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Nachrichten für Naunhof : 28.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191902285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-28
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 28.02.1919
- Autor
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Die künftige« Eiujährigen-Prüfungen. Amt lich wird mitgeteilt, daß die Prüfungen zum Nachweis der wis senschaftlichen Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst gemäß 8 91 der Wehrordnung künftig nicht mehr an höheren Lehranstalten, sondern wieder durch die bet den zuständigen Regierungen eingerichteten Prüfungskommissionen für Einjäh rig-Freiwillige abzuhalten sind. Unsere Spartakisten und die Franzosen. Die Pariser Blätter betonen angesichts der Ereignisse in Deutsch land einstimmig die Notwendigkeit eines raschen Abschlusses der Friedensverhandlungen. Das „Echo de Paris" sagt: „Die Ereignisse in Deutschland, besonders in Bayern, nehmen eine düstere Wendung. Die Alliierten müllen diesen Zuständen schleunigst Rechnung tragen und ihre BezWungen mit dem re publikanischen Reiche regeln. Aus In- und Ausland. Berlin. Als Nachsolger Radeks soll der Bolsche wist Platten sich in Deutschland aufhalten. Berlin. Am 8. März wird ein feierlicher Einzug unserer heimkehrenden ostafrikanischen Krieger durch das Brandenburger Tor stattfinden. Im ganzen werden etwa 130 Personen teilnehmen, an ihrer Spitze General o. Lettow-Vorbeck und Gouverneur Dr. Schnee. Berlin. Nach einervorkurzem erlassenen Bekanntmachung des Marschalls Foch darf Milttärpersonen, auch den demobili sierten, die Erlaubnis auch nur zur vorübergehenden Einreise nachGlsatz-Lothringen nicht erteilt werden. Weimar. Die neue RegterunginBraunschweig wird, wie amtlich mikgeteilt wird, von der Reichsregierung an erkannt werden. Halle. Die Eisenbahner des Eisenbahndirektionsbezirks Lalle und die Metallarbeiter der Lalleschen Maschinenfabriken sind in den Generalstreik eingetreten. Hamburg. Der Belagerungszustand über Lam- burg-Allona-Wandsbeck ist wieder aufgehoben worden. Eröffnung -er Sächsischen Volkskammer. Der wichtige politische Akt der Eröffnung der ersten sretstaatlichen Vertretung hat sich am Dienstag nachmittag 3 Uhr im Volks kammerhause in Dresden vollzogen. Die Tagesordnung für die erste Sitzung umfaßt 5 Punkte und zwar 1. Ansprache des Volksbeauftragten Dr. Graudnauer für das Gesamtmtnisterium. — 2. Uebernahme des Vorsitzes durch den Alterspräsidenten. — 3. Feststellung der Beschluß fähigkeit der Volkskammer. — 4. Wahl des Lammeroor- standes. — 5. Beschlußfassung über die vorläufige Geschäfts ordnung. Es ist anzunehmen» daß die weitesten Dolkskreise von dieser ersten Volkskammertagung einen wahren Wunderfrühling des politischen unh wirtschaftlichen Lebens erhoffen. Doch werden auch die neuen Machthaber die gewaltigen Lindernisse, die sich in unserer deutschen und speziell in unserer sächsischen Republik auftürmen, nicht im Landumdrehen zu beseitigen ver mögen. Es bleibt auch hier bei der alten Wahrheit: „Gut Ding will Meile haben". Wahl -es Präsidiums. Dresden, 25. Februar. Die ueugewählte Volkskammer für de» Freistaat Sachsen trat heute nachmittag 3 Uhr zu ihrer erste» Sitzung zusammen. Nach einer programma tischen, mit lebhaftem Beifall aufgenommeuen Rede deS BolkSbeauftragten Dr. Graduauer wurde unter dem Bor- fitz des Alterspräsidenten Demmler (sozialdem.) die Wahl des KammervorstaudeS vorgenommen. Durch Nameus- aufrnf wurde die Anwesenheit von 95 von 96 Abgeordne ten festgeßellt. Zum Präsidenten wurde mit 88 von 91 abgegebrueu Stimmen Abgeordneter Fraßdorf (Sozial.) ge wählt, zum 1. Vizepräsidenten Abgeordneter Diete! (Demo krat) mit 84 vou 94 abgegebenen Stimmen, zum 2. Vize- Präsidenten Abgeordneter Lipinski (Unabh. Söz.) mit 84 vou 95 abgegebenen Stimmen. Die 3 Gewählten nahmen die Wahl an. Nach der Wahl der Schriftführer und einer kurzen Geschäftsordnungsdebatte vertagte sich das HauS auf Mittwoch vormittag 11 Uhr zur allgemeine» Beratung des vorläufige» Grundgesetzes für de» Freistaat Sachsen. Zu irgendwelche» Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Die Kabiuettsildung i« Sachse«. Aus Dresden wird gemeldet: Das jetzige Ministerium wird nicht sofort bei Beginn der Volkskammer feine Aemter zur Verfügung stellen, sondern da mit bis zur Annahme der Nolverfassung warten. Wie wir weiter hören, ist die Deutsche demokratische Par tei grundsätzlich bereit, in die neue sächsische Regierung einzu treten. Sie wird die Annahme irgend eines Ministerpostens nur dann ablehnen, wenn die Unabhängigen mit in das Mi nisteriums eintreten sollten. Die roten und die grümn Hunderter. Ein Finanz Politiker schreibt uns: Der Titel ist eigentlich falsch und man müßte sagen: die blauen Hundertmarkscheine mit dem lallen) roten Stempel und mit dem (neuen) grünen Stempel. Da sie aber seit neuester Zeit unter dem Namen der roten Hunderter gehamstert werden, so mag es auch dabei bleiben. Es war ja an sich ausfallend, daß im Anfang November die Reichsbank dazu überging, die bisher rotgestempelten Noten mit einem andersfarbigen Trockenstempel zu ver« , sehen. Das hängt aber mit folgendem zusammen: Deutsch land hat sich im WaffenstiUstandsvertrage verpflichten müssen, das in den besetzten Gebieten des Westens um laufende deutsche Geld zum vollen Kurse einzulösen. Da das deutsche Geld im Auslande jetzt stark entwertet ist, lag darin natürlich ein starker Anreiz für Spekulanten, während der Zeit, in Ler Frankreich und Belgien diese Noten in ihr eigenes Geld umtauschten, weiteres deutsches Geld nach diesen Ländern einzuschmuggeln und umzutauschen. Völlig zu verhindern war das natürlich nicht, denn es befinden sich große Posten deutscher Noten im neutralen Auslande. Aber das Reich wollte sich vergebens dagegen schützen, daß irgend welche Schieber in Deutschland Reichsbank noten billig aufkauften, um sie zu den erwähnten Zwecken den Weg nach Frankreich und Belgien machen zu lassen. Und deshalb wird seit Abschluß des Waffenstillstandes der grüne Trockenstempel benutzt, denn eine grün gestempelte Note kann eben nicht im besetzten Gebiete während des Kriege- im Umlauf gewesen sein. Wenn nun aber in Deutschland einzelne Überkluge einen Unterschied zwischen roten und grünen Hundertern glauben machen zu müssen, etum ebenso, wle man zwischen russischen Zarenrubeln, Dumarubeln und Bolschewiktrubeln unterscheidet, so ist das, gelinde gesagt, Unsinn. Wie m der Politik, so wird natürlich auch m unserem Finanz wesen alles aufgeboten, um uns nicht auf russische Ver hältnisse heruntersinken zu lassen. Und gerade, was unseren Notenumlauf anlangt, zeigt die letzte Zeit bereits, allerdings noch ganz leise, Zeichen eitler fich anbahnenden Gesundung. Um so falscher isttes natürlich, diesen ernst haften Bemühungen unserer Finanzleitung, die Kriegs schäden im deutschen Finanzwesen möglichst auszugleicheu, durch derartig unverantwortliche Spekulationsmanöver entgegenzuarbeiten. Denn wenn sie für den Spekulanten selbst auch zwecklos sind, so hindert diese natürlich nicht, daß sie der deutlchen Währung als solcher schaden. Deutschlands Zukunftsheer. Vorschläge eines militärischen Mitarbeiters. Drei Kardinalforderungen müssen wir an unser neues Heer stellen. Es muß volkstümlich, genügend stark für alle billigen Zwecke sein und darf nicht zuviel kosten. Der erste Punkt ist eine Selbstverständlichkeit, die beiden anderen sind scheinbar unvereinbare Gegensätze; aber nur scheinbar. Die Volkstümlichkeit ist meines Erachtens am allerleichtesten zu erzielen, so sehr das heute auch von vielen Seiten, aus nicht näher zu untersuchenden Gründen bestritten werden mag. Voraussetzung ist die allgemeine Wehrpflicht, d. h. die restlose Heranziehung aller körper lich geeigneten Männer, damit aber auch die ebenso rest lose Beseitigung aller Privilegien. Auch hier nur dem Tüchtigen freie Bahn, jeder Soldat soll tatsächlich den Marschallstab im Tornister tragen. Nur der militärisch Befähigte, der Tüchtige, der Mann von anständiger lauterer Gesinnung soll Vorgesetzter, soll Unteroffizier und Offizier bis in die höchsten Grade hinein werden können. Seine Tüchtigkeit wird ihm das Vertrauen seiner Leute und auch die unbedingt erforderliche Autorität sichern, letztere in erhöhtem MaIe dadurch, daß ihm Amt und Gewalt von der wieder über ihm thronenden Staatsautorität ver liehen werden. Der Staat, die Verkörperung aller Volks genossen, und in seinem Auftrage der Präsident der Republik oder der Kriegsminister, ernennt und befördert. Vorgesetzte mit solcher Autorität sind und bleiben uns nötig, sonst haben wir nichts als zügellose bewaffnete Haufen, die auf die Dauer außerstande sind, sich selbst zu regieren. Die Tendenz, daß die Truppe sich ihre Führer selbst wählen soll, führt, sagt der frühere Kriegsminister Scheüch, naturnotwendigerweise zu einer vollkommenen Zerrüttung der Autorität. Ansätze dazu steht man leider heute schon allerorten. Viele Soldatenräte haben gewiß den guten Willen, können sich aber nicht durchsetzen und die Karre läuft fest. Das erste, was dann aber in die Binsen geht, ist die Volkstümlichkeit. Die wollen wir uns lieber auf dem oben angegebenen Wege erhalten. Zur Erreichung dieses Zieles tut uns weiter not: Änderung des Be schwerderechts — warum soll man sich (Offizier und Mann) erst beschweren dürfen, wenn man die Strafe ab gebrummt hat? — überhaupt des ganzen Militärstraf rechtes, ein Recht auf ein bestimmtes Maximum von Urlaub, angemessene Löhnung und Verpflegung, Familien unterstützung usw. Zur Hebung der Dienstfreudigkeit wollen wir aber auch auf Auszeichnungen für in Krieg und Frieden bewährte Soldaten nicht verzichten. Sie bilden den Stolz des Trägers, auch können nicht sämtliche Leute befördert werden. Das verbietet sich von selbst, da soll die Auszeichnung einen Ausgleich bilden. Die Erzielung einer hinreichenden Stärke unter Schonung der Staatsfinanzen ist eine Sache der Organisation. Schon ans Ersparnisgründen muß die zweijährige Dienstzeit fallen und einer verkürzten Aus bildungsperiode Platz machen, eine Forderung, die sich in zwiefacher Hinsicht als haushälterisch erweisen wird. Ein mal sind die für das Heer aufzuwendenden effektiven Be träge bedeutend geringer selbst bei an sich höherem Lohn, besserer Verpflegung usw. und zweitens erhalten wi^ Handel, Industrie und Landwirtschaft hunderttausende von gerade in Zukunft dringend nötigen Kräften, die bisher durch die zweijährige Dienstzeit brach gelegen haben. Sodann hat uns der Krieg mit seinen weit über die militärische Friedensausbildung hinausgehenden Anforde rungen an das Können des einzelnen gezeigt, daß die Heranbildung des Ersatzes in sehr viel kürzerer Zeit wohl möglich ist. Mir selbst ist eS als zeitweiligen Führer eines Rekrutendepots gelungen, ungedienten Landsturm in sechs Wochen soweit heranzubilden, daß er, unter die Kampftruppe verteilt, allen billigen Anforderungen genügte. Wir müssen also, kurz gesagt, zum Milizsystem über gehen, wie wir es in mustergültiger Form z. B. in der Schweiz finden und in ähnlicher Weise auch schon in Preußen einmal hatten nach der Niederlage 1806/07. Damals lagen die Verhältnisse fast wie heute. Napoleon i. hatte im Frieden von Tilsit bestimmt, daß Preußen nur noch 42 000 Mann unter den Waffen halten durfte. Dem genialen Reorganisator Scharfihorst blieb es aber Vor behalten, die Pläne des Korsen durch daS sogenannte Krümpersystem, nichts anderes als eine Art Miliz, zu durchkreuzen. Auch er griff unbedenklich zu dem Mittel der verkürzten Dienstzeit und entließ die Rekruten sofort nach beendeter Ausbildung mit dem durchschlagenden Erfolg, daß die Ziffer von 42 000 Mann niemals über schritten, trotzdem aber starke Reserven geschaffen wurden. So hatte schon 1813 jedes Regiment außer seinem Etat 5000 bis 6000 ausgebildete Reservisten zur Verfügung und es konnten daraus 12 dritte Bataillone und 39 Reserve bataillone neuformiert werden. Bis in die ueunziger Jahre haben wir dieses System parallel zum eigentlichen Heer beibehalten in Gestalt der Übungen der Ersatz- re seroisten, die. in Abständen zu zehn-, sechs-, vier- und zweiwöchigen Übungen herangezogen wurden. Leider haben wir diese zur Ersatzreserve geschriebenen Leute späterhin nicht mehr ausgebildet, ein Fehler, der sich bald nach Ausbruch des Krieges in dem Mangel ausgebildeter Mannschaften bemerkbar machte. Die Schweiz hat ihr ganzes Heerwesen auf dem Milizsystem aufgebaut und ist dabei nicht schlecht gefahren. Das Schweizer Heer ist anerkannt tüchtig, scharf diszi pliniert, fest in der Hand seiner Führer und ließ es während des ganzen Weltkrieges jedem Kriegführenden als höchst unratsam erscheinen in Verletzung der Schweizer Neutralität mit ihm anzubinben. Die Franzosen haben mehr wie einmal mit dem Plan geliebäugelt, durch die Schweiz in Süddeutschland einzufallen, es sich aber immer wieder überlegt. Jeder Schweizer Bürger ist vom 20. bis 44. Jahre einschließlich wehrpflichtig, Offiziere 4 Jahre länger. Die Landsturmpflicht liegt zwischen dem 17. und 48. Lebens jahre. Jeder, der nicht zu dienen braucht, zahlt als Aus gleich eine sogenannte Personaltaxe, steigend von 3.76 bis 3000 Frank, je nach Einkommen und Vermögen, die bei uns eingeführt unter das Kapitel Verringerung der Un kosten fällen könnte. Die Pcäsenzdienstpflicht ist verhält nismäßig kurz und erstreckt sich auf eine fast durch das ganze wehrpflichtige Alter hindurchziehende Anzahl vor» Übungen. Sie sind nach Waffengattungen unterschiedlich lang, am kürzesten bei der Infanterie, länger bei Kavallerie, Artillerie und sonstigen Spezialwaffen. Dafür setzt aber schon mit dem 10. Lebensjahre ein militärischer Vorunter richt in Gestalt von Turnschulen ein, wozu das in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzende freiwillige Schießwesen kommt, das vornehmlich von den Militärvereinen gepflegt wird. Die Mobilmachung vollzieht sich für den einzelnen Mann in denkbar einfachster Form. Uniform, Ausrüstung und Waffen hat der Mann zu Hause. Er hängt um, begibt sich auf den befohlenen Sammelplatz und die'Kompagnie ist fertig! Offizier bis in die höchsten Grade hinein kann jeder werden, der die allerdings keineswegs geringen Anforderungen erfüllt, die man in der Schweiz an das Offizierkorps stellt. Zu Milizoffizieren werden solche geeigneten Unteroffiziere befördert, die nach Verlassen der Unterosfizierbildun^sschulen (20 bis 35 Tage) als Instruk toren bei Rekruten oder an einem Wiederholungskurse die Offizierbildungsschule (für Infanterie und Kavallerie 80 und für Artillerie 105 Tage) zufriedenstellend absolviert haberp Eigentliche Berufssoldaten lennt d e Schweiz so gut wie gar nicht und bis zum Ausbruch des Krieges waren zur Ausbildung der Rekruten daran lediglich vorhanden: 188 Offiziere, 12 Aspiranten, 24 Hilssinstruktoren und 25 Spielleute — Unteroffiziere. Mit diesem ihrem Milizsystem bringt die kleine Schweiz ein Kriegsheer von rund 300 000 Mann auf die Beine und ebenso viel ausgebildete Landstürmer. Man darf sich auch bei uns keine falschen Vorstellungen von dem Heer der Schweiz machen. Das ist keine Bürger wehr von anno Tobak, wie sie als Karrikatur in den Witz blättern erscheint. Wir haben es vielmehr mit einem fein organisierten, schlagfertigen Instrument zu tun, das dem Gegner Achtung einzuflößen imstande ist, mit einem wohl geschulten und vor allen Dingen straff disziplinierten Heeresverband. Hier vereinigen sich Vaterlandsliebe und Autorität zu einem harmonischen Ganzen und an Hand eines solchen Vorbilds sollten auch wir an den Wieder aufbau unserer durch innere Kämpfe zerschlagenen Wehr macht Herangehen. ätües. Wem Sie Kriegskost genutzt hat. Kranke, die gesunder geworden sind. über die mannigfachen und schweren Schäden, die die Gesundheit unseres Volkes durch die Kriegskost erlitten hat, ist wiederholt berichtet worden. Früher kaum dem Namen nach gekannte Krankheiten hat das chronische Hungern hervorgerufen, und die Tuberkulose besonders machte furchtbare Fortschritte. Und doch gibt es Krank heiten, denen die durch die Kriegsoerhältnisse notwendig gewordene Nahrungsänderung nicht nur nicht geschadet hat, sondern geradezu zugute gekommen ist. Vor allem hat infolge der Kriegskost die Zahl der Blinddarmentzündungen abgenommen, und die Arzte stellen fest, daß auch die Zuckerkranken wesentliche Besse rungen zu verzeichnen haben. Die Abnahme der Blind darmentzündungen wird auf den verminderten Fleischgenuß zurückgeführt, vor allem aber darauf, daß durch den reich lichen Gemüsegenuß die Darmfunktionen bester ge worden find. über das Kapitel „Kriegskost und Zuckerkrankheit" wird in der Wiener klinischen Wochenschrift eine Studie zweier Arzte veröffentlicht, die zu folgendem Ergebnis gelangen: Die rationierte Kriegskost hat sowohl die Zucker kranken mit leichter, wie auch die mit mittelschwerer und schwerer Zuckerausscheidung günstig beeinflußt. Viele von diesen Kranken wurden zuckerfrei und vertragen verhält nismäßig viel Kohlenhydrate, also Mehlspeisen und Zucker und dergleichen, die für Zuckerkranke schwierigste Gruppe von Nahrungsmitteln. Dieser günstige Einfluß ist vor allem auf die Eiweißarmut der Kriegskost zurückzu- sühren. Denn im wissenschaftlichen Versuch konnte bei Nachahmung der Kriegskost nur durch Eiweiß einschränkung eine derart günstige Wirkung erzielt werden. Um aus diesen Erfahrungen etwas für die Bebandlm g der Zuckerkrankheiten abzuletten, mußte man zunächst fest stellen, ob aus der Kriegskost oder der ihr nachgebildeten Diät kein Nachteil für den Kranken erwächst. Das Jahr 1918, das so ziemlich alle Menschen in Deutschland und in Österreich magerer werden ließ, brachte natürlich auch den Zuckerkranken eine Unterbilanz ihres Ernährungs zustandes und bedeutende Einbußen an Körpergewicht. Aber die Eiweißbeschränknng kann, wie die Versuche er geben haben, sehr weit geführt werden, ohne daß das eigene Körpereiweiß angegriffen werden müßte. ES handelt sich nur darum, das Stickstoffgleichgewicht aufrecht zuerhalten, und hierzu ist wenig Eiweiß erforderlich. Die Kriegskost war — und ist eS noch — ein Massen experiment, das dem Mediziner viel Interessantes und Lehrreiches geboten hat. Daß der Fleischgenuß nickt un bedingt erforderlich ist, um den Körper in seinem Gleich gewicht zu erhalten, ist deutlich erwiesen. Aber men braucht, um den Ausfall zu ersetzen, Kohlenhykurte, daS heißt Mehl und dergleichen, und vor allem Feit. Hat man diese Nahrungsmittel, so wird die Eiweißeinschränkung nur Nutzen bringen und den Zuckerkranken ganz besonders. Es sei nur nebenbei noch erwähnt, daß infolge der Kriegs- kost viele Rente, die sonst, weil sie zu dick waren, nach Marienbad zur Kur geben mußten, bequemer und billig zu Hause abmagern konnten. Politisches aus Gachsen. Demonstrationszug der UvabhSngigen in Dresden. Dresden, 26. Februar. Leute vormittag 10 Uhrfaas derangekündigleDemonstration szugderUnabhän- gigen statt. Er nahm einen ziemlich kläglichen Ver lauf. Es hatten sich nur etwa 1000 bis 1200 Teilnehmer eingesunden, meistens junge Soldaten und junge Burschen von 16 bis 17 Jahren und einzelne Frauen. Sie zogen zum Theaterplatz, wo einige Reden gehalten und die bekannten Forderungen der Unabhängigen nochmals vertreten wurden. Abba« des Rätesystems i« Tachsen? Dresden, 26. Februar. Der Landesrat der A.-undS.- Räte hält am 1. März, mittags 1 Uhr, Afi Sitzungssaal» der 1. Ständekammer eine Sitzung ab. Aus der Tagesordnung steht die Aussprache und gegebenenfalls Beschlutzsassung über den Abbau der A.- und V.-Räte.
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