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Beilage zit den Nachrichten für Naunhof. Sonntag, den 13. Juli 1919. 30. Jahrgang. Nr. 83. Einfuhrscheine zu verkaufen! Ein,Blick hinter die Kulissen der Schieber. Der Vorwärts macht ,im Hinblick auf ein bezeichnende» Inserat im »Amsterdamer HandelSblad* aufmerksam, in dem eine Person, deren voller Name und Adresse an gegeben wird, Einfuhrgenehmigung nach Deutschland für Käse, Zucker, Wachs, Harz, Linoleum, Terpentin, Kopal, Leinen und Kattun zum Kauf anbietet. Der Vorwärts knüpft an diesen Hinweis Anklagen so schwerer Art, daß er sich wohl im Besitze von BeweiSmaterial befinden dürste. Er schreibt: * .Man weiß, daß ehrlichen Lieferanten die schwierigsten Zahlungsbedingungen auserlegt, daß von ihnen langfristige Kredite gefordert werden, während die ungeheure Menge der Schieber bar in Gulden bezahlt. Und an diesen Schiebungen sind Vertrauensleute aller möglichen RetchS- stellen beteiligt l Soll irgend eine staatliche Wirtschaft-- leitung weiterhin möglich fein, dann muß in diese Augias ställe hell hineingeleuchtet werden.* Man wird annehmen dürfen, daß der Vorwärts nicht zögern wird, zu gegebener Zeit diese Schieber »in allen möglichen Reichsstellen* öffentlich mit Namen zu brand marken und an den Pranger zu stellen. Der ambuläute Wucher in der Eisenbahn. Wir brauchen aber gar nicht erst nach Holland zu gehen, um baS wucherische Schiebertum zu studieren. So berichtet die Eingabe eines Reisenden an die Eisen- bahnbirektion Kastel von geradezu skandalösen Zuständen auf der Strecke Hagen—ArnSherg—Kassel, wo Lebens mittel in geradezu unerhörter Weise zu Wucherpreisen verschoben werden. Der Beschwerdeführer erklärt, daß er mit vielen Schiebern gesprochen habe. Sie erzählen: .Wir haben bei unseren Bauern 100—260 Zentner Kartoffeln, erhalten in der Stadt von Restaurant» und Privaten ISO Mark den Zentner, fahre« dreimal in der Woche, ver dienen auf jeder Tour 600—MO Mark. Die Eisenbahner machen für Geld alle», wir haben mehr Geld wie die Sisenbahnverwaltung. Wir beziehen nebenher Arbeits losenunterstützung; für un» stempeln Bekannte/ LS find, sagt der Beschwerdeführer, fast nur junge Leute von 17 bis 25 Jahr«, Barmer, Elberfelder, Düsseldorfer Leute, die mährend de» Kriege» nur geschoben haben, die Schreier de» Spartaku», Leute, die 100000chi» 200 000 Mark Ver- mögen haben, leicht verdient in wenigen Monaten, fast alle» bewaffnet, brutal bi» zum äußersten. Di» Etsenbahndirektion. Kastel antwortet dem Be- schweebeführer, daß auch ibr diese Zustände wohlbekannt netzen sie im Zirkus deo wilden Tieren vorwerfen. Dies alle» diente zur Erhöhung der Popularität der Macht haber, und so wird zu demselben Zwecke nun die sensa tionelle Gerichtssitzung des Exkaisers dienen müssen. Dem Volke hat man die Vorstellur g beigebracht, daß der Ex kaiser eigentlich allein die Schuld am Kriege trägt, daß «r in 2ö Friedensjahrm auf systematische Mißhandlung von Frauen und Kindern gesonnen hat. Der große Haufe muß einen Halt an einer Person haben, er muß einen SÜnbenbock haben. Und wenn nun dieser große Schuldige in London vor dm Gerichtshof feiner Feinde kommen muß, dann hält ein solcher sensationeller Prozeß andauernd die Geister in derselben Stimmung, welche Lloyd George anS Ruder gebracht bat.* Amerika wendet sich mit Grause« ab! In amerikanischen Kreisen haben die Ausführungen Lloyd Georges im Unterhaus das allergrößte Aufsehen erregt. Telegramme aus Washington melden, daß man in den Vereinigten Staaten nichts von dem Abkommen Über Wilhelm U., von dem Lloyd George sprach, weiß. Mach dem in der „Times* veröffentlichten Wortlaut der Rede Lloyd Georges hat dieser erklärt: „Die alliierten Nattonen haben durchaus einstimmig beschlossen, daß der Gerichtshof, der allen Alliierten gemeinsam sein wird, in London tagm wird, um über die Person, die an allererster Stelle für diesen Konflikt verantwortlich ist, zu Gericht zu fitzen.*) Lansing, der noch in Paris ist, hat erklärt, daß er nichts von diesem Abkommen gehört hat, baß ein Ersuchen um Auslieferung des Kaisers eine gerichtliche Verhandlung gegen ihn bezweckt. Lansing fügte hinzu, er könne nicht glauben, daß Wilson ein solches Ab kommen getroffen haben sollte, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen. Oer Kampf um die Betriebsräte. Zentralrat gegen Regierung. Berlin, 11. JuN. Im Reichsarbeitsministerium fanden eingehende Be sprechungen über den Gesetzentwurf betreffend die Betriebs räte zwischen dem Minister Schlicke, dem Zentralrat und einer Anzahl von Betriebsratsmitgliedern auS dem Reiche statt. Die Besprechung sollte dem Zweck dienen, für die geplante gesetzliche Regelung der Bktriebsräte, insbesondere ihren Aufgabenkrei», Anregungen zu erbalten und die Er fahrungen der Praxis zu verwerten. Rach einem ein leitenden Referat fand eine gesonderte Besprechung der Betriebsräte statt. DaS Ergebnis dieser Sonderberatungen war eine, formulierte Aufzeichnung deS für die künftigen Betriebsräte gewünschten Aufgabenkreises. An der Spitze dieser Erklärung steht der Satz: „Dem Betriebsrat steht das volle Kontroll- und Mitbestimmungsrecht über alle Angelegenheiten des Betriebes und der Verwaltung deS Unternehmens zu.* Das Reichsarbeitsministerium vertrat die Anficht, daß der Entwurf den Betriebsräten bereits weitgehende Mit arbett und Kontrolle auf tzvirtschaftlichem Gebiet sichere; die einheitliche ökonomische und technische Leitung d«S Be triebe» aber dürfe durch die gleichberechtige Mitbestim mung des Betriebsrats in keiner Weife beeinträchtigt werden, vielmehr könne die auch von der Regierung gewünschte Sozialisierung nicht von unten, sondern nur von oben, durch die im Enirvurf her Reichsoerfaffung vorgesehenen Bezirkswtrtschaitsräte und den Reichswirt- schastSrat erfolgen. Leider fanden sich die Vertreter der Betriebsräte in ihrer Mehrheit nicht bereit, in eine Einzel beratung deS vorgelegten Referentenentwurfs einzutreten, glaubten vielmehr, an ihrer an die Spitze gestellten programmatischen Forderung unter allen Umständen fest halten zu muffen. Die Negierung wird trotz dieses be dauerlichen Verzichtes auf praktische Mitarbeit an ihrer Absicht festhalten, der Nationalversammlung in kürzester Frist ein Betriebsratsgesetz vorzulegen. Rechtspflege im neuen Reiche. Verhandlungen der Nationalversammlung. Weimar, 11. Juli. . Nach Erledigung der Friedensfrage und der ersten Lesung der S.eueroorlagen hat die Nationalversammlung sich erneut mit der VerfaffungSfrage beschäftigt und zu nächst das Kapitel „Rechtspflege* beraten. Die bisher im Gerichtsoerfaffungsgesetz aufgestellten Grundsätze, die eine sichere und voll äußeren" Einflüssen freie Rechtsprechung gewährleisten sollten, find durch die Artikel lOI ff. in die Berfaffuyg übernommen worden. Diese Vorschriften halten nicht nur die bisher bewährte« Grundsätze fest, daß die Richter unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen sein sollen, sondern sie kommen auch anderen Wünschen, die in neuerer Zeit in immer steigendem Maße in der Öffentlichkeit -um Aus druck gekommen sind, weit entgegen. ES können Altersgrenzen festgesetzt werdm, bei deren Erreichung Richter in den Ruhestand treten. Die Militär gerichtsbarkeit wird, außer für Kriegszeiten, aufgehoben, und im Reiche und in den Ländern müssen Verwaltungs- gerjchte zum Schutze der einzelnen gegen Anordnungen und Verfügungen der Verwaltungsbehörden eingerichtet werden. Gelegentlich der Beratung dieser Vorschriften hat sich an den Antrag der Unabhängigen auf Einsetzung von Volksgerichten eine lebhafte Debatte angeschloffen. Es ist hier wieder daS Wort „Klassenjustiz* gefallen, eines der bösesten Schlagworte, die gegen daS berufs mäßige Richtertum geschleudert worden find. Geht man der Sache auf den Grund, so wird man finden, daß alle, die diesen Ausdruck verwenden, immer nur an die Strafjustiz denken. Diese ist aber nur ein Bruchteil der Rechtspflege, die daneben die Zioil- gerichtsbarkeit und die sogenannte freiwillige Gerichts barkeit in sich begreift. ES ist anzunehmen, daß eine Partei, deren Führer Rechtsanwälte sind, nicht die Ab sicht baden kann, die Gerichtsbarkeit auch nur hinsichtlich Ler Strafsachen ausschließlich Laienrichtern anzuvertrauen. Laien können neben leitenden Berufsrichtern gut wirken, und in Erkenntnis dieser Tatsachen wird die zu erwar tende Ergänzung zum Gerichtsverfassungsgesetz den ge mischten Gerichten einen gröberen Wirkungskreis zuweisen. In der Nationalversammlung wurde denn auch, ab gesehen von den Antragstellern, der Gedanke, die Richter durch Wahl den Parteieinflüssen zu unterwerfen, von allen Seiten zurückgewiefen. Die die Rechtspflege betreffenden Vorschriften sind fast unverändert qngenommen worden. Nur ist zu den Art. 103 Und 104 ein Antrag Gröber an genommen worden, wonach die Militärgerichtsbarkeit auch an Bord aufrechterhalten wird, und es ist ferner die Auf hebung der Militärehrengerichte beschlossen worden. Wie der preußische Kriegsminister Reinhardt mitteilte, soll für das Heer eine Disziplinarkammer neu eingerichtet werde«. Wilsons Rede im Senat. Völkerbund und Handel mit Deutschland. Wafhingto», 11. Juli. Präsident Wilson erklärte in seiner Rede vor dem Senat in bezug auf den Völkerbund, dieser sei nicht nur ein Werkzeug, um früheres Unrecht durch den neuen Friedensvertrag wieder gut zu machen, sondern er sei die Hoffnung der Menschheit. Der Bund sei tatsächlich eine Notwendigkeit sür die Aufrechterhaltung der Neuordnung geworden, welche die Urheber des Vertrages in der Welt errichten wollten. Wilson erklärte, das Werk der Friedens konferenz stimme als Ganzes mit den Grundsätzen überein, die man gemeinsam als Grundlage deS Friedens ange nommen habe, und die Kompromisse, die als unvermeid lich angenommen wurden, schnitten nirgends irgend einem dieser Grundsätze ins Herz. In einer Unterredung mit Pressevertretern versicherte der Präsident, die amerikanischen Truppen müßten am Rhein bleiben, bis Deutschland alles Material, das im Friedensoertrage gefordert werde, ausgeliefert habe. Wilson teilte mit daß der Völkerbundoertrag in jeden der in Versailles abgeschloffenen Verträge etngefügt werden wird. Er sei der Ansicht, daß die assoziierten Mächte sobald wie möglich den Handel mit Deutschland wieder aufnähmen, um die Rehabilitierung Deutschlands zu gestatten. Italien -roht mit Austritt aus -er Entente. Annäherung an Deutschland? Pari», 11. Juli. Die Spannung zwischen Frankreich und Italien wird immer größer und die Beziehungen werden immer schwieriger. Ein Italiener, der enge Beziehungen zur italienischen Delegation unterhält, teilt mit, daß Italien der Ansicht ist, Frankreich wünsche Deutschlands Stelle als europäische Wacht selbst einzunehmen. In diesem Falle wolle sich aber Italien zurückziehen. Italien kann sich mit den ihm zugewiesenen Gebieten Nicht zufrieden geben. Die Mitteilung, daß den Südslawen vom Rat der Fünf wieder neues österreichisches Gebiet zugesprochen wird, dürste die Lage noch verschlimmern. Lloyd Georges Triumphwagen. Da« .Schmachg-rlcht" fllr Wilhelm »I. Der von altgermanischer Treue diktierte Brief Hindenburgs an Marschall Foch und sein mannhaftes Eintreten für seinen ehemaligen Obersten Kriegsherrn dürfte in der baßgeschwängerten Atmosphäre in'Frankreich und England leider kaum einen tieferen Eindruck hinter- ' lassen. Die dortigen Machthaber müffen da» Volk ab- halten von tieferem Nachdenken. Deshalb gibt man thm Brot und Spiele und dazu gehört unabänderlich daS Schmachgericht über Wilhelm II. Nicht auf den ehe maligen Kaiser, mag geschehen sein, was will, füllt die Schmach, wohl aber aut die Veranstalter dieser »Volks belustigung*. Die sensationelle Gerichtssitzung. Äußerst treffend kennzeichnet ein neutrale» Blatt, der Lieuwe Rotterbamsche Courant*, die ganze englische Mache, indem eS sagt: „Römische Lriumphatoren ließen die Angesehensten eines gechlagenen Volkes gefeffelt hinter dem Siege»- wagen einhergehen. Zn Karthago Uetz man solche Unglück lichen vom Volke, zu Tode martern. Die römischen Kaiser seien, sügt aber gleich hinzu: „Wir sind jedoch nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen, da bei der allgemeinen Unter grabung der Staatsautorität unS jedes Machtmittel zum Einschreiten fehlt.* , Drutscher Handelsweitbewerb. Vorbedingungen des Wiederaufbaus. ES kann nicht oft genug betont werden, daß eine Ge sundung unseres Wirtschaftslebens nur möglich ist, wenn wir uns ganz klar über die Lage sind, in die unS der Krieg und sein Ausgang versetzt haben. Die Haupt- . schwierigkeit, der wir uns gegenübersehen, besteht in dem überaus schlechten Kursstände unseres Geldes und in dem völligen Mangel an Rohstoffen für unsere Industrie. Da durch sind Handel und Industrie in gleicher Weise lahm gelegt, ganz so, wie es England bei Beginn des Krieges sür sich als Kriegsziel in seinen führenden Zeitungen proklamiert hat. Am schlimmsten steht es freilich um die Industrie; denn der Handel kann schließlich auch durch die Einfuhr fremder Erzeugnisse des Lebensmittel- und Warenmarktes Werte schaffen. Die Industrie aber kann nur wirken, wenn sie entweder Rohstoffe oder zumindest Halbfabrikate hat. Gerade vpm Wiederaufbau der Industrie aber hängt das Wohl und Wehe von Millionen Arbeitern ^.ab, ihre Lebensfähigkeit entscheidet letzten Endes über die Frage, ob bas neue Reich seine Menschen ernähren und ihnen Arbeit zu geben vermag. Daß wir aber bei der Wiederbelebung von Industrie und Handel apf unsere Feinde nicht zählen können, sondern vor allem Frankreich und England gegen unS arbeiten sehen werden, darüber kann kein Zweifel mehr herrschen. Das zeigt ja ein Blick auf die Handels- verhältniffe in Lest neutralen Staaten, wie sie sich in den letzten Wochen — nachdem man in Ententekreisen der Unterzeichnung des Friedens sicher war — herausgebildet haben. Alle nordischen Blätter, soweit sie nicht in Diensten der Entente stehen, führen schmerzliche Klage über die geradezu beispiellose Überschwemmung mit Ententewaren, die den inländischen Markt völlig lahm legen und der heimischen Industrie zur schwersten Gefahr werden. Kein Wunder, wenn sich immer energischer der Ruf nach Ein fuhrverbote erhebt. Aber die Entente wird sich be eilen schnell die Märkte zu erobern, deren sie bedarf, um ihre Vorräte günstig loszuschlagen. Es zeigt sich erst jetzt, daß unsere Feinde ungeheure Vorräte aller Art auf gehäuft haben, die sie nun möglichst schnell unter die Leute bringen müssen, ehe der Weltmarkt preisregulierend ' eingreift. Wie die neutralen Staaten, so werden auch wir bald von dieser Überschwemmung heimgesucht werden. Ist eS doch ein öffentliches Geheimnis, daß englische Offiziere einen angenehmen und ertragreichen Nebenberuf daraus machen, in gewissen Städten des besetzten Gebietes Fracht briefe zu stempeln, mit deren Hilfe Waren nach Deutsch land „verschoben* werden. Wenn die Warenüberschwemmung sich so wetter entwickelt, so wird sich auch bei uns bald dasselbe Bild zeigen wie in den also heimgesuchten neutralen Staaten. Die Kauflust, die bei hohen Preisen infolge deS Warenmangels sehr lebhaft war, gerät bei fallenden Preisen und Warenüberfluß sehr schnell inS Stocken. Und dabei macht sich bald die Konkurrenz der Handeltreibenden geltend, die, um nur ihre Waren abzu setzen, einander unterbieten. Wollen wir bei uns eine solche Entwicklung, d. h. die Überschwemmung des Marktes mit Waren, deren wir zunächst nicht notwendig bedürfen, verhindern, so bleibt nichts übrig als vernünftige Einfuhr verbote zu erlassen, soweit wir nach dem Friedensoertrage dazu in der Lage find. Der reelle Handel aber und die heimische Industrie müffen mit allen Mitteln gehoben und fähig gemacht werden, mit den andern Ländern auf dem Weltmarkt zu konkurrieren. DaS wird sich vielleicht am besten machen lasten durch Schaffung eines Kreditinstitutes für Außen handel, wie es kürzlich in Italien ins Leben gerufen worden ist. Wenn unS auch die finanziellen Sorgen des Friedens fast erdrücken, wir müffen Gelder für ein solches Institut schaffen, wenn wir noch einmal den Handel als Bahnbrecher einer leistungsfähigen Industrie und damit als Fundament unserer Gesamtwirtschaft sehen wollen. In Japan hat das neue Handelskreditinstitut den Charakter einer Reichssparkaffe, ein Gedanke, der sich in Deutschland mit höherer Aussicht auf Erfolg verwirklichen ließe. Auf diele Weise käme das neue Kreditinstitut schnell zu Kapital, während die Sparer je nach dem Stande der Geschäfte mit kleinen Sätzen am Gewinne beteiligt werden könnten. Wie immer man das Problem aber auch lösen mag, wichtig ist vor allem, daß wir schnellstens unseren Handel in die Möglichkeit versetzen, auf dem Weltmarkt zu erscheinen, ehe die Feinde, wie jetzt in den Nordlanden und in Südamerika, die deutschen Waren ein für allemal verdrängt haben. äk, ^.O. Znnenkolonisaüon flat« Auswanderung. Von Ludwig Eschwege. AlS den Vorfahren des deutschen Volkes, den alten Germanen, der heimische Acker zu eng wurde, kam es zur Völkerwanderung, und es dauerte Jahrhunderte, bis der Zustand deS politischen und wirtschaftlichen Gleichgewichts in Europa wiederhergestellt war. Der Zustand, in den unS die Nachwirkungen des Krieges versetzt und zu dem unS mit voller Absicht die Bedingungen der Sieger ver urteilt haben, ist danach angetan, eine neue deutsche Völkerwanderung hervorzurufen. DaS ergibt sich aus folgender kurzen Überlegung: Vor dem Krieg Hatter^ wir einen Außenhandel von rund 22 Milliarden Mark jäbnich, der sich zu etwa gleichen Teilen aus Ein- und Ausfuhr zusammensetzte. Diese Ziffern sind bestenfalls erst in Jahrzehnten wieder zu erreichen. Wohl bedeutet der hohe Stand der ausländischen Wechselkurse eine starke Ausfuhr prämie für den deutschen Fabrikanten. Aber was nützt unS diese gegenüber den sonstigen Umständen, die einer umfassenden Wiederaufnahme unseres Außenhandels ent- gegenstehen? Für unsere ehemals wichtigen Absatz gebiete, öle überseeischen Länder, fehlt es uns vorläufig so ziemlich an allem: An Schiffen, Kapital, Rohstoffen, Verträum zu unserer Liefer- fähigkett, da» durch die Wirrm der Revolution arg er schüttert wurde, dazu die Zerstörung der in langer Friedensarbeit geschaffenen ausländischen Organisationen. ES gehört schon starkes Vertrauen zu unserer eigmen Kraft dazu, um kosten zu könnm. daß wir nach langen