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Nachrichten für Naunhof : 16.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191904169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-04
- Tag 1919-04-16
-
Monat
1919-04
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 16.04.1919
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Kollektivesel ergeben. Und Eduard Bernstein sagte eS noch volkstümlicher: Kongresse find Schwindel! Vielleicht fällt für die Art auch dieses ÄMgreffes in der sozialistischen Kritik etwÄS von dieser freundlichen Auffassung ab, die breite Öffentlichkeit haftet und hat zu rechnen mit dem Endresultat. Dieses politische Hauptergebnis ist aber, ganz abge sehen von den Beschlüssen gesetzgeberischer Art, eine über raschende Befestigung der Mehrheitssozialdemokratie in sich. Es ist eben nicht eine Versammlung wie jede andere, bei denen es den Führern gelungen ist, mit Hängen und Würgen ihre Leute nochmals zusammenzuhalten. Es handelte sich vielmehr, wie man unschwer beobachten konnte, um die Willensentscheidung der Dele gierten aus dem Lande, bei deren größerem Teile jeder einzelne der örtliche oder provinzielle Führer der Partei ist. Es war die Frage, ob sie -estehen würden im Glut hauche der radikalen Feuerbrände, wie gegenüber allen Lockungen und Sireneuklängen. Nach anfänglichem Schwanken ist eine feste Geschlossenheit zutage getreten. Wenn dabei eine zuerst vermißte feste taktische Führung das ihrige geleistet hat, so bleibt die Selbständigkeit des Entschlusses der Delegierten anscheinend doch bestehen, denn gerade aus den breiteren Kreisen derselben heraus kamen die temperamentvollsten Kundgebungen. Es sind warmherzige und gediegene Worte auf dem Kongresse gesprochen worden vom materiellen und idealen Wesen der Arbeit. Hat der Kongreß der Nation das Ostergeschenk gemacht, die Hoffnung auf Wieder aufbau zu stärken, so wäre diese Errungenschaft die beste von allen. politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Die Deutsche Volkspartei hat ihren ersten Partei tag in Jena abgehalten, auf dem erklärt wurde, daß eine Vereinigung mit der Deutsch-nationalen Volkspartei nicht beabsichtigt sei. In dem HauptrefeiaL kennzeichnete Dr. Stresemann eingehend den sittlichen ^mammenbruch in Deutschland, der sich in den furchtbarsten Folgen für unsere Wirtschaft und für die Ernährung äußere. Die Sozialdemokratie habe alle Erwartungen enttäuscht. Der Redner trat sodann gegen die Sozialisierung und für die freie Wirtschaft ein. Doch sei der Staat an dem Ertrage der Unternehmungen dauernd zu beteiligen. Durch die Arbeitsgemeinschaft zwischen Ler Industrie und den Ge werkschaftsverbänden könnte ein Parlament der schaffenden Arbeit entstehen, das einen Zentralarbeiterrat unmöglich machte. 4- Polnischer Unterricht in Wcftprcufieu. Der preußische Kultusminister teilte offiziell Leni Bischof von Kulm, Dr. Rosentreter, die Einführung des polnischen Religions- und Sprachunterrichts in Schulen mit polnischen Schülern mit. Der Bischof fordert in einem besonderen Erlaß an die Geistlichkeit deren Unterstützung bei der Durchführung. Die Vereinigung polnisch sprechender Lehrer Westpreußens fordert in einer Resolution von der Regierung die Einführung des polnischen Sprachunterrichts in den Lehrerbildungsanstalten, Sprachkurse für Lehrer und Besetzung der Kreisschulinspektorstellen in polnischen Gegenden mit polnisch sprechenden Kreisschulinfpektoren. Die Eröffnung der ersten polnischen Präparandenanstalteu in Preußen soll am 15. Mai in Thorn und Tuchel statt finden. Die polnische Volksuniversität, die bereits in Danzig eingerichtet ist, beginnt demnächst ihre Lehr tätigkeit. Großbritannien. X Die irischen Sinnfeiner regen sich wieder. So find in Dublin Sinnfeinervertretec aus allen Teilen Irlands zusammengetreten, um über die Regelung der Regierungs- form zu beraten. Ferner wurde auch die Boykottierung der irischen Polizei beschlossen, die als irisches Renegat be zeichnet wurde, ebenso wurde über die Errichtung von Staatsbanken und eines republikanischen Postdienstes ver handelt. Der britische Oberbefehlshaber erließ eine Proklamation, in welcher er die Abhaltung von Versamm lungen und Veranstaltung von Umzügen in der Stadt und der Grafschaft Dublin verbietet. Bus Irr« und AuskmS. Berlin. Hier Kat der Sackveruandigenbeirat für Kohlen- wirtschaft zusammen. Minister Wisset! gab einen Überblick über die augenblickliche Lage. Berlin. Graf Brockdorff-Rantzau ist aus Weimar hier eingetroffen, um persönlich die Leitung der Vorbereitungen für dte Friedensverhandlungen zu übernehmen. Mannheim. Bei der Volksabstimmung über die badische Verfassung und über die Fortdauer Ler National- Versammlung stimmten mit Ja 358 000, mit Nein 21 000. T:e i Beteiligung an der Abstimmung mar schwach. Konstantinopel. Der frühere Gouverneur von Tokat ! Kiamil Mahmud Pascha wurde der Mitschuld an den arme- Nischen Massakers schuldig befunden und in Stambul ge- ' hängt. Ler frühere Kommandant der Gendarmerie erhielt i 16 Jahre Gefängnis. Zweiter Deutscher Rätekongreß. 6L. Berlin, 14. April. Die Beratungen über den Ausbau des Rätemsiems wurden in der Sonntagssitzung beendet. Der Antrag der Unabhängigen wurde abgelehnt. Die vermittelnden Anträge der Mehrbeitssozialisten Cohen—Kaliski zur Schaffung von „Kommunen der Arbeit" fanden Annahme. Auch findet An nahme ein Antrag, nach dem dte Arbeiter- und Bauernräte bis zur endgültigen Neuregelung der Rätefrage ihre Funktionen beibehalten sollen. Heute steht zur Erledigung außer einer Anzahl von An trägen und der Neuwahl deS Zentralrats als einziger Punkt die Stellungnahme zur tzeozialisterung. Berichterstatter ist der auf dem rechten Flügel der Un abhängigen stehende Marxist Karl Kautskn. Eingegangen ist von den Führern der Fraktionen Flügel für die Demokraten, Hauschild für die Mehrheitssozialisten und Dr. Rosenfeld für die Unabhängigen folgender Antrag: „Der Rätekongreß wolle beschließen, die Reichsregierung auszufordern, schleunigst das Akrenmaterial über die Vorgeschichte des Krieges zu ver öffentlichen." Es liegt ein längerer Antrag Kautsky vor, der bet der jetzigen Regierung die Entschlossenheit zur Soziali sierung vermißt, ihr vormirft, daß sie viel kostbare Zeit ver- streichen lasse. Deshalb müsse an die Stelle des Koalitions ministeriums eine rein sozialistische Regierung treten, die allein helfen könne. An Stelle des erkrankten Berichterstatters Karl Kautsky verliest Frau Kautsky, die seine Mitarbeiterin auf diesem Gebiete ist, seine Rede: Der Revolution fallen waet Aufgaben zu, einmal das, was 184k versäumt ist auf dem Gebiete der bürgerlichen Demokratie durchzuführen, und zweitens die Durchführung des Sozialismus. Heute spricht alle Welt vom Sozialismus. Meist wird sie als Macht- und Lohnsrage auf- gefaßt. Sozialismus bedeutet Aufhebung deS Kapitalismus, aber auch Wetterführung der Produktion auf der vom Kapitalismus geschaffenen Grundlage. Diese Gtmndlage darf das Proletariat nickst zerstören, »andern hat sie zu benutzen Dn Vortrag gibt dann eine längere theoretische Erörte rung der Produttivgenoffenschaften uns Aktiengesellschaften. — Kautsky wendet sich dann gegen dte Verstaatlichung. Staatsbetriebe sind stets in der Konkurrenz Privatbetrieben unterlegen. Der Staatsbetrieb führt nicht zu einer Prodnk« tion-Mrderung. 'Kautsky führt dann des näheren aus, d ch die sozialiststche Produktion nicht auf allen Gebieten gleich mäßig einsetzen kann. Das kann nur schrittweise geschehe-' und nur auf den Gebieten, die dazu reif sind. Die russiselch Methode „Erst wag's, dann wäg's" hat die Notlewe chV ruffischen Proletariats nur gesteigert und enormes Lehrae!, gekostet. Die russischen Genoffen selbst mahnen, von ihrck* Fehlern zu lernen. Wir müßten in der Tat unfehlbar ve^ hungern, wenn wir nicht bald die ganze Produktion mied^ in Gang bringen, nicht die sozialistische, sondern womögli auch die kapitalistische. Die Arbeiter müßen den energisch^ Willen zur Sozialisierung sehen. Wenn aber die Haltung d^r Regierung Mißtrauen einstößt, so werden sie von sich aus planlos überall die kapitalistische Produktion unmöglich machen. Das hieße aber vollständigen ökonomischen Ruin. Das ist nur zu vermeiden, wenn die Negierung in Ler Sozialisierung selbst die Führung übernimmt. Die heutige Regierung genießt aber in dieser Ri-Rtung kein Vertrauen. (Lebhafte Zustimmung.) Kautsky verlangt ein zentrales SozialisierungSamt, bestehend aus Praktikern und Theoretikern, und schließt mit folgender Mahnung: Wir wären schlechte Marxisten, wenn mir die Bedeutung einzelner Personen überschätzten. Die. Wurzel alles Übels ist vielmehr die Spaltung des Proletariats. Die allein ist schuld, daß die Regierung in die Abhängigkeit alter Gewalten geraten ist. Gelingt die Einigung unter dem Banner der Sozialisierung, so ist die Revolution gerettet, und keine Gegenrevolution kann das Proletariat wieder aus- einanderbringen. Marx sagte: Proletarier aller Länder, ver einigt euch, — wir müssen bmzufügen: Proletarier Deutsch lands, einigt euch. (Stürmischer Beifall.) In der Diskussion erklärt Kaliski für die sozialdemo kratische Fraktion, dem Reserat nicht viel hinzusumgen zu haben. Kautskys Resolution biete weite und breite Angriffs punkte. Die Grundlage des staatlichen und wirtschaftlichen Lebens kann nur die Pcodukuon sein. Redner macht den Vorschlag, daß die Resolution Kautsky und alle anderen zur Sozialisierung vorliegenden Resolutionen dem neuen Zentiai- rat überwiesen werden und daß keine Abstimmungen statt- finden. Danach ergreift Reichsminister Wissell das Wort. Der Minister fand trotz aller Kritik Kautskys, daß sich die Regierung auf dem richtigen Wcge befinde. Es solle alles geschehen, um das Rahmengesetz für die Sozialisierung baldigst fertigzustelleu. Der Unabhängige Koenen wandte sicy scharf gegen Lie Regierung. Trotzdem noch zahlreiche Anträge vorliegcn, besteht die Absicht, heute abend die Arbeiten des ^mwrcsies zu be enden. ReichsexFution gegen Braunschweig. Noske läßt marschieren. Magdeburg, 14. Avril. General Mncrker hat vom Rcichsweluiriinistcr den Befehl erhalten, zum Zweck der Wiederherstellung ge sicherter Pcrüältunfe im Eisenbahn-, Post- und Telept epheu- vercehr, der seit Tagen gestört ist, sowie zur Verbind'.rang von Gewalttätigkeiten an Post- und Eisenbahirbcaintcu mit seinem Korps in Braunschweig einzuriicken. Das Unter nehmen wird in den allernächsten Tagen vor sich gehen. Endlich soll also auch den schon feit November unmög lichen Zuständen in Braunschweig eia Ziel gesteckt werden. In der Stadt Braunschweig geht alles drunter und drüber. Alles streikt, und auch der bürgerliche General streik hat seit einigen Wochen eingesetzt. Die Stadt ist von jeder Verbindung nach auswärts abgeschnitten. Deutschland als Arbeitssklave dsrMesimächte Helfferich über unsere Finanzen. Der ehemalige Staatssekretär Dr. Helfferich hat sich einem Pressevertreter gegenüber eingehend über die finanzielle und wirtschaftliche Lage Deutschlands geäußert und kommt dabei zu folgendem Schluß: Die Forderungen der Entente sind Heller Wahnsinn. Wir sind schlechterdings nicht in der Lage, größere Summen oder Werte als Entschädigungen an das Ausland abzuführen. Von unserem von mir vor dem Kriege auf 20 Milliarden geschätzten Besitz an Auslandswerten sind nicht weniger als vier Fünftel durch unsere Kriegseinfuhr nusgezehrt, dazu kommt die Ent wertung unseres überseeischen Besitzes durch den Handelskrieg Ler Entente. Wir sind also durch den Krieg aus einem Gläubigerland ein Schuldnerland geworden. Zur Wiederher stellung unserer Gütererzeugung in Deutschland sind wir zudem auf ausländischen Kredit angewiesen: wovon sollten wir also die enorme Entschädigung bezahlen? Es ist eine Unmöglichkeit, daß ein Volk auch nur ein Fünftel seines Volks oermögens einem fremden Volke überträgt, das hat es in der ganzen Geschickte noch nicht gegeben. Die fünf Milliarden Frank, welche Frankreich 1871 anserlegt worden sind, haben nur 2V- Prozent des damaligen französischen Vollsvcrmögens ausgemacht. Heute aber Deutschland alle Entschädigungen des Weltkrieges auferlegen, heißt nichts anderes, als die Deutschen zu Arbeitssklaven für die westlichen Völker zu machen. Wir können, sagt Helfferich weiter, nur mit Waren zahlen, aber es wird uns schon sehr schwer fallen, im Laufe der Jahre wieder dahin zu kommen, daß wir unsere unentbehrliche Einsuhr und die Zinsen für die Auslands verschuldung mit der industriellen Arbeit unserer Be völkerung bezahlen können. Nie Auskehr in München. Verhaftung der Rädelsführer. Die Herrlichkeit der Münchener Kaffeehausdiktatoren war sehr kurz; nur ganze sechs Tage sind ihnen beschicken gewesen. Und dann war es aus. Die Münchener Garnison hatte gemerkt, daß sie an der Nase herumgeführt wurde, und machte daher kurzen Prozeß. In wenigen Nachtstunden war der Sturz der Räteregierung in schönster R"he und ohne Blutvergießen vor sich gegangen. Sechzehn Kommunisten, darunter Landauer, Wadler und Mühsam, wurden verhaftet; dem sattsam bekannten Dr. Lipp gelang es, noch rechtzeitig zu entfliehen, und zwar in eine Klinik für Geisteskranke, wo er auch hingehört. Der Kommunist Levien verfuhr nach althergebrachter russischer Sitte, in dem er sich mit zwei Millionen Staatsgeldern „bewaffnete" und ausriß. Man sagt, er soll nckch der Schweiz ent kommen sein. Was sonst in München herumläuft und Unfug ungerichtet hat, dürste ebenfalls bald dingfest gemacht sein. Zur Wiederherstellung der Ordnung ist, von der gesetzmäßigen Regierung Hoffmann gesandt, der Abgeordnete Vogel aus Fürth in München mit weit gehenden Vollmachten erschienen. — Der „Vorwärts" bemerkt zu dem ganzen Vorgang sehr treffend: „Selten ist in der Geschichte der Versuch, fick der Herrschaft eines ganzen Landes zu bemächtigen, auf so unzureichender Grundlage gemacht worden. Unzureichend waren die Persönlichkeiten der Führer, der Literalen, Phantasien, Spekulanten und — Irrenhäusler (im vollen Wortsinn!). unzureichend ihre geistigen Mittel, unzurejchMt vor aüem aber ihr Rückhalt in der Bevölkerung. Mit einer trotzigen Bewegung hat dss Bayerrroott deu Versuch, seinen Nacken unter die Diktatur einer winzigen Minderheit zu beugen, von sich abgeschüttelt." Proklamation der Die Münchener Garnison hat gleich nach Beseitigung der Gewalthaber folgende Proklamation an die Bürger schaft erlassen: „Die gesamte Garnison Münchens in Verbindung mit den um das Wohl und Wehe des Proletariats besorgten Volksgenossen hat deu Zenirairat für abgesetzt erklärt. Ehr geizige, landfremde Agitatoren, die nur ihre eigennützige Politik verfolgten, haben unter Vorspiegelung der vollzogenen Einigung des Proletariats ihre selbstsüchtigen Zwecke verfolgt. Leuten wie Lipp und Wagner bat man Euer Geschick anner- traut. Lipp hatte Eisner oenunziert. Wagner die belgischen Arbeiter verraten. Heute steht Münä en, abgeschnitten vom Lande, allein da." Zum Schluß wird die Bürgerschaft aufgefordert, di? gesetzmäßige Regierung Hoffmann zu unterstützen, und mitgetcitt, daß Lebensmittel zur Anfuhr bereit ständen. Völlig ohne Blutvergießen scheint die Sacke dock nicht abgehen zu sollen, den« nach a-l erdings noch mrbe° stätigten Meldungen ist es am Hauptbahnhof zu Gefechten mit Spartakisten gekommen, wobei es letzteren gelungen sein wll, fick des Bahnhofes zu bemächtigen. Vor dem Ende des Ruhrstreiks. Allmähliche Arbeitsaufnahme. Dte Lage im Ruhrrcvter hat sich erheblich gebessert. Nach den Tonntagsbeschliissen ist die Arbeitsaufnahme viel fach sch»» erfolgt oder zn erwarten. Der Streik im Bochnmcr Bezirk ist im Abflauen begriffen. Ans folgenden Zechen sind Montag früh Teile der M»rgeuschicht an- gefahren: „Prinzregcnt", „Engelsbnrg", „Dannenbaum" 1 und 2, „Friedcrica", „Bruchstraße", „Cremonin", „Hansemann", „Hascnwinkel" und „Friedlicher Nachbar". Mau rechnet damit, daß auch die übrigen noch im Ausstand beharrenden Bergleute in den nächsten Tagen zur Arbeit zurückkehren. Im Recklinghausener Bezirk find die Belegschaften verschiedener Zechen am Montag teilweise zur Frühschicht angesahren; auf der Zeche König Ludwig 1. und II. un gefähr die Halste. Friedrich Krupp, Aktiengesellschaft in Essen, teilt mit, daß der Streik bei der Firma erloschen sei. Die Arbeiter des rheinisch-westfälischen Elektrizitäts werkes Esten verharren noch weiter im Sympathiestreik, find aber mit wenig Ausnahmen zur Arbeit erschienen, um die Notstandsarbciten zu verrichten. In Oberhaufen und im Dortmunder Bezirk wird vielfach gearbeitet, teil weise find 7(N» der Arbeiter^erschienen. Der Berliner Angestelltenstreik droht sich auszubreiten. Die Gefahr eines Generalstreiks der Angestellten Groß-Berlins ist nahe gerückt. Die Zentralstrc-kleitung der Angestellten in der Metallindustrie richtet einen Aufruf an alle Angestellten Groß-Berlins, in den Kampl um das Mitbestimmungsrecht einzutreten und ihre Solidarität mit den Streikenden dadurch zu bekunden, daß sie ebenfalls so lange die Arbeit ruhen lasten, bis das Mitbestimmungsrecht gewährt wird. Alle bisherigen Vermittlungsbestrebuugen sind gescheitert. Tie Bankbeamten faßten in einer Sonntagsversammlung den Beschluß, falls die Baukdirektoren aus ihrem ablehnenden Standpunkt verharrten, so würde der Generalstreik für das ganze Reich proklamiert werden. Auch werde man die Privat banken sperren. Sowohl bei Metallangestellten wie Bank beamten handelt es sich jetzt mehr um das Mitbestimmungs recht als um finanzielle Fragen. Der Raub des Saargebieies. Frankreichs Länder- und Geldgier. Paris, 14. April. Es wird nunmehr bestätigt, daß die Frage des Saargebietes nunmehr zugunsten Frankreichs gelöst ist. Frankreich erhält danach die Ausbeutung des Kohlen beckens auf immerwährende Zeit und das volle Eigentum an den Bergwerken. Die Landesoerwaltung sollte ihm nach englstchen Blättermeldungen auf 15 Jahre übertragen und dann die Bevölkerung zur Abstimmung über ihre zu künftige Staatsangehörigkeit berufen werden, eine Lösung, die Wilson wegen der Achtung vor seinen Grundsätzen ge fordert hätte; diese Nachrichten werden für zutreffend ge halten, ausgenommen vielfach die Dauer der Verwaltung durch Frankreich. In der Finanzfrage haben die Staate leiter ein Übereinkommen über die Höhe des Betrages erzielt, zu dessen Zahlung Deutschland sich im Präliminar frieden verpflichten soll, und zwar als Deckung für die ! erst später festzusetzende Gesamtentschädigung; diese Deckung durste nicht unter 126 Milliarden Frank betragen und soll rn Jahreszahlungen in Gold, fremden Werten, Rohstoffen oder Krediten auf ausländische Plätze beschafft werden; Laß Frankreich zur Wiedergutmachung seiner Schaden drei Fäustel davon erbalteu könne. Neutralisierung des linken Rheinnfers. Ferner soll zugunsten Frankreichs das ganze Gebiet auf dem linken Rheinufer neutralisiert und von Frankreich auf unbestimmte Zeit besetzt bleiben. Schließlich ist auf dem rechten Rheinufer die Bildung eines neuen, militärisch neutralen Abschnittes in einer Breite von 60 Kilometern zu erwarten. Diese letzte Maßnahme ebenso wie die Besetzung der Rheinbrücken ist nur zeitweilig und wird nur 15 Jahre dauern. Sie wird in Kraft bleiben während Ler Ausführung der den Deutschen auferlegten finanziellen Verpflichtungen. Die Besatzungstruppen werden staffelweise, entsprechend den geleisteten Zahlungen, zurück gezogen werden. Endlich will uns Frankreich auch noch die Zahlung seiner Kriegsrenten von jährlich etwa vier Milliarden Mark aufbürden. Lenin gibt den Bolschewismus auf. Rußlands Zusammenbruch. Stockholm, 14. April. Wie der Gewährsmann deS W.T.B. berichtet, hatte er kürzlich mit Lenin eine Unterredung, in der dieser sich folgendermaßen äußerte: Lenin räumte ein, daß er die Zeit bis zur Weit, revolutton irrig bemessen habe. Frühestens in zehn Ficht en werde sie vielleicht eintrelen. Diese Wartezeit wäre für Rußland zu lange und eS könne jetzt nicht länger gezögert werden, dem Zusammenbruch vorzubengen. Zu diesem Zwecke müßten sch/ennigst VerkehrSmöglichkeiten geschaffen und daS Eisrnbahnmatertal wieder in Stand gesetzt werden. Deutsche Jngentenre und deutsche Lokomotiven feien erwünscht.
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