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Nachrichten für Naunhof : 30.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191903301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190330
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-03
- Tag 1919-03-30
-
Monat
1919-03
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 30.03.1919
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schossen. ES bifanden sich unter Len heimgekehrten Ruß« kmbschweizern mehrere, die mit Strafen von 5000 bis 20000 Rubeln belegt worden waren. Diese Leute find voll stündig auSgeplünbert. Sie haben alles verloren, was sie sich in jahrelanger Arbeit verdient hatten. Den Land wirten wurde übrigens auch der Boden beschlagnahmt. Außerdem wurde in letzter Zeit bekannt, daß die Bolsche« witi auch die Fremden zum Militärdienst in der Roten Armee heranziehen. In Moskau waren bereits mehrere Schweizer für die Arbeiten hinter der Front eingezogen gewesen; sie mußten jedoch auf Proteste der schweize rischen Gesandtschaft hin entlassen werden. Einen Bolschewikiagenten — so erzählten die Schweizer weiter — erkenne man in Rußland sofort: Knute und Revolver in den Händen, die Finger mit goldenen und mit Brillantringen besteckt. Auch Armbänder zu tragen sei jetzt Mode unter den Männern der Bolschewikibehörden. Die Schweizer bestätigten, daß Lenin kürzlich auf offener Straße beraubt worden sei. IDie Beraubung erfolgte «nter der Begründung, daß es für den Führer des Welt- proletariateS nicht passe, einen Pelz, eine goldene Ulr und ein Automobil zu besitzen. Lenin sei übrigens schon längst mit dem jetzigen Terror nicht mehr einverstanden. Trotzki sei anderer Meinung. Die ständigen Zwistigkeiten unter den beiden Führern haben dazu geführt, daß Lenin von Trotzki auf einige Tage unter Hausarrest gestellt wurde, bis auf den Druck seiner Anhänger Lenin wieder freigelaffen werden mußte. Trotzki unternimmt seine Besichtigungsreisen nur unter starker militärischer Bedeckung, und zwar in dem ehe maligen kaiserlichen Hofzuge; das war zum Beispiel kurz vor der Abreise der Rußlandschweizer aus Smolensk der Fall; damals begab sich ,Zar Trotzki* nach Minsk, um die von zwei russischen Realschülern und einem Soldaten gegründete weißrussische Sowjetrepublik aufzusuchen. Die ganze Eisenbahnlinie wurde streng überwachs und die Bahnhöfe waren streng abgesperrt . . . Rah und Ken». o Keiue weitere Verlegung der Leipziger Früh« jahrsmesfe. Die Frage einer weiteren Verlegung der Leipziger Frühjahrsmesse ist vollkommen gegenstandslos. Die Eisenbahnoerwaltungen haben zugesagt, tunlichst gute Verbindungen für die Meßbesucher nach Leipzig zu schaffen. Auch die Verpflegung der Meßbesucher dürfte schon da durch gesichert sein, daß auch diesmal beim Kriegs« ernährungSamt besondere Zuweisungen an die Stadt Leipzig beantragt werden, um eine ausreichende Ernährung der Meßbesucher sicherzustellen. 0 Ein kampflustiger GretS. Der langjährige Kam« Mandant des Kaiserlichen Hauptquartiers und General adjutant des Kaisers, Generaloberst von Blessen, hat den Grafen Hoensbroech zum Duell herausgefordert, weil dieser in einer Broschüre das Verhalten des Kaisers feig genannt hat. Der im 78. Lebensjahre stehende General hat auf die Herausforderung eine Ablehnung erhalten. v Keine plattdeutschen Telephongespräche im be setzten Gebiet. Wie das Kölner Fernsprechamt mitteilt, dürfen nach einer Anordnung des britischen Militär« gouverneurS Gespräche im besetzten Gebiet nur in englischer, Kanzösischer, italienischer, spanischer oder hochdeutscher Sprache geführt werden. Der Gebrauch deutscher Mund arten ist untersagt. s Nach überstiegen des Mont Blane tödlich abge- stürzt. Der italienische Hauptmann Palli überflog auf dem Fluge Padua—Paris in 6000 Meter Höhe den Mont Vlane, stürzte dann aber über den Savoyer Alpen tödlich ab. s Amerikanischer KriegSreichtu«. Der amerikanische Abgeordnete Ramey hat im Laufe der Verhandlung über das Kriegsgewinngesetz mitgeteilt, die Behauptung sei nicht zu kühn, daß es in Amerika jetzt 30000 Millionäre gäbe, von denen 22000 ihre Millionen im Weltkrieg er worben haben. Wohlgemerkt, handelt es sich hier um Dollarmillionäre. » I« Muyzeug über den Ozean. Di« amerikanische Marin« wird m nächster Zeit einige Flugzeuge über den Atlantischen Ozean schicken, um den von der Londoner »Daily Mail* ausgesetzten Preis von 5000 Pfund Sterling zu gewinnen. Drei Flugzeuge stehen zu diesem Zweck in Rockaway Beach bereit. Sie bieten Raum für je sechs Mann Besatzung, find mit je drei Motoren von 1200 Pferdekräftrn ausgestattet und haben eine Geschwindigkeit von hundert englischen Meilen in der Stunde. Ein Torpedobootzerstörer wurde nach Neufundland gesandt, um dort eine Landungsstelle für die Flugzeuge ausfindig zu machen. O Aufregung tu Ameronge«. Nach englischen Blätter meldungen herrschte an einem der letzten Tage in Amerongen, wo bekanntlich Wilhelm H. weilt, große Aufregung. ES waren zwei Briefe angekommen, die den Exkaiser den baldigen gewaltsamen Tod in Aussicht stellten. Den Briesen folgte ein von einem persönlichen Freunde Wilhelms II. abgesandtes Warnungstelegramm. Die Wache blieb daraufhin während der ganzen Nacht voll bewaffnet im Dienst. Vermischtes. Heinrich Heines Bruder. Der Gründer des vor einigen Tagen sanft entschlafenen Wiener „Fremdenblattes* mar, wie man weiß, Gustav Heine, der jüngere Bruder Heinrich Heines. Das Verhältnis Gustavs zu seinem Bruder war nicht besonders herzlich; vor allem war es durch Geldgeschtchten getrübt. Der schuldenreiche Bruder in Paris pumpte den reichen Bruder in Wien nicht immer erfolgreich an. Dazu kam, daß Gustav genau wußte, daß der Dichter sich über ihn, den Zeitungsherausgeber, gern lustig machte, und das kränkte seine Eitelkeit. Deshalb wollte er auch in der Öffentlichkeit womöglich nicht mit seinem Bruder genannt werden, auch noch lange nach dessen Tode nicht. Ein Mitarbeiter des „Fremdenblattes* zitierte einmal in einem Leitartikel Verse von Heinrich Heine. Am nächsten Tage sagte ihm Gustav Heine: „Lieber Freund, meinem Bruder brauchen Sie in unserem Blatte keine Reklame zu machen, der ist mir so schon zu berühmt!* Das Schicksal der Offiziere in Österreich beleuchtet ein Vorgang, über den man in einem Wiener Blatte liest: An der Ecke der Kärntner Straße und des Kärtner Ringes erregte ein Oberleutnant, der Mittagsblätter feilbot, großes Aufsehen. Der jugendliche Ossizier, der Friedensuniform mit grünen Aufschlägen trug, pries mit lauter Stimme Zeitungen an. Er dürfte kein schlechtes Geschäft gemacht haben, denn Kauflustige drängten sich in Scharen um diesen neuartigen Zeitungsoerkäufer. Eine traurige Genug tuung: Budapest Kat mit feinen Offizieren als Schuhputzer nichts mehr vor Wien voraus. Die größte« Holzschiffe. Während es früher im allgemeinen als feststehend galt, daß man Holzschiffe nicht länger als 300 Fuß bauen dürfe, da sonst die Längsfestig keit des Schiffskörpers nicht gewährleistet wäre, ist man in Amerika jetzt sehr viel weiter gegangen, indem man neue Methoden zur Verbindung der Hölzer anwandte. Die größten bisher gebauten Holzschiffe sind kürzlich auf einer Werft in Texas vom Stapel gelaufen. Die beiden Schiffe, die für die englische Cunard-Linie bestimmt sind, sind 95 Meter lang und haben bei einem Tiefgang von 7,25 Meter eine Tragfähigkeit von 4700 Tonnen. Gegen die ««gesunde Frauenmode. Die kurzen .Röcke der gegenwärtigen Mode, die durchbrochenen Strümpfe und die tiefen Halsausschnitte haben das schwerste Be denken der englischen Ärzte heroorgerufen. Ein Vertrauens arzt der großen Geschäfte der Londoner City führt die zahlreichen Erkrankungen der weiblichen Angestellten auf diese ungesunde Mode zurück. Auch die schweren Fälle von Grippe, besonders bei Frauen, will er damit in Zu sammenhang bringen. „Ich habe Mädchen in Schnee und Sturm gesehen,* sagte er in einer Arzteversammlung, „die angezogen waren wie für einen Ausflug im Hochsommer. Die Pelzkragen, die dazu getragen werden, können kein Gegengewicht bieten gegen die dünnen Strümpfe und die tiefen Ausschnitte.* Gin RevolutionsidyN. Im Jahre 1848 wollten auch die Untertanen des Fürsten von Reuß-Greiz eine Re volution veranstalten. In Hellen Hc^fen zogen sie vor daS Schloß ihres Landesherrn und foroerten eine Verfassung. Der Fürst erschien auf dem Balkon, und in aller Gemüt lichkeit redete er die Lärmmacher an: „Aber Kinder, was wollt ihr denn mit einer Verfassung? Ich werde euch lieber Bier geben lassen!* Mit diesem Vorschläge waren die Reuß-Greizer sehr zufrieden. Nach mehreren Stunden sah man viele schwankende Gestalten auf den Straßen, am Abend aber war zur Feier des LageS di« ganze Stadt festlich beleuchtet. Die Bolschewisten bedrohen de« Eiffelturm. Wie ein englisches Blatt erfährt, sollen zwei Anhänger des Bolschewismus, ein gewisser Lafore und eine Frau namens Galina Rudenko, den Auftrag erhalten haben, in Spanien einen bolschewistischen Herd zu gründen, der die Aufgabe bekommen soll, während der Friedenskonferenz den LissÄ- türm in die Luft zu sprengen. Die beiden Verschwörer, haben Moskau bereits gegen Ende Februar verlassen, mit dem Ziele Spanien, Frankreich und England aufzusuchen. Der Weg geleitete sie über Odessa und Konstantinopel; sie führen falsche Schweizer Pässe mit sich, die auf die Namen George und Elise Trochet lauten. In Odessa wurden ihr« Pässe in Ordnung befunden, so daß sie ihre Reise in Ge- sellschait.einer dritten Person, deren Name nickt bekannt ist, fortsetzen konnten. Warum macht die Katze eine« Buckel, wenn sie angegriffen wird? Die Frage wird in einer Jägerzeitung folgendermaßen beantwortet: Die Katze will damit ihre schwache Stelle, das Genick, schützen. Sie hat zwei Waffen, ihr Gebiß, das der angreifende Hund nicht sonder lich fürchtet, und ihre Pranken, die bewaffneten Nörder* füße, vor denen der Hund die größte Hochachtung besitzt. Die Katze ist also von vorne für den Hund sehr wenig angreifbar, und der erfahrene Hund versucht daher, sie über ihren Kopf hinweg beim Genick zu fassen. Lediglich um bieS zu verhindern, macht die Katze einen Buckel. Eine „Pumpstation" für Studenten. Die Wilhelms- Universität in Münster i. W. darf als erste Hochschule in deutschen Landen das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, eine richtiggehende „Pumpstation* für Studenten errichtet und unter ihren Schutz gestellt zu haben. Dre unter dem Namen einer „Darlehenskasse für Studierende* ins Leben gerufene Einrichtung ist freilich nicht als Rettungsanker für jeden in geldlichen Schwulitäten sitzenden Bruder Studio gedacht, sondern sie wurte aus der Not der Zeit heraus geboren und ge währt denjenigen Studierenden, die in den vom Feinde besetzten Gebieten beheimatet sind, mit ihren Angehörigen aber keine Verbindung Herstellen können, Darlehen z r Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. Sowohl vrm Magistrat wie von der Universität selbst sind ansehnlich.' Geldsummen zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt worden. --- Merkwürdige Heilung. Die Arzte des St. MaryS Hospital in London haben eine eigenartige Operation an einem irischen Dienstmädchen mit bestem Gelingen durch geführt. Dem Mädchen war beim Esten ein Stück Fleisch im Halse stecken geblieben. Es hatte daraufhin versucht, durch Einführung eines Gabelstiels das Stück weiter zu schieben; dabei hat sich der Schlingmuskel so krampfhast fest um den i Gabelstiel geschloffen, daß er nicht mehr herauszubekommen war und schließlich in der Aufregung die ganze Gabel ver schluckt worden ist. Durch Röntgenbeleuchtung konnte fest gestellt werden, daß die Gabel bis in den Magen gekommen mar. Durch einen Einschnitt in die Magenwand ist das Mädchen von der Gabel bestell worden. Die Operation hat zwanzig Minuten gedauert, und die Patientin hat sich schnell und vollkommen von dem Unfall und der Operation erholt. Kaiser Wilhelm und der französische Gotha. In der soeben erschienenen französischen Ausgabe des Gothaschen Almanacks für 1919 wird über den früheren Kaiser Wilhelm bloß folgendes mitgeteilt: „Nachfolger seine- Vaters, hat am 8. November 1918 abgedankt, Doktor der Reckte der Universität Berlin; Doktor der Medizin an der 'Universität in Prag; Doktor der Philosophie an der Uni versität in Klausenburg; ehemaliger Großadmiral und Feldmarschall usw.* Kinderreiche Familien in Frankreich. Lie Fran zosen betonen selbst den geringen Bevölkerungszuwachs in ihrem Lande und nutzen ibn sogar als politischen Beweis grund gegenüber dem bevölkerten Deutschland auS, so daß es interessant ist, wenn jetzt ein Nachweis geführt wird, wie viele sehr kinderreich« Familien eS doch auch in Frankreich gibt. Schon im Jahre 1916 hat ein Ausschuß deS „Vereins der größten Familien* eine Umfrage über kinderreiche Familien veranstaltet, und seinem Beispiel ist jetzt ein Ausschuß des Departements Loire-Jnstrieure ge folgt. ES sollten sich alle Familien melden, die während des Krieges sechs Söhne oder Schwiegersöhne an der Front gehabt haben. Man erwartete etwa 150 Beteiligungen; es haben sich jedoch 587 Familien gesunde?, di« 4015 Soldaten gestellt haben. 296 hatten 6 Söhne oder Schwiegersöhne unter den Fahnen, 167 hatten 7, für 8 fällt die Zahl auf 73 Familien, 31 Familien hatten 9, 15 hatten» 10, 3 hatten 11 und 2 Familien sogar 12 Kämpfer! Es bandelt sich in der großen Mebrzahl um Ackerbauer« familien. Es wurden Preist au-geteilt und den höchsten von 1000 Frank erhielt ein Bauer, der heute 87 Jahre alt ist und in zwei Ehen 22 Kinder gehabt hat. Neun Söhne, drei Schwiegersöhne und 10 Enkel waren Soldaten; von diesen find fünf gefallen, einer ist vermißt, drei waren gefangen. Reise. Werde ein ganzer Mann und lerne auf eigenen Füßen stehen DaS ist der beste Rat, den ich Dir mitgeben kann " „Tantel* rief Harald mit einem letzten verzweifelten Ver such, die alte Dame umzustimmen. „Du darfst auch nicht so von Dir gehen lassen. Ich flehe Dich an —" „Demütige Dich nicht vergebens, wie ich eS selbst so oft tat,* sagte Fräulein von Rabenau kalt. „Die Erinnerung daran vergiftet später Herz und Gemüt und tötet die Selbst achtung. Diese Erfahrung «nachte ich an mir und möchte Dich davor bewahren. Scheiden «vir so fremd voneinander, als hätte diese Unterredung niemals stattgesuuden. Ich wünsche keine weiteren Beziehungen zwischen mir und nun»»« Ver wandten. Damit Gott befohlen!" Fräulein v« Rabenau erhob sich uud schritt, von ihrer Dogge begleitet, dem Neffen voran. Harald hatte, «vährend er ihr folgte, die Wnipfiudnug, eine schwere Demütigung erlitten zn haben, nnd fühlte, daß ein bitterer Haß gegen seine Taute in ihm aufstieg. Aber er wollte ihr das Gefühl de« Lrivmphes nicht gönnen, und so zwang er sich beim Abschied zu einein Lächeln. Dröhnend schlng di« Gtttertür hinter Harald zu. Er hörte den kreischende« Laut, mit dein der Schlüssel sich zweimal im Schloß drehte, vernahm dann das schlürfende Geräusch der Pantoffeln auf den Pflastersteinen des Hofes und das Gebell der Dogge. Nach dem Gasthofe zurückgekehrt, fand Harald ans seinem Zimmer eitle,« Brief von seiner Mntter vor. Gr ritz den Um schlag auf uud laS: „Mein lieber Sohn!* „Wir warten bis jetzt vergebens anf Nachrichten von Dir. Bermntlich hast Dn nichts Erfreuliches zu melden. Sei trotzdem gnt«Mnte-! Großpapa hilft noch einmal anS. Gedeckt sind damit unsere Verpflichtungen aller« dingS »licht, aber mit den Glänbigern hoffen ivtr elu Ab komme«« zu treffen. Durch daS wir uns wieder für einig« Zett halten können. Kannst Du nicht- auSrichleu, so kehre unverzüglich zurück. Leine treu« Mutter * SS2.S0 Die Schkoßherrin von Kelmsöruck. Roman von V. Torony 7 „DaS ist ein Vorurteil," «nlgeguete Fräulein von Rabe nau. „Sieht sich Dein Daler gezwungen, Röcknitz zu verkau fen, so findest Di« leicht Stellung auf einem fremden Gute, v«rw«rtest Deine Kenntnisse nnd sammelst neue, die Dir später, wenn Du Dein eigener Herr bist, von Nutzen sein »v«rd«n.* „Und meine Heirat mit der Baroness« von Kronau?" warf Harald bitter «in. „Glaubst Du, daß ihr Vater einen Gnts- v«rwalter zn«, Schwiegersohn nehmen würde?" „In solchen Dingen kommt «S nicht ausschließlich anf den väterlich« Wik« an, entgegnete Fräulein von Rabenau. „Hängt die Baroness« mit ganzer Seele an Dir, so rvird sie wohl warten, bis Du in der Lage bist, um ihre Hand zu bit ten. Nach meuschlichem Ermessen wirft Dn ein Besitzer von Helm-bruck. Es dürste Dir nicht nnbekamll sein, daß nach den testamentarische« Bistimmungen Deiner Großmutter HelmLbruck nach meinem Ableb^» an Deinen Vater und seine Nachkommen fall« nmß * „Eben, w«il ich das weiß,* entgegnete Harald rasch, „denke ich. daß eS Dir leicht sein muß, nn« schon jetzt mit einem Teil des Vermögen-, auf das wir eiumal Anspruch haben, in unse rer bedrängten Lage beizustehen." „DaS ist ein Verlangen, den« ich niemals Nachkomme«» werde," sagte Fräulein von Rabenau kurz uud bestimmt. „AuS Haß gegen meine Eltern?" fragte Harald. „Nein! Ich bin von Haß und Liebe gleichweit entfernt. Es gab Zeiten, w» ich noch eine für alle Eindrücke empfäng liche Seele besaß. Sie sind längst vorüber. Heute machen we der Drohungen noch Schmeicheleien auf mich Eindruck. Sage Leinen» Vater, daß ich mich bemühe»» will, seine wenig brü« l erliche HandlungSwets« zu vergesse»». Ich betrachte Deins Lendnng al« beendet.* Aber Harald wollt« sich nicht s» schnell abfertigen lassen. Cs schien ihn», al- ob fein« Tanle zwar «in« verbitterte, aber ! in, Grunde ihres HerzeuS doch versöhnliche Natnr sei, die GesühlSregnugen nicht unzugänglich war Und so sagte er ! mit besonders herzlicher Betonung: „Ich kam zu Dir als zu unserer letzten Hoffnung, und wir würden Dich stets als un sere Retterin und Wohltäterin verehren, wenn Dn mlseren Wünschen Gehör schenkt-st. vielleicht war eS nur der Mangel au Liebe, der Dich so verbittert hat. Wir wollen nach Kräften versuchen, Dich »weder mit den» Schicksal auSznsohneu. Du beriefst mich doch in einer bestimmten Absicht hierher. Eß kann »»»»möglich nur deshalb geschehe»» sein, um mich zn ver höhnen." Fräulein von Rabenau sah Harald lange nnd forschend! an, so daß er bereit« »laue Hoffnung zn schöpfen begann. l „Ich wich v« der Gewohnheit, niemand Zutritt zu mir zn gewähren, nur deshalb ab," sagte ste, jedes ihrer Worte scharf betonend, „»veil die Beziehungen zwischen mir nnd meine»» Verwandten endlich klargestellt werd« müssen. Als ! Deine Großmutter mich zur Universalerbin einsetzte, »sollte i sie ei» altes Unrecht g»ttmachen. Es war zu spät. Mit ihrem § ganzen Reichtum ließ sich da-, was ich i« frühester Jugend ! entbehr« muht«, »licht wieder znrückkaufen. Gealtert, soivohl ! ä> tz«rlich al- innerlich, wußte ich mit dem Goldregen, der sich ! plötzlich über «»ich ergoß, niDs mehr anz»»fangen. Der Gter- ! benden letzter Wille verpflichtet? mich zur Annahme ihres BermächtnifleS. Ich gelobte mir, mich genau an den Wort- ! lant de- Testament- zu halte» und eine treue Bollstreckeri»» ' ihres letzten Willens zu seiu. Dieses Gelöbnis erfülle ich uud weich« nicht um Haaresbreite davon ab. Bo,» dein großen Vermögen verbrauche ich für meine Person nicht-. Ein tüch tiger Landwirt vermag vielleicht »»ehr aus dem Gut hrranS- zuwirtschaft« al- ich. Wäre dieser Landwirt aber Dein Va ter, so würde»» die Einnahmen trotzdem di« Ausgaben kanm znr Hälfte decke»». Ich halte mir keine Dienerschaft und ver- dranche nicht mehr, al- ich durch meine Hände Arbeit ver diene, »veil ich mich sch« seit einer laugen Reih« von Jahren als gänzlich losgelöst von m«iy«r Familie betrachte und das, »vaS ich znm Lebensunterhalt brauche, mir selbst verdank«»» will. Was Ihr später mit Elwem Reichtum beginnt, ist nicht meine Sache, aber solange ich lebe erhaltet Ihr keinen Heller. Da- mutzte ich Dir sa-«; uud nun wünsch, ich Dir glückliche
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