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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Illvstr. Sonntagsbeilage Sachs. Landeszeitung Fernsprecher Rr. R für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannsyain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomtzen, Seisertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Erscheint wöchentlichdreimal: Dienrlag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr Bezugspreis vierteljährl. 2 MK.40Psg., monatl. 89 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2MK. 60Pfg. Anzeigenpreis: die sechsgespalten« Petitzetle 25 Psg., auswärts 30 Pfg. Amtlicher Teil 50 Psg. Reklamezeile 60 Pfg. Betlagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr oorm. Im Falle höherer S»wal«, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschtnenbruch, Detriebsswrung Im Betrieb der Druckerei oder unserer Lteseranlen Hai der Bezieher keinen Anspruch aus Lteserung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreis«. — Nr. 49. Mittwoch, den 23. April 1919. 30. Jahrgang. Amtliches. Verkehr aus öffentlichen Wegen. Sämtliche Verordnungen, die sich auf den Verkehr von Fuhr werken jeder Arl (Pferdegeschirre, Kraftfahrzeuge, Fahrräder u. s. w.) auf öffentlichen Wegen und Plätzen beziehen, haben nach wie vor Giltigkeit. Dies gilt namentlich von der Bekanntmachung der Amts- hauptmannschast vom 7. November 1898, wonach , alle Fuhrwerke sich in der Regel auf der rechten Seite der Fahrbahn zu halten und beim Ueberholen anderer Fuhr werke links vorbei zu fahren haben, und von der Bekanntmachung der Amtrhauplmannschaft vom 16. Oktober 1908, wonach alle Fuhrwerke bei Dunkelheit hell brennende Laternen zu führen Haden. Zuwiderhandlungen werden nach wie vor mit Geldstrafe dis zu 60 M. oder mit Kaftstrafe bis zu 14 Tagen geahndet werden. Grimma, 15. April 1919. 6 795. Die Amtshauptmannschaft. I. V.: Dr. v. Schwartz. Der Arbetterrat. Gey. Gaseinschränkung. Die Abgabe von Gas aas der hiesigen Gas anstalt mutz von jetzt an wieder ans folgende Zeiten beschränkt werden: . vormittag- bis 7 Uhr mittag- LL bi- LL Uhr abends 5 bis /,IL Uhr. Es wird dringend ersucht, während der Sperr- zelten die GaShähne geschloffen zn halten, damit Unglücksfälle vermieden werden. Die übrigen Einschränkungen bestehe« Wetter. Naunhof, am »S April ISIS. Der Bürgermeister. Der Arbetterrat. Willer. Thiemann. Bekanntmachung. Die als verloren gemeldeten Warenbezugskarten Nr. 1170 und 1171 und die Landesfettkarte Nr. 2919 werden hiermit für ungültig erklärt. Jede widerrechtliche Benutzung dieser Karten wird bestraft. Naunh of, am 22. April 1919. Der Bürgermeister Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. WM fff HMM »Will II IliM Tägliche Verzinsung äer kinlsgen mit 4° „. Obertrasuneen äurok unser poatocbookkonto ^olprl« pio. 10 783 spesenfrei. — Oosokaktarvlt 10-1 vkr. Treiben ober steuern? Der Glaube an die inneren Kräfte de- Deutschen Reiches ist seit dem Zusammenbruche und seit dem politischen Umsturz durch alle die BegleiMcheinungen auf eine schwere Probe nach der anderen gestellt worden. Mag heute unter den Nackenschlägen von Zwischenfällen und Ereignissen, mit deren Möglichkeit in deutschen Landen auch die kühnste Phantasie niemals gerechnet hat, die Zahl der völlig Entmutigten und Hoffnungslosen sich vermehrt haben: mag sich mancher entsagend und in fatalistischer Er gebung beiseite stellen, der sich politisch oder wirtschaftlich an führender Stelle immer wieder eingesetzt hat, um mit stemmender Kraft den Absturz zu verhindern, noch ist das Deutschtum nicht durch sich selbst preisgegeben, noch sind wir da und sind bereit, dem ärgsten inS Auge zu sehen. Die Stunde der Entscheidung holt zum Schlage auS. Aus dem Glauben an die Unzerstörbarkeit unserer nationalen Kraft muß jetzt entweder die Gewißheit werden oder der endgültige Verzicht auf ein völkerwürdiges Dasein durch Jahrzehnte hindurch. Die große Belastungsprobe, die unsere Gegner auS dem Weltkriege seit Monaten in ge heimen Beratungen ersonnen und unter dem höhnischen Namen eines Friedensvertrages nunmehr wirken lassen wollen, wird das Ereignis der nächsten Tage sein. ES ist fast kein Zweifel mehr, daß der Frieden, den die Ententemächte unS auferlegen wollen, den sie unS auferlegen werden, ein Diktatfrieben und kein Ver- Handlungsfrieben sein wird. Bei einem Diktat spielt der aktive Teil, der .Diktator*, eine so überragende Rolle, haß die Anwesenheit deS anderen Teile-. beS vaffiven Empfängers, meist fast vollkommen überleben, seine Mit wirkung als nebensächlich, weil selbstverständlich gehalten wird. Es wird doch gut und nützlich sein, wenn weder im Reiche noch im Auslande außer acht gelassen wird, daß dieser -weite Teilhaber doch dringend erforderlich und und seine Funktion vonnöten ist, wenn daS Bild zustande- kommen und die gewollte Bedeutung gewinnen soll. Wir find bereit. Hören wollen wir, was Clemenceau und Lloyd George, was Wilson uns zu eröffnen haben. Dann sollen wir schreiben. Schreiben innerhalb 48 Stunden, nachdem die Gegner uns Monat um Monat auf den Vor frieden haben warten lassen. Unserem Ingrimm und unserer Entrüstung über Untragbares, über Ungebühr liches, das dem Reiche auferlegt werden soll, können wir höchstens Luft machen, indem wir den Federkiel zerkauen, aber schreiben sollen wir, müssen wir Alle Fragen kommen wieder herauf: waS geschieht, wenn die deutsche Regierung die Unterschrift unter den Friedensoertrag verweigert? was ist die Folge, wenn sie sie gibt, obgleich sie von der Undurchführbarkeit der Be dingungen überzeugt ist? Gewiß, wir müssen abwarten, bis diese Bedingungen uns authentisch bekannt sind, bis wir darüber mehr wissen, als es die feindliche Presse bisher auszuplaudern für gut fand oder angewiesen wurde. Soviel indessen ist schon abzusehen, das Reich wird gegenüber dem leinen und groben Gewebe, das man in Paris ge sponnen hat, mit neuen Fragen und Zweifeln aller Ecken und Enden stehen. Die Sorge ist nur zu sehr begründet, daß der Maientraum von einer künftigen außenpolitischen Orientierung aller Kulturstaaten und der europäischen Kontinentaluaalen insbesondere auf der neuen Grundlage der Offenheit und eines gewissen gegenseitigen Vertrauens zerflattern wird wie die Blütenblätter im Froste der Eis heiligen. Damit ist aber dann das Leitmotiv gegeben für die Regelung unserer zukünftigen Beziehungen zu den Außenmächten. Der Friedensoertrag wird auf Jahrzehnte hinaus der Richtungsweiser für unsere Staatsmänner sein. Starker als vordem war in den letzten Tagen die öffentliche Er örterung wieder beherrscht von dem Kampf der Geister darüber, ob deS Reiches auswärtige Politik zweckmäßiger nach englischer oder französischer Seite hin werbend aus gerichtet zu sein habe, darüber, wie es stehe mit Rußland, mit Amerika und Japan. Es will uns bedünken, daß unsere Vorbereitungen und Entschlüße oerständigerweise genau dann einsetzen sollten, wenn der letzte Siegel von der Friedensbulle der Entente sich löst. Wir haben kein Pulver' mehr zum Trockenhalten — und niemand sehnt sich danach zurück — aber die ruhige Kraft, die sich stützt auf die unzerstörbaren Werte des eigenen Volks und die Unverletzlichkeit seiner Ansprüche an eine gedeihliche Ent wicklung der Zukunft, kann uns niemand nehmen. Ein Versuch der Vergewaltigung kann sie nur stählen. Wenn wir nicht unterzeichnen! / Androhung erneuterHungerblockade. Die Alliierten haben den Marschall Foch beauftragt, Vorschläge zu machen, was zu geschehen habe, wenn Deutschland sich weigere, den Frieden zu unterzeichnen. AIS geeignete Zwangsmaßregeln bezeichnet der Vierer» rat die Besetzung »an weiterem deutschen Gebiet, Sperrung der deutschen Häsen und völlige Einstellung der Lebens- mittelzufuhr. Die österreichische, bulgarische und türkische Friedensdelegationen werden voraussichtlich auf den 9. Mai nach Versailles berufen werden, da man damit rechnet, baß bis dahin der Friede mit Deutschland ge schloffen sein wird. — Der Friedensvertrag mit Deutsch land soll angeblich aus nicht weniger als 1000 Artikeln bestehen, die 300 Seiten Maschinenschrift in Anspruch nehmen. Von den Artikeln handeln 68 allein vom Saar gebiet. Vorbereitungen für eine Volksabstimmung. Deutschland und nicht zum mindesten die Regierung befinden sich angesichts deS drohenden Gewaltfriedens in einer Lage, wie sie die ganze Weltgeschichte nicht aufz >- weisen hat. Ob sie unterschreibt oder nicht, in jedem Falle ist die Verantwortung der Regierung eine ungeheure, die noch gesteigert wird durch die brutale Zumutung an uns, daß wir uns binnen einer Woche entscheiden müßten, nach dem sich die Entente ein halbes Jahr Zeit genommen hat, den Vertrag zu schmieden, der unseren Untergang besiegeln soll. WaS die deutsche Regierung tun wird, weiß man nicht, eS erscheint aber nicht ausgeschlossen, daß sie die Ratifizierung deS Friedensvertrages von einer Volks abstimmung abhängig macht. Ein fester Entschluß ist darüber noch nicht gefaßt, doch find, um auf alle Möglich keiten vorbereitet zu sein, Vorarbeiten vorgenommen worden, so baß eine Volksabstimmung unmittelbar nach Bekanntwerden der Friedensbedingungen erfolgen könnte. Die Einladung der Entente. Die Einladung än die deutsche Regierung, zum 26. April Delegierte nach Versailles zu entsenden, ist in Berlin eingetroffen. Sie war der deutschen Waffenstill' standskommffston in Spaa übergeben worden, die sie telegraphisch übermittelt bat. Die Einladnnasnote ist in französischer Sprache abgefaßt und stammt von Clemenceau. Wir glauben sagen zu können, daß auch die Fassung und der Inhalt ganz den Stil Clemenceaus ver raten. Sofort nach dem Eintreffen der Einladung wurde eine Kabinettssitzung einberufen, in der über die Beant wortung der Note oder über die weiteren Schritte beraten werden sollte. poMische Rundschau. Deutsche« Dietch. * Kommnniftenaufruhr in Offenbach. Im Anschluß au eine Kommunistenoersammlung kam es in Offenbach u. M. zu schweren Ausschreitungen. Die Kommunisten zogen nach der Kaserne der Regierungstruppen, die sie stürmen wollten. Die Besatzung war jedoch auf ihrem Posten und gab auf die Heranrückenden drei Salven ab. Es gab 30 Tote und viele Verletzte. Die Kommunisten mußten unverrichteter Dinge abziehen. Aus Frankfurt wurde die Marineabteilung zur Hilfeleistung entsendet, sie konnte jedoch bald wieder abrücken, da die Regierungs truppen völlig Herr der Lage waren. * Die Teuerungszulagen für Volksschullehrer. Der preußische Kultusminister hat durch einen Erlaß die Re gierungen angewiesen, den Lehrern und Lehrerinnen der Volksschulen die ihnen nach dem Runderlasse vom 4. März - d. Js. zustehenben neuen Teuerungszulagen nebst der Nach zahlung vom 1. Januar 1919 ab mit größter-Beschleuni gung auSzuzablen. 4- Anklage gegen den Prinzen Heinrich von Preußen. Der Reichswehrminister Noske hat der Arbeiterschaft in Kiel mitgeteilt, daß gegen den ehemaligen Prinzen Heinrich von Preußen, auf dessen Gut Waffen gefunden wurden, strafrechtlich oorgegangen werde. Ebenso soll Hauptmann Graf Mirbach, der die Waffen beschafft hat, zur, Rechen schaft gezogen werden. 4- Kasernierung der Regierungstruppen. Das preußische Kriegsministerium hat eine Verfügung erlassen, nach der in Zukunft alle Truppen und militärischen Formationen in militärisch - fiskalischen Gebäuden unter gebracht werden sollen. Die Rathäuser und Schulen sollen geräumt, die Kasernen für die neugebildete Reichswehr und die noch bestehenden militärischen Verwaltungen von früher benutzt werden. Österreich. X Verhaftung des Grafen Czernin. Der ehemalige Minister deS Äußeren, Graf Czernin, ist von den deutsch- österreichischen Grenzbehörden in Feldkirch verhaftet worden, als er den Versuch machte, ohne Paß die Schweizer Grenze zu überschreiten. Graf Czernin hatte sich vor einiger Zeit an die Wiener Polizeidirektion um Ausstellung eines Reisepasses in die Schweiz gewendet. Der Paß wurde ihm nach vorangegangener Rücksprache mit dem Staatsamte für Außeres im Hinblick auf die von ausgewanderten Aristokraten in der Schweiz be triebene gegen die deutsch-österreichische Republik gerichtete Propaganda verweigert. Graf Czernin wandte sich hierauf an den Staatskanzler mit der Bitte, ihm die Erlangung des Paffes dennoch zu ermöglichen. Der Staatskauzler wies dieses Ansuchen ab. Bulgarien. x Das bulgarische Elsaß-Lothringen. Der frühere bulgarische Ministerpräsident Danew hat eine Reihe öffentlicher Erklärungen abgegeben, die in der Press« begeisterte Zustimmung finden. Er sagte u. a.: „Maze donien, das augenblicklich von Serben und Griechen, unseren Erbfeinden, besetzt ist, und die Dobrudscha, die uns die Rumänen neuerdings geraubt haben, bleiben und sind auf immer unser aller Traum. Niemals werden wir davon ablassen, diese beiden Provinzen zu begehren, die wir »unser Elsaß-Lothringen" nennen dürfen. Niemals werden wir auf die fruchtbaren Flächen Mazedoniens und auf den schönen Hafen von Kaoalla verzichten, auf die unsere Ansprüche vollauf berechtigt find." — Auch die Anhänger DanewS scheinen also einzusehen, wie falsch ihre Rechnung war, als sie Ende September 1918 meinten, die Entente würde Bulgarien auf Kosten voll Griechen land, Serbien und Rumänien weitherzig dafür belohnen, daß es die Südwestfront der Mittelmächte tlaffend zerriß. Aus Za- und Ausland. Berli». Die in Spaa verlangte Freigabe der Küsten schiffahrt durch die Entente ist nunmehr erfolgt. Berli«. Wie verlautet, steht die offizielle Ernennung des früheren Staatssekretärs und jetzigen demokratischen Ab geordneten Bernhard Dernburg zum Reichsfinanzminister al^Nachfolger Dr. Schiffers unmittelbar bevor. Berlin. Gegen Ernst Däumig, dessen Entlassung auß der plötzlichen und überraschenden Haft am 31. März verfügt wurde, ist die Anklag« wegen Teilnahme an den Unruhen im Januar erhoben worden. Berlin. Die Aufhebung des Belagerungszustandes in Berlin ist vom preußischen Staatsministerium unter Hin weis auf die Ausschreitungen in Magdeburg und Dresden abgelehnt worden. Budapest. Lenin hat an Bela Khun ein Telegramm ge sandt. in dem er seinen Besuch in Budapest ankünbiat.