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Nachrichten für Naunhof : 01.05.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191905015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-05
- Tag 1919-05-01
-
Monat
1919-05
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 01.05.1919
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4- Llv s»..tdiichc Vcsa^urrgsarmee in Leutschtarch M nach den neuester Meldungen aus Frankreich au« WVSO0 Gnmzoftn bOehen. Die britische Armee wird MO 000 MKM umfassen, so daß zusammen mit der ameri kanischen Armee die Alliierten 750000 Mann gegen Deutschland bereit haben. ch Deutschland «nd der UrnMrz in Liba«. von lettischer Seite wird behauotet, daß an dem Stur- der provisorischen lettischen Regierung auch deutsche Truppen beteiligt gewesen seien, und daß die deutschen Behörden den Ereignissen in Libau nicht fern ständen. Demgegeu- über wird von maßgebender Seite festgestellt, baß weder deutsche Truppen noch deutsche Zivil- oder Militärbehörden an dem Sturz der lettischen Regierung direkt oder indirekt beteiligt sind. Dieser ist vielmehr durch die aus lettischen, russischen und deutschbaltischen Truppenteilen zusammen« gesetzte baltische Landeswehr ausgeführt worden, weil diese sich in ihrem Kampfe gegen die Sowjettruppen durch die Mißwirtschaft der lettischen Regierung und die bolschewistische Gesinnung einiger Minister bedroht fübte Österreich. X Anschluß Vorarlbergs an die Schweiz. Der provi« sorische Landtag von Boralberg genehmigte die Anträge beS LanbesrateS, wonach wegen deS Anschlusses an die Schweiz eine Volksabstimmung stattfinden soll. Die zur Abstimmung unterbreitete Frage lautet: Wünscht da- Voralberger Volk, daß der Landesrat der schweizerischen Bundesregierung die Volksabsicht bekanntgebe, in die schweizerische Eidgenoffenschaft einzutreten und daß er mit der Bundesregierung über die Bedingungen verhandle? Nach dem Ergebnis dieser Abstimmung wird erst die end« gültige Volksabstimmung erfolgen. x Ungarn lehnt das Schiedsgericht ab. Die Ungarische Regierung hat den Vorschlag der deutsch-öfter- reichiscken Regierung, die zwischen den beiden Regierungen aufgetauchten Streitfragen einem Schiedsgerichte unter neutralem Vorsitz zur Entscheidung zu übermitteln, mit der Begründung abgelehnt, sie könne als Schiedsrichter keine kapitalistische Macht anerkennen, möge diese sich auch ein neutrales Mäntelchen umhängen. AlS Schiedsrichter könne sie nur die dritte Internationale anerkennen. Da di« dritte Internationale ihren Sitz in Mo-kau hat und mit Moskau jeder direkte Verkehr unmöglich ist, ist dies« Vorschlag offensichtlich nur zu dem Zweck armacht, sich der Entscheidung eines unbefangenen Schiedsrichter« s« entziehen. Zeit- und Streitfragen. Stimmen aus allen politischen Parteien. Wie kommen wir zum wirtschaftliche« Mieden? Eine gemeinverständliche Schilderung unserer wirt« schaftlichen Misere finden wir in einer der letzten Nummern des B. T. Die Darstellung ist vielleicht darum gemein« verständlich, weil sie einen — Nichtpolitiker zum Verfasser hat: Dr. JSmar Freund, seines Zeichens Theologe. Der Verfasser beginnt mit „zwei Binsenwahrheiten": I. Wir verhungern, wenn wir vom Ausland keine Lebens mittel bekommen. Wir bekommen vom Ausland keine Lebens- mittel, wenn wir sie nicht bezahlen. Wir können auf die Dauer nicht mit Gold bezahlen, weil wir keine- haben, wir. müssen also mit Waren zahlen. Unsere Waren sind aber nur dann Zahlungsmittel, wenn wir damit aus dem Welt markt konkurrenzfähig, das heißt, wenn wir billiger, min destens aber nicht teurer sind al- unsere Mitbewerber. Denn wenn wir eine Maschine für 1600 Mark auf den Markt werfen und da- Ausland liefert sie mit 990 Mark, so bleibt unS die unsrige auf dem Halse, weil niemand auf der Welt daran denkt, sie unS für den teuren Preis abzuNehmen. Der Preis jeder Ware hängt — von den Betriebs-, den Transportkosten und dem Unternehmergewinn abgesehen — in der Hauptsache von zwei Faktoren ab: dem Preis des Rohmaterials und dem Arbeitslohn. In bezug auf die Rohmaterialien find wir auf das Ausland angewiesen, und wir müssen sie teurer bezahlen als unser ausländischer Konkurrent, weil unsere Valuta schlechter ist. Folglich müssen, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen, unsere Arbeitslöhne niedriger sein. Sind sie es nicht, so sind wir nicht konkurrenzfähig. Sind wir nicht konkurrenzfähig, so haben wir keine Zahlungsmittel: haken wir keine Zahlungsmittel, dann bekommen wir keine Lebensmittel: bekommen wir keine Lebensmittel, so ver hungern wir. H. Jeder ehrliche Arbeiter hat Anspruch darauf, daß er von dem Ertrag seiner Arbeit seln Auskommen findet. Kann er nach Lage der Dinge nur acht Mark täglich verdienen, sv muß er dafür wohnen, essen, sich kleiden und darüber hinaus das bestreiten können, was nach Maßgabe unserer allgemeinen Verhältnisse zu einem menschenwürdigen Dasein gehört. Das ist eine Forderung, die außerhalb jeder Diskussion steht, zwingend und unverrückbar, wie die Grundtatsachen des ersten Ausgangspunktes. Und darum der zweite Angelpunkt jeder Einstellung. Die Konseauenzen sind gegeben. Der Staat muß ein Doppeltes tun: muß die Löhne — nötigenfalls zwangs weise — herabsetzen, und zwar so, daß sie die zulälsiae Höchstgrenze nicht überschreiten. Er muß aber gleichzeitig dafür sorgen, daß der Arbeiter bei den niedrigen Löhnen seine Existenz findet. Geschieht das letztere, so entfallen die Schwierigkeiten für das erstere. Es kommt mithin alle» darauf an. daß die Preise abgebaut und daS Existenzminimum dabei sichergestellt wird. Was hat danach zu geschehen? fragt dann der Verfasser. Er gibt dann gleich ein Bündel von Vorschlägen zur Güte, von denen nicht alle die Zu stimmung des zünftigen Volkswirts finden, die aber fast alle die Laien zum Nachdenken anregen »erden. Hi« sind sie kurz wiedergegeben: Beibehaltung der Rationierung, aber Erhöhung der Rationen, damit das Volk wieder zu Kräften komme. Die Preise der Lebensmittel müssen den abgebauten Löhnen an- gepaßt werden, damit, der Arbeiter, trotz der verringerten Löhne, sich bequem ernähren und seine sonstigen Lebens bedürfnisse bestreiten kann. Ist der Staat genötigt, auS dem Auslande Lebensmittel zu Preisen zu Lrztehen, die den Etat des Arbeiters überschreiten, so bat er, der Staat, dieDifferenr zu zahlen. „Es bandelt sich um ungezählte Millionen, vielleicht um Milliarden. Aber auch das kann nicht ab schrecken. Bisher sind ungeheure Summen sinnlos vergeudet worden. Hier sollen sie produktiv angelegt werden: zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft und zur Begründung unserer ZukunftSmöglichkeiten. Dazu müssen die Mittel da sein, wie fie rum Kriege, zur RevoluttonSwittschaft, zur Finanzierung des Müßiggangs da waren." Der Verfasser schließt mit der Ermahnung, die jetzt »ehr denn je aller Weisheit Anfang und Ende ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit! Verwaltungsreform in Preußen. Die Zukunft der Landräte. Der preußische Minister deS Innern, Heine, hat sich por den Danziger Vertrauensleuten der Mehrheitssozialisten «ingehend über die von ihm geplante Berwaltungsreform «gesprochen. Nach feinen Ausführungen sollen di« Land- rät« in Zukunft auf Zett gewählt werden, genau vie die Bürgermeister und auch sonst rtm ähnliche Sicklung wie diese einnehmen. Wenn der Landrat so Sommunakbeamter werbe, bann gewänne die Stellung der Regierung-- Präsidenten an Bedeutung, da diese nun da« eigentliche Organ der Regierung würden, über die Frag« der Be soldung der LandratSposten äußerte sich brr Minister folgendermaßen.« »Sehr schwierig ist di« Frage der Be setzung der LandratSämter. ES gibt glücklicherweise sehr i wenige Landräte, die direkt widerstrebt haben, eS gibt aber sehr viele, die nicht mit dem Herzen dabei sind. Das können wir ihnen nicht verübeln. Mir find diejenigen, die mir die« offen sagen, lieb« als diejenigen, die jM plötzlich entdecken, daß st« im Grunde ihres Herzen- schon lange Mehrheitssozialisten gewesen find. Ich versuche so viel wie möglich mit denen zu arbeiten, die sich auf den Boden der Regierung stellen. Wir können auch nicht jedem beliebigen Manne ein Amt gÄden. Der größte TeU meiner Arbeitszeit wird in Anspruch genommen von der Erledigung von Gesuche« von Leuten, di« jetzt Regierung-- Präsident, Landrat usw. werben wollen. Jetzt fehlt «S uns noch an geschulten Kräften. Ich habe aber Vorsorge ge troffen, daß künftig* bei der Auswahl de- Nachwuchses für die Regierung andere Prinzipien geltend gemacht werden/ Aus Braunschweigs Leidenstagen. Eine Rechtfertigungsschrift der Reichsregierung. In der heutigen LandeSversammlung teilte Präsident Dr. Jasper mit, der LandeSversammlung fei eine rechtliche Stellungnahme der R«ichsregierung zugegangen. Darin werden der braunschweigischen Regierung schwere Vor würfe gemacht. Braunschweig habe sich al- Mittelpunkt der kommunistischen Bewegung erwiesen und hab« gegen die Reichspolitik verstoßen. Die Regierung habe groß« Verkäufe von Heeresgut vorgenommen, eS seien aber erst 42 857 Mark abgeführt worden, während allein 1160000 Mark durch den Verkauf von Pferden eingenommen worden seien. Die Demobilmachung sei gestört worden. 8000 Gewehre, viele Maschinengewehre. Ä Geschütze und 7000 Handgranaten feien den Heere-beständen entnommen worben. Dir Freiwilliamkorps seien behittb«1 worden. Di« BolL-wehr hab« sich bi- zuletzt al« kommunistisch er wies««. Braunschweig sei die Hochburg de» Kommunismus gewesen. Schon Anfang Februar fei der Entschluß gefaßt worden, in Braunschweig einzugreisen, doch sei die Aus führung immer wieder verschoben worden. Das Schreiben fübrt weiter ein« ganze Reih« and«« Fäll« an, bi« für das Eingriffen der Reichsregierung bestimmend »«ves« find. Wie sich die Dinge «ntwtSelte«. Die Stimmung unter der Braunschweiger Arbeiter schaft ist außerordentlich gereizt gegen die unverantwort licher Streikhetzer, besonders gegen Merges, Ort« und Eichhorn. Die Arbeit« find überhaupt nur unter der Annahme in den Streik gegangen, daß im ganzen Reich dieselben Zustände herrschten wie in Braunschweig. Diele Meinung würbe ihnen durch rücksichtslose Postsperre bei gebracht, die daS Hereinkommen wahrer Nachrichten ver hinderte. Der dem Streik abgeneigte Teis der Arbeiter schaft wurde in unerhörter Weise vergewaltigt. So sollte z. B. bei den Jüdelschen Werken durch Handaufheben über den Streik abgestimmt werden. Nachdem nun ein« zweifelhafte Mehrheit dafür gestimmt hatte, und die Gegenprobe gemacht werden sollte, «hoben die Terroristen ein lautes Gebrüll: »Schlagt sie auf die Finger!* und machten so die Abstimmung unmöglich. Eichhorn verhaftet «nd wieder befreit. Auf dem Bahnhof in Halberstadt wurde b« früh«« Polizeipräsident von Berlin, Eichhorn, durch die Kriminal polizei verhaftet. Er war im Zuge, der von Braunschweig kam, und wollte mit feiner Gattin in den Har- fahren. Gegen Abend wurde Eichhorn von ein« Volksmenge wieder befreit, die von Unabhängigen geführt wurde. Die Polizeiwache war machtlos, da sich die Volkswehr auf die Seite der Menge stellte. Wohin sich Eichhorn gewandt hat, ist unbekannt, doch nimmt man an, "baß er vrrfuchen wird, nach München und von dort nach Ungarn zu gelangen. Eie und wir. Wie man gegenwärtig in London lebt. Während wir unS in bitterster Lebensmittelnot be finden und unsere Feinde von gestern in fast beschämend demütiger Weise um Hilfe angehen müssen, lebt man in London bereits wieder «inen guten Tag, und die vielen Einschränkungen in d« Lebenshaltung, die der Krieg als notwendiges Übel mit sich brachte — von einer wirklichen KrtegLnot war. allen gegenteiligen Berichten -um Trotz, in England nie etwas -u spüren — dürften, wie ein flüchtiger Traum bald wieder vergessen sei«. In drei bis vi« Monaten sollen, wie mit großer Be stimmtheit versichert wird, die letzten Rationierungs- Vorschriften in ganz Großbritannien aufgehoben sein. Die Brotkarte ist schon verschwunden, und nach dem SV. Juni wirb, wenn ausreichende Zufuhren erfolgen sollten, auch die Fleischrationierung aufhören. Das find durchaus keine leeren, bedeutungslosen Versprechungen, man ist vielmehr in der glücklichen Lage, alles, waS man dem Volke ver spricht, auch halten zu können. Die gewaltigen Londoner Kühlanlagen, deren tiefe Kell« in Friedenszeiten Vorräte für ein Vierteljahr -u bergen pflegten, erhielt«« zmn Bei spiel schon in d« letzten Mär-woche an neu« Ein lagerungen fast 1500 Tonnen »mehr als in der gleichen Woch« des Vorjahres. Die London« find nur sehr b* trübt darüber, baß es immer noch nicht .das richtige* Fleisch ist, daS ihre Regierung ihnen zurzeit liefern kann. Das berühmte Ochfen- und Hammelfleisch, das vor dem Krieg« als allein würdig galt, auf den englischen Familienttsch zu kommen, glänzt noch durch Abwesenheit und muß sich durch minderwertige Sorten, vor allem durch australisches Gefrierfleisch, vertreten lasten. Einen Trost in seinem Leid steht der LoWoner Fleischest« darin, daß die Beschränkungen im Verkauf von fleischdurchsetztem Frühstücksspeck bereits aufgehoben find; die HöchMreise ab« find in Kraft geblieben. Man braucht sich die Preise für die notwendigsten Lebensmittel nur anzusehen, um klar -u erkennen, daß die En-iänber durch das KriegSelend ungleich weniger heimgesucht wurden als wir. Und nicht anders als mit dem notwendigsten Lebenöbedarf war eS in England mit dem Überfluß auf der Tafel' deS KriegSlebenS bestellt. Im Eovent Garben, dem Obstmarkt Londons, gab es während b«S Krieses eine Zeit, da di« Preise »Über 100^ über den VorkriegSLurchschrittt* gestiegen «ar«n. Jehl find fie, wi« englische Blätter mitt«Uen, .zwar Le- trächtlich gefallen, aber sie find immer noch s«hr hoch." Wie sind nun diese hohen Obstvreis« zu Ostern 1SjS g-- e«, V eW s »«*1» ******* erhältlich, OstervreiS 1S1S nur 3 Mark 60 Pfennige bi« trauSen, sie« em kost-. . . 2 Mark« Pfermigrsis 8 Ma« «PfxmigedaS HAU« Preis 17 Mark, OPxpeM MS «ur^S Wesen? Lpfel, BorkriegSpreiS 40—60 Pfenn heutiger Wreis 80-VO Mennige; Or< preis IM Mark HP F . da-, 8 Mark das Stück. An sonstigen Meldungen oom englischen Leben-mittel- marLt ist zu ver-etchnen, daß b« Preis von Margarine jetzt von 80 Psxmis dis 1 Mark das Pfund beträgt, di« vütterratton Mr Lops und Woche demnächst um 56 Gramm «höht wirb und nur an Marmelade Mangel herrscht, so Laß den Zuckerbäckern die Verwendung von Marmelade- füllunaen untersagt wurde. Sieht man sich auf andern Gebieten um, so macht man Keichfaüs di« Entdeckung, Ach der .NaÄkrieg-. eosvtribe^ fast überall nicht bloß da- Notwendige, sondern auch schon da- überflüssige Hat. So verküudetehies« Tage bck» MaNMon-ministerium, daß es fast 82 Millionen wir in Deutschland Hirsen Leinwandschatz verwenden können! In England ad« kümmerte man stch gar nicht um die vielen V«w en duugSmüg l ich keiten, und man riß sich nicht um die billige Ware. Im allgemeinen find in Großbritannien während beS Krieges di« Stoffpreis« etwa aus da- Doppelte und Dreifache (Wollstoffe), bis auf das Vierfache (Seidenstoffe) gestiegen. Man «wartet jedoch einen baldigen beträchtlichen Rückgang d« Wollstoffpreise. Seidenstoffe dürft«« ihre PreishShe länger behaupten, da die Seidenraupenzucht in Frankreich und England stark zurückgegaugen ist. Im großen und ganzen läßt sich, wa- di« Kleidung betrifft, sagen, daß Damenklrider, die vor dem Kriege zwischen 100 und 180 Mark kosteten, jM für den verhältni-mätzig auch noch recht mäßigen Preis (man vergleiche mit den schwindelerregenden Preisen, die wir zahlen müssen!) von 170 bis 210 Mark zu haben Md. Nachmittagskleid« sind sogar noch weit weniger versteuert. Damenhüte kosten etwa daS Dreifache de- BorkriegS- preiseS, Schube etwa «benknriel. Ab« für 6ö Mark erhält man Hoh« Damensti«f«l bester Mark« und Mr 100 Mark ein Paar allerbester Mp«tsfti«fel. Ick. X. Beteiligung -er Arbeiter am Gewinn. Betrachtung über die Wirkungen der Sozialisierung. Ein bekannter Industrieller, der Direktor der All- gemeinen Erektrisitittsgefellschuft, Geheimrat Deutsch, bat im Hinblick auf di« Wirkungen von Sozialisierungen -er Handelskammer Berlin eine gutachtliche Äußerung ein gereicht. Besonders berücksichtigt er dabei daS Verhältnis de- Anteils von Arbeit und Kapital am Ertrag« einer gröberen Anzahl industrieller Unternehmungen. Der Verfasser führt dabei folgende Ansichten aus: Der Gedanke, daß eine kleine Zahl von Kapitalisten den weitaus größten Teil des Gewinns aus der ipbustrtellen Arbeit für sich in Anspruch nimmt, während die Arbeiterklasse sich mit einem kleinen Anteil daran begnügen muß. ist falsch. Auch die Behauptung ist nicht stichhaltig, daß ein Zehntel der Bevölkerung, nämlich die Kapitalisten, zwei Dritte! deS ^Nationaleinkommens bezieht, während die übrigen neun Zehntel, nämlich die Arbeit«, mit einem Drittel abgespeist werden. Diese Behamttung fft schon durch den Hinweis ans den Kurszettel du Berliner Börse zu widerlegen, nach dem die DurchschNittSbividende all« Papiere nicht mehr als sechs Prozent beträgt. Ihre Haltlosigkeit weift -er Verfasser aber durch eine Ausstellung nach, die « Wer die Leistungen von S6 glänzend fundierten Gesellschaften in den letzten sehn Jahren für Gehälter, Löhne und Dividenden, sowie,für staat liche, kommunale und soziale Lasten gemacht bat. Daraus ergibt sich, daß von diesen Gesellschaften sür Gehälter und Löhne jährlich 1E4S0V000 Mark und für staatliche, kommu nale und soziale Lasten 217180000 Mark gezahlt wurden. Die Dividenden haben 1S Prozent Lies« beiden Summen be tragen odet mit anderen Worten: von jeder Mark, di« aus- gegeben wurde, Haden erhalten: Angestellte und Arbeiter 78,7 Ps. Staat und Kommunen 11.7 . ? die Aktionäre 11.6 . Würden die bet den 66 Gesellschaften während der letzten -ebn Jahre durchschnittlich jährlich verteilten Dividenden in Höhe von 815 SSO SOO Mark auf die 7M781 Angestellten und Arbeiter restlos verteilt worden sein, so würden pro Kopf und Stunde nur 11 Pfennig, also im Jahre 870 Mark mehr ent fallen. Bei den im Verein für die bergbaulichen JnterMen in Essen -usammengeschlossenen Gesellschaften würde bie restlose Verteilung aller Dividenden in den letzten zehn Jahren ein 'Mehreinkommen für jeden Arbeit« von 840 Mark bedeuten. Alle vorgenannten Zahlen schließ« aber mit Dezember 1917 bezw. Juni 1918. Die ungeheuren Erhöhungen von Löhnen und Gehältern seit November 1818 müssen Las Verhältnis da Dividenden zu lenen noch ganz außerordentlich räsÄEert erscheine« lassen. Ferner weist Ler Verfasser darauf hin, daß die Aktien d« großen Gesellschaften auf eine große Zahl von Besitzern verteilt sind, und daß somit bie Behauptung falsch ist, daß die Dividenden in di« Taschen wenig« Kapitalisten fließen. Zum Schluß wird die zwingende Notwendigkeit starker innerer Reserven heroorgehvbrn. Di« Schrift schließt mit der Forderung einer Organisation deS Wirtschaftsleben-, durch welche für die Gesamtheit deS Volke- der größt mögliche Nutzen «zickt wirb, damit da- Wort .Soziali sierung" nicht eine bloße Phrase bleibe. Aus dem Gerichtssaal. s Ekvresserbriefe «41 Metrischriften Ebert- »md Scheidemanns. Eine Erpresseraeschichte beschäftigte bie Strafkammer zu Schweidnitz. Unmittelbar, im Anschluß an die revolutionären Umwälzungen im November wurden Be wohner in Reichenbach durch unerhört dreiste Erpresserbrief« beunruhtgl. So erhielt am 12. November die Gutsbesitzerin Dittrich bortselbst einen Brief, der mit den Namen von Edert und Scheidemann unterzeichnet war. Danach teilten Lieft im Nustrage der neuen RegiemngSgrwalt mit, daß sie befugt wären, von bemittelten Personen Geldsummen einzuziehen. In diesem Falle sollten an bestimmt« Stelle 10000 Mark hinterlegt werden und eS wurden für Leu Fall der Nicht- befolgung schwerste Drohungen au-gestoßen. AkS am folgenden Tage ein gleicher Brief mit den Fälschungen der Unterschriften von Ebert und Scheidemann in einem Vorflur aufgefunden wurde, konnte als Urheberin der Erpresserbriefe die Ehefrau de» MWonSkolvorteurS VenkS au» Reichenbach ermittelt werden. Sie gab vor Gericht an, aus Not gehandelt zu haben und wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. tz Nack tzV-jährlger Uulersuchmigehaft enitassen. In Sen. Strafverfahren gegen den einst vielgenannten Berliner Terrain spekulanten Schiffmann, der sich seit ' ein Jahre 1915 in Unter suchungshaft befindet, sollte am 17. März Termin vor dem Reich-gericht in Leipzig anstehen. Der Termin mußte aus gehoben ««Len, da der Referent plötzlich verstarb. Da Jahre ae«eb«r würden, «he «sti neu« Richt« sich mft dem viele Rcke Müde ^Lenden Material vertraut machen kann mid Schiffmann sich in seiner SV»jährigen ILtteMchüNg-boft eine Erkrankung ms Nervenbündels de- «chten Aun«» »ugezoaen
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