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Nachrichten für Naunhof : 29.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191906299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-06
- Tag 1919-06-29
-
Monat
1919-06
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 29.06.1919
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zweckten lediglich eine Vervollständigung der Stammrollen, um einen Überblick über die Zahl der zur Anwerbung verfügbaren Angehörigen deS Beurlaubtenstandes zu er- batten. * Herabsetzung der Lebensmittelpreise. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, soll die Regierung entschlossen sein, erhebliche Mittel — eS handelt fich um Forderungen von etwa S Milliarden Mark — aufzuwenden, um die Lebensmittelpreise zu senken. Auf der andern Seite soll dann aber auch rücksichtslos oorgegangen werden bei Versuchen, durch wilde Streiks und Unruhen das wiriichaftliche Leben zu stören. Der Tag der Unterzeichnung. Am Sonnabend nachmittag 8 Ubr. Versailles, 27. Juni. Der Oberste Rat -er Alliierte» hat nach einer Meldung des „TempS" beschlossen, die Unterzeichnung deS Friedens- Vertrages ans Sonnabend, de» 28. Juni, S Uhr nach mittags, festzusetzen. Die Mitglieder der Reichsregierung, Hermann Müller und Dr. Bell, die in der gestrigen Kabinetts- fitzung mit der Unterzeichnung des FriedenSoertrageS beauftragt worden sind, haben gestern abend die Reise nach Versailles angetreten. Der Entente ist die Tatsache der Abreise und der Bevollmächtigung der beiden Minister mitgeleilt worden. Die Mitteilung lief bei der Entente ein, als man gerade beschlossen hatte, die deutsche Re gierung aufzufordern, binnen kürzester Frist eine mit aus reichenden Vollmachten versehene Abordnung zur Unter zeichnung zu entsenden. Der feierliche Att. . Außer den Mitgliedern der Konferenz und dem Personal werden 250 Personen eingeladen werden, darunter das Bureau der Kammer und des Senats, so wie einige Mitglieder der Kammer und deS Senats, die den Krieg oow 1870 miterlebb haben. Marschall Petain wird mit sechs französischen Generalen der Feierlichkeit beiwohnen, ferner 400 Journalisten und einige Damen, darunter Frau Wilson. Clemenceau scheint nicht geneigt zu sein, eine Eröffnungsrede zu halten, er wird vielmehr die Sitzung einfach für eröffnet erklären. Mit Rücksicht auf die große Anzahl der Unterzeichnenden ist vorgesehen worden, daß die Siegel schon vorher an dem Vertrag be festigt werden. Der Leiter deS Protokolls, William Martin, wird den Friedensvertrag zuerst Clemenceau, Wilson und Llovd George, die auf den Sesseln in der Mitte der Versamm lung Platz nehmen, zur Unterzeichnung überreichen. Darauf wird der Vertrag auf einen Tisch in der Mitte des Saales gelegt werden, worauf die anderen Abge ordneten ihn unterzeichnen werden. Ferner wird ein französischer Soldat, der aus den Reihen derjenigen gewählt sein wird, die den ganzen Feldzug in den Schützengräben mitgemacht haben, inmitten der Bevoll mächtigten sitzen. Unruhe in Paris. Die Pariser Blätter lassen erkennen, daß man noch mit einem Aufschub der Unterzeichnung rechnet, da nicht alle italienischen Delegationsmitglieder anwesend sind. Und doch hat man mit der Unterzeichnung Eile. Das zeigt ein Artikel der .Populaire", in dem eS heißt: »Jeder Tag bringt neue Schwierigkeiten, läßt neue Konflikte oorausseden. Täglich wird die Brüchigkeit deS unförm lichen Werkes deutlicher, das mühsam von denen aus gearbeitet worden ist, die sich den Titel Vertreter der Zivilisation anmaßen. Der Ministerwech el in Italien ist ein Ereignis von größter Tragweite. Heute darf man sagen, daß Sonnino daran dachte, Serbien und Griechen land den Krieg zu erklären. Die Ministerkrise hat diesen Plan durchkreuzt, aber die neue Orientierung des Kabinetts Nitti läßt Ereignisse von noch größerer Be deutung voraussehen nämlich die Annäherung Italiens an Deutschland. Die Beziehungen znMchen der siegreichen Entente und den andern Staaten kündigen fich keineswegs im Geist des Friedens an. Nachdem sie Deutschland einen Gewaltsrteden aufgezwungen haben, müssen die Alliierten dem bewegten Lande gegenüber den Ton der Drohung festhalten. Ein Friede der Versöhnung hätte die Hinder nisse beseitigen können. Unsere Imperialisten haben einen Frieden der Gewalt oorgezogen, und die Völker werden nun die Last tragen müssen, die dieser Friede ihnen aus erlegt. Das sind die Schwierigkeiten, die fich für Frank reich ergeben." Kirche «nd Schule. Heber dieses Thema sprach am Mittwochabend der Sozialdemo krat Lehrer Vollstädt-Leipzig in einer von unserem Ortsverein einberusenen Versammlung. Er fand durch einen kurzen Rückblick aus die Kriegsgeschichte die Schuld des deutschen Volkes in seiner inneren Unwahrhaftiakeit. Darum mutz bei der Jugend die Arbeit zur Kebung des Wahrheitssinnes angesetzt werden. Welche Hem mungen hatte in diesem Streben unsre Schule bisher zu erleiden? Sie war selbst nicht frei. Sie lag in Fesseln der Kirche. Anfang und Ende des Unterrichts war in den Dienst der Religion gestellt. Die Kirche sührte darüber strengste Aufsicht. Aber gerade durch den Zwang im Schulgebet wird den Kindern Unaufrichtigkeit anerzogen. Nach einer scharfen Kritik des Verhältnisses der Kirche zur Wahrheit in der sozialen Bewegung ging der Redner des näheren auf die Stellung der Kirche zur Schule ein. Der Memorterzwang, den die Schule auf Befehl der Kirche im Katechismusunterricht auszuüden hatte, war eine Kulturschande. Für das Kind eine unfruchtbare Verschwendung wertvollster geistiger Kraft, für den Lehrer ein Greuel. Ader wehe ihm, wenn er sich davon zu befreien suchtet Alle Vor stellungen bei den maßgebenden Stellen blieben erfolglos. Die legendenhaften Stoffs der biblischen Geschichte brachten den Lehrer in Zwiespalt mit seiner naturwissenschaftlichen Weltanschauung und ließen ihn in den Augen reiserer Kinder als unwahrhaftig erscheinen. Zwar suchte die Lehrerschaft das Moralische solcher Geschichten zu betonen, doch gibt es dafür viele geeignetere Stoffe. Auch Religions- Prüfung und -Zensuren sind ein Unding, eine völlige Verkennung des Wesens der Religion, die Gefühlssache ist. Aber der Geistliche war der unumschränkte Kerr in der einfachen Volksschule, der Lehrer war sein Knecht. Darin log auch der Grund zu dem ost gespckmten Verhältnis zwischen beiden, was das Erziehungswerk in der Schule durchaus nicht förderte. — Um l 900 begann der scharfe Kamps der Lehrerschast. Er führte 1908 zu den Zwickauer Thesen: Der Rell- gionsunterricht, der eine selbständige Veranstaltung der Volksschule ist, hat die Ausgabe, die Gesinnung Jesu im Kmde lebendig zu machen. Er darf nicht dogmatisch sein und muß im Einklang stehen mit den gesicherten Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung und dem geläuterten sittlichen Empfinden unsrer Zeit. Die kirchliche Auf sicht ift aufzuheben. Aber das neue Volksschulgesetz von 1912 brachte keine Erfüllung dieser Forderungen. Die Revolution von 19>8 zeitigte die Leipziger Thesen: 3m Mittelpunkt des Moralunter, richts stehen Vorbilder sittlicher Lebensführung. Dem Kinde muß eine Grundlage zu eigener späterer Weltanschauung gegeben werden. Jeder kirchliche Einfluß ist aus der Schule zu entfernen. Sinter diesen Sätzen steht die gesamte sächsische Lehrerschast. Die Schulgesetz- gebungskommtsfion arbeitete in ihrem Sinn« einen Gesetzentwurf aus, der von der Volkskammer angenommen wurde. Aber der neue Aeatemngsenkwurf des llebergangsgesetzes beläßt den Religionsunter richt in der Volksschule bis die Nationalversammlung darüber be schlossen hat. Durch einige Sätze des Erfurter Programms bewies der Dortrageni«, daß die soz -dem. Partei die. Forderungen der Lehrerschast unterstützt. Die auf den Vortrag folgende Aussprache war zum Teil sehr bewegt. Kerr Pfarrer Serbrig erklärte, daß der Geistliche vom Staate oft gegen seine persönliche Ueberzeugung zur Ortsschulauffichk gezwungen worden wäre. Er selbst habe mit der Lehrerschaft immer im besten Einvernehmen gearbeitet. Das letztere wird ihm dann auch von Vertretern der Lehrerschast gern bezeugt. Kerr Pfarrer Valter unterstützt die Forderung, daß der konfessionelle Religion?- unterricht aus der Schule zu entfernen ist, verlangt aber dafür die Gewährung solchen Unterrichts für Kinder, deren Eltern ihn wünschen. Kerr Wendt wünscht eine Aeußerung der Naunhofer Lehrer. Er verurteilt das Einsammeln von Entscheidungen der Eltern für oder gegen den Religionsunterricht, da unter den Laten bis setzt noch keine Klarheit über die neuen Ziele geherrscht habe. Kerr Oberlehrer Meusel betont, daß Religion persönliche Gefühlssache und jeder Zwang zu vermeiden sei. und erklärt, daß die hiesige Lehrerschaft auf dem Boden der Leipziger Thesen stehe. 3n demselben Sinne spricht Kerr Lehrer Richter. Di« Eltern möchten nicht befürchten, daß ihre Kinder in der Schule zu gottlosen Menschen gemacht werden sollten. Sie sollen vielmehr zu braven, rechtschaffenen StaaisbÜrgern erzogen werden. Aber für dos Verständnis und die Beurteilung der kirchlichen Dogmen find sie noch nicht reif. Kerr Schimpf meint, daß auch in der neuen Schule Gewissenszwang, nur von der ent- gegengesetzten Seite, verübt werde. Kerr Oberläuter sieht in dem Kampf der Kirche gegen die neuen Ideen nur die Sorge um Einbuße ihrer Einkünfte. — Noch andere Stimmen sprachen zu einzelnen Streitpunkten. Kerr Lehrer Vollstädt widerlegte in seinem Schlußwort einige Entgegnungen und ermähnte zu Toleranz gerade in der Frage der Religion. Alles Neue möge unter dem Leitsätze geschehen: Laßt uns in Liebe unsern Kindern leben? Zum Schluffe nahm die Versammlung gegen 4 Stimmen eine Resolution an die Volkskammer an, worin die Weltlichkeit der Schule und die Stellung der bisherigen Schuldirektoren zur Wieder- wähl gefordert wurde. Stadtgemeinderats-Sitzung Aus der Stadtgemeinderatssitzung am Donnerstag können wegey Raumbeschränkung nur einige wichtige Punkte näher hervor- gehoben werden. Es sei daher aus die wetteren Beschlüsse im amt- kicken Bericht htngewtesen. Außer Stodtr. vr. Richter und den Stodlv. Kühne und Kackelberg waren sämtliche Mitglieder anwesend. — Zur Derbandsversammlung des Landespenfionsoerbandes sächsischer Gc- meinden, welche am 5. Juli in Dresden stattfindet, soll der Vorsitzende, Kerr Bürgermeister Willer delegiert werden. — Erneut beschäftigte sich der Sladtgemeinderat mit der Beschaffenheit des Wassers in der Schloßmühle. Der Befund des Bades, welches von zwei Stadtv.- Mitgl. geprüft worden war, wurde tn einem eingeretchten Schriftstück klargelegt, desgl. war daraus eine Wasserprobe entnommen worden, welche einen schlammigen Bodensatz ergab. Es wurde festgestellk, daß der Befund des Bades kein günstiger gewesen und die Beschaffen heit des Masters als nicht gesundheitfördernd anzusehen sei. Es soll daher sofort eine chemische Untersuchung des Masters vorgenommen werden. Für dieses Jahr ließ sich eine gründliche Reinigung des Schloßmühlen-Dades wegen zu hohen Grundwasterstandes nicht er möglichen, zumal die Badesaison zu weit vorgeschritten ist und der Besitzer dadurch wirtschaftlich geschädigt würde. — Für die diesjährige städtische Kirschenernte wurde Kerrn Gastwirt Karl Adler der Zuschlag erteilt. Kenntnis genommen wurde von dem An- und Verkauf von Kirschen, diese werden nach Eintreffen zum Preise von 75 Psg. das Phund nur an unsere ansässigen Einwohner abgegeben. - Der Umbau des städtischen Grundstücks Langestraße 1 wurde Kerrn Bau- meister Oehmichen avschlagsgemäß übertragen. Ferner wurde die Anlegung einer Warmwasserheizung in Aussicht genommen. — In einigen Gasanstaltssachen wurde u. a. der Beschluß gefaßt, daß die Gasmeffermiete ab 1. Juli in Wegfall kommt, dagegen wurde der Gaspreis für Leuchtgas auf 70 Psg. je ebm erhöht, für gewerbliches Gas auf 60 Pfg. Es mußte diese weitere Erhöhung vorgenommen werden, da seinerzeit zu lange gezögert worden ist, ehe eine Gaspreis erhöhung in unserm Orte vorgenommen wurde, während andere Ge meinden uns darin längst voraus waren. Die Gasanstoltskasse ist empfindlich geschwächt worden, da Löhne sowie Materialien, Kohlen usw. enorm im Preise gestiegen sind. — Ferner gibt der Vorsitzende Kenntnis von einem eingegangenen Schreiben des Kerrn Or. Richter, worin dieser mitteilt, daß er sein Amt als Stadtrat im Stadtgemeinde rat schon jetzt ntederlsge und begründet sein Ausscheiden damit, daß durch das Gesetz vom 4. 6. 19 in Sachsen alle bisherigen unbesol- beten Stadträte bis Ende dieses Jahres auszuscheiden haben. Kier- über entwickelt sich eine rege Aussprache, in der zum Ausdruck ge bracht wurde, daß seine Tätigkeit im Stadtgemeinderot gerade jetzt erwünscht und noch dringend erforderlich erscheine Sein bisheriges Interesse für die Gemeinde Naunhof dürfe er ober jetzt nicht durch Interesselosigkeit kundiun. Der Sladtgemeinderat erachtet die in der Zuschrift angeführte Begründung als nicht stichhaltig genug und lehnt sein Entlastungsgesuch ab. p. Sächsische und Lokal« Mitteilungen. Naunhof, den 28. Juni 1919. Merkblatt fiir den 2». und »6. Jnnt. Sonnenaufgang 8" (8") > Mondaufgang 5" (7°^ Sonnenuntergang 8" (8") I Monduntergong 9'° (9") 29. Juni: Deutscher Staatsmann Karl Freiherr von und zuM Stein gest. — 1898 Englischer Naturforscher Huxley gest. 30. Juni: 1917 Abbruch der Beziehungen Griechenlands zu den Mittelmächten. — Naunhof. Der gestrige Tag als Siebenschläfer brachte einen durchdringenden Landregen. Der Volksglaube, daß es nun sieben Wochen regnet, kann uns nicht schrecken. Wenn die alte Wetterregel vom Siebenschläfer zutrifft, so erklärt sich dieses Zu sammentreffen nur daraus, daß der Juli und die erste Augusthälfte reich an Gewittern sind, und es gar nickt etwas so sehr Besonderes ist, wenn alle Tage ein kurzer Gewitterschauer eintritt. Der gestrige Regen war äußerst notwendig und für Garten und Feld sehr er wünscht. — Naunhof. Ein srohbewegies Leben dürfte morgen Sonntag bei schönem Wetter auf der Wiese neben dem Gasthaus .Kerberge Zur Keimat' an der Leipziger Straße fich zeigen, woselbst bei Konzert und allerlei Belustigung der Arbeiter-Radfahrerverein .Frisch aus' sein 12. Stiftungsfest begeht. Segen ' ,5 Uhr findet Korsosahrt durch die Stadt statt, wonach sich im Gasthof ,zum goldnen Stern' ein Festball anschließen wird. Freunde und Gönner des Spotts ladet der sestgebende Verein hierzu ein. (Siehe Inserat.) — Naunhof. Zum Mittwochs-Vortrag Woldemar Sacks im Rothenburger Erker. Bei vielen öffentlichen Versammlungen der letzten Zeit hat sich der Uebelstand herausgestellt, daß der Redner des Abends seinen Vortrag zu lange ausdehnte, so daß sür die oft erst in später Nachtstunde einsetzende Aussprache, die doch der Haupt zweck eines Diskussionsabends ist, wenig oder äar keine Zeit übrig- blieb. Der Vortragende wird daher dieses Mal mindestens IV, Stunden Raum für die Debatte freilaffen, so daß insbesondere gegne rische Meinungen ausgiebig zu Motte kommen können. — Naunhof. Der unermüdlichen Tätigkeit des Vertrauensmannes des Krrisvereines Naunhof des V. D. K. zu Leipzig, Kerrn Wähner, verdanken wir einen interessanten Abend. Kerrn Wähner ist es ge lungen, sür die am 26 ds. tn der Waldschänke stattgefundene Zu sammenkunft einen Redner, Kerrn Verdandssekretar Dittmar aus Leipzig, zu gewinnen, der in sachlicher Form über die bevorstehende Gründung eines Einheitsverbandes kaufmännischer, technischer weib licher und männlicher Angestellten und dessen Ziele Aufschluß gab. Mit Genugtuung ist es zu verzeichnen, daß sich an der Versammlung außer einer Anzahl männlicher Mitgliedes und Nichtmitalteder, auch ein größerer Kreis Damen einfand und dadurch das Interesse be kundete, welches sich der Einheitsverband in weiten Kressen der An. gestelltenschast zu erringen beginnt. Nach Begrüßung der Erschienenen durch Sem» Wähner, erteilte dieser Serm Dittmar das Wort, welcher die Vorteil« des geplanten Zusammenschluffes fast aller bestehenden kausmänntfchen und technischen Verbände zu einem mächtigen Ganzen darlegte. Kerr D. wies u. a. auch auf die unausbleibliche Zukunft von Betriebsräten und dem geplanten Parlament der Arbeit hin und auf di« Stellung, welche die Angestellten innerhalb dieser Gründungen einnehmen sollen. Die Angestelltenschaft soll unter die Vormundschaft der Arbeiter gestellt werden. Das will der Einheitsverdand mit allen Mitteln verhindern. Die geistigen Arbeiter müssen mindestens gleich berechtigt mit den Kandarbeitern sein. Redner berührte weiter die Fragen, wie Sozialisierung, allgemeines Arbeitsrecht usw. und oer- weilte in seiner Rede des längeren bei dem augenblicklich brennendsten Punkt im kaufmännischen Leden: der Frauenfrage. Die Frau ist heute mit dem Geschäftsleben so innig verbunden, daß ein solidarisches Zusammenarbeiten nicht nur dem weiblichen, sondern auch dem männ- ltchen Arbeitsnehmer nur zum Vorteil gereichen kann. Selbstver ständlich sind nock Auswüchse der Frauenarbeit zu beseitigen, was aber gerade der kommende Einheitsverband am besten zu Wege bringen wird. Ohne die objektive Richtung seiner Ausführungen zu verlassen, kommt der Redner hierbei auf die Taktik des Deutsch- riationalen Kandlungsgehilsenverbandes zu sprechen, der bekanntlich den Anschluß an. den Einheitsoerband abgelehnt hat, indem er diese Ablehnung mit der Beteiligung der Frau und der technischen Ange stelltenschaft begründet, während der wirkliche Grund in seinem Kamp? gegen das Judentum zu suchen ist. Es wird vermutet, daß der D K. V. nach der einen Seite hin die Ausrottung der Frau aus der Geschäftswelt mit allen Mitteln betreibe, während er aus der anderen Seile weibliche Mitglieder für einen Spezialoerband kaufmännischer Angestellter zu werden suche. Im Anschluß darauf verwahrt sich Kerr D. im Namen des V. D. K. energisch gegen den Wortlaut eines in der Donnerstagausgabe der Nachrichten für Naunhvs erschienenen Eingesandts mit W. S. unterzeichnet, dessen Versassir man zwar nicht kenne, seine Schreibweise aber cntschiedcu nach Deutschnationaler Gesinnung schmecke. Redner bedauerte sehr, daß der in Frage stehende Kerr nicht die Gelegenheit wahrgenommcn hat, tn der gegenwärtigen Versammlung die in dem Eingesandt .nicht näher zu erörternden Gründe' persönlich zu erläutern. Nach dem an den Redner noch einige allgemein interessierende Fragen ge richtet wurden, die dieser bereitwilligst beantwortete, schloß Kerr Wähner nach einem Dankeswort für Kerrn Dittmar um 10 Uhr die Versammlung. Eine angeregte Unterhaltung hielt dann noch einen Teil der Damen und Kerren bis kurz vor Polizeistunde zusammen. L. tt, — Das heutige Mielrechl — Wichtig sür Kausbesiher und Mieter. Die Bestimmungen des heutigen Mietrechts sind den Ver mietern und Mietern noch nicht so vollständig bekannt, wie es ihrem Interesse entspricht. Nach der Verordnung des Bundesrates vom 23. Sepember 1918 zum Schutze der Mieter kann der Vermieter von Wohnräumen ein Mtelverhättnis rechtswirksam nur mit oorhe^ger Zustimmung des Mietetnigungsamtes (Grimma) kündigen. — Noch immer bestehen Unklarheiten darüber, von welchem Zeitpunkt an die Erhöhung des Mietzinses, soweit sie überhaupt berechtigt ist, beansprucht werden kann. So lange nicht die Wohnung rechtsgültig gekündigt und die Kündigungsfrist abgelaufen ist, besteht das alte Mietverhältnis und der Vermieter hat ebensowenig eine Erhöhung, wie der Mieier eine Ermäßigung des Mietzinses zu verlangen. Die amtliche Begründung der Verordnung vom 23. September 19l8 sührt in Uebereinstimmung hiermit aus: .Während des Laufes eines ungc- kündigten oder unkündbaren Mietverhältniffes kann der Vermieter den Mietzins nicht steigern; auf etwaige Forderungen in dieser Kinsicht braucht der Mieter nicht einzugehen". Ein Mietsteigerung kann demnach nur von dem Zeitpunkte ab verlangt werden, für den eine Kündigung zulässig ist, z. B. würde bet einer Mietsieigerung — vierteljährliche Kündigung und nachträgliche Zahlung des Mietzinses vorausgesetzt — die am l. Juli erklärt wird, der erhöhte Mietzins erstmalig aus das Vierteljahr vom l. Oktober bis 1. Januar fällig, also am 1. Januar zu bezahlen sein. A.— Nach einer Verordnung des Relchswittschaflsmtnisteriums muh tn diesem Jahre infolge großer Zuckerknappheit jedwede Ver teilung von Einmachzucker unterbleib«». A.— Wegen Kochstpreisüberschreitung bei Kartoffeln sind in letzter Zeit ein Erzeuger und ein Verbraucher zu Geldftrafen verur teilt worden. — Bet der Versorgungsabteilung des Bezirkstzommandos gehen wiederholt Anträge von den Ortsgruppenvorständen ein. In den Schreiben werden oft sür mehrere Kriegsbeschädigte Anträge gestellt. Da dies sür den Dienstdelrleb nicht zulässig ist, werden die Kriegsbeschädigten daraus aufmerksam gemacht, daß sie jeden Antrag selbst zu unterschreiben haben. — Diejenigen Kriegsbeschädigten, die vor dem 9. l1. 18. entlassen sind, und noch keinen Antrag aus Gewährung der einmaligen Zvwcndung von 50,— Mk. eingereichl haben, werden darauf hingewiesen, die Anträge umgehend bis spätestens 1. 7. 19 einzureichen. W.-M. Keine Wiedereinführung der Eierbewirtschajtung. In einem Teile der Presse findet sich die Nachricht, wonach einer aus Kohenstein-Ernstthal im Landeslebensmittelamt zu Verhandlungen über die dortige Lebenslage vorsprechende Abordnung eröffnet worden sei, daß die Wiedereinführung der Eterbewirtschaftung beoorstehe. Diese Nachricht ist unrichtig. Der Abordnung ist vielmehr erklärt worden, daß dos Landeslebensmitlelamt die Entwicklung auf dem Etermarkte sorgfältig im Auge behalte, daß jedoch für die Frage der Wiedereinführung derBewirlschaftung das Reichsernährungsministerium zuständig sei; dieses aber habe die Wiederausnahme der Eierdewirt- schastung abgelehnt. — Abänderung der Verordnung über Brennholz. Jeder Wald- etgentümer innerhalb des Freistaates Sachsen ist verpflichtet, zur Be friedigung des noch ungedeckten Bedarfs der Bevölkerung der sür jein Waldgediet zuständigen Kreishauptmannschajt alles bis zum 15. März 1920 anfallende aufdereitete Brennholz, mindestens aber 1 rm Brennholz (weich oder Hari) von je 1 Kektar nutzbarer Kotzboden fläche dis zum 31. März 1920 im Walde aufgeacbeitet zur Ver fügung zu flellen. lleberschießende Tetlflächen von weniger als 1 bs blecken bei der Berechnung der Mtndestpfltchtmenge außer Ansatz. — Neue -Mark-Stücke. Cs ist eine verstärkte Ausprägung von '/,-Mark-Stücken angeordnet. Man trifft jetzt schon im Verkehr die neuen, etwas schwärzlichen 50-Pfennig-StÜcke, die sich äußerlich infolge geringer Betze von denen anderer Jahre dadurch unterscheiden, daß ihnen der Sildergianz fehlt, die Legierung ist die gleiche. — Eisenbahnerftreik kn Sachsen? Wie von maßgebender Stelle bekonntgegeben wird, soll ein Eisenbahnerstreik in Sachsen nicht zu befürchten sein. Allerdings werde die sächsische Staatseisen, bahn durch die gefährliche Lage von Erfurt und Breslau stark eingeklemmt. — Auf dem Werke der Maschinenbau-A.-G. Grimma das gegen 300 Arbeiter beschäftigt, flehen alle Räder still. Die Arbeiter streiken. Ihr Ausschuß trat mit der Forderung an die Fabrikleitung heran, sofort die neuen Löhne abzüglich 15 zu bewilligen. Die Fadrikleitung erklärle sich bereit, Lohnaufbesserungen eintreten zu lassen und lud den Arbeiterausschuß ein, vormittags 10 Uhr sich zu Verhandlungen mit den Direktoren wegen Bewilligung berechtigter Wünsche zusammenzusehen. Der Arbeiterausschuß verlangte indes eine sofortige bindende Zusage. Da diese nicht gegeben wurde und von der Leitung wohl auch nicht gegeben werden konnte, iraten die Arbeiter in den Streik. — Wurzen. Gegen das Amtsblattwesen. Dem Stadtverordneten- Kollegium lag in seiner letzten Sitzung solaender Antrag vor: Den Stodtrat zu ersuchen, das »Wurzener Tageblatt' als Amtsblatt der Stadtverwaltung nicht mehr zu bezeichnen. Alle wichtigen Bekannt- machungen, insbesondere die der Lebensmittel und Bedarfsartikel sind im »Wurzener Tageblatt', tn den .Wurzener Neuesten Nachrichten" und in der »Muldentaltzr Volkszeitung' D«en Bezahlung bekannt zu geben. Bei besonders großen umfangreichen Bekanntmachungen ist zu erwägen, ob diese nicht durch öffentlichen Aushang im und am Rathaus der Bevölkerung zur Kenntnis gegeben werden können. In solchen Fällen genügt ein kurzer amtlicher Klnweis tn den obigen drei Zeitungen, um die Bevölkerung besonders darauf aufmerksam zu machen.' Die Beschlußsassung über diesen Antrag wurde ausgesetzt, damit noch Erhebungen anaestellt werden können; allgemein kam aber zum Ausdruck, daß die amtlichen Bekanntmachungen in den meistgelesensten Zeitungen, nicht in sogenannten Amtsblättern veröffent licht werden müssen. Dieser Antrag fand einstimmig Annahme. — Leipzig. In den letzten drei Wochen sind nicht weniger als fünf Gespanne von der Straße weg, wo sie von ihren Besitzern ohne
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