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Ihre Nschenresie umschließt eine Urne, bie lm Berliner Zeug» Hause steht. Diese französischen Fahnen stammten aber au- den Kriegen der ersten Republik und deS ersten französischen Kaiserreichs. Die im Kriege von 1870/71 in unsere Hande gefallenen französischen Fabnen dürsten fast voll» zählig noch vorhanden sein. Sollten die Franzosen ihre Herausgabe durchsetzen, widerspruchslos wird man sie ihnen hoffentlich nicht zurückerstatten, so bleiben doch in den Gedenkbüchern der Geschichte alle die Siege ver zeichnet, die von den Deutschen 1870/71 und auch im Weltkriege über die Franzosen errungen wurden. Deutschland hat den Weltkrieg verloren, aber franzö sische Siege haben es nicht überwunden. An dieser Tat sache ändert auch der angeführte Artikel 245 der Friedens bedingungen nichts. Norm. Das toilgewordene Rewyort. Ein bewegter Tag. Am 6. November 1918 verbreitete sich in Newyork plötzlich das Gerücht, daß über Nacht der Friede gekommen sei. Welche Begeisterung diese Nachricht, die sich bald als falsch erweisen sollte, in der Riesenstadt auslöste, das er zählt recht humorvoll ein schwedischer Schriftsteller, der damals mit einer Pressemisston in Amerika weilte und dieser Tage erst auS der Neuen Welt wieder heim- gekehrt ist. Nichts Ungewohntes ahnend, saß der Schwede am Nachmittag des 6. November am Fenster seines Hotel zimmers — 17 Stockt —, als er auf der Straße einen wahren Wirbeltanz von losen Papierblättern gewahrte. Das Papier siel vom Himmel auf die Dächer, in die Gaffen, und unten haschten die winzigen Menschen das Manna, wendeten die Blättchen, schüttelten die Köpfe, warfen die Beute weg und trotteten weiter . . . Der Schwede ver mutete zuerst, daß eine Papierfabrik in die Luft geflogen sei. Bald sollte er jedoch eines Besseren belehrt werden. Die Stadt begann zu brodeln. Das ganze Volk schien auf die Straße gestiegen zu sein. Der Hexenkessel sauste. Zerrissenes Geläute schwamm darin, denn sämt liche Glocken waren im Schwang, doch ihre Klänge wurden zerknattert und niedergeheult. Die Schiffe begannen zu kreischen und die Lokomotiven jodelten darein. Um zu erfahren, was eigentlich geschehen fei, eilte der Schwede auf die Straße und stürzte sich hinein in die Brandung. „An eingekeilten Wagenreihen vorbei," so erzählt er, „lassen wir unS der Fünften Avenue zuschwemmen! Die Flut steigt und staut sich in alle Nebenstraßen hinaus. Da trottet ein altes Mütterchen und schwingt eine Kinder- klapper. So ihr nicht werdet wie die Kinder! Dort geht einer mit einer groben Fahne in der Rechten und einer kleinen Frau an der Linken, ein Festzug für sich. Die größte Narretei scheint in diesem Trubel Reden halten zu wollen. Irgendwo steht einer mit den Händen in den Hosentaschen und brüllt vor sich her, die Hand am Ohr sicht ein Reporter vor ihm. An der großen Kriegskarte vor der Stadtbibliothek steht ein Soldat, malt konfuses Zeug in Deutschland hinein und gluckst dazu. Er ist nicht mehr ganz „trocken". Französische Marine wirft ein Körnchen Frivolität in die Begeisterungssuppe. Die Burschen mit dem roten Plüsch knauf an der Mütze ziehen zu halben Dutzenden durch die Menge, spähen nach etwas Hübschem, mit Vorliebe, wenn es am Arm eines amerikanischen Offiziers hängt, schließen die Schöne schnell ein, mit oder ohne Begleiter, und fingen und tanzen irgendeinen bretonischen Ringelreihen. Gegen Erlegung eines Kusses wird die Gefangene freigegeben. Am Abend erstrahlen die Zinnen der Wolkenkratzer im Festglanz, wie es seit Kriegsbeginn nicht mehr der Fall gewesen ist. Auf dem Herald Square steht die Menge vor einem Plakat und lacht. Das Plakat tut kund und zu wissen, die Friedenstaube sei eine Ente ge wesen. Unterschrieben: .Lansing. Staatssekretär." Wenn sich nun Unwille regt, so richtet er sich nicht gegen die Presse, die mit einem Telegramm aus Brest, das durch Flieger in ungeheuren Massen abgeworfen wurde, den falschen Friedenslärm angestimmt hat, sondern gegen den jenigen, welcher die Freude am Frieden stört. Man läßt sich aber nicht stören. Gaßein, gaßaus schallt wiederum der Maffenruf: „keaev, psaco!" (Friede, Friede!) Immer neue Heerscharen nehmen den Ruf auf. WaS ist ein amt liches Dementi vor der Gewalt der in Schwung geratenen Masse. Am tollsten war's aber doch in Wallstreet, der großen Börsenstraße. Dort hatten sie nicht genug an dem Papier der Flieger. Sie warfen ihre eigenen Papiere aus allen Fenstern, und knöcheltief laa's noch taaelana auf dem Pflaster. Ei« Spaßvogel sagte, er fei froh gewesen, nicht eine Schreibmaschine auf de« Hut zu kriegen und das Schreibfräulein obendrauf. Matrosen find mit Musik instrumenten vom Hafen hereingezogen, und nun tanzt die ganze Bankwelt, der Prinzipal mit dem Tippfräulein, auf dem weichen Papierteppich. „Was will dieser Lansing? Wir tanzen weiter, bis er den Frieden zugibtt" Und lie tanzen bis in den nächsten Tag hinein. Gut, daß die Be hörden daran dachten, die Börse zu schließen: sie fing schon an verrückt zu werden . . . Ganz Amerika hat gefeiert. In Washington ging es so bunt zu, daß Männlein und Weiblein zu den Bureau fenstern hinausschlüpften. Das Weiße Haus wurde um lagert. Als endlich Wilson erschien, um abzuwinken, da nahm die Menge sein weißes Taschentuch für die Friedens- sahne und war erst recht selig in ihrem falschen Glauben. Lc/r. «ah und Zer». o Luftpost Königsberg—Berlin. Um das verkehrs technisch stark benachteiligte Ostpreußen in eine engere und schnellere Verbindung mit dem übrigen Reich zu bringen, soll auf Antrag des Magistrats in Königsberg demnächst eine Luftpostverbindung zwischen Königsberg und Berlin eingerichtet werden. o Bestrafte Briefempfänger im besetzten Gebiet. Durch Befehl Fochs ist für die besetzten Gebiete der Brief verkehr mit dem unbesetzten Deutschland nur durch Post karten gestattet. Briefe sind mit Ausnahme von Geschäfts briefen und solchen über wichtige Familienereignisse ver boten. Nun macht die belgische Kommandantur in Düsiel- dorf-Oberkassel bekannt, daß von: 25. Mai an jeder Empfänger eines nicht erlaubten Briefes mit Gefängnis oder Geldstrafe bestraft werde. Da liegt es im dringend sten Interesse der Einwohner der besetzten Gebiete, daß das ganze unbesetzte Deutschland davor gewarnt wird, Briefe — anstatt Postkarten — zu schicken. O Die französische Universität Strassburg. In den letzten Wochen haben sich von den 400 elsässischen Studenten, die die Universität Straßburg noch zählt, 230 exmatriku lieren lassen, weil sie mit dem völlig französierten Lehrbetrieb nicht einverstanden sind. Die meisten von ihnen wollen möglichst bald nach deutschen Universitäten übersiedeln. o Gerechte Strafe für Ehrvergessene. Trotz aller Übergriffe der Franzosen brachten eS ehrvergessene Weiber auS den Frankfurter Vororten Rödelheim und Bockenheim fertig, mit französischen Soldaten in zarte Beziehungen zu treten. Als sie trotz mehrfacher Verwarnungen nicht davon abließen, ging die mit Reckt erregte Volksmenge zum Angriff über, riß einigen die Kleider buchstäblich vom Leibe, während anderen die Haare glatt vom Kopfe ge schnitten wurden. Einige Franzosenliebchen erhielten da durch eine besondere Auszeichnung, daß ihnen das Haar nur auf der einen Kopfhälfte abaeschnitten wurde. o Kein besonderer Ausweiszwang für Ostseebäder. Mit der Aufhebung des Belagerungszustandes für das Reichsgebiet sind, wie halbamtlich mitgeteilt wird, auch die Anordnungen der Generalkommandos usw. über Ausweise für die Ostseebäder ungültig geworden. Wer für Inland- reifen außer sonstigen im allgemeinen ausreichenden Aus- weispavieren. wie Steuerquittungen, Standesamtspapieren, polizeilichen An- und Abmeldungen, noch einen besonderen Reiseausweis zu erhalten wünscht, muß sich einen Reise- paß besorgen. Doch wird dringend geraten, zur Entlastung der Paßstellen auf JnlandSpässe zu verzichten. S Rustlands ermordete Generale. Ausgrabungen am Berge Maschuk in Kaukasien haben die Leichen von 115 von den Bolschewisten ermordeten Offizieren ans Tageslicht gebracht. Darunter find auch die Generale RuW und Radko Dimitriew. » Kundgebungen gegen de« Kettenhandel. In Prag rotteten sich in den Straßen der inneren Stadt mehrere hundert Arbeiter zusammen, um gegen den Kettenhandel zu protestieren. Die Arbeiter drangen in die Kaffeehäuser und Restaurants ein, zerrten die Gäste auf die Straße und verprügelten sie. Außerdem veranstalteten sie vor den Redaktionen der tschechischen bürgerlichen Blätter Kund gebungen. o Dänische Redakteure an einer deutschen Volks hochschule. Der Volksrat für den VolkSstaat Reuß er richtet in dem ehemaligen fürstlichen Schlosse Tinz bei Gera eine Volkshochschule. Als Berater in Volkshoch schulfragen sind zwei dänische Redakteure von der Regie rung binzug-zogen worden. 0 Verhaftung des Spandauer Millionendiebes. Bei der Durchsuchung des Gepäcks eines in einem Wiener Hotel lebenden Ehepcmres, das sich durch seinen Aufwand verdächtig gemacht hatte, wurden 2 Millionen rumänische Okkupationslei gefunden. DaS Ehepaar nannte sich Lienau. Es stellte sich aber heraus, baß der Mann der wegen deS Spandauer Millionenraubes gesuchte Fröschel war. Er gab bei feiner Verhaftung an, daß er im November 1918 in Spandau von einem Soldaten etwv 5 Millionen Okkupationslei mit der Bestimmung erhalten habe, dieselben nach Belgien und Holland zu bringen. Bei dem Versuch, über die Grenze zu gelangen, warf er an geblich aus Angst vor einer Revision eine Million Lei weg. Den größten Teil der übrigen Summe brachte er nach Wien, um sie hier zu verwerten. O Schliessung von Fabriken wegen steigender Lohn, forderungen. In Schweinfurt hat die erste automatische Gußstahl-Kugelfabrik (Schaefer) allen ihren Arbeitern, etwa 2W0, zum 31. Mai gekündigt und dies mit Kohlen mangel und ungenügender Arbeitsleistung bei stets zu nehmender Lohnforderung begründet. Es heißt, daß von anderen Werken die gleiche Maßnahme aus den gleichen Gründen als bevorstehend gemeldet werde, und daß in Kaltennordheim (Rhön) die Firma Leimbach u. Co. ihren Arbeitern gekündigt habe, da sie die geforderten Löhne nicht zahlen könne. v französische Tuche für Deutschland. An Elber felder Tuchgeschäfte wurden große Mengen guter Tuchstoffe abgeliefert, die auf Lastautos von Varis nach Köln ge bracht worden sind. Angestellte der Pariser Firmen haben die Stoffe begleitet. Die Preise sind noch sehr hock. Der Wert der einen Sendung beläuft sich auf zwei Millionen Mark. — Wie berichtet wird, hat die niederländische Re gierung für ungefähr 8 Millionen Mark Manufaktur- waren für Deutschland eingekauft. Die Bezahlung durch Deutschland wird durch Einzahlung des Betrages bei einer deutschen Bank geschehen. Im Flugzeuge von England noch Australien. Während zum erstenmal der Atlantische Ozean überquert worden ist, wird bereits der Plan ins Auge gefaßt, einen Flug von England nach Australien zu vollbringen. Die australische Regierung hat nämlich einen Preis von 10000 Lstrl., also über 200000 Mark, für den ersten australischen Flieger ausgesetzt, der bis zum 31. Dezember 1920 die Flugstrecke England-Australien zurücklegt. Der vorge schriebene Flugweg führt über Paris, Nizza, Rom, Damas kus, Bagdad, Kalkutta und Singapore nach Port-Darwin. Potpourri. Manches scheint uns schon vorfriedlich. Was man jetzt so sagt und singt. Bis auf dies, daß unterschiedlich Etliches nicht ganz so klingt. Bom Gerichtstheater träum' ich: Wunderschön spielt Ledebour. Wer abgesagt hat Däumig, Und so wird's ein Solo nur. Und ein Vogel ist entflogen. Setzt' sich wieder aut srei'n Fuß, Pfeift: Nun bleibt mir hübsch gewogen Und an Runge einen Gruß. Hört man sonst noch was? Pomade Jst's und aufgewärmter Kohl — Einzig bleibt noch die Blockade Als — io heißt's doch? — „rub'nder Pol'. Man verdaut und kaut sein Futter, Wie man's schon bisher getan. Zwar wir kriegen keine Butter, Aber dafür Lebertran. Und der „Temps" lockt: Liebe Deiische Unterschreiben tut euch not, Wer nicht kuscht, besieht die Peitsche. Wer pariert, kriegt Zuckerbrot, Wird man's nun zusammenstopveln? Hören die Proteste uff? Ach, in Oppeln. ja, in Oppeln Schret'n sie: .Immer feste druff!" Ja, eS geht um uns're Ehre, Und eS denkt selbst Eohen-Reuß: Wenn ich jetzt nicht Reußer wäre. Sänge ich: „Ich bin ein Preuß!" So verfolg' ich mtt Interesse Dieser Zeiten Ziel und Zweck, Und — daß ich es nicht vergesse — Aus M 4" gibt's wieder Speck! Aie SchlWerrin Kelmskruck.! Roman von B. Torony. 81 > „„Ich bin schon einmal mit Zeugenaussagen in die-! ser Sache belästigt worden und sehe voraus, daß es nun ! wieder Erörterungen geben wird, die mir im Interesse mei ner Familie nicht erwünscht sein können." „Aber gerade deshalb müssen mir doch alles daransetzen, daß die Wahrheit an den Taq kommt," bemerkte Frau Mari anne. «Handelt eS sich wirklich um einen Irrtum der Richter, so ist eS unsere erhöht« Pflicht, die polizeilichen Nachforschun gen zu unterstützen." „Ich begreife Haralde Mißstimmung vollständig," meinte Baron Kronau, der für seinen Schwiegersohn Partei nahm. Gerichtliche Vernehmungen, wie sie Harals nun wieder be vorstehen, sind für eine fein empfindende Statur eine Folter. Ganz private Angelegenheiten, über die man schon auS Rück sicht auf die Dahingeschiedene lieber schweigen möchte, wer- den in die breiteste Oeffentlichkeit gezerrt, und ich bin über zeugt, daß bei Wiederaufnahme d«S Verfahrens nichts Neues herauskommen wird." ES entspann sich nun eine lebhafte Debatte über die Möglichkeit eines neuen Prozesses, an der sich alle Anwesen den beteiligten. Nur Harald schwieg und saß in Gedanken versunken da. Plötzlich wandte er den Kops und sah zu Mari anne hinüber. Einige Augenblicke tauchten beider Blicke ineinander, und die junge Frau erschauderte, als sie in sein bleiches Gesicht sah und in seinen Augen las. Sie hob die Tafel auf und bat ihre Gäste, in den angren zenden Saal zu kommen, auS dem bereits fröhliche Tanzwei- sen herüberklangen. Die älteren Herren und Damen begaben sich in das Spiel zimmer, die Jugend aber schwebte über den spiegelglatten Parkettboden dahin. Vergessen war mit einemnal die düstere Angelegenheit, die eben noch den Gegenstand einer lebhaften Debatte gebildet hatte. Harald war wieder der unermüdliche Tänzer und vor treffliche Gesellschafter, der für jeden ein liebenswürdiges Wart batte. Nur Frau Marianne -»merkte di« fieberhafte Er ¬ regung, die sich unter der MaSke der Fröhlichkeit verbarg. Sie litt seelisch unter seiner Heiterkeit. DaS Gefühl, daß ein schweres Verhängnis über HelmS- bruck schwebe, gegen daS sie nickt ankämpseu könne, drängte! 'ich ihr von neuem auf und erfüllte ihr Herz mit Bitter- keil. Dem Antrag der Notare Steiner auf Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den Hufschmied Stork wurde seitens der Staatsanwaltschaft Folge gegeben. Der Brief det Fräuleins von Rabenau erschien dem Ge richt al» ein wichtiges Dokument zugunsten deS Verurteilten, vermochte aber nicht alle VerdachtSgründe zu entkräften Zahl reiche Vorladungen erfolgten. Auch Harald von Rabenau mußte, sich beim Untersuchungsrichter einfinden. Er wußte nichts neues > auzugeben und sprach weder gegen noch für den Angeklagte» Die ganze Angelegenheit schien dem Besitzer von HelmS- - druck äußerst peinlich zu sein, und daS fand man nur natür lich. Mutzten doch wieder die alten Familienkonflikte berührt werden, über die alle Beteiligten am liebsten den Schleier deö Vergessene gebreitet hätten. Schon nach kurzer Zeit wurde der Termin für die neue Verhandlung angesetzt. Doktor Steiner hatte auf Wunsch der Tochter deS Verurteilten die Verteidigung übernommen. SteinerS Verteidigungsrede war kurz, aber wirksam. Er wieS darauf hin, daß Storks Angaben, die dem Gerichte bei der ersten Berhandlnng als blohe Ausflüchte erschienen wa ren, sich als vollkommen der Wahrheit entsprechend erwiesen hätten. Durch den erst jetzt aufgsfuudenen Brief de« Fcänlein» von Rabenau sei in unzweideutigster Weise klargestellt, daß Stork gar keinen Anlaß zu der verbrecherischen Tat hatte, und damit falle die Anklage in sich selbst zusammen. Wer der wahre Täter sei, komme für die augenblickliche Verhandlung nicht in Betracht. Sache des Gerichtes werde eS sein müssen, hier neuen Spuren nachzugeheu, um den Schuldigen der stra fenden Gerechtigkeit zuzuftthren. Stork selbst, der in Sträflingskleidern zur Verhandlung erschien, ließ das neue Gerichtsverfahren teilnahmslos an sich vorüberziehen. Als der die Verhandlung leitende Richter am Schluß de» BeweiSverfahrenS ihn fragte, ob er noch etwa» -u bemerken habe schüttelte er stumm den Kaps In seinem Plädoyer wies der Staatsanwalt daraus cnu daß Stork vielleicht daran gezweifelt habe, daß Fcänlein von Rabenau ihr Versprechen erfüllen iverde oder der Rückzahlung ! deS Darlehens auS dem Wege gehen wollte. Di? Ammbm?, daß er den Mord trotz der in Aussicht gestellten Uiiterfiühmig begangen habe, sei deshalb auck angesichts des neuen Lar- bestände» nicht von der Hand zu weisen In einer kurzen Replik wie» Doktor Steiner auf die Un haltbarkeit dieser Annahme hin. DaSGerichtzog sich hieraufzu eiuer längeren Beratung zurück und verkündet« dann die Aufhebung deS erftrichtertichen Urteils. Der Hufschmied Stork wurde von der Anklage deS Mor des „mangels ausreichender Beweise" fieigeiprochen. Mit den Ersatzansprüchen für die erlittene Haft wurde Stork am den üblichen Rechtsspruch verwiesen. Der Hufschmied hörte da» ihn freispreckende Urteil an, ohne daß seine GestchtSzüge eine freudige Erregung nerii?- ten. Nur al» der Richter von dein Mangel an Beweisen sprach, umspielte senren Mund ein bitteres Lächeln. Schon am nächsten Tage fand nach Erledigung der not wendigen Formalitäten Storks Entlassung aus dem Gesang- niS statt. Hanni holte den Vater ab und streckte ihm jubelnd die Arme entgegen, wich aber, als sie sein finsteres, vergräm te« Gesicht sah, sckeu zurück und fragte bestürzt: „Freust Du Dich denn nicht, Vater, über diese Wendnng der Dinge?" „Ich habe keinen Grund zur Freude," erwiderte der Huf- schmied bitter „Drei lange Jahre habeich entehrt und in Schande zugebracht und stehe auch heute noch nicht gerecht- fertigt da. Was soll ich nun beginnen? Was ich mir mühsam erarbeitete, ist dahin. Meine Kundschaft hat sich längst ver laufen und meine Ehre ist befleckt. Wer entschädigt mich du- für? Selbst wenn mir der Staat eine Geldentschädigung gibt, so ist mir damit noch nicht geholfen, denn ich bin em völlig ruinierter Mann. Ich mutz mir felbst Gerechtigkeit verschaffe». Ich werde nicht eher ruhen, bi» eS mir gelingt, den wabren Mörder zu entlarven, für dessen Schuld ich büßen mußte!" Die nervigen Fäuste schüttelnd, starrt« Stork düster vor sich hin. „Komm, Vater, vertrau auf Gott, er ist gerecht und wird Dich nicht länger unschuldig leiden lassen," bat Hanni Schweigend folgt« er ihr. 2SS,2(