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Nachrichten für Naunhof tz» Sllwstr. G»mtt«»L»tzettas< Sachs. Landeszeitung Sernsprecher Nr.» für die Gemeinden Alhrechtshain. Atthen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannshain, Auchshain, Groß- und Kleinstetnberg, Klinga,Köhra, Ltndhardt, Pomßen, Teifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Eriche,nl wöchentlich dreimal: Dievw-, Donnerstag und Sounabeud, abends S Uhr Bezugspreis oterteljShrk. 2 MK.40Psg., monatl. 80 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2MK. SOPfg. Anzeigenpreis.- Di« sechsgefpallen« Petitzetle LS Pfg., auswärts 30 Pfg. Amtlicher Teil 50 Psg. Reklamezetle 60 Psg. Betlagegebühr pro Taufend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. - Im Falt höherrr Grwoli, «««>, S»r««i, Il«sp«nmg, waschiEbmch, B^riebM>rmla im d« Druckerrt odn unftrrr Liefrranl«, Hai d« KNimi Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung de, Bezug^reis«. Nr. 53. - Donnerstag, den 1. Mai 1919. 30. Jahrgang. Polizeistunde. I. Das Ministerium des Innern hat für den zum allgemeinen Arier- tag erklärten l. Mai ISIS die Polizeistunde für das ganze Land bis l Uhr nachts verlängert. II. Die Bedingung, daß di« Beleuchlung der Gast- und Schank- wtrtfchaftsräume nach 10 Uhr abends nicht mit Las geschieht, kommt in Wegfall. Das Keizoerbot bleibt bestehen. Lrimma, 29. April 1919. L II 877 ». Die Amtshauptmannschast. Ausgabe der Lebensmittelkarten Die Ausgabe der Aleifchbezu-SauSweise und der LaudeSsPerrkarttn für Magermilch, Quark und Käse findet Sonnabend, den 3. Mai 1919 im Rathau-faale für die Einwohner Naunhofs statt. Die Karten werden ausgegeben von 8 biS I« Uhr vormittags für die Einwohner der Badergässe, Bahnhofstraße, Bis- marckskraße, Göthestraße, Großsteinberger Straße, Kaiser- Wilhelm-Straße, Kltngaer Straße. Lutherstraße, Markt, Melanchthonstraße, Moltkestraße» Mühlgaffe, von Iv Uhr vormittags bis IS Uhr mittags für die Einwohner der Gartenstratze, Lange Straße, Nord- straße, Oststraße, Parthenstraße, Schillerstraßr, Schloß- skraße, Schulstraße, Wiesenstraße, von 12 Uhr mittags biS 2 Uhr nachmittags für die Einwohner der Brandiser Straße, Breite Straße, Grimmaer Straße, Kainstraße, König-Albert-Straße, Körnerstraße, Kurze Straße, Leipziger Straße, Waldstraße, Wasserwerk l und II, Weslstraße, Wurzener Straße, selbständiger Gutsdezirk Staatsforstrevier Naunhos. Die Kaushaltungsvorstände werden aufgefordert^ entweder selbst oder durch zuverlässige Personen, die Auskunft über die zur Kaushaltung gehörigen Personen geben können, die Karten an der genannten Stelle zu entnehmen. Vorherige oder nachträgliche Abholung kann nicht ftattfindeu. Naunhos, am 29. April 1919. . Der Bürgermeister. Der Arbetterrat. Willer. * Thiemann. Zählung drr gmerbllchkn Arbeiter. Am 2. Mai 1919 ist eine Zählung der gewerblichen Ar beiter oorzunehmen. Die in Betracht kommenden Betriedsunternehmer haben die ihnen zugehenden Vordrucke gehörig auszufüllen und bis längstens den 5. Mai 1919 im Meldeamtszimmer des Rat hauses hier einzuretchen. Naunhof, am 29. April 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Schlafdecke«. Das Reichsverwertungsamt hat die Lieferung von gerei' nigtrn und wiederhergestellten Lagerdecken (Schlafdecken) in Aussicht gestellt. Der Preis beträgt voraussichtlich 13 Mk. für das Stück. Bestellungen hieraus werden bis Sonnabend, den 3. d. M. im Rathaus, Meldeamtszimmer entgegengenommen. Naunhof, am 30. April 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Die als verloren gemeldete aus den Namen des Kerrn Forstmeister Sinz lautende Gemeindelebensmittelkarte O Nr. 12S wird hiermit für ungültig erklärt. Jede widerrechtliche Benutzung dieser Karte wird bestraft. Na u n h o f, am 30. April 1919. Der Bürgermeister Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Naunhofer Jahrmarkt Gouutag, be« 4. uub Montag, -e« S. Mai Was wir brauchen. Während die Regisseure der Entente sich anschicken, den Vorhang vor den Geheimnissen ihrer Vier- und Zebn- männerräte langsam emporzuziehen, regt sich das deutsche Volk allerorten tm Lande, um seinen Unterhändlern für die schweren Tage, denen sie entgegengehen, den Rücken zu stärken. In Magdeburg, in Bromberg hüben auch diesen Sonntag wieder gewaltige Massenkundgebungen unter Betelligung aller Parteien gegen die Zumutung eines Gewaltfriedens Einspruch erhoben, und auch die RetchShauMadt Berlin hat sich wieder einmal sehr temperamentvoll zur Frage deS TageS vernehmen lassen. Hier war eS der preußische Minister deS Innern, Herr Wolfgang Heine, der in einer vom ReichSoerbanb Ost schutz veranstalteten Versammlung sozusagen den Ton an gab — und wie er das tat, wie er die Forderungen unserer nationalen Würbe mit der ehrlichen Sehnsucht nach Frieden zu verbinden wußte, daS sicherte diesem glänzenden Redner, bei allem Widerspruch im einzelnen, einen Gesamteriolg, von dem man nur wünschen kann, daß er der großen Cache, für die der Minister sich hier vor der Öffentlichkeit einsetzte, auch über den Augenblick hinaus zugute kommen möchte. Natürlich geht Herr Heine von der Annahme aus, daß in Versailles verhandelt werden soll. Ein Dittat- friede kommt für unsere Bevollmächtigten, die jetzt dorthin unterwegs sind, nicht in Frage. Sie werden nicht um Gnade betteln, denn wenn wir auch geschlagene Männer sind, so wollen wir UNS doch nicht betragen wie ver prügelte Kinder- Deshalb soll man unS auch nicht zu- muten, baß wir unS demütigen müßten, weil wir die Schuld am Kriege trügen. Die ganze Welt hat sich in diese Schuld zu teilen, und eS wäre ebenso ein Zeichen mm Schwäch» wie van Unehrüchkeit. wenn wir unS jetzt aus eine ausschließlich gegen Deutschland gerichtete Schuld- Untersuchung einließen. In die Zukunft müssen wir heute schauen und fragen, wie wir aus dem Unheil heraus- kommen, in daS mit unS die ganze Kulturwelt geraten ist. Die Machthaber der Entente find rerblödet von Machtgier, Eitelkeit und Lüge wie nur je Machthaber alten Schlages eS waren — aber appellieren wir an die Völker, so dürfen wir unS auch da keinen Illusionen hingeben: Vernunft und Ge rechtigkeit kommen in den Stimmungen der Massen leider auch gewöhnlich zu kurz. UnS bleibt nur die Hoffnung auf die Zukunft der Welt und die Weltgeschichte. Die Gegenwart hat uns von dem Widerstreit nationaler Inter- essen und Empfindungen nicht zu erlösen vermocht, nicht im Osten, wo wir zugunsten der Polen vergewaltigt werden sollen, nicht im Westen, wo die Franzosen sich Elsaß-Lothringens bemächtigt haben und eS dem so genannten Mutterlande dauernd einverleiben wollen, ohne die Bevölkerung zuvor um ihren Willen zu befragen. Überall wird gegen unS das nationale Prinzip aus gespielt, aber über unsere Proteste gegen die Losreißung von Posen und Westpreußen, gegen den Raub des Saar- gebieteS will man zur Tagesordnung übergehen. Herr Heine bekennt sich zu dem Grundsatz, daß in unserem Osten die deutsche Arbeit die Grenze zu bestimmen habe, nicht alte Dokumente von vor hundert oder gar fünf hundert Jahren. Die Franzosen bilden sich ein, daß noch ein Millionenheer bei unS bereitstände, um über sie herzu- fallen. Leider Gottes ist daS nicht so, fügte der sozial demokratische Minister hinzu, ein Klageruf, der von seinen Zuhörern gebührend unterstrichen wurde. Aber je ärger man unS vergewaltigen wird, desto eher werden wir unsere Kräfte wieder zusammenraffen. Die Vorbedingung sür eine neue nationale Erhebung ist allerdings, daß wir anders leben und arbeiten müssen wie in den letzten Monaten. Alle müssen wir ohne Unterschied der Parteien einmütig handelnd zusammenstehen. Wer ver langt, dab wir unsere Freiwilligenverbände auflösen, wer ihre Angehörigen boykottiert, der begeht Landesverrat. Wir brauchen Einmütigkeit, um die Interessen deS deutschen Volkes gegen ei« Welt von Feinden zu ver teidigen, um Freiheit, Einigkeit, Arbeit und nationale Un versehrtheit für Deutschland sicherzustellen. Wir brauchen Einmütigkeit — in diesem einen Wort und Begriff ist in drr Tat alle» zusammengefaßt, was unS jetzt nottut, da wir den schwersten Tagen unserer Ge schichte entgegengehen. ES tut wohl, eine solche Mahnung auS sozialdemokratischem Munde zu hören, denn sie ver pflichtet den Mann, der sie aussprach, wie die Partei, die hinter ihm steht. Verpflichtet uns alle zur Zurück stellung dessen, was den Unfrieden im Volke schüren könnte, zur Aufbietung unserer ganzen Kraft ausschließlich im Interesse der Wiederaufrichtung deS Landes. So traurig eS ist, daß jetzt bei uns im Innern Krieg geführt werden muß, um irregeleitete Städte zur Vernunft zurückzuLcingen, so sehr müssen wir wünschen, daß diesen beschämenoen Zu ständen so rasch wie möglich ein Ende gemacht wird, damit unsere Feinde nicht glauben, dab sie über unS ungestraft herfallen können, wenn eS sie etwa wirklich gelüsten sollte, über Danzig eine polnische Herrschaft zu etablieren. Wir dürfen jetzt nur einen Gedanken haben: die Rettung der Heimat vor Knechtschaft und Sklaverei. Die Einmütigkeit deS ganzen Volkes wirb diese äußerste Schmach von unS abwenden kvnNen. 0/: H>. politische Rundschau. Deutsche« Reich. 4- Verlegung des Friedeusausschuffes nach Weimar. Der FriedenSauSschub der Nationalversammlung, der in diesen Tagen in Berlin -usammentritt, wird in kurzem, angesichts der Notwendigkeit, mit den Fraktionen der Nationalversammlung sowie mit der während Ler Tagung des Plenums in Weimar tagenden Regierung, in ständiger Fühlung zu bleiben, seine Verhandlungen nach Weimar verlegen. 4- DaS Schicksal Schleswig - Holsteins ist weiter Gegenstand der Beratungen im preußischen Ministerium, daS seinen Standpunkt dahin kennzeichnet, daß die Regie rung eS sich angelegen sein lasse, für eine starke Vertretung der Interessen des Lande- Schleswig-Holstein bei den FriedenSoerhandlungen zu sorgen. In innerpolitischer Hinsicht weiß sie, daß Schleswig-Holstein durch den Lauf seiner Geschichte, durch die Besonderheit seiner geogra phischen Lage und die Eigenart seiner treuen, zähen und tüchtigen Bevölkerung Aufgaben stellt, in deren Lösung sie eines ihrer vornehmsten Ziele erblickt. Die Eigenart von Land und Bevölkerung, wie sie sich insbesondere in deren altem Rechtszustande darstellt, ist einer weitgehenden Schonung und Berücksichtigung gewiß, wobei die Regie rung den Rat und die Mitwirkung der Selbstoerwaltungs- körper der Provinz in Anspruch nehmen wird. Brutale Behandlung unserer Kriegsgefangenen in Frankreich. Ganz raffiniert grausam werden die deutschen Kriegsgefangenen in dem französischen Lager Beaumont bei Verdun behandelt. Die Verpflegung besteht aus Brot und Suppe. Sämtliche Kriegsgefangene sind daher stark abgemagert und geschwächt. Die Kriegsgefangenen sind in zwei Abteilungen geteilt. Die erste besteht aus Offi zieren und höheren Unteroffizieren, sie wird mit Auf- räumungSarbeiten beschäftigt. Die zweite Abteilung, be stehend aus Mannschaften, wird zum Aufsuchen und zum Transport von Blindgängern verwendet, wobei täglich mehrere von ihnen getötet oder verletzt werden. Die Mannschaften werden oft mit der Peitsche geschlagen. Für die Art ihrer Behandlung ist bezeichnend, daß der Unter offizier Bäuerle, Infanterie-Regiment Nr. 169, dem fran zösischen Unteroffizier Ferro 14 Tage lang bei jedem Appell die Hand küssen mußte; auch andere Kriegs gefangene find hierzu gezwungen worden. Die deutsche Regierung hat bei der französischen Regierung den schärfsten Protest gegen die Zustände in Beaumont eingelegt und sofortige durchgreifende Abhilfe gefordert. -z- Die Aufhebung -er schwarzen Listen wird nunmehr amtlich durch folgende Note der britischen Mission in Spaa bestätigt: »Ich bin beauftragt, Ihnen mitzuteilen, daß die alliierten und assoziierten Regierungen beschlossen haben, nach Mitternacht des 28. zum 29. April alle Schwarzen Listen von Firmen und Personen, die sie ver öffentlicht oder zusammengestellt haben, zurückzuziehen und alle Verbote (visablltttes) in bezug auf Handel und Handels verbindungen mit Firmen der Personen solcher Listen außer Kraft treten zu lassen. Die alliierten und assoziierten Regierungen behalten sich das Recht vor, alle oder einige solcher Schwarzen Listen wieder einzuführen, falls sich dies als notwendig ergeben sollte/ — Es soll nicht uner wähnt bleiben, daß dieser Beschluß, wie einwandfrei fest steht, auf ausdrücklichen Antrag der englischen Regierung gefaßt worden ist. G Die Nationalversammlung in Erwartung der Friedensbedingnngeu. Wetmar, 29. April. Die meisten Mitglieder der Nationalversammlung trafen von den Osterferien bereits am gestrigen Tage wieder in Weimar ein. Die Fraktionen bleiben auch in den nächsten Tagen zusammen, da man bereits Mitte bzw. Ende dieser Woche eine endgültige Klärung der Misston der deutschen Friedensdelegation in Ver sailles erwartet. s Der Wiederzusammentritt der Nationalver sammlung. Weimar, 29. April. Die nächste Plenar sitzung der Nationalversammlung findet in Weimar statt, und zwar am Dienstag, den 6. Mai, nachmittags 3 tthr. Auf der Tagesordnung steht dieBnterpellation über die Beamtenfragen. s Die Anklage gegen Wilhelm H Parts, 29. April. Amtlich wird bekanntgegeben: Die Alliierten ver setzen den ehemaligen Kaiser Wilhelm ll. in den öffentlichen An klagezustand, und zwar nicht wegen Verbrechen, die in den Strafgesetzen aufgeführt find, sondern wegen „höchster Nicht achtung der internationalen Sittengesetze und der geheiligten Rechte". Zur Aburteilung des Angeklagten wird ein beson derer Gerichtshof eingesetzt werden, wobei ihm die hauptsäch lichsten Garantien des Derteidigungsrechtes zu gesichert werden. Dieser Gerichtshof setzt sich zusammen aus fünf von den Ver einigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Italien bnd Japan zu ernennenden Richtern. Er wird auch die nach seiner Ansicht zur Anwendung kommenden Strafen selbständig festsehen.