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Nachrichten für Naunhof : 23.05.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191905234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-05
- Tag 1919-05-23
-
Monat
1919-05
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 23.05.1919
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Hauptgebiete» -er Provinz Pofen abgesehen, der Feind noch nicht im LandH»und es gilt, ihm die Spitze-M bieten, wenn er et wagen sollte, sich holen zu wollen, waS daS deutsche Volk ihm nie und nimmer gewähren kann. In Königsberg haben soeben die preußischen Minister Hirsch, Heine und Braun mit feurigen Worten aukgeforbert und zur unbedingten Geschlossenheit aller Kreise der Bevölkerung; ihnen zur Seite der konservative Oberprästdent v. Batocki, der in seltenem Maße das Vertrauen seiner Heimatprooinz genießt. In West- preußen hat der neuernannte Oberpräsident Schnecken- berg sein Amt mit einer Kundgebung angetreten, in der er gelobt, „bis zum letzten Atemzuge für unser Land und Volk hoffen und handeln" zu wollen. Und die deutschen Volksräte beider Provinzen sind unermüdlich an der Arbeit, die Gleichgültigen aufzurütteln, für die ge meinsame Sache zu wirken und zu werben und alles be- reitzustellen, wessen man in den kommenden Tagen viel leicht bedürfen wird. Die parlamentarischen Vertreter der Ostmark sind in Berlin versammelt, nicht um Reden zu halten, sondern um Entschlüsse zu fassen und ihre Durchführung ficherzustellen. In Oberschlesien geht eine Entrüstung sondergleichen durch alle Schichten des Volkes. WaS polnische Herrschaft zu bedeuten hat, das braucht man dort nicht erst am eigenen Leibe zu erfahren: man hat es aus nächster Nähe so gründlich studieren könne:;, daß man sie unter gar keinen Umständen ins Land herein lassen will. Mit letzter Kraft rüstet alles zum äußersten Widerstand. Wem es ernst ist um den Frieden der Welt, sollte sich durch diese Sturmzeichen rechtzeitig warnen lasten. Vielleicht ist es ein Beweis beginnender Einsicht, daß ein Newyorker Blatt, dem gute Beziehungen zu Wilson nachgesagt werden, mit besorgten Worten aus die Haltung der deutschen Bevölkerung in der Ostmark hinweist. Die dortigen Zustände seien für einen Bürgerkrieg gegen eine polnische Besetzung reif. Deutschland würde bereit sein, alle anderen, wenn auch noch so schweren Bedingungen auf sich zu nehmen, wenn die östlichen Provinzen ihnen nur erhalten blieben. Das ist sicherlich zuviel behauptet — aber immerhin, es wäre wenigstens der Anfang einer möglichen Verständigung, wenn die Friedenskonferenz sich diese Auffassung zu eigen machen wollte. Sechs neue deutsche Noten! Die z« kurz bemessene Verhandlungsfrist. Der Vorsitzende unserer Friedensdelegation hat an den Präsidenten Clemenceau folgende neue Note gerichtet: „Dte deutsche FriedenSdelegation beabsichtigt, tu den nächste« Tagen noch über folgende Punkte Mitteilungen an die alliierten und assoziierten Regierungen gelangen zu laste«, von denen sie anniumU, daß sie m»ter den Begriff der praktische« Vorschläge fallen r 1. Eine Rote über die territoriale« Oststagenr L Et«e Rote über Elsaß.Lothriuge«; » Ei«e Note über die besetzten Gebiete; 4. Eine Rote über Umfang und Durchführung der von Deutschland übernommene« Schadensersatzpflichten; S. Eine Rote über die weitere praktische Behandlung der Frage« deS Arbeiterrechts; kl. Eine Rote über die Behandlung deS deutsche« Privateigentums im feindlichen Ausland. Außerdem ist eine Zusammenfassung der Bemerkungen in Arbeit, zu denen der Entwurf de» AriedenSvertrags in seinen Ginzelbestimmnngen der deutschen Regierung Anlaß bietet." Weiter heißt eS in der deutschen Note: „Da die hier behandelten Fragen zum Teil sehr verwickelter Art sind und mit den Sachverständigen sowohl in Versailles als in Berlin eingehend erörtert werden mußten, werden sie in -er von Euerer Exzellenz am 7. d. Mts. bezeichneten Frist von fünfzehn Tagen nicht sämtlich erledigt werden können, wenn die Delegation fick auch bemühen wird, möglichst viele der Noten innerhalb der Frist zu übergeben. Mit Rücksicht hierauf stelle ich namens der deutschen Friedens delegation den Antrag, den Inhalt der in Aussicht ge nommenen Noten schon jetzt als zum Gegenstand der schriftlichen Erörterung gemacht anzusehen und unS für seine eingehendere Darlegung die erforderliche Frist zu gewähren." * Gewaltstiede auch für Österreich. Der österreichische Friedensdelegierte Schönbauer hat folgendes nach Wien gedrahtet: Die Befürchtung, daß der Republik Deutsch-Osterreich der Anschluß an das Deutsche Reich verboten werde, daß aber keinerlei territoriale und finanzielle Zugeständnisse für den Verzicht auf den Anschluß gegeben werden, scheint leider den Tat sachen zu entsprechen. Man muß den Eindruck erhalten, daß keinerlei Entgegenkommen von feiten der Entente vertreter Deutsch-Osterreich gegenüber zu erwarten sein wird. Die Meldungen, daß Deutsch-Österreich für einen Verzicht auf den Anschluß Zugeständnisse auf finanziellem und territorialem Gebiet erhalten werde, erweisen sich als Schachzug, um die öffentliche Meinung in Deutsch-Oster- reich durch falsche Orientierung irrezuführen und auf diesem Wege durch Beeinflussung die politische Ohnmacht Deutsch-Osterreichs nock zu vermehren. Wk OeutMan» Ist schuldig! M Clemenceaus Antwortnote. " Im Namen der Entente antwortete Clemenceau auf die deutsche Note über die Wiedergutmachung und die Schuld am Kriege mit folgender Note: In Ihrer Note vom 13. Mai erklären Sie, das Deutsch land trotz der Annahme der Verpflichtung zur Entschädigung im November 1918 nicht zugibt, daß diese Annahme die Ver antwortlichkeit für den Krieg oder die Handlungen der früheren deutschen Regierung in sich schließe. Eine fol we Verpflichtung kann aber nur verstanden werden, wenn ihr die Verantwortlichkeit des Urhebers der Schulst als Ursache zu grunde liegt. Sie fügen bei, daß das deutsch« Volk nie einen Angriffskrieg unternommen habe. Nun ist aber in der Note deS Staatssekretärs Lansing vom 5. November 1918, die Sie billigend anriefen, gesagt, daß au» dem Angriff Deutsch land» zu Wasser, z« Laude »nd i« der Lust die Entschädtgungspflicht heroorgeht. Die deutsche Regierung hat. indem sie keinerlei Protest gegen die Behauptung einlegte, ihre Wohlbegründetheit anerkannt. Deutschland hat also 1L18 de« Angriff und seine Verantwortlich keit klar nnd stillschweigend zugegeben. — Sie er klären weiter, daß das deutsche Volk nicht iür die Haltung der früheren deutschen Regierung verantwortlich gemacht werden könne. Deutschland bat indessen nie erklärt — und eine solche Behauptung würde allen Prinzipien des Völkerrechts zu- widerlauien — daß eine Veränderung seines politischen Re gimes oder eine Umwandlung» seines laufenden Personals genügen würde, um die von der Nation übernommenen Ver pflichtungen ungültig zu machen. Es hat weder 1871 gegen- über Frankreich nach der Ausrufung der Republik, noch 1817 gegenüber Rußland nach der Abschaffung deS Zarismus durch die Revolution diesem oorgebrachten Prinzip gemäß ge handelt. - Clemenceau» Rote schließt mit den Worten: Sie ner- langen endlich Übermittelung des Berichtes der Kommst sion für die VerantwormÄkeit. Zur Antwort habe ich die Ehre zu erwidern, daß di« aMettin und assoziierten Re gierungen die Berichte der von der Friedenskonferenz eingesetzten Kommission als Dokument der inneren Ange legenheiten betrachten, die Ihnen nicht unterbreitet werden können. politische Rundschau. Deutsch«« Neich. * 17k U-Boote abgeliefert! Die Abgabe der auS- zuliefernden U-Boote ist bemdet. Es sind auSgeliesert worden: 8 U-Kreuzer, 62 große U-Boote, 64 U-B-Boote, 42 U-C-Boote; dazu sämtliche Hebeschiffe und die Druck docks bis auf eines, das noch nicht überführt werden konnte. Welch ungeheures Volksvermögen ist mit diesen Booten, Fahrzeugen und Docks von Deutschland bereits bezahlt worden! Daß eS den Engländern nicht nur daraus ankam, uns unserer wirksamsten Waffen zu berauben, sondern auch, sich wirtschaftliche Vorteile zu sickern, geht daraus hervor, daß für die auf der Überfahrt gesunkenen Boote elektriiche und Olmaickmen als Ersatz geliefert werden mußten. Der Charakter deS Wirtschaftskrieges Englands gegen Deutschland tritt immer deutlicher hervor. * Der ReichSsteuerbcdarf. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, haben die Bundesstaaten die Aufstellung eines Gesamtstem! planes von zuständigen Reichsbehörden verlangt, damit s e eine Übersicht über die Erfordernisse der nächsten Zeit und über die Verteilung der Steuern zwischen Reich, Staat und Gemeinden haben. Binnen kurzem soll die auf die Kinder erweiterte ReichSerbsckaftS- steuer und die Reichsgrundbesitz'Wechselabgabe erledigt werden. * Die Apanagenfrage in Mecklenburg - Schwerin. Im mecklenburgischen Landtagsausschuß erklärte ein Mit glied des Staatsministeriums, daß Rechtsansprüche des großherzoglichen Haufes auf Apanagen nicht bestehen. Aus diesem Grunde habe das Ministerium die Weiter zahlung der Apanagen sofort gesperrt. Im übrigen sollen aber dem früheren Großherzog und den bedürftigen Mit gliedern feines Hauses angemessene Unterhaltungsrenten gezahlt werden. Der sehr vermögende Herzog Johann Albrecht soll nichts erhalten. Dagegen soll der Herzog Adolf Friedrich in erster Linie berücksichtigt werden. Herzog Paul Friedrich (Johann Albrechts Bruder) wird nur mit dem unbedingt Notwendigen unterstützt, und dies auch nur deshalb, damit das Ansehen des Lande- ge wahrt werde. Die Grotzherzogm-Mutter Anastasia (die Mutter der ehemaligen deutschen Kronprinzessin) hat, nach den Erklärungen des StaatsministeriumS, schon weit mehr erhalten als ihr zukommt. Der Großherzogin Marie (der Witwe von Friedrich Franz H.) macht man den Vorwurf, daß sie die Folgerungen auS den Ereignissen noch nicht gezogen zu haben scheine, da die Kosten ihrer Hofhaltung bisher um nichts verringert worden seien. 4- Die Schuld am Krieg« ««d »«fer künftige- Heer. Der Abgeordnete Traub hat im Friedensausschuß folgend« Anfrage an die Regierung gerichtet: 1. Warum wird wert volles Material zur Widerlegung unserer Schuld am Welt kriege, z. B. auS den Funden im Generalgouvernement Warschau über die Vorbereitungen Rußlands zum Welt kriege nicht veröffentlicht? 2. Welche Stellung nimmt die Regierung ein gegenüber der feindlichen Forderung einer Kontingentierung unserer Armee auf 100000 Mann m, ist die Stellung der Regierung dieser Forderung unserer Feinde gegenüber eine einheitliche? -- Riga vo« den Letten erobert. Lettische Jäger haben am 1S. Mai Dünamünde besetzt. Sie drohten Riga mit schweren Geschützen zu beschießen und verlangten, daß die bolschewistischen Kommissare innerhalb dreier Stunden ausgeliefert werden sollten. Diese Forderung wurde nicht erfüllt. Darauf besetzten die lettischen Jäger Riga. Der größte Teil der bolschewistischen Kommissare wurde erschossen. 4- Arbeitervrrtrctung in der preußischen Eisenbahn verwaltung. Im preußischen Ministerium der öffent lichen Arbeiten haben Verhandlungen mit den Vertretern der Eisenbahnarbeiterverbände stattgefunden, die indes noch nicht -um Abschluß gekommen sind. In dem Ent wurf für die Vertretungen sind vorgesehen örtliche Arbeiter vertretungen bei jeder Hauptwerkstätte und jeder Dienst stelle mit mindestens 20 Arbeitern. Bei jeder Eisenbahn- direktton soll ferner für deren Bezirk ein Arbeiterrat ge bildet werden, und im Ministerium soll die Arbeiterschaft durch eine aus 20 Mitgliedern bestehende Arbeiterkammer vertreten sein. Berufungsverfahren und Schlichtungs- auSschüffe find ferner vorgesehen. Aus Ja- und Ausland. Dresden. König Friedrich August hat durch seine« Vertreter die Freigabe aller beschlagnahmten Privaigüter des Königshauses und der Sekundogenitur beantragt. Die Ver handlungen darüber sollen in den nächsten Tagen beginnen. Versailles. Wie .Populaire" meldet, haben die bei den Kundgebungen am 1. Mai Verhafteten gestern im Sant«- Gefängnis einen Hungerstreik begonnen, um dagegen zu protestieren, daß sie im Gefängnis wie gewöhnliche Sträf linge, nicht aber wie politische Gefangene behandelt werden. Lugano. .Agencia Volta" bestätigt, daß Salandra und Barzilai aus der Friedenskonferenz auSgrschieden sind. Die gelamte, aus fünf Personen bestehende Friedenskommiffion sei einstimmig in der Ablehnung der Botschaft WUsonS be- züglich Fiume- und Datmaüens. Verzweiflung in Oberschlesien. Massenkundgebungen in Stadtund Land. Eine ganze Woche dauern nun die Kundgebungen in Oberfchlefien. Und nock immer ist kein Ende ab-usehen, noch immer will der Ruf nach einem Frieden de- Rechts, will der Protest gegen die Abtretung Oberfchlefien- nicht verstummen. In Stadt und Land finden täglich Protest oersammlungen statt. Tie Ententejournalisten in Oberfchlefien. Anläßlich der Anwesenheit der amerikanischen und englischen Pressevertreter fand in Kattowitz unter dem Vorsitz deS Staat-kommissars für Oberschlesien ein« Konferenz mit diesen Pressevertretern statt. In der er giebigen Aussprache stellte man sich einmütig auf den Standpunkt, daß Oberschlesien nicht in die polnische Un kultur gestoßen werden dürfe. Bon der unabhängigen Sozialdemokratie, deren Führer Rechtsanwalt Lichtenstein- Hindenburg an der Konferenz teilnahm, bi- zu den Ver tretern der Großindustrie gab eS nur eine Meinung: Ober schlesien muß bei Deutschland bleiben. Ganz besonder- hervorstechend waren die Aussagen der polnischen Arbeiter, daß sie bei Deutschland bleiben wollen, drtche ihnen doch bei einem Anschlnß an Polen ein schwerer kultureller nnd wirttckaMcker Rückgang. Am Nachmittag haben hie Pre u - Vertreter eine Reise durch Len gesamten Jndustriebezük unternommen. * Mr Politik der Gleichberechtigung. In London fand eine grobe von der Gesellschaft zur Bekämspung de- Hunger- einberufene Protestversamm lung gegen die Blockade Deutschlands, „durch die Hundert taufende von Frauen und Kinder umS Leben gekommen sind", statt. Der Vorsitzende Lord Darmorr erklärte in seiner Rede, daß der Friede ein Friede des Wohl wollens und der Versöhnung sein müsse. Robert Smillie sprach ebenfalls und unterbreitete einen Antrag, in dem auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, Hilfe zu leisten, um die schreckliche Hungersnot in den notleidenden Gebieten Europas zu bekämpfen. Carl Beauchamp unter breitete einen Antrag, nach dem die Aufhebung aller Schranken, die die wirtschaftliche Entwicklung hemmen, und eine Politik des gleichberechtigten Handels zwischen allen Völkern gefordert werden. Amerikaner geg«n den Mordfrieden. Nach einen; Bericht der „Daily News" aus Paris hat die Mißstimmung unter den Veriailler Delegierten jetzt dadurch teste Form angenommen, daß eine Anzahl der Mitglieder der amerikanischen Kommission Wilson ihr Rücktrittsgesuch eingereicht hat. Es ist möglich, daß die Angelegenheit nicht mit ihrem Rücktritt und ihrer Nickr- teilnahme an der Arbeit der Friedenskonferenz enden wird. Sie haben jedoch durch diesen Schritt ihrer Meinung Ausdruck gegeben, daß sie keineswegs mit dem Friedensoertrag einverstanden sind. Prinz Ma§ gegen die Zrie-ensbedingungen. Der unmögliche Völkerbund. Die badischen Zeitungen veröffentlichen Äußerungen des früheren Reichskanzlers Prinz Max von Baden über die ungeheuerlichen Friedensbedingungen, die er, auch aus ethischen Gründen, für unannehmbar hält. Der Prinz er- klarte: .Diesen Frieden müssen wir ablehnen. Wir müssen ihn ablehne», well er unseren völligen Untergang bedeuten würde. Treten feine Bestimmungen in Kraft, so wurde allein schon die Frage unserer Ernährung schwerer zu lösen sein als selbst bei Fortbestand der Blockade. ! Wir müssen ihn ablehnen, denn wir begehen eine Un- wahrhaftigkeit, wenn wir seine Bedingungen annehmrn und misten, daß wir sie nicht erfüllen können. Ich warne davor, zu glauben, daß der Völkerbund, wie ihn unsere Feinde sich erdacht haben, eine Revision dieses Gewaltfriedens vorzu nehmen bereft oder imstande sein wird. Ich warne auch vor der trügerischen Hoffnung, daß die internationale Sozial, demokratie einen solchen Umschwung herbetzufübren vermag. Der allgemeine Wunsch nach Ordnung und Ruhe würde ihnen entgegenstehen, der beute bei einer Ablehnung für uns wirkt. Wir müssen aber diesen Frieden vor allen Dingen ab lehnen, weil wir unS an der Lüge nicht beteiligen dürfen, daß er ein Rechtsfrtede sei. .Wir weigern unS", sagt der Prinz weiter, „einen Völkerbund anzuerkennen oder ihm beizutreten, der nicht einem Gemeinschaftswillen der Völker entsprungen, sondern von wenigen Gewalthabern diktiert ist, der einen Zustand dauernder Rechtlosigkeit Deutschlands festlegen will und der, seinem eigenen Namen zum Hohn, den Kriegszustand über 18 Jahre hinaus zum Gesetz erhebt." Gewalt und nur Gewali! Foch wesst de« Majo» v. Papst au» Gpaa au». Amtlich wird bekanntgegeben: Marfchaff Foch hat verfügt, daß Major v. Papst von der deutsche« WaffensttNstandSkommission wegen „ver. lcumderischer Äußernuge«" gegen die interalliierte Waffen. stivstandSkomwisston Spaa zu verlassen habe. General Nickant verschärfte diesen Befehl noch dadurch daß er dem Major am 18. Mai nachmittags die Verfügung zusteüte mit dem Hinzufügen, er habe Spaa noch bis zum gleichen Abend zu verlassen. Dl« „sogenannten Gründe" und di« Vorgeschichte. Major Papst o. Ohain hatte vor einiger Zeit in Berlin einen Vortrag über daS Schicksal der deutschen Kriegs- und Zivilgejangenen gehalten, in dem er die ver- geblichen, sechs Monate langen Bemühungen Deutschlands schilderte, die Gefangenen zu befreien und deren hartes Los zu mildern. Der Major war dazu besonders berufen, da er in Spaa diese Seite der Verhandlungen führte. Ein französischer Offizier, der dem Vortrage beiwohnte, er stattete dem französischen General Dupont in Berlin Bericht mit der Behauptung, Haß der Major die Waffen- stillstand-kommisston angegriffen habe. Zur Klärung er- suchte General Dupont um Übergabe deS Textes des Vor- trageS. Bevor diese- aber noch geschehen konnte, griff Marschall Foch ganz einfach zu dem völlig völkerreckts- widrigen Mittel der Gewalt und verfügte die Ausweisung deS MajorS. — Zum Nachfolger des NuSgewiebenen ist Maior Kaemmerling! vom preußischen Krieg-Ministerium ernannt worden. M Der Revoluüonsmacher. Berlin, 21. Mai. H«r Ledebour, dessen Prozeß vor dem Geschworenen gericht in Moabit verhandelt wird, kann sich nicht be schweren, daß man ihn in der Redefreiheit oder in der Verteidigung beschränkt. Sellen wird «in Angeklagter, wie Herr Ledebour, fünf Stunden lang seinen Richtern als Äußerung auf die Anklage ein politische- Glaubens bekenntnis ablegen können. Mit der Dialektik des ge wiegten VolkSoersammlung-redner- führte Herr Ledebour aus, welche großen Verdienste er sich um die Vorbereitung und Durchführung der Revolution erworben habe, und nicht ohne bittere Ironie erklärt« er: »Wenn die Re volution am ». November mißlungen wäre, so säßen Ebert und Scheidemann heute neben mir auf der Anklage bank." Aber die beiden „Nutznießer" der Anstrengungen LebebourS und feiner Freunde haben im rechten Augen- blick die Revolution „eSkamotiert", d. h. sie haben sich an die Spitze der Berliner Bewegung gestellt, als ein Miß- lingen bereit- ausgeschlossen war. Und Herr Ledebour bringt einen schlagenden Beweis, der besonders für Kriminalisten überzeugend ist: Liebknecht und er haben schon zwei Stunden vor Herrn Scheidemann die Republik auSgerufen. Und im Anschluß an diese Feststellung erweitert Lede- bour feine Beeidigung zu einer wortreichen Anklage gegen Ebert und Scheidemann, dte er trotz wiederholter Ermahnungen de- Vorsitzenden aller denkbaren Verbrochen an der Revolution zeiht. Diese Anklage "soll »eigen, wie gemeingefährlich und revolution-feindlich die Regierung Ebert—Scheidemann ist und st« soll zugleich die Rolle rechtfertigen, die Ledebour während der Januarunruhen in Berlin gespielt hat. Mit eifrigem Bemühen will Lede bour den vielgenannten Eickhorn entlasten und miederknlt
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