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für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannsyain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. M Amtlicher Anzeiger Zlluftr. Sonntagsbeilage Sachs. Landeszeitung Fernsprecher Nr.» Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, aoenos vuyr Bezugspreis oierteljährl. 2 MK.40Pfg., monatl. 80 Pfg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 8MK. 60Psg. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petitzeile 25 Pfg., auswärts 30 Pfg. Amtlicher Teil 50 Pfg. Reklamezeile 60 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend !0 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vor«. Im Falle höherer Gewalt. Krieg, SlreNi, Aussperrung, Maschlnenbruch, Betriebsstörung im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieferanten ha« der Bezieher deinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - „ — Nr. 66. Sonntag, den 1. Juni 1919. 30. Jahrgang. Ausgabe der Milchkarten. Die Ausgabe der Milchkarten findet Mittwoch, den 4 Juni d. I. von 10 bis 12 Uhr vormittags im Rathaussaale zu Naunhof statt. Na u n h o f, am 31. Mai 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Viehzählung. Am 2. Juni 1919 findet eine Viehzählung statt. Die Zählung erstreckt sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und Kaninchen. Die Aufzeichnung erfolgt im hiesigen Stadtbezirke mittels Ortslisten. Die Viehbesitzer werden aufgefordert, die bei der Ausnahme an sie gerichteten Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß den Zählern zu beantworten. Bet der Zählung wirkt der Ortsausschuß zur Sicherung der Dolksernährung mit. Wer vorsätzlich eine Anzeige nicht erstattet, oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Ge fängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 10 000 M. bestraft; auch kann Vieh im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Naunhof, am 31. Mai 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiierrat. Willer. Thiemann. Grasverpachtung. Die Verpachtung der diesjährigen Grasnutzung der Stra ßengräben und sonstigen Rasenflächen soll Dienstag, den S Juni d. I. nachmittags « Uhr im Ratskeller hier stattstnden. Na unhof, am 30. Mai 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Zieheltern gesucht. Für ein 7 Jahre altes Kind (Mädchen) werden Zieheltern Mucht. Angebote mit Ansprüchen sind umgehend hier einzu reichen. Naunhof, am 28. Mai 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thie mann. Stratzenreinigung. Nach den Vorschriften der hiesigen Straßenbaupolizetord- nung hat jeder Grundstücksbesitzer oder sein Stellvertreter die auf der Straße und dem Fußwege vor seinem Grundstück sich bildenden Rasenteile jährlich mindestens einmal gründlich beseitigen zu lasten. Diese Pflicht auf Rein- > Haltung erstreckt sich auf die gesamte Breite der Straße, in den durch zwei Grundstücksrethen eingeschlossenen Straßen aber bis auf die Kälfte der Straße in der ganzen Länge des Grund- stüks also auch auf die Schnittgerinne. Die hiesigen Hausbesitzer oder deren Stellvertreter werden deshalb hierdurch veranlaßt, die Straßen und Fußwege noch vor Pfingsten in der vorgenannten Weise zu reinigen. Naunhof, am 17. Mat 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Wtller. Thiemann. Petroleumerfatz. In den Geschäften von C. Kossmann, Markt 2 und Kurt Wendler, Gartenstraße 16 wird Montag und Diens tag den 2. und 3. Juni d. I. ein Ersatzleuchtmittel für Petro leum »Solarin" für 1 M. 45 Pfg. das Liter verkauft. Die Abgabe erfolgt auf die Leuchtmstlelkarte, deren linke obere Ecke zur Kennzeichnung abgeschnttten wird. Abgegeben wird auf jede Karte 1 Liter. Etwaige Restbestände werden von Mittwoch den 4. d. M. ab markenfrei ^erkauft. Naunhof, am 31. Mqi 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. veneinsbanst kaunkofi« üaunßos Kredit-Gewährung. Diskontierung und Einziehung von Wechseln und Schecks. Scheck- und Giro-Verkehr. Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren. Fernsprecher 44. Seschöslsze»: «0—l Uhr. Postscheckkonto: Leipzig Nr. I078S. iesen Lrdrosselungsfrieden kann niemand unter' schreiben, der noch einen Rest von Verantwort lichkeitsgefühl hat. preußischer Ministerpräsident Hirsch. Aus der Pwkestnummer der Leipziger „Illustrirlen Zeitung" (Verlag I. I. Weber.» Meine Zeitung für eilige Leser. * Der zweite Teil der deutschen Denkschrift wurde gestern in Versailles überreicht. * Die Häupter der Regierungen von Großbritannien, der Vereinigten Staaten, Frankreich ui d Italien traten bereits am Donnerstag gemeinsam in eine Prüfung der deutschen Gegenvorschläge ein. * In Goslar ist der erste Reichsbauern- und Landarbeiter tag zusammengetreten. * Bei den Kreistagswahlen in Schleswig-Holstein wurden 252 bürgerliche und 116 sozialistische Abgeordnete gewählt. * Die Engländer haben streikende Arbeiter aus dem be setzten Gebiet zur Zwangsarbeit in die zerstörten Zonen ver schickt. * Die päpstliche Nuntiatur wird von München nach Berlin verlegt. * Die ehemalige Kaiserin und der Kronprinz haben in Amersfort in Holland eine Zusammenkunft gehabt. * Ein monarchistischer Putschversuch in Lissabon ist völlig fehlgeschlagen. * Der Emir von Afghanistan erklärt in einem Brief an die russische Sowjetregierung, daß er ein Anhänger des Bolsche wismus sei. Das verlorene Vaterland. »Daß für die Freiheit unsre Väter starben . . ." DaS deutsche Lied wird leben. DaS deutsche Lied, da- Kirchenlied und das Volkslied, war 1648 und 1813 mächtig; auS tiefster Not hat es uns immer wieder emporgeleitet. Aber heute singen wir es mit zuckenden Lippen. »Deutsche Frauen, deutsche Treue" — die Stimme stockt.. . In Frankfurt am Main müssen deutsche Doppelposten überall aufgestellt werden, um das überlaufen deutscher Franzosenliebchen in daS besetzte Gebiet zu verhindern. Im Taunus gab eS in den vergangenen Monaten scham losen Wintersport mit französischen Offizieren. In Berlin können die amerikanischen Soldaten in ihren Hotels sich vor Blumenspenden kaum retten: auf den Straßen werden sie von kleinen Mädchen um Schokolade angebettelt. In Köln und Koblenz wirft man sich den Engländern an de« Hals. DaS ist daS schauerlichste Bild in unserer an Ent würdigung so reichen Zeit. Vaterländisch empfindende Männer begehen hie und da in ihrer Verzweiflung am Deutschtum Selbstmord. Und dennoch soll das deutsche Lied leben, soll einst wieder unser getreuer Warner und Eckart werden. Auch das Preußenlied. »Daß für die Freiheit uns're Väter starben," will es uns einhämmern, auch wenn die schwarz weißen Fahnen sich scheu verbergen müssen. Im Westen und im Osten sollen wir sie einrollen. Alles ist deS Kampfes müde geworden. Heute stehen wir unter viel schlechteren Bedingungen einer feindlichen Invasion gegen über als in alten Zeiten, weil nur noch wenige von uns buchstäblich »für Haus und Herd" eintreten können. »Wo soll die Vaterlandsliebe bei mir Herkommen? Mein Vater hat kein Land gehabt!" erklärte in einer Volksversamm lung zynisch ein heutiger Großstadtdeutscher. Wir find mit der deutschen Erde nicht mehr so verwachsen wie die Vor väter, die für ihre Freiheit starben; für fünf Sechstel deS deutschen Volkes ist »dos Land" nur noch der Hamster- bezirk. Wir find ein Stadtoolk geworden. Es geht unS wie den alten Römern, die zuletzt nur noch »pausm st oü-ovasss" verlangten, Brot und Wagenrennen, und sich um daS Schicksal des Vaterlandes keinen Deut mehr kümmerten. Mochten Germanenfäuste an das Tor deS Reiches donnern, mochte eine Provinz nach der anderen verloren gehen: man aß, man trank, man amüsierte sich. Biel anders ist es bei uns nicht. ES gibt bereits auch in unserer Arbeiterschaft grobe Schichten, die mit der ganzen Politik Schluß machen. In Berlin, in Breslau, in Leipzig und anderen Großstädten sah man früher in den Fenstern der kleinen Arbeiterkneipen einen Aushang, der da besagte, daß ein sozialdemokratisches Parteiorgan da ausliege. Heute sieht man Papptäfelchen mit der In schrift: »Cito Renndepeschen!" WaS der Inhalt unserer Gegenvorschläge für Versailles ist, interessiert weit weniger als irgend ein guter Tip für die nächsten Rennen. Die Grunewaldbahn vor Berlin war daS letzte Mal von nahezu 80000 ausgesprochenen Angehörigen de- Arbeiterstandes überflutet. Spricht man mit den Leuten, so erklären sie, mindestens für diese- Geschlecht seien alle Aussichten be graben; mehr als da- Existenzminimum werde man nicht baden, ob daS von Deutschen oder Franzosen oder Eng ländern geboten werde, sei egal, nun gelte es, sich noch die letzte Zeit ordentlich zu amüsieren. Eine schauerliche Klarheit; eine eisige Hoffnungslosigkeit. Und leider auch ein entsetzliches Fertigsein mit dem letzten Rest vater ländischen Stolzes. Wie haben unsere Vorfahren sich nach dem Reiche gesehnt! Wie haben sie seine Größe, »so weit die deutsche Zunge klingt", immer wieder besungen! Vorbei . . . . Man stiert auf den Zusammenbruch und wischt sich den kalten Schweiß von der Stirn. Und dann kommt man, wenn man nicht an jedem vernünftigen Sinn deS Welt geschehens überhaupt verzweifeln will, zu der finsteren Überzeugung: wenn Gott uns nicht verlassen hat, dann muß er uns züchtigen! Es ist nichts so sehr not für uns, als daß die Not kommt. Und wenn wir erst gelernt haben, wieder zu singen: »Aus tiefer Not schrei ich zu dir!", wenn wir erst ganz zerbrochen und gedemütigt find, dann werden wir auch wieder lernen, waS ein Vaterland bedeutet. Wir müssen sterben, um leben zu bleiben. Zertreten werden, um uns wieder aufrichten zu können. Das alles klingt widersinnig, klingt paradox, es gibt aber keine andere Rettung für unser Volk als die Erniedri gung vor dem Wiederauferstehen. Noch sind wir alle in dem Wahne der entschwundenen fetten Jahre umfangen, wo Geldoerdienen höher stand alS alles andere. »Ich bin es meiner Familie schuldig", so hieß der allgemeine Ent schuldigungszettel. Daß wir vor allem dem Vaterlande - etwas schuldig seien, wußte man nicht, und so verloren wir das Vaterland. Nun kommen die Jahrzehnte, die Menschenalter, viel leicht die Jahrhunderte, in denen wir es lernen werden, daß unsere Hoffnung in weiter Zukunft liegt, weit über die Familie und die Kinder hinaus. Daß wir für eine nebelgraue Ferne deutsche Menschen zu erziehen haben: in spartanischer Einfachheit und LandeStreue. Mit nichts alS dem nackten Leben und einem armen Liede. Bis der einst wieder ein hartes Geschlecht erstanden ist, welche- weiß, wie »für die Freiheit uns're Väter starben." Wollen wir sterben? Man hört es hie und da. ES gibt einen ganzen Jahrmarkt von Kundgebungen, in denen Schwüre widerhallen. Sind wir ein Geschlecht wie daS von 1813? In unseren Ostmarken vielleicht. Aber daS ist hie und da ein Fähnlein, ein Häuslein. Die Masse des Volkes muß erst durch die Trübsal hindurch. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht; wir, die im Kriege Un besiegten, haben den weltgeschichtlichen Prozeß verloren, weil wir nicht die glühende, blinde, bedingungslose Vater landsliebe, nicht den Stolz und die Treue der Franzosen besaßen. Wir haben geträumt und noch im Träumen die Waffen an die Wand gestellt. Nun erwachen wir zur Sklaverei. Gie wird uns die deutsche Freiheit wieder lieben lehren. ve/ma/z/c««. politische Rundschau, veuchhe« Reich. -p Die Neutralen gegen eine Blockade Deutschland-. Der schweizerische BundeSrat hat die Antwort auf die Blockadenote der Entente festgestellt. Der Standpunkt der bisherigen vollkommenen Neutralität der Schweiz, der darin offiziell versichert ist, wird energisch zum Ausdruck kommen. Eine gleichlautende Blockadenote ist übrigens außer an Dänemark auch an Holland, Norwegen und Schweden gerichtet worden. Wie man erfährt, werden Dänemark und Schweden sich gleichfalls ablehnend ver halten, während Norwegen in entgegenkommendem Sinne zu antworten geneigt sein soll. 4- Der erste Reichsbauern- und Landarbeitertag ist in Goslar zusammengetreten. In der Hauptsache wird sich die Tagung mit der Zwangswirtschaft befassen und voraussichtlich deren Abschaffung fordern. Man wünscht die Aufstellung von Richtlinien, nach denen sich dieser Abbau im Gesamtinteresse der Volksernährung zu voll ziehen hätte. Einmütig ist man in der Forderung, daß bei diesem Abbau die Landwirtschaft in weitestem Maße herangezogen werde. * Zwangsverschtikung streikender Arbeiter. Die Arbeiterschaft in einigen Werken von Benrath bet Düffel dorf ist trotz des gefällten Schiedsspruchs und de- Ent scheids des von ihnen selbst angerufenen englischen Schiedsgerichts zur Durchsetzung ihrer Forderung erneut in den Ausstand getreten. Daraufhin hat die englische Militärbehörde die Deportation der ausständischen Arbeiter zur Arbeit im Wiederaufbauungsgebiet Belgien- und Frankreichs angeordnet. * Verbotene Streiks im besetzten Gebiet. Der Direktor de- Krefelder Elektrizitätswerke-, Baurat L., hatte sich angesichts einer Streikdrohung seiner Arbeiter schaft an den Kommandanten der belgischen Besatzungs truppen um Vermittlung gewandt. Dieser erklärte, Lab die Lohnforderungen geprüft würden, daß aber keinerlei Streik geduldet würde. Sollten die ElektrizitätSa^eiter trotzdem in den Ausstand treten, so werde er sofort dreißig von ihnen an die Wand stellen und erschießen lassen, und »war zunächst Mitglieder des Ausschusses. Daraufhin ist der geplante Ausstand unterblieben.