. , * Die Nachricht von der Flucht deS Prinzen Mar von Baden nach der Schweiz wird dementiert. * Das ganze deutsche Papiergeld soll demnächst eingezogen und gegen gestempeltes umgetauscht werden. Bauer und Müller. Ein früherer Gewerkschaft-- und ein früherer Partei sekretär waren eS, denen die Aufgabe zugefallen war, vor der deutschen Nationalversammlung die Wege zu weisen, die wir fortan zu wandeln haben, um den entsetzlichen Zusammenbruch unsere- StaatslebenS langsam zwar, aber doch mit einiger Sicherheit zu überwinden. Sie stehen, vor wenigen Monaten noch über ihren engeren Bekannten kreis hinaus den meisten Deutschen völlig unbeschriebene Blätter, heute an der Spitze deS deutschen Reiche-, be laden mit einer Verantwortung, die zu tragen nur sehr kräftige, arbeit-gewohnte Schullern imstande find. Seit Wochen schon sollten sie vor der Offenttichkeit Rede und Antwort stehen, denn schließlich will man doch von neuen Männern wissen» wohin die Fahrt gehen soll. Sie mußten ihre Programmreden indessen immer wieder aufschieben, weil die StaatSmaschim jetzt doch nun -inmal nur unter starken Hemmungen, äußeren wie inneren, zu arbeiten vermag. Jetzt haben sie endlich in sorgfältig vorbereiteten Erklärungen ihre politischen Bekenntnisse abgelegt, und man kann sich ungefähr vorsteü«, was sie wollen. Zweifellos haben wir e< in dem Ministerpräsidenten Pauer wie in dem Außenminister Müller mit Persönlich keiten zu tun, die nicht den Ehrgeiz besitzen, Staatsmänner im hergebrachten Sinne -lese- Worte- zu fein. Sie ver schmähen, gegenüber fremden Nationen ebenso wie gegen über den mm ihren nicht vertretenen Teile de- deutschen Volke-, die Anwendung diplomatischer ober taktischer Künste, sondern reden gerade heraus, wie es ihnen umS Herz ist, und vertrauen darauf, durch die bloße Ehrlich keit ihres Willens, durch die Offenheit ihres WesenS Gegnerschaften zu entwaffnen, an denen viele ihrer Vor gänger — je nachdem — ruhmvoll oder rühmlos ge scheitert sind. Wie schön wäre es, wenn die Wett sich dieses glaubensselige Beispiel zum Muster nehmen wollte l Aber selbst wenn wir nicht erst eben durch ein Meer von Hab und Blut gewatet wären, selbst wenn wir nicht im Innern noch fortgesetzt in bitterste Bruderkämpfe verstrickt waren, wer könnte den Mut haben an der Hoffnung fest- zuhalten, daß die Menschheit des 20. Jahrhunderts sich schon für fo ideale Regierungsmethoden reif erweisen werde? Daß der Sozialismus ohne Ideale nicht leben kann, glauben wir schon; aber vorläufig ist er doch nur in Deutschland zur Herrschaft gekommen, und was ringS um unS her vorgeht, ist doch nur zu sehr geeignet, ihn auch bei uns nicht etwa zu befestigen, sondern mehr und mehr unmöglich zu machen. Wenn wir unS trotzdem auf sozialistische und nur auf sozialistische Beglückungstheorien versteifen sollen, die lediglich in den Grundsätzen der Ver söhnung, der Milde, der Verträglichkeit das Heil der Menschheit erblicken, werden wir in dieser sturm- und leidenschaftgepeitschten Gegenwart nicht vollends unter die Räder kommen? Zumal wenn mit der Abrüstung nach außen ein verschärfter Partei- und Klassenkampf im Innern Hand in Hand gehen soll, wie er nach dem sozial politischen Programm des Ministerpräsidenten unaus bleiblich erscheint? Die beiden Reden haben in der Nationalversammlung zunächst eine recht geteilte Aufnahme gefunden; an kräftigen Erwiderungen von rechts wie von links fehlt eS nicht. Zur Arbeit aber ist die gegenwärtige Regierung jedenfalls fest entschlossen. Vielleicht daß sie mit diesem Rezept doch weiter kommt, ÄS eS dem Kabinett Scheide man beschieden gewesen ist. O/. H,. Das Regierüngsprogramm. MinistererktSrungen In der Nationalversammlung. <64. Sitzung.) - Weimar, 23. Juli. Die seit einiger Zeit angekündigten, mehreremale hinausgeschobenen Erklärungen der neuen RegierungS- männer wurden heute von Sem starkbesetzten Hause ent- gegengenommen. Die Regierungsbank war bei der Er öffnung der Sitzung durch die Minister Bauer, Müller, NoSke, Erzberger, Schmidt und Schlicke besetzt. Sofort nahm das Wort Ministerpräsident Bauer. Er knüpfte an den vor 14 Tagen unter dem Zwang der Weltlage ratifizierten FriedenSoertrag an und sagte: Damit wurde eine Epoche abgeschlossen, die den gewaltigen Aufstieg Deutschlands und seinen tragischen Zusammenbruch umfaßte. Arbeit an der Erfüllung des Vertrages und Wiederaufbau unteres zusammengedrochenen Volkes, unserer zertrümmerten Wirtschaft, unseres schwergefährdeten sittlichen Bewußt seins, all da» muß mit den gleichen Mitteln auf dem gleichen Boden geleistet werden. Für das deutsche Volk gäbe eS keine Entschuldigung und keine Ausflüchte, wenn es dieser Arbeit nicht gerecht winde. Noch manche Arbeiten sind notwendig nach Fertigstellung der Verfassung. Aber wenn eS wirklich noch da und dort fehlt, so ist eS nicht ein Fehlen von Rechten deS Volke-, sondern vielmehr ein Fehlen von Fähigkeiten, diese Rechte in vollem Umfange auszuüben. Die Herren Unabhängigen preisen die .Diktatur des Proletariats" als die politische Not wendigkeit der nächsten Zeit an. Wir lehnen mit der übergroßen Mehrheit dcS Volkes jede Dtktatnr als, ein brutales, geistloses und nnzwerk- müßtgeS Mittel aufs entschiedenste ab. Die wilden Streiks, die seit Wochen ringS um unS ausschieben, abflauen und plötzlich wieder loSbrechen, und das in einem Augenblick, wo Nationalversammlung und Regie rung mit der Zustimmung der großen Volksmehrheit ihr Wort für die Erfüllung deS Friedensvertrages nach Kräften verpfändet haben, sind nichts anderes als unblutige Putsche, die der Mehrheit der Bevölkerung und gerade dem arbettenden Volk durch ihre Störung der NahmngSmittelversorgung mehr unblutige Wunden schlagen und mecr Schaden zufügen als je ein Straßenkampf Was sich im neuen Deutschland am gründlichsten geändert hat, das sind die Machtverhältnisse im Wirtschaftsleben. Auf der einen Seite außerordentliche Entwertung deS Kapitals, auf der anderen außerordentliche Steigerung der Löhne, bas hat von Grund auf daß Verhältnis »wischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber umgestaliet. Die Macht deS Arbeiters ist gewachsen, seine einstige Rechtlosigkeit gehört der Geschichte an. Diese Umschichtung im Einfluß arck den WirischaftSorozeb mutz ihren Ausdruck auch in unseren öffentlichen Einrichtungen finden. Darum wird Ihnen die Reichsregierung ein Gesetz über Arbeiter-Rat« und WtrtschaftS-Rät« vorlegen, das den Arbeiter au» seiner bisherigen Stellung, lediglich als Arbeitskraft, beraushebt und ihn zum Mitbesttmmer im Produktiv nSprozetz macht. In besonderen Fällen geht die Regierung weiter. Sie zieht aus dem Arbeitsprogramm de- Kabinetts Scheidemann die Konsequenzen, indem sie in den nächsten Tagen einen Ge- ictzentwurf vorlegen wird, wonach die dem öffentlichen Ver kehr dienenden Stromerzeugungsanlagen (über KVVO Kilowatt), soweit sie nicht bereit- kommunalisiert oder im Besitz der Freistaaten sind, sowie' die Hochspannungs leitungen (über 60 000 VoM